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Assoziatives Schreiben

à ma manière
von

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Wettbewerb

Nach Vorschrift:
 

"Unverantwortlich war das von Ihnen“, schimpfte er mit mir.

Es war mir egal. Naja, fast. Es nervte immer noch, aber es berührte mich nicht mehr. Zu oft hatte ich mir diesen oder ähnliche Vorwürfe anhören müssen, unbegründet in meinen Augen. Die Leistungen, die ich erbracht hatte waren immer mehr als zufriedenstellend gewesen. Da könnte es ihm eigentlich herzlich egal sein, wie ich sie erreicht hatte.

Zugegebenermaßen hatte eine gewisse Gefährdung der anwesenden Passanten bestanden, aber ich hatte die Situation im Griff gehabt! Und in unserem Business gab es sowieso keine Sicherheit, schließlich operierten wir im Normalfall nicht irgendwo in der Wüste, sondern in belebten Gegenden.

„Wenn Sie das nächste Mal so eine Aktion veranlassen, dann können Sie Ihre Dienstwaffe und den Ausweis gleich hier lassen!“

Auch das hatte ich schon öfters gehört, erst vor fünf, nein es war bereits sechs Wochen her, das letzte Mal.

„Ist das angekommen?“

„Natürlich Chef.“

War es zwar nicht, aber ich wollte den Blutdruck des in die Jahre gekommenen Mannes nicht noch weiter in die Höhe treiben. Am Ende würde man mich noch für seinen Herzinfarkt, der sicherlich nicht mehr lange auf sich warten lassen würde, verantwortlich machen. Wäre zwar auch nicht so ganz abwegig, doch diesen Ärger wollte ich mir ersparen.

„Sie können gehen“, keifte er mich an.

Die Zeit, die der alte Mann in seinem Büro und nicht im Außendienst verbracht hatte, schien ihm jeglichen Humor und auch das letzte Fünkchen Verständnis für die Umstände der Arbeit mit Feindkontakt ausgebtrieben zu haben. Ich selbst war zu jung um ihn erlebt zu haben, als er selbst noch auf Einsätzen mit gewesen war, doch kennengelernt hatte ich ihn kurz nach seiner Versetzung, mit wesentlich mehr Elan.
 

Einige Stunden später, mittlerweile zuhause angekommen, freute ich mich eigentlich auf einen ruhigen Abend. Wer sich mit einem so aufregenden Job herumschlagen musste, der war ganz froh, wenn er mal Ruhe hatte.

Dafür, dass es unsere Ziele, Drachen, gar nicht gab, und wir als Organisation schon mal gar nicht existierten, war die Erschöpfung nach getaner Arbeit verdammt real.

Die Biester gab es genauso wirklich, wie die Muskelkater, Brandwunden und andere Späßchen, die man sich im Umgang mit ihnen so zuzog.

Heute war mal wieder ein kleineres Exemplar in den Außenbezirken auftaucht. Die Sümpfe rund um Miami waren ein idealer Ort für diese Kreaturen, mit genügend Platz und Jagdmöglichkeiten. Doch mit der steigenden touristischen Aktivität und der ständigen Vergrößerung der Städte fühlten sich manche dieser Echsen dazu verleitet die bewohnten Gebiete unsicher zu machen.

Ganz schlimm war es dann, wenn sie auf den Geschmack gekommen waren in dem sie sich einen Touristen oder Naturschützer, selten einen Einheimischen, die vorsichtiger waren, wegen der Alligatoren, gegönnt hatten, dann begnügten sie sich nicht mehr mit dem, was sie in ihrer natürlichen Umgebung fanden.

Es waren keine besonders auffälligen Tiere. Befanden sie sich im Wasser waren sie kaum von Krokodilen zu unterscheiden, an Land konnte man sie eventuell auch noch verwechseln, wenn man keine Ahnung von Reptilien hatte. Doch sie waren wesentlich cleverer, wahrscheinlich hatten sie diesen Umstand der hohen Lebenserwartung zu verdanken.

Und dann spiehen die verdammten Biester auch noch ein heißes, säurehaltiges Sekret, wenn sie sich bedroht fühlten.
 

Alles in allem keine sehr possierlichen Tierchen. In meinen Augen waren sie nicht schützenswert. Doch so paradox es auch klingen mochte, wir schützen sie.

Lediglich die Exemplare, die für Menschen eine Gefahr darstellten, beseitigten wir, ihre Existenz jedoch mussten wir geheim halten. Irgendwelche geheimen Forschungen und das Allheilmittel für sämtliche Krankheiten, das war die Begründung, die wir von oben erhielten. Irgendein verrückter Doktor hatte wohl vor 200 Jahren recht glaubhaft aufgezeichnet, dass er mit Drachenteilen Krebskranke im Endstadium geheilt hätte.
 

Ich war kein Tierschützer. Ich hatte gewisse idealistisch Bestrebungen, Menschen vor diesen Tieren zu schützen, manche sagten mir auch bloß eine Abhängigkeit vom Jagdfieber nach, aber ich hätte die Existenz dieser Viecher nicht für mich behalten, wenn es nicht eine Verschwiegenheitserklärung gegeben hätte.
 

Es waren nur wenige Stunden vergangen, als ich aus dem Schlaf gerissen wurde. Das alleine war schon ärgerlich, aber die Tatsache wurde noch um ein Vielfaches verschlimmert, als ich feststellen musste, dass nicht der laufende Fernseher, vor dem ich eingeschlafen war, sondern mein Handy dafür verantwortlich war. Und das hieß Arbeit. Schon wieder.

Einen Moment lang überlegte ich, ob es wohl neben der Gefahrenzulage, der Zulage für schwere körperliche Arbeit und der Zulage für Geruchsbelästigung (die Dinger konnten ganz schön übel riechen), auch eine Zulage für Arbeiten zu unchristlichen Zeiten verlangen könnte. Auf jeden Fall würde ich die nächsten zwei Schichten an jemand anderen delegieren, nachdem ich mit diesem Fall fertig geworden war.

Ich nahm den Anruf an. Und dann musste ich grinsen.
 

Am Einsatzort angekommen stellte ich sofort fest, dass es sich um ein recht großes Exemplar handeln musste. Nicht nur, dass die großen Mülltonnen auf dem Grundstück umgeworfen waren, auch zeichneten sich deutlich Spuren auf dem Rasen ab. An der Hauswand klebte stinkendes, rauchendes Drachensekret ein Fenster war zerstört. Das Vieh selbst war nicht zu sehen, in Anbetracht des kaputten Fensters eher beunruhigend.

Ein Nachbar hatte vor kurzem einen riesigen Alligator gemeldet. Aber dafür war etwas anderes verantwortlich.

Sollte sich der Drache immer noch im Haus aufhalten, tat er sich wahrscheinlich gerade an den Bewohnern gütlich und würde nur schwer wieder herauszubekommen sein. Noch dazu würde es bald dämmern und dann wäre es wieder einmal schwer den Kadaver für den eines Alligators auszugeben.

„Nicht zu viel Aufsehen erregen.“ Wieder eine dieser Regeln, die ich so oft vorgebetet bekam.

Aber was war wohl wichtiger, Menschenleben zu retten oder unerkannt bleiben?

Vorsichtig betrat ich das Haus durch das kaputte Fenster. Meine Taschenlampe schaltete ich auf eine niedrige Stufe, ich wollte den Drachen nicht vorzeitig warnen.

Ein Schrei durchbrach die Stille, als ich der Spur der Verwüstung in den ersten Stock folgte.

Offensichtlich hatten die Bewohner das Eindringen der Echse erst jetzt bemerkt.

„Stephen, tu doch was!“, schrie eine Frauenstimme hysterisch.

Ich rannte die Treppe hoch, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Meine Waffe bereits gezogen und den Schutzschild aus Plexiglas vor mich haltend.

An der Tür zum Schlafzimmer fand ich dann den Angreifer und seine Opfer. Es handelte sich umein ziemlich großes Exemplar, sicherlich über sieben Meter lang. Langsam hob es seinen Kopf und starrte nun anstatt der Hausbewohner mich an. Seine Augen reflektierten das Licht meiner Taschenlampe und glänzten strahlend hell.

Langsam, als ob es ihn gar nicht interessieren würde, dass ich in Begriff war, ihm eine Kugel in den Kopf zu jagen, krabbelte er auf mich zu.

Bei allen Eigenschaften, die man Drachen anrechnen konnte, einen eleganten Gang hatten sie nicht. Dennoch konnten sie enorm schnell werden.

Ich betätigte den Abzug und schoss drei Kugeln auf den Kopf des Monstrums. Doch sie schienen nicht viel auszurichten. Sie bohrten sich lediglich in die dicke Haut und blieben in ihr stecken. Jetzt musste ich schlucken. Mit der Treppe im Rücken und ohne Munition, die tatsächlich Schaden anrichtete, stand es nicht gerade gut für mich.

Wenigstens konnte mit einem Blick aus dem Augenwinkel feststellen, dass das Ehepaar, das das Haus bewohnte, gerade dabei war, sich langsam an der Dachrinne hinunterzuhangeln. Sie waren beide schon etwas älter, ich konnte nur für sie hoffen, dass sie nicht abrutschten und in die dicken, alten Rosenstöcke fielen, die sich rings um das Haus befanden.

Ich gab noch einen Schuss auf das Tier ab, in der Hoffnung, die empfindlichen Augen zu treffen, doch ich verfehlte mein Ziel.
 

Die Entscheidung, die ich dann traf war eine, die mich Kopf und Kragen kosten könnte, wenn es in die Hose ging. Doch daran dachte ich prinzipiell nie. Wenn man darüber nachdachte, was alles schief gehen konnte, dann konnte man gleich zuhause bleiben.

Ich war den Schild und die Pistole in Richtung des Drachenkopfs, drehte mich um und lief die Treppe hinunter. Noch bevor der Drache so wirklich wusste, was gerade eben passiert war, war ich im Erdgeschoss und hatte die Küche gefunden. Genau das Zimmer, das ich gesucht hatte. Ich verbarrikadierte die Tür notdürftig mit einem Stuhl, in dem Wissen, dass spätestens die Säure einen Weg durch das Holz entstehen lassen würde. Doch ich würde nicht viel Zeit brauchen.

Schnell hatte ich den Herd gefunden. Ohne großartig zu überlegen riss ich sämtliche Kabel und Schläuche des Geräts ab. Irgendeines davon musste die Gasleitung sein. Dann verließ ich das Haus durch das Küchenfenster.
 

Draußen angekommen, konnte ich hören, wie das Ungetüm sich langsam einen Weg durch die notdürftige Barrikade bahnte. Glücklicherweise sah ich auch das Ehepaar, das sich bereits auf die Straße zu meinem Wagen in Sicherheit gebracht hatte. Ich selbst sah auch zu, dass ich möglichst schnell etwas Abstand zwischen das Haus und mich brachte.

Es würde nicht lange dauern, bis ein Funken das ganze Gebäude in die Luft fliegen lassen würde.

Als ich an meinem Wagen angekommen war, wurde ich sogleich von dem älteren Mann angesprochen.

„Wie gedenken Sie jetzt das Vieh aus meinem Haus hinaus zu bekommen?“

„Oh, ich denke nicht, dass das möglich sein wird Chef. Die Sonne geht schon auf, und Sie wissen ja, die Passanten.“

Es war wie Balsam für meine Seele.

„Aber…!“

„Ich hoffe Sie haben Ihr Haus gut versichert“, war meine einzige Antwort. Dann erfolgte die Detonation.
 

Drachenkrallen erzeugten oft genug Funken, wenn sie dabei waren, ein Haus zu verwüsten. Zugegebenermaßen, es hatte keine Sicherheit gegeben, dass es wirklich dazu kam. Aber offensichtlich hatte es dieses Mal funktioniert.

Die Ehefrau meines Vorgesetzten japste erschrocken um Luft. Zu mehr war sie in Anbetracht des Anblicks nicht in der Lage.

„Aber…!“ War das Einzige, was ich noch hörte.
 

Die Aktion war zwar nicht strikt nach Handbuch, aber nach den Richtlinien. Kein Personenschaden, keine Zeugen, die ganze Geschichte war als Gasexplosion getarnt.
 

Dafür konnte er mich noch nicht einmal feuern.
 

© Sydney



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ekolabine
2010-05-20T20:59:18+00:00 20.05.2010 22:59
Wie geil! ^^ Das Ende war wirklich super.
Dein Charakter wirkt auf mich wie ein tpyischer Amerikaner. Erst dachte ich, dass das wieder so eine Polizei Story wird, aber die Drachensache hat dem ganzen eine gewisse Würze verliehen. Gott sei Dank hast du die Jungfrauen, Flügel, überdimensionale Größe und den Hand zu Schätze sammeln weggelassen. So wie du es darstellst, könnte es wirklich Drachen geben und sie würden nicht mal groß auffallen. Gefällt mir wirklich sehr =)
Liebe Grüße
Von:  Keinseier
2010-05-16T18:43:20+00:00 16.05.2010 20:43
Hey :)

Der OS ist echt toll geworden. Ich liebe deinen Schreibstil! Und die Idee ist auch echt gut.. hab erst nur gedacht: Hä, Drachen? Was kommt denn jetzt? So .. wie hieß das noch? Die Serie, wo immer die Monster aus anderen Dimensionen ankommen und die einfach total schlecht produziert ist? xD Verdammt, ich komm nicht drauf... jedenfalls befürchtete ich etwas in die Richtung.
ABER nein, du hast das ganze ziemlich gut ausgeklüftelt, so dass die Drachen gar nicht mal sooo realitätsfern waren. Natürlich immer noch fiktion (hoffe ich zumidnest XD), aber keine all zu abwegige oder abgespaceste. Auch sehr schön bissl was über deren Hintergründe, Lebensweisen und so von ihnen zu erfahren.
Alles irgendwie logisch und gut "gerechtfertigt". Man merkt, dass du dir Gedanken gemacht hast ^^

Der Hauptcharakter hatte was von einem typischen Hollywood Weltenretter. Scheiß auf die Regeln und einfach das Monster killen *g*
Aber ich steh auf solche Filme und auch auf solche Charaktere ^^

Das einzige was mich verwirrt hat und mir auch jetzt noch nicht so ganz klar ist: Der Drache war doch in einem X-beliebigen Haus bei einem alten Ehepaar? Und am Ende heißt es dann Chef? War das etwa das haus des Chefes, oder wie? Oder doch nicht und der ist da nur aufgetaucht? Das geht irgendwie nicht ganz aus dem Text hervor, oder ich bin zu doof da durchzusteigen.. auch möglich XDD.

Ansonsten aber sehr schöner OS :)
Wenn ich mehr Zeit hätte, würd ich mir die anderen auch noch durchlesen.. vielleicht hol ich das mal nach.. packs erstmal in die favos :)

lg keinseier


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