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When Love Tends To Become A Problem (LILEY)

Remember, It Still Remains A Gift
von

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Wenn wir Heiraten

WHEN LOVE TENDS TO BECOME A PROBLEM -

REMEMBER, IT STILL REMAINS A GIFT
 


 

LILEY
 


 

Kapitel 8
 


 

Peace.
 

Ein Gähnen, ein Seufzen.

Mein schlaffer Körper fällt mit einem dumpfen Aufschlag auf das Sofa in meinem Wohnzimmer. Ich sinke tief in die Kissen zurück und atme auf. Stück für Stück rutschen meine schweren Augenlider immer weiter zu und ich beginne schon wieder weg zu dösen. Ich bin unglaublich müde und ausgelaugt. Da ist es ja schon irgendwie egal, wenn ich mal nicht zur Schule komme. Ich war sowieso viel zu oft anwesend in der letzten Zeit.

Immerhin... habe ich einen Ruf zu verlieren...
 

Jetzt wo meine Augen wieder angenehm geschlossen sind, kann ich euch ja auch erzählen, wieso ich so müde bin. Wo ich doch sonst Morgens fit bin wie ein Turnschuh auf Speed... Na ja, um es kurz zu machen, ich hatte eine sehr anstrengende Nacht und ihre Überbleibsel liegen noch oben in meinem Bett und schnarchen ruhig vor sich hin. Sie sind nackt und sie sind rothaarig und brünett. An die Augenfarben kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich war zu betrunken.
 

Ich überlege mir lieber noch einmal, ob ich heute wirklich blau mache. Immerhin habe ich Pflichten.

Also, was bleibt mir anderes übrig, hm? Ächzend erhebe ich mich erneut. Ich will diesen Mädchen ohne Gesicht oben nicht in die Augen sehen müssen. Diese Augen, die nicht derjenigen gehören, für die ich atme. Für die ich jetzt gerade eben aufgestanden bin.

Schon seid über einem Monat leide ich.
 

Ihre Blauen lassen mich nicht gehen.
 

Mileys. Es sind Mileys Augen, in die ich blicken will.

Sie spukt mir immer in meinem armen Kopf herum. Jede Minute meines elenden Daseins. Sogar beim Sex mit anderen Frauen. Und dann ganz besonders. Ich habe mich wie betäubt gefühlt, als diese Unbekannten mich berührt haben. Es war nicht einmal etwas sehr besonders Tolles. Vielleicht – wahrscheinlich – hätte ich mich gar nicht erst darauf einlassen sollen. Teufel Alkohol hat Schuld. Ich wollte mich nur ein einziges Mal vergessen, wo ich doch diesen Monat so artig war wegen ihr. Und zwar nur wegen diesem Balg.
 

Mich konnte nicht einmal ein Dreier aufmuntern...
 

Ich war schon wieder so besoffen, aber es war notwendig. Was soll ich denn machen? Mich trifft keinerlei Belastung, ich kann da nichts für. Mein Körper führt außerdem sein Eigenleben, wenn ich zu bin. Ich kann mich an die halbe Nacht nicht einmal mehr erinnern...
 

Ich stapfe lautlos zur Haustür, reiße sie auf und überlege es mir dann doch anders. Ich sollte diese Frauen nicht alleine in meinem Haus lassen. Ich kenne sie ja nicht einmal. Meine Mutter weiß vermutlich auch nicht, dass sie hier sind. Seid meinem 14. Lebensjahr schläft sie mit Ohrenstöpseln, damit ich sie nicht aufwecke, wenn ich wieder ein Mädchen abgeschleppt habe.

Das hat viele Vorteile. Leider auch ein paar Nachteile.
 

Sollte ich also irgendwann einmal Nachts lauthals sterben, oder sollte jemand einbrechen, wird sie nichts hören können. Denn wenn sie schon nicht von meinem Sex aufwacht, dann schon erst recht nicht, wenn ich um mein Leben kämpfe. Vermutlich würde sie extra ihre Ohren zu machen. Ein Kind weniger, das Ärger macht. Traurig aber wahr.
 

Also drehe ich mich um, lasse die Tür hinter mir ins Schloss fallen und mache mich auf den Weg zur Treppe. Ich hoffe, die zwei machen mir keine allzu große Szene, das kann ich nämlich auf den Tod nicht ausstehen.

Hoffen wir für das Beste.

Ich klopfe zaghaft an meine Zimmertür, dann höre ich einen Laut...
 


 

Eine Viertelstunde später... Meine Wange leuchtet rot und meine Miene ist alles andere als zufrieden. Ich bin mir sogar sehr sicher, dass ich relativ mörderisch aussehe. Ich bin wütend und ich bin auf höchstem Maße aufgebracht. Meine Stimmung ist sogar noch mehr im Keller als sonst. Auch wenn mir der Gedanke kommt, dass ich gleich Miley sehen kann... Ob das so gut ist? Ich will nicht unfreundlich ihr Gegenüber sein.

Aber ich bin richtig mies drauf.
 

Ich halte mir die rechte Seite meines armen Gesichts und öffne die Haustür der Stewarts ohne zu Klopfen. Mr. S steht am Herd und ich rieche Pfannkuchen. Ich strecke meine Nase in die Luft und schnuppere. Trotzdem kann ich mich nicht über sein wunderbares Essen freuen. Nicht heute, nicht nach eben. Ich war sogar zu grimmig um mein Skateboard vernünftig zu lenken. Ich war regelrecht in Rage. Ich bin mir sicher, dass meine Haustüre inzwischen nicht mehr ganz heile ist. Ich habe sie ziemlich hart zu gedonnert.
 

Meine pochende Wange meldet sich gerade zu Wort und ich plumpse auf den Stuhl an der Kücheninsel. Ich seufze. Robbie Ray schiebt mir einen Teller hin und ich steche in mein Frühstück. Ich habe es aufgegeben zu versuchen, Miley zu entkommen. Das tut mir nur noch mehr weh, als bei ihr zu sein und gleichzeitig zu wissen, dass sie niemals mir gehören wird. Bittere Gedanken waren noch nie mein Ding. Ich mache lieber Sachen kaputt.

Robbie Ray beäugt mich misstrauisch als ich meinen Pfannkuchen mit einer Wut zerschneide, die ihn seine Augenbrauen in die Höhe schnellen lässt. Dann springt er wohl auf meine Wange an.
 

„Lilly, was ist mit deinem Gesicht passiert?“, ich zucke mit den Schultern und und stecke mir Pfannkuchen in den Mund, spüle das Ganze mit einem Schluck Milch hinunter. Milch und Pfannkuchen, ein Muss. „Was hast du angestellt, dass sie so sauer auf dich war, dass sie dein Gesicht so zugerichtet hat?“, ich überlege schnell ob ich es ihm überhaupt erzählen soll. Aber ich bin heute zu grantig, um mir eine Ausrede einfallen zu lassen. Vielleicht erst einmal drum herum reden?
 

Ich lasse meinen Mund nur so lange zu, bis ich geschluckt habe.

„Woher wollen sie denn wissen, dass es eine Sie war?“, ich vernichte weiterhin Pfannkuchen und er macht einen Teller für Smiley Miley fertig. Ich kaue mit sehr viel Gewalt, lasse meine Zähne auf einander prallen und mache immer noch ein böses Gesicht.
 

Miles ist wohl noch oben und macht sich für die Schule fertig. Ich wünschte, sie würde das nur ein einziges Mal für mich machen.
 

„Ach komm schon. Ich bin alt genug um zu wissen, dass nur Frauen Ohrfeigen verpassen. Zumindest solche, die wirklich weh tun und so eine süße, rote Farbe annehmen. So wie deine. Obwohl... deine Wange sieht schon ziemlich übel zugerichtet aus. Hat sie dich mehrmals geschlagen? Hast wohl Streit mit einer sehr engen Freundin?“, es ist unheimlich, wie gut wir beide uns verstehen... Ich zucke wieder mit den Schultern.
 

„Nicht ganz.“
 

„Nicht ganz? Inwiefern?“, mein erster Pfannkuchen ist dahin und für meinen Zweiten greife ich nach der Schokosoße. Ich kippe die gefühlte Hälfte auf meinen Teller und erspähe ein leises Grinsen auf den Lippen des alten Mannes. Ich verdrehe die Augen.
 

„Na schön, wenn du es unbedingt wissen willst.“, ups, da ist mir doch gerade eben ein DU entschlüpft. Aber er benimmt sich wirklich wie ein neugieriger Mitschüler, oder einfach wie Oliver. Obwohl er schon so viel größer ist und weiser sein sollte. Okay, auch weise Menschen dürfen mal neugierig sein, trotzdem nervt es.
 

Er strahlt jetzt.
 

„Ich habe die beiden heute Nacht nachdem ich einen Trinken war aufgegabelt und mit nach Hause genommen – du willst wirklich nicht wissen, was wir gemacht haben – und wollte sie heute Morgen wieder loswerden, weil ich ja auch zur Schule muss und Miley nicht sitzen lassen wollte. Und gerade als ich dabei war sie aus dem Haus zu komplimentieren, hat erst die erste ausgeholt und WHAM, geht sie total ab. Und dann die andere auch noch. Ich meine, okay? Die waren schon zu zweit da und die führen sich auf, keine Ahnung... Als wären wir drei irgendwie zusammen gewesen oder als hätte ich die eine mit der anderen betrogen. Richtig krass!“, ich hole einmal tief Luft und setze dann wieder an. „Und außerdem war ich total betrunken! Ich konnte mich heute nach dem Aufstehen nicht einmal mehr an ihre Augenfarben erinnern...“

Ich leere meinen Teller in meinen Mund und schenke mir Milch nach. Ich könnte noch mehr essen, aber ich will nicht unhöflich sein, also bleibe ich still.
 

Ich schenke ihm einen Blick und er lächelt immer noch wissentlich.
 

Allerdings sind seine Augenbrauen so weit nach oben gezogen, dass sie fast in seinem Haaransatz verschwinden. Vermutlich hat er etwas dagegen, dass ich betrunken war oder etwas in der Art. Er versucht ständig sich wie mein Vater aufzuführen. Ich meine, ich finde das witzig und ich bin ihm auch sehr dankbar, dass er sich solche Gedanken um mich macht, aber manchmal nervt es mich ein wenig.
 

So wie jetzt, ich kann trinken gehen wann auch immer ich will. Ich bin doch auch nur noch vier Jahre vom volljährig sein entfernt. Ich komme auch ganz gut alleine klar.
 

Ja sicher, Truscott, das hat man ja heute Morgen gesehen...
 

„Lilly, ich will dir Mal einen Rat geben. So von einem weisen, reiferen Mann zu seiner Tochter.“, seht ihr, ich denk mir davon nichts aus. Aber jetzt Mal im ernst, reiferer Mann? Also bitte.

„Schieß los, alter,“, ich räuspere mich leicht, „Verzeihung. WEISER, alter Mann.“, er schüttelt amüsiert den Kopf und wedelt mit seinem Spachtel vor meiner Nase herum. Er wirft einen neuen Pfannkuchen auf meinen Teller und ich grinse.
 

„Weißt du ich frage mich wirklich, wieso du solche Probleme damit hast Frauen zu verstehen. Ich meine, du bist doch selber ein junges Mädchen! Solltest du nicht am besten herausfinden, was gut ist und was nicht?“, das war jetzt aber kein Rat, das war eine Feststellung. Ich zucke wieder mit den Schultern und kippe den Rest der Schokoladensoße aus. Ich bin ein Vielfraß, ein Fresssack, ein schwarzes Loch.
 

ICH BIN SO STOLZ AUF MICH.
 

„Bin ich Gott? Außerdem habe ich noch Rest-Alkohol intus, ich kann also nichts dafür, dass mein Gehirn noch nicht so tut wie ich das will... Und was ist jetzt eigentlich mit deinem tollen Spruch? Wie lange soll ich denn noch auf die Erleuchtung warten?“, jetzt bin ich ja Mal gespannt, wo ich wieder bessere Laune habe, meine ich.

Ich will spielen, ich will Spaß haben, auch wenn mich diese Kühe ganz schön aufgemischt haben. Ich habe sie nicht einmal zurück geohrfeigt, ich schlage keine Frauen.
 

Mr. S wirkt wirklich Wunder, er erhellt mein Leben. Er ist ja fast so toll wie seine Tochter. Aber eben nur fast, schließlich hat er weder ihren Hintern, noch ihre lächerlich runden und großen--
 

„Morgen Daddy! Ich bin ein bisschen spät, tut mir Leid!“, Miles selbst schlendert eben in diesem Moment die Treppe herunter, ignoriert mich gekonnt und gibt ihrem Vater erst einmal einen Kuss auf die Wange, um ihn zu begrüßen. Sie trägt eine eng anliegende, dunkelblaue Jeans, die ihr bis zu den Knien reicht und ein luftig, sommerlich gelbes Top mit einem Muster – für das ich jedoch nicht die richtigen Worte finden kann, also müsst ihr ohne eine klare Vorstellung auskommen. Was allerdings sowieso das absolut Wichtigste ist, ist dass ihre Rundungen und ihr flacher Bauch betont werden.

Heute werden ihr definitiv alle Jungs hinterher sabbern (und vielleicht nicht nur die, wenn ihr versteht, was ich meine...).
 

„Und was ist mit mir, Miles? Krieg ich keinen Kuss? Immerhin habe ich Aua...!“, ich setze einen Schmollmund auf, zeige bedrückt auf mein Gesicht und sehe sie traurig an. Vielleicht wie ein Hündchen, das im Regen vor der Haustür sitzen gelassen wird, oder wie ein Stückchen Kuchen, das als einziges auf dem Teller liegen bleibt. Genau, ich bin ein armes Stückchen Kuchen...
 

Sie will mich ärgern, ich weiß das. Sie hat noch nicht einmal Hallo gesagt.

Sie streckt mir die Zunge raus, friert dann allerdings fast sofort in ihren Bewegungen ein. Ich könnte mir vorstellen, dass meine Wange aufgegangen ist wie ein Krapfen und einem jetzt fast ins Gesicht springt.
 

Diese Frauen – man, mir fallen ihre Namen einfach nicht mehr ein! - hatten vielleicht einen Schlag drauf! Die haben beide richtig gepfiffen, als sie auf mich zu kamen... Ich werde bestimmt den ganzen Tag keine Mädchen angaben können, so wie ich aussehe. Ich tue mir echt selber Leid.

Wahrscheinlich waren das beide irgendwie so komische Kampfsportlerinnen oder so ein Dreck... Ich kenne mich mit Schlägen inzwischen aus und das waren keine normalen Ohrfeigen... Oh nein.
 

•◘○
 

Miley rauschte an Lillys Seite und beäugte die Skaterin besorgt, ihre Augenbrauen waren dicht zusammengezogen. Sie konnte den intensiven Blick der Skaterin spüren, aber es kümmerte sie nicht weiter. Was hatte Lilly jetzt wieder verbrochen, dass sie jemand so zurichtete? Na schön, in den letzten Wochen war sie schon zwei Mal viel übler nach Hause gekommen. Miley hatte sie verarztet während die Blondine stolz erzählt hatte, wie sie diesen Kerlen schön eins mit gegeben hatte.
 

Einfach ein hoffnungsloser Fall.
 

„Lilly? Was ist mit deinem Gesicht los? Hast du dich etwa schon wieder geprügelt?! Das habe ich dir doch verboten!“, Miley fuhr mit ihrem zitternden Handrücken sanft über die geschwollene Stelle, drehte ihre Hand um und ließ ihre Finger sanft darauf liegen. Sie konnte Lilly aufatmen und dann grinsen sehen.
 

„Tut mir ja echt Leid, MOM, aber dieses Mal war das wirklich nicht mein Fehler. Stimmt's Mr. S?“, Miley schüttelte etwas unglaublich den Kopf und seufzte dann etwas ungehalten. Lilly versuchte immer abzustreiten, dass sie die Schlägereien anzettelte. Sie blickte zu Robbie Ray.
 

„Eigentlich war es deine Schuld, Lil.“, ihrem Vater ein Lächeln schenkend sah die Brünette dabei zu wie Lillys Miene sich verfinsterte, sie sagte allerdings nichts und schwieg weiterhin beharrlich. Der ehemalige Country-Sänger ergriff erneut das Wort. „Lilly hat eins von zwei ungehaltenen Frauen auf den Deckel bekommen, und die Umstände waren wirklich alles andere als nett. Sollte je irgendetwas mit meiner Tochter laufen Lilly, dann verbiete ich dir den Alkohol!“
 

Er wedelte mit seinem Zeigefinger nach links und rechts, zwinkerte jedoch dabei. Miley sah Lilly ihre Zunge raus strecken. Dann registrierte sie erst, was ihr Vater eben gerade von sich gegeben hatte.
 

„Was sollte denn zwischen Lilly und mir laufen, Daddy? Ich meine, zwischen MIR und DER DA?“, sie deutete zwischen sich und Lilly hin und her und bedachte ihn mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck.

„Was heißt hier bitte DER DA? Ich bin sehr begehrt.“, Lilly klopfte sich stolz auf die Brust und Miley schüttelte kichernd den Kopf.
 

„Jetzt Mal im Ernst, wen hast du dieses mal blöd von der Seite angemacht? Kenne ich die zwei?“, Mileys Schritte waren etwas steif und verspannt, als sie sich schnell von Lilly entfernte. Ihr Vater hatte da eben etwas angeschnitten, worüber sie selbst lieber nicht nachdenken wollte. Es würde nie etwas zwischen ihr und der Skaterin laufen, das war ihr klar. Außerdem hatte sie Jake, der sich liebevoll um sie kümmerte und sein Charme begann sie anzuziehen. Sie fühlte sich immer wohler in seiner Gegenwart. Er war ein lieber, süßer Junge.
 

Die Pop-Prinzessin griff nach einem Waschlappen, der neben der Spüle lag und hielt ihn kurz unter den Wasserstrahl. Langsam drehte sie den Hahn wieder zu und stand nur ein paar Sekunden später wieder vor der Blondine, die sie mit einem breiten Lächeln bedachte.
 

Sie strich eine Haarsträhne aus Lillys Gesicht, legte das kühle Nass dagegen und ließ ihre Hand an der angeschlagenen Wange ruhen, spähte auf in die Türkisen der Surferin. Diese zwinkerte und legte ihre eigene Hand über die der Brünetten, die immer noch den Waschlappen an Ort und Stelle hielt.
 

Miley wurde nicht mehr rot bei jeder Berührung. Im vergangenen Monat hatten sie einander kennen gelernt, hatten sich an einander gewöhnt. Und Miley konnte es nicht bestreiten. Sie genoss es, die Skaterin immer dann berühren zu können, wann auch immer sie es wollte.
 

„Ich habe gar nichts gemacht. Es hatte nicht einmal etwas zu bedeuten. Und na ja, ob du sie kennst, kann ich dir gar nicht sagen. Ich kann mich an ihre Namen nicht mehr erinnern, ich war zu betrunken. Ich hatte mich nicht im Griff. Also wie Mr. S eigentlich sagen wollte.“, die Blondine warf Robbie Ray einen kleinen, vernichtenden Blick zu. „Halt dich bitte von mir fern, wenn ich Alkohol getrunken habe, oder ich kann für nichts garantieren, okay?“
 

Miley fing an zu lachen, boxte der Skaterin gegen den Bauch – wenn auch nur spielerisch. Sie dachte eine Sekunde lang nach, dann stahl sich ein gemeines Grinsen auf ihr Gesicht. Langsam zog sie ihre Hand mit dem Lappen zurück. Lilly saß immer noch ahnungslos und freundlich lächelnd da.
 

•◘○
 

Wieso blitzen Mileys Augen denn so? Oh nein, sie würde nicht!

Ich reagiere viel zu langsam, kann meinen Kopf nicht schnell genug aus der Schusslinie bewegen und im nächsten Moment spüre ich einen respektablen Schmerz in meiner Wange aufflammen und durch meinen Körper zucken.

Ihr Zeigefinger hat eben vor einer Sekunde unliebsamen Kontakt mit meiner Prellung gemacht. Sie hatte hinein gepiekt. Wahrscheinlich habe ich jetzt einen weißen Fleck auf der Haut, aus dem das ganze Blut geflossen ist. So, wieder vollständig gerötet. Oh warte, ich muss mich noch rächen!
 

„Ich kriege dich Stewart! Warte nur! Du kannst rennen, aber du kannst dich nicht vor mir verstecken!“, ich stelle ihr nach und erreiche sie auf halbem Weg. Sie ist zur Tür gerannt und wollte offensichtlich dadurch verschwinden, aber ich und meine überragende Schnelligkeit haben sie selbstverständlich geschlagen. Tjaaa verloren, Miles.
 

Sieg für Truscott!
 

Ich packe sie von hinten um ihren Bauch und hebe sie auf als wäre sie eine kleine Handtasche. Sie ist wirklich federleicht. Ich lache unverhohlen und kichere zwischendurch böse. Jetzt dürfte es gleich witzig werden. Ich bin einer der Dämonen, denen man lieber nicht begegnen will. Vor allem nicht im Dunkeln.
 

„Lilly! Lass mich runter!“, ich habe sie umgedreht und über meine Schulter gehoben. Sie kichert selbst und ich grinse zufrieden. Sie trommelt mit ihren Fäusten auf meinem Rücken herum und versucht mir weh zu tun. Wenn sie so weitermacht, dann fange ich höchstens wieder an zu lachen. Sie ist wirklich am niedlichsten, wenn sie denkt, DAS würde mir etwas ausmachen. Also bitte, die Frau kennt mich wirklich schlecht.
 

Ich pfeife ausgelassen und greife nach meiner Schultasche, die ich auf der grünen Couch zurück gelassen hatte, als ich zur Tür herein gekommen war. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich den letzten Monat tatsächlich nicht ein einziges Mal in der Schule gefehlt habe. Miles ist ein schlechter Einfluss für mich. Eindeutig.

Ich schlinge meine eigene Tasche zuerst über meine Schulter, bevor ich mich nach Mileys bücke, die an der Tür liegt, bereits fertig gepackt (Miley macht das immer abends vor dem Schlafen gehen). Ich schlinge sie über meine eigene und drehe mich zu Robbie Ray.
 

„Bis nachher, Mr. S! Wir sehen uns!“, ich winke mit meiner freien Hand, die nicht damit beschäftigt ist, Miley festzuhalten und er winkt ebenfalls ausgelassen, wenn auch höchst amüsiert. Ich lache ihm noch ein letztes mal zu, dann schließe ich die Haustür, nachdem ich das Haus mit Miley verlassen habe. Okay, sie hatte nicht wirklich eine Wahl, aber das ist allein ihre Schuld. Sie hätte mich ja nicht poken müssen...
 

„Lilly, ich habe nicht gefrühstückt!“
 

„Dein Punkt?“, ich grinse gemein und fange wieder an zu pfeifen, sie trommelt nicht mehr. Vielleicht hat sie ja eingesehen, dass sie es mit mir nicht aufnehmen kann? Ich bin eben einfach zu mächtig! Ha! Ha Ha! Okay, ich bin schon wieder leise...

„Du sollst mich runter lassen!“, sie murmelt etwas Leises, dann wird ihre Stimme wieder lauter. „Ich verfluche den Tag an dem Gott beschloss, dich mit solchen Muskeln zu segnen. Gott, was hast du nur angerichtet? Sie wird uns alle töten!“
 

Ich lache.
 

„Ach komm schon, Miles. Wenn wir heiraten und ich dich anschließend in unser Liebesnest tragen soll, dann hast du auch nichts dagegen, stimmt's? Du willst mich nur ausnutzen, gib es zu. Das tut wirklich weh.“, ich täusche ein Schniefen vor, kichere dann aber und gebe ihr einen freundschaftlichen Klapps auf den in die Luft ragenden Hintern.

Ich bin endlich aus der Einfahrt der Stewarts raus und gehe um eine Ecke.
 

„Wir heiraten? Wann hast du das denn beschlossen?“, ich weiß, wir sind nur am herum albern, aber der Gedanke an Miley in einem langen, weißen Kleid, wie sie auf mich zu geschritten kommt... das ist einfach zu viel für mich. An die Hochzeitsnacht will ich gar nicht denken... Ich kann mir auch gleich mein eigenes Grab schaufeln. Wenn ich jetzt davon anfange, dann lande ich heute Nacht hundertprozentig wieder mit einer im Bett.
 

Nur mal so am Rand, es ist ein Dienstag. Also kein toller Tag, ihr wisst schon – weil nicht Wochenende ist...
 

„Also, würdest du mich nicht heiraten, wenn ich dir einen Antrag machen würde?“, ich gluckse leicht, während wir der Schule immer näher kommen und ich spüre, wie sie ihre Hände über meinen Rücken gleiten lässt. Ich erzittere, bleibe aber standhaft. Ruhig bleiben Lil, ihr veräppelt euch nur gegenseitig.
 

„Doch sicher, jedes Mädchen würde doch davon träumen, eine Frau wie dich ab zu bekommen. Da gibt es leider nur ein Problem.“, sie spielt Nachdenklichkeit vor. Sie sollte Schauspielerin oder so etwas werden. Obwohl, besser nicht. Dann hätte ich sie nicht mehr nur für mich und das würde mich krank machen.

Ich werde bestimmt eine ganz anhängliche Ehefrau, die ständig klammert. Oder aber ich bin immer diejenige, die auf Piste ist und sich nicht binden lässt. Hm, ich denke mal ich muss auch die Vaterrolle übernehmen, wenn wir später mal kleine Mileys haben...
 

„Das da wäre, zukünftige Ehefrau?“, ich wusste, dass die ganze Sache einen Haken hat. Mist... Na ja, ich zumindest genieße unsere Spielerei und ich kann irgendwie spüren, dass auch sie die ganze Angelegenheit witzig findet. Ich habe ja schon immer gesagt, mit mir abzuhängen ist einfach nur FUN. Okay, zumindest dann, wenn man meinen Humor versteht und nicht zu viel herein interpretiert. Das schaffen nur nicht alle. Manchmal nehmen sie das Ganze dann so furchtbar ernst und ich stehe dann total gemein da, wenngleich ich es in 90 Prozent der Fälle nicht einmal wirklich so gemeint habe.
 

„Meine Beziehung mit Jake.“, ich bleibe abrupt wie angewurzelt stehen und lasse sie fast fallen. Bevor das allerdings passiert, setze ich sie schnell auf den Boden, stelle ihre Tasche neben sie und gehe mit hängenden Schultern weiter. Oh ja stimmt. Dummerweise hatte ich an ihn für fünf Sekunden meines Lebens nicht denken müssen, und dann muss sie mich wieder daran erinnern, dass er alles hat, was ich will.
 

Sie.
 

Ich höre sie hinter mir seufzen, im nächsten Moment greift sie nach meiner Hand und hält sie ganz fest. Wärme kriecht meinen Arm hoch und ich beiße die Zähne auf einander.
 

„Ich weiß, du magst ihn nicht sonderlich, aber-“, ich schneide ihr das Wort ab.

„Ich hasse ihn.“

„Schön, dann hasst du ihn eben.“, ein genervtes Stöhnen kommt über ihre Lippen, bevor sie weiter spricht. „Aber könntest du dich nicht wenigstens ein bisschen für mich freuen? Entweder das, oder du erzählst mir endlich, was zwischen euch vorgefallen ist.“, lieber fahre ich zur Hölle und verrecke da.
 

•◘○
 

„Das kannst du vergessen.“, Miley seufzte erneut und ließ Lillys Hand wieder zurück an ihre Seite fallen. Sie verschwand fast augenblicklich in einer weiten Hosentasche. Lilly hatte ihre Augenbrauen in Frustration zusammengezogen und wirkte nicht so, als würde Miley bald etwas von ihr zu dieser Sache erfahren.
 

Bis jetzt hatte sie erst einmal versucht, das Thema Lilly zu vermeiden, wenn sie mit Jake unterwegs war. Sie hatte irgendwie das Gefühl, ihr Freund war eben so wenig darauf erpicht über die Skaterin zu sprechen, wie die Blondine über den jungen Footballer. Also hielt sich die Brünette immer vornehmlich zurück von Lilly zu schwärmen oder auch nur ihren Namen zu erwähnen, wenn Jake in Hörweite war.
 

Jake hingegen machte manchmal kleine Andeutungen in diese Richtung. Er meinte zum Beispiel einmal, dass er sich frage, wieso gewisse Leute eifersüchtig auf ihn seien. Bei dieser Aussage hatte er seinen Blick auffällig zielstrebig zu der Skaterin gewandt.
 

Andererseits wollte sie auch wissen, wieso ihre beste Freundin – denn das war Lilly inzwischen für sie – und ihr fester Freund – jetzt schon seit fast zwei ganzen Wochen – sich nicht einfach wieder vertragen konnten. Das fuchste sie und machte sie traurig zugleich. Sie hätte sich gefreut einmal etwas zu dritt zu unternehmen. Aber unter diesen Umständen war das leider nicht möglich.
 

„Wieso bist du nur so stur? Dinge wären so viel einfacher, wenn du dich einfach ein bisschen mehr öffnen würdest.“, sie wusste, dass sie den Bogen ziemlich weit spannte. Immerhin versteckte sie das größte Geheimnis von allen. Sie hatte Lilly noch nichts davon erzählt, dass sie Hannah Montana war.

Sie wollte damit warten, bis sie sich völlig sicher war, dass Lilly sie nicht allein lassen würde, oder noch viel schlimmer, sie ausnutzen würde. Davor hatte sie am meisten Angst. Dass Lilly ihr Verhalten Miley gegenüber ändern würde. Dieses Risiko wollte sie noch nicht eingehen. Auch wenn sie sich eigentlich nicht vorstellen konnte, dass die Blondine so etwas tun würde.
 

„Man, Ich will einfach nicht darüber reden! Kapier das doch endlich! Außerdem geht es dich wirklich nichts an und wenn ich jemanden zum reden wollte, dann wärst das bestimmt nicht du! Verstanden?!“, Mileys ganzer Körper verkrampfte sich gegen ihren Willen, als die harten Worte der Blondine ihre Ohren trafen.
 


 

Außerdem geht es dich wirklich nichts an... und dann wärst das bestimmt nicht du!
 


 

Tränen stiegen in die blauen Augen und sie schniefte einmal leise, was Lilly dazu veranlasste den Kopf zur Seite zu drehen. Mileys Blickfeld verschwamm, als sich immer mehr Tränen in ihre Augen stahlen und ihre Schultern anfingen vor unterdrückten Schluchzern zu zittern. Dann sah sie nur noch schwarz, als sich zwei Arme um ihren Körper schlangen und ihr Gesicht in der Brust der Blondinen vergraben wurde.

Mileys Arme fanden ihren Weg zu Lillys Rücken und packten die schwarze Lederjacke fest, die die Skaterin immer trug.
 

„Tut mir Leid, das hätte ich nicht sagen sollen. Es... tut einfach nur weh darüber zu reden und ich, ich bin noch nicht bereit dafür... ich wollte dir nicht weh tun, ich bin nur ein bisschen hitzköpfig bei diesem Thema...“, Miley nickte etwas matt in Lillys Nacken und lachte etwas wackelig.
 

„Und mir tut es Leid, dass ich so nah am Wasser gebaut bin und das auch noch ausgerechnet vor der Schule. Ich ruiniere mein Make Up.“, Lilly gluckste leicht, strich Miley einmal sanft über die Haare und ließ die Pop-Prinzessin dann vorsichtig los, ließ die letzte Träne mit dem Daumen verschwinden und schüttelte belustigt den Kopf.
 

„Ich weiß gar nicht, wieso wir uns überhaupt streiten, ich will das gar nicht...“, sie zeigte ein letztes, warmes Lächeln, dann sprach sie weiter, legte ihre Arme auf Mileys Schultern und sah sie durchdringend an. „Und dein Make Up... sitzt perfekt, keine verlaufene Wimperntusche. Alles super. Du bist so wunderschön wie eh und je.“, die Brünette wurde rot. Schnell einen Kuss auf Mileys Stirn hinterlassend, setzte sich die große Frau wieder in Bewegung und warf noch einen Blick zurück zu Miley, die noch an derselben Stelle stand.
 

Lilly zwinkerte und hielt dann ihre Hand auf, damit Miley sie nehmen konnte, was sie fast sofort danach tat. Ihre Hände vor und zurück schwingend, begrüßten sie Oliver schon von weitem. Er winkte und kam dann auf sie zu gerannt, seine Freundin Sarah hinterher.
 

•◘○
 

Die Lebensweisheiten, die der Mensch in seinem gesamten Leben ansammelt gehen verloren, wenn er stets allein spielt und dann stirbt. Also, was sagt uns das? Spiel dein Leben nicht allein, denn der Tod kommt plötzlich und macht keinerlei Ausnahmen.

Manchmal wünschte ich mir, ich wäre schon tot. Ich weiß, das ist ein bescheuerter Wunsch und meistens freue ich mich ja darüber, dass ich lebe. Aber heute ist so einer von den Tagen, an denen ich es einfach hasse. Ich komme nicht damit klar hier in diesem Raum zu sitzen und diese Szenerie mit ansehen zu müssen. Ich kann es kaum beschreiben, aber mein Herz brennt trotzdem...
 

Dieser elende Kerl mit den blonden Haaren... er soll zur Hölle fahren! Vier Sitze vor mir sitzend, lachend und über die Schulter mit meiner Miley flirtend ist Jake. Sie texten sich unter dem Tisch mit ihren Handys und hin und wieder dreht er sich um, schenkt ihr ein 5000-Watt Lächeln und wirft ihr einen – wie ich finde – ziemlich lüsternen Blick zu. Mistkerl, Mistkerl, Mistkerl. Er zieht sie praktisch mit seinen Blicken aus.

Lilly geht gleich in den Modus TÖTEN über. Er soll leiden, er soll den Schmerz fühlen. Aber deutlich mehr als ich.

Es wird wohl nie genug sein, ich werde ihn wohl immer hassen. Mein ganzes Leben lang. Ich glaube nicht, dass ich ihm jemals vergeben kann... dafür sitzt die ganze Sache viel zu tief in meinen Knochen.
 


 

Ich halte das einfach nicht länger aus. Ich kann mich nicht länger selbst quälen...
 

Ich packe mit saurer Miene meine Sachen zusammen, schiebe sie unsanft in meine Tasche und schnaube wütend. Es klirrt – scheiß drauf. Ich springe auf und achte nicht auf meinen Lehrer, der mich zurück ruft. Achte nicht auf Jakes hämisches Grinsen, auf Mileys verwirrtes Gesicht. Ja achte nicht einmal auf Oliver, der enttäuscht den Kopf schüttelt. Ich wette er hat sich insgeheim gefreut, dass ich nicht mehr die Schule geschwänzt habe.
 

Ich knalle die Tür hinter mir zu und gehe den Gang entlang. Niemand ist da, nicht einmal die Fluraufsicht. Ich seufze laut und mache mich auf den Weg zur Aula. Prof. C ist wohl nicht da, aber ich kann mich dort ausruhen und nachdenken. Ich sollte besser versuchen, die ganze Sache so schnell wie möglich zu vergessen und in die Zukunft zu blicken. Offensichtlich fasst meine Art von Zukunft nämlich keine Miley hinter einem Herd ein.

Ich werde sie wohl nie für mich haben...
 

Meine Faust fliegt gegen einen nahen Spinnt und hinterlässt eine kleine Delle.
 

Ich stoße die beiden Türen auf und springe die Stufen hinunter. Der große, schwarze Flügel der Schule glänzt im matten Licht und ist das erste, was mir ins Auge fällt. Er ist angerichtet, lädt zum Spielen ein und ich weiß sogar wieso.

Das Wintermusical steht bald bevor und alle sind schon mitten in der Vorbereitung. Allerdings waren noch keine Vorsprechen (viel eher Vorsingen) – man kann sich sogar noch anmelden, glaube ich. Aber wie gesagt, ich bin zu cool fürs Theater. Obwohl ich mir sicher bin, ich könnte etwas ziemlich Gutes auf die Beine stellen.
 

Ach, was mach ich mir vor. Mich würde doch sowieso niemand mit ins Boot holen. Die Theaterleiterin aka. Musiklehrerin, die das alles hier organisiert, ist glaube ich sehr streng. Auch wenn ich selbst nie etwas mit ihr zu tun hatte... Ms. Davis oder so heißt sie. Ich glaube Prof. Crown hat ihren Namen während einer unserer Sitzungen mal fallen gelassen.
 

Ich setze mich auf die kleine Bank vor dem Flügel und lege meine Hände auf die Tasten. Ich habe schon lange nicht mehr gespielt... Seid ich klein war nicht mehr. Aber ich bin mir sicher... ich kann noch jedes einzelne Kinderlied, welches ich damals spielen musste.
 

Ich habe ja erzählt, mein Vater hatte mich gezwungen zu spielen. Nunja, die Wahrheit ist, ich weiß das nicht aus erster Hand. Die Wahrheit ist, ich habe keine Ahnung von meinem Vater. Die Ärzte haben meiner Mutter und mir damals gesagt, ich hätte jegliche Erinnerung an ihn eingebüßt. Wegen eines sehr seltenen Vorgangs, der sich im Gehirn abspielt. Anscheinend hat der Schock über den versuchten Selbstmord meines Bruders im Zusammenhang mit meinem Vater dazu geführt, dass mein Gehirn die Erinnerungen irgendwohin abgeschlossen hat, wo ich nicht dran komme.

Mehr habe ich damals nicht verstanden.
 

In Wahrheit... habe ich auch keine Ahnung wie mein Vater überhaupt aussieht, was er getan hat, wieso er ging oder ob ich so bin wie er. Manchmal frage ich mich, ob er wohl durch eine ähnliche Misere gehen musste, als er jung war. Als er noch in meinem Alter gewesen ist. Ob ich ihm vom Charakter wohl ähnlich bin... solche Fragen die man sich eben stellt, wenn man seinen Vater nie gesehen hat.
 

Meine Hände gleiten über die Tasten und ich stimme eine leise, traurige Melodie an. Seltsam wie man manche Dinge trotzdem nie vergisst. Ich spiele das Klavier trotzdem immer noch. Ich liebe seinen Klang, dieser Flügel ist wirklich ganz hervorragend gestimmt.
 

„Hey, was machen Sie hier?!“, ich zucke kurz zusammen und meine Hände verlassen die Tasten sofort. Ich drehe mich um und blicke in das Gesicht einer wütend aussehenden, älteren Dame mit dunkelbraunen Haaren, die in einem festen Knoten gehalten werden. Einige graue Strähnen haben sich eingeschlichen.

Sie kommt mit großen Schritten auf mich zu und bedenkt mich mit einem abschätzenden Blick. „Sind sie befugt hier zu sein? Während der regulären Unterrichtszeit?“

Seltsam, sie kennt mich gar nicht? Eigentlich hat jeder Lehrer schon von mir gehört. Na ja, ich kenne sie ja auch nicht. Vielleicht ist sie ja neu hier, so wie sie aussieht scheint das allerdings eher unwahrscheinlich...
 

„Mir war schlecht und ich war bei der Krankenschwester und kam auf dem Weg zurück in meine Klasse hier vorbei und da dachte ich, ich könnte ja mal ausprobieren, wie sich der neue Flügel so spielen lässt.“, ich bin aufgestanden und Blicke ihr fest in die Augen. Ich bin ziemlich gut im Lügen – sehr viel Übung, obwohl das natürlich nichts ist, auf das man stolz sein sollte – und niemand durchschaut mich für Gewöhnlich – außer Matt.
 

„Verstehe. Und ihr Name ist?“, sie trägt eine eckige Brille und einen flatternden Schal in der passenden Farbe – rot. Ihr Brillengestell ist ebenfalls rot. Rot vermischt mit einem dunkleren Rot. Ja, Rot eben.
 

„Lilly Truscott, Ma'am.“
 

Ihr Blick verschwimmt für einige Sekunden, so als würde sie für einen Moment darüber nachdenken, woher sie meinen Namen kennt. Dann scheint es bei ihr zu klingeln, aber ihre Miene verfinstert sich nicht. Im Gegenteil, sie hellt sich auf. Jetzt bin ich diejenige, die verwirrt ist. Wieso freut sie sich denn jetzt?
 

„Lilly Truscott? Philipps Schützling? Oh entschuldigen Sie bitte, dass ich so grob zu Ihnen war. Philipp spricht nur in höchsten Tönen von Ihnen. Auch wenn ich von anderen Lehrern gehört habe, sie sollen eine Unruhestifterin sein. Na ja, nicht jeder geniale Kopf ist vollkommen perfekt.“, sie schüttelt ihren Kopf und bedeutet mir wieder am Klavier platz zu nehmen. Philipp? Sie scheint auf meinen Fragenden Blick anzuspringen, denn dann fügt sie hinzu. „Professor Crown, meine Liebe.“
 

Ich nicke um ihr zu zeigen, dass ich verstanden habe.

Dann verschwindet sie.

Mit noch schnelleren Schritten wuselt sie die Bühne hoch und verschwindet kurz hinter dem zugezogenen Vorhang. Okay, was ist hier los? Ich ziehe meine Augenbrauen hoch, als sie mit einem Stapel Zettel zurück kommt und ihn auf den Flügel legt. Das sind... Notenblätter?
 

„Sie wissen doch gewiss, wie man Noten abliest, nicht wahr?“, ich nicke matt und ihr Lächeln wird breiter, „Wissen Sie, unser Pianist hatte einen schweren Autounfall und er wird es wahrscheinlich nicht schaffen uns während des Wintermusicals zu begleiten und alle Stücke zu spielen. Und wo ich Sie doch gerade schon einmal hier sitzen habe... Könnten Sie mir einen Gefallen tun?“, ich zucke nur mit den Schultern und sie reicht mir den ersten Zettel.
 

Ich nehme ihn und stelle ihn auf die Ablage, starre ihn für einige Sekunden lang an und lasse die Musik in meinem Kopf ablaufen. Ich summe die Melodie, dann höre ich ein Räuspern und lächele entschuldigend. Ich habe für einen Moment vergessen, dass sie da stand.

„Was wollen Sie, dass ich tue? Soll ich irgendwie... keine Ahnung, ihr ganzes Stück schmeißen, oder wie denken Sie sich das?“, ihr Lächeln lässt mich erbleichen. „D-Das war eigentlich ein Scherz.“ Sie zeigt nur stumm auf die erste Zeile des Stückes... anscheinend will sie, dass ich jetzt anfange zu spielen.
 

Meine Finger laufen wieder über die Tasten....
 

Ende Kapitel 8



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2009-04-26T09:25:50+00:00 26.04.2009 11:25
Die Lhererin is cool xDDD
Von: abgemeldet
2009-01-18T09:10:25+00:00 18.01.2009 10:10
Hey Ich hab deine Fanfiction gerade entdeckt und ich muss sagen, ich bin begeistert. Sowas tolles liest man selten. Ich saß am Ende echt davor und konnte gar nicht glauben, dass das Kapitel zu Ende war. Ist auf jeden Fall sehr, sehr toll und ich kanns kaum erwarten mehr zu lesen =D.
Ich kann nichtmals genau sagen was mir so gut gefällt, aber irgendwie passts einfach gut zusammen ich mag die Lilly aus deiner Fanfiction.

Naja dann hoffe ich mal auf ein baldig erscheinendes neues Kapitel.
Von:  Dark777
2009-01-17T14:52:56+00:00 17.01.2009 15:52
Arme Lilly XD!!! Mein Gott, da hat sie sich ja wieder mal was eingebrockt! Tja, wäre sie einfach in der Klasse geblieben, dann würde es jetzt wohl nicht so weit kommen. Aber Jake ist auch ein riesen Arsch! Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er es mit Miley ernst meint und denke, dass er sie nur für das "Eine" rumkriegen will.

Ich fand die Szene klasse, wo Miley einfach von Lilly getragen wird XD! Und ich muss ja sagen, Miley´s Vater ist echt cool drauf. Er wird sich wohl schon längst denken können, dass da bald mehr als nur Freundschaft läuft.

Jetzt ist natürlich auch die Teilüberschrift mit der Hochzeit erklärt. Du wolltest uns sicher alle erst mal grübeln lassen.

Freu mich schon jetzt tierisch auf das nächste Kapi ^_^!
Von:  PrincessLia
2009-01-16T16:23:07+00:00 16.01.2009 17:23
Wow...
Lilly bei der Weihnachtsaufführung xD
Das passt irwie nicht ^^
Naja sie kann damit vieleicht Miley beeidrucken ;)
Ich find das kapi super und natürlich war ich hier und da richtig heftig am lachen ^^
... das mit dem Lachen war ab und zu unpraktisch da ich grad ne warme Schocky trink xD
okay nochmal super kapi und ich freu mich schon aufs nächste
lg des Linchen
Von: abgemeldet
2009-01-16T15:50:52+00:00 16.01.2009 16:50
@ Vorposter: Vielleicht hat er ihr ja den ersten Menschen ausgespannt, den sie wirklich geliebt hat. kA xDD

Hätte fast vergessen, dass sie auch Klavier spielen kann xD lass mich raten...Miley bekommt eine Rolle in dem Stück? Uhm...du hast das mit Hannah Montana aber noch nicht aufgelöst oder? Ich kann mich nicht mehr erinnern, hab zu viele Liley FFs gelesen x333

Naja...lg ^^
Von:  chloeleonheart
2009-01-16T14:04:43+00:00 16.01.2009 15:04
also zum 8ten kapi...... +sprachlosbin+ ne echt jetzt. ich finds wirkli super. und lilly kann einem echt leid tun. doofer jake. +ihn am liebsten sterbn sehn würd+
mich würd ja nur gern intressiern was zwischn jake und lilly vorgefalln is, da das verhältnis zwischn den beiden ja ziemlich besch..eiden ist.

lilly am klavier während der weihnachtsaufführung (hab ich das so richtig mitbekommen??). klingt ja interessant. bin mal überhaupt gespannt was miley dazu sagen würde.

freu mich schon aufs nächste kapitel. hoff mal es kommt bald

mata ne
chloe





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