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Porzellan

Nicht nur Glück ist zerbrechlich...
von

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Kapitel 1

A/N: Tschuldigung, dass es so lange gedauert hat, ich gelobe aber Besserung *hust* :D
 

Farin Urlaub war die perfekte Diva.

Sein Charisma, seine Ausstrahlung, seine Eloquenz…all das wusste er so geschickt einzusetzen, dass seine Zuhörer ihm wie gebannt lauschten und ihm bereitwillig jeden Wunsch von den Lippen ablasen.

Sollte er jedoch einmal seinen Willen nicht kriegen – was selten genug passierte -, begann das Unheil…

Immer wenn sich seine Lippen zu einer dünnen Linie verzogen und sie ein Zug umspielte, der die Bezeichnung „schnippisch“ redlich verdiente, wusste Bela, dass es zu spät war, um noch irgendetwas gut zumachen. Versuche, sich wieder mit ihm zu versöhnen, wurden vehement abgeblockt oder damit abgetan, dass eigentlich alles in Ordnung sei. Sollte man der letzten Behauptung Glauben schenken, wurde das allerdings mit nur noch mehr Schmollen seitens Farin quittiert. So sympathisch der Gitarrist auch war - wenn er diese Verhaltensweise an den Tag legte, hatte Bela regelmäßig das Bedürfnis, ihm den Kopf abzureißen.

Genau diese Erfahrung machte Bela seit einigen Tagen. Genauer gesagt seit dem Tag, an dem sie zusammen in einem Bett aufgewacht waren.

Während Farin schmollte und Bela der Sache eher hilflos gegenüber stand, fand die Crew hingegen die ganze Geschichte zum Brüllen komisch. Kaum hatte Bela an jenem Morgen sein Hotelzimmer verlassen, war ihm schon jemand mit breitem Grinsen entgegen gekommen und hatte ihn gefragt, ob er denn in der letzten Nacht auch viel Spaß gehabt hätte.

Auch nachdem er Rod gefragt hatte, was an dem vorigen Abend passiert war, war er nicht viel schlauer gewesen.

Anscheinend war viel Alkohol im Spiel gewesen, sie hatten den Geburtstag eines Crewmitglieds gefeiert. Zu irgendeinem Zeitpunkt hatte Bela dann, laut Rod, „Farin angefallen“ – und sich dabei so geschickt angestellt, dass so ziemlich jede andere Person in dem Hotelzimmer davon mitbekommen hatte.

Und jetzt?

Jetzt saß Bela im Tourbus und betrachtete das Foto in seinen Händen, das man ihm vor Beginn der Fahrt lachend in die Hand gedrückt hatte.

„Als Andenken“, hatten sie gesagt. Darauf zu sehen waren Farin und er, eng umschlungen in einem kleinen Badezimmer stehend.

Ein leises Stöhnen glitt über seine Lippen, dann ließ er sich tiefer in seinen Sitz sinken. Langsam sah er von dem Foto auf, bis sein Blick den Gitarristen traf, der mit verschränkten Armen dasaß und aus dem Fenster starrte. Rod lag in seiner Koje und schlief.

Mit einem leisen Anflug von Hilflosigkeit räusperte sich Bela.

„Jan?“

Keine Reaktion.

„Du kannst mich nicht für den Rest deines Lebens ignorieren, weißt du?“

Seine Stimme klang bissiger als beabsichtigt. Langsam drehte sich der Kopf des Blonden zu Bela, auf der hohen Stirn lagen schwache Falten.

Seufzend streckte Bela Farin das Foto hin und verschränkte dann auch die Arme.

„Ich dachte, das würde dich vielleicht interessieren“, murmelte er leise und sah zu, wie Farin das Foto stumm entgegen nahm und es kurz betrachtete. Die Miene blieb unverändert eisig. Bevor Bela jedoch wieder zum Sprechen ansetzen konnte, hob Farin eine weitere Hand und zerriss das Foto.

„Ähm…okay“, kommentierte Bela die Tat des Gitarristen nur ungläubig und schüttelte schwach seinen Kopf.

„Was genau ist eigentlich dein Problem, Jan?“

„Ist die Frage ernst gemeint?“, entgegnete Farin trocken und schob Bela dann die zwei Hälften des Fotos zu. Dieser nahm sie behutsam entgegen und steckte sie zurück in seine Hosentasche.

„Ob du’s glaubst oder nicht, ja, sie ist ernst gemeint. Warum hast du dich dann überhaupt erst auf mich eingelassen, wenn du jetzt so rumzickst?“

Während Bela diese Worte sagte, schnappte Farin empört nach Luft.

„Ich zick überhaupt nicht rum, okay?“, fauchte Farin und Bela lachte freudlos auf.

„Du benimmst dich schlimmer als jedes Weib“

Daraufhin verstummte Farin. Mit fest zusammengekniffenen Lippen wandte er sich wieder dem Fenster zu, so als ob die vorbeiziehende Landschaft unendlich viel interessanter als Bela wäre.

„Was genau ist dein Problem?“, wiederholte Bela noch einmal, diesmal ruhiger.

Leise seufzend schüttelte Farin kurz seinen Kopf und sah dann wieder zu Bela.

„Ich hab ’ne Freundin“, murmelte Farin schließlich trotzig. Als Reaktion darauf schnaubte Bela nur ungläubig.

„In Sachen Frauen bist du ein Arschloch, und das weißt du auch“, entgegnete der Schlagzeuger nur genervt, „also tu jetzt nicht so, als hättest du ein schlechtes Gewissen oder so…“

Es stimmte. Beziehungen waren für Farin Urlaub nur der bequeme Weg, schnell an Sex zu kommen ohne vorher die gewünschte Dame stundenlang bezirzen zu müssen. Sie schenkten ihm sein Herz, er nahm sich ihren Körper. So einfach war das. Pünktlich zu einer Tour oder zu seinem Urlaub wurden seine Opfer charmant abserviert. Deswegen hatte es Bela auch so gewundert, dass seine jetzige Beziehung immer noch andauerte.

Zum ersten Mal seit diesem Vorfall umspielte Farins Lippen ein schuldbewusstes Grinsen.

„Hast du mich gerade Arschloch genannt?“, fragte Farin mit gespielter Empörung in der Stimme und zauberte Bela damit ein Lächeln aufs Gesicht.

„Ich beleidige dich nur, wenn du’s auch verdient hast“, seufzte Bela und schüttelte den Kopf, „war’s das jetzt endlich mit dem Schmollen?“

Wie auf Knopfdruck verdunkelte sich bei Belas Worten Farins Miene wieder, als hätten sie ihn daran erinnert, dass er ja eigentlich noch weiter beleidigt sein müsste.

Bela seufzte schwer und drehte sich dann von Farin weg. Manchmal hatte es einfach keinen Sinn mit ihm.
 

„Darf ich noch mit reinkommen?“

Die lange Fahrt mit dem Tourbus war endlich vorbei, so dass sie nun vor ihren Hotelzimmern standen.

„Keine Angst, ich geh dir nicht wieder an die Wäsche“, fügte Bela grinsend hinzu, als er den Blick des Gitarristen auf seine Frage gesehen hatte. Eine Mischung aus Skepsis und Unsicherheit lag auf den Gesichtszügen des Blonden. Dann zuckte Farin seufzend mit den Schultern und stieß die Tür zu seinem Hotelzimmer auf.

„Ladies first“, grummelte der Gitarrist missgelaunt und machte eine Handbewegung, die Bela bedeutete, dass er gefälligst das Hotelzimmer betreten sollte, bevor Farin es sich wieder anders überlegte. Ohne zu zögern schritt Bela vorwärts und drehte sich in der Mitte des Hotelzimmers angekommen dann zu Farin um. Dieser setzte sich nur stumm auf sein Bett, verschränkte die Arme und sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu Bela hoch.

„Ich geb dir drei Minuten und dann haust du ab, okay?“, murmelte Farin genervt und sah auf die Uhr, die hinter Bela an der Wand hing. Der Schlagzeuger verdrehte die Augen, stemmte die Hände in die Hüfte und holte dann tief Luft.

„Ich versteh immer noch nicht, wo dein Problem liegt. Und jetzt fang bloß nicht wieder mit deiner Ische an“

Farin wandte den Blick von der Uhr ab und ließ ihn in seinen Schoß gleiten.

„Ich weiß es nicht“, murmelte er nach kurzem Zögern schließlich nüchtern und kniff seine Augen fest zusammen „ich glaub, ich finds einfach nur zum kotzen, dass ich mich…an diesem Abend…auf dich eingelassen hab. Ich war nicht betrunken, ich hätte dem Ganzen ganz einfach ein Ende setzen können…“

Farin zuckte mit den Schultern und legte zwei seiner Finger an seinen Nasenrücken, so, als würden ihn diese Worte unglaublich anstrengen.

„Aber ich hab’s nicht getan, verstehst du? Und jetzt machen sich diese Vollidioten auch noch die ganze Zeit über uns lustig“

Als Farin geendet hatte, blieb Bela stumm. Stirnrunzelnd sah er zu ihm hinunter und seufzte dann leise.

Der verletzte Stolz der Diva, stellte er nur nüchtern fest und setzte sich dann langsam neben Farin. Eine ganze Weile blieben sie einfach nur stumm nebeneinander sitzen, dann öffnete Farin seine Augen wieder und wandte sein Gesicht Bela zu.

„Die drei Minuten sind vorbei“

„Ich weiß. Ich bleib trotzdem hier“

„Warum war mir das irgendwie klar?“, murmelte Farin schwach lächelnd und wandte seinen Blick wieder von Bela ab.

„Jan?“

„Mhm?“

„Ich mein…Wir haben früher auch schon miteinander rumgemacht, und da hast du mir hinterher nicht so ne Szene abgeliefert“

Mit einem schwachen Schütteln hob Farin seinen Kopf.

„Früher“, wiederholte Farin nur und hob seine Augenbrauen „damals waren wir 18,19“

„Na und?“, hakte Bela nur langsam nach und sah Farin mit großen Augen an.

„Da waren wir erstens hormongesteuert und zweitens war unsere Beziehung damals ganz anders“

„Wie, anders?“

Mittlerweile kam Bela sich wie ein dummes Kind vor, das immer zu nachfragen musste, weil es einen simplen Sachverhalt einfach nicht verstand.

„Jan, könntest du bitte aufhören, dich so….so…kryptisch… auszudrücken?“

„Dir ist doch auch klar, dass wir uns über die Jahre verändert haben…“, murmelte Farin nur leise und schüttelte schwach seinen Kopf, „Dass…dass wir früher seelenverwandt waren und heute…“

Farin brach ab und sah Bela mit einem hilflosen Blick an.

„Und heute nicht mehr?“, vervollständigte Bela den Satz tonlos. Ein leises Seufzen glitt über die schmalen Lippen des Gitarristen, dann zuckte er mit den Schultern.

„Nein, ich…so drastisch würd ich’s nicht formulieren…Aber erzähl mir jetzt bitte nicht, dass dir das nicht bewusst war“

Mit diesen Worten stand er auf und schritt ziellos durchs Zimmer. Am Fenster machte er halt, verschränkte seine Arme und ließ den Blick über die Straße vor dem Hotel gleiten.

„Natürlich“, antwortete Bela nur leise und verstand immer noch nicht. Vielleicht wollte er auch einfach nur nicht verstehen, er wusste es nicht. Wie ferngesteuert stand er auf und verließ wortlos das Hotelzimmer.

Er kannte das Gefühl nicht, das momentan in ihm herrschte. Hätte er es definieren müssen, hätte er gesagt, dass es sich so anfühlte, wenn man kurz zuvor irgendein lebensnotwendiges Organ verloren hatte.

Als er in seinem Zimmer angekommen war, ging er geradewegs auf die Minibar zu. Einige Handgriffe später hielt er eine geöffnete Rotweinflasche in der Hand.

Warum war er so überrascht? War es ihm nicht eigentlich klar gewesen, all die Jahre über?

Mit leerem Blick setzte er sich auf ein Sofa, stellte die Rotweinflasche auf einem Tisch vor sich ab und ließ seine Hand in seine Hosentasche gleiten. Seine Finger griffen nach ihrem Inhalt, dann zogen sie das Foto heraus, das Farin zerrissen hatte. Die Bewegung war zittrig, als er die beiden Hälften auf den Tisch legte.

Es war ein sauberer Riss, Farin hatte es hinbekommen, dass auf der einen Hälfte des Fotos Bela zu sehen war und auf der anderen Farin.

Getrennt, zerrissen…welch Ironie.

Mit den Fingerspitzen fügte er das Foto wieder so gut es ging zusammen.

Sekunden, Minuten, vielleicht sogar Stunden vergingen, Bela wusste es nicht. Er fühlte sich seiner besseren Hälfte beraubt und dieses Gefühl ließ sich nur mit der blutroten Flüssigkeit aus der Flasche in seinen Händen betäuben.

Dann griff er ohne zu überlegen nach dem Telefon auf dem Nachttisch neben ihm und hielt den Hörer an sein Ohr. Eine freundliche Frauenstimme von der Hotelrezeption ertönte, die ihn nach seinen Wünschen fragte.

„Haben Sie zufällig einen Atlas in der Rezeption?“, fragte Bela nur tonlos zurück und musste sich schwer zusammenreißen, nicht zu lallen. Ob es ihm gelang oder nicht, war ihm im Endeffekt aber auch egal. Die Stimme der Frau klang verwundert über den merkwürdigen Wunsch, fragte aber nicht weiter nach. Er war ihr dankbar dafür, schließlich hätte er ihr den Grund dafür niemals erklären können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Big-Pasach
2009-06-08T17:24:43+00:00 08.06.2009 19:24
boah~ das is so traurig auf der einen Seite.... aber auf der andern... die MÜSSEN einfach wieder zusammenfinden >////<
ich mag besonders die Gespräche zwischen den Beiden *___*
Von:  dadgrin
2008-12-16T20:28:17+00:00 16.12.2008 21:28
der verletzte stolz der Diva xD jaah das kann man sich voll gut vorstelln
Jan die Diva, klingt auch toll ^^
will der mit dem atlas vllt die stadt Bela in Pakistan nachguggen oder was? aber was auch immer dabei rauskommt ich werds toll finden das weiß ich jetzt schon
ich konnt ab und zu auch lachen über die reaktionen der beiden und wenn jemand so schreibt das ich trotz allem lachen kann is die geschichte supi gut ^^
fazit:
schreib schnell weiter *_* ich will mehr!!!
Von: abgemeldet
2008-11-27T12:18:15+00:00 27.11.2008 13:18
wollt eig gestern nochn kommi machen, aber da war ich iwie u..platt?

is richtig gut, aber ich könnt dich grad zerupfen weils da aufhört xDD

ich werd auf jeden fall weietrlesen
(un kann mich den andren auch eig nur anschließen...)

mimken =)
Von: abgemeldet
2008-11-26T18:33:58+00:00 26.11.2008 19:33
schließe mich dem fast wortlos an!
... schöner ausdruck und gelungener spannungsaufbau ...

also: weitaaaa!

lg jenny
Von: abgemeldet
2008-11-26T17:30:13+00:00 26.11.2008 18:30
aaaai schön.. boah wie ich ihn mir wieder vorstelln kann.. farin am schmolln und bocken *g*
haha geil wie immer.. aber warum will bela n atlas ham.. hmmm

...
weitaaaaa
..

das rättschen

Von:  Kelandria13
2008-11-26T16:39:03+00:00 26.11.2008 17:39
*seufz*
jetz bin ich wieder traurig *schnüff*
Du schaffst es immer wieder, mir Tränen in die Augen steigen zu lassen...
(Die "schmal werdenden Lippen haben mich irgendwie an Professor McGonagall erinnert XD )
Naja ich bin mal gespannt was das mit dem Atlas soll Oo
Weitaaaaaaaa :D
Reis und so
Kela


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