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Passenger Seat

von

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Passenger Seat

Passenger Seat
 

Disclaimer:

Weder Sam, Dean noch irgendetwas anderes von Supernatural gehört mir, das Lied Passenger Seat auch nicht, und Geld verdiene ich auch keins damit - heißt, alles Just For Fun
 

Authors Note:

Es überkam mich einfach, als ich den Liedtext gelesen habe - soviel als Ausrede ...
 


 

Passenger Seat

(Death Cab for Cutie)
 

I roll the window down

And then begin to breathe in

The darkest country road

And the strong scent of evergreen

From the passenger seat as you are driving me home.


 

Ich öffne das Autofenster und atme tief ein. Es überrascht mich beinahe selbst, wie gut mir die frische Luft tut – sie füllt meine Lungen und streicht kühl über meine Haut, verursacht eine leichte Gänsehaut. Dennoch lasse ich das Fenster geöffnet. Am Straßenrand zieht undeutlich ein Wald vorbei – mehr kann ich nicht erkennen, denn es ist Neumond. Und die Autoscheinwerfer beleuchten nur die immer gleich bleibende, schnurgerade Interstate.

Es ist mitten in der Nacht und ich habe die letzten drei Stunden damit zugebracht, auf einem Friedhof einen Gestaltwandler zu jagen, der sich in eine Katze verwandeln konnte. Und zwar nicht in die kleine plüschige Version, sondern in einen ausgewachsenen und ziemlich imposanten Panter. Ich hatte mich selbst davon überzeugen können, denn in dem Moment, in dem Dean diesem Viech den Gar aus gemacht hatte, hatte ich gerade das zweifelhafte Vergnügen mir die Zähne von Nahem anzusehen.

Es hätten ruhig mehr als zwanzig Zentimeter zwischen meinem Gesicht und seinen Zähnen sein können.

Man sollte doch denken, dass wir bei einem Fall, der ausnahmsweise einmal nichts damit zu tun hat eine Leiche auszubuddeln und zu verbrennen, vielleicht an einem angenehmeren Ort jagen können als einem Friedhof, aber das wahr wohl zu viel verlangt.

Das traurige daran war, dass es wohl nicht die letzte Nacht war, die ich mir auf diese Art und Weise um die Ohren schlug.

Nächte wie diese ließen ihn immer melancholisch werden.

Dean hält seinen Blick währenddessen stur auf die Straße gerichtet. Nur sein gelegentliches Blinzeln zeigt mir, dass er wohl genauso müde sein muss wie ich. Auf seiner rechten Wange prangt ein tiefer Kratzer, den er bisher nur notdürftig mit Wasser ausgespült hat. Meinen Versuch, die Wunde gleich vor Ort zu reinigen, hat er mit einer Handbewegung abgetan – unwichtig, keine Zeit, und wenn ich noch einmal versuchen würde ihn wegen etwas so winzigem zu umsorgen wie eine überbesorgte Großmutter, würde er mich das nächste Mal im Zimmer zurücklassen damit ich ihm einen Pulli stricken konnte.

Na gut, wenn er nicht wollte, würde es eben so bleiben bis sie im nächsten Motel waren und eine Narbe werden. Eine weitere dünne, weiße Linie, die von unserem alles andere als normalen Leben zeugte.

Dean ist stolz auf diese Zeichen, die sich im Lauf unseres Lebens in unsere Haut eingraviert haben. Wenn er in der Stimmung dazu ist sich zu unterhalten – richtig zu unterhalten, sprich: reden, und nicht den Abend in einer der unzähligen Bars zu verbringen, was selten vorkommt – dann erklärt er mir, dass jede einzelne für einen Menschen steht, der noch lebt, weil wir ihn gerettet haben. Nicht mit so vielen Worten vielleicht. Typischerweise zeigt er nur kurz auf eine der Linien und sagt etwas wie North Carolina, Wassergeist, aber in seinen Augen kann ich in diesen Momenten erkennen was er meint. Wir retten Menschenleben. Es lohnt sich.

Die leise Musik, die den Impala erfüllt, wechselte zu einem schnelleren Rhythmus und animiert meinen älteren Bruder dazu, mit seinen Fingern auf dem Lenkrad zu trommeln und mitzusummen. Dean schien unfähig zu sein, bei Stille mit dem Auto zu fahren.

Manchmal können wir so verschieden sein wie Tag und Nacht.
 

Then looking upwards

I strain my eyes and try

To tell the difference between shooting stars and satellites

From the passenger seat as you are driving me home.


 

Die Erinnerungen an mein Leben in Standfort sind seltsam undeutlich geworden.

Vor einer Woche habe ich in meiner Brieftasche ein altes Foto von Jess und mir gefunden, und ich habe den lächelnden Zweiundzwanzigjährigen auf dem Bild einen Moment lang nicht einmal erkannt.

Äußerlich habe ich mich nicht im Geringsten verändert. Gut, ich bin jetzt über ein Jahr älter, und das Leben auf der Flucht hat ein paar Spuren hinterlassen – aber es hat mich erschreckt, mich selbst auf diese Art und Weise zu sehen: so viel jünger, hoffnungsvoll.

Heute ist alles worauf ich hoffe ein abgeschlossener Fall und ein paar Stunden in einem durchgelegenen Motelbett.

Und plötzlich weiß ich nicht, was mich mehr beschäftigt – die Tatsache, dass ich wohl für immer in diesem Leben festsitzen werde, oder die Tatsache, dass es mir zumindest in diesem Moment egal ist.

Selbst nach Jessicas Tod habe ich mir geschworen, dass ich nicht für immer ein Jäger bleiben würde, doch langsam wird mir klar dass die Entscheidung die ich damals getroffen habe für immer war. Standfort war nie ein zu Hause für mich. Ich habe mich dort treiben lassen und war zeitweise sogar selbst davon überzeugt, nur ein normaler Student zwischen anderen zu sein, doch in Wirklichkeit habe ich mich nur selbst belogen. Ich bedauere es heute wirklich, Jessica nie gezeigt zu haben wer ich wirklich bin.

Wer weiß. Vielleicht hätte sie auch mein wahres Ich geliebt. Dass ich das nie erfahren werde, ist vielleicht das, was ich in meinem Leben am meisten bereue.

Die Rolle, die ich dort gespielt habe, war nicht weniger echt als das was ich heute den Menschen zeige, die ich Woche für Woche bei einem neuen Fall treffe.

Meine Hoffnungen und Träume gegen die anderer Menschen. Mein Leben gegen das ihre.

Ich weiß dass Dean die gleichen Gefühle plagen wie mich, nur, dass er es nie nach außen dringen lässt. Er war immer der, der stark war, und dafür bin ich dankbar.

„Du solltest eine Runde schlafen.“, unterbricht er plötzlich die Stille.

„Schon ok, ich bin nicht müde.“ Und dass ist die Wahrheit – die frische Luft hat die Müdigkeit weggeblasen, und ich nehme plötzlich alles um mich herum mit neu erwachter Aufmerksamkeit wahr. Dean am Steuer, die frische Nachtluft und die endlose Straße, die vor uns liegt.

Dean antwortet mir nicht. Natürlich nicht. Er verschwendet nie sinnlos Wörter, aber wir verstehen uns nach einem ganzen Leben zusammen auch stumm.

Manchmal sind wir uns so unglaublich ähnlich.
 

"Do they collide?"

I ask and you smile.

With my feet on the dash

The world doesn't matter.


 

„Da war gerade eine Sternschnuppe.“, murmle ich mehr zu mir selbst und bin überrascht, dass Dean tatsächlich auf meine Worte reagiert.

Noch überraschter bin ich, das seine Reaktion nicht aus einer mehr oder weniger direkten Beleidigung a la Dean bestand. Ich hatte mit einem Fantastisch, Haley Joe. oder bestenfalls noch mit Soll ich deine Hand halten? gerechnet, doch mein Bruder stoppt doch tatsächlich den Impala, steigt aus und lässt sich auf die Motorhaube sinken. Ich folgte ihm, halb besorgt und halb neugierig.

„Gibt es einen Jäger da oben?“, fragt er mich plötzlich, und ich brauche doch tatsächlich ein paar Sekunden, bis ich verstand was er meinte.

„Dort drüben ist das Sternzeichen des Schützen.“, erkläre ich schließlich und zeige auf eine Sternansammlung. Ich bin mir nicht sicher, ob ich damit richtig liege – für Astronomie habe ich mich nie wirklich interessiert – aber eigentlich spielt es auch überhaupt keine Rolle. Die Frage zielt auf etwas völlig anderes ab, und er wird es sich sowieso nicht merken. Meine Antwort scheint jedoch genug zu sein, um ihn zu beruhigen.

Was ich wohl nie verstehen werde ist, warum er die Worte Bist du in Ordnung? nur dann ausspricht, wenn ich in Lebensgefahr schwebe.

Und dann schweigen wir wieder.

Wir sitzen nebeneinander auf einer Motorhaube, zwei Brüder mitten im nirgendwo, und betrachten still den Nachthimmel bis die Dämmerung heraufzieht.

Und plötzlich ist es mir egal, dass mein Leben sich nur zwischen schäbigen Motelzimmern, der nimmer endenden Jagd nach allem was es verdient von uns gejagt zu werden und dem Beifahrersitz eines vierzig Jahre alten Autos abspielt. Es ist mir egal, dass wir scheinbar nicht dazu in der Lage sind ein zusammenhängendes Gespräch aus mehr als drei Sätzen miteinander zu führen, das nicht entweder in einen Streit ausartet oder von unserem Job handelt.

Es ist mir egal, dass ich dieses Leben eigentlich nie für mich wollte.

Wir sind hier. Wir leben. Und was auch immer geschehen wird, wir sind alles was wir noch haben.

Dean regt sich erst wieder als die letzten Sterne verblasst sind, und ich kehre auf den Beifahrersitz zurück.
 

When you feel embarrassed then i'll be your pride

When you need directions then i'll be the guide

For all time.

For all time.


 

Der dunkle Wald zieht vor dem Autofenster vorbei, der Wind streicht mir durch die Haare, und wir haben noch mindestens 100 Meilen bis zur Staatsgrenze vor uns.

Dean hat wieder begonnen eines seiner Lieder mitzusummen, und seltsamerweise finde ich Metallica heute gar nicht so schlimm.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Nochnoi
2008-08-17T16:55:05+00:00 17.08.2008 18:55
Also ich muss ehrlich gestehen, dass mir deine kleine Geschichte sehr gut gefallen hat ^^

Dein Schreibstil ist wirklich schön, sehr flüssig zu lesen :)
Und Sams Gedanken hast du wirklich gut rübergebracht. Wie er langsam aber sicher anfängt zu realisieren, dass er das Leben als Jäger nicht so einfach abstreifen kann und es irgendwie schon akzeptiert hat, und wie er über Jessica nachdenkt und seine kurze Zeit als Student. Schön finde ich auch dieses Paradoxon, das du zur Sprache gebracht hast - dass Dean und Sam einmal so unterschiedlich sind wie Tag und Nacht, aber sich manchmal auch sehr ähneln.

Auf jeden Fall hat es mir sehr gefallen und ich freue mich darauf, noch mehr von dir zu lesen! ^.^

Liebe Grüße
Nochnoi
Von:  Calysto
2008-08-16T22:14:04+00:00 17.08.2008 00:14
PS.: erste nanu oO XD
Von:  Calysto
2008-08-16T22:13:53+00:00 17.08.2008 00:13
hab gesehen
dass das deine erste ff is
zumindets die erste die hochgeladne wurde xD
und ich kann nur ratne
bleib dabei ^^
hat mir gut gefallen
hoffe dass ich bald mehr von dir lese
cia °-°v
Deine Calöö~


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