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Der ganz normale Alltag(s Wahnsinn)

Seto & Joey + Beziehung = ???
von

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It's called Gravitation

Diesmal ausnahmsweise mein blabla vorneweg.

Sorry, das es so lange keinen OS mehr von mir hier gab. Aber jetzt geht es ja weiter und ich habe noch viele Ideen. Gerade jetzt wo es ja spannender wird. ;)

Ansonsten, ja da haben die Jungs von Gravitation einen Gastauftritt, aber nur einen weit entfernten, also wenn ihr sie nicht kennt: Keine Panik. Müsst ihr auch nicht.

So, genug geredet. Auf ins, (hoffentliche) Vergnügen ;)
 

Ach nein - noch ein gaaaanz großes Danke an bells-mannequin die sehr viel Zeit und Geduld in mein Kommaproblem gesteckt hat. Du kannst dir meiner unendlichen Dankbarkeit sicher sein!
 

It's called Gravitation
 

Wie zwei unauffällige Schatten schlichen sie nun bereits seit über 30 Minuten durch die große Villa. Und das obwohl die eine Hälfte dieses Teams jedes Recht besaß sich hier aufzuhalten. Aber laut Mokuba würde es den ganzen Spaß nehmen, wenn er hier offensichtlich herumstolzieren würde, während Joey ihm hinterher schlich. Und wer wäre Joey, wenn er dem widersprechen würde? So kam es also, dass sie gemeinsam auf Zehenspitzen durch die Gänge huschten, mit kleinen Spiegeln zuerst um die Ecken guckten und nebenbei versuchten ihr Gekicher über die ganze Situation zu unterdrücken. Irgendwie war es aber auch fast schon wieder filmreif, wie sich der ganze Abend, einer Lawine nicht unähnlich mit einem kleinen Schneeball – auch bekannt als Anruf – immer mehr, steigerte.
 

Noch vor einer guten Stunde war Joey nämlich noch bei sich zuhause gewesen und hatte sich zumindest ansatzweise über seine Hausaufgaben gesetzt. Doch jene hatte er nur zu gerne für Mokubas Anruf in die Ecke gepfeffert und war auf die Neuigkeiten hin wie ein Irrer in den Keller gestürmt, um sich sein Fahrrad zu holen und sich das letzte bisschen Atem aus den Lungen zu quetschen auf der fast schon mörderischen Fahrt zur Kaibavilla. Aber wirklich, wer hätte anders reagiert als er? Fast verschwörerisch hatte Mokuba ihm durchs Telefon ins Ohr geflüstert: „Joey, du ahnst nie, wer gerade bei uns zuhause ist!“ Und trotz des leisen Tonfalls war die Aufregung des Kleinen gut herauszuhören gewesen.

„Na los, spucks aus!“, war er auch sofort darauf eingestiegen und im nächsten Moment wäre ihm fast der Hörer aus der Hand gefallen und er musste dreimal nachfragen, um auch ganz, ganz, gaaaanz sicher zu gehen das er sich nicht verhört hatte.

Bad Luck sitzen bei uns auf der Terrasse!“
 

Jetzt musste man dazu sagen, dass es nichts Neues war, dass irgendwelche Berühmtheiten hin und wieder bei den Kaibas ein und ausgingen. Meistens erfuhr Joey nur im Nachhinein davon und Kaiba war dazu übergegangen auch Mokuba nicht mehr im Vorfeld bescheid zu geben. Und das nur, weil jener den Verdacht hegte, dass sein kleiner Bruder in bestimmten Fällen einfach nicht mehr den Mund halten würde. Nun, es sah zumindest so aus, als würde er nicht davon ausgehen, dass der kleine Wicht Joey in einer James Bond artigen Art zu ihnen ins Haus holen würde, nachdem dieser erfahren hatte, wer bei ihnen im Haus war.

Nicht, dass er das Kaiba irgendwie verdenken konnte, selbst ihm war es nicht in den Sinn gekommen, dass er sich mal durch einen Geheimgang auf das Gelände schleichen würde. Ob Moki dafür sehr viel Ärger bekommen würde? Immerhin war jener Gang als möglicher Fluchtweg gedacht und nicht als Eingang für neugierige Klassenkameraden. Doch solche Gedanken wischte der Blonde schnell beiseite, um sich besser auf die Kletterpartie konzentrieren zu können, denn um ins Haus zu gelangen hatte er sich, natürlich auch auf Anweisung hin an den Efeuranken an der Ostseite des Hauses hochhangeln müssen. Und jeder, der das schon mal ausprobiert hatte wusste, dass das keinen Spaß für die Arme darstellte. Auch nicht für einigermaßen Sportliche Menschen, wie er selbst das einer war!
 

Schließlich erfolgreich im Haus angelangt war er von Mokuba auch sofort in Empfang genommen und ‚ausgerüstet’ worden: Einen Stöpsel fürs Ohr, um sich die Kommunikation zu erleichtern, eine schwarze Wollmütze und Jacke – eine, die verdächtig so aussah, als würde sie Seto gehören – um im abgedunkelten Teil des Hauses auch wirklich nicht gesehen zu werden, und schlussendlich einen kleinen Handspiegel für jeden. Und seitdem mussten sie sich auch fast krampfhaft das Lachen verkneifen, denn sie beide wirkten vielmehr wie unfähige Einbrecher als zwei Fans auf der Suche nach ihren Idolen.

Wobei die Suche an sich nicht so schwierig gewesen wäre, schließlich wusste Mokuba genau, wo es hinging. Das Problem daran war jetzt nur, nahe genug heran zu kommen ohne gesehen zu werden.

„Vorsicht, Ecke rechts.“, nuschelte der Kleine und Joey nickte um anzuzeigen, dass er es verstanden hatte. Sie besaßen schon von so einigen vorhergehenden Spielen eine Art Geheimsprache. Auch wenn diese nicht wirklich geheim war, sondern vielmehr nur stark verkürzt. Das 'Vorsicht' wies darauf hin, dass sie eventuell an der nächsten Abzweigung auf jemanden treffen könnten. Was natürlich schlecht war, wenn man nicht gesehen werden wollte und Joey würde den Teufel tun und sich erwischen lassen! Nicht wenn er soo kurz davor war, die Mitglieder seiner absoluten Lieblingsband endlich live und in Farbe sehen zu können. No way! No fucking way!
 

Sich an der Ecke langsam zu Boden sinken lassend, blickte er kurz zu Mokuba und machte ein Zeichen, dass diesem bedeuten sollten zu warten. Mit aller nötigen und gebührlichen Vorsicht nahm er den kleinen Spiegel zur Hand und schielte damit vorsichtig um die besagte schwierige Ecke. Auf den ersten Blick wirkte der lange Gang leer und er wollte schon in ein erleichtertes Grinsen ausbrechen, als sich ein paar Beine in seinen Blickwinkel schoben. Und wenn er schon nicht die ausgreifenden Schritte erkennen würde, dann doch aber mindestens den Mantel. Scheiße! Erschrocken zog er den Spiegel zurück und sprang auf, um sich gehetzt nach Moki umzusehen. Fast lautlos formte er das Unheil verkündende Wort: „Seto!“

Sofort riss der jüngere seine Augen auf und sah sich hektisch um, bevor er Joey am Handgelenk ergriff und einige Meter zurückzog. Während dieser versuchte eine Tür möglichst schnell und dennoch leise zu öffnen, breitete sich Panik in Joey aus. Was wenn Seto sie nun fand? Der würde ihn doch garantiert mit einem Fußtritt vor die Tür befördern! Und ein paar abfällige Hundekommentare würde es obendrauf noch geben! Nein, nein, neiii.. – noch so in seine innerlichen Qualen verstrickt hätte er fast aufgeschrieen, als er abermals am Handgelenk gepackt und in einen dunklen Raum gezogen wurde. Sein Atem ging schneller und griff sich ans Herz als die Tür langsam und – dem Himmel sei gedankt! – leise zufiel. „Oh Gott, meine Nerven.“

„Pssscht!“, machte Mokuba und lehnte mit dem Ohr an dem dunklen Holz, um nach draußen zu lauschen. Die Zeit machte Joey sich zu Nutze, um sich in dem Raum umzusehen. Ein Badezimmer, wenn er sich diese Meinung in der Dunkelheit erlauben konnte. Schulterzuckend wandte er sich von dem ganzen Marmor ab und lehnte sich neben Moki an die Tür, nur um festzustellen, dass jene wohl zu dick war. „Warum zum Henker ist denn selbst euer Badezimmer schallgedämpft?“, flüsterte er dem Kleineren zu. Doch jener hob nur die Schultern. „Keine Ahnung, aber glaubst du, die Luft ist inzwischen rein?“

„Naja, der Geldsack wird wohl kaum vor der Badezimmertür stehen und Löcher in die Luft starren.“, schnaubte Joey und hob kurz darauf beruhigend die Hände. „Das sind nur ganz .. äh... ungewöhnliche ... Beschimp... Kosena… Spitznamen!“
 

Obwohl Mokuba nicht so aussah, als würde er ihm glauben, immerhin verdrehte der gerade seine Augen und schüttelte den Kopf missbilligend, sah es nicht so aus, als würde Joey eine weitere Rede über den ‚tollen großen Bruder und dessen noch viel tollere Taten’ erwarten. Etwas, wofür er momentan sehr dankbar war, denn obwohl er durchaus schon mal vor einiger Zeit festgestellt hatte, dass er ein Problem besaß, mochte er es nicht so gern, mit der Nase drauf gestoßen zu werden. Es war einfacher, weiterhin mit Beleidigungen um sich zu werfen und sich grundsätzlich überhaupt ein wenig mehr zurück zu ziehen. Sogar eine Schlägerei mit ‚dem König’ hatte er über sich ergehen lassen, nur um nicht zu Setos üblicher Bank zu flüchten. Das brachte ihm dann neben ein paar blauen Flecken dann zwar auch noch ein paar dumme Sprüche vom Eisblock ein, aber damit ließ es sich besser leben, als unter Umständen beim Anschmachten erwischt zu werden. Also, nicht dass er das tun würde! Nur nicht falsch verstehen! Anschmachten war etwas für Mädchen und das war er ja nun sicher nicht. Es ging da vielmehr ums Prinzip und gerade verwirrte er sich selbst mit seinen eigenen Gedanken. Nicht gut. Am Ende würde er Seto irgendwann noch mal Recht geben müssen, wenn der ihm mal wieder die Aufmerksamkeitsspanne einer Eintagsfliege vorhielt.
 

Von diesen Gedanken wurde er abgelenkt als der kleine Wunderknabe die Tür vorsichtig einen Spalt öffnete und da Joey ja nun noch ein ganzes Stück größer war, stellte er sich hinter den Kleinen, um auch durch den entstandenen Schlitz nach draußen schielen zu können. Und es sah unglaublicherweise so aus, als wäre die Luft rein. Also, auf in den Kampf!

Tatsächlich kamen sie nach zwei weiteren ‚Fast-Begegnungen’ mit verschiedenstem Personal der Kaibabrüder auch endlich zu einem der beiden Balkone, die sich über der Terrasse befanden. Die dazugehörige Tür ließ sich genauso lautlos wie alle anderen in dieser Villa hier auch öffnen. Ob Kaiba jemanden beschäftigte, der Tag und Nacht durch den Kasten hier hetzte und alles ölte, was auch nur so aussah, als würde es bald mal quietschen? Was wäre das dann für eine Berufsbezeichnung? Einöler? Schmierfink? Fast wäre ihm ein Kichern entwischt, doch er konnte es noch rechtzeitig zurückhalten. Was wohl auch an dem halbwegs verzweifelten Blick von Mokuba lag. Sie waren so nah an ihrem Ziel!

Und das Ziel hieß Bad Luck!
 

Sofort schlich sich ein erwartungsvolles Glitzern in seine braunen Augen und es brauchte nicht lange, bis sich die beiden Jungen vorsichtig über den Balkonboden robbten, bis sie am Geländer angekommen waren. Sich noch einen letzten triumphierenden Blick zuwerfend wagten sie es schlussendlich ihre Nasen durch die schmalen Gitterstäbe des Geländers zu schieben und nach unten zu schielen.

Und tatsächlich! Dort saßen sie! Oh Gott, oh Gott, oh Gott!!

Fast hätte Joey angefangen zu hyperventilieren. Dort, vielleicht drei oder vier Meter Luftlinie entfernt sah er die Mitglieder seiner und Mokis absoluter Lieblingsband! Shuichi Shindo, Hiroshi Nakano und Suguru Fijisaki! Da ging einem wirklich das Herz auf!

„Atmen, Joey!“, drang die etwas besorgt klingende Stimme seines Mittäters durch seinen etwas nebligen Freudentaumel und ganz so, als hätte seine Lunge nur auf diesen Befehl gewartet, begann sie wieder zu arbeiten. Aber das war sowieso gerade nur ganz nebensächlich. Mit strahlenden Augen, sich kaum zu blinzeln trauend, beobachtete er die drei Männer dabei, wie sie sich mit Kaiba unterhielten. Zumindest tat er das, bis sein Blick auf zwei weitere Besucher fiel. Den einen konnte er nach einigem Überlegen sogar zuordnen: Toma Seguchi von der Gruppe Nittle Grasper – eine Band, die er eher uninteressant fand, weshalb seine Begeisterung darüber auch kaum zu erwähnen wert war.
 

„Wer issn der Blonde da?“, flüsterte er ohne seinen Blick von seinem großen Vorbild Shuichi zu nehmen. Schließlich könnte er ja eine winzige Bewegung verpassen und das, wo er sich vorgenommen hatte, sich diese Bilder bis ganz tief in die Seele zu brennen. Wer besaß schon das unverschämte Glück, mit kleinen, zum teilen bereiten Mokubas befreundet zu sein und das daher tatsächlich erleben zu dürfen? Zudem der kleine Wuschelkopf sich ohne Probleme einfach zu den anderen dazu setzen könnte. Aber nein, stattdessen harrte dieser in geheimer Mission hier mit ihm in einem mehr schlecht als recht geschütztem Versteck aus. So fern und doch so nah dran am größten Paradies, das sich ein Fan nur wünschen konnte. Das Dauergrinsen, das sich eingeschlichen hatte, wollte gar nicht mehr runter von seinem Gesicht, schien sich vielmehr dort festgesetzt zu haben im festen Willen nie wieder zu gehen.

„Irgend so ’nen Autor. Eher uninteressant.“, kam die ebenfalls geflüsterte Antwort und er nickte dazu nur. Schließlich war er ebenfalls dieser Meinung. Autoren waren nun wirklich kein Grund, sich wie ein Ninja durch Häuser zu schleichen und sich wie eine Flunder auf den Boden eines Balkons zu pressen. „Is aber der Liebhaber von Shuichi, wenn ich das vorher richtig verstanden habe.“, diese Worte fügte der kleine Wirbelwind eher nachlässig, uninteressiert an.

„WAS?!“

Pssscchhht!
 

Mokuba, schneller Denker, der er nun mal war – das musste etwas mit diesen verfluchten Kaibagenen zu tun haben –, zog Joey mit aller Gewalt von Balkongeländer zurück und presste ihm die kleine Hand auf den Mund. Was zur Folge hatte, dass dem Blonden auffiel, dass er sie vermutlich gerade verraten hatte. Scheiße! Das Leben war so ungerecht! Er war soo nahe dran an der Erfüllung einer seiner Träume und musste es sich selbst vermasseln, weil er nicht damit gerechnet hatte, dass Shuichi schwul war? Joey war sich inzwischen sicher, dass er alles Pech dieser Welt für sich gepachtet hatte.

Mit klopfenden Herzen saßen die beiden auf dem Boden, in der Bemühung möglichst leise zu atmen und darauf zu lauschen, ob man unter ihnen etwas gehört hatte. Doch das Gemurmel, das zu ihnen hochdrang, schien sich nicht zu ändern und nach unglaublich langen 60 Sekunden atmeten die beiden erleichtert auf. Es dauerte zwar noch ein paar Minuten, doch schließlich beruhigte sich zumindest Joeys Herzschlag. Fragend sah er zu seiner nie versiegenden Informationsquelle, stumm nach mehr Wissen verlangend. Der Kleine schien kurz hin und her gerissen zwischen der Möglichkeit einfach wieder nach vorne zu rutschen und Joeys Wissensdurst zu ignorieren oder aber ihm die Informationen, die er besaß, in richtig typischer Kaibamanier um die Ohren zu klatschen.

Die Kaibegene gewannen natürlich.

Wie könnte es auch jemals anders sein?
 

„Als die alle angekommen sind, stand ich gerade noch ein wenig geschockt auf der Treppe.“, murmelte Mokuba und auf Joeys noch ein Stück fragender werdenden Blick hin grinste er kurz. „Naja, man bekommt nicht täglich gesagt, dass seine Band zu sich nach Hause kommt!“, das wurde hektisch geflüstert und der Teenager konnte nur zustimmend nicken. Das war mal sehr nachvollziehbar. Es war sogar ein Stück beeindruckend, dass Moki überhaupt noch hatte stehen können. „Und Shuichi hing wie eine Klette an diesem Eiri dran. Wie angeklebt.“

„Wer ist denn jetzt Eiri schon wieder?“, hinterfragte Joey stirnrunzelnd und beschloss das Augenverdrehen seines Gesprächpartners zu ignorieren. Vorausgesetzt er bekäme jetzt noch halbwegs vernünftige Informationen. „Der Autor.“

„Ach, der Blonde?“

Der Schwarzhaarige öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, schloss ihn dann jedoch wieder und seufzte stattdessen nur tief. „Ja Joey, der blonde Autor. Eiri Yuki.“

„Hm, aber nur weil der an Shuichi dran hing, muss das ja noch nichts heißen. Vielleicht ist das nur deine hormongeplagte Vorstellung?“, noch war er nicht davon überzeugt. Wirklich nicht. Heutzutage knutschten Mädchen in der Schule rum und trotzdem waren sie nicht gleich lesbisch. Zumindest, wenn man ihnen Glauben schenken konnte.

„Ich bin zu jung, um schon mit dieser Plage kämpfen zu müssen. Ganz im Gegenteil zu gewissen anderen Personen...“, er grinste Joey frech an und fuhr dann fort. „Sie haben sich auch schon geküsst.“, kurz hielt Moki inne, um sich ein wenig nachdenklich in seine schwarze Mähne zu greifen und mit einer Strähne zu spielen. „Naja, zumindest Shuichi hat geküsst, der andere hat ihn recht schnell weggedrückt. Kannst du dir das vorstellen?!“
 

Und nein, Joey konnte nicht. Die Empörung in der Stimme des anderen war auch die seinige. Wer würde es denn bitte wagen, den Shuichi von sich zu stoßen? Das war ja selbst für Heteros undenkbar! Das war einfach unerhört und unglaublich und dafür konnte es nur Rache geben!

Fast sofort fiel sein Blick auf eine der Blumenvasen, die ganz harmlos und unglaublich dekorativ im Eck des Balkons standen. „Zu groß!“ Sein Mittäter schien seine Gedanken gelesen zu haben und obwohl Joey zustimmend nickte, festigte sich das zufriedene Grinsen von vorher wieder. Auf den kleinen Kaiba war eben in jeder Situation Verlass und würde auch nicht davor zurückschrecken Blumenvasen auf die Köpfe von wichtigen Gästen zu werfen. Wobei man sich hier über das ‚wichtig’ streiten konnte. In seinen Augen war so ein dahergelaufener Autor kaum etwas wert. Höchstens die Anstrengung etwas nach ihm zu werfen. Nur was?

Abermals konnte er für die telepatischen Fähigkeiten eines Kaibas nur dankbar sein, auch wenn er es in anderen Situationen verabscheute, dass es einer gewissen anderen Person so leicht zu fallen schien, seine Gedanken zu lesen. Aber wie dem auch war, Mokuba war wie der Blitz vom Balkon verschwunden und kehrte kurze Zeit später mit einem tropfendem Schwamm zurück. Ein wenig skeptisch hob Joey eine Augenbraue, was eine Geste war, die er sich wohl unbewusst bei Seto abgeschaut hatte. Aber war das ein Wunder? So häufig, wie er sich schon damit konfrontiert gefunden hatte?

Nicht wirklich, oder?

Eben...
 

„Ein Schwamm?“, gut seine Stimme klang nicht wirklich begeistert, aber andererseits war die Vorstellung, für diese Tat von Kaiba getötet zu werden, auch nicht wirklich angenehm, daher sollte sich das Ganze wohl doch ein wenig in Grenzen halten. Es war ja fast schon wieder ärgerlich, wie weit ihm sogar Moki schon in Gedanken voraus war. Hin und wieder. Manchmal.

Der Jüngere nickte und erst jetzt bemerkte Joey das fast schon bösartige Funkeln in den normalerweise so unschuldig wirkenden Augen. Allerdings nur fast, denn das vor ihm war immer noch Mokuba Kaiba. Unschuldsengel deluxe und damit das genaue Gegenteil von dessen großem Bruder. Trotzdem neugierig geworden warf er einen weiteren Blick auf den eher unscheinbaren Schwamm und folgte den Tropfen die da gemächlich aber beständig auf den Boden tropften. Sie waren ... „Rot?“

„Perfekt gereifter Rotwein aus Spanien.“, erklärte der nicht mehr ganz so unschuldige Engel grinsend und reichte Joey den Schwamm mit einer angedeuteten Verbeugung. „Ich habe die Waffe besorgt, du wirst sie benutzen.“

Joey nickte heftig, die blonden Haare die ihm dabei ins Gesicht fielen ignorierend – wann war ihm die Mütze abhanden gekommen? egal – und nahm ‚die Waffe’ mit der gebührenden Vorsicht. „Es ist eindeutig an der Zeit, ein wenig Farbe in das Leben dieses Autoren zu bringen.“, es war schwer ein ernstes Gesicht beizubehalten, doch irgendwie schafften sie es beide. „Wir sind gemeinsam in dieser Sache.“, bestätigte er und zusammen robbten sie auf Knien und Händen wieder zum Balkongeländer. „Du schaust ob die Luft frei ist und ich werfe.“, flüsterte er und schielte dann noch einmal nach unten um nach seinem Opfer Ausschau zu halten.
 

Die Aktion an sich gelang dann auch in nur wenigen Sekunden. Von „Jetzt!“, bis „Treffer!“, dauerte er kaum ein paar Atemzüge und obwohl sie so schnell davon liefen, als ob der Teufel persönlich hinter ihnen her wäre, war es Joey gelungen, einen Blick für die Ewigkeit zu erhaschen. Der Schwamm hatte diesen Eiri perfekt am Kopf getroffen und verteilte seinen Inhalt nicht nur in Sekundenschnelle in dessen Haare und über Gesicht sondern auch noch großzügig an die um ihn herumsitzenden. Nun ja, Kollateralschaden ließ sich eben nur selten vermeiden.

Ohne Rücksicht auf Verluste hetzten sie in das dritte und damit letzte Stockwerk. Herum um Ecken, an betriebsamen Angestellten und gelangweiltem Sicherheitspersonal vorbei bis zu Mokubas Zimmertür. Jene war schnell aufgerissen und hinter ihnen auch wieder zugeworfen, bevor sie sich heftig atmend gegenüberstanden und anstarrten bis sie beide wie auf Kommando in lautes Gelächter ausbrachen.

„Gott, hast du sein Gesicht gesehen?“, keuchte Joey und wieherte fast vor lauter Lachen, als Moki es auch sofort nachmachte. Sich kaum noch auf den Beinen halten könnend ließ er sich auf das ungemachte Bett des Jungen fallen und hielt sich den langsam sogar schmerzenden Bauch. Es war zum Glück nicht das erste Mal, dass er sich hier befand, sonst hätte er sich mehr umsehen und sich darüber freuen müssen, dass Mokuba nicht so ein penibler Ordnungsfanatiker wie Seto war. So aber konnte er sich vollkommen auf seine Gehässigkeit konzentrieren und dem Jüngeren dabei zusehen, wie auch diesem langsam aber sicher die Luft ausging. Ja, sogar kleine Tränen rannen dessen Wangen hinab. Wie lange es wohl her war, dass sie so sehr gelacht hatten?
 

Nach einigen Minuten, in welchen nur lauter Atmen und hin und wieder auch noch mal Gekicher im Raum zu hören war, ließ sich Moki im Schneidersitz auf dem Boden nieder und sah zu Joey hinauf: „Dir ist klar, dass wir hier keineswegs sicher sind?“

Dazu konnte er nur nicken. Natürlich war ihm das klar. Genau wie ihm deutlich bewusst war, dass er selbst derjenige war, der den Großteil des Zornes einer ganz gewissen Person abbekommen würde. Aber mitgefangen, mitgehangen. „Das war es mir definitiv wert. Auch wenn wir dadurch unsere Zeit so nahe an Bad Luck dran zu sein, deutlich verkürzt haben.“

„Ich finde es so cool, dass du dir für solche Aktionen nicht zu schade bist.“, kam das Geständnis von Mokuba, auf welches hin Joey gar nicht anders konnte, als aufzustehen und sich dann weit genug zu dem Jungen herabzubeugen, um ihm durch das dichte, schwarze Haar zu wuscheln. „Hey, du bist mein Freund! Da ist das doch selbstverständlich. Wir funken auf der gleichen Wellenlänge!“, dazu gab er mit der freien Hand noch ein Daumenhochzeichen, bevor er geschockt zusammenzuckte als die Tür mit einem Knall aufflog. Ohoh.
 

Seltsamerweise schien Kaiba keineswegs erstaunt darüber, ihn hier zu sehen. Dessen durchaus durchdringender und deutlich angepisster Blick wanderte von ihm zu Mokuba und wieder zurück, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte und mit offensichtlicher Mühe seinen bisher fest zusammengepressten Kiefer auseinander bekam. „Ob ihr mir wohl erklären könnt, wie gerade ein in Rotwein getränkter Schwamm auf dem Kopf einer meiner Gäste gelandet ist?“ Und hier sollte sich nur niemand täuschen lassen! Obwohl die Worte so ganz ohne Kontext nicht wirklich schlimm klangen, waren die in seiner Stimme mitschwimmenden Eisschollen scharf und trafen ohne weitere Probleme. Mokuba war also mit Sicherheit nicht alleine in seinem Zusammenzucken. Joey und Moki sahen sich an und schienen gleichzeitig zu beschließen, dass es für ihr weiteres Überleben wohl besser wäre zu schweigen.

„Nein?“, hinterfragte Kaiba und diesmal war es beißender Sarkasmus der die beiden abermals zusammenzucken ließ. Und das, obwohl der blöde Sack nur ein einziges Wort gesprochen hatte! Auf einmal sah die ganze Aktion nicht mehr ganz so lustig aus wie noch vor wenigen Momenten. Der Blonde müsste sehr ernsthaft und sehr lange nachdenken, wann er sich das letzte Mal so gefühlt hatte wie gerade eben. Nicht einmal sein Dad schaffte es, seine Standpauken so zu verkaufen. „Schafft ihr es dann vielleicht, eure rötlichen Finger zu erklären?“

Ein gehetzter Blick auf ihre Hände offenbarte tatsächlich das von Kaiba aufgezeigte Problem. Schwupps und schon hatten sie diesen Indizienfall verloren, ohne überhaupt ein Wort gesagt zu haben. Die Welt war und blieb einfach nur verdammt ungerecht! Wie abgesprochen fielen bei beiden Schuldigen die Schultern nach vorne und sie begannen mit einem Fuß auf dem Boden herum zu scharren.
 

„Auch nicht?“, hinterfragte Kaiba mit nun verdächtig sanfter Stimme, schien diesmal jedoch nicht wirklich auf eine Antwort zu warten, da er gleich fortfuhr. „Nicht nur, dass ich mich entschuldigen musste für euer unwürdiges Verhalten, nein ich musste auch noch mit ansehen, wie sich zwei eigentlich erwachsene Männer darum stritten, einen dritten Mund zu Mund zu beatmen. Obwohl jener noch nicht einmal ohnmächtig war. Von dem nun völlig mit Rotwein besprengten Vertrag einmal ganz abgesehen!“

Es ließ Joey wirklich um seine Seele bangen, aber er konnte nicht anders. Obwohl er sich mit aller Macht dagegen stemmte und verzweifelt versuchte, seinen Mund geschlossen zu halten, konnte er gegen das kurze Glucksen, das ihm entkam, nichts tun. Gar nichts! Aber die Vorstellung davon war einfach zu köstlich: Ein über alle Maßen angepisster Seto hatte vermutlich gerade mal ein ‚Entschuldigung’ durch die geschlossenen Zähne gepresst und von dem sich auftuendem Spektakel nicht nur Kopfschmerzen bekommen. Köstlich, einfach nur köstlich!

„Das findest du also lustig, Köter?“
 

Aktuell... nein. Wenn Kaiba in dieser Tonlage sprach, würde er es nicht einmal mehr lustig finden, wenn Tristan in einem Ballerinakostüm durchs Zimmer hüpfen würde. Vermutlich. Und im ersten Augenblick wusste Joey auch nicht zu sagen, ob er sich über Mokubas erleichtertes Aufseufzen ärgern oder es ihm nachvollziehen sollte. Immerhin war jener erstmal aus der Schusslinie, schließlich hatte er sich selbst gerade äußerst erfolgreich als Zielscheibe angeboten. Nicht gut. Gar nicht gut. Und vor allem, wo war seine Stimme hin? Er wollte sich gerade über den dämlichen Hundekommentar aufregen, als sein Blick an Setos Augen hängen blieb. Und vorbei war es. Sein Mund wollte sich nicht einmal mehr einen Millimeter weit öffnen. Wie sagte man beim Roulette doch gleich noch mal? Ach ja: „Nichts geht mehr“ und das war leider gerade eine äußerst traurige aber wahre Tatsache. Denn dieser Blick versprach Mord und Todschlag. Direkt aus der Hand des Unternehmers. Verdammt!

„Mokuba du gehst jetzt sofort ins Bett. Wir unterhalten uns morgen.“, verkündete Kaiba da gerade eben in Joeys Gedanken hinein und unterband jedes Wort, das dessen kleiner Bruder hervorbringen konnte, mit einem weiteren dieser Blicke.

„Wheeler, mitkommen!“, damit wandte sich Seto ab und Joey blieb nach einem kurzen Blicktausch mit Moki nichts anderes übrig, als diesem Befehl folge zu leisten. Naja, immerhin hob der kleine Wicht mit einem sehr, sehr schwächlichem Lächeln die Daumen in der allgemein bekannten ‚Du schaffst das’-Geste. Immerhin glaubte einer an ihn, wenn er selbst es schon nicht mehr tat.
 

Mit leicht gesenktem Blick folgte Joey dem größerem durch die Gänge und erkannte auch recht schnell, wohin die Reise gehen sollte. In dessen Büro. Was nur einen weiteren Hinweis darüber darstellte, wie angepisst der andere mit ihnen... nun, jetzt ja vielmehr nur noch mit ihm war. Noch vor ein paar Wochen hatte Seto gemeint, dass der Tag, an dem er Joey in eines seiner Büros lassen würde, der Tag wäre, an dem einer von ihnen beiden es nicht mehr lebend verlassen würde. Und jene kurze Erinnerung ließ Joey trocken schlucken. Ein winziger, dämlicher Schwamm sollte sein Todesurteil gewesen sein? Er hatte noch nicht einmal jemandem wehgetan! Das musste Seto doch einsehen können? Oder?!

Ein wenig unentschlossen folgte er dem anderen in das Büro und gerade als die Tür hinter ihm ins Schloß fiel, fuhr Kaiba auch schon herum und kam mit finster aufleuchtenden Augen auf ihn zu. Fast ungewollt trat Joey ein paar Schritte zurück, bis er mit den Schultern an der Tür anstieß. Ob sich das Wort verdammt abnutzte wenn man es zu häufig verwendete? Egal, verdammt!

„Du raubst mir wirklich noch mal den letzten Nerv, Wheeler!“, zischte Kaiba da auch schon und er bekam die leise Ahnung, dass jener nur zischte, um nicht ungewollt die ganze Villa zusammen zu brüllen. Und obwohl Joey sich wirklich auf andere Dinge konzentrieren sollte, zum Beispiel darauf, am Leben zu bleiben, so fühlte er doch eine kurze Welle Stolz in sich aufwallen. Warum? Hey, jeder und noch dessen Mutter wusste, dass man Seto Kaiba nicht bestehlen konnte und er raubte ihm sogar Verstand! Man musste eben alles von der positiven Seite sehen.

„Wage es nicht, jetzt wieder im unendlichen Irrgarten deines degenerierten Kleinhirns zu verschwinden!“, inzwischen flüsterte der Größere nur noch und Joey war sich sicher, eine Ader an dessen Schläfe pochen zu sehen, die er bisher bei all seinen Eskapaden noch nicht bemerkt hatte. Er hielt es für ein schlechtes Omen. Ob es an der Zeit war, ein wenig mehr Reaktion zu zeigen als große Augen und einen verschlossenen Mund?
 

„Nun mach mal ’nen Punkt Kaiba!“, maulte er und hob die Arme, um den anderen davor zu, stoppen ihm zu nahe zu kommen. Er hatte Seto noch nie gewalttätig erlebt, aber gerade könnte er es ihm wohl zutrauen. Und jetzt, wo er schon mal angefangen hatte... „Es war doch nur ein Schwamm!“, mit den Händen formte er die Größe der gemeinen Waffe nach, auch wenn er es zugegebenermaßen ein wenig verkleinerte. „So was tut doch nun wirklich niemandem weh. Ein kleiner Scherz unter... Freunden?“, ja das war gut. Vielleicht konnte er auf dieser Schiene das bisher noch niemals aufgetretene Mitgefühl des anderen wecken? Schließlich ermordete man keine Freunde. So ähnlich stand es doch sogar schon in der Bibel. Sich selbst zunickend konnte Joey keine Milderung in der Mimik des anderen feststellen. Nein, stattdessen schien die Gewitterwolke über dem Kopf sich sogar noch ein wenig zu verfinstern. Oh shit!

„Ich – musste – mich – entschuldigen!“, grollte Kaiba, jedes Wort besonders betonend und stieß die abwehrend ausgestreckten Arme vor sich mit einer ungeduldigen Handbewegung beiseite. Fast augenblicklich fühlte Joey sich am Kragen gepackt und nun tatsächlich unausweichlich einem sehr wütenden, aber durchaus strahlendem Augenpaar ausgesetzt. „Wenn dir etwas an deinem völlig unnützem und raumverschwendendem Leben liegt, solltest du Flohschleuder dir schnell einen Grund für diese lächerliche Aktion einfallen lassen. Einen sehr glaubhaften Grund, Wheeler. Und das ganze, bevor ich meine guten Manieren vergesse und deinen luftbefüllten Kopf so lange von Roland in das Pissoir tauchen lasse, bis sich meine vorübergehende Gedächtnislücke schließt und mir wieder einfällt, dass es verboten ist, andere Individuen umzubringen!“
 

Jetzt war es offiziell: Sein Leben würde hier und heute ein Ende finden. Ade schöne Welt, es war die meiste Zeit schön mit dir.

So hatte er Kaiba noch nie erlebt und wünschte es sich auch nicht mehr, doch wenn er auch nur einen Hauch einer Überlebenschance haben wollte, dann müsste jetzt etwas sehr, sehr Sinnvolles aus seinem Mund kommen. Er öffnete ihn und… sinnvoller Gedanke. Bitte!

„Er hat Shuichi weggedrückt!“ – Vielleicht wäre es doch besser, wenn Kaiba ihn in seinem Klo ertränken lassen würde. Das meinte Pissoir doch, oder? Wenn er das hier überleben würde, sollte er Mokuba wohl danach fragen. Wobei es ihn ja fast schon wieder nervte, dass der Schnösel noch nicht einmal das selbst erledigen wollte. Doch immerhin, Kaiba blinzelte. War das nun gut oder schlecht?

„Bitte?“, es klang neutral und wütend. Immer noch. War das überhaupt eine Kombination, die funktionierte? Nun, selbst wenn nicht, so schaffte Kaiba es doch, sie funktionieren zu lassen. Nicht, dass Joey das in irgendeiner Form überraschte, schließlich kamen hier die überragenden Kaibagene wieder zum Tragen. Aber er war etwas gefragt worden, nicht? Was auch den Grund dafür darstellte, dass sich ein störrischer Glanz in seinen brauen Augen niederließ. „Er hat Shuichi Shindo weggedrückt, als der ihn geküsst hat! Mokuba hat es genau gesehen!“

„Und deshalb habt ihr ihm einen Schwamm gegen den Kopf geworfen?“, nun das klang fast ein wenig fassungslos, wenn man Seto mit diesem Wort in Zusammenhang bringen durfte. Und so von Nahem hatte Joey auch einen recht guten Ausblick darauf, wie sich dessen Pupillen ganz kurz für ein paar Millisekunden vor Überraschung weiteten. Aber das könnte auch Wunschdenken gewesen sein, denn nur einen Augenaufschlag später war das Phänomen wieder verschwunden. Trotzdem nickte er ein wenig zaghaft. „Ja?“

„Ihr werft einem meiner Besucher, einem bekannten Autoren, einen mit Rotwein getränkten Schwamm gegen den Kopf, weil er sich nicht von einer wandelnden Katastrophe mit pinken Haaren küssen lassen wollte.“ Es war definitiv keine Frage. Nein, es war vielmehr eine trocken hervorgebrachte Feststellung, die ein wenig mehr Kampfgeist in Joey regte. Niemand nannte Shuichi eine wandelnde Katastrophe! Auch kein Seto fucking Kaiba!
 

„Natürlich!“, diesmal war es an ihm zu fauchen, etwas das von Seiten Setos nur mit dem hochziehen einer fein geschwungenen Augenbraue beantwortet wurde. „Man stößt einfach keine Leute wie Shuichi von sich, wenn die einen küssen wollen! Das ist Frevel und Hochverrat in einem! Weißt du, was Fans dafür alles tun würden?!“

Unglaublicherweise schien Seto tatsächlich kurz über seine Worte nachzudenken bevor sich der Griff an seinem Kragen ganz leicht lockerte und ein abfälliges Schnauben zu hören war. „Leute wie Shuichi also, ja?“, hinterfragte der Größere und langsam aber sicher verschwand der größte Zorn aus dessen blauen Augen. Joey stieß ein erleichtertes Stoßgebet zu jeder höheren Macht aus und entspannte seine bisher abwehrend gehobenen Schultern leicht. „Genau so ist es. Wir mussten diese Schmach für ihn wieder gerade rücken. Das ist die Pflicht eines guten Fans.“, stimmte er zu und wunderte sich ein wenig über das kurze verziehen der ihm doch recht nahen Lippen. War Seto jetzt am Ende sogar amüsiert? Doch woher sollte dieser plötzliche Sinneswandel kommen?

„Hm, ist das so?“, zwar war die Tonlage immer noch grollend, doch viel weniger zischend und die vielen, vielen Eisschollen waren auch schon am Schmelzen. Wenn sich jemand auf die winzigen Facetten in der Stimme des CEO’s verstand, dann war das Joey. „Mit ‚solchen’ Leuten meinst du Personen, die im Rampenlicht stehen, von vielen bewundert werden und doch niemals erreichbar sind, nehme ich an?“

Diesmal konnte er nur zustimmend nicken. Genau so war es schließlich doch auch. Jeder Fan wäre bereit, über Leichen zu gehen, um so ein Erlebnis zu durchleben und es noch seinen Großenkeln erzählen zu können. So etwas schob man nicht einfach beiseite wie eine lästige Fliege! Dieser Eiri besaß einfach keine Ahnung, was für ein Geschenk ihm damit gemacht worden war. Das einzig Seltsame daran war nur, dass sogar Seto zu begreifen schien, was Joey da versuchte ihm zu vermitteln.
 

„Also ist es völlig in Ordnung wenn diese sich wahllos ihren Launen hingeben und dürfen demnach auch so handeln, wie sie es sich wünschen ohne auf Gegenwehr zu stoßen? Das ist die ganze Interpretation dahinter, richtig?“, und obwohl Seto diese Sätze in einem fragendem Tonfall aussprach, war Joey sich irgendwie sicher, dass diese Dinge inzwischen mehr als feste Aussagen zu sehen waren. Auch wenn sie sich so ein wenig seltsam anhörten, war es ja trotzdem noch wahr. Ungefähr so hatte er es ja gerade gesagt und es ließ sich ja schlecht wieder zurückrudern, nur weil der andere den Wortlaut umformulierte, den Inhalt aber irgendwie gleich ließ. Den Kopf ein wenig schief legend musterte er Seto auf Anzeichen einer Falle hin. Aber da dort immer noch ein wenig Zorn in den hellblauen Augen vor sich hin schwelte – nur darauf wartend, dass man ihn wieder zu einem Eissturm entfachte – tat er das nicht besonders lange und stimmte ein weiteres Mal zu.

"Und du bist selbstverständlich einer dieser Fans.", diesmal bemühte der andere sich nicht einmal mehr um einen fragenden Tonfall und Joey verdrehte die Augen ein wenig genervt.

"Musst du eigentlich unbedingt alles wiederholen und das offensichtliche nochmal laut feststellen?", zwar war er sich bewusst, dass er noch nicht wirklich aus der Gefahrenzone heraus war – wie auch, wenn Kaiba ihn immernoch am Kragen seiner eigenen schwarzen Jacke festhielt – aber irgendwann war auch mal genug. Aber was genau hatte jetzt dieses kurze Aufblitzen in den blauen Augen bedeutet? Schon wieder eine Reaktion des anderen , die er nicht deuten konnte? Also langsam aber sicher wurde ihm das unheimlich. Bis vor kurzem war er noch recht stolz darauf gewesen, die einzelnen Gesten des anderen in eine allgemein gültige Sprache übersetzen zu können. Doch diese Fähigkeit schien heute irgendwie auf der Strecke geblieben zu sein. Auch wenn er den kurzen Triumph, der jetzt gerade in der Mimik des anderen zu sehen war, nun doch wieder zuweisen konnte. Was zur Hölle?
 

"Nein, nicht unbedingt.", antwortete Kaiba und noch, bevor Joey sich wirklich fragen konnte, warum er jetzt so eine Antwort bekam oder viel interessanter: Warum Seto gerade Triumph verspürt hatte, flogen sowieso alle Gedanken weit aus allen Gehirnzellen. Die Augen weit aufreißend konnte er nicht anders, als den plötzlich noch viel näheren jungen Mann anzustarren und sich zu fragen, ob er da tatsächlich gerade geküsst wurde? Geküsst! Von Seto fucking Kaiba!

Aber im Grunde.. also im Grunde war es auch egal. Ganz besonders als Seto die Hand von seinem Jackenkragen löste, um sie ihm in den Nacken zu legen und ihn näher an sich heran zu ziehen. Und oh Gott... der Mensch konnte küssen! Fast ungewollt schlossen sich Joeys braune Augen und er begann, den Kuss zu erwidern. Wenn er schon hallu.. hallozi... sich etwas einbildete, dann wollte er auch etwas davon haben. Und etwas bekommen, das tat er. Man mochte gar nicht glauben, wie viel Wärme jemand mit einer so eisigen Ausstrahlung abgeben konnte. Oder wie gut es sich anfühlte, wenn jener ihm durch die Haare strich. Oder dass er das zufriedene Brummen nicht unterdrücken konnte, als der Kuss vertieft wurde.
 

Doch wie alle schönen Momente im Leben, so musste wohl auch dieser vorüber gehen und so beendete Seto den Kuss schließlich. Was Joey dazu veranlasste, seine Augen wieder zu öffnen und sich dem seltsam prüfendem Blick des anderen ausgesetzt zu fühlen. Wenn der es jetzt auch nur wagen sollte, etwas Blödes dazu zu sagen! Aber was wäre dann? Unsicher geworden begann er sich auf der Unterlippe herum zu kauen. Warum genau hatte Seto ihn jetzt geküsst? Besaß jener ein ähnliches 'Problem' wie er selbst? War es nur ein Witz? Eine neue Art, um ihn zu Boden zu werfen?

"Ich gedenke diese Art von ... Fanservice von dir zu monopolisieren und es könnte sehr unerfreuliche Auswirkungen für alle anderweitig Beteiligten haben, wenn dem nicht der Fall wäre. Hast du das verstanden, Wheeler?"

Äh... was? Nein! Oder? Was genau versuchte Kaiba ihm da eigentlich gerade zu vermitteln? Fanservice? Der Kerl konnte nicht erwarten, dass er sich nach so einem Kuss und so vielen Fragen einfach so auf eine so behinderte Fragen konzentrieren konnte!

"Ich habe dich etwas gefragt!"

Offensichtlich konnte Kaiba es doch. "Äh.. ja klar.. sicher doch.", am besten immer zustimmen bei dieser Tonlage. Man lernte mit der Zeit ja doch so einiges, wenn man ständig mit dem Älteren zusammenstieß. Jener nickte auch, offensichtlich zufrieden mit der Antwort und hob die Hand, um ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Von dieser schon wieder so unerwarteten Geste abermals aus der Bahn geworfen, bekam Joey auch kaum mit, wie der andere sich von ihm löste. Etwas das sich bei den nächsten Worten jedoch schlagartig wieder änderte. Empört starrte er Kaiba an und verbannte damit erst mal alle anderen Gedanken und Fragen die ihn später noch geraume Weile beschäftigen sollten:

"Ich soll mich persönlich entschuldigen?! Na hör mal, das hat der Typ verdient und außerdem hast du das doch schon erledigt!"
 

Es bleibt wohl müßig zu erwähnen, dass Joey sich tatsächlich noch entschuldigte und dass auch Mokuba zu der Runde noch einmal hinzugeholt wurde. Mit der durchaus unerwarteten aber sehr willkommenen Hilfe von Seiten Setos wurde das Ganze als ein bedauerlicher Unfall dargestellt, bei dem Mokuba eine Flasche Wein, die er Joey präsentieren wollte, umgeschüttet hatte. Joey, hilfsbereit wie er natürlich war, hätte das Debakel mit dem Schwamm aufgewischt. Nur auf die Frage hin, wie denn der Schwamm dann über den Balkon gefallen war, war es einzig Mokuba und seinem unsichtbaren Heiligenschein zu verdanken, dass niemand mehr nachfragte. Seine schlichte Antwort darauf lautete: "It's called Gravitation."



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  lilac
2015-12-07T21:24:24+00:00 07.12.2015 22:24
Also das war mein lieboings kapitel. Die idee zum schwamm ist hirnrissig ....und das joey da auch mit macht ....und dann so witzig formuliert. ?....selten so " gewihert" ...

KLASSE.

Lg lilac
Von:  Onlyknow3
2015-05-02T15:49:55+00:00 02.05.2015 17:49
Was für eine Wendung der Dinge, und was für eine tolle Idee von Seto sich das so zurecht zu biegen das Joey jetzt seiner ist und keiner mehr ein Recht auf den Blonden hat. Ach ja da könnte noch mehr rein passen aber die Geschichte ist auch so sehr schön, hat mir sehr gut gefallen.

LG
Onlyknow3
Von: abgemeldet
2010-01-13T19:08:56+00:00 13.01.2010 20:08
WOW! Ein fulminantes Ende! Bravo…
Ein in Rotwein getränkter Schwamm? Oh ha, das ist echt tötlich für jeden Anzug… *lach* Wie geil ist das denn?
Ich find’s klasse… der Auftritt von Gravitation finde ich echt cool. Schön gemacht, dass Mokuba und Joey Fans von beiden sind… echt genial.
Und Kaiba… *rofl*… wie er in Mokubas Zimmer gestürmt ist… Genial… ganz schön angepisst, dass er sich entschuldigen musste… *lach*
Und wie ist das mit Kaibas Privatrecht auf Joey? *lol* Fantastisch gemacht…
Ein würdiger Abschluss, obwohl ich nicht traurig gewesen wäre, wenn es noch weiter gehen würde, ganz im Gegenteil… du hast einen angenehmen Schreibstil und tolle Ideen… ich freue mich drauf, eventuell mehr von dir zu lesen. *v*
Haaaach, die Länge meines Kommis sagt nicht mal im GERINGSTEN, wie gut ich diese FF finde... das ärgert mich. ><
*wink* Pan

Von:  Yoshy03
2009-12-21T06:55:03+00:00 21.12.2009 07:55
Hammer^^ einfach einsame spizte^^

ich musste kaibas satz zweimal lesen^^ also komplizierter ich liebe dich zu sagen gibt es nicht bzw. wenn dich jemand anfasst, is er brei^^

freu mich auf das nächst^^
lg


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