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All you need is love

All you get is trouble (ZoTa) *Kapitel 20*
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi ihr Lieben,

schon wieder im Zeitplan! Ich bin genauso überrascht wie ihr ;)
Allerdings hatte ich zwei Menschen mit Peitschen hinter mir stehen, die im Sekundentakt "SCHREIB! SCHREIB! SCHREIB!" gebrüllt haben.

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The perfect mess

Kapitel 18: The perfect mess
 

Tashigi saß wie erstarrt an ihrem Platz in der Kombüse, vor sich einen leeren Teller. Wie hatte das passieren können?
 

Nicht genug damit, dass Lorenor ihren Platz auf dem Krähennest für sich beansprucht hatte und sie durch seine bloße Anwesenheit vertrieben hatte, nein – nachdem sie sich jetzt endlich dazu durchgerungen hatte, am Mittagessen teilzunehmen, bekam sie keinen Bissen herunter. Aber nicht, weil ihr der Appetit verging oder man ihr nichts abgegeben hätte, sondern weil Monkey D. Ruffy ihr immer wieder das köstlich duftende Fischfilet von der Gabel klaute.
 

Verzweifelt tat sie sich erneut auf. Langsam verstand sie, was Lorenor mit seinem kryptischen "Beeil dich besser" gemeint hatte. Auf dem Tisch stand der größte Schmortopf, den sie je gesehen hatte, und darin zu sehen war das größtenteils abgenagte Skelett des Seekönigs.

Sie schnitt ein Stückchen ab und führte die Gabel zum Mund, aber da schnellte die Hand des Strohhutes quer über den Tisch, klaubte ihr das Fleich vor der Nase weg und stopfte es sich in den gierigen Schlund. Als Tashigi auf ihren Teller hinab sah, konnte sie gerade noch beobachten, wie Ace ihr den Rest des Filets vom Teller mopste, aber ihr blieb keine Zeit mehr, diesen heimtückischen Angriff auf ihr Essen abzuwehren.
 

Frustriert lehnte sie sich zurück und warf den D.-Geschwistern einen finsteren Blick zu. Die beiden bekamen das jedoch gar nicht mit. Fassungslos beobachtete Tashigi das Treiben am Küchentisch und ihr fiel kein einziges Wort ein, mit dem sie es beschreiben konnte. Monkey D. Ruffy warf seine Gummigliedmaßen von Teller zu Teller und stibitzte, was er erreichen konnte. Diese Marotte schien er jedoch von seinem ältesteren Bruder zu haben, der seinen schlechten Manieren in Nichts nachstand. Tashigi sah zu, wie Chopper verzweifelt versuchte, seine Mahlzeit vor den beiden zu verteidigen und sich in jeder freien Sekunde so viel Essen wie möglich mit den Stäbchen in den schob. Ähnlich machte es Lysop, nur dass er die Klau-Attacken mit Händen und Füßen abzuwehren versuchte.
 

Kurz warf sie einen Blick hinüber zu Nami, die völlig unbekümmert an ihrem Platz saß und unbescholten ihren Teller leerte. Auch Nico Robin, so viel konnte Tashigi aus den Augenwinkeln sehen, war vor gierigen Übergriffen ausgeschlossen. Unfair. Warum konnten die anderen beiden Frauen in Ruhe Essen, ohne auf ihren Teller achten zu müssen – und sie nicht?

Eine Minute fühlte sie sich darin bestätigt, hier an Bord einen niedrigeren Stellenwert zu haben. Bis Ruffy seine Hände endlich auch zu Nami's Teller herüberschnellen ließ.
 

Die Navigatorin reagierte blitzschnell und Tashigi war genauso überrascht wie Monkey D. Ruffy, als plötzlich eine Gabel in seiner Hand steckte und ihn an den Küchentisch nagelte.
 

"AUUUUUUUUU! NAMI! LASS MICH LOS!", jammerte der Strohhut, ließ das Stück Fisch widerwillig los und versuchte erfolglos, seine Hand zurückzuziehen.

"WIE OFT HAB ICH DIR SCHON GESAGT, PFOTEN WEG VON MEINEM ESSEN, RUFFY?! WIE OFT?!!"

"TUT MIR LEID! TUTMIRLEID! KOMMT NICHT WIEDER VOR!"

Danach zog Nami die Gabel wortlos aus der Hand ihres Captains und dessen Arm schnellte zurück, wo er hingehörte.
 

Entgeistert sah Tashigi dabei zu und wartete auf das Donnerwetter des Strohhutes – er war hier immerhin der Captain, auch wenn sie immer noch nicht durchblickt hatte, wieso – aber es kam nichts. Monkey D. Ruffy, seines Zeichens zukünftiger König der Piraten, schüttelte kurz seine lädierte Hand aus und langte dann nach dem Teller seines großen Bruders, als ob nichts geschehen wäre.
 

Sie blinzelte verblüfft. Nami zwinkerte ihr zu. "Du musst ihnen zeigen, wo die Grenzen liegen", riet sie dem Marinelieutnant und widmete sich ungerührt weiter ihrer Mahlzeit.
 

Tashigis Magen knurrte nachdrücklich. Sie wagte einen neuen Versuch, etwas Essen auf ihren Teller zu schaffen und als Ruffy diesmal eine Hand nach ihrem Teller ausstreckte, hielt sie sein Handgelenk fest.
 

Der Pirat blickte sie mit vollem Mund verdutzt an. Nur langsam löste er seine Finger von ihrem Teller, und als er endgültig losgelassen hatte, tat Tashigi dasselbe. Sie ließ los und beobachtete, wie die Hand zurück zum Rest des Körpers flutschte und dem zukünftigen Piratenkönig geradewegs ins Gesicht klatschte, genau gegen die gefüllten Backen. Essen spritzte aus seinem Mund quer über den Tisch und traf auch Tashigi im Gesicht.
 

Für einen kurzen Augenblick wurde es totenstill in der Kombüse. Tashigi wagte sich weder zu atmen noch die Essensreste aus dem Gesicht zu wischen, vollkommen davon überzeugt, einen Schritt zu weit gegangen zu sein. Aber dann lachte erst Ruffy, dann Ace und schließlich stimmte der Rest der Piratencrew mit ein.
 

"Genau so", schmunzelte Nami, während sie sich ein Stück Seekönig vom Shirt schnippste.

"Super, Tashigi!", johlte Lysop bestätigend und Tashigi konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Auf eine absurde Art und Weise war sie stolz darauf, wie sie ihr Mittagessen gerettet hatte. Das erste Erfolgserlebnis hier an Bord. Lächelnd wischte sie sich mit dem Ärmel ihres Oberteils Essen aus dem Gesicht und wischte mit dem Saum des Shirts ihre Brille sauber. Als sie die Gläser wieder aufsetzte, stand ein frischer, gefüllter Teller vor ihr. Verblüfft blickte sie auf und sah gerade noch, wie Sanji ihr freundlich zuzwinkerte, bevor er seinem Captain volles Rohr den Fuß ins Gesicht rammte: "LASS DIE LADY IN RUHE ESSEN, RUFFY!"
 

Tashigi erstarrte, aber Ruffy nuschelte etwas Unverständliches gegen die Schuhsohle seines Smutjes. Was diesen dazu veranlasste, den Schuh wieder aus seinem Gesicht zu nehmen. "Das will ich dir auch geraten haben!", mahnte der Koch noch einmal finster, nahm einen Zug von seiner Zigarette und schlenderte dann zurück zum Herd.
 

Unsicher blickte Tashigi auf ihren Teller hinab. Das Seekönig-Filet war mit einer dunklen Soße garniert, die in Herzform um den Fisch geträufelt war. Sie schüttelte verständnislos den Kopf, lächelte aber immer noch, als sie mit dem Essen fortfuhr – diesmal ungestört.
 

= = =
 

Eine Stunde später waren vom Seekönig nur noch Gräten übrig. Nami hatte den Jungs, abgesehen von Sanji, den Auftrag erteilt, das Deck zu schrubben und auf Vordermann zu bringen und keiner von ihnen hatte es gewagt, zu wiedersprechen. Tashigi war nun mit dem Smutje allein in der Kombüse – Nami war den Jungs aufs Deck gefolgt, um die Fortschritte zu überwachen und Nico Robin war mit einer Tasse Kaffee irgendwohin gegangen – und weil Tashigi nichts besseres mit sich anzufangen wusste, half sie dem Smutje beim Abwasch.
 

Zuerst hatte Sanji heftig gegen ihre Hilfe protestiert – ("Aber Schönheit, du musst mir nicht helfen! Es ist mir ein Vergnügen, für deinen Komfort zu sorgen!") - aber sie hatte nicht nachgegeben und jetzt durfte sie immerhin das Geschirr abtrocknen.
 

"Sag mal...", setzte sie an, während sie das Besteck abtrocknete. "Ist Ruffy immer so?"

"Immer so was? Verfressen? Naiv? Fröhlich?", entgegnete Sanji schmunzelnd, beide Hände im schaumenden Spülwasser.
 

Tja. "Eine Mischung aus allem, schätze ich", sagte Tashigi, als sie kurz darüber nachgedacht hatte. Job-bedingt hatte sie schon viele Piraten kennengelernt. Und kein Piratenkapitän, mit dem sie jemals gesprochen hatte, hatte sich auch nur annähernd so verhalten wie der Strohhut. Die Art und Weise, wie seine Crew mit ihm umsprang, zeichnete ihn nicht unbedingt als Respektsperson aus.
 

Sanji grinste. "Dann lautet die Antwort: Ja."
 

Tashigi ließ verwirrt das Handtuch sinken. "Aber...wie könnt ihr ihn denn dann ernst nehmen?"

Sie hatte noch nicht gesehen, wie Ruffy auch nur einen Befehl erteilt hätte. Das übernahm seine Navigatorin rigoros. Und jedes einzelne Crewmitglied schien mehr Durchblick zu haben als der Captain. "Ich meine, er wirkt wie so ein hyperaktiver Jugendlicher."
 

"Ich weiß, wie du es meinst. Und er wirkt so, weil er ein hyperaktiver Jugendlicher ist", erklärte Sanji. Und weil Tashigi danach immer noch reglos dastand und dem Smutje einen verwirrten Blick zuwarf, fuhr er fort: "Aber er ist der Einzige, der dazu in der Lage ist, uns alle beisammen zu halten. Der dafür sorgen kann, dass wir über uns hinauswachsen. Er kann durchaus ernst sein, wenn es darauf ankommt. Und du würdest dich wundern, was er eigentlich alles mitbekommt."
 

Der Smutje lächelte sie an. "Ruffy ist ein guter Kerl. Gib ihm eine Chance."

Tashigi stöhnte. "Genau das hat Lorenor auch gesagt", erinnerte sie sich finster, packte sich einen Teller und wischte ihn etwas gröber trocken, als es nötig gewesen wäre.
 

Sanji sah ganz kurz verdutzt aus, dann grinste er. "Tja, dann sind der Säbelrassler und ich wohl ausnahmsweise mal der gleichen Meinung."
 

"Bei was sind wir der gleichen Meinung?", hakte Zorro nach, als er die Tür aufstieß. Ruffy hatte seinen Schwamm 'aus Versehen' ins Meer geworfen, als er ihn Lysop an den Kopf werfen wollte. Im Nachhinein ließ sich nicht mehr sagen, wer mit der Schwamm-Schlacht angefangen hatte, aber es war eskaliert und Tatsache war, dass sie neue brauchten, weil Nami sie sonst alle erschlagen würde.
 

"Das Ruffy ein Vielfraß ist", log Sanji, ohne rot zu werden oder Zorro auch nur einen Blick zuzuwerfen. Im Gegensatz zu Tashigi, die beinahe den Teller in ihrer Hand fallengelassen hätte.
 

Zorro runzelte die Stirn, während er auf sie zukam. "Da ist die ganze Menschheit einer Meinung. Ruffy kann so viel fressen wie ein Riese", gab er zurück. Er war sich ziemlich sicher, dass die beiden über etwas anderes geredet hatten, bevor er hereingeplatzt war.. Es ging ihn vielleicht nichts an, aber er war doch verflucht neugierig, worum es sich dabei gedreht hatte. Und warum Jenkins und der blöde Smutje prompt eine Staatsaffäre daraus machten.
 

"Mach mal Platz", forderte Zorro, als er die Spüle erreicht hatte. Lysop hatte gesagt, im Schrank unter der Spüle wären noch Schwämme. Weil Sanji immer noch blöd davorstand und ihm den Zugang versperrte, schob er ihn kurzerhand bei Seite. So kräftig, dass Sanji automatisch zwei Schritte zurückstolperte.
 

Zorro ging in die Hocke und zog die Tür zu dem kleinen Stauraum auf, warf auf der Suche nach den Schwämmen ein paar Flaschen Reinigungsmittel um und als er die Schwämme endlich gefunden hatte, drückte Sanji ihm wütend den Schuh ins Gesicht. "Was schiebst du mich einfach so zur Seite, Marimo?!", keifte der Blonde, während er gereizt an seiner Zigarette zog.
 

"Was stehst du mir blöd im Weg, Giftmischer?!", ätzte Zorro zurück und drückte mit der linken Hand gegen Sanjis Fußgelenk, um sein Bein auf Abstand zu halten. Es gelang ihm, den Smutje soweit von sich wegzuschieben, dass der seinen Bein zurückzog. Nur, um ihm mit der Schuhspitze immer wieder penetrant gegen die bandagierte Schulter zu treten. Gerade so doll, dass Zorro Mühe hatte, das Gesicht nicht zu verziehen. Er ließ die Schwämme in seiner Hand fallen, packte den Koch an der Wade und zerrte in so ruckartig nach vorn, dass dieser fast das Gleichgewicht verlor.
 

Fast.
 

Stattdessen hatte der nun die Schnauze gestrichen voll und Sanjis nächster Tritt traf Zorro zielgenau unterm Kinn. Dem Schwertkämpfer riss es den Kopf in den Nacken und der nachfolgende Tritt mitten auf die Brust ließ ihn zurückschlittern, sodass er Jenkins quasi zu Füßen lag. Bevor Sanji zu einem dritten Kick ansetzen konnte, war Zorro schon wieder auf den Knien, dann auf den Beinen, und boxte dem Koch mit der gesunden, linken Faust in den Magen.
 

Es folgte ein rasanter Schlagabtausch, dem Tashigi mit den Augen kaum folgen konnte.
 

Sie stand wie festgewachsen neben den beiden Kontrahenten, den Teller und das Küchentuch fest umklammert und kapierte nicht, was hier gerade abging. Die beiden waren doch Freunde – oder hatte sie das falsch verstanden? Lorenors Ellbogen traf sie beinahe im Gesicht, als er zu einem weiteren Hieb ausholte, und diese Kleinigkeit reichte, um den Streit endgültig außer Kontrolle geraten zu lassen.
 

"PASS AUF DIE LADY AUF, KUGELALGE!", polterte Sanji, vor Wut ganz rot im Gesicht, und versetzte Zorro einen harten Tritt in die Seite, der ihn quer durch die Küche und gegen den Esstisch beförderte. Mit einem RUMMS kippte der Tisch auf die Seite, Stühle rappelten zu Boden und mittendrin lag Lorenor Zorro und setzte sich nur langsam auf.
 

Sanji wirkte seltsam zufrieden. "Ohne deine Schwerter hast du nicht mehr so 'ne große Klappe, was?", höhnte er zu dem Grünhaarigen herüber. Zorro langte nach einem Stuhl und warf ihn mit beeindruckender Präzension auf seinen Mannschaftskameraden.

Leichtfüßig sprang Sanji einen Schritt bei Seite und der Stuhl verfehlte ihn um mehrere Zentimeter. Wortlos griff Sanji in den Schrank unter der Spüle, nahm ein paar Schwämme und bewarf Zorro damit, der sich gerade an der Sitzbank hochzog. "Hier, verpiss dich und mach dich nützlich."
 

Tashigi erschauderte, als sie Lorenors Blick begegnete. Schnaubend klopfte sich der Schwertkämpfer Staub von der Hose, machte jedoch keinerlei Anstalten, zum Vergeltungsschlag auszuholen. Der Streit schien besiegelt zu sein und Tashigi konnte unmöglich sagen, warum das so war. Oder wer gewonnen hatte.

War Lorenor dem Smutje ohne Schwerter tatsächlich nicht gewachsen? Schwer vorstellbar, sie hatte den Piratenjäger nun schon oft genug kämpfen gesehen und war sich ziemlich sicher, dass er sich gegen den anderen würde behaupten können – auch ohne Schwerter. Viel naheliegender war die Vermutung, dass er einfach noch zu schwer verletzt war.
 

Zorro wischte sich mit dem Unterarm Blut von der Lippe, zeigte Sanji entschlossen den Mittelfinger und verkniff sich den Drang, sich über die verletzte Schulter zu fahren. Nur zu gerne hätte er sich ein zweites Mal auf den blöden Suppenkasper gestürzt, aber erstens war er ungünstig gefallen und zweitens hatte auch er gemerkt, wie knapp sein Schlag Jenkins vorhin verfehlt hatte. Und er hatte keinerlei Interesse daran, sie beim nächsten Mal zu treffen. Kaum auszudenken, wie sehr sie ihn dann hassen würde.
 

Also trat er den taktisch klugen Rückzug an, nicht ohne noch einen kurzen Blick zu Jenkins zu werfen. Sie starrte baff zurück, noch immer vollkommen irritiert von der Wucht, mit der dieser Streit plötzlich ohne ersichtliche Gründe ausgebrochen war.
 

Sie starrte ihm noch nach, als die Tür hinter Zorro schon längst zugefallen war. Sanji musterte währendessen die Spur der Zerstörung, die sie durch die Kombüse gezogen hatten, und verzog die Mundwinkel nach unten. Lysop würde einen Anfall kriegen, wenn er sah, dass sie es schon wieder geschafft hatten, das halbe Inventar auseinanderzunehmen. Er seufzte. Dann wandte er sich an Tashigi, die den Teller in ihrer Hand mittlerweile komplett vergessen zu haben schien.

"Möchstest du einen Kaffee, Teuerste?"
 

Vollkommen aus ihren Gedanken gerissen starrte Tashigi den Koch an. Er lächelte breit, aber auf seiner Wange konnte sie noch ganz gut sehen, wo Lorenors Faust ihn getroffen hatte. Sie lächelte schief zurück. "Nein, danke. Ich...ich glaub, ich brauch frische Luft."
 

Sanji nickte verständnisvoll, aber da hatte sie sich schon von ihm abgewandt und die Kombüse halb durchquert. Nur langsam und in Gedanken versunken nahm sie den Weg nach draußen und blieb vor der Treppe, die hinunter zum Deck führte, stehen. Warum trug Lorenor seine Schwerter eigentlich nicht? Natürlich war ihr schon vorher aufgefallen, dass er sie nicht bei sich trug und sie wusste ja auch, wo sie sich befanden. Aber sie hatte keinen blassen Schimmer, wieso. Müsste Lorenor als erster Maat nicht eigentlich bewaffnet sein, für den Fall des Falles? War es nicht fahrlässig, sie ein Deck tiefer im Schrank zu verstecken? Was, wenn die Marine angriff?
 

Bei dem Gedanken schluckte sie und schüttelte hastig den Kopf. Suchend ließ sie ihren Blick über den strahlend blauen Himmel gleiten. Man konnte bis zum Horizont sehen, oder bis zu der Stelle, an der der Himmel nicht mehr von der Farbe des Meeres zu unterscheiden war. Nirgendwo konnte sie ein Marineschiff sehen. Oder überhaupt irgendein Schiff.
 

Tashigi fragte sich, ob überhaupt irgendjemandem aufgefallen war, dass sie fehlte. Smoker sicherlich, früher oder später. Aber ob irgendeine Einheit im Eifer des Gefechts die Verfolgung aufgenommen hatte, konnte sie unmöglich beurteilen. Sie war ja nicht mehr bei Bewusstsein gewesen, als sie die Insel verlassen hatten – als man sie verschleppt hatte, erinnerte sie sich – aber Lorenor hatte irgendwas von Insel grillen erzählt, was verdächtig nach dem Einsatz von Puma D. Ace' Teufelskräften klang. Vielleicht hatten sich die verbliebenen Einheiten darauf konzentrieren müssen, zu retten, was zu retten war.
 

Sie seufzte leise und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Es machte sie traurig, darüber nachzudenken. Und Traurigkeit machte verletzlich – und das war das Allerletzte, was sie im Moment gebrauchen konnte, also schob sie dieses Thema entschlossen aus ihren Gedanken. Stattdessen richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf das, was wenige Stufen unter ihr auf dem Deck der Strohhutpiraten passierte.
 

Es dauerte nicht lange, bis jeder Gedanke an ihre mögliche oder unmögliche Errettung aus ihrem Kopf gelöscht war. Dazu war das Treiben hier an Bord zu skurril. Irritiert starrte sie auf die braune Plüschkugel, die nur fünf Meter vor ihr über das Deck rollte. Mit ein paar Sekunden Verspätung registrierte sie, dass dieser Fellball Chopper sein musste, jedenfalls wenn sie nach den kurzen Armen und Beinen und dem charakteristischen Hut ging.
 

Ruffy verlängerte seine Arme, gab dem Doktor einen weiteren Schubs und Chopper kugelte an Tashigi vorbei zurück auf die Steuerbordseite. An der Reling lehnte Ace, stoppte den Schiffsarzt grinsend mit seinem Fuß und stupste ihn zurück zu seinem kleinen Bruder. Tashigi sah, wie Nami sich finster aus ihrem Liegestuhl nahe dem Orangengarten erhob. Ace nicht, und er zuckte zusammen, als Nami ihm ohne Vorwarnung mit der Faust auf den Kopf schlug. "Ihr sollt euch hier nützlich machen, nicht mit Chopper Fußball spielen! Wenn du hier schon drei Tonnen Lebensmittel am Tag wegfrisst, kann du auch das Deck schrubben!", sprach sie ein Machtwort. Auf ihren Highheels war sie beinahe genauso groß wie Whitebeard's Vize und die paar Zentimeter, die ihr fehlten, machte sie mit ihrem entschlossenen Blick wieder wett.
 

Zuerst war Ace viel zu verdutzt, um etwas zu sagen, aber dann lächelte er breit und schlang der Navigatorin einen Arm um die schlanken Schultern. "Entspann dich, Nami! Der Tag ist viel zu schön, um ihn mit Putzen zu verbringen!", sagte er mit einem charmanten Lächeln, dass die meisten Frauen zum schmelzen gebracht hätte. Aber Ace hatte kurzzeitig vergessen, dass Nami mit seinem Bruder an Bord lebte und bestens wusste, wie sie sich durchzusetzen hatte. Deshalb war er auch so überrascht, als Nami ihm den Ellbogen in die Seite rammte, um freizukommen.
 

Sie bückte sich, hob den Schwamm zu Ace' Füßen auf, und presste ihn gereizt gegen seine Brust. "Du und Ruffy wolltet den Seekönig unbedingt essen – da könnt ihr auch die Sauerei wegmachen. Wenn du ein Problem damit hast", sagte Nami und fuhr sofort fort, als Ace ansetzte, um zu widersprechen: "...können wir dir die Rettung und die Verpflegung auch gerne in Rechnung stellen." Bei diesen Worten lächelte Nami verführerisch, aber ihr Blick war Berechnung pur. Tashigi war gleichermaßen erschrocken und beeindruckt. Die Piratin wusste haargenau welche Wafffen sie zu auszuspielen hatte, um ihren Willen zu bekommen
 

Und ihre Drohung schien zu fruchten. Ace sah aus, als würde er noch überlegen, ob das als Scherz gemeint war; unentschlossen, ob er lachen oder empört sein sollte. Er entschied sich zumindest nicht für's Lachen. Kluger Junge. Stattdessen warf er an Nami vorbei einen Blick zu seinem Bruder. "Ruffy, jetzt sag doch auch mal was!", verlangte er.
 

Ruffy strahlte seinen älteren Bruder an, griff beherzt zu dem Wassereimer zu seinen Füßen und leerte ihn prompt über dem verdutzten Chopper aus. "Was soll das denn, Ruffy!?", verlangte er zu wissen, während er sich das Wasser aus den Augen zu blinzeln versuchte, aber sein Captain grinste nur noch breiter, schob ihn an und der pitschnasse Arzt kugelte und schlitterte über das Deck zu Ace herüber, der den feuchten Plüschball erneut mit dem Fuß stoppte. "So können wir beides machen!", triumphierte der Strohhutjunge und reckte den nach oben gestreckten Daumen in die Luft. Problem gelöst! "Zufrieden, Nami?"
 

Nami sah nicht danach aus, aber sie zuckte seufzend mit den Schultern. "Von mir aus. Wenn Chopper nichts dagegen hat", bestimmte sie und wandte sich ab.
 

Chopper hatte sehr wohl etwas dagegen, als Wischmopp verwendet zu werden. Aber Ace und Ruffy schoben sich den Plüschball so schnell hin- und her, dass er gar nicht dazu kam, sich zu beschweren. Wie ein Ping Pong-Ball flog er übers Deck und hinterließ feuchte Wischspuren. Und obwohl Tashigi durchaus Mitleid mit dem Schiffsarzt empfand, konnte sie nicht anders: sie lachte schallend los.
 

Zorro blickte auf. Bisher hatte niemand Jenkins entdeckt, aber durch ihr albernes Gekicher hatte sie ihre Position verraten. Selbst Schuld. Als hätte sie noch nie ein sprechendes Rentier gesehen, dass in Kugelform das Deck schrubbte.
 

Oh.
 

Schmunzelnd vergrub er die Hände mit dem Schwamm im Putzwasser, ließ ihn sich schön mit Wasser vollsaugen und warf ihn dann die Treppe hoch, Jenkins geradewegs gegen die Brust. Ihr Lachen verstummte wie auf Knopfdruck. Verdutzt musterte sie den nassen Fleck auf ihrem Shirt, dann den feuchten Schwamm zu ihren Füßen. Suchend ließ sie ihren Blick auf der Suche nach der Person, die ihn geworfen hatte, übers Deck gleiten. Bei Zorro blieb er schließlich hängen und der letzte Rest des Lächelns wich ihr aus dem Gesicht.
 

"Du kannst ruhig mit anpacken!", informierte Zorro sie, bevor sie ihre Gedanken wieder geordnet hatte. Finster starrte sie zurück und als sie ihm den Stinkefinger zeigte, war es an ihm zu lachen.
 

Entrüstet verschränkte Tashigi die Arme vor der Brust. So weit kam's noch, dass sie anfing, hier an Bord die Putzfrau zu spielen. Nein, vielen Dank, aus dem Alter war sie raus. Schon als Kadettin war ihr diese Aufgabe zuwider gewesen, sie würde jetzt ganz bestimmt nicht als Geisel einer Piratenmannschaft auf den Geschmack kommen.
 

Obwohl Ruffy und Ace durchaus ihren Spaß daran zu haben schienen. Selbst Tashigi konnte nicht abstreiten, dass die beiden durchaus wussten, wie sie ein bisschen Pep in ihre täglichen Pflichten bringen konnten. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als hinter ihr die Tür zum Unterdeck aufflog und Lysop herausgestürzt kam. "ICH HAB'S!", brüllte er quer über das Deck, wich dem Marinelietnant mit einem Ausfallschritt aus und sprang die wenigen Stufen zum Deck herunter. Dabei wedelte er wild mit einem Paar Schuhen in der Luft herum.
 

Tashigi stutzte. Keine normalen Schuhe, stellte sie fest. Die Langnase schien daran herumgebastelt zu haben. Was zum Teufel...?!
 

"Darf ich vorstellen? ROLLSCHUH WISCH UND WEG!", klärte Lysop seine verdutzte Mannschaft auf. Ruffy und Ace vergaßen ihr Fußballspiel. Chopper rollte noch aus und blieb in der Nähe des Mastes erleichtert liegen, und selbst Lorenor verharrte in den gleichmäßigen Wischbewegungen.
 

"Was ist das, Lysop? WAS IST DAS?!", quietschte Ruffy begeistert, ließ eine Hand zum Treppengeländer schnellen und zog sich daran nach vorne, geradewegs in Lysop hinein. Beide landeten auf dem Boden, aber Ruffy trohnte auf der Brust der Langnase. "Was ist das?!", fragte er nochmals breit grinsend und Lysop ächzte bloß und schob seinen Captain von sich herunter.
 

"Aufpassen!", verkündete er und begann damit, sich die Schuhe an den Füßen festzuschnallen. "An der Sohle habe ich Rollen und eine Bürste geschraubt. Im Inneren der Sohle befindet sich ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, das jederzeit nachfüllbar ist. Und damit..." Er zog die letzte Schnalle fest, hielt sich an Ruffys Schulter fest und richtete sich vorsichtig auf. "...wird das Deck schrubben von einer lästigen Pflicht zu einem Vergnügen!", beendete er seinen Vortrag, stieß sich ab und glitt sicher und elegant auf Rollschuhen über das Deck. Und tatsächlich, mit der eingebauten Bürste wurden die Planken auf seinem Weg blitzsauber.
 

"WOAAAAAAAAAAAH!!!!", kam es beeindruckt von Chopper, Ruffy und Ace gleichzeitig. Zorro grinste amüsiert und Lysop sah sehr zufrieden mit sich und seiner Erfindung aus. Er schlug einen Haken, umrundete den Mast und schlitterte dann zurück zu den Jungs, wo er eine gekonnte Vollbremsung einlegte und zum Stillstand kam. "Na?"
 

"Suuuuuuuper, Lysop!", fällte Ruffy sein Urteil. Ein atomares Grinsen sprengte sein Gesicht förmlich und er konnte kaum Stillstehen. "Wo sind meine?!"
 

"Naja, ich hab erst ein Paar fertig", gestand der Lockenkopf. "Aber-"

"Lass mich auch mal! Ich will auch!", unterbrach der Captain ihn ungeduldig und hüpfte aufgeregt auf und ab.
 

Fassungslos schüttelte Tashigi den Kopf. Auf diese Idee zu kommen...! Im Prinzip so einfach. Neugierig beobachtete sie, wie Lysop die Rollschuhe wieder abschnallte und seinem Captain überließ. Der schlüpfte hinein und glitt sofort los, nicht halb so elegant wie sein Crewmitglied und mit ordentlicher Schieflage, aber er schaffte es unfallfrei über das Deck bis zur nächsten Reling. Wo er sich sofort wieder abstieß und zurückrollte. "WAAAAAHNSINN! ZORRO, GUCK MAL!"
 

"Ich seh's, Ruffy!", rief Zorro schmunzelnd zurück. Da hatte Lysop ja mal wieder genau die richtige Idee für ihren durchgeknallten Captain gehabt. Anerkennend nickte er Lysop zu, der bis zum Scheitel hochrot anlief, etwas davon murmelte, dass er noch mehr basteln würde, und an Tashigi vorbei wieder unter Deck trabte. Bei seinem Glück hielten die Rollschuhe in etwa eine Stunde, bis Ruffy es schaffte, sie mit seinem Leichtsinn zu demontieren. Besser, er sorgte sofort für Nachschub.
 

Zorro warf den Schwamm in den Putzeimer und richtete sich aus seiner knieenden Position auf, dass die Knochen knackten. Damit hatte sich der Putzauftrag wohl erledigt, mit seinem neuen Spielzeug würde Ruffy die Aufgabe mit Freuden ausführen, soviel war dem Grünhaarigen klar. Er kippte das Wasser aus dem Eimer über Deck und nur Sekunden später flitschte Ruffy genau durch die frische Wasserlache hindurch, wild kichernd und mit rudernen Armen. In Schlangenlinien rutschte er an Ace vorbei, schaffte es nicht mehr, Chopper auszuweichen, der neben dem Mast saß und sein Fell auswrang, und klatschte mit dem Gesicht voran auf die Planken. Aber es dauerte nicht lange, bis er sich wieder aufrappelte und weiterfuhr, während Chopper neben ihm herlief und wissen wollte, wann er denn an der Reihe war.
 

Tashigi setzte sich auf die oberste Treppenstufe und beobachtete Monkey D. Ruffy dabei, wie er ungelenk Kapriolen schlug, mit rudernden Armen über das Deck rollte und es dabei blitzblank wischte. Verrückt. Kein Vergleich zu dem kampferprobten, furchtlosen Piraten, den sie in der Vergangenheit gesehen hatte. Hier an Bord seines Piratenschiffes war er nichts weiter als ein aufgeweckter Teenager. Kaum vorstellbar, dass er es tags zuvor noch mit einer gesamten Insel und ihrer Marinebesatzung aufgenommen hatte, um seinem Bruder den Hals zu retten. Es wollte einfach nicht in ihren Kopf rein.
 

Ruffy rollte an Tashigi und den Treppen vorbei auf Zorro zu, hielt sich ungefragt an seiner bandagierten Schulter fest, umrundete den Schwertkämpfer rasant drei Mal und zischte dann, erneut an Tashigi vorbei, wieder zur anderen Seite des Decks. Und dann machte er das Ganze noch mal von vorne. "Hey Tashigi! Willst du auch mal?", bot er ihr dabei breit grinsend an, eine Hand auf den Strohhut gepresst, damit der ihm nicht vom Kopf wehte.
 

Jenkins war verdutzt, dass sie tatsächlich einen Moment über das Angebot nachdachte. Sie war sogar kurz davor, es anzunehmen, weil es so lustig aussah, aber dann erinnerte sie sich daran, dass das Piraten waren. Und sie die Geisel. "Auf keinen Fall", gab sie finster zurück und Ruffy zuckte unbekümmert mit den Schultern und rollte von Dannen.
 

"Sicher?", hakte Zorro nach. Er stellte den Eimer neben die Treppe und ließ sich auf der untersten Stufe sinken. Geistesabwesend fuhr er sich über die Schulter – Ruffy, verdammt – und warf dann einen Blick zu Jenkins hoch. Sie hatte gezögert, also hatte sie darüber nachgedacht. Und seitdem Ruffy mit seinem neuen Spielzeug über das Deck turnte, ließ sie seinen Captain nicht aus den Augen und bemerkte nicht mal, dass sie dabei wie blöd grinste.
 

"Ja, sicher", gab Tashigi noch finsterer zurück, verschränkte die Arme um die angewinkelten Knie und erdolchte den Schwertkämpfer vor sich mit Blicken. Der grinste bloß frech zurück, streckte die Beine aus und lehnte sich auf die Ellbogen zurück. Sie konnte sich so hart geben, wie sie wollte – ihre Schutzpanzer begann langsam zu bröckeln, das spürte Zorro. Genauso wie seiner es getan hatte, dann Namis und dann...naja, bei Lysop hatte gar nichts bröckeln müssen, der war sofort Feuer und Flamme gewesen.

"Ist nicht ganz das, was du dir vorgestellt hast, hm?"
 

Tashigi hielt ihre Aura des Hasses noch für ein paar Sekunden weiter aufrecht, dann seufzte sie und zuckte mit den Schultern. Was sollte sie Lorenor darauf antworten? Niemand würde sich das Piratenleben so vorstellen, wie sie es hier erlebte. Langsam bekam sie den Eindruck, dass Lorenor Recht gehabt hatte – wenn es nach ihren Vorstellungen ging, dann waren die Strohhutpiraten die schlechtesten Piraten der Welt. Zumindest war es schwer, sich den ausgelassenen, rollschuhfahrenden Monkey D. Ruffy beim morden und brandschatzen vorzustellen. Absurd.

"Nicht wirklich", gestand sie sich und dem Schwertkämpfer ein. "Ist es hier immer so?"
 

Sie sah, wie er mit den Schultern zuckte. "Meistens, ja. Aber heute ist es noch vergleichsweise ruhig." Nach einem Kampf wie dem gestern nahmen sie sich alle etwas zurück und schöpften neue Kraft.
 

Tashigi lachte tonlos. "Ruhig? Willst du mich verarschen, Lorenor? Das nennst du ru- hey! Ich rede mit dir!"
 

Mitten in ihrem Satz sprang Lorenor auf die Beine und jagte davon, außerhalb ihres Blickfelds. Irritiert und entrüstet sprang auch Tashigi auf die Beine – der Idiot sollte es sich bloß nicht angewöhnen, sie andauernd einfach stehen zu lassen – und von diesem erhöhten Standpunkt aus konnte sie beobachten, wie Lorenor auf die Reling zurannte, zum Sprung ansetzte und mit dem Kopf voran in die Grand Line hechtete. Sie blinzelte verwirrt. Was war denn jetzt kaputt?!
 

An der Stelle, wo Lorenor ins Wasser gesprungen war, standen Chopper und Ace und starrten hinab ins Meer. Chopper tänzelte nervös von einem Bein aufs andere und erst jetzt bemerkte Tashigi, dass Monkey D. Ruffy nirgendwo zu sehen war. Und ihr fiel auch wieder dieses leise Platschen ein, dass ihre Worte begleitet hatte. War der Strohhut etwa...?!
 

Chopper schnappte erleichtert nach Luft. "Ruffy!", rief er erlöst und in der nächsten Sekunde wurde Tashigis Frage beantwortet, als ein tropfnasser Monkey D. Ruffy über die Reling zurück an Deck geworfen wurde. Rücklings blieb er auf den Planken liegen und schnappte nach Luft, an den Füßen immer noch diese albernen Rollschuhe. "Danke...Zorro...", keuchte der künftige Piratenkönig und spuckte Salzwasser auf den Boden.
 

"NEIN, DU MUSST MIR NICHT HOCHHELFEN! RUH DICH RUHIG NOCH EIN BISSCHEN AUS!", brüllte Zorro hinauf zum Schiff, während er gegen die Strömung und die Wassermassen trat und sich das Salzwasser aus den Augen blinzelte. Ace winkte ihm von der Reling aus zu, während Chopper aus seinem Blickfeld verschwand. Zorro schnaubte. Das war das zweite Mal heute, dass er baden gegangen war, und er würde garantiert nicht selbst an Deck klettern, wenn es nicht unbedingt nötig war.
 

Ruffy hustete ein letztes Mal und versuchte aufzustehen, schaffte es aber nicht, auf den Rollschuhen das Gleichgewicht zu halten. Erst als Ace ihm grinsend unter die Arme griff und ihn hochzog, gelang es dem Strohhut stehen zu bleiben. Mit rudernden Armen rollte er auf die Reling zu. Gleichzeitig wagte Tashigi sich näher an das Geschehen ran und warf einen Blick über die Reling und hinunter zu Lorenor, von dem fast nur der Kopf im Wasser zu sehen war und der gar keinen amüsierten Eindruck machte.

"MENSCH, RUFFY!"
 

"Komme schon!", strahlte Ruffy und klammerte sich mit einer Hand an der Reling fest. Die andere schoss zu Zorro hinunter, packte ihn am Kragen seines Shirts und riss ihn abrupt in die Höhe. Rasend schnell zog Ruffy seinen ersten Maat zurück an Bord. Zorro sah es schon kommen, in der nächsten Sekunde mit dem Gesicht voran gegen irgendetwas geschleudert zu werden – der Mast, die Kombüse oder mitten durch Namis Orangengarten – aber Ruffy federte seinen Sturz mit seinem Gummikörper ab und bewahrte ihn damit vor dem Gröbsten. Ineinander verknäuelt rollten sie auf den Planken aus. Zorro lag quer über Ruffys Brust und spürte, wie der Brustkorb seines Captains vor Lachen unkontrolliert bebte. Mild lächelnd stieß Zorro ihm den Ellbogen in die Seite. "Du Freak. Das nächste Mal geht das etwas schneller."
 

"Aber klar doch!", grinste Ruffy fröhlich und tätschelte dem Schwertkämpfer den Kopf. Der rollte sich vorsichtig von ihm herunter und half ihm dann auf die Beine, bis Ruffy halbwegs sicher auf den Rollschuhen stand. "Wenn du nochmal mit den Dingern über die Reling fällst, lass ich dich absaufen", drohte Zorro und deutete auf die Wisch-Rollschuhe.

Ruffy lächelte unbekümmert, wohl wissend, dass das eine leere Drohung war. "Verstanden."
 

Zorro verdrehte die Augen und versetzte Ruffy einen Stoß in den Rücken, der ihn zurück zu Chopper und Ace rollen ließ. Er rollte geradewegs an Tashigi vorbei, die die Interaktion zwischen Captain und Vize schmunzelnd beobachtet hatte. Das Lorenor sie einfach hatte stehen lassen, hatte sie schon längst wieder vergessen. Stattdessen war sie fasziniert von der Art, wie die beiden miteinander umgingen. Sie konnte selbst nicht genau definieren, woran es lag, aber es führte dazu, dass sich in ihrem Magen wieder etwas regte. Als befände sie sich im freien Fall oder auch als hätte noch einer der verdammten Schmetterlinge trotz aller widrigen Umstände überlebt.
 

Sie sah Ruffy kurz nach, der in die erhobene Hand seines Bruders einklatschte und weiter in Richtung Heck rollte, weil Ace ihm kleine Feuerbälle nachschoss. Schleudernd wich er ihnen aus und stieß sich fester mit den Schuhen ab, um an Tempo zu gewinnen. Dicht hinter ihnen lief Chopper und wollte wissen, ob es Ruffy auch wirklich gut ging. Und wann er denn an der Reihe wäre, die Rollschuhe auszuprobieren.

Anschließend sah sie hinüber zu Lorenor. Er rubbelte sich mit einer Hand über die feuchten Haare, um das Trocknen zu beschleunigen. Der Pirat war triefend nass und sein weißes Shirt klebte ihm durchsichtig am Oberkörper. Wenn sie gewollt hätte, hätte sie jeden Muskel zählen können, auch aus dieser Entfernung.
 

Ihre Blicke kreuzten sich und Tashigi schoss die Hitze ins Gesicht, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Er grinste verschmitzt, aber sein Blick war nicht unfreundlich. Als er näher kam, hatte sie keine Ahnung was sie tun sollte. Sie wollte gehen, konnte sich aber nicht rühren. Durch ihren Kopf zuckten Bilder vom gestrigen Tag. Wie Lorenor sich mitten im Kampfgeschehen auf den Bauch geworfen hatte, damit sie nicht stürzte. Sein unbeirrbarer Blick, mit dem er sie festgenagelt hatte und dem sie blind vertraut hatte. Sein unnachgiebiger Griff. Sein Gesichtsausdruck, als Nico Robin sie im Würgegriff gefangen hielt.
 

Wie er auf dem Boden geschlafen hatte, als sie hier an Bord aufgewacht war. Wie ein stiller Wächter.
 

Plötzlich wurde ihr klar, warum sie die Beziehung zwischen Monkey D. Ruffy und Lorenor Zorro so faszinierte. Der Gedanke traf sie völlig unvorbereitet und härter, als jeder Faustschlag es gekonnt hätte.
 

Die ganze ruppige Schale, mit der Lorenor sich umgab, hatte rein gar nichts zu bedeuten. Er mochte darüber meckern, Ruffy aus dem Wasser retten zu müssen, aber er hatte es ganz instinktiv getan, noch bevor Tashigi überhaupt realisiert hatte, das etwas geschehen war. Er mochte Ruffy ständig necken, ihm Anweisungen erteilen und ihn auch anbrüllen, aber er würde für ihn immer bis zum Äußersten gehen – das hatte sie selbst gesehen.
 

So weit war das alles noch gar nicht so überraschend. Sie hatte es vorher bereits geahnt, dass diese Kameradschaft hier an Bord viel tiefer ging, als angenommen.
 

Was sie erschreckte, war die Tatsache, dass Lorenor sie im Prinzip genauso behandelte.
 

Ständig nervte er sie mit irgendwelchen dummen Kommentaren, schnauzte sie an oder verhielt sich auf andere Weise vollkommen respektlos – aber er hatte nicht den Hauch einer Sekunde gezögert, als es darum ging, ihr das Leben zu retten. Ganz egal, was das für sein eigenes Leben bedeutete.
 

Das Herz schlug ihr jetzt bis zum Hals. Lorenor war nur noch noch zwei Schritte von ihr entfernt und machte ganz offensichtlich Anstalten, ihren Gesprächsfaden wieder aufzunehmen, aber dafür war sie überhaupt nicht bereit. Sie konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen, geschweige denn Smalltalk mit diesem Piraten führen, der sich mehr für sie eingesetzt hatte als irgendjemand zuvor. Unmerklich hielt sie die Luft an, als Lorenor stehen blieb, keine halbe Armlänge entfernt.
 

Er sagte etwas, aber sie hörte es nicht, weil das Blut in ihren Ohren rauschte. Wie sollte sie denn damit umgehen? Sie schaffte es ja nicht einmal, ihm ins Gesicht zu sehen, also blickte sie auf seine Brust. Zu spät merkte sie, dass das auch nicht die beste Idee gewesen war. Tashigi war sich ziemlich sicher, dass ihr Gesicht glühte, deshalb war sie auch im ersten Moment so erleichtert, als ihr endlich etwas einfiel, was sie sagen konnte.
 

"Deine Narbe ist aufgerissen", brachte sie zittrig, aber ohne sich zu verhaspeln, hervor und deutete langsam auf seine Schulter. Auf dem durchnässten Verband breitete sich langsam, aber deutlich sicher ein blutroter Fleck aus.
 

Zorro folgte ihrem Fingerzeig und stöhnte genervt. Spitze. "Fuck...lass das bloß nicht Chopper wissen", beschwor er sie und drückte die Hand auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen. Mit etwas Glück beruhigte sich das gleich wieder. Er hatte keine Lust, sich erneut von Chopper nähen zu lassen und im Anschluss tagelang unter permanenter, kritischer Beobachtung zu stehen.
 

Dann sah er Jenkins stirnrunzelnd an. "Alles okay?"
 

Tashigi hatte keinen Schimmer, was sie sagen sollte. Am Besten gar nichts. Es überraschte sie, mit welcher Wucht diese Erkenntnis sie überrollt hatte. Es lähmte sie vollkommen, weil sie keine Erklärung dafür hatte. "Ja, alles okay", brachte sie schließlich fahrig heraus. Sie musste hier weg. Wenn sie ihm länger so nahe wie jetzt war, würde sie von innen verbrennen. Erst musste sie die Gedankenflut in ihrem Kopf eindämmen und entscheiden, wie sie damit umgehen sollte.

"Ich geh dann mal", erklärte sie abrupt. Und diesmal war sie es, die sich einfach wegdrehte und ging.
 

Verwirrt sah Zorro ihr nach, wie sie die Treppen zur Komüse hinausging, dann aber die linke Tür hinunter die den Kajüten nahm. Seufzend stieß er die Luft aus. Was hatte er denn jetzt schon wieder falsch gemacht?
 

Während er noch an Deck stand, darüber nachgrübelte und versuchte, die Blutung zu stoppen, rauschte Ruffy auf seinen Rollschuhen an ihm vorbei. Geistesabwesend wich Zorro aus, um einen Zusammenstoß zu vermeiden, aber als er Chopper bemerkte, war es bereits zu spät.
 

"Zorro! Du blutest ja", rief das Rentier erschrocken. Zorro verzog das Gesicht. "Das hört gleich wieder auf, Chopper."
 

"Tut es nicht! Das muss genäht werden! Ich hab dir doch gesagt, du sollst vorsichtiger sein! Komm mit!", forderte das Rentier, gleichermaßen besorgt wie entrüstet, dass Zorro seine Ratschläge mal wieder allesamt in den Wind geschleudert hatte. Als der Schwertkämpfer ihm widersprechen wollte, verwandelte sich der Schiffsarzt in seine große Form, warf sich Zorro über die Schulter und marschierte mit ihm geradewegs zur Jungenkajüte, wo er sein Equipment untergebracht hatte.
 

"MENSCH, CHOPPER! ICH KANN SELBER LAUFEN, ICH BIN KEIN KLEINKIND!"

"DANN VERHALT DICH AUCH NICHT SO!"


Nachwort zu diesem Kapitel:
TBC Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Tsumikara
2018-08-31T06:22:24+00:00 31.08.2018 08:22
Jetzt hab ich mir noch mal die gesamte ff durchgelesen und will mehr :D Hoffe dass bald das nächste Kapitel kommt, denn die Story ist und bleibt einfach genial :D


Von:  Kruemelmonstaa
2018-01-04T18:44:44+00:00 04.01.2018 19:44
Huhu :)
Ich habe mich gerade nur hier angemeldet um diese Fanfiction zu Kommentieren :D Ich bin nur aus Zufall drauf gestoßen, als ich nach einer Zorro x Tashigi FF gesucht habe. Leider gibts davon nicht als so viele. Darum um so schöner deine gefunden zu haben! Also ich fand die ganze Geschichte klasse. Ich habe sie wirklich verschlungen und habe sie dann diese Nacht um vier Uhr beendet xD Leider sehe ich, dass das Kapitel von vor über zwei Jahren ist und vermute daher, dass vielleicht nichts mehr kommen wird...
Lass dir aber gesagt sein, falls es weiter geht gehöre ich zu einer der Ersten, die sie weiter liest. Etwas Hoffnung habe ich ja, da du schon mal eine längere Pause gemacht hast, von daher: die Hoffnung stirbt zuletzt.
Mir gefällts, dass Tashigi langsam auftaut und sich scheinbar schon etwas wohler bei den Strohhüten fühlt und es wäre so schön, wenn es weiter gehen würde ^-^
Von:  fahnm
2015-04-22T21:23:47+00:00 22.04.2015 23:23
Spitzen Kapitel
Von:  Monny
2015-04-22T14:10:53+00:00 22.04.2015 16:10
Echt klasse. Wie immer sehr sehr gut. Freu mich schon auf das nächste Karpitel. Schreib bitte schnell weiter.

gez.Monny
Von:  LadyTashigi
2015-04-21T20:41:03+00:00 21.04.2015 22:41
Hach, ich freu mich schon das zu zeichnen! <3 *hat innerhalb von 6 Jahren gerade mal 7 Seiten skizziert, aber hey...*
#STUFFHYPEEEEEEEEE
*auf's nächste Kappi freu*
Gib Alles!!! <3
Von:  Caefire
2015-04-21T19:40:20+00:00 21.04.2015 21:40
*Hach* Was soll man da sagen.
Die Versuchung ist groß, zum Hipster zu mutieren und zu sagen "Eh, ich hab es schon gelesen, bevor es auf Animexx war. :P "
Aber ich halte mich mal zurück. ^^
Sehr cooles Kapitel. Nicht zuletzt da Tashigi sich ihren Respekt am Essenstisch erkämpft. You go girl!
Von:  einfach_Antonia
2015-04-21T19:10:19+00:00 21.04.2015 21:10
Wuhu. Sie hat es begriffen *.*
Hoffentlich gibt es bald einen ersten Kuss.
Ich weiß das wird noch dauern, aber man darf ja noch träumen; )

Freue mich auf das nächste Kapitel.
moni


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