Zum Inhalt der Seite

Nebel über Hogwarts

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Freunde

Nebel über Hogwarts – Kapitel 11: Freunde
 

Remus schmollte noch immer. Das konnte James eindeutig an der Art erkennen, wie er sich unwillig in seinem Bett umdrehte und schließlich die Vorhänge zumachte, als die anderen Bewohner des Schlafsaales um die Mittagszeit begannen, aus ihrem komatösen Dämmerzustand zu erwachen.

Und wenn dieses Anzeichen noch nicht deutlich genug gewesen wäre... die Szene, die Moony ihm gestern Abend im Gemeinschaftsraum und danach in ihrem Schlafsaal gemacht hatte, wäre Beweis genug gewesen. So wütend und verletzt hatte er seinen normalerweise ruhigen, gelassenen Freund noch nie erlebt und fast hatte er geglaubt, dass man sein Geschrei bis hinunter auf die Party hören würde. Schläfrig seufzte er auf. Sirius – gut, Sirius und er selbst – hatten Remus nur einen Gefallen tun wollen, und keiner von beiden war auf die Idee gekommen, dass dieser nicht die geringste Neigung haben würde, die Situation auszunutzen.

Außerdem hatte Remus sehr energisch – und mindestens ebenso laut – klargestellt, dass er kein besonderes Interesse an Florence Silverspoon hatte, und dass seine Chancen, wenn das der Fall gewesen wäre, nun gegen Null tendieren würden. Allerdings hatte die Vehemenz, mit der er betonte, dass das ohnehin nicht der Fall wäre, in James einige Vermutungen geweckt, allerdings war er klug genug gewesen, sie in diesem Moment nicht zu erwähnen – egal, für wie draufgängerisch man ihn hielt, er wusste immer noch, wann er besser den Mund hielt.

Gemächlich räkelte er sich und blickte durch den Spalt in den Vorhängen seines Himmelbettes nach draußen, er hatte immer gedacht, dass Evans die Erste in diesem Jahr sein würde, die versuchte, ihm den Kopf abzureißen, und nicht Remus. Allerdings hatte sein Freund sehr deutlich gemacht, dass er verdammt sauer war... und James gedachte, dagegen etwas zu unternehmen. Etwas, das ihn wieder versöhnte – denn er bezweifelte, dass es mit einer einfachen Entschuldigung getan wäre. Das einzige Problem an diesem selbstlosen und vollkommen uneigennützigen – na gut, vielleicht doch nicht so uneigennützigen, immerhin wollte er weiterhin Remus' Hausaufgaben abschreiben – Plan war, dass er nicht wusste, was. Aber wozu hatte man Freunde?

„Sirius?“

„Umpf.“

Er hatte leise gesprochen, um die anderen – und vor allem Remus – nicht zu wecken, doch seine Worte schienen nicht gereicht zu haben, um seinen Freund aus dem Reich der Träume zu holen... eher war es wohl eine schlaftrunkene Reaktion auf die unterbewusste Wahrnehmung seines Namens. Vorsichtig kroch James aus seinem Bett und schob seine nackten Füße in seine Pantoffeln, bevor er zu Sirius hinüberglitt und die Vorhänge aufschob. „Aufwachen, Sirius... es wartet ein hübsches Mädchen im Gemeinschaftsraum auf dich.“

„Was? Wo?“ Die geflüsterten Worte hatten Sirius nun doch aus seinem Halbschlaf hochfahren lassen. James verkniff sich ein Lachen, als er den zerknautschten, aber doch erwartungsvollen Gesichtsausdruck seines Freundes sah, der sich allerdings langsam aber sicher auflöste, während seine bewussten Denkprozesse die Oberhand gewannen und James' Amüsiertheit registrierten. „Idiot.“

Mit einem hastig hochgerissenen Arm konnte James gerade noch dem Kissen ausweichen, mit dem Sirius nach ihm schlug, bevor er zu einem Gegenangriff ansetzte und die Bettdecke von Sirius' Beinen zog. „Hey, das ist kalt!“

„Nur ein wenig Unterstützung, um dich zum Aufstehen zu bewegen... alleine kriegst du das ohnehin nicht auf die Reihe...“

„Pah.“ Mit einer mehr oder weniger würdevollen Bewegung schwang sich nun auch Sirius aus dem Bett und James war mehr als erleichtert, zu sehen, dass sein Freund seinen Anti-Kater-Trank genommen hatte, ansonsten hätte er sich wohl über seine Kopfschmerzen beschwert und darüber, dass er gleich kotzen müsse. „Also, was hast du nun mit diesem wundervollen angebrochenen Samstag nach einem überaus erfolgreichen Abend vor?“

Irgendwie hatte Sirius' fröhlicher Tonfall nicht die normale Wirkung auf James und mit besorgtem Gesichtsausdruck deutete er auf Remus' Bett, dessen Vorhänge noch immer geschlossen waren – untypisch für ihren Freund, der normalerweise immer vor ihnen allen aufstand, denn sogar Peter war schon aufgewacht und verfolgte ihr Gespräch. „Ich denke, wir haben einen Fehler gemacht?“

„Einen Fehler?“ Sirius runzelte angestrengt die Stirn. „Du meinst, ich hätte weiter mit Mary O'Donnel flirten sollen anstatt... oh, das meinst du.“

James nickte langsam. „Ja. Aber lass uns lieber zum Mittagessen gehen...“
 

Die Große Halle war bereits recht leer, als die drei Rumtreiber sie betraten, durch die Party am Vorabend hatten sie das Frühstück verpasst und fanden sich erst jetzt zu einem recht späten Mittagessen hier ein. Einige ihrer Kollegen aus Gryffindor winkten ihnen zu, als sie auf ihren Haustisch zugingen, und ein Mädchen aus der sechsten Klasse, das James nur vom Sehen kannte, errötete sichtlich bei Sirius' Anblick und schien die Hoffnung zu hegen, dass er sich zu ihr setzte. Doch trotz all dieser Widrigkeiten schafften sie es schließlich, gemeinsam am unteren Ende des Tisches Platz zu nehmen, in einem Abstand zu den anderen Schülern, der ein wenig Privatsphäre gestattete. „Also... was hab ich gestern verpasst, dass Remus sich jetzt benimmt wie ein... ein... ein beleidigter Remus?“ Sirius tat sich unbekümmert Steak und Kartoffeln auf, etwas, das selbst James, der während des Großteils des Abends so gut wie nüchtern geblieben war, nicht fertigbrachte, da sein Magen protestierte. Er beschränkte sich lieber auf Suppe, und während er begann zu löffeln, erklärte er: „Nun... anscheinend hat ihm unsere Liebestrankidee nicht so gut gefallen wie wir gedacht haben.“

Peter schnaubte. „Der Tatsache nach zu schließen, dass man euren Streit bis in den Gemeinschaftsraum gehört hat, stellt das wahrscheinlich eine etwa tausendprozentige Untertreibung dar. Ich wusste gar nicht, dass Remus so laut werden kann.“

James nickte. „Hast wohl Recht. Und Remus hatte auch Recht, als er gesagt hat, dass er sich jetzt wohl nie wieder bei Florence blicken lassen kann - besonders nach dem hysterischen Anfall, den sie hatte.“

„Hysterischen Anfall?“ Sirius blickte auf und schüttelte den Kopf. „Aber das sollte doch gar nicht passieren bei einem Liebestrank... da ist wohl beim Brauen was schief gelaufen.“

„Wo wir bei dem Thema sind... wo hattest du den Trank eigentlich her?“

„Von einem Händler in der Winkelgasse... hat ihn als todsicher und vollkommen nebenwirkungsfrei beschrieben und da konnte ich mir die Gelegenheit doch nicht entgehen lassen.“

James verdrehte die Augen. „Und demnächst nimmst du ein Glas Kürbissaft von Snape an, nachdem wir in der Zaubertrankstunde davor einen Warzentrank gebraut haben...“

„Ist ja gut, ist ja gut...“ Sirius hob in einer Geste, die eigentlich unschuldig wirken sollte, beide Hände, doch da er noch immer Messer und Gabel in der Hand hatte, sah er eher so aus, als ob er seinen Freund James anfallen wollte. „Meine Schuld, ich weiß – bleibt die Frage, was wir tun sollen.“

„Uns bei Remus entschuldigen.“

James schnaubte. „Der Plan ist gut, Wurmschwanz, setzt allerdings voraus, dass er uns überhaupt zuhört.“

„Und uns bei Florence entschuldigen“, fügte Peter unbeirrt vom Sarkasmus seines Freundes hinzu. „Immerhin war die Sache wohl auch für sie ziemlich... unangenehm.“

„Stimmt“, fügte Sirius ein wenig gedämpft an einer Kartoffel vorbei hinzu. „Abgesehen davon hatte ich den Eindruck, dass sie uns ohnehin nicht besonders leiden kann...“

„Und woher weißt du das, oh großer Frauenkenner?“ James betrachtete ihn misstrauisch über seinen gefüllten Löffel hinweg.

„Wie oft redet sie denn mit Remus wenn wir in der Nähe sind?“

„Nun ja... nicht oft.“

„Und wenn sie das tut, beachtet sie uns dann?“

„Nicht wirklich.“

„Und ist sie nett zu anderen Leuten, wenn sie sie sieht?“

„Eigentlich schon.“

„Und hat sie schon einmal für einen von uns geschwärmt?“

„Nein.“

„Dass ein Mädchen euch beiden nicht hinterherläuft, heißt nicht, dass sie euch nicht leiden kann“, bemerkte Peter von der Seite, in einem Tonfall, der vielleicht nicht eifersüchtig klang – aber sehr knapp daran vorbeischrammte.

„Jaja, ich weiß doch.“ Sirius wedelte kurz mit seiner Gabel. „Aber das ändert doch nichts daran, dass die anderen Punkte zutreffen. Ist dir das wirklich nicht aufgefallen, Krone?“

„Ähm... nein, nicht wirklich.“

„Meine Güte...“ Sirius schüttelte den Kopf. „Du solltest wirklich damit anfangen, auch andere Mädchen außer Lily Evans zumindest anzusehen... du merkst, dir entgeht etwas.“

„Ähem.“ James räusperte sich, während ihm ein unangenehmer Gedanke durch den Kopf ging, den er allerdings schleunigst wieder verdrängte. „Okay. Sie mag uns nicht besonders, und wir sollten uns bei ihr entschuldigen.“

„Und bei Remus“, warf Peter ein.

„Und bei Remus.“

„Jaha...“ Für Sirius schien das Thema nun mehr oder weniger geklärt, was James mit Leichtigkeit daran erkennen konnte, dass er sich mit erneutem Enthusiasmus seinem wohl leicht erkalteten Steak und den dazugehörigen Kartoffeln zuwandte.

„Ich glaube, du hast die Preisfrage vergessen, Tatze.“

„Pleisplage?“ Das Wort schaffte es nur gedämpft durch Sirius' Mund voll Kartoffeln, und James seufzte auf. „Ja. Wie zur Hölle sollen wir uns bei Remus entschuldigen, wenn er doch nicht mal mit uns reden möchte und wir keine Ahnung haben, wo er eigentlich ist?“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück