Zum Inhalt der Seite

Death Note - Another Note

L & Liz
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

ABC

Page twenty nine:

ABC
 

Tag 42. Raito saß nun schon 42 Tage in seiner Zelle und starrte zu Boden, während Liz sich gerade in die Fächer Anthropologie und Kriminalistik für das nächste Semester einschrieb. Der letzte Monat des Semesters war angebrochen und Liz bereitete sich mehr oder weniger auf ihre Klausuren vor, die sie noch zu schreiben hatte. Sie und Ethan bemühten sich, sich in der Öffentlichkeit nicht zusammen zu zeigen, was beiden ziemlich auf die Nerven ging. Doch dann wagten sie doch ein Abendessen in der Stadt. Es war mitten in der Woche, zudem noch ein unscheinbares Lokal, sie hätten niemals gedacht, dass jemand sie beobachtet, erkannt und schließlich verraten hätte…

Doch bis zu dem Zeitpunkt des Verrats, verstrich noch viel Zeit, in der sehr viel passierte.

Liz hatte ein paar letzte friedliche Tage. 8, um genau zu sein. An Tag 50 Raitos Haft, versuchte sie die Zeitung zu lesen, was ihr nicht sonderlich gelang. Sie starrte die Überschrift an, welcher in den japanischen Schriftzeichen stark herausstach, da sie in westlicher Schrift geschrieben war. Liz sah auf die Buchstaben.

//Wenn ich ein Buchstabe wäre, welcher wäre ich wohl?// Sie betrachtete die Buchstaben genau. Das I schien ihr zu langweilig. In Wammy’s Haus war sie das Y gewesen. Das wirkte so zwiegespalten…

Das F erschien ihr traurig. Aber das E war schlimmer. Es verlor sich an 3 verschiedenen Stellen. Es erschien ihr deprimiert.

Sie biss in ihr Brötchen und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie fühlte sich wohl, war für diesen Moment zufrieden und ausgeglichen. Sie entschied sich für das O. Sie war für diesen Moment eindeutig ein O.

Sie räumte also kurz auf, steckte ihre Zeitung ein und machte sich als rund um zufriedenes O auf den Weg zur Zentrale. Sie ging schnell in die Küche und stopfte sich eine Erdbeere in den Mund, bevor zu ihrem Bruder ging. Sie starrte auf den größten Monitor, auf dem seit 50 Tagen Raitos Abbild zu sehen war. Seit 4 Tagen war sie nicht mehr hier gewesen. Sie sah zu Raito auf und hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund.

„Oh mein Gott…“, hauchte sie. Raito schien nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen. Sein Haar schien an den Zustand von Ls Haar vorbei zu ziehen. Er war blass und hatte dicke Augenringe. Er sah mehr als nur krank aus, was er vor 4 Tagen noch nicht getan hatte.

„Wieso… Was ist mit ihm passiert?“, fragte sie leise. L sah sich zu ihr um und antwortete monoton.

„Er ist da seit 50 Tagen drin. Wie soll er sonst aussehen?“

Liz seufzte und setzte sich neben L auf ihren Platz.

„Viel besorgniserregender ist Herr Yagami…“, sagte L knapp und wandt sich ans Mikro. „Wie geht es Ihnen, Herr Yagami? Wollen Sie nicht endlich da rauskommen?“

Yagami saß auf seinem Stuhl und sah resigniert zu Boden.

„Seit Kira mit dem Morden begonnen hat, ist bereits ein Monat vergangen. Ich bin von der Unschuld meines Sohnes überzeugt. Jetzt müssen nur noch Sie und Ihre Schwester überzeugt sein. Ich verlasse die Haft nur in Begleitung meines Sohnes, Ryuzaki.“

Die Sturheit des Inspektors verblüffte.

L sah zu Raito.

„Alles okay bei dir, Raito?“

„J…Ja..“ Er klang sehr schwach und gebrechlich. Liz riss sich zusammen. Mitleid war das Letzte, was sie sich jetzt erlauben konnte.

„Kira muss von meiner Verhaftung wissen, sonst hätte er nie mit dem Töten aufgehört. Hast du eine Spur gefunden, wer aus der Zentrale als Kira in Frage kommt?“

Liz verdrehte die Augen und lehnte sich gequält nach vorn an die Stuhllehne. Sie saß mal wieder in ihrer typischen Sitzposition, im halben Schneidersitz, falsch herum auf dem Stuhl.

„Du, Raito… Es gab keine weiteren Morde, weil du Kira bist.“, konterte L bestimmt.

„Nein! Wie oft denn noch?! Ich bin es nicht!“

//Wenn Raito wirklich Kira ist, muss er von den Morden wissen…// L ging wie immer derselbe Gedanke durch den Kopf und Liz setzte ihn fort.

„Wieso sieht er so gar nicht danach aus…?“, fragte sie, eher sich als ihr Umfeld.

Aizawa ging auf das Geschwisterpaar zu.

„Finden Sie es wirklich in Ordnung, Raito immer noch im Unklaren zu lassen, Ryuzaki?“ Aizawa klang deutlich gereizt. Ryuzaki erkundigte sich auch bei Misa nach ihrem befinden und natürlich war sie auch von einem rund um gesunden Zustand wie einem O weit entfernt. Misa sah zu Liz aus wie ein E. Aber sie gönnte Misa, ein deprimiertes E zu sein.

„Lass mich frei! Ich will zu Raito… Bitte!“

Lange halten sie das nicht mehr durch…“, warf Matsuda nachdenklich ein.

Aizawa zog die Brauen zusammen, was ihm ein deutlich erbostes Aussehen verlieh.

„Ryuzaki! Warum bestehen Sie auf einer Fortführung der Haft? Inzwischen steht doch fest, dass Raito und Misa nichts mit den Morden zu tun haben können…!“

L rührte unbeirrt in seinem Zucker mit Tee.

„Fest steht nur, dass Misas Liebe zu Raito außergewöhnlich groß ist. Zu ihrem Pech scheint er aber auf meine Schwester zu stehen.“

Nun platzte Aizawa der Kragen. Der junge Familienvater ballte die Fäuste und eine Ader an seiner Stirn begann verdächtig zu pulsieren.

„Ich glaube, Sie wollen sich nur nicht eingestehen, dass Sie falsch gelegen haben! Deshalb bleiben Sie stur!“, schrie er.

L nahm seinen Löffel aus dem Mund. „Glauben Sie das wirklich?“ Doch das konnte Aizawa nicht aus der Fassung bringen. Liz sah ihren Bruder schräg an. Sie konnte durchaus Aizawas Gedanken nachvollziehen.

„Raito hat Recht. Warum hatte Kira Lind L. Taylor und die FBI-Agenten töten sollen, wenn er Menschen auch ohne jegliche Informationen über sie umbringen könnte? Kira tötet keine Unschuldigen, das haben Sie selbst gesagt, Ryuzaki.“

Matsuda stand übermannt da. „Stimmt. Kira hätte nichts zu befürchten gehabt, wenn er einfach so töten könnte.“, warf er schnell ein.

„Auch, als wir Raito zu Hause überwacht haben, konnten wir nichts finden. Er tut alles, um uns bei unseren Ermittlungen zu helfen. Er hat sogar sich selbst beschuldigt, möglicherweise Kira zu sein! Es ist reine Zeitverschwendung, ihn noch länger einzusperren! Wir sollten uns endlich auf die Suche nach dem wirklichen Kira machen!“

Liz sah Aizawa schräg an. Er war definitiv ein P. Er hatte zwar Ecken und Kanten, aber er fühlte sich gut dabei.

L sah zu seiner Schwester und leckte sich über den Daumen.

„Nun… In Ordnung.“

Matsuda und Aizawa überraschte Ls rasche Zustimmung sehr.

„Würden Sie uns für einen Moment alleine lassen?“, bat L seine Mitarbeiter. Die beiden Herren verließen den Raum.

L betrachtete seine kleine Schwester genau.

„Du kriegst alles aus ihm raus.“, sagte er knapp.

Liz hob eine Braue. „Und… Was willst du damit sagen?“

„Du wirst ihm eine Knarre an den Kopf halten und damit drohen, erst ihn und dann dich zu töten, wenn er dir nicht die Wahrheit sagt.“

Sie weitete die Augen. Ähnliches hatte sie erwartet, aber nicht das.

„Bist du bescheuert?! Das… kann ich nicht tun!“

Ryuzaki ignorierte sie kühl. „Misa wird dabei sein. Sie könnte es nicht ertragen, dass du ihren Raito tötest. Sie würde dich vorher umlegen.“

Liz stand auf. „Du musst ja sehr von ihrer Unschuld überzeugt sein, dass du deine eigene Schwester auslieferst!“, fauchte sie. „Ich bin viel zu sehr davon überzeugt, dass die beiden schuldig sind, als dass ich so etwas tun könnte!“

Er seufzte. Sie sah auf die Monitore und betrachtete Soichiro inständig. „Aber er könnte es tun…“

L nickte. „Dann tu mir wenigstens den Gefallen, und klopf ihn vorher schon mal ein Wenig weich.“

Einen Tag darauf saß Misa bei Chefinspektor Yagami im Dienstwagen. Er hatte eine Nacht Zeit bekommen, um sich wenigstens ansatzweise zu erholen. Trotzdem hatte ihm das gut getan, wobei er immer noch keine Ruhe hatte. Doch nun konnte er eigenhändig die Unschuld seines Sohns beweisen.

„Hätte nicht gedacht, dass mein Stalker schon so alt ist. Lässt du mich jetzt frei?“, fragte sie. Soichiro war schon genervt genug. Dieses naive Gör sollte ihm den letzten Nerv rauben. Trotzdem blieb er ruhig.

Misa saß an Handschellen gelegt auf der Rückbank.

„Ich bin kein Stalker. Ich bin Polizist.“, brummte er verstimmt.

Misa weitete die Augen. „J…Jetzt versteh ich! Dann meinten Sie dieses Gefasel von wegen Festnahme als »zweiter Kira« wirklich ernst?!“

Sie fasste sich wieder und beugte sich nach vorn zum Fahrersitz.

„Dass die Polizei zu solchen Psychomethoden greift, hätte ich nicht gedacht! Sagen Sie, können Sie mir nicht die Handschellen abnehmen? Ich bin doch jetzt frei, oder?“

„Halt den Mund!“
 

••

Zur selben Zeit wurde Raito von Aizawa an Liz übergeben. Auch er trug noch Handschellen, jedoch hatte er zusätzlich eine Augenbinde um. Aizawa fuhr aus der Tiefgarage raus, wartete aber nur einige 100m auf ein Signal von Liz.

Sie stellte sich hinter ihn und schwieg.

„Hallo? Ist noch jemand hier?“, rief er verzweifelt.

Sie nahm ihm vorsichtig die Augenbinde ab.

„Ich bin noch da.“, sagte sie kühl und hart. Raito erschrak leicht, als er ihre Stimme gehört hatte. Liz fiel es dermaßen schwer, diesen Auftrag auszuführen. Sie war doch bereits verwirrt genug… Verwirrt wie ein Q. Alles wäre vollkommen okay, wenn da nicht so ein blöder Strich den Fluss der positiven Energie stören würde…

Er drehte sich hastig zu ihr um und sah sie an.

„Yash…“, hauchte er leise. Er lächelte verhalten. Er konnte es nicht ganz begreifen, dass sie vor ihm stand und die beiden vor allem allein waren.

Sie stand einfach da und schwieg. Sie sah ihn einfach an und erwischte sich dabei, wie sie in seinen braunen Augen beinahe versunken wäre. Sie hatte es richtig genossen, diesen treuen und lieben Ausdruck in seinen Augen zu sehen. So sehr, dass sie gar nicht merkte, was um sie herum passierte.

Auch Raito war damit beschäftigt, Liz anzusehen und glücklich über ihr Beisein zu sein.

Liz bemerkte, wie sie immer mehr aus ihrer Rolle fiel. Sie hatte sich nicht unter Kontrolle. Raito war auf einmal so anders. Er war fast wie der Raito, in den sie sich damals verliebt hatte. Damals, als sie gerade nach Japan gekommen war.

Er ging einen Schritt auf sie zu und sah ihr tief in die Augen. Die beiden merkten kaum, wie ihre Gesichter sich gegenseitig immer näher kamen. Plötzlich realisierte Liz, was gerade geschah.

Schnell sah sie zur Seite und kniff die Augen zusammen. Ethan schien vergessen. Wie machte Raito das nur?!

Er legte seinen Kopf sanft an ihre Schläfe und schloss die Augen. Er saugte ihren zarten Moschusduft gerade zu auf. Er genoss ihre Wärme, trotz des bescheidenem Umfelds und der misslichen Lage, in der sich beide befanden.

„Bitte sag mir die Wahrheit, Raito…“, flüsterte sie leise. Ihre Stimme überschlug sich leicht, während die erste Träne ihre Wange hinab rollte. Sie sah ihn eindringlich an und strich ihm sanft über die Wange. Er konnte es nicht ertragen, sie weinen zu sehen. So gerne hätte er ihr die Träne weggewischt, wären da nicht die Handschellen gewesen.

„Bist du Kira?“ Ihre Stimme war stark und schnitt jegliche Geräuschkulisse der Umgebung. Raito sah ihr lange weiter in die Augen, bevor er antwortete.

„Nein.“, sagte er zwar knapp, dennoch sanft. Er beugte sich erneut zu ihr runter. „Glaub mir doch.“, flüsterte Kira. „Bitte…!“

Sie schloss kurz die Augen, um die in ihren Augen sich sammelnden Tränen fließen zu lassen.

Er beugte sich vornüber, Liz merkte jedoch, dass er immer näher kam und legte abwehrend ihre Hände auf seine Schultern. Das hinderte ihn aber nicht. Sanft lehnte er seinen Kopf an ihre Stirn.

„Keine Angst.“, hauchte er. „Ich werde nicht noch einmal den Fehler begehen und dich küssen, ohne dass du es willst.“

Liz legte ihre Hände in seinen Nacken und schloss die Augen. Sie hätte sich in diesem Moment nichts mehr als einen Kuss gewünscht. Ihre Idylle wurde von einem silbernen Mercedes gestört. Raitos Vater fuhr in das Parkhaus. Die beiden lösten sich. Raito war irritiert und sah Liz fragend an.

„Komm wieder… bitte!“, sagte sie eindringlich und löste sich von ihm.

Soichiro hielt an und stieg aus.

//Vater!!?// Raito hatte keine Ahnung, was nun mit ihm geschehen würde. Und was meinte Yashiro eigentlich mit »Komm wieder«?

Raito wurde ins Auto geführt und von Misa quietschend begrüßt.

„Raito! Ich hab dich so vermisst!“

Er erwiderte nichts darauf, sondern sah gehetzt zu seinem Vater.

„Vater, was geht hier vor?“

Misa erschrak.

„Was?! Das ist dein Vater?! Oh… Und ich hab für einen Stalker gehalten!“

Wieder wurde Misa ignoriert.

„Ist meine Unschuld endlich bewiesen? Sind wir frei?“

Soichiro sah stur nach vorn und mied jeglichen Blickkontakt mit seinem Sohn. „Nein. Ich bringe euch… zur Hinrichtung. Ich habe darum gebeten, derjenige sein zu dürfen, der euch zum geheimen Exekutionsort bringt.“

Misa und Raito stockte der Atem.

»Komm wieder«… Nun wusste Raito, was sie damit gemeint hatte.

„H…Hinrichtung?! A…aber Vater!“

„D…das kann doch nicht ihr Ernst sein, oder?!“

Der Polizist fuhr unbeirrt fort.

„L ist zu dem Schluss gekommen, dass ihr beide Kira 1 und 2 seid. Er ist sich sicher, dass die Morde endlich aufhören, wenn wir euch beide aus der Welt schaffen.“

Raito sah seinen Vater entsetzt an.

„Dann haben die Morde also doch nicht aufgehört…?“

„Nein. Es gab eine weitere Serie.“

„A…aber warum hat mir das denn keiner gesagt?!“

„Ich nehme an, L wollte dich zu einem Geständnis bringen. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Die internationale Gemeinschaft hat seinem Plan zugestimmt, euch beide hinzurichten, um Kira endlich auszuschalten. Kiras Exekution wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt.“

Raitos Herz drohte aus seiner Brust zu springen. Alles schien sich in ihm zusammen zu ziehen.

„Das ist doch… Vater!! Jetzt warte mal! Ich bin nicht Kira!“, schrie er verzweifelt.

„Genau! Wie können Sie nur…?! Er ist doch ihr Sohn!“, rief Misa.

Doch Soichiro blieb weiter ruhig.

„Es war nicht meine Entscheidung, sondern Ls. Er ist eine Koryphäe und hat bisher selbst die schwierigsten Fälle gelöst. Einer wie er irrt sich nicht, zumal er die Zustimmung seiner Schwester hat, die ihm auch ziemlich nahe kommt.“

Raito weitete die Augen. Schweiß trat aus seiner Stirn. //Yashiro…?!//

„Vater! Du vertraust ihm also mehr als mir?!“

„L wird die Konsequenzen ziehen und dem Tod ins Auge sehen, sollte er sich geirrt haben.“

Jegliche Farbe wich aus Raitos Gesicht. Er schien nun vollkommen am Ende. Nur das Adrenalin hielt ihn auf den Beinen.

„L… ist durchgeknallt! Auch, wenn die bisherigen Ermittlungsergebnisse keinen anderen Schluss zulassen… Ich bin unschuldig! Wieso sieht L das nicht…?“ Er verstummte kurz. Seine Stimme verlor an Kraft, gewann jedoch an Verzweiflung. „Da stimmt doch was nicht! Das sieht ihm doch gar nicht ähnlich! Bisher hat er all seine Fälle durch handfeste Beweise gelöst… Also was soll das jetzt?!“

Eine Antwort seines Vaters blieb aus. Stattdessen verkündete Soichiro ihre Ankunft.

„Wir sind da.“

Er bog auf einen verlassenen Bauplatz ein und hielt inmitten an.

„Wo sind wir? Was wollen wir denn an so einem verlassenen Ort?!“, fragte Raito leise.

„Wollen Sie uns etwa zur Flucht verhelfen?“ Misas Naivität brachte Soichiro fast aus der Fassung.

„Hier sind wir sicher. Niemand wird uns entdecken. Deshalb habe ich euch hierher gebracht und nicht zum Exekutionsort.“ Er sah starr nach vorn, faste sich ein Herz und sah seinem Sohn endlich in die Augen. „Raito. Wir werden hier zusammen sterben.“ Raito sprang vor Entsetzen auf und stieß sich den Kopf an der Autodecke. „W…Was?! Vater, was hast du vor?! D…das kannst du doch nicht…!“

Misa stand auf und schrie. Die Tränen schossen ihr ununterbrochen in die Augen. „Hören Sie auf! Sie sind ja verrückt geworden! Sie wollen sich und Ihren Sohn töten, nur weil er Kira sein könnte? Bringen Sie sich doch allein um, wenn Sie unbedingt müssen! Aber wenn Sie Raito mit in den Tod reißen, sind Sie kein Stück besser als Kira!“

Soichiro sah kurz zur Seite. „Doch, das bin ich.“ Seine Mine verfinsterte sich, als er zu Misa zurück sah. „Ich handele in meiner Verantwortung als Vater und Chefinspektor!“

Misa schrie auf. „So was Blödes hab ich noch nie gehört!“

Raito lehnte sich nach vorn und redete auf seinen Vater ein.

„Vater, sie hat Recht! Wenn wir jetzt sterben, werden wir das Rätsel niemals lösen! Lass und lieber fliehen! Dann haben wir eine Chance, die Wahrheit zu erfahren… Oder besser, sie selbst herauszufinden!“

Soichiro griff in seine Jackentasche. Raitos Ansprache schien nicht geholfen zu haben.

„Es ist zu spät, Raito. Es ist beschlossene Sache. Selbst wenn ich dich verschone, werden dich die Anderen Hinrichten.“ Er zog entschlossen den Revolver und richtete ihn auf seinen vor Angst und Verzweiflung zitternden Sohn.

Raito schreckte zurück. Er schwitzte. Ihm war heiß und zugleich eiskalt.

„VATER! Hör auf! Ich bin nicht Kira! Wenn du mich tötest, tust du ihm bloß einen Gefallen!“

Soichiro reagierte nicht.

„Misa… Ich werde hier mit meinem Sohn gemeinsam sterben, aber dir werde ich nichts tun. Die Polizei wird jeden Moment hier sein und dich zur Exekution geleiten. Es tut mir leid für dich…“

„Vater! VATER! Wenn sie wirklich Kira 2 wäre und ich Kira, würde sie nie zulassen, dass ich sterbe! Wenn wir wirklich die beiden Kiras wären…“

„SEI STILL!“

„VATER!“

Misa schrie entsetzlich, als Soichiro den Revolver entsicherte.

„Wir sehen uns in der Hölle wieder, mein Sohn.“

Raito starrte auf den Revolver. Es ging ihm nur eins durch den Kopf…

//“Komm wieder… bitte.“ „…zumal er die Zustimmung seiner Schwester hat…“//

„Yashiro…“, flüsterte er. Er sah seinem Vater in die Augen und ein ohrenbetäubender Knall hallte durch die Leere.

Soichiro hatte den Abzug betätigt.

Und Raito lebte noch.

Als er das realisierte, waren bereits einige Sekunden vergangen, in denen er einfach fassungslos auf den Revolver gestarrt hatte.

„Eine… Eine Platzpatrone?“

Soichiro legte sich erschöpft und entnervt in seinen Sitz zurück. „Gott sei Dank…!“, stöhnte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Raito schien mehr als konfus. „Wie… Wie meinst du das?!“

Soichiro legte seinen Kopf auf das Lenkrad. Er schämte sich so sehr, dass er versuchte, sich zu verstecken.

„Verzeiht mir bitte… Ich hatte keine andere Wahl, um euch aus der Einzelhaft zu befreien. Du musst mir glauben, Raito. Ich habe das nur getan, weil ich von deiner Unschuld überzeugt war.“ Er steckte die Waffe weg und sah zum Rückspiegel.

„Nun, Ryuzaki? Was habe ich gesagt? Ich hatte also Recht!“ Er sprach zu einer kleinen Kamera, die oberhalb des Rückspiegels befestigt war.

L antwortete schnell: „Ja. Damit steht ihre Unschuld fest. Misa hätte Sie zweifellos getötet, um Raito zu retten, würde sie über die Kira-Fähigkeiten verfügen.“

Liz hockte neben ihrem Bruder und starrte aus dem Fenster.

„Auch Raito hätte wohl nicht gezögert, seinen eigenen Vater umzubringen, wäre er wirklich Kira. Oder er hätte unter diesem Druck doch noch ein Geständnis abgelegt. Wie versprochen sind die beiden somit ab sofort frei. Jedoch nur unter bestimmten Auflagen. Da Misas Rolle im Bezug auf die Videos immer noch nicht geklärt ist, steht sie unter Beobachtung, bis wir Kira geschnappt haben.“

Misa beschwerte sich sofort. „Wie?! Sie halten mich also immer noch für schuldig?!“

Soichiro erhob die Stimme. Er konnte dieses Mädchen einfach nicht ausstehen…

„Das spielt doch keine Rolle! Du kannst dich wieder frei bewegen und hast sogar Polizeischutz, sieh es doch mal so.“

„Stimmt! Außerdem habe ich ja nichts zu befürchten, bin ja nicht Kira 2.“

L fuhr fort. „Auch für Raito gelten bestimmte Auflagen“ Raito sah irritiert auf.

„Du wirst ab Montag nicht von meiner Seite weichen, rund um die Uhr. Und du wirst mir bei den Ermittlungen helfen.“

„Alles klar, Ryuzaki. Lass uns Kira gemeinsam schnappen!“, rief Raito enthusiastisch.

Liz sah irritiert auf, als ihr Bruder das Gespräch beendet hatte.

„Wieso erst ab Montag? Es ist erst Donnerstag! Er kann unbeobachtet doch machen was er will!“

„Er wird nicht unbeobachtet sein. Ihr beide habt noch Einiges zu klären, oder irre ich mich?“ Liz erinnerte sich, dass L etwas von einer Kamera im Parkhaus erwähnt hatte. Bei der Sache mit Raito hatte sie diese vollkommen verdrängt.

Liz sah wieder aus dem Fenster. Wie konnte ihr eigener Bruder sie nur ins offene Messer laufen lassen? Sie sah auf die Uhr. Es war fast halb 9 am Abend. Irgendwas war doch um 9h… Ethan!

Wie konnte sie ihn nur so verdrängen?! Sofort wurde sie vom schlechten Gewissen geplagt.

„Ich muss gehen.“, sagte sie hastig und sprang auf.

Schnell lief sie nach Hause und machte sich dort einigermaßen frisch. Sie wollte nicht so irritiert und schlecht gelaunt sein, wenn Ethan kam. Er würde nur wieder anfangen, Fragen zu stellen, die sie nicht beantworten durfte. Ethan wollte heute die Nacht bei ihr verbringen. Die Vorlesungen fielen wegen Konferenzen aus und Ethan musste erst gegen 14h zur Uni.

Sie drehte laut Musik auf und erinnerte sich daran, wie der Tag gestern angefangen hatte. Irgendwie war da noch alles gut. Sie war weit weg, sehr weit weg, Lichtjahre entfernt von dem glücklichen Zustand eines Os. Ein verwirrtes Q war sie nun auch nicht mehr. Sie war das zwiegespaltene Y. Ob ihr ihre Eltern deshalb den Buchstaben als Zweitnamen gaben?

Liz sah in ihre kleine Bar und sah nach, was so nützliches drin stand. Der Tequila hatte in den letzten Wochen ziemlich gelitten… Auf die paar Schlucke, die noch drin waren, kam es jetzt wohl auch nicht mehr drauf an…

Und als Ethan letztendlich kam, sah die Welt viel bunter aus…

„Guten Abend meine Süße.“ Er lächelte breit, küsste sie, hob sie hoch und ging mit ihr ohne lange Umschweife direkt ins Schlafzimmer.

„Hey, was gibt das denn?“ Sie lachte und sah ihn schräg an. Gut, dass sie noch deutlich reden konnte, wenn sie betrunken war.

„Es gibt was zu feiern!“ Er schmiss sie aufs Bett und krabbelte über sie, während er sie innig küsste und in einer Hand den Champagner festhielt. Er stand auf und ging in die Küche, um 2 Gläser zu holen.

„Ich habe im 4. Jahr hervorragende Leistungen gebracht, bzw. meine Schüler haben das getan. Dafür gibt’s ‘ne fette Gehaltserhöhung.“

„Was?! Wahnsinn!“ Liz grinste breit. Der Alkohol schien so einiges bei ihr zu bewirken. Oder es lag an Ethans Anwesenheit, dass Raito auf einmal keine Rolle mehr spielte.

Mit einem lauten Knallen wurde der Schampus geöffnet und Ethan goss sich und seiner Freundin ein. Er trank einen Schluck, bevor er sich gierig auf seine Freundin stürzte.

Sie genoss den zügellosen und vor allem sorglosen Sex. Auch wenn es vielleicht den Eindruck erwecken konnte, ging es Ethan keineswegs nur um Sex. Er liebte Liz. Er wusste nur noch nicht wie und ob er es ihr jetzt schon sagen sollte. Schließlich war ihre Beziehung noch so frisch und sie mussten sich doch erst noch richtig kennen lernen…

Nach einer langen Nacht duschten die beiden am nächsten Morgen zusammen, wobei auch das seine zeit dauerte… Gegen halb 1 sprangen beide aus der Dusche. Ethan trocknete sich ab und übergab seiner Freundin das Handtuch, als es an der Tür klingelte.

„Wer ist das denn?“, fragte er und sah sie fragend an. Sie zuckte nur mit den Schultern.

„Sicher nur die Post. Kannst du gehen? Ich brauche noch ein bisschen.“

Ethan nickte, strich sich durchs nasse Haar und zog sich schnell seine Boxershort über. Das Handtuch legte er sich lässig über die Schulter. Er nahm sich nicht die Zeit, sich schnell anzuziehen, da die Person vor der Tür scheinbar keine Geduld hatte.

Ethan sah durch das eingelassene Fenster. Er erkannte die Person nicht. Sie kam ihm zwar bekannt vor, aber wirklich kennen? Er schloss aus, dass es Jemand von der Uni war. Er hätte diesen Jemand in den letzten Monaten irgendwann mal sehen müssen, hatte er aber nicht getan. Das lag natürlich daran, dass Raito 51 Tage in Einzelhaft war und folglich nicht zur Uni konnte.

Ethan öffnete die Tür und wurde verwirrt von Raito angestarrt.

„Kann ich helfen?“, fragte Ethan, verschränkte die Arme und lehnte sich an den Türrahmen.

„Ich wollte zu Hideki Yashiro. Wohnt sie nicht mehr hier?“ Raito musste zu Ethan hochschauen. Er war fast einen ganzen Kopf größer als er.

Ethan sah irritiert auf den Sack Tiefkühlpommes und die Schokosoße unter Raitos Arm.

„Klar wohnt sie noch hier. Wir haben gerade geduscht.“ Ethan witterte da Etwas bei Raito, was ihm nicht gefiel. Auch Raito fühlte sich nicht gerade wohl, einen halbnackten Kerl nach seiner Yashiro fragen zu müssen und sich dann auch noch anhören zu müssen »WIR haben gerade geduscht.«.

„Wann kann ich sie sprechen?“, fragte Raito höflich und ließ sich nichts anmerken.

„Worum geht es denn, wenn ich fragen darf?“

Raito hob die Brauen. Was dachte der Typ sich eigentlich, wer er war?! Das ging ihn überhaupt nichts an! Aber okay, sollte er zu hören kriegen, was er hören wollte.

„Es geht um uns. Ansonsten… Wenn ich störe, komm ich einfach später wieder.“

„Nun, um ehrlich zu sein störst du sehr… Ich wollte nämlich eigentlich gleich wieder hoch und weiter duschen, wenn du verstehst, was ich meine.“

Raito gab sich unbeeindruckt.

„Dann kann es ja nicht lange dauern. Ich warte einfach so lange.“

Bevor Ethan zum Gegenschlag ausholen konnte, meldete sich Liz aus dem Bad zu Wort.

„Hase? Wer ist das?“

Raito weitete die Augen. Hase?! Hatte sie diesen zu groß geratenen Kerl gerade »Hase« genannt?!

Bevor Ethan etwas antworten konnte, ergriff Raito die Initiative.

„Ich bin’s“, rief er in den Flur.

Liz weitete die Augen. Raito! Das konnte nicht Raito sein!

Sie zog sich schnell etwas über, richtete sich das nasse Haar und ging zur Tür. Raito errötete etwas bei ihrem Anblick. In Höschen, T-Shirt und mit nassem Haar ging sie auf ihn zu und mit ihrer Natürlichkeit schien ihre Schönheit beinahe unverschämt.

„Was machst du denn hier?“, fragte sie irritiert.

„Ich wollte mit dir reden.“, antwortete er kleinlaut.

Ethan sah genervt weg. Er hasste diesen Typen jetzt schon.

„Ist gerade ganz schlecht. Können wir nicht nachher telefonieren?“ Raito fühlte sich auf einmal deplatziert wie nie zuvor.

„Natürlich. Hier… Ich dachte, das könntest du gebrauchen.“ Er gab ihr die Pommes, lächelte sie sanft an und tauschte tötende Blicke mit Ethan, bevor er wieder ging.

Ethan schloss die Tür so schnell wie möglich, während Liz sofort die Pommes und die Schokosoße in den Kühlschrank brachte.

„Wer war das?“, fragte Ethan skeptisch.

„Wer?“

Er schnaubte. „Der Kleine von vorhin an der Tür.“

Liz sah ihn nicht an, sondern ging geradewegs ins Badezimmer.

„Das war mein Exfreund.“, antwortete sie knapp und Ethan witterte noch schlimmere Dinge, als zuvor.

„Und was will er von dir?“

Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn ernst an. „Mein Gott, wir sind eben noch freundschaftlich gesinnt. Jetzt spiel dich nicht so auf!“

„Ich spiele mich nicht auf!“

Liz murmelte darauf etwas Unverständliches.

„Könntest du dich bitte deutlich ausdrücken?“ Ethan sprach zwar in normaler Lautstärke, jedoch war sein Tonfall so schneidend, dass es jegliche Lautstärke getoppt hätte.

Liz ließ den Kamm sinken, mit dem sie sich gerade das Haar kämmen wollte und funkelte ihn böse an.

„Wieso streitest du eigentlich jetzt mit mir? Es gibt überhaupt keinen Grund!“

Ethan lachte spöttisch auf. „Was?! Keinen Grund? Dieser Kerl ist ja wohl Grund genug!“

Sie sah auf die Uhr an der Wand über dem Spiegel. Viertel nach 1h…

Sie schnaubte genervt und sah ihn an.

„Weißt du was?! Fahr doch einfach zur Uni und komm wieder, wenn du dich abgeregt hast!“

Ethan nahm darauf seine Sachen, ließ das Handtuch zu Boden fallen und verschwand.

Kurz nachdem Ethan gegangen war und Liz sich vom Streit erholte, klingelte es an der Tür.

Liz wusste sofort, wer es war.

„Hätte nie gedacht, dass du mal was mit ‘nem Dozenten deiner Uni anfängst…“

Raito ging unaufgefordert rein und sah sie an. Sein Blick war eine Mischung aus Trauer, Wut und Verzweiflung.

Liz sah ihn einfach nur an. Sie konnte nichts sagen, sie brachte keinen Ton heraus. Als Raito das bemerkte, sah er genervt weg und schnaubte.

„D…Danke für die Pommes…“, stammelte Liz.

Raito lachte gehässig auf.

„Das glaub ich jetzt nicht… Nach all dem was passiert ist, ist alles was du sagst »Danke für die Pommes«?!“

Liz sah zu Boden. Wo hatte sie nur den Tequila hingestellt?

Er ging ein paar Schritte auf sie zu.

„Weißt du… nach der Sache in der Garage… Ich dachte, jetzt, wo meine Unschuld bewiesen ist, hätten wir Ruhe. Hätten wir uns!“ Sie sah ihn immer noch nicht an. „Okay, ich habe gesehen, dass du nicht auf mich angewiesen bist, aber das gestern hat mir gezeigt, dass wir beide nicht voneinander loskommen. Verstehst du das?“

Liz konnte immer noch nichts zu dem Thema sagen. Sie bekam plötzlich fürchterliche Kopfschmerzen.

„Woher wusstest du, dass er fahren würde?“, fragte sie. Raito atmete tief durch.

„So, wie er sich aufgeführt hat, war klar, dass ihr euch streiten würdet. Außerdem muss er doch zur Konferenz um 2h.“

Sie nickte benommen und betrachtete weiter den Boden.

„Yashiro…“, sagte Raito sanft, ging auf sie zu und ergriff ihre Hand. „Du sahst nicht glücklich aus.“

Liz sah ihn sofort an. Er hatte genau das gesagt, wie in ihrem Traum…

„Und? Ist das dein Problem?“, fragte sie, riss ihre Hand aus seinem Griff und drehte sich weg.

„Ich will dass du glücklich bist. Dass du glücklich mit mir bist und ich weiß, dass ich dich glücklich machen kann.“

Liz sah ihn böse an.

„Ich werde nicht zulassen, dass du mir wieder alles kaputt machst.“

Raito ließ von ihr ab und zuckte mit den Schultern.

„Dann mach es eben selbst.“, sagte er knapp und setzte sich auf ihre Couch. „Wir wissen beide, dass es immer auf dasselbe hinauslaufen wird. Dass es mit dir und diesem Kerl nicht klappen kann, weißt du doch schon selber. Auch ohne meine Einwirkung.“

„Hör auf!“

„Du kannst ihm nie die Wahrheit sagen. Er wird irgendwann dahinterkommen…“

„Hör auf, bitte!“

Liz fand kein Halten mehr, als sie in Tränen ausbrach und auf die Knie zusammensackte. Raito sprang auf und half ihr, wieder auf die Beine zu kommen. Er setzte sich mit ihr auf die Couch und ließ sie sich an seiner Schulter ausweinen. Er streichelte sanft ihren Rücken und beruhigte sie mit aller Geduld. Mit aller Geduld, die er nur aufbringen konnte.

Nach einer Weile fand sie wieder Worte.

„Wirst du Ethan und mich verraten?“

Raito hob die Braue. „Sehe ich so aus, als hätte ich das nötig?“ Er lächelte und strich ihr zärtlich über die Wange. „Pommes?“, fragte er und Liz nickte zögerlich. Er stand auf, um Die Schokosoße und die Pommes zu holen und Liz fiel erneut auf, wie abgemagert er war. Nach nur einem Tag seiner Tortur sah er immer noch furchtbar aus. Dennoch war es nichts im Vergleich zu vorher.

Er tischte ihr die Pommes mit der süßen Soße auf und setzte sich wieder.

Eine Stunde saß sie einfach nur da und aß ein paar Pommes. Sie schwiegen sich an, denn sie wussten nicht mehr, was sie sagen sollten. Liz wusste gar nicht mehr, was sie wollte. Als sich Raito und Ethan gegenüber gestanden hatten, hatte sie nichts gefühlt. Sie hatte sich zu keinem der beiden mehr hingezogen gefühlt. Sie waren einfach da… Und wenn sie bei Einem der beiden war, hatte sie den Anderen vollkommen vergessen…

Nach einiger Zeit nahm Raito wieder ihre Hand. Er war genauso geplättet wie sie es war. Er wünschte sich Klarheit zwischen den beiden. Sie sah ihn an und lächelte benommen.

„Danke…“, flüsterte sie.

Raito nickte. „Immer wieder gern.“ Er genoss den Moment. Er hielt einfach ihre Hand und hörte ihr zu, obwohl sie nichts sagte. Natürlich hatte ihn die Sache mit Ethan verletzt, aber er wusste, dass er als Gewinner aus dem Ring steigen würde…

Er sah ihr ins Gesicht und musterte ihre weichen Gesichtszüge. Er betrachtete und bewunderte ihre Schönheit, die sie in diesem Moment hatte. Raito konnte sich nicht vorstellen, dass es eine schönere Frau als Yashiro gab.

Er sah auf ihre weichen Lippen, nachdem sich ihre Blicke getroffen hatten.

„Wieso… gehst du nicht mal ein Risiko ein?“

Sie spielte auf ihr Gespräch in der Tiefgarage an.

„Willst du das denn wirklich?“, fragte er leise, und kam er ihr langsam näher.

„Ich weiß es nicht…“, wisperte sie.

Als sich ihre Lippen schließlich trafen, zog sich in ihr alles zusammen. Sie bekam eine Gänsehaut und ließ zu, dass er den Kuss intensivierte. Sie schloss die Augen und ließ ihn führen. Raitos Herz machte Luftsprünge, als er realisierte, was er da eigentlich tat. Er genoss es sichtlich und strich seiner Yash sanft über den Rücken. Nach einer Weile löste der Kuss und lächelte glücklich.

„Das war schön.“, sagte er leise und betrachtete sie verträumt. Liz nickte verhalten und sah ihn ernst an.

„Du zerreißt mich von innen, ist dir das klar?“

Raito sah schuldbewusst weg. Irgendetwas sagte ihm, dass er das wirklich tat. Doch mit was, konnte er sich zu diesem Zeitpunkt nicht erklären.

„Lass uns Kira gemeinsam schnappen. Ich will es dir beweisen!“

Sie nickte matt und stand auf.

„Willst du… den ganzen Tag hier bleiben?“, fragte sie zögerlich.

„Nein… Ich wollte gleich gehen.“

Sie nickte und sah ihm später nach, als er ging. Sie schmiss sich erschöpft und entnervt auf ihr Bett, nachdem sie das Radio aufdrehte.

Welch Ironie des Schicksals, als in diesem Moment »Back to reality« von »Intelligent Hoodlum« gespielt wurde. Sie schnaufte und schmiss sich ein Kissen auf den Kopf. Sie wünschte, sie könnte sich dahinter verstecken…

Nach und nach schlief sie ein und hatte wieder diesen einen Traum, den sie im Flugzeug hatte…

»„Sie sieht nicht glücklich aus…“«

»„Hättest du rechtzeitig gehandelt, hätte ich ihn nicht töten können.“«
 

Am nächsten Morgen warf sie sich gleich zum Frühstück zwei Kopfschmerztabletten ein. Sie hatte unerträgliche Schmerzen. Nur eine Stunde später klingelte es an der Tür. Es war Ethan.

Liz atmete tief durch und öffnete die Tür. Wortlos ließ sie ihn rein und schloss die Tür wieder.

Er setzte sich auf die Couch und sah sie erwartungsvoll an.

Als sie nichts erwiderte, ergriff er die Initiative. Dieser Ablauf kam ihr verdammt bekannt vor.

„Yashiro… Ich… Okay, ich habe überreagiert, aber ich habe meine Gründe! Wirklich! Bevor du irgendetwas sagst, bitte hör mir zu! Ich… Ich habe so gut wie jede meiner Beziehungen in den Sand gesetzt. Bei dir will ich alles richtig machen, weil ich weiß, dass du die Richtige bist. Es ist naiv, ja, aber ich fühle und denke so.“

Er redete noch Minuten so weiter. Liz konnte es nicht ertragen, ihm weiter zuzuhören. Es tat ihr leid, aber am meisten tat es ihr weh. Sie musste es beenden, bevor sie ihn noch weiter mit reinzog.

Ethan fing ihren verlorenen Blick auf.

„Yash?“

„Hm?“

„Hast du gehört, was ich gerade sagte?“

Sie nickte.

„Ich liebe dich, Hideki Yashiro.“

Dieser Satz riss sie aus der Bahn. Er sah sie erneut voller Erwartungen an, doch sie konnte wie schon zuvor nichts sagen. Es steckte ihr mehr als nur ein Kloß im Hals. Sie sah ihn einfach nur überrascht an. Ethan sah ihr an, dass sie mehr als überfordert war.

„Yashiro? Willst du nicht… irgendetwas sagen?“ Er stand auf und ging auf sie zu.

„Äh… ja. Das ist toll.“ Sie versuchte zu lächeln.

„Was ist toll?“ Er stutzte und hielt am Glauben fest, sich verhört zu haben.

„Dass du mich liebst.“

Eine peinliche Stille trat ein.

„Du kannst es nicht erwidern…“, stellte er leise für sich fest.

Liz sah beschämt weg. Was dachte er jetzt nur von ihr?

„Ich bin so ein Vollidiot…!“, sagte er zornig, nahm seine Autoschlüssel und meldete sich mit dem Knallen der Haustür ab.

Liz sah ihm nach, konnte noch gar nicht begreifen, was soeben passiert war…

Sie hatte keine Vorlesungen mehr bei ihm, sie hatte jetzt Semesterferien… Sie war sich sicher, ihn nie mehr wieder zu sehen.

Sie ließ sich rücklings auf ihr Sofa fallen und starrte die Decke an. Nach einer halben Stunde klingelte das Telefon.

Sie ließ es klingeln. Es war ihr egal. Sie ließ es einfach klingeln.

Nach einigen Sekunden gab die Person am anderen Ende auf und versuchte es auf ihrem Handy. Aber auch an ihr Handy ging sie nicht. Aber derjenige gab nicht so schnell auf. Es wurde wieder auf ihrem Haustelefon angerufen und diesmal wurde etwas auf den Anrufbeantworter gesprochen.

„Hey, Yashiro. Angesichts der Tatsache, dass du nicht an dein Handy gehst, was du eigentlich immer bei dir trägst, liegst du entweder deprimiert auf deinem Sofa oder du wurdest verschleppt. Da man sowas wie dich nicht verschleppt, schon aus rein logistischen Gründen nicht, werde ich in einer halben Stunde vorbeikommen, um dich aufzumuntern.“ Raito legte auf und Liz begann zu lachen.

„Arsch. Vielen Dank. So fett bin ich jetzt auch wieder nicht.“, sagte sie leise und fuhr sich durchs Haar. Es wunderte sie, dass er anrief, sie so genau kannte und vor allem: dass er sofort vorbeikommen wollte.

Sie verbrachte auch die nächste halbe Stunde auf dem Sofa und rappelte sich erst auf, als es an der Tür klingelte.

Sie öffnete die Tür und sah in Raitos sanftes Gesicht. Sie hatte seine Gesichtszüge härter in Erinnerung gehabt.

„Was soll aus dieser Freundschaftsnummer werden?“, fragte sie ernst. Ihre Stimme klang hohl und monoton.

Er erwiderte ihren ernsten Blick und sagte knapp und nüchtern: „Liebe“

Sie hob die Brauen und fragte sich, was für ein Buchstabe Raito wohl war…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Enyxis
2010-07-15T13:10:34+00:00 15.07.2010 15:10
.....also das issoooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo-ooooooooooooooooo geil gewesen *-*
die folge wo die in dem auto sin (folge 17 XD) war auhc voll geil un ik hab als gewartet wie de das wieder schreiben wirst oo...hammer...HAMMER!!! >o<
also DAS war des beste kapi ...naja XDD ich kann mich eher gar nich entscheiden ....hehehe XDDD ethan is wech XD


Zurück