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Shadows

In den Schatten
von

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Familienbande

So, hier kommt das offizielle 1. Kapitel. Eigentlich sollte es ja nicht sooo lang werden (ca. 2000 Wörter), aber irgendwie hat sich die Story verselbstständig...
 


 

Shizuka holte tief Luft, während ihre Augen auf die Karte gerichtet waren, die ihr Lehrer in diesem Zimmer hatte aufhängen lassen. Fein gewebt, mit bunten Fäden verziert und reich im Detail war sie sicherlich teuer gewesen, aber das kümmerte die Siebenjährige wenig. Ihre Gedanken waren darauf konzentriert, sich an das zu erinnern, was ihr beigebracht worden war.
 

„Und das ist Konoha Gakure.“ sie deutete auf das südlichste Land des Kontinents „Hauptstadt Konoha Gakure no Sato, seit über einem Jahr regiert von Yondaime Hokage, der zusammen mit meinem Vater den Vertrag unterschrieb, der den Krieg zwischen unseren beiden Ländern beendete. Geboren wurde Yondaime in Konoha Gakure no Sato; er wurde berühmt, weil er schon als Jonin im damaligen Krieg eine ganze Batallion unserer Ninja allein vernichtete. Sein Lehrer war Jiraiya, einer der Sannin, der drei legendären Ninja, die von Sandaime Hokage trainiert wurden und vor fast 20 Jahren im Krieg von Konoha, Suna, Ame und Iwa als einzige einen Kampf mit Salamander Hanzou aus Ame Gakure überlebten und dem Feuerreich schlussendlich den Sieg bescherten.“
 

Shizuka wandte ihren Blick von der Karte und blickte ihren Lehrer an.
 

Hätte Tsubasa sie nicht so gut gekannt, hätte er ihre aufrechte Haltung und ihr kühles Verhalten als gesundes Selbstbewusstsein oder gar Arroganz gewertet, aber er wusste es besser. Er kannte die Kleine schon lange genug, um die Anzeichen von Unsicherheit unter ihrer Fassade zu erkennen; obwohl ihre Gesichtszüge kaum eine Regung zeigten und ihre Augen scheinbar fest auf ihn gerichtet waren, bemerkte den leicht verkniffenen Zug um ihre Mundwinkel und ihr kurzes Blinzeln. Tsubasa lächelte.
 

„Absolut korrekt.“ verkündete er und wurde damit belohnt, dass Shizuka sein Lächeln erwiderte.
 

„Morgen werden uns näher mit der Wirtschaft und Kultur von Konoha befassen. Ich kann dir erzählen, wie die Leute dort so sind, und warum man Konoha das Feuerreich nennt – wie wär’s?“ fragte er grinsend.
 

„Erzählt du mir, wie die Konohaner aussehen? …stimmt es, dass sie den ganzen Tag essen und dann immer noch nicht satt sind?“ fragte Shizuka neugierig und verleitete ihren Sensei damit zum Schmunzeln.
 

„Wenn ich es dir heute erzählen würde, würdest du dich ja nicht mehr auf morgen freuen…“ neckte er seine Nichte und wuschelte ihr zärtlich durch den schwarzen Haarschopf.
 

Für einen Moment ließ die Kleine es Geschehen, dann befreite sie sich durch ein kurzes Kopfschütteln von seiner Hand und trat einige Schritte zurück.
 

„Dann werde ich jetzt wohl besser gehen. Bis morgen, Tsubasa-sensei.“ verkündete sie mit geschäftiger Stimme.
 

Nach einer höflichen Verbeugung warf die Schwarzhaarige ihm einen letzten Blick zu und verließ dann das Zimmer; die Tür schloss sich lautlos hinter ihr.
 

Tsubasa seufzte. Ihm gefiel ihr Charakter nicht – besser gesagt gefiel ihm ihr Charakter in dem Hinblick nicht, dass sie eine Siebenjährige war und er ihr Verhalten selbst bei einer Zwölfjährigen nicht unbedingt gutgeheißen hätte.
 

Aber dieses Thema war nichts, das er diskutieren konnte. Ohne es einmal versucht zu haben, wusste er, dass Shizuka sofort abblocken würde, wenn er das Gespräch mit ihr suchen würde und bei Kenji brauchte er es noch weniger zu versuchen – denn so offen und geduldig der Tsuchikage für die Belange aller seiner Untergebenen war, so verbohrt und voreingenommen war er im Umgang mit Shizuka.
 

Schon vor dem Tod seiner Frau war Kenji nicht gut auf seine Tochter zu sprechen gewesen. Er hatte nie verheimlicht, dass er als Erben einen Sohn hatte haben wollen. Für ihn war es eine herbe Enttäuschung gewesen, stattdessen eine Tochter zu bekommen. Damals hatte Reika zwischen ihrem Mann und ihrem Kind vermittelt, seitdem sie jedoch bei der Geburt des kleinen Haku gestorben war, hatte sich das Verhältnis zwischen Vater und Tochter – das man auch früher im besten Fall als distanziert bezeichnen konnte – rapide verschlechtert. Und Haku war wohl mit ein Grund dafür, wie Tsubasa über die Jahre bemerkt hatte.
 

Der Tsuchikage hatte seinen Sohn seiner Tochter vorgezogen, wie sich schnell herausstellte. Was diese aber – so glaubte er zumindest – ohnehin wenig gestört hatte. Shizuka vergötterte Haku nahezu und war gar nicht in der Lage, auf ihren jüngeren Bruder eifersüchtig zu sein. Dennoch hatte es sie wohl getroffen, dass die wenige Zeit und Aufmerksamkeit, die ihr Vater seinen Kindern entgegen brachte, sich inzwischen praktisch allein auf seinen Sohn bezog. Früher hatte er sich zumindest ab und an zeigen lassen, welche Erfolge Shizuka zu verzeichnen hatte – mittlerweile war sich der Schwarzhaarige nicht einmal sicher, ob der Tsuchikage wusste, in welchen Fächern seine Tochter unterrichtet wurde…
 

Kopfschüttelnd machte sich Tsubasa daran, die Schriftrollen und Bücher, die über den ganzen Tisch verteilt waren, einzusammeln.
 

„Shizu!“ rief Haku fröhlich und holte seine Schwester fast von den Füßen, als er sich auf sie warf, um sie zu umarmen.
 

„Haku.“ glücklich wuschelte Shizuka ihm durch die schwarze Mähne.
 

„Spielst du mit mir? Bitte… du hast es versprochen!“ plapperte der kleine Junge sofort los, während er sich von Shizuka löste, sie an der Hand nahm und hinter sich her in den Raum hinein führte. Er dachte gar nicht daran, loszulassen, da seine große Schwester ja sonst wieder gehen könnte… aber Shizu würde bleiben, sie hatte es ihm schließlich versprochen. Seine große Schwester hielt immer, was sie versprochen hatte.
 

„Natürlich spiele ich mit dir.“ antwortete Shizuka sanft, und ließ sich neben ihrem Bruder auf den Kissen am Boden nieder.
 

Alle Gedanken über ihre heutigen Lektionen waren vergessen und auch die leichte Müdigkeit, die sie vor Minuten noch gespürt hatte, waren verschwunden. Allein Hakus Anblick, wie er freudestrahlend zu ihr hinauf sah, ließ sie nahezu alles andere vergessen. So lange es ihm gut ging und der glücklich war, war sie es auch.
 

„Was willst du spielen?“ fragte sie schließlich, obwohl sie die Antwort ohnehin schon kannte.
 

„Wir spielen Ninja.“ verkündete ihr Bruder begeistert „Dich haben die bösen Räuber überfallen und ich bin der Ninja, der kommt und dich rettet.“
 

Er sprang auf rannte im Zimmer umher, auf der Suche nach dem Holzkunai, den er zu seinem Dritten Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Als er ihn dann gefunden hatte, suchte er nach bunten Tüchern, die er seiner Schwester umhängen konnte, um sie zu einer schönen reichen Frau in Nöten zu machen. Shizuka ließ es geduldig geschehen und lachte, als Haku sich einmal in den Tüchern verhedderte, und sie ihn aus seinem 'Gefängnis' befreien musste.
 

„Shizuka.“ wurden sie unterbrochen, als der kleine Ninja gerade mit seinem Holzkunai gegen eine Horde unsichtbarer Gegner focht, um zu seiner Schwester zu gelangen, die nicht weit entfernt in ihren bunten Tüchern auf seinem Bett saß.
 

Abrupt stoppte Haku in seinem Tun und senkte das Kunai, während Shizuka missbilligend zu einer ihrer Tanten – die eigentlich keine war, aber auf die aufgrund der verzwickten Verwandtschaftsverhältnisse keine andere Bezeichnung passte – hinüber blickte.
 

„Was ist?“ fragte sie kühl und machte damit klar, dass sie es absolut nicht schätze, beim Spielen mit ihrem geliebten kleinen Bruder unterbrochen zu werden.
 

„Kenji möchte dich sehen.“ antwortete die schwarzhaarige Frau.
 

Jetzt wurde Shizukas Gesichtsausdruck ärgerlich. Sonst wollte ihr Vater auch nichts von ihr wissen, und gerade dann, wenn das erste Mal am Tag wirklich Zeit mit Haku verbringen konnte, wollte er sie plötzlich sehen.
 

„Kann das nicht warten?“ fragte sie trotzig.
 

Mit einem Seitenblick auf ihren Bruder bemerkte sie, dass er absolut nicht erfreut war. Der Kleine hatte glasige Augen und eine Unterlippe bebte leicht. Shizuka wollte ihn nicht allein lassen, wo er sich so sehr drauf gefreut hatte, mit ihr spielen zu können.
 

Ihre Tante schüttelte den Kopf „Nein, er sagte sofort. Er hat Besuch von einigen hochrangigen Herren, die dich gerne sehen würde.“ beteuerte sie.
 

Die Siebenjährige kniff wütend die Augen zusammen, während sie an den Rand des Bettes heranrutschte und begann, sich langsam der Tücher zu entledigen.
 

„Gut, ich komme sofort.“ presste sie hervor und war dankbar, dass ihre Tante ohne einen weiteren Kommentar den Raum verließ.
 

„Ich muss gehen Haku, ich kann Vater nicht warten lassen.“ erklärte sie dem Jüngeren zerknirscht.
 

„…aber du hast gesagt, du spielst mit mir! …du hast es versprochen!“ schniefte ihre Bruder und ballte enttäuscht die Hände zu Fäusten. In seinen Augen schimmerten ungeweinte Tränen.
 

„Ich weiß Haku“ erwiderte Shizuka traurig „ aber da sind wichtige Leute, die mich sehen wollen – du hast Tante Haruka doch gehört. Vater wird sehr böse mit mir sein, wenn ich nicht komme.“ versuchte sie ihrem Bruder begreiflich zu machen.
 

Sie hatte eigentlich keine Zeit, um noch mit Haku zu diskutieren. Ihr Vater mochte es nicht, wenn man ihn warten ließ und würde es noch weniger mögen, wenn diese hochrangigen Vertreter – oder was auch immer sie waren – wegen seiner Tochter ewig warten mussten. Sie wollte ihn nicht enttäuschen, wenn er ihr schon einmal so viel Vertrauen entgegen brachte, sie diesen Männern vorzustellen… ihr Vater sollte sich nicht für sie schämen müssen.
 

„Wir spielen nachher weiter, wenn ich von Vater zurück bin, ja?“ fragte sie und umarmte Haku liebevoll, aber er verzog seine Lippen nur zu einem Schmollmund.
 

Sie biss sich auf die Unterlippe, löste sich aber von ihm und hauchte ihrem Bruder einen Kuss auf die Stirn „Bis später Haku.“
 

Schnell erhob sie sich und hastete aus dem Raum. Shizuka traute sich nicht, einen Blick zurück auf ihren Bruder zu werfen.
 

Um sich zu beruhigen atmete Shizuka einmal tief ein und aus, bevor sie nicht allzu laut, aber deutlich, an die Tür zu dem Zimmer klopfte, in dem Kenji Meian für gewöhnlich seine Gäste empfing. Es dauerte nicht lange, bis von drinnen ein gedämpftes „Herein“ ertönte.
 

Schnell schlüpfte in den Raum und schloss die Tür lautlos wieder hinter sich. Dann wanderte ihr Blick durch das Zimmer, bis ihre Augen auf dem Tsuchikagen ruhten. Er trug seine Roben nicht, dafür aber einen fein gearbeiteten Kimono – sie dankte Kami im Stillen dafür, dass sie noch immer weniger bequeme, aber schickere Kleidung trug, die während ihres Unterrichts Pflicht war.
 

Shizuka näherte sich dem schwarzhaarigen Oberhaupt des Meian-Clans.
 

„Du wolltest mich sehen, Vater?“ erkundigte sie sich höflich und deutete eine Verbeugung in Richtung seiner Gäste an.
 

„Hallo Shizuka.“ ihr Name klang seltsam aus dem Mund ihres Vaters – was vielleicht auch daran lag, dass sie ihn ihn so selten aussprechen hörte „Ich möchte dir unsere Gäste vorstellen…“ er deutete auf die drei Männer und den Jungen, die auf gemütliche Kissen um einen kleinen Tisch herum saßen „Kaito Enshu und sein Sohn Taro aus Kumo Gakure; Matsuo Toriama, ebenfalls aus Kumo Gakure und Takashi Nakito aus Taki Gakure.“
 

Wie sie es gelernt hatte, verbeugte sich Shizuka vor den Gästen, wenn ihr Vater den jeweiligen Namen nannte, und versuchte sich währenddessen einzuprägen, wer wer war.
 

„Es freut mich, ihre Bekanntschaft zu machen.“ erklärte sie manierlich.
 

„Setz dich, Shizuka.“ wies Kenji sie an, während er selbst sich auf einem der Kissen niederließ.
 

So blieb Shizuka nur noch die Möglichkeit, sich auf den einzigen freien Platz zwischen ihrem Vater und dem Jungen aus dem Blitzreich zu setzen. Elegant ließ sie sich auf das Kissen sinken, nahm dann eine aufrechte Haltung ein und faltete sittsam die Hände über ihrem Schoß.
 

Für einige Augenblicke herrschte vollkommene Stille, dann begann einer der Männer etwas über irgendwelche Handelsbeziehungen zu erzählen und bald waren alle vier Erwachsenen in ein Gespräch vertieft, während Shizuka und der braunhaarige Junge stumm auf ihren Plätzen saßen und zuhörten.
 

Für einen Moment wallte Ärger in der Schwarzhaarigen auf. Und dafür hatte sie Haku allein gelassen?! Es machte sie zornig, dass ihr kleiner Bruder fast geweint hätte, nur weil ihr Vater sie plötzlich einmal vorzeigen wollte.
 

Sie traute sich allerdings nicht, den Gedanken weiter zu führen, in der Angst, dass er sie vom Gesprächsinhalt ablenken oder man ihr ansehen könnte, dass sie wütend war.
 

„Shizuka“ sprach ihr Vater sie später doch wieder an – sie fand es noch immer ungewohnt, ihn ihren Namen sprechen zu hören „Geh doch bitte mit Taro in eines eurer Zimmer – Haku wird sich sicherlich freuen, einen neuen Spielkameraden zu haben.“ sagte er zu ihr und die Siebenjährige war sich bewusst, dass das keine Bitte sondern ein Befehl war. Die Männer wollten sich unterhalten, ohne von Kindern gestört zu werde.
 

Ruhig erhob sie sich und wandte ihren Blick dem Jungen zu, der vielleicht ein oder zwei Jahre älter war, als sie selbst. Er verschränkte die Arme vor der Brust und musterte sie hochnäsig – kurz glaubte Shizuka sogar, er würde widersprechen, aber ein scharfer Blick seines Vaters brachte Taro offenbar dazu, den Mund zu halten.
 

„Folge mir.“ wies sie ihn an, verbeugte sich dann noch einmal vor den Gästen ihres Vaters und machte sich auf den Weg zur Tür. Taro folgte ihr und gemeinsam verließen sie das Zimmer.
 

„Wer ist Haku?“ verlangte der Junge sofort neugierig zu wissen und maß Shizuka mit einem Blick, der Abneigung ausdrückte. Offenbar war sie ihm nicht gut genug.
 

Die Schwarzhaarige wusste, dass sie höflich zu den Gästen ihres Vaters sein sollte, aber sie mochte Taro nicht – und anscheinend beruhte das auf Gegenseitigkeit.
 

„Er ist mein Bruder.“ erzählte sie ihm deshalb knapp, aber nicht unbedingt unhöflich und drehte ihm dann den Rücken zu, um den Gang hinunter zu Hakus Zimmer zu laufen.
 

„Warum warst dann du da und nicht er?“ wollte er wissen und Shizuka mochte ihn jetzt noch weniger. Er redete wie ihr Vater. Er konnte sie nicht leiden, weil sie kein Junge war.
 

Die Schwarzhaarige ballte die Hände zu Fäusten.
 

„Haku ist klein. Er ist jünger als ich.“ antwortete sie nur und ihr war es jetzt egal, wie giftig ihr Tonfall klang.
 

Taro verstummte und folgte ihr schweigend. Ihr war es nur recht, am besten sollte er die ganze Zeit ruhig sein.
 

Missmutig führte Shizuka den braunhaarigen Jungen weiter durch die Gänge, und hätte, als sie um eine Ecke ging, fast den kleinen Menschen übersehen, der ihr entgegen gerannt kam. Schnell machte sie einen Schritt zur Seite und drehte den Kopf rechtzeitig, um gerade noch zu sehen, wie ihr kleiner Bruder mit Taro zusammenstieß – weil er zu viel Schwung hatte, taumelte Haku, fiel um und landete unsanft auf den Holzpanelen.
 

„Sag mal spinnst du, du kleiner Baka!“ brüllte da der ältere Junge auch schon los.
 

Er machte drohend einen Schritt auf Haku zu, der leicht benommen und mit aufgeschürftem Knie auf dem Boden lag. Für einen Moment starrte der Kleine ihn nur schockiert aus ängstlichen Augen an, dann brach er in Tränen aus.
 

„Haku!“ Shizuka drängte Taro unsanft bei Seite, um ihren jüngeren Bruder umarmen zu können.
 

Der Schwarzhaarige drückte sich weinend fester an seine Schwester „Aua! Shizu…“ schniefte er.
 

„Alles gut, Kleiner.“ tröstete Shizuka ihn“ Wir gehen ein Pflaster holen und das geht ganz schnell vorbei.“ versprach sie ihrem Bruder.
 

Er schniefte „Wirklich?“ treuherzige, hellblaue Augen blickten Shizuka an.
 

„Versprochen.“ sie wuschelte ihm durch die dunklen Haare „Und dann gehen wir in die Küche und du lässt dir etwas Süßes geben.“
 

Langsam hörte Haku auf zu schniefen und blickte dann glücklich zu seiner Schwester. Er liebte Süßigkeiten und sein Knie tat auch fast nicht mehr weh.
 

Vorsichtige zog Shizuka ihren Bruder auf die Beine, der sich sofort hinter sie drängte und ängstlich zu Taro hinüber schielte, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte und ihn finster anstarrte.
 

„Das ist Haku? …so sein Weichei wollte nicht zum Bruder haben!“ meinte der Braunhaarige höhnisch.
 

Der Angesprochene begann in Shizukas Rücken wieder zu schniefen und drückte sich enger an sie. Der große Junge war gemein, Haku mochte ihn nicht.
 

„Und ich will jemand so fieses wie dich nicht als Bruder! Haku ist tausendmal besser als du!“ verteidigte die Siebenjährige ihren Bruder sofort.
 

„Pah!“ Taro streckte Shizuka die Zunge raus „Dein Bruder ist ein Weichei, dein Bruder ist ein Weichei… ich wette, er kann ich das nicht wieder holen!“ er löste seine Arme und wedelte mit Hakus Holzkunai in der Luft herum.
 

„Mein Kunai!“ rief der Kleinste empört hinter seiner Schwester hervor und ihm traten Tränen in die Augen. Das war sein Kunai. Den hatte er zu seinem dritten Geburtstag bekommen! „Gib ihn her, das ist meins…“ forderte er verzweifelt.
 

„Hol ihn dir, du Weichei, Weichei…“ entgegnete Taro nur grinsend. Er fand das absolut witzig, jetzt hatte er endlich seinen Spaß.
 

„Gib ihn zurück, er gehört dir nicht!“ verlangte jetzt auch Shizuka. Das durfte er nicht!
 

„Komm und hol ihn dir, wenn du ihn willst!“ Taro streckte ihr wieder die Zunge raus und richtete den Kunai dann auf Haku, der sich erschrocken hinter seiner Schwester versteckte.
 

Wütend machte Shizuka einen Schritt nach vorn. Sie würde sich den Kunai holen, wenn er ihr ihn nicht geben wollte! …sie streckte ihre Hand aus und langte nach der Spielzeugwaffe, bekam aber von Taro einen Schups gegen die Schulter und stolperte einige Schritte nach hinten.
 

„Ihr seid beide Weicheier, Weicher…“ ärgerte der Braunhaarige weiter und sprang dabei fröhlich von einem Beins auf das andere.
 

Sie hatte keine Ahnung, woher die Idee plötzlich kam, aber als Shizuka wieder auf den Jungen zuging, langte sie gar nicht dach dem Kunai, sondern trat ihm, als Taro für einen Augenblick auf nur einem Bein stand, einfach den Fuß weg und stieß ihn zurück.
 

Polternd landete Taro auf dem Holzboden und Shizuka warf sich wütend auf ihn.
 

Sie wollte erneut nach dem Kuani fassen, schrie aber, als Taro sie fest an den langen Haaren zog. In einer Mischung aus Wut und Verzweiflung ballte Shizuka eine Faust und schlug nach dem Jungen. Ihre Hand traf seine linke Wange und stöhnend ließ er Hakus Kunai fallen.
 

„Was ist denn hier los? Shizuka!“ durchschnitt die scharfe Stimme ihres Vaters das Handgemenge und erschrocken blickte die Siebenjährige in Kenji Meians zornige Augen.
 

„Geh sofort von ihm herunter!“ forderte der Tsuchikage und sie beeilte sich, zu gehorchen – natürlich nicht, ohne dabei Hakus Kunai an sich zu nehmen.
 

Unterdessen rappelte Taro sich auf trat schnell zu seinem Vater, der nicht weniger wütend als Kenji drein blickte.
 

„Was sollte das?“ forderte der Mann aus Kumo zu wissen.
 

„Sie hat mich geschlagen Papa!“ ereiferte sich Taro sofort und hielt sich die Wange, an der ihn Shizukas Faust getroffen hatte.
 

Beide Männer blickten zu Shizuka hinüber, die diese Ungerechtigkeit nicht auf sich sitzen lassen wollte.
 

„Er hat-“ sie stockte im begonnenen Satz.
 

Wenn sie sagen würde, dass Taro Hakus Kunai ‚gestohlen’ hatte, würde sie auch sagen müssen, dass Haku ihn verloren hatte, als der Taro fast umgerannt hätte. Sie wollte nicht, dass Haku wegen dem dummen Kerl Ärger bekam.
 

„Shizuka hat mir meinen Kunai zurück geholt.“ ertönte plötzlich Hakus kindliche Stimme hinter ihr „Der gemeine Junge hat ihn nicht hergeben wollen… Shizu hat gesagt er soll ihn zurückgeben, aber er hat es nicht gemacht… und dann hat er Shizu geschupst und sie hat zurückgeschupst…“
 

„Aber er hat mich fast umgerannt!“ unterbrach ihn Taro.
 

Haku sah ihn aus seinen hellblauen Augen an, in den Tränen schimmerten „…ich wollte niemanden wehmachen…“
 

Für einen Moment herrschte Schweigen.
 

„Komm mit mein Sohn – wir gehen ins Gasthaus zurück.“ wandte sich Kaito Enshu schließlich an Taro. Er sah nicht aus, als hätte er seinem Sohn die Sache schon vergeben.
 

„Entschuldigen sie uns.“ beide verneigten sich kurz in Richtung des Tsuchikagen, dann führte Kaito seinen Sohn durch die Gänge davon.
 

Kenji Meian musterte seine Kinder. Seine Tochter stand mitten auf dem Gang, stocksteif, die schwarzen Haare zerwühlt und die Kleidung verknittert, den Holzkunai ihres Bruders noch immer fest in der Hand. Sein Sohn hatte sich noch immer halb hinter seiner älteren Schwester versteckt und Tränen glänzten in seinen Augen, während er schuldbewusst zu Boden starrte.
 

„Was sollte das?“ fragte er schließlich an Shizuka gewandt.
 

Die reckte das Kinn in die Höhe, um den Blick ihres Vaters fest zu erwidern „Ich habe versprochen, auf Haku aufzupassen.“
 

Für einen Moment verzog sich Kenjis Gesicht zu einem schmerzlichen Ausdruck, dann glätteten sich seine Züge wieder.
 

„Geht Abendessen, es ist schon spät.“ war schließlich alles, was er sagte.
 

„Ja, Vater.“ Shizuka drehte sich zu ihrem kleinen Bruder um und nahm ihn an der Hand „Komm Haku, du hast doch bestimmt Hunger…“
 

Der Tsuchikage blickte seinen Kindern nach, als sie Hand in Hand den Gang hinunterliefen und irgendwann vom Zwielicht der einsetzenden Dämmerung verschluckt wurden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-12-22T15:48:24+00:00 22.12.2008 16:48
Zu allererst ein riesiges GOMEN, ich wollt das Kapitel eingentlich schon seit langem gelesen haben... *drop*

Mir kommt es so vor als hätte shizuka nur keinen Ärger bekommen weil der kleine Haku dabei war. Kenji is nach meinem ersten eindruck her echt ein riesen arsch. Das kapitel an sich ist gut aber was meinst du mit den verzwickten Verwandtschaftsverhältnissen ? erklär das pls ma genauer ^^


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