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Nebel über Hogwarts

von

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Der Schwur

Nebel über Hogwarts – Kapitel 69: Der Schwur
 

Peter rannte. Er wusste, er verhielt sich dumm und unverantwortlich und sollte eigentlich bei seinen Freunden sein, die alles für seine Schwester taten, aber er konnte nicht. Er konnte nicht nur einfach herumstehen und darauf warten, dass sie irgendeinen Lehrer fanden, der vielleicht seiner Schwester helfen konnte – er konnte es einfach nicht. Er musste etwas tun, irgendetwas tun, sonst würde seine Hilflosigkeit ihn umbringen, und wenn das nur daraus bestand, über die Treppen des dunklen, verlassenen Schlosses zu hetzen... irgendetwas. Weiter und weiter nach oben trugen seine Füße ihn, während sein Atem immer schwerer wurde und die Muskeln in seinen Beinen langsam protestierten, und noch immer hörte er Schritte hinter sich. Irgendeiner seiner Freunde hatte offensichtlich beschlossen, dass man ihn in seinem momentanen Zustand nicht alleine lassen konnte, und wahrscheinlich hatten sie sogar recht damit... aber in diesem Moment war sein Verfolger ein Feind, jemand, der ihn antrieb, noch schneller zu laufen, durch mehr Geheimgänge zu schlüpfen in der vagen Hoffnung, ihm doch irgendwann zu entkommen.

Es war dumm... es war absurd. Und trotzdem spürte er Erleichterung, als die Schritte hinter ihm langsam zurückblieben und er keuchend und mit schmerzenden Seiten in den Korridor des siebten Stocks taumelte – alleine. Endlich alleine... er wollte doch nur... er spürte, wie die Tränen über seine Wangen liefen. Er wollte seine Schwester finden – nur das wollte er. Aber wie er das anstellen sollte... das wusste er nicht.

Jetzt, da sein Wunsch nach Flucht abgeebbt war, starrte er nur noch auf den Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten, während er langsam, fast abwesend davor auf und ab lief. Was sollte er tun? Eigentlich sehnte er sich jetzt nach dem wenn auch schwachen Trost, den die Anwesenheit seiner Freunde gebracht hatte, aber konnte er jetzt zurückgehen? Der Teil von ihm, der nicht vollkommen in Angst um Suzie aufging, schämte sich jetzt für seinen Ausbruch und sein irrationales Verhalten... nein, zurück konnte er nicht...

Er wandte sich um und erstarrte. Dort, wo zuvor nur kalte, solide Steinwand gewesen war, schimmerte nun das warme, braune Holz einer Tür einladend, und Peter machte einen Schritt darauf zu, seine Furcht für ein paar Momente durch seine Überraschung betäubt. Ohne zu zögern, ohne nachzudenken, drückte er die Klinke hinunter und trat ein in den großen, hallenden Raum, der sich in die Länge erstreckte, ohne dass er irgendeinen Einrichtungsgegenstand entdecken konnte. Er war vollkommen leer, so als ob er ihm helfen wollte, jemanden zu finden, den er hier suchte... aber seine Schwester war nicht hier. Sie konnte nicht hier sein.

Die Überzeugung hielt ihn nicht davon ab, einzutreten und, als die Tür hinter ihm zugefallen war, den Blick suchend über die dunklen Fliesen gleiten zu lassen... aber sie war nirgends. Der närrische Schimmer an Hoffnung, den er für einen Moment gespürt hatte, verschwand so schnell wieder, wie er gekommen war, und er ließ sich an einer der kalten Wände herabsinken, den Kopf auf die Knie gelegt. Sie war fort – und nicht nur weggelaufen, sondern in den Händen von Todessern – und nach allem, was Lily gesagt hatte... sie war nicht mehr in Hogwarts, und der Wald, von dem sie sprach, konnte überall sein. Und die Chancen, sie zu finden – sie lebend zu finden – sanken mit jeder Minute.

Er schlug seine Faust gegen den kalten Stein des Bodens und genoss fast den Schmerz, der seinen Arm hinaufschoss, weil er ihm eine Ausrede gab für die Tränen, die noch immer in seinen Augen standen und seine Sicht vernebelten, doch der kurze Moment der Aktivität war nicht von Dauer. Er sank wieder in sich zusammen und schlang seine Arme um seine Beine in der Hoffnung, dass er sich selbst ein wenig Wärme geben könnte in der Kälte dieses großen, kahlen Raumes... er war alleine. So alleine. Und er konnte nichts tun. Alles, alles würde er geben, um Suzanne helfen – aber all seine Wünsche änderten nichts, sie war fort, und er hatte keine Möglichkeit, sie zu erreichen.

Für einen Moment schloss er die Augen, doch ein leises Klacken auf dem Boden vor ihm ließ sie ihn sofort wieder aufreißen aus Angst, dass er entdeckt worden war. Aber nein, der Gedanke war absurd – er hatte die Tür nicht gehört, wie sollte jemand hierher gekommen sein...

Vor ihm auf den dunklen Fliesen lag eine kaputte Flasche Butterbier, und er zog die Augenbrauen hoch. Er war sich sicher – absolut sicher – dass sie eine halbe Minute zuvor noch nicht da gewesen war. Aber aus dem Nichts konnte sie auch nicht aufgetaucht sein... Peter runzelte die Stirn und streckte die Hand aus, um sie aufzuheben – und spürte den vertrauten Zug eines Portschlüssels hinter seinem Nabel.

Er hielt sich mehr aus Reflex an der alten Flasche fest, als weil er wirklich erfahren wollte, wohin er gerade reiste, doch seine Angst und sein Schock hätten es ihm wahrscheinlich unmöglich gemacht, sich zu bewegen, selbst wenn er gewusst hätte, was auf ihm wartete. Die Augen geschlossen raste er durch einen Ort, der weder Raum noch Zeit kannte, bis er schließlich hart auf dem Boden aufschlug, das Gesicht in die Erde gedrückt. Sein erster, stockender Atemzug ließ ihn husten, als er den Geruch von Tannennadeln einsog, und dann traf ihn ein harter Stiefel in die Seite.

Peter keuchte auf und rollte sich herum, um dem Schmerz zu entgehen, sich zusammenzukrümmen, um sich vor weiteren Schlägen zu schützen, doch die Stimme, die er hörte, ließ ihn erstarren. „Peter!“

Es war Suzanne, die seinen Namen hervorwürgte, und plötzlich setzte sein überrumpelter Verstand die Bruchstücke von Informationen zusammen, die er besaß, und er begriff, wo er sich befand.

„Peter!“

Nur die Angst in ihrer Stimme erlaubte es ihm, die Augen zu öffnen, in jedem anderen Fall hätte er sich nur zusammengekauert und ertragen, was auch immer ihm die Todesser antun wollten, doch nun starrte er wütend zu den zahllosen Gestalten in dunklen Mänteln hinauf.

„Oh, er ist wach. Der kleine Löwe traut sich also doch, den bösen schwarzen Mann anzusehen.“ Die hämische Stimme kam ihm vage bekannt vor, doch für den Moment konnte er sie nicht zuordnen, und stattdessen stemmte er sich vorsichtig auf die Beine, die Hand in seiner Tasche fest um seinen Zauberstab geschlungen. Suzanne wurde ein paar Schritte weiter von einem großen, bulligen Todesser festgehalten, und für einen Moment überlegte er, zu ihr hinzulaufen, sie zu packen und einfach fortzuapparieren, doch die Chancen auf einen Erfolg waren verschwindend gering. So viele Feinde standen um ihn herum, die Zauberstäbe gezogen, dass er nichts erreichen würde außer sich selbst umzubringen – und damit auch die einzige Möglichkeit für seine Schwester, von hier wegzukommen.

„Wer ist das?“ Die kalte Stimme ließ ihn zusammenfahren, und nur jetzt, als er sich umdrehte, sah er Du-weißt-schon-wen zwischen seinen Anhängern stehen und realisierte, in welch schrecklicher Situation er sich wiedergefunden hatte.

Der Todesser, der ihn verspottet hatte, trat vor. „Peter Pettigrew, Mylord. Der beste Freund von Sirius Black, dem Blutsverräter, und von Dumbledores Liebling, James Potter.“

„Interessant... wie bist du hierhergekommen, Junge? Suchst du etwa nach deiner Schwester?“

Peter spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach, trotz aller Vorsätze, stark zu seiner vor Suzanne, um ihr zu helfen, um ihr Leben zu retten selbst im Angesicht dieser Übermacht. „Ich... ich weiß es nicht.“

„Du weißt es nicht?“ Die roten Schlangenaugen wandten sich ihm nun ernsthaft zu, mit einer plötzlichen Bösartigkeit, die ihn trotz allem, was er über den Mann gehört hatte, überraschte. „Das ist merkwürdig – normalerweise erinnert man sich doch daran, einen Portschlüssel erschaffen zu erschaffen. Crucio.“

Das eine Wort, beiläufig ausgesprochen, brachte seine Welt zum Zusammensturz, ließ seine Knochen glühen und sein Fleisch schmelzen, während er schrie und doch verzweifelt versuchte, Wörter zu finden, die erklären würden, was er gesehen und getan hatte. „Korridor... Hogwarts... plötzlich... Tür... Raum... Flasche... hier...“ Wieder und wieder würgte er sie hinaus, versuchte, zu erklären, was er selbst nicht verstand, bis der Fluch schließlich aufgehoben wurde und er wimmernd auf dem Boden lag, nichts als das trockene, verzweifelte Schluchzen seiner Schwester in seinen Ohren.

„Er lügt, mein Meister... sicherlich lügt er... eine so unglaubliche Geschichte...“ Die dunkle, raue Frauenstimme hatte nicht mehr die Kraft, Peter zusammenzucken zu lassen, auch wenn der Gedanke an neue Folter ihm ein Wimmern entlockte.

Du-weißt-schon-wer lachte kalt. „Sieh ihn dir an, Bellatrix – sieh ihn dir an. Denkst du wirklich, ein Wurm wie er würde einen neuen Cruciatus riskieren, nur um eine so lächerliche Lüge aufrecht zu erhalten? Nein... er sagt die Wahrheit. Die Magie Hogwarts' ist stark, und ich habe keinen Zweifel, dass sie auch einen Portschlüssel aus dem Schloss erschaffen könnte, wenn sie nur entsprechend angeregt wird.“ Er hörte das Rascheln eines Umhanges und Fußschritte, vom weichen Waldboden fast verschluckt, die schließlich vor ihm zum Halten kamen. „Was willst du hier, Peter Pettigrew?“

Ihm stockte der Atem, doch ein letzter, vergessener Funke Gryffindormut in ihm erlaubte es ihm schließlich, die Augen zu öffnen und vom Boden aus zu seinem Peiniger hochzusehen. „Ich will meine Schwester.“

Du-weißt-schon-wers kalte, rote Augen wanderten hinüber zu ihr, wie sie sich in den Armen ihres Bewachers wand, der Blick voll mit einer Angst, die nicht nur ihr selbst galt, sondern auch ihrem Bruder, der hergekommen war, um ihr zu helfen. „Deine Schwester? Nobel... auch wenn ich nicht denke, dass du in einer Position zu Verhandlungen bist.“

Das hämische Lachen der Todesser um ihn herum führte ihm vor Augen, wie Recht er hatte, und er biss die Zähne zusammen. „Sie werden uns finden... die Auroren...“

Du-weißt-schon-wer lachte. „Niemand wird uns hier finden, es sei denn, ich erlaube es ihnen – verabschiede dich schnell von dieser Illusion, Pettigrew. Und denk nach... denk nach, was du mir anbieten kannst, das es vielleicht wert wäre, deine Schwester zu verschonen.“

Die Panik stieg in seine Kehle, und er warf einen Blick auf Suzannes tränenüberströmtes Gesicht. „Alles... ich würde alles tun!“

Sein Gegenüber lächelte – ein beängstigender Ausdruck auf seinem entstellten Gesicht. „Alles... das ist gut. Du wirst mir also dienen und alle deine Freunde verraten, für das Leben dieses kleinen Mädchens – ein Gryffindor, wie er im Buche steht.“

Die Todesser lachten erneut, doch er hörte es kaum, während er seine Schwester anstarrte, die plötzlich ihre Versuche, zu entkommen, aufgegeben hatte, und ihm in die Augen sah. Nein! Sie sprach nicht, doch er konnte das Wort deutlich auf ihren Lippen sehen... aber was auch immer sie damit bezwecken wollte, Peter würde nicht darauf eingehen. Ihr Leben war wichtiger als seines, wichtiger vielleicht sogar als das von James und Sirius und Remus, so schwer es ihm auf fiel, diese Entscheidung zu treffen... er nickte und befeuchtete seine trockenen Lippen. „Das werde ich.“

„Dann knie.“

Ein Raunen ging durch die versammelten Reihen, doch nur die Frau, die er schon zuvor gehört hatte, wagte, zu widersprechen. „Das Mal... Ihr... mein Lord, ist das nicht zu viel der Ehre für einen Wurm wie ihn?“

„Nicht das Mal, Bellatrix. Er ist keiner von uns, kein Todesser, kein mächtiger Schwarzer Magier, sondern nur ein Werkzeug, ein undankbarer kleiner Wurm, der nicht verstanden hat, welch große Ehre ihm heute Nacht zu teil wird. Nein... für ihn wird ein Unbrechbarer Schwur genügen. Wirst du uns die Ehre erweisen?“

„Natürlich, mein Lord.“ Die Frau trat nach vorne, und Peter raffte sich auf, stemmte sich hoch, auch wenn seine Kraft ihn verlassen wollte, alles nur, um Suzanne zu helfen. Er streckte seine Hand aus und spürte, wie sich die kalte von Du-weißt-schon-wem um sie schloss, unterdrückte nur mit Mühe den Reflex, sie zurückzuziehen, während die Spitze von Bellatrix' Zauberstab sich auf ihre verschränkten Finger legte.

Er legte den Kopf nicht in den Nacken, um seinem Gegenüber ins Gesicht zu sehen, sondern starrte stattdessen den schwarzen Stoff seines Umhangs an, zählte die Falten, während die kalte Stimme erneut sprach. „Wirst du allen vorherigen Loyalitäten entsagen, um mich zu unterstützen?“

Peter schluckte. „Das werde ich.“ Ein Band aus Flammen schoss aus der Spitze von Bellatrix' Zauberstab und legte sich um ihre verschränkten Hände.

„Wirst du meine Ziele verfolgen, selbst um den Preis deines eigenen Lebens?“

Die Angst kroch seinen Nacken hinauf. „Das werde ich.“ Ein zweiter Strahl folgte, seine Hitze matt spürbar auf seiner Haut.

„Wirst du meine Geheimnisse bewahren und niemals ein Wort von diesem Schwur sprechen?“

Er zitterte, hielt aber seine Hand stillt. „Das werde ich.“ Ein dritter Ring schloss sich um seine Hände, bis schließlich der Dunkle Lord den Kontakt unterbrach und sich zurückzog. Für einen Moment noch spürte Peter die Flammen auf seiner Haut, dann verschwanden sie, nur noch eine Erinnerung, genauso wie der Schwur, mit dem er gerade sein Leben und sein Schicksal fortgegeben hatte.

„Nun... dann bleibt uns nur noch eine Sache zu tun, mein neuer Diener... Avada Kedavra.“

Er riss seinen Kopf so schnell herum, dass es schmerzte, um den letzten Schatten von Qual auf Suzannes Gesicht aufzufangen, bevor der Todesfluch sie traf, die Tränen noch in den Augen. Für einen Moment war er wie gefangen, wusste nicht, was er tun sollte, auf den Mann losgehen, der seine Schwester getötet hatte oder zu ihrem Körper stürzen, dann sah er das kalte Lächeln und wusste, er konnte den Dunklen Lord nicht töten. „Es wird deine Tarnung so viel glaubwürdiger machen. Morsmordre.

Für einen Moment sah er nach oben, starrte in den Himmel, wo das Dunkle Mal aufleuchtete, stilles Mahnmal für seine Schwester, doch zu seiner Schande wollte er sich nicht rächen, wollte nicht kämpfen wie der Gryffindor, der er eigentlich war, sondern nur noch verschwinden... verschwinden und vergessen. „Und jetzt geh zurück nach Hogwarts – deine Freunde warten sicher schon auf dich.“

Seine Füße trugen ihn die paar Schritte hinüber bis zu Suzanne, wo ihr Bewacher sie hatte fallen lassen, als seine Dienste nicht mehr nötig waren, und er vergrub seinen Kopf an ihrer Brust, schluchzend. Er hatte keine Kraft, keine Stärke, keinen Kampfgeist mehr, und so zog er ihren leblosen Körper nur in seine Arme, wiegte sie vor sich wie ein Kind, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass jede Verweigerung der Wünsche des Dunklen Lords ihm den Tod bescheren würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  rikku1987
2014-08-05T22:54:58+00:00 06.08.2014 00:54
Ah ein unbrechbarer schwur auch eine Art Peters verrat zu erklären arme Susi


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