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La Revelación - Die Offenbarung

von

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Verwirrung

Nachdenklich kratzte sich André am Kinn. Die immer länger werdenden Bartstoppeln raubten seinen letzten Nerv

„Alain, glaubst du, das Schießpulver reicht? Sollten wir nicht lieber noch zwei Fässer mitnehmen?“

Hm, das habe ich mich gerade selbst gefragt, ach was, du hast wahrscheinlich Recht, nehmen wir die anderen zwei Fässer auch noch mit. Sicher ist sicher, falls etwas passieren sollte, was nicht in unserer Absicht lag“, wieder zeichnete sich Alain’s hämisches Grinsen auf seinen Lippen ab. Zustimmend nickten sich die zwei jungen Männer zu und schafften die letzten zwei Fässer in den Verkaufsraum. Dem Büchsenmacher gingen fast die Augen vor lauter Freudentränen über, als er sah, wieviel die Herrschaften gedachten zu kaufen.

Pst, André, leg noch ein Extragoldstück oben drauf, nicht, dass das Vögelchen vor Freude unverhofft zu singen beginnt. Das wollen wir doch nicht.“

Nein, das wollen wir wirklich nicht.“

Alain belud schon einmal die zwei Packpferde, die unruhig und fast unsicher unter der schweren Last zu tänzeln anfingen. Als André seinen Freund bei der Arbeit betrachtete, kam es ihm vor, als würde ein riesiger Bär die zarten Pferde beladen. Auch Alain ließ sich jetzt einen Bart wachsen und die dunklen Haare im Gesicht verstärkten sein bedrohlich wirkendes Äußeres.

Gut André, haben wir dann alles?“

Lass mich mal die Liste kontrollieren, wir haben zwei neue Gewehre, vier Pistolen, und vier Fässer Schießpulver statt zweien. Ich schätze, das wär’s. Lass uns zurück reiten.“

Oscar war in der Zwischenzeit mit ganz anderem beschäftigt. Rebecca fuhr mit dem großzackigen Kamm immer und immer wieder durch Oscars kräftige blonde Locken. Nachdem das Haar ihres Erachtens gut durchgekämmt war, nahm Rebecca eine Schere und schnitt sorgfältig cirka zehn Zentimeter der goldigen Mähne ab. Vorausschauend hatten sie ein Laken auf den Boden gelegt, denn die soeben geschnittenen Haare dienten einem guten Zweck. Oscar tat es zwar weh, die gefallenen Zentimeter am Boden zu betrachten, doch war sie auch froh nicht ihr ganzes Haar der guten Sache opfern zu müssen.

So Madame, wir wären fertig!“, spielerisch wischte Rebecca Oscar mit einem feinem Pinsel über das Gesicht um vermeintliche Haarreste wegzufegen. Oscar musste durch das kitzelnde Gefühl dabei so schrecklich lachen, dass es ihr sehr schwer fiel ein paar Wörter zu sagen „Hör auf Rebecca, ich bin doch so kitzelig.“

Ich weiß, darum mache ich es ja“, bei diesen Worten gelang es Oscar sich wieder etwas zu beruhigen und sah Rebecca fragend an.

Du willst wissen, wie das so ist, wenn man Zukünftiges sehen kann, es erfühlt und miterlebt, bevor es andere tun?“

Stumm nickte Oscar, obwohl die Enkelin von David Rosenblatt erst fünfzehn Jahre alt war, legte sie ein Verantwortungsbewusstsein und eine Stärke an den Tag, wie es Oscar selten erlebt hatte. In Gedanken versunken lehnte sie sich an den kleinen Tisch, der vor Oscar stand und fixierte einen nicht vorhandenen Punkt. Rebecca ordnete zuerst ihre Gedanken und Gefühle, wie konnte sie auch jemanden plausibel von ihren Erfahrungen erzählen

„Oft sehe ich es als Bürde an diese Gabe zu besitzen, doch ich muss mir immer wieder in Erinnerung rufen, dass ich viel Gutes damit bewerkstelligen kann. Oft lassen mich meine Visionen nicht schlafen und ja, ich habe auch oft Angst. Doch andererseits wurde mir die Möglichkeit geschenkt das Schicksal herauszufordern und die Zukunft positiv zu beeinflussen. Auch wenn ich es nicht immer alleine schaffe“, dabei sah sie Oscar so freundlich und dankbar in die Augen, dass es Oscar wieder bewusst wurde wie sehr sie dieses Mädchen in den wenigen Tagen, die sie hier bei der Familie Rosenblatt verbracht hatten, ins Herz geschlossen hatte.

Rebecca, kannst du deine Visionen steuern? Kommen sie auf Wunsch?“

Nein, bisher traten die Bilder willkürlich vor mein geistiges Auge.“

Der Gedanke, Zukünftiges vorherzusehen und zu verändern, faszinierte Oscar immer mehr und je mehr sie darüber nachdachte, war sie froh, dass ein Mädchen wie Rebecca diese Gabe inne hatte. Sie wollte gar nicht daran denken, was manch anderer Mensch böswilliges damit beabsichtigte.

Rebecca riss Oscar aus ihren Gedanken und erinnerte sie daran, welche Arbeit noch vor ihnen lag. Die Haare mussten aufgelesen und fein sortiert werden. Den Plan, den sie für die Befreiung von Simona erarbeitet hatten, war riskant, doch war es die einzige Möglichkeit die junge Frau vor dem sicheren Tod zu bewahren. Sorgfältig sammelten sie die Haarbüschel auf und legten sie auf den Tisch. Oscar machte sich gleich daran die Büschel zu sortieren und ein wenig zu kämmen, sodass sie wie dünne Pinsel wirkten. Rebecca hatte schon alles hergerichtet. Das etwas gröbere Tuch unterschied sich in der Farbe nur leicht von Oscar

’s heller Haut. Geschickt nahm Rebecca einen Haarpinsel auf und knüpfte ihn sorgfältig in das Tuch „Dein Haar werden wir am besten hochstecken und unter einen gigantischen Hut verstecken, dann können wir auch die Krempe etwas ins Gesicht ziehen.“

Meinst du, der Bart steht mir?“, Oscar musste lachen, jahrelang lebte sie als Mann und trug Herrenkleidung und jetzt fertigten Rebecca und sie einen Bart für ihr nächtliches Unternehmen an.

Ich denke, als Frau gefällst du mir besser.“

Fast empört sah Oscar sie an

„du hättest einmal sehen müssen wir mir die Frauen in Versailles zu Füßen lagen, ich konnte mich vor Angeboten kaum retten“, lauthals prustete sie los. Doch wenn sie an ihre Zeit in Versailles dachte, an ihre Eltern und Sophie dann legte sich etwas Wehmut über ihr Gesicht.

Und doch hast du dich für André entschieden.“

Ja, er war und wird der Einzige sein der mich versteht, auf ihn kann ich mich verlassen. Ich kann ohne ihn einfach nicht leben!“

Mitfühlend tätschelte Rebecca Oscars Hand, blitzartig durchfuhr es sie und schemenhafte Bilder zeigten sich vor ihrem geistigen Auge.

Was hast du Rebecca, ist dir nicht gut?“

Nein, nein, ist schon alles in Ordnung“, doch lächelte sie wohl wissend in sich hinein.

Viktors Finger waren schon klamm vor Kälte, seit Stunden stand er sich die Beine in den Bauch

‚Wirklich gut organisiert sind diese Wachen nicht, sollte sich nichts ändern, werden wir kein Problem damit haben, Simona zu befreien.’

Graf de Girodelle beobachtete seit Tagen, abwechselnd mit André und Alain das Gefängnis, in dem Simona untergebracht worden war. Untertags wirkten die Wachen aufmerksam und vorsichtig, doch sobald die Nacht hereinbrach, bewachten zwielichtige Gestalten die Insassen. Viktor wusste nicht, was er davon halten sollte. Er beschloss wieder zum Haus der Rosenblatts zu gehen um sich aufzuwärmen, interessanter wurde es wieder am Abend. Wie er die engen Gassen hindurch ritt, drifteten seine Gedanken zu Haydee ab. Wie es ihr jetzt wohl erginge? Ob es ihr gut gehe? Die Ungewissheit machte Viktor sehr zu schaffen, er fühlte sich hilflos und er war sich nicht sicher, ob sie ihn nicht schon längst vergessen hatte.

Ach verdammt Viktor, reiß dich zusammen, die Grübelei bringt doch nichts.’

Mein Gott André, was sollen wir denn mit vier Fässern Schwarzpulver?“, unschlüssig stand Oscar vor dem Einkauf und sah ihren Mann fragend an.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es besser wäre den ganzen Bestand aufzukaufen. Lieber zu viel als zu wenig.“

Nun, was soll es, ändern können wir es nicht mehr. Sieh mal, glaubst du, der Bart wirkt echt?“

André staunte nicht schlecht, als sich Oscar das mit Haaren beknüpfte Stück Stoff vor das Gesicht hielt. Für ihn würde sie immer als Frau erkennbar bleiben, doch Unbekannten würden ihr den bärtigen Jüngling sofort abnehmen.

Sehr gut, wenn wir mit unseren Vorbereitungen so vorankommen, kann es bald los gehen.“

Zustimmend nickten die anderen André zu, als sich auf einmal die Tür öffnete und die Haushälterin der Familie Rosenblatt hereinkam

„Meine Herrschaften, es wäre wieder Zeit für den Tee“, klirrend stellte sie die Teetassen und zwei kleine Kännchen mit dampfenden Flüssigkeiten auf den Tisch. Angewidert verzog André sein Gesicht, dreimal täglich musste er dieses abscheuliche Gebräu trinken, damit sich sein Blutdruck senkte. Natürlich war er dankbar dafür, dass ihm geholfen wurde und oft dachte er daran, was er wohl getan hätte, wenn er vollkommen erblindet wäre, und dennoch schmälerten diese Gedanken seinen Ekel vor dem Tee nicht. Oscar musste bei seinem verzehrten Gesicht lachen, als Kind hatte er genau den selben Gesichtsausdruck, wenn er genötigt worden war Milch zu trinken. Damals wurde ihm schlecht und man konnte fast meinen, er würde grün im Gesicht werden, sobald er einen Schluck Milch trank. Mitfühlend strich Oscar ihm über seinen breiten Rücken und redete auf ihn ein wie auf ein krankes Tier

Ach André, so schlimm kann es wirklich nicht sein, vor allem denk daran, wofür du es tust.“

Oscar, du hast leicht reden, dein Tee schmeckt ja nicht so abscheulich wie meiner.“

Still musste sie ihm Recht geben. Glücklicherweise harmonierten die Kräuter die für sie ausgesucht wurden viel eher als die von André. André atmete tief durch und leerte die dampfende Tasse in einem Zug. Somit hatte er bis zum Abendessen ein wenig Ruhe vor dem Trank.

Heute Abend werden wir die restlichen Dinge besprechen und einen Tag für unseren Plan festlegen, was haltet ihr davon? André? Viktor? Alain?“

Alle stimmten Oscar zu, je länger sie ihr Vorhaben hinauszögerten, desto angespannter würden ihre Nerven werden. Jeder von ihnen konnte den Tag nicht erwarten, ob es aus Abenteuerlust oder Nervosität war, wagte sich keiner zu sagen.

David Rosenblatt saß studierend über seinen Papieren und rechnete alles noch mal nach. Wenn er sich nicht täuschte, musste ein Neuanfang in Frankreich oder Deutschland ohne gröbere Probleme ausgehen. Wohin es ihn und seine kleine Familie verschlagen würde, darüber hatte er nicht nachgedacht, viel Wichtigeres hatten bisher seine Gedanken beschäftigt. Wie verabredet hatte er zwei Planwägen gekauft, ein befreundeter Tischler hatte ihm Geheimfächer im Inneren des Wagens gefertigt, wo er seine wichtigsten Dokumente und Geld mitführen konnte. Er dankte Gott für Rebecca

’s Gabe, die ihnen half seine Nichte zu retten. Denn nur durch diese Fügung machten sie Bekanntschaft mit den erfahrenen ehemaligen Soldaten der französischen Garde und Armee.

Großvater kommst du? Das Essen ist fertig und nachher wollen wir unseren Plan besprechen.“

Jedes Mal wie er seine Enkelin sah, fragte er sich, wie schön sie noch werden würde und er wunderte sich wie unterschiedlich doch seine Nichte Simona und seine Enkelin Rebecca waren. War doch Rebecca von zierlicher Statur, blauäugig und blond und eher in sich gekehrt so war Simona hingegen brünett mit einem rötlichen Glanz im Haar mit dunkelbraunen Rehaugen und einer eher stämmigen Gestalt mit viel Temperament. Jede seiner Töchter, wie David sie nannte, denn sie waren das wichtigste auf der Welt für ihn, waren auf ihre Weise etwas ganz besonderes und wunderschön.

Ja natürlich mein Täubchen, ich komme gleich.“

Gemütlich saßen sie alle beim Essen und schwiegen. Jeder hing seinen Gedanken nach. Als Esther endlich das Geschirr abgeräumt hatte und den Tee im Arbeitszimmer serviert hatte, entwickelte sich langsam aber doch das gewichtige Gespräch

„Freunde, die Zeit drängt und wir müssen uns endlich auf einen Tag einigen, an dem wir unseren großen Clou begehen möchten“, ohne Umschweife sprach Viktor das an, was ihm schon länger auf der Zunge brannte. Für ihn gab es keinen besseren Plan und die Warterei brachte ihn um den Verstand.

An den Hilfsmitteln sollte es nicht scheitern, André und ich haben heute das Schießpulver und die notwendigen Gewehre besorgt. Von mir aus kann es auch losgehen.“

Oscar nickte verständig zu

„Monsieur Rosenblatt, wie sieht es aus, habt Ihr alle Vorbereitungen getroffen? Ihr hattet doch am meisten zu erledigen. Wer wird sich um Euer Haus kümmern und habt Ihr schon alle notwendigen Unterlagen und Papiere besorgt? Wie sieht es mit den Planwagen aus?“

Bedacht nickte er.

Es war eine klare Nacht und der Mond stand sichelförmig am schwarzen Himmel. Es hatte gerade zur achten Stunde am Abend geläutet und die Straßen waren wie leergefegt. Den Verschwörern sollte es recht sein, je weniger Menschen sie wahrnahmen, desto besser war es für sie. Die vier Reiter waren schwarz gekleidet und nur schemenhaft konnte man sie in der dunklen Nacht wahrnehmen, allein das Geräusch der Hufeisen auf den gepflasterten Straßen und der Atem, der bei jedem Stoss kondensierte, verrieten ihre Anwesenheit . Der Wachwechsel hatte, wie schon die Tage zuvor, kurz vor acht Uhr stattgefunden, die Männer, die die Gefangenen diese Nacht bewachen sollten, wirkten schon bei ihrem Eintreffen nicht mehr ganz nüchtern, vor allem aber waren es weniger als sonst. Mit Sicherheit fehlten mindestens vier von ihnen. Doch darauf konnten sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Wie sich die Tür zum Gefangenenturm schloss, warteten sie noch ein paar Minuten um sich der Ruhe sicher zu sein. Oscar saß angespannt auf ihrem Pferd, auch ihren sonst so strahlenden Schimmel erkannte man dank der auf dem Tier verteilten Asche nur schwer in der Nacht. Ihr langes blondes Haar befand sich zusammengebunden unter einem großen Hut der ihr zartes Gesicht zur Hälfte verdeckte. Dank Hut und aufgeklebten Bart war sie für Fremde nie im Leben als Frau erkennbar.

Falls sie entdeckt wurden, würde man vier Männer suchen und nicht drei Männer und eine Frau. Nervös tänzelten die Pferde vor sich hin. Viktor nickte André und Alain zu, worauf diese vom Pferd sprangen und die Fässer mit Schießpulver von den Packpferden lösten. Gerade in diesem Moment kamen die bezahlten Damen von einer einschlägigen Schenke mit zwei großen Krügen, gefüllt mit Wein. Es folgte ein energisches Klopfen an der Tür des Gefängnisturmes und schnurstracks befanden sie sich im Inneren. Oscar widerstrebte es die Dienste der Frauen, die sich sonst für Geld verkauften, in Anspruch zu nehmen, doch sah sie sonst keine Möglichkeit die Wachen betrunken zu machen. Sie wollte so viele Verletzte als auch Tote wie möglich vermeiden, doch dafür mussten gewisse Opfer gebracht werden.

Lautlos schlichen die drei Männer zum Turm hinüber und platzierten zwei der Fässer geschickt und wohlüberlegt an den Seiten der schweren Gefängnistür. Die anderen zwei hatten sie vorsorglich an der Mauer, die zum nahe gelegenen Wohnviertel grenzte, postiert.

Es dauerte nicht lange, als die zwei Frauen wieder den Turm verließen. Nun war die Stunde gekommen, auf die sie gewartet hatten. Viktor, André und Alain gaben sich ein Zeichen und André blickte kurz zu Oscar zurück. Sie sollte Wache halten und die anderen warnen, falls es zu einem Zwischenfall kommen sollte.

Nun Monsieurs, lasst die Spiele beginnen“, Alain war vom Kampfgeist gepackt und wenn er ehrlich war, freute er sich über die Abwechslung. Die Aufregung stachelte ihn nur noch mehr an. Viktor klopfte kräftig zweimal gegen die Türe.

Die zwei Täubchen waren aber schnell, hätte mir nicht gedacht, dass sie wirklich ihr Wort halten würden und so schnell neuen Wein bringen würden“, den abschätzigen Worten folgte ein hämisches Lachen und kurz darauf öffnete sich die Tür.

Na mal sehen, ob dir dieser Wein schmecken wird“, verwirrt sah einer der Wachen den diabolisch grinsenden Alain ins Gesicht, es blieb ihm kaum Zeit zu reagieren, denn mit einem Mal hatte er Alains Faust im Gesicht. Die rechte Gerade hatte ihre Wirkung nicht verfehlt, Blut rann aus der Nase des Mannes, der schwer benommen am Boden lag. Sofort sprangen die drei Anderen auf um ihrem Freund zu helfen. Der Wein hatte seine Wirkung nicht verfehlt, denn es dauerte, bis sie es schafften die Degen zu ziehen.

Gekonnt hechtete André auf einen der Männer, mit dem er gemeinsam zu Boden fiel. Die Wache roch nach Schweiß und eine Alkoholfahne kam André entgegen. Ein paar Mal schlug er zu, bis der Mann bewusstlos am Boden lag. Alain hatte sich in der Zwischenzeit dem Mann gewidmet, der ihm einen der leeren Weinkrüge entgegen geworfen hatte. Der Krug zerschellte an der steinernen Mauer und kleine rote Tropfen rannen an ihr herunter.

Verdammt noch mal, ich hatte doch mein Haar erst gewaschen“, verärgert grub Alain seine Faust in die Magengrube seines Gegenübers, woraufhin der stöhnend in die Knie ging. Um ganz sicher zu sein, setzte Alain noch einen Kinnhaken obendrauf und ließ damit seinen Feind zu Boden sinken. Viktor’s Gegner hatte es wider Erwarten geschafft seinen Degen zu zücken und stürzte sich auf den Grafen. Mit einer geschickten Drehung wich er aus und rammte den noch in der Scheide steckenden Degen seinen Konkurrenten in den Oberkörper. Es schien als würde der Rivale auf Grund des Schlages für einen Moment keine Luft mehr bekommen, worauf ihm Viktor den Schaft des Degens seitlich gegen den Kiefer stieß. Ohnmächtig und verwundet lagen die vier Wachen am Boden und man konnte nur mehr ein leises Stöhnen vernehmen.

Habt ihr die Schlüssel schon gefunden? Verdammt, die müssen doch hier irgendwo sein?“, Viktor wurde langsam nervös, vier Männer der Wache fehlten noch und es wusste keiner von ihnen, wann diese auftauchen würde. Je schneller sie ihren Job erledigten, desto besser war es für alle. Triumphierend hielt André dem Grafen die Schlüssel vor’s Gesicht „Man könnte meinen, du wärst zum Waschweib mutiert, Viktor“

Ja, ja André mach nur blöde Witze, beeilt euch lieber, ich werde hier warten und die dreckigen Kerle im Auge behalten. Seht zu, nicht zuviel Aufmerksamkeit auf euch zu ziehen.“

Mein Gott André, du hast Recht, er hört sich jetzt schon an wie deine Großmutter“, selbst Alain konnte es sich nicht nehmen lassen Viktor aufzuziehen.

Dank ihres Ausspähens wussten sie, dass Simona im zweiten Stockwerk untergebracht war, flink wie zwei Wiesel rannten sie die sich immer wieder kehrende Treppe empor. Der Gang wurde nur spärlich von drei Fackeln beleuchtet, immer wieder schoben sie den Riegel des Guckloches zur Seite und blinzelten hinein.

Simona Rosenblatt, seid Ihr es?“, ein leises Grummeln bestätigte sie, dass diese Türe falsch war. Als André an die dritte Türe herantrat, kam ihm ein Klopfen entgegen „Hallo, ist da jemand, hallo wer ist denn da?“, eine weibliche Stimme mit einer angenehmen Klangfarbe schallte ihnen entgegen.

Volltreffer, André, los sperr endlich auf“, in diesem Moment hörten sie Viktor laut fluchen und sogleich löste sich ein Schuss „Los beeilt euch, die restlichen Wachen sind aufgetaucht und die sind weniger betrunken als ihre Freunde.“

Einen konnte Viktor mit seiner Pistole niederstrecken, ein weiterer stürzte sich mit dem gezückten Degen auf ihn und es entfesselte sich ein harter Zweikampf, die anderen zwei Wachen rannten wie Bluthunde, die eine Fährte gewittert hatten in den zweiten Stock, wo sie auf André, Alain und die junge Frau stießen.

Mademoiselle, Ihr müsst uns vertrauen, Euer Onkel David Rosenblatt schickt uns, er sorgt sich sehr um Euch und bat uns Euch zu helfen.“

Sie nickte, denn der Mann dessen Haar zwar die Hälfte seines Gesichtes verdeckte, wirkte auf sie vertrauenswürdig und seine Stimme beruhigte sie.

Oscar hatte draußen alles genauestens beobachtet, doch wusste sie auch, dass es ihnen nichts bringen würde, wenn sie ihren Posten verlassen würde. Die drei Männer mussten einen kleinen Moment noch selber mit der Situation fertig werden. Noch zwei Minuten, dann konnte sie ihren sicheren Platz verlassen und mit den Pferden vor dem Gefängnis auf sie warten. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken ihre Freunde in solch einer Gefahr zu wissen, vor allem um André sorgte sie sich. Falls ihm nur ein Haar gekrümmt wurde, sie würde Rache üben. Auf einmal hörte sie einen Schuss aus dem Inneren des Turmes, dieses Mal war er nicht so laut wie der von Viktor, also musste er aus dem zweiten Stock stammen.

Verdammte Stümper, ich werde euch zeigen wie man zielen muss um einen Mann zu töten“; wütend darüber von einem der Spanier getroffen worden zu sein, griff Alain nach seiner Pistole und ohne lang zu zielen, drückte er ab und schoss dem, der seine Verletzung verantworten musste, zwischen die Augen. Die nächste Sekunde sank der Getroffene zu Boden. Den Schmerz der Verletzung spürte Alain nicht so sehr wie seinen verletzten Stolz, wie ferngesteuert wandte er sich dem Zweiten zu, der mit erschreckten Augen vor ihm stand. Der Junge konnte nicht älter als siebzehn gewesen sein, darum reichte es zu, dass ihm Alain seinen Stiefel ins Gesicht drückte.

Alain, beruhige dich doch und lass uns verschwinden, du erschreckst Mademoiselle Simona noch so sehr, dass sie uns nicht vertraut“, André hatte den besorgten Gesichtsausdruck der jungen Frau bemerkt, die froh war, Schutz hinter Andrés Rücken zu erlangen. Sie war sonst nicht so zurückhaltend, doch die Tage in Gefangenschaft und die nächtliche Befreiung mit diesem Ausgang hatten ihr wahrlich zugesetzt.

Na dann los, kommt schon.“

Sie liefen die Treppe hinunter, wo sie auf Viktor trafen, der schon ungeduldig auf sie wartete

„Beeilt euch, die anderen erholen sich schon langsam von ihren Prügeleinheiten.“

Just in diesem Moment vernahm Viktor das leise Wiehern seines Hengstes. Erleichtert sahen sie Oscar mit den Pferden vor der Türe stehen.

Mademoiselle, Ihr reitet mit mir“, mit einem leichten Ruck beförderte Viktor die verdatterte Simona auf sein mächtiges Ross. Ihr war es fast unangenehm so nah bei einem Mann zu sitzen, da sie die letzten Wochen keine Gelegenheit hatte sich zu pflegen. Oscar war froh, dass keiner ernsthaft verletzt worden war, vor allem freute sie sich über André der ihr aufmunternd zulächelte „Los, lasst uns hier verschwinden“

Sie wendeten die Pferde und sprinteten davon. Schüsse fielen durch die Nacht, worauf Oscar stoppte.

Oscar, was hast du vor?“

Schon gut André, reite nur weiter, lass mich das nur erledigen“, sie ergriff das Gewehr, welches in ihrer Satteltasche ruhte und legte es an „Ruhig Agrios, nicht erschrecken“, sie drückte ab und die Kugel durchschnitt die Luft, keine zwei Sekunden später explodierte das erste Fass mit Schießpulver und eine Sekunde darauf die Zweite.

So, damit hätten sie genug zu tun“, zufrieden mit ihrem Schuss gab sie ihrem braven Pferd die Sporen und folgte den Anderen. So gut sie die vorherige Situation gemeistert hatten, ein Problem war noch zu lösen, sie mussten ungesehen die Stadt verlassen. Oscar übernahm die Führung des kleinen Trupps, gekonnt manövrierte sie ihre Freunde durch die Gassen von Pamplona. Sie hatte sich ihre Umgebung Tage zuvor genauestens eingeprägt, damit sie selbst mit verbundenen Augen den richtigen Weg raus aus der Stadt fand.
 

Sie ritten zum westlichen Tor, es war nur ein kleiner Einlass im Vergleich zum riesigen Süd- und Nordtor. Das Gitter war so groß wie selbiges was damals in ihrer Villa in der Nähe von Versailles gebaut worden war. Nacheinander konnten sie gut mit den Pferden hindurch reiten. André hatte sich vorsichtshalber ein Tuch vor das Gesicht gebunden, als sie das Tor erreichten, von dem kleinem Wachposten, den sie erspähten, sollte keine Gefahr ausgehen. Oscar zog sich ihren Hut tiefer ins Gesicht und Viktor und Alain warfen sich weite Umhänge mit Kapuzen über ihren Leib. Simona selbst verschwand unter dem großen Mantel und zitterte im Verborgenen.

Zehn Goldstücke für den Durchlass und für dein Schweigen“, im schönsten Spanisch machte André der verschlafenen Wache sein Angebot und warf ihm ein kleines Säckchen zu. Der grinste und öffnete die Türe, von der Explosion hatte er anscheinend nichts wahrgenommen oder sie hatte ihn zuvor aus dem Schlaf gerissen. Traum und Wirklichkeit lagen doch oft nah beieinander. Das Geld steckte er ein, Münzen konnte man schließlich immer gebrauchen und ob vier zwielichtige Reiter in der Nacht die Stadt verließen, würde wohl keinen interessieren. Wie er hinter ihnen das Tor wieder verriegelte, schnauften sie alle einmal kräftig durch und traten ihren Pferden in die Flanken. So sagten sie jener Nacht der Stadt Pamplona Adieu.

Die Stadt mit den vielen kleinen Lichtern in ihrem Rücken wurde immer kleiner. Die Nacht wurde immer kälter und trieb sie immer mehr an sich zu beeilen. Langsam begann der aufgeklebte Bart von Oscar an höllisch zu jucken, das Kratzen machte es nicht besser und mit der Zeit löste sich der Klebstoff von ihrer Haut. Wenn sie dieses Tempo hielten, würden sie in knappen zwei Stunden ihr Ziel erreicht haben. Dann lag es wieder einmal in Gottes Hand, ob ihr Plan wohlwollend aufging oder nicht.

Alain

’s Puls normalisierte sich langsam aber doch und umso mehr spürte er die pulsierenden Wunden, die ihm der Spanier zugefügt hatte. Ein kleiner Rinnsal an Blut bahnte sich einen Weg über seine Wange und sein Ohr war höllisch heiß. Erst als er über seine Wange strich, bemerkte er die offene Wunde, doch nicht genug, dass er wahrscheinlich eine Narbe im Gesicht davon tragen würde.

Nein, an seiner Ohrmuschel fehlt ein Stück. Der verfluchte Spanier hatte ein Stück seines Ohres weggeschossen, nicht viel, aber doch ein bemerkbares Eck

„Kommandant, warte mal, ich müsste mir einmal meine Wunde säubern.“

Wie auf Befehl stoppten sie die Pferde

„Was sagst du, Alain? Du hast eine Wunde? Warum hast du nicht schon eher etwas gesagt?“, wieder einmal typisch für einen Mann, nur keine Schwäche zeigen, dachte sich Oscar.

Es ist ja nicht schlimm, aber es brennt so höllisch.“

Alle stiegen von den Pferden, nur Simona wusste in diesem Moment noch nicht so recht, was sie tun sollte. Sie fasste sich ein Herz und hüpfte von Diablo.

Los André, schütt’ mir ein bisschen Wasser drauf, dann geht es wieder.“

Einen Moment, wartet…“, Simona eilte zu den Vieren und riss André die Flasche mit Wasser aus der Hand „Verzeiht, aber lasst es mich zuerst ansehen.“

Überrascht von ihrem forschen Auftreten wichen sie zurück und Simona trat etwas näher an Alain heran. Er überragte sie um ein paar Zentimeter. Wie alt sollte sie noch einmal sein? Zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig Jahre?

Sie wirkte irgendwie älter. Bestimmend drehte sie sein Gesicht ins fahle Mondlicht. Sie spürte seine Ablehnung ihr gegenüber, was sie noch mehr anstachelte

„Monsieur, es gibt zwei Möglichkeiten, entweder Ihr seid so freundlich und kniet Euch hin, damit ich mir die Wunde genauer ansehen kann oder Ihr werdet den Rest eures kurzen Lebens mit einer hässlichen Narbe herumrennen. Und wollt Ihr wissen, warum Euer Leben eher kurz sein wird? Weil Menschen wie Euch der Stolz im Wege steht.“

Alain blieb der Mund offen stehen, er hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit so einer klaren Ansage. Viktor und André sahen sich grinsend an, insgeheim freuten sie sich darüber, dass Alain einmal einer besonderen Schlagfertigkeit gegenüberstand, noch dazu die von solch einer jungen Frau stammte.

Völlig verdutzt sank er auf die Knie, damit sich Simona die Wunden ansehen konnte. Sie trat ganz nah an sein Gesicht heran um besser sehen zu können, ihr Dekolleté war direkt vor seinen Augen, die er sogleich schloss. Jeder anderen Frau hätte er wahrscheinlich ungeniert hineingegiert, doch ihr vorheriger Auftritt hatte ihn vollkommen aus dem Konzept geworfen. Hatte sie im Gefängnisturm noch eingeschüchtert und zurückhaltend auf ihn gewirkt, so strotzte sie jetzt vor Tatendrang und Selbstbewusstsein. Ihre Finger glitten gefühlvoll über seine Wange und über sein Haar, damit sie sich auch das geschundene Ohr ansehen konnte. Konzentriert erfasste sie jede Stelle seines Gesichts, ehe sie sich zu den anderen umdrehte

„Hat jemand von euch Alkohol dabei und ich meine damit Schnaps, Hochprozentiges?“

Alain bewegte sich unter ihren Händen und stand auf

„Ja, ich habe welchen, aber wozu braucht Ihr den?“

Warum überrascht es mich nicht, dass gerade Ihr etwas zu trinken dabei habt?“, auf ihren Lippen zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab, allmählich fand Simona zu ihrer alten Form zurück und der Schreck der letzten Tage wich aus ihren Knochen.

Alain reichte ihr den kleinen Lederbeutel, der mit dem Teufelszeug gefüllt war. Kurz roch Simona daran und kurzer Hand nahm sie einen kräftigen Schluck. Verdutzt sahen sich die anderen an.

Fast entschuldigend meinte sie

„Ich muss doch wissen, was ich meinem Patienten ins Gesicht tupfe.“

Vorsichtig leerte sie einen Schluck des Hochprozentigen auf ein sauberes Tuch. Mit einer bittenden Geste forderte sie Alain wieder auf sich hinzuknien. Geschickt und mit viel Gefühl säuberte sie die Wunde unterhalb des linken Auges und die am Ohr

„So, mehr kann ich erstmal nicht für Euch tun. Vielleicht wird es Euch in den nächsten Tagen möglich sein etwas Aloe Vera zu besorgen?“

Nun Mademoiselle, in wenigen Stunden werden wir auf Euren Onkel treffen. Ich bin mir sicher, dass er etwas Medizin mitgenommen hat.“

Simonas Gesicht erhellte sich

„Onkel David? Geht es ihm gut und wie geht es meiner kleinen Cousine Rebecca?“

Beruhigt Euch erstmal“, Oscar konnte die Aufregung der jungen Frau verstehen, doch wollte sie keine Zeit verlieren. Reden konnten sie später ausführlicher „verzeiht Mademoiselle, aber ich würde es für besser erachten unseren Weg sofort weiterzuführen, damit der Plan nicht in Gefahr gerät.“

Ja natürlich, ich verstehe.“

Schnell saßen sie wieder auf ihren Pferden und galoppierten davon. Simona war nervös, wie sehr freute sie sich darauf ihren Onkel und ihre Cousine wieder zu sehen. Und wer waren diese Leute? Wieso retteten sie gerade vier Franzosen. Gottes Wege sind wahrlich unergründlich.

Sie hatte ihn an seine kleine Schwester erinnert, Diane, die sich immer um Alain sorgte, Diane, seine kleine Diane. Ihr Tod war nun fast ein Jahr her und trotzdem schmerzte es wie damals. Der Verlust war auch für ihn zu groß gewesen. Unbemerkt von den anderen wischte er sich eine Träne aus dem Gesicht, er musste nach vorne sehen, weiterleben auch für Diane und vor allem musste Alain dieser Familie helfen.

Es war fast Mitternacht als sie das kleine Lager in einem dichten Wald erreichten. Ein größerer und ein kleinerer Planwagen boten eine schützende Mauer für das lodernde Lagerfeuer.

Rebecca, wach auf, da kommt jemand“, sanft rüttelte David Rosenblatt an der zarten Schulter seiner Enkelin. Sie war doch wirklich auf dem Boden vor dem Feuer eingeschlafen. „Ja Großvater, ich weiß, dass sie kommen“, verschlafen rieb sich Rebecca die Augen. Mechanisch setzte sie sich in Bewegung um Wasser aufzusetzen. Es war kalt und sie war sich sicher, dass sich alle über heißen Tee freuen würden.

Endlich haben wir es geschafft“, André stieg vom Pferd und nahm die Zügel von Oscars edlem Tier in die Hand. Viktor half Simona vom großen Diablo herunter. Sie war froh wieder Boden unter ihren Füßen zu spüren, dieses Pferd hatte doch eine Ausstrahlung, die ihr nicht ganz geheuer war.

Warte André, ich helfe dir gleich mit den Pferden, dann geht es schneller und wir können uns gemeinsam etwas ausruhen“, Alain blieb wie immer im Hintergrund.

Simona, mein Kind“, mit offenen Armen eilte David seiner Nichte entgegen.

Onkel David, wie schön dich zu sehen“, erleichtert fiel sie in die Umarmung.

He, He, vergiss mich ja nicht“, forderte Rebecca ein.

Wie könnte ich, Cousinchen! Wie schön es ist, euch alle gesund und munter zu sehen!“

So, nun lasst uns alle am Feuer Platz nehmen und erzählt, wie es euch ergangen ist“, David forderte, mit der Kanne heißen Wassers in der Hand, alle auf sich einen Platz zu suchen. „Ach Onkel, bevor ich es vergesse, habt Ihr ein paar Salben und Tinkturen mitgenommen?“

Aber natürlich, genauer gesagt, ich habe deine ganze Truhe mit Kräutern, Tinkturen und Säften mitgenommen. Das sind doch die wahren Schätze, die gehütet werden müssen, sie sind im kleinen Wagen verstaut.“

Ihr Gesicht hellte sich auf. Gerade in dem Moment tauchten André und Alain auf

„Monsieur, würdet Ihr mir bitte gleich folgen? Und nehmt einen Lampe mit“, flink huschte sie in den Wagen und kramte emsig in ihrer Truhe, Alain stand außerhalb und leuchtete mit der Laterne. Was sollte er hier, konnte sie sich nicht selber leuchten? Gerade als er gehen wollte, drehte sie sich zu ihm und lächelte ihn an „So, da hab ich es ja und diesmal müsst Ihr Euch nicht einmal hinknien“, sorgsam entfernte sie den Deckel von der Dose, tauchte den Finger in die cremige Masse und nahm sanft Alains Gesicht in ihre Hände. Fast schämte er sich dafür, dass sie sein bärtiges Gesicht berühren musste. Er selbst freute sich schon darauf die lästigen Haare aus dem Gesicht rasieren zu können. Vorsichtig tupfte Simona die leicht duftende Creme auf die offene Stelle, auch das Ohr wurde sorgfältig eingecremt „So Monsieur, bitte nicht mehr auf die offenen Stellen greifen, lasst die Salbe einfach einziehen. Morgen werden wir sie frisch auftragen“, zufrieden schloss sie die Dose und verstaute sie in ihrer Truhe.

Habt Dank, Mademoiselle“, sie kehrten sich beide den Rücken zu als Simona die Stimme erhob „Nein Monsieur, ich habe zu danken, Ihr habt Euer aller Leben riskiert nur um mich zu befreien und Ihr musstet diese Verwundung meinetwegen hinnehmen. Ich werde ewig in Eurer Schuld stehen.“

Das ist nicht der Rede wert.“

Endlich war Oscar von diesem scheußlichen Bart befreit. Einige Stellen in ihrem Gesicht waren noch leicht gerötet von dem aggressiven Kleber doch dank einer beruhigenden Salbe, die ihr Rebecca gereicht hatte, war alles schnell vergessen. André beugte sich zu Oscar und drückte seine hungrigen Lippen auf die ihren

„So ist es doch viel besser“, flüsterte er ihr zu.

Ich hoffe, dass kann ich morgen auch behaupten, dein Bart sticht einfach viel zu sehr André“

Simona, die sich gerade der Szene zugewandt hatte, erstarrte zur Salzsäure

„Aber, aber Ihr könnt’ doch keinen Mann küssen“, sie war vollkommen perplex.

Mademoiselle, das kann ich doch, sogar mit göttlichem Segen“, um seine Aussage zu unterstreichen hielt er Simona den rechten Ringfinger unter die Nase, ein freches Grinsen konnte er sich nicht verkneifen.

André sei doch nicht so keck. Simona, ich denke wir müssen einiges aufklären“, Oscar lachte sie freundschaftlich an. Schwungvoll nahm sie den riesigen Hut vom Kopf, zog eine Haarnadel nach der anderen aus dem Knoten, sodass sich ein Schwall langer, blonder Locken über ihren Rücken verteilte. Jetzt musste auch Simona lachen „Wie konnte ich so blind sein? Verzeiht. Anscheinend habt Ihr mir wirklich einiges zu erzählen. Onkel David, wie soll es mit uns eigentlich weitergehen? Hast du einen Plan?“

Ihr Onkel reichte Simona einen Becher mit heißem Tee

„Ja, wir haben einen Plan, aber nun setzt dich erstmal und erzähl uns, wie es dir ergangen ist.“ Das Holz knackte in den Flammen und unterstrich die Erzählungen von Simona in ihrer Dramatik. Als Rebecca an der Schulter ihres Großvaters eingenickt war, beschlossen sie alle sich etwas schlafen zu legen. Morgen war ein wichtiger Tag an dem viel getan werden musste und dies sollte früh erledigt werden.

Alain war als erster wach, seine Wunde im Gesicht schmerzte und daher hielt er es für besser aufzustehen um sich abzulenken. Nicht allzu lange dauerte es bis auch Simona wach war. Die Dämmerung des Morgens war ein Schauspiel, welches sie sich nach mehrwöchiger Gefangenschaft nicht nehmen lassen wollte. Umso überraschter war sie, als sie Alain so früh auf den Beinen vorfand.

Sie sammelte ein paar Äste und entfachte mit der vor sich glimmernden Glut ein kleines Feuer. Als sie seinen nervösen Gang und sein schmerzverzerrtes Gesicht bemerkte, fasste sie sich ein Herz und ging auf ihn zu

‚Warum können Männer nie sagen, wenn sie Hilfe brauchen? Ich verstehe das einfach nicht.’

Guten Morgen - ich weiß nicht einmal Euren Namen, verzeiht.“

Alain Soisson, einen guten Morgen.“

Sehr gesprächig war er nicht, jede Bewegung in seinem Gesicht schmerzte höllisch.

Monsieur, dürfte ich mir gleich einmal Eure Wunde ansehen? Je schneller wir die Behandlung fortsetzen, desto besser wird die Wundheilung sein.“

Er zuckte nur mit den Schultern, aber sein Blick verriet etwas anderes. Simona zog Alain hinüber zum Wagen, öffnete die hintere Rampe und kletterte in das Innere des Gefährts. Diesmal holte sie aber zwei Dosen, eine Tinktur und saubere Tücher aus ihrer Truhe hervor. Alain wies sie an, auf der heruntergeklappten Rampe Platz zu nehmen. Erst jetzt in den frühen Morgenstunden musterte Simona ihr Gegenüber eingehender

„Den Bart solltet Ihr Euch lieber abrasieren, im Haar kann viel mehr Staub und Schmutz hängen bleiben, das wiederum die Wunde infizieren könnte.“ - ‚Ohne Bart wäre er vielleicht ein ansehnlicher Mann. Mein Gott Simona, wo sind bloß deine Gedanken? Wer will schon so einen eigensinnigen Mann?’

Mademoiselle, nichts anderes hatte ich gerade vor, dieses Gestrüpp im Gesicht diente rein zum Schutz und als Tarnung für Eure Rettung.“

Nun dann würde ich sagen, rasiert Ihr Euch erstmal und danach werde ich Euch verarzten. Auch wenn Ihr keine Schmerzen habt, ich werde Euch einen Tee kochen, der die Schmerzen lindert und Entzündungen hemmt“, Simona wusste nur allzu gut, wie man mit Kranken und Verletzten umgehen musste, vor allem wenn es sich um Männer handelte.

Nach und nach erwachten die Anderen und erweckten das kleine Lager zum Leben. Bevor gefrühstückt wurde, begaben sich André, Viktor und Alain zum Rasieren. Simona war froh, als sie Rebecca mit einem Kübel warmen Wasser und ein großes Stück Seife kommen sah. Wie sehr hatte sie sich wieder danach gesehnt sich zu pflegen, dachte sie an den ekelhaften Kerker mit den dreckigen Binsen auf dem Boden und den nasskalten Steinmauern, juckte es sie am ganzen Körper.

Komm Cousinchen, ich werde dir ordentlich den Rücken schrubben.“

Oh ja, das ist eine fabelhafte Idee.“

Sie begaben sich in den kleinen Planwagen und schützten die Öffnungen vor ungebetene Zuschauer. Auch wenn keiner der Männer es gewagt hätte in den Wagen zu spähen, so fühlten sie sich doch sicherer. Schnell entkleidete sich Simona von ihrer dreckigen Wäsche und genoss das heiße Wasser auf ihrer Haut. Es dauerte keine zwei Minuten, als es an der Rampe des Wagens klopfte und sich eine Frauenstimme bemerkbar machte

„Verzeiht, darf ich mich zu Euch gesellen? Ich müsste noch etwas erledigen!“

Die baldige Zustimmung abwartend, begab sich Oscar mit ihrem Reisegepäck in das Innere des Wagens. Oscar kramte in ihren Sachen, bis sie das Kleid hervorzog, welches sie damals in Arras anfertigen lassen hatte. Es war ein einfaches Kleid, aus grünem Wollstoff. Etwas wehmütig sah sie es an.

Ach Oscar, so schlimm wird es schon nicht werden und in ein paar Wochen kannst du wieder deine geliebten Hosen anziehen“, Rebecca war der Stimmungswechsel nicht entgangen und sie wusste, welches Opfer es für Oscar darstellte ein Kleid zu tragen.

Ja, du hast ja Recht.“

Simona war dabei sich mit einem neuen Gewand anzukleiden und ihre frisch gewaschenen Haare zu zwei dicken Zöpfen zu flechten. Aufmerksam betrachtete sie Oscar dabei, wie sie sich umkleidete. Die zarte, blasse Haut Oscars wurde von kleinen und größeren Narben in ihrer Ebenmäßigkeit durchbrochen. Simona schätze Oscar auf ca. zweiunddreißig Jahre und dafür hatte diese Frau einen wunderschönen Körper. Als ihr Blick Oscars Bauch streifte, musste sie schmunzeln

„Ich denke, dass Ihr das Kleid etwas länger als ein paar Wochen tragen müsst oder Ihr definiert ein paar Wochen etwas anders als ich…“

Fragend sah Oscar Simona an. Was konnte sie bloß meinen? Oscar hatte sich gerade ihr Unterhemd übergestreift, wie Simona an sie herantrat und ihre Hand auf Oscars Unterbauch legte

„Ich schätze, Ihr seid im dritten Monat? Ist Euch denn bisher nichts aufgefallen?“, Simona sah den Schock in Oscars Augen, sofort strich sie ihr beruhigend übers Haar. Irgendetwas sagte Simona, dass sie keine normale Frau vor sich stehen hatte „Ich kümmere mich jetzt um Alain und wenn wir alles erledigt haben, werden wir über alles reden, was Euch auf dem Herzen liegt.“ Simona drückte Oscar einen ehrlichen, freundschaftlichen und fürsorglichen Kuss auf die Stirn und strich liebevoll über ihren Haarschopf. Oscar nickte ihr dankbar zu, sie wollte sich am liebsten im Wagen versteckt halten. Was hatte Simona gerade gesagt? Dritter Monat? War sie tatsächlich schwanger oder bildete sich diese junge Frau dies nur ein? Andererseits, was hatte David vor ein paar Wochen erzählt? Simona hätte dafür ein Gespür, Simona war eine der besten Hebammen in der Umgebung? Die Erfahrung musste sie einiges gelehrt haben.

Simona tat es leid, Oscar mit dieser Neuigkeit alleine lassen zu müssen. Aber es war sicher besser, wenn sie sich zuerst alleine mit dieser Tatsache abfand. Jetzt wollte sie Alain verarzten und ihm den Tee verabreichen, erst dann konnte sie sich voll und ganz Oscar zuwenden und ihr helfen.

Suchend blickte sie sich um, als ihr Viktor über den Weg lief

„Verzeiht Monsieur, habt Ihr Alain gesehen? Ich suche ihn um ihn erneut verarzten zu können“

Nicht so förmlich, Mademoiselle. Mein Name ist Viktor und Alain findet Ihr dort drüben bei drei mächtigen Schwarzföhren.“

Habt Dank, Viktor!“, schnellen Schrittes holte sie den vorbereiteten Tee aus Weidenrinde, die Tinktur und die Salben um Alain gründlich versorgen zu können.

Ihr macht es mir nicht gerade leicht Euch zu helfen, wenn Ihr Euch vor mir versteckt.“

Überrascht drehte sich Alain ruckartig um. Er dachte alleine zu sein, als ihn die sanfte Frauenstimme aus seinen Gedanken riss. Simona sah in ein frisch rasiertes, markantes Männergesicht mit traurigen Augen und einer auffälligem Wunde unter dem linken Auge. Der Ausdruck in seinen Augen riss ihr Herz in Stücke, welchen Schmerz musste dieser Mann mit sich tragen und warum hatten sich gerade ihre Wege in dieser Weise gekreuzt?

Alains Blick musterte sie von oben bis unten, ihre dicken, braunen Zöpfe schimmerten rötlich in der Morgensonne und ihre Augen waren so dunkel wie die Nacht. Er wusste nicht, wie er ihren Körper beschreiben sollte. Sie hatte eine weibliche Figur, eine schmale Taille und ein ausladendes Becken, ihre Brust jedoch war im Vergleich etwas klein geraten. Das Funkeln in ihren Augen und ihre Wortgewandtheit weckten jedoch Alains Interesse. Ihr Wissen und ihr neu erwachtes Selbstbewusstsein hatten in der Nacht sein Feuer entfacht.

Ihr Herz klopfte schneller. So adrett wie er gerade aussah, trotz der Wunde im Gesicht, musste er reihenweise Frauen in seinen Bann ziehen. Simona war sich ihrer Wirkung bei Männern bewusst. Bisher waren ihr die Männer nur freundschaftlich gesinnt und innerlich sank sie in sich zusammen, da ihre Vergangenheit sie gelehrt hatte nicht die Männer zu bekommen, die sie sich gewünscht hatte. Im selben Moment schallt sie sich einen Narren, denn wer wollte schon so einen Mann?

Sie musste sich zusammenreißen, wie sie sich Alain näherte. Je länger sie Alain betrachtete, desto anziehender wurde er für sie. Seine Stärke, Entschlossenheit und auch diese leicht abweisende Haltung, die sie an einen einsamen Wolf erinnerte, beeindruckte Simona. Und es passte ihr gar nicht, da sie wusste, so einen Mann nie für sich zu gewinnen.

Mit entschlossenen Schritten ging sie auf Alain zu und wies ihn an sich einen geeigneten Platz zu suchen. Er streckte ihr sein geschundenes Gesicht entgegen und hoffte die zärtliche Berührung zu erfahren, die ihm letzte Nacht zu Teil geworden war. Sie reichte ihm den Becher mit dem Tee, wartete einen Moment bis er davon getrunken hatte und tupfte die Wunden mit der nach Alkohol riechenden Tinktur ab. Leicht zuckte er unter ihren Händen zusammen, die Flüssigkeit auf seiner verbrannten Haut schmerzte mehr als angenommen.

Es tut mir leid“, flüsterte sie ihm leise zu, doch ihre Finger auf seiner Haut ließen ihn jeden Schmerz vergessen. Immer wieder nahm er ihren wunderbaren Geruch in sich auf, bis ein Rascheln die Ruhe störte. Reflexartig drehte sich Alain um, als ihm Simona gerade die Creme auftragen wollte. Ihre Finger streiften sein Auge, Alain sprang auf, kniff es zusammen und rieb fest daran „Verdammt noch mal, könnt Ihr nicht besser aufpassen?“, sein Auge brannte und die Tränen liefen ihm über die Wange, immer zu versuchte er das Lid zu heben um wieder klar sehen zu können, doch der Schleier der sich über sein Augenlicht gelegt hatte, hinderte ihn daran.

Empört stemmte Simona ihre Hände in die Hüften

„Was heißt denn hier besser aufpassen, ich höre wohl schlecht! Wenn Ihr Euch nicht bei jedem Rascheln bewegen müsstet, wäre gar nichts passiert. Ach, macht es doch allein, wenn Ihr so geschickt und klug seid“, sie raffte ihre Röcke und ließ ihn stehen ‚So etwas Stures und selbstgerechtes, wie, wenn ich es mit Absicht getan hätte’, der Ärger überkam sie, langsam versuchte sie bis zehn zu zählen „Er ist es nicht wert sich so zu echauffieren.“

Viktor stupste André leicht in die Seite

„André, du hattest ja Recht, die Kleine hat ihm den Kopf verdreht, vielleicht sollte man Alain ein paar Tipps geben, wie man am Besten mit Frauen Konversation betreibt, was sagst du?“

Komm Viktor, lass uns zu ihm gehen.“

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht näherten sie sich Alain. Sie konnten nur schwer ein Lachen unterdrücken, vor allem als Alain sie wirsch ansprach. Immer noch rieb er an seinem Auge. Langsam stoppte der Tränenfluss, sein Augapfel war rot wie Feuer.

Tja Alain, damit musst du leben, Liebe macht blind und ich muss es ja wissen“, dass André so eine Aussage tätigte, überraschte sie alle, doch Viktor konnte sich nicht mehr halten, er brach in schallendes Gelächter aus und André stimmte ein.

Was soll das heißen, André? Du glaubst doch nicht, dass ich mir etwas aus dieser selbstgefälligen Gans mache?!“

Oh doch, mein Guter“, Viktor wischte sich gerade noch ein paar Tränen aus den Augen, lange hatte er nicht mehr so gelacht „Gib es doch zu, sie hat dich in ihren Bann gezogen, der starke Alain wurde schwach.“

Nimm das sofort zurück, du aufgeblasener Gockel! Ich kann es auf den Tod nicht ausstehen, wenn man mir vorschreiben will, wie ich zu fühlen oder zu denken habe.“

Keinesfalls werde ich das zurücknehmen. Warum stehst du nicht einfach dazu, es ist doch nichts dabei.“

Ich warne dich Viktor, revidiere deine Aussage!“

Nein Alain, lieber beiße ich mir die Zunge ab“, herausfordernd, mit hochgezogener Augenbraue wartete Viktor Alains Reaktion ab.

Nun gut, du hast es nicht anders gewollt“, Alain entledigte sich seiner Jacke, krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch und zog den Degen.

Aber Freunde, so beruhigt euch doch, es war doch nur ein Scherz“, fast hilflos versuchte André die Situation vor der Eskalation zu bewahren.

Nein, nein, lass es gut sein, wenn der Ex-Söldner glaubt, er braucht eine Tracht Prügel, dann soll er sie haben.“

Die beiden Männer traten zueinander, kreuzten die Degen und ein Schwall klirrender Geräusche brach über sie herein.

Ich halt das im Kopf nicht aus, letzte Nacht versuchten wir noch alles um nicht kämpfen zu müssen und jetzt gehen sie aufeinander los“, André lief zum Wagen zurück und rief nach Oscar, er war sich sicher, sie würde die Einzige sein, die diesem Treiben ein Ende machen konnte „Oscar, Oscar wo bist du denn? Ich brauche dich!“

Sie hatte sich eben die letzten Tränen von der Wange gewischt, war aufgestanden und strich ihr Kleid zurecht

„Ja André, ich bin ja da, was hast du denn?“, sie steckte ihren Kopf aus dem Planwagen und sah ihren Mann fragend an.

Komm schnell, Viktor und Alain gehen aufeinander los.“

Was?!“, ungeschickt sprang sie vom Wagen, sie hatte vergessen, dass sie jetzt ein Kleid trug und sich anders bewegen musste. Wäre André nicht zur Stelle gewesen, hätte sie im nächsten Moment im Staub gelegen. Sicher gefangen in seinen Armen, lächelte sie ihn dankbar an.

Ich wusste gar nicht, dass Engel so tief fliegen“, André ließ sie herunter und blickte sie anerkennend an „dieses Kleid könntest du öfter tragen, nicht nur als Verkleidung, es steht dir nämlich ausgezeichnet.“

Oscar war es unangenehm, wenn ihr André solche Komplimente machte, doch freute sie sich auch darüber, dass sie ihrem Mann auch im Kleid gefiel.

Kampfgeräusche drangen an ihre Ohren und ab und zu verfluchte einer den anderen. Auch David, Rebecca und Simona war der Lärm nicht entgangen. Sie alle nahmen die Beine in die Hand und liefen zum Ort des Geschehens.

Nimm endlich zurück, was du gesagt hast, Viktor!“

Niemals, es muss anscheinend was dran sein, wenn du dich so aufregst, mein Guter“, Viktor verstand einfach nicht, warum Alain so reagierte. Es war doch nichts Schlimmes dabei, nein, es wäre doch wunderbar, wenn er sich für jemanden interessieren würde.

Immer härtere Schläge trafen Viktors Degen, die er geschickt und schnell parierte. Es war ganz klar, dass Alain der Stärkere war und seine Technik war auch sehr gut, doch Viktor konterte mit jahrelangem Fechttraining, Schnelligkeit und ein paar Tricks.

Oscar konnte nur den Kopf schütteln

‚Wie die Kinder’, schoss es ihr durch Gedanken und wieder stiegen die Tränen in ihre Augen ‚Nein, Oscar, reiß dich zusammen, du darfst dir jetzt keine Blöße geben. Es ist schon eine Zumutung in diesem Fetzen vor den Männern zu stehen’, Stockgerade stand sie neben André, räusperte sich kurz und erhob ihre Stimme. André sah den Glanz in ihren Augen, der auch damals bei Befehlsäußerungen des Dienstes bei der Leibgarde und auch bei der Garde Francaise geschimmert hatte. Er wusste, worauf sich die Beiden jetzt gefasst machen konnten.

Soldaten der französischen Armee, still gestanden und die Augen gerade aus“, ihre Stimme hatte an Nichts verloren, es war der Ton, der keine Widerrede duldete, der Ton der eine Erklärung verlangte und den beide Männer schon so oft vernommen hatten.

Viktor und Alain hatten noch soeben ihre Degen vor ihren Gesichtern gekreuzt und sich derbe Flüche zugeflüstert, als sie reflexartig voneinander abließen und salutierten. Oscar schmunzelte bei dem Anblick, würdevoll trat sie vor die Beiden und als diese sahen, in welchem Aufzug Oscar vor ihnen stand, prusteten sie laut los.

Verzeih Kommandant, aber so wurde bei mir noch nie ne Truppeninspektion durchgeführt.“

Viktor und Alain stützten sich gegenseitig, denn das Bild war einfach zu köstlich. Oscar musste selbst lachen

„Gott sei Dank gab mir mein Vater früher eine Uniform“, die Vorstellung damals im Seidenkleid zu exerzieren erheiterte sie ungemein „Habt ihr jetzt alles geklärt oder müsst ihr euch gegenseitig noch weiter die Köpfe einschlagen?“

Ich denke, wir haben alles bereinigt, nicht wahr, Alain?“

Ja, das haben wir, komm, lass uns was trinken gehen!“

Typisch, diese Männer. Aber beeilt euch, wir müssen bald aufbrechen.“

Jawohl, Kommandant“, riefen ihr die Beiden entgegen.
 

Der Wagen ruckelte auf dem unebenen Weg. Es waren schmale Feldwege, die sich wie eine Schlange zwischen den Feldern und Weingärten schlängelten. Gemächlich ging die Fahrt dahin, nur kein Aufsehen erregen und nur keine Hast, sie hatten schließlich nichts zu verbergen. Graf de Girodelle war auf Diablo ein Stück voraus geritten um die Umgebung zu erkunden, David Rosenblatt saß mit seiner Enkeltochter Rebecca am Kutschbock des kleineren Wagens, in dessen Inneren Oscar mit Simona sprach. André und Alain kümmerten sich um den großen Planwagen. André war diesmal so freundlich gewesen und hatte Alain versorgt. Er hatte zuvor unauffällig Simona gefragt, worauf er denn achten sollte, denn er wollte beim besten Willen nicht, dass Alain wegen seinem Stolz schlimme Narben davon trug. Gekonnt lenkte André das große Gefährt, während Alain sein Gesicht der Herbstsonne entgegenstreckte und leicht vor sich hindöste.

André wäre es lieber gewesen, wenn Oscar neben ihm gesessen hätte, doch diese verhielt sich seit ihrem Aufbruch etwas komisch und zurückhaltend. Simona bemerkte die Anspannung in Oscars Stimme. Sie versuchte so ruhig wie möglich die junge spanische Frau vor ihr in ihren Plan einzuweihen. Ihre erste Station hieß Logroño, von dort würden sie Richtung Süden reisen. Ihr Ziel hieß Barcelona und wenn alles gut ging, würden sie dort die Velaje curenta besteigen und sorglos gen Frankreich segeln.

Mit welcher Tarnung wir unterwegs sind, fragt Ihr Euch? Nun, wir sind natürlich Schausteller. Euer Onkel hat mir eine Violine besorgt auf der ich die Leute unterhalten werde, Eure Cousine wird vielleicht ein bisschen Wahrsagen, obwohl wir diese Kunst eher selten zur Schau stellen sollten. Viktor könnte seine Zielgenauigkeit mit ein paar Messerwürfen vorführen und - ach, am besten Ihr lasst Euch überraschen“, zufrieden über den ausgeklügelten Plan lehnte sie sich zurück.

Verzeiht meine Frage, Lady Oscar, doch was machen wir mit Alain? Er hat eine auffällige Narbe im Gesicht, die sich schwer verbergen lässt. Auch wenn sie schnell abheilt, sichtbar wird sie auf jeden Fall sein.“

Das hatten sie wirklich nicht bedacht.

Dürfte ich Euch etwas vorschlagen?“

Natürlich durfte Simona dies, Oscar kam jeder Gedanke recht.

Wie wäre es, wenn er Aussatz hätte? Bei der Gefahr entdeckt zu werden wickeln wir ihm ein paar Tücher um den Kopf und um die Hände, nur seine Augen dürfen frei bleiben. Mit Sicherheit lässt man uns dann ohne Probleme weiterreisen und keiner wird ihn erkennen. Wir hätten zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen. Nun, was sagt Ihr?“

Freudig klatschte Oscar in die Hände

„Die Idee ist einfach wunderbar, dann hätten wir wohl alles besprochen.“

Seid Ihr da wirklich sicher, Lady Oscar? Ich denke, wir haben noch sehr viel zu besprechen!“

Oscar hatte gehofft, sie würde das Thema von sich anschneiden, sie selber hätte es sich nicht getraut. Zärtlich nahm Simona Oscars Hände in die ihren

„Erzählt mir zuerst von Euch, erzählt mir das, was Euch wichtig ist und was Ihr glaubt, gesagt haben zu müssen. Vielleicht fällt es Euch dann leichter über das Jetzige zu sprechen. Und mit Sicherheit kann ich auf Euch besser eingehen.“

Oscar nickte dankbar, doch wusste sie nicht so recht, wo sie anfangen sollte. Ihre Jugend, ihre Hochzeit, die Revolution, ihre Gefühle für André. Alles war so kompliziert, doch fing sie an zu erzählen, zuerst nur wirres Zeug, doch Simona wusste mit ihr umzugehen und so fügten sich die kleinen Puzzleteile immer mehr zusammen.

Noch nie hatte jemand so offen mit ihr gesprochen. Oscar war sehr froh eine Vertraute in Simona gefunden zu haben, die so heikle Themen so ungezwungen und natürlich behandelte. Kein kindisches Gekicher, keine unnötige Schwarzmalerei durchkreuzten ihre Ausführungen. Simona beruhigte Oscar so gut es ging, erklärte zunächst die weiteren Schritte und bestätigte noch einmal, dass sie an ihrer Seite bleiben würde, so lange Oscar sie brauchen würde. Oscar fiel ein Stein vom Herzen, wer hätte sonst ihre Fragen beantworten können. Keiner in ihrer näheren Umgebung hatte Erfahrungen mit Schwangerschaften, außer ihre Mutter und Sophie, doch die waren weit weg und Oscar wusste nicht einmal, ob es ihnen gut ging.

Tausend Fragen schwirrten der blonden Frau durch den Kopf, doch konnte sie sich genauestens an das Gefühl erinnern, als sie ihre kleine Nichte zum ersten Mal im Arm gehalten hatte. Sie war damals allein im Raum gewesen, nicht das noch jemand dieses rührselige Bild mitbekommen hätte, sie hatte sich alles genauestens angesehen, die kleine Stupsnase, die kleinen Hände und Zehen. Es konnte sich keiner, nicht einmal Oscar Francois de Jarjayes, dem Charme dieses kleinen Geschöpfes entziehen und jetzt sollte sie selbst Mutter werden.

Ihr werdet sehen Lady Oscar, es hat alles seine Richtigkeit und Euer Instinkt wird Euch leiten, wie er Euch in der schwersten Schlacht geleitet hat.“

Die Wagen stoppten, fragend sahen sich Oscar und Simona an. Was hatte dies zu bedeuten?

Viktors Stimme klang aufgeregt und Diablo wieherte ungeduldig

„Drei Meilen voraus ist ein kleiner Wachtrupp von vier Soldaten, wir sollten vorsichtig sein, wer weiß, in welchem Auftrag sie hier sind.“

Oscar stieg vom Wagen und rief Rebecca zu sich

„Komm mit mir zu André, es ist Zeit für unser Schauspiel“, aufgeregt verscheuchte sie Alain von seinem Platz auf dem Kutschbock „Alain, du wechselst in den hinteren Wagen, lass dich von Simona in ein paar Tücher einwickeln, wir müssen verhindern, dass sie deine Wunden erblicken, Simona weiß Bescheid. Los mach schon!“

Genervt verdrehte Alain die Augen, tat aber wie ihm geheißen wurde. Als er hinten in den Wagen kletterte, konnte Simona wieder einmal nicht ihre Zunge zügeln

„Ah, ich wusste gar nicht, dass sture Esel im Wagen mitfahren dürfen“, sie reizte ihn aufs Blut.

Zähne knirschend sah er sie an, am liebsten hätte Alain ihr ein paar Worte an den Kopf geworfen, die sie ihren Lebtag nicht mehr vergessen hätte, doch die Situation verbot es ihm.

Gleichgültig warf die vor Selbstbewusstsein strotzende Frau ihm ein paar ältere Tücher über den Kopf und über die Hände

„So, jetzt erkennt man nicht einmal den Esel - ach und wenn Ihr wollt, dass ich Euch weiter behandle, so rate ich Euch Eure Nerven zu stärken, nicht das Euch in Zukunft ein Hase der aus Gebüsch hoppelt, erschreckt und ich Euch, weiß der Kuckuck was, ins Gesicht schmiere“, nun, das hatte gesessen, der Triumph war ihr ins Gesicht geschrieben.

Alain hatte bisher nur still dagesessen und innerlich hoffte sie auf eine Reaktion seinerseits. Durchdringend sah er sie an, konzentriert versuchte er die Geräusche um ihn wahrzunehmen und als er ihr deutete still zu sein, hörten sie fremde Stimmen.

Rebecca musste für Oscar, André und Viktor übersetzen, denn diese verstanden mit keinem Wort, was der Soldat von ihnen wollte

„Nein, nein Señor, wir sind Schausteller, so sehen doch keine Verbrecher aus.“

Rebecca, mein Schatz, sag dem Señor doch bitte, sie sollen nicht zu nahe an den hinteren Wagen herankommen, dein Onkel Alain ist doch so krank.“

Für die anderen nicht erkennbar, zwinkerte Oscar Rebecca zu, die sofort von der unheilbaren Krankheit ihres

„Onkels“ erzählte. Erschrocken sahen sich die Soldaten an, nun, zwei Planwägen mit Frau, Kind und einem alten Mann, diese Leute würden mit Sicherheit nichts zu verbergen haben.

Ruckelnd nahmen die Wagen ihre Fahrt wieder auf. Konzentriert und in die Geräuschkulisse vertieft, brachte die plötzliche Bewegung Alain ins Wanken und es kam wie es kommen musste - er verlor das Gleichgewicht, stürzte auf Simona und riss sie mit zu Boden. Seine unerwartete Berührung ließ ihren Puls schneller schlagen. Auch wenn seine Mimik immer noch finster war, seine Augen verrieten ihr etwas anderes, als sie unter ihm begraben lag.

Ihr warmer Atem streifte seine Haut und wie Alain in ihre dunklen Augen blickte, wusste er, was Unendlichkeit bedeutete. Die Stimme vom Kutschbock riss beide aus ihren Gedanken

„Simona, Alain, sie sind weg, es ist gut gegangen. Ach und Simona, weißt du, was wir Monsieur Alain noch geben könnten? Arnica! Simona? Hast du mich gehört?“, verwirrt weil David keine Antwort erhalten hatte, drehte er sich um und konnte gerade noch sehen wie sich die Beiden wieder aufrappelten. Es würde ihn nicht wundern, würde seine Nichte wieder einmal der glühenden Schwärmerei verfallen. Schon oft hatte er gehofft, sie würde sich ernsthaft für einen Mann interessieren, der sie von ganzem Herzen liebte. David Rosenblatt wurde schließlich mit jedem Tag, wie alle anderen, älter. Er machte sich Sorgen, wie es weitergehen würde, falls er nicht mehr da wäre um seine Kinder zu beschützen. Simona war schon längst im heiratsfähigen Alter, doch bisher konnte kein Mann wirklich ihr Herz erobern und ihre Berufung und ihr daraus resultierender Charakter schreckten doch so manchen Werber ab.

Natürlich Onkel, das ist eine fabelhafte Idee“, ihr Gefühlschaos konnte man ihr an ihrer Nasenspitze ansehen, woraufhin David in sich hineinlächelte.

Simonas Wangen waren leicht gerötet und als ob sie kein Wässerchen trüben konnte, fragte sie nach Alains Befinden. Froh über die Wirkung des Weidentees, kletterte sie nach vorne zu ihrem Onkel und lauschte seinen Erzählungen. Sein Gesicht tauchte stetig vor ihrem geistigen Auge auf und ließ sie den Schilderungen nur schwer folgen.

Das Lager für die Nacht hatten sie schon am späten Nachmittag aufgeschlagen. Heute sollte ordentlich gekocht werden und jeder sollte sich so richtig ausschlafen können. Vor allem aber wollten sie die Wagen noch so herrichten, dass nicht einmal dem listigsten Soldaten etwas anderes in den Sinn kam, als das er fahrende Leute, die sich ihr Brot mit kleinen Kunststücken verdienten, vor sich hatte.

Das Feuer loderte kräftig vor sich hin und David machte sich mit seiner Nichte daran das Essen zuzubereiten. Wieder kramte Simona in ihrer geheimen Truhe und stellte kleine Dosen und Tonbehälter auf die heruntergeklappte Hinterwand des Wagens

„So, hier haben wir die getrocknete Weidenrinde für Alains Tee und hier die Kräuter die du, Onkel David, verlangt hast. Brachst du sonst noch etwas?“

Nein mein Kind, danke, kümmere du dich doch bitte um die Getränke, ich habe dir doch von dem Tee von Lady Oscar und Monsieur André erzählt, der muss auch noch zubereitet werden.“

Natürlich, ich kümmere mich sofort darum“, Rebecca suchte in der Zeit das Essgeschirr zusammen und polierte noch einmal darüber, nur um sicher zu gehen, dass kein unerwünschter Dreck das Abendmahl verdarb.

David spießte das mit den getrockneten Kräutern aus den Tongefäßen eingeriebene Fleisch auf mehrere Metallstäbe und steckte diese, so nah wie möglich ans Feuer in den Boden. Nun hieß es Acht geben, denn schnell konnte es passieren und das ganze Fleisch war verbrannt. Simona wartete schon mit den dampfenden Bechern auf Oscar, André und Alain, die alle mithalfen die Pferde so schnell wie möglich zu versorgen. Die braven Tiere mussten einiges ertragen und auch wenn sie sehr gut ausgebildete Pferde waren, einen Wagen zogen sie nicht alle Tage.

Ach, Ihr seid schon fertig, Onkel David hat mir aufgetragen Euch Euren Tee zu bringen.“

Den hätte ich bei der Aufregung glatt vergessen, vielen Dank, Simona“, Oscar schnappte sich ihren Becher und nahm einen Schluck. Je öfter sie ihn trank, desto lieber hatte sie ihn. Der Geschmack war eigen aber keinesfalls schlecht, was André natürlich nicht behaupten konnte. Sein leidvolles Gesicht brachte Simona zum Lachen „Probiert erstmal Monsieur André, vertraut mir doch“, auffordernd hielt sie ihm seinen Becher vor die Nase.

Andrés Gesichtszüge entspannten sich, konnte das denn wirklich sein Tee sein? Er roch so ganz anders als sonst

„Wie?“

Ach, ich habe noch etwas Zitronenmelisse dazugetan, mich wundert es, dass Ihr den Tee sonst getrunken habt. Ich hätte es bei dieser Mischung nicht geschafft.“

Habt vielen Dank, Mademoiselle Simona.“

Zum Schluss übergab sie Alain sein Getränk und verschwand wieder zu ihrem Onkel.

Die Sonne war im Begriff gerade unterzugehen und es zeichnete sich ein orangefarbener Streifen am Horizont. André trat näher an Oscar heran und legte den Arm um sie, während sie weiter gespannt dem Naturschauspiel zusah.

Geht es dir gut Oscar?“

Ja“, sie atmete tief durch „aber ich denke, wir sollten in Ruhe miteinander reden“, sie nahm seine Hand und zog ihn langsam mit, Oscar wollte etwas Abstand zum Lager, um nicht von irgendjemand im unpassendsten Moment gestört zu werden „André?“, sie wusste einfach nicht, wie sie am Besten anfangen sollte. Sie war ja noch nie in der Situation gewesen und sie wollte einfach die richtigen Worte finden. Angestrengt dachte sie nach, nestelte an ihrem Kleiderärmel herum und blickte zu Boden.

Was hast du denn? Du machst mir ja schon fast Angst, was ist denn los?“

Ein tiefer Seufzer, dann begann sie zu sprechen

„André, wenn… wenn alles gut geht und nichts passiert, dann… dann wirst du nächsten Frühling Vater“, nun war es laut ausgesprochen und ihr fiel ein Stein vom Herzen.

André war sprachlos, oft hatte er daran gedacht mit Oscar einen Familie zu gründen, doch meistens waren dies Träume, Träume die er schon vor Jahren hatte

„Ist das die Wahrheit?“, er konnte es immer noch nicht ganz glauben, sie nickte sanft zur Bestätigung.

Mit einem Mal hob er sie hoch und wirbelte mit ihr herum

„Du weißt ja gar nicht, wie glücklich du mich machst!“, sein Herz schlug so schnell, als hätte er einen Sprint hinter sich. Glücklich schloss er sie in seine Arme. Sein Traum von einer kleinen Familie mit der Frau, die er über alles liebte, sollte wahr werden. Oscar schmiegte sich an seine Brust und flüsterte „Das wird ganz sicher die schwierigste Aufgabe in meinem Leben und ohne dich werde ich sie mit Sicherheit nicht bewältigen.“

Liebste, hab keine Angst, vertraue dir selbst, so wie ich dir vertraue“, sanft strich er ihr über ihren schmalen Rücken, es war so gut sie zu spüren, sie bei sich zu wissen.

Aber ich habe doch überhaupt keine Ahnung, wie man mit einem Kind umgeht.“

Das hat damals bei deiner Nichte aber ganz anders ausgesehen.“

Erstaunt sah sieh ihm in die Augen

„Woher weißt du-?“

Oscar, nicht dass du glaubst, ich hätte dir hinterher spioniert, damals schickte dein Vater nach dir und wie ich dich im Haus gesucht habe, hatte ich Glück diese Szene mitzuerleben. Damals hatte ich mir gewünscht, dass das unser Kind wäre und das du mich lieben würdest.“

Ihr tat es weh, wenn sie daran dachte wie viel Zeit sie verloren hatten und auch wieder nicht

„Ich habe dich schon damals geliebt, nur anders als du es dir gewünscht hattest. Jetzt ist diese Liebe um das tausendfache gewachsen. Du bist mein bester Freund, mein Vertrauter, mein Geliebter und du bist der Vater meines Kindes. Kein anderer Mann wäre jemals in der Lage all dieses bei mir auszufüllen, außer du“, sie hatte sich ihm wieder einmal emotional komplett geöffnet. Er wusste nicht, was er schöner finden sollte, die Tatsache, dass er bald Vater werden würde oder dass sie so zu ihren Gefühlen stand „Ich liebe dich, Oscar!“, sanft berührten seine Lippen die ihren. Wie weich sie doch waren und so gefühlvoll, das war einfach ihr André.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2011-07-08T19:27:46+00:00 08.07.2011 21:27
Hey,

schade, dass die FF bisher nicht weiter gegangen ist.. sie gefällt mir sehr gut.

Tolle Beschreibungen der Gefühle, Gedanken, Menschen, Gefühle,... Man hat das Gefühl, mit dieser Gruppe zu reisen sozusagen.

Hoffentlich findest du die Zeit und die Inspiration, die Geschichte fortzusetzen. Es wäre schade, würde sie unvollendet bleiben.

LG Kokeshima
Von: abgemeldet
2010-10-17T19:35:32+00:00 17.10.2010 21:35
Huhu!!

Hab auch erst vor Kurzem deine FF entdeckt und heute durchgelesen. WOOOW! Warum schreibst du nicht weiter? Ich muss unbedingt das nächste Kapi lesen, ich bin so gespannt darauf!!! Du hast einen tollen Schreibstil, das macht gerade zu süchtig, ich will gar nicht mehr aufhören, zu lesen!
Von:  horter
2010-10-02T20:32:03+00:00 02.10.2010 22:32
hey, bin zufällig auf diese ff gestoßen und muss sagen, sie ist einfach so wunderbar und schön geschrieben. bitte schreib so schnell weiter wie möglich und schick mir bitte doch eine ENS, wenn es so wiet. ich kanns schon kaum erwarten.

Von:  stefanie22
2009-04-12T23:57:55+00:00 13.04.2009 01:57
das war mal wieder sehr schon ich hoffe mal das sie gut und unverserhrt dort ankommen freue mich jetzt schon auf nachste kapittel also schnell weiter schreiben ja

lg stefanie22
Von:  weisserose
2009-04-12T22:15:37+00:00 13.04.2009 00:15
Hi
Mir gefällt das Kap ganz gut. Ich hoffe du machst schnell weiter. Zu gerne will ich wissen wie es aus geht also schreib bitte schnell weiter.

bye
weisse rose



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