Zum Inhalt der Seite

For Want of Evidence

A The Dark Knight Fanfiction
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Treason

For Want of Evidence – Chapter 3: Treason
 

„Wer zur Hölle SIND Sie?“ Gordons Faust zuckte auf den Stahltisch hinab und brachte ihn zum Wackeln, das donnernde Geräusch drang bis in den Beobachtungsraum hinter der Glasscheibe und Elizabeth Thomas betrachtete ihn ruhig und nachdenklich.

„Kaffee?“

Dankbar nahm sie dem Officer, der neben ihr stand, die Tasse aus den Händen und umschlang sie mit ihren Fingern, sie trug noch immer ihr neues Ballkleid, das den Temperaturen hier im Polizeipräsidium von Gotham City nicht gerade angepasst war und trotz der Jacke, die sie sich übergeworfen hatte, fror sie erbärmlich.

Sie machte vorsichtig ein paar Schritte auf und ab, mittlerweile trug sie geliehene Turnschuhe und war ausgesprochen dankbar dafür, sie spürte bereits, wie die ersten Blasen sich bildeten und warf einen missmutigen Blick auf ihre Sandaletten, die unbeachtet unter dem Mantelständer lagen. Sie hätte wissen müssen, dass es keine gute Idee war, neue, ungetragene Schuhe für mehr als zwölf Stunden an ihren Füßen zu lassen, aber andererseits hatte sie auch keine allzu große Wahl gehabt, immerhin wurde der größte Teil ihrer Sachen gerade in Chicago in hübsche, große Umzugsschachteln verpackt – oder zumindest hoffte sie das.

„Wenn Sie mit uns reden, können wir Ihnen einen Deal anbieten... aber wenn Sie nicht im Gefängnis versauern wollen, müssen Sie VERDAMMT NOCH MAL den Mund aufmachen!“ Gordons Stimme klang auch durch die Glasscheibe gedämpft ausgesprochen wütend und sie betrachtete den Verdächtigen, ohne die Maske und sein Maschinengewehr sah der Mann nicht halb so bedrohlich aus wie in der Nacht, als er sie festgehalten hatte und wirkte auch irgendwie um mindestens zehn Zentimeter kleiner, obwohl sie wusste, dass das nicht der Fall sein konnte.

Abwesend rieb sie sich über die Oberarme, die ersten blauvioletten Flecken zeichneten sich dort bereits ab und sie war dankbar, dass sie wenigstens nicht auch wehtaten – wie zum Beispiel ihre Füße.

„Meinen Sie, er wird reden, Ma'am?“ Sie blickte auf, der Officer, der ihr den Kaffee gebracht hatte, stand neben ihr und blickte mit verschränkten Armen durch die Glasscheibe auf den Commissioner und ihren Verdächtigen.

„Nein“, entgegnete sie abwesend und nahm einen weiteren Schluck Kaffee.

„Warum nicht, Ma'am?“ Der Mann wirkte zögerlich und sie wandte sich ihm zu, auf dem gestickten Namensschild an seiner rechten Brust stand DuPres zu lesen und sie musterte ihn forschend. Sein schwarzes Haar stand ihm wirr vom Kopf ab und er schien einige Jahre jünger zu sein als er, kaum mehr als ein Neuling frisch von der Polizeischule.

„Der Kerl hat Angst... aber nicht vor Gordon, sondern vor dem, was ihn erwartet, wenn er seinen Mund ein wenig zu weit aufmacht... außerdem... denken Sie nicht, dass die Mafia die Möglichkeit einkalkuliert hat, dass er erwischt wird, und entsprechende Vorkehrungen getroffen hat, Officer DuPres?“

Der Mann betrachtete sie überrascht, aber sie wusste nicht, ob das von ihrer Analyse kam oder bloß der Tatsache geschuldet war, dass sie ihm für seine Gegenfrage nicht den Kopf abgerissen hatte. „Da haben Sie wohl Recht, Ma'am... aber was passiert mit ihm, wenn er doch redet?“

Sie zuckte mit den Schultern und leerte ihre Kaffeetasse. „Dann ist er tot, bevor Gordon bei der zweiten Silbe von Attentat ist, Officer.“ Sie zögerte für einen Augenblick. „Könnten Sie mir vielleicht einen gefallen tun und nachfragen, wie weit die forensische Abteilung mit der Fingerabdruckanalyse ist?“

Er nickte und verschwand schneller durch die Tür, als sie nach einem zweiten Kaffee fragen konnte, also zuckte sie mit den Schultern und verließ ebenfalls den Raum, um sich eine Tasse zu holen – irgendwo musste hier eine Quelle sein. Einen Augenblick später schlug ein wutschnaubender Gordon die Tür des Verhörraumes hinter sich zu, und sie sah überrascht zu ihm auf. „Und?“

„Natürlich nichts. Was haben Sie erwartet, Thomas?“

Entschuldigend zuckte sie mit den Schultern. „Genau das – aber man wird ja noch hoffen können. DuPres fragt gerade nach den Fingerabdrücken.“

„Und was machen Sie?“

Zur Erklärung hielt sie ihre Tasse hoch und er nickte verstehend. „Dort drüben. Ich komme mit.“

Gemeinsam betraten sie die kleine Kaffeeküche und Gordon wechselte den Filter in der Maschine und füllte ihn mit Pulver. „Was halten Sie von dem Jungen?“

„DuPres?“ Sie blickte ihn überrascht an und zuckte mit den Schultern, als er nickte. „Keine Ahnung – ich kenne ihn seit kaum einer Stunde.“

„Das wird sich ändern, Thomas... er und Officer Morgan – sie war die Nacht über auf Streife und schläft sich im Moment aus – werden Ihr Team bilden. Ich wollte Ihnen eigentlich mehr Leute geben, aber die aktuelle Situation...“

„Ich verstehe.“ Sie blickte die Kaffeemaschine an und beobachtete, wie die schwarzbraune Flüssigkeit mit fast hypnotisierender Wirkung in die Kanne floss, dann riss sie sich von dem Anblick los – wenn sie übermüdet war, teilte sich ihre Aufmerksamkeit immer mit beängstigender Geschwindigkeit. „Und was soll ich mit den beiden ermitteln?“

„Das, was Sie immer tun... ein wenig das Nest beschmutzen.“

Der beißende Tonfall in seinen Worten überraschte sie und sie zog die Augenbrauen hoch. „Sie haben von Philipps gehört, nehme ich an.“

„Natürlich – wer hätte das nicht? Und ich muss zugeben, Sie hatten Pech... aber gefallen hat es mir trotzdem.“

Sie betrachtete ihn missmutig bei diesem Geständnis. „Das ist genau das Problem... dass es zu vielen Leuten gefallen hat, mich auflaufen zu sehen, als dass sie nur in Erwägung gezogen hätten, meine Anschuldigungen zu unterstützen. Aber Philipps hats erwischt – wenn auch zu spät, um meine Karriere noch zu retten.“

„Ihre Karriere interessiert mich nicht“, entgegnete er brüsk und verschränkte die Arme, die geschlossene Tür der Kaffeeküche verhinderte, dass seine Untergebenen ihr Gespräch mithörten und sie zuckte mit den Schultern. „So viel war mir schon klar, als der Captain mir erklärt hat, dass ein Commissioner James Gordon aus Gotham mit mir sprechen will. Aber wozu brauchen Sie mich?“

Er schaltete die Kaffeemaschine aus und füllte seine Tasse. „Sie sollten gegen Batman ermitteln – aber das ist jetzt unerheblich geworden, nachdem das organisierte Verbrechen sich mit aller Macht zurückgemeldet hat. Irgendeiner von meinen Leuten hat diesen Überfall zumindest mitzuverantworten, ohne Hilfe hätten sie es nie geschafft, in den Saal einzudringen. Ich will, dass Sie diesen Hurensohn finden und ihn an den Eiern irgendwo aufhängen, wo man ihn gut sehen kann, damit es sich das nächste Arschloch zweimal überlegt.“

Überrascht fuhr sie zurück, seine letzten Worte waren nur mehr ein bloßes Knurren gewesen und sie hatte ihn noch nie – nicht einmal bei ihrer letzten Begegnung – so heftig und wütend erlebt wie in diesem Augenblick. Sie nahm ihm vorsichtig die Kaffeekanne aus der Hand und füllte sich mit einem nachdenklichen Blick ihre Tasse, der Geruch des Koffeins beruhigte sie ein wenig und sie sah Gordon nachdenklich an. „Natürlich kann ich das machen... ich weiß nur nicht, ob Ihnen meine Ergebnisse gefallen werden.“

Er zuckte mit den Schultern. „Sie haben mir beim letzten Mal auch nicht gefallen, aber da war es zu spät, um noch irgendetwas zu ändern... und der Mann, der mich gewarnt hat, hat den Preis für meine Sturheit bezahlt. Diesmal werde zumindest ich auf Sie hören, Thomas...“

Sein Eingeständnis überraschte sie und für einen Augenblick starrte sie in ihre Tasse, dann nickte sie. „Ich werde mein Bestes geben, Sir... wollen Sie Zucker?“
 

Elizabeth Thomas erwachte, als die letzten Sonnenstrahlen das Schlafzimmer ihrer kleinen Wohnung verließen, und stöhnend richtete sie sich auf. Die Dämmerung war bereits hereingebrochen und sie hatte viel zu lange geschlafen, nachdem Gordon sie am späten Vormittag nach Hause geschickt hatte, weil sie aussah „wie ein verdammter Zombie“, hatte sie es gerade noch geschafft, in ihren Schlafsack zu kriechen, bevor ihre Augen zugefallen waren.

Vorsichtig streckte sie ihre Arme und räkelte sich, ihre verspannte Rückenmuskulatur protestierte augenblicklich und sehr schmerzhaft, sodass sie sich wieder auf die Matratze zurücksinken ließ. Ihre Einrichtung war noch nicht aus Chicago gekommen, sie musste erst bei der Umzugsfirma anrufen und alles veranlassen, allerdings hatte sie in all dem Stress, der sie gleich nach ihrer Ankunft erwartet hatte, noch keine Zeit dafür gefunden und sie bezweifelte, dass es bald besser werden würde.

Wenigstens war eine alte Matratze in dem Raum gelegen, den sie später als Wohnzimmer benutzen wollte, sie hatte sie in den Nebenraum gezerrt und ihren Schlafsack darauf ausgebreitet, aber das Fehlen eines Lattenrostes hatte ihren ohnehin schon verspannten und überanstrengten Muskeln nicht besonders gut getan.

Ächzend stand sie auf und streckte ihre verspannten Muskeln, eine heiße Dusche hätte ihr jetzt sicherlich gut getan, aber schon am Morgen, als sie sich die Zähne geputzt hatte, hatte sie festgestellt, dass warmes Wasser hier in ihrer Wohnung Mangelware darstellte. Missmutig blickte sie auf die kleine Kochplatte, die neben ihrem improvisierten Bett stand, die nagelneue Teekanne, die sie am Morgen gekauft hatte, wirkte in dieser Wohnung irgendwie ausgesprochen fehl am Platz. Ihre Packung mit Teebeuteln lag in Ermangelung eines Tisches daneben auf dem Boden und sie setzte einen alten, ramponierten Topf, den der Vormieter offensichtlich zurückgelassen hatte, auf die Kochfläche.

In der Küche funktionierte rein gar nichts, nicht einmal der Wasserhahn gab mehr als ein paar kümmerliche Tropfen von sich und so hatte sie ins Bad gehen müssen, um wenigstens Tee kochen zu können. Sie holte die Packung Cräcker und den Käse, die sie im Flugzeug bekommen hatte, aus ihrer Tasche und musterte sie misstrauisch, doch ihr Magen knurrte zu laut, als dass sie allzu viele Gedanken auf ihre Essbarkeit verwendete, und ihr improvisiertes Frühstück hastig in sich hineinschlang.

Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass alles in dieser Wohnung irgendwie improvisiert war, bemerkte sie abwesend, als sie ihren Tee vorsichtig, um kein Wasser zu verschütten, aufgoss, allerdings würde sie davon auch nicht besonders viel mitbekommen, wenn die ersten vierundzwanzig Stunden, die sie in Gotham City verbracht hatte, einen Vergleich liefern konnten.

Sie suchte sich frische Kleidung zusammen und fröstelte, als sie sich umzog, die Heizung – wie konnte es anders sein – funktionierte natürlich auch nicht und die Novemberkälte drang durch die Glasscheiben der Fenster in die Räume, aber wenigstens wachte sie auf, ein Effekt, der nur noch durch das kalte Wasser gesteigert wurde, als sie Gesicht und Hände wusch. Sie musste Gordon fragen, ob es in der Polizeiturnhalle eine Dusche gab... unbedingt.

Noch während sie ihren Tee trank, der wohltuend wirkte gegen ihre eisigen Finger, kam das Taxi, das sie bestellt hatte – ihr Auto war, wie alles andere, in Chicago – und sie trank hastig den letzten Rest aus, dann hastete sie die Treppe hinunter und zuckte zusammen, als sie in die Abendluft hinaustrat. In ihrer Wohnung war es kalt gewesen – hier draußen war es beschissen kalt, und sie war froh, als sie die Tür hinter sich zugeschlagen hatte und dem Fahrer erklärte, wohin sie wollte.

Der Mann betrachtete sie für einen Augenblick länger, als er es wohl mit einer gewöhnlichen Kundin getan hätte, wahrscheinlich hatte er ihr Gesicht von der Pressekonferenz am Morgen her erkannt, doch sie war dankbar, dass er sie nicht darauf ansprach und sie nur vor dem Polizeipräsidium absetzte.

Gordon begrüßte sie, wenn schon nicht erfreut, dann wenigstens positiv überrascht, sie hatte ihn in dem kleinen Beobachtungszimmer neben dem Verhörraum gefunden, in dem noch immer der Mafioso saß, mittlerweile wirkte er wie eine Leiche, die man auf einen Stuhl gesetzt hatte, zumindest legten seine blasse Hautfarbe und die merkwürdige Starre in seinen Zügen den Vergleich nahe.

„Er hat nichts gesagt?“

Der Commissioner schüttelte resigniert den Kopf, er sah fast ebenso müde aus wie sein Verdächtiger und Thomas glaubte nicht, dass er in den letzten achtundvierzig Stunden mehr als sechs davon geschlafen hatte. „Ich denke nicht, dass wir irgendetwas von ihm erfahren werden... sie werden ihm sehr genau erklärt haben, was mit ihm passiert, wenn er singt.“

„Ich weiß, was ich tue“, antwortete er ärgerlich, die Müdigkeit setzte ihm zu. „Und wenn Sie etwas tun wollen – DuPres und Morgan warten in Ihrem Büro auf Sie und haben sich auf eine Nachtschicht eingerichtet.“

Sie lächelte. „Ausgezeichnet.“

Sie erkannte DuPres schon von weitem, er wirkte zwar erschöpft, aber durchaus noch zu selbstständigem Denken fähig, die Frau neben ihm in der Uniform des GPD musste hingegen Morgan sein. Ihr schokoladenbraunes Gesicht wirkte verschlossen, sie schien um einiges älter zu sein als ihr Kollege und hatte ihre dunklen Haare, in die sich die ersten grauen Strähnen mischten, zu einem Knoten geschlungen.

Thomas schloss die Tür hinter sich und blickte ihre Leute wachsam an. „Hallo.“

„Guten Abend, Ma'am“, antwortete DuPres, doch Morgan warf ihr nur einen Blick zu und stieß sich vom Schreibtisch ab, an den sie sich gelehnt hatte.

„Wie Sie beide höchstwahrscheinlich wissen, bin ich Detective Elizabeth Thomas vom Chicago Police Department. Commissioner Gordon hat mich eigentlich hierher geholt, um die Ermittlungen gegen Batman zu leiten, aber da diese Angelegenheit so unheimlich plötzlich zweitrangig geworden ist, haben wir jetzt einen anderen Job.“

Diese Ankündigung schien sogar Morgan zu überraschen, sie legte den Kopf schief und bedachte ihre neue Vorgesetzte mit einem interessierten Blick. „Irgendeiner von unseren Leuten muss mit der Mafia gemeinsame Sache gemacht haben, denn sonst wären niemals so viele Männer durch unsere Sicherheitsvorkehrungen gekommen. Unsere Aufgabe ist es jetzt, den Hurensohn zu finden, der dafür verantwortlich ist, und ihn – und das ist ein Zitat vom Commissioner – irgendwo an den Eiern aufzuhängen.“ Sie fixierte ihre Leute eindringlich. „Von diesem Auftrag werden Sie niemandem, wirklich niemandem, nicht einmal ihrer Großmutter oder ihrem Beichtvater erzählen, egal, wie sicher Sie sich sind, dass diese Person es niemandem weitersagen wird. Wenn jemand dumme Fragen stellt – wir wollen herausfinden, wie wir die Lecks in unseren Sicherheitsvorkehrungen stopfen können. Und im Grunde stimmt das auch – nur, dass es nur ein Leck ist, das wir suchen. Haben ich mich klar genug ausgedrückt?“

„Natürlich, Ma'am!“ DuPres wirkte wie ein junger Hund, dem man gerade erklärt hatte, dass man mit ihm spazieren gehen würde, während seine Kollegin noch immer sehr distanziert dreinsah und sich gerade einmal zu einem Nicken herabließ.

„Ausgezeichnet... ich würde sagen, wir sollten damit beginnen, dass Sie uns Listen mit jedem Polizisten, jedem zivilen Angestellten, jedem Kellner, jedem Gast und auch jedem verdammten Polizeihund besorgen, die am gestrigen Abend anwesend waren oder irgendetwas mit den Sicherheitsvorkehrungen zu tun gehabt haben. Außerdem sollten Sie die Überwachungsbänder organisieren, die es zweifelsohne geben wird... ich denke, damit werden Sie eine Weile beschäftigt sein.“

Morgan betrachtete sie zweifelnd. „Und was machen Sie, Ma'am?“

„Ich, Officer Morgan, übernehme die wichtigste Aufgabe von allen... ich hole uns allen Kaffee.“
 

Allerdings stellte sich eine Stunde später heraus, dass die Kaffeemaschine sicherlich nicht schnell genug Nachschub liefern würde, um den Bedarf zu decken, den ihre kleine Einheit in den letzten Minuten entwickelt hatte... nämlich genau in dem Moment, als sie alle realisiert hatten, wie verdammt viele Verdächtige sie hatten.

DuPres legte mit gequältem Gesichtsausdruck die letzte Seite des Ausdrucks auf ihren Schreibtisch, die ungefähr eintausendfünfhundert Gäste des Balls hatten ihre Liste der Personen, die sie überprüfen mussten, gründlich aufgebläht, doch auch wenn Thomas im Grunde nicht dachte, dass einer von ihnen etwas damit zu tun hatte, so musste sie sie doch der Genauigkeit wegen mit einbeziehen. „Himmel, sind das viele... das dauert Tage, sie durchzuarbeiten.“

Sie wollte gerade den Mund öffnen, um etwas zu erwidern, als sich Morgan harsch einmischte: „Vom Jammern werden sie auch nicht weniger, DuPres, also nehmen Sie sich einen Stift und fangen Sie irgendwo an.“

„Hm...“ Morgans Worte hatten einen Gedanken in ihr angeregt und sie ließ nachdenklich ihren Stift durch ihre Finger wandern. „Wie wärs, wenn wir mit System anfangen?“

Die Frau blickte zu ihr auf. „Eine Ausgezeichnete Idee, Ma'am – wenn wir ein System hätten.“

„Dann sollten wir uns eines überlegen... wenn wir alle diese Leute – wie viele sind es? Fast zweitausend? - manuell überprüfen, ist zum einen die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir etwas übersehen, und zum anderen sitzen wir dann noch hier, wenn wir alt, grau und vertrocknet sind und unsere Sicherheitslücke schon weiteren Schaden angerichtet hat. Wenn wir dem Computersystem allerdings Parameter geben könnten, nach denen er einschätzen kann, wie verdächtig unsere Verdächtigen eigentlich wirklich sind, dann haben wir wenigstens etwas, mit dem wir arbeiten können. Zwar ist die Chance immer noch vorhanden, dass wir etwas übersehen könnten... aber ich denke, das ist ein annehmbares Risiko.“

DuPres wirkte augenblicklich begeistert und selbst die skeptischere Morgan schien damit einverstanden, auch wenn Thomas meinte, sehr unfreundliches Gemurmel über „annehmbare Risiken“ von ihr zu hören.

„Und was für Kriterien sollen das sein, Ma'am?“ DuPres saß bereits am Computer und seine Finger lagen auf der Tastatur, er schien ganz versessen darauf zu sein, mit der Arbeit zu beginnen, obwohl viele seiner Kollegen nach einer anstrengenden Nacht und einem ebenso anstrengenden Tag bereits nach Hause gegangen waren.

Thomas legte den Kopf in den Nacken. „Hm...“

„Was wäre mit der finanziellen Situation?“ Sie sah auf, Morgan hatte eine der ausgedruckten Namenslisten zur Hand genommen und betrachtete sie nachdenklich. „Ich meine... eine Person, die sehr dringend Geld benötigt, wäre doch sicherlich eher bereit, sich bestechen zu lassen, als jemand, der reich ist wie Dagobert Duck.“

„Guter Punkt – nehmen Sie's, Officer DuPres.“ Sie nickte anerkennend, auch wenn Morgan anscheinend selten den Mund aufmachte, ihre Bemerkungen waren überraschend intelligent und durchdacht. „Damit haben wir das Motiv... als nächstes sollten wir die Gelegenheit bedenken. Von unseren Leuten wurde niemand getötet, nur einer der Wächter an der Nottreppe ausgeschaltet – sie wussten daher ziemlich viel über unsere Vorkehrungen. In dem Fall haben die Gäste wohl den niedrigsten Wert und jene Polizeibeamten, die die Organisation übernommen haben, den höchsten... dazwischen stufen Sie so ab, wie Sie es für richtig halten, Officer DuPres.“

Der junge Mann nickte begeistert und ließ seine Finger über die Tasten fliegen, während Morgan sich neuen Kaffee einschenkte, die Kanne hatte mittlerweile einen neuen, dauerhaften Platz auf ihrem Schreibtisch gefunden. „Noch eine Idee, Ma'am?“

Thomas blickte nachdenklich auf den braunen Ring auf der Akte vor ihr, der Karton hatte die Flüssigkeit aufgesaugt und das Muster angenommen. „Wo wir schon bei klassischer Ermittlungsarbeit sind... Alibi?“

Morgan zuckte mit den Schultern. „Ich wusste nicht, wie wir das überprüfen sollten. Außerdem muss man nicht anwesend sein, um vorher die Sicherheitspläne an die Mafia verraten zu haben.“

„Guter Punkt... aber...“ Thomas betrachtete erneut den Kaffeefleck. „Wieso gehen wir die Sache nicht umgekehrt an? Sehen wir die Überwachungsbänder durch und identifizieren wir jeden, der kurz vor dem Überfall irgendwohin verschwunden ist... zufälligerweise.“

DuPres wollte schon wieder anfangen zu tippen, doch Morgan verdrehte die Augen und legte ihre Hand auf seinen Arm, um ihn davon abzuhalten. „Ich mach das... überanstrengen Sie sich nicht in Ihrem Bemühen, Ihrer Chefin in den Arsch zu kriechen.“

Die rote Farbe, die sein Gesicht daraufhin annahm, zwang Thomas dazu, ihr Kichern hinter einem merkwürdig klingenden Hüsteln zu verbergen, doch irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Morgan ihr ihre Vorstellung nicht so ganz abkaufte. „Ich helfe Ihnen bei den Bändern – vier Augen sehen mehr als zwei.“

Für einen Augenblick herrschte Schweigen, dann blickte Thomas in die Runde und ihre Augen blieben an DuPres hängen, der nervös auf seinem Stuhl herumrutschte. „Noch irgendwelche Vorschläge? Officers?“

„Ähm...“

„Spucken Sie's aus, DuPres, bevor Sie sich daran verschlucken.“ Morgans gutmütiger Spott schien den jungen Mann zu motivieren, denn er richtete sich auf. „Ich dachte nur... Wenn irgendwo Drogen verkauft werden, befragt man als Erstes die stadtbekannten Drogendealer... und wenn irgendjemand mit der Mafia gemeinsame Sache macht...“

„... fragt man jemanden, den man schon einmal verdächtigt hat, genau das zu tun, auch wenn mans ihm nicht beweisen konnte – denn sonst wäre er ja nicht mehr in Amt und Würden“, vollendete Thomas zufrieden seinen Satz, der Gedanke war wirklich gut und sie wäre selbst wohl nicht darauf gekommen. Oder zumindest nicht so schnell. „Eine wirklich ausgezeichnete Idee... fügen Sie es in Ihr Schema ein, und dann füttern Sie den Computer mit Daten. Officer Morgan und ich legen einstweilen den Film ein und besorgen uns Popcorn.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück