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Avatar - Wege des Schicksals

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Ba-Sing-Se

Ba-Sing-Se
 

Ba-Sing-Se, die große Stadt des Erdkönigreichs. Serina fand eher, dass sie riesig war. Schon alleine die Mauer schien unüberwindbar zu sein. Der Weg hierhin war steinig gewesen und das wortwörtlich. Es war bereits schon später Nachmittag. Gleich hinter dem Berg, war die Beschreibung der Wirts-Frau gewesen. Wirklich weit klingt das ja nicht. Da hatte sich Serina jedoch getäuscht. Es war mühselig gewesen über den Berg zu kraxeln. Mehrere Male wäre sie fast auf den Steinen ausgerutscht. Serina fragte sich, wie sie Erdbändigerin werden sollte, wenn sie nicht einmal ohne Probleme einen Berg überqueren konnte.

Schließlich hatte sie es geschafft und saß jetzt in einem Gebüsch, wo sie den Eingang zur Stadt gut im Blick hatte. Ärgerlich betrachtete sie das Geschehen. Jeder Neuankömmling wurde genauestens kontrolliert. Die Wachen hatten mehrere Steckbriefe in der Hand. Auch wenn kein einziger Wasserbändiger zu sehen war, wusste Serina, dass sie dort waren. Vom Berg aus, hatte sie ihr Schiff gesehen. Sie waren schneller gewesen, als Serina gedacht hatte. Und jetzt saß sie hier und wusste nicht, wie sie in die Stadt gelangen sollte. Einfach durchs Haupttor war unmöglich. Und die Mauer konnte sie auch schwer überwinden. Wenn sie doch nur schon Luftbändigen könnte, dann wäre das kein großes Problem. Sie seufzte resigniert und starrte weiterhin auf die Wachen.

„Na, was sucht denn eine Wasserbändigerin so verdächtig hier im Gebüsch?“ Serina zuckte zusammen und schrie auf. Ein Junge stand plötzlich neben ihr, der ziemlich breit grinste. Sie hatte ihn gar nicht kommen hören, was Serina sehr merkwürdig fand. Sonst hatte sie sich immer auf ihre Ohren verlassen können. Der Junge ließ sich neben ihr nieder und betrachtete sie interessiert. Er legte den Kopf schräg, so wie Hunde es immer tun.

Erst jetzt realisierte Serina, was der Junge eben gesagt hatte. „Warum denkst du denn, dass ich eine Wasserbändigerin bin?“ Panik stieg in ihr auf. Wenn dieser Junge die Wahrheit wusste, war sie hier nicht mehr sicher.

„Also, der erste Anhaltspunkt ist deine Frisur. Keiner aus dem Erdkönigreich würde so eine blöde Frisur tragen.“ Serina packte sich auf den Kopf. Klug genug, um ihre Kleidung zu wechseln war sie, aber an die Haare hatte sie nicht gedacht. Schnell holte sie die Bändchen raus. Sie kämmte sich kurz mit den Fingern die Haare, damit sie glatt herunterfielen.

Der Junge lehnte sich gegen den nächsten Baum und verschränkte seine Arme hinter den Kopf. „Das sieht doch schon viel besser aus, Süße. Offene Haare stehen dir wirklich gut.“

Serina lächelte, als ihr plötzlich wieder einfiel, dass dieser Junge eine potentielle Gefahr bedeuten konnte. „Was willst du von mir?“, wollte sie wissen. Das Lächeln war nun von ihrem Gesicht gewichen und sie durchbohrte den Jungen förmlich mit ihren Blick.

Doch der ließ sich davon nicht beeindrucken. „Ganz ruhig, Süße. Die Frage lautet doch wohl eher“, er beugte sich vor und stupste ihr mit dem Zeigefinger auf die Nase, „was du von mir willst.“

Serina schaute ihn verdutzt an. „Wie bitte? Was redest du da eigentlich?“

Der Junge kramte in seiner Jackentasche, holte ein Blatt Papier hervor und hielt es Serina direkt vor die Nase. So nah wie es war, konnte sie überhaupt nichts erkennen, deshalb schnappte sie es sich und schaute genauer hin. Es war der Steckbrief, den auch die Wachen vorne am Tor in der Hand hielten. Es war ein relativ passables Bild von Serina darauf, sodass sie jeder sofort erkennen konnte. Und zu ihrem Erschrecken stand darunter, dass es eine Belohnung für sie geben würde, tot oder lebendig. Na toll, jetzt wird jeder hinter mir her sein, dachte sie. Etwas Positives war jedoch vorhanden, nämlich stand nicht darauf, dass sie der nächste Avatar war.

Sie schaute wieder zu dem Jungen und überlegte, ob er eine Gefahr war. Bis jetzt hatte er sich noch nicht gerührt, doch Serina entschied, dass es ein zu großes Risiko wäre. Vorsichtig holte sie ihre Wasserflasche hervor und dann ging alles sehr schnell. Sie schleuderte drei spitze Eiszapfen auf ihn zu, so gezielt, dass sie sich in der Kleidung verfangen sollten und ihm am Baum festnagelten. Doch soweit kam es nicht. Der Junge zückte blitzschnell sein Schwert und zerstörte zwei von den drei Geschossen. Die Dritte fand ihr Ziel und blieb im Baum stecken. Der Junge steckte sein Schwert weg. „Warte doch mal, Kleine.“ Serina blieb stehen, doch sie hatte bereits Wasser in ihrer Hand gesammelt. Eine falsche Bewegung und sie würde zuschlagen. „Ich will dich nicht verraten.“

Serina wusste nicht warum, aber sie glaubte diesem Jungen. Doch sie vergaß nicht ihre Ausbildung. Sie blieb in Kampfstellung, trat jedoch einen Schritt zurück, um ihm ein bisschen mehr Platz zu schaffen. „Sprich weiter“, verlangte sie.

Ganz langsam zog er den Eiszapfen aus dem Baumstamm. Daraufhin lehnte er sich wieder ganz gelassen an den Baum, als ob nichts geschehen wäre. „Ich kann dich gar nicht verraten, selbst wenn ich es wollte.“ Er warf ihr ein weiteres Blatt hin. „Dann würde ich nämlich selbst im Gefängnis landen.“

Serina betrachtete den Steckbrief. „Ein Dieb?“, fragte sie überrascht.

Er zuckte mit den Schultern. „Irgendwie muss man sich doch sein Essen verdienen. Und jetzt tu bloß nicht so edelmütig. Du musst etwas ganz Großes ausgefressen haben, wenn sie schon tot mit dir zufrieden sind.“

Serina schaute zu Boden. „Darüber möchte ich lieber nicht reden.“

„Ist okay, Püppchen. Aber eins weiß ich. Du hast niemanden umgebracht.“ Er grinste wieder so überlegen.

„Wie kannst du dir da so sicher sein?“ Serina musterte den Jungen. Er war irgendwie seltsam. Zum einen war er ein Dieb und trotzdem mochte sie ihn auf Anhieb. Er war zwar etwas unverschämt, doch irgendwie liebenswürdig.

„Es gibt ganze zwei Sachen, die ich besonders gut kann. Das eine ist Stehlen.“ Er holte ein Buch hervor. Erst beim näheren Hinsehen begriff Serina, dass es das Buch ihres Meisters war. Schnell nahm sie es ihm wieder aus der Hand. „Das zweite ist Menschenkenntnis. Du hast noch niemanden umgebracht und so zerbrechlich, wie du aussiehst, wirst du das auch nie tun.“

„Hör mal zu, du Großmaul. Ich bin ganz und gar nicht zerbrechlich. Wenn ich wollte, könnte ich dich mit einem Streich erledigen“, drohte sie ihm.

„Ja, das habe ich ja eben gesehen. Wirklich beeindruckend. Ich bin übrigens Tao. Ausgebildeter Dieb und Landstreicher.“ Er erhob sich und machte eine überschwängliche Verbeugung.

Sie ergriff seine Hand und zerrte ihn wieder zu Boden. Keiner durfte sie hier sehen. Natürlich nutzte Tao das aus und verlor absichtlich sein Gleichgewicht, sodass er voll auf sie drauffiel. „Und darf ich deinen Namen erfahren, Mäuschen?“ Er stützte sich ab, damit er ihr ins Gesicht blicken konnte. Und schon wieder legte er seinen Kopf schräg.

Serina fand ihn überaus süß, jedoch wollte sie nicht diese Nähe. Behände schlüpfte sie unter seinen Armen hinweg und rollte sich gekonnt zur Seite. „Wenn du dann endlich aufhörst, mir solche Spitznamen zu geben, liebend gern.“ Sie überlegte noch kurz, ob sie ihren richtigen Namen nennen sollte. „Mein Name ist Serina.“

„Wirklich ein überaus entzückender Name.“ Er setzte sich wieder auf.

Nun war Serina doch neugierig. „Also, Tao, was willst du eigentlich von mir?“

„Du hast es immer noch nicht begriffen.“ Gespielt enttäuscht schüttelte er den Kopf. „Wie ich schon vorhin gesagt habe, lautet die Frage eher, was du von mir willst.“

Serina verstand immer noch nicht, was Tao ihm damit sagen wollte. „Ich gebe dir einen kleinen Tipp.“ Er zeigte auf die Mauer. Serina folgte seiner Hand. „Ba-Sing-Se?“ langsam wurde es ihr peinlich, doch immer noch wusste sie nicht, was er meinte.

Tao seufzte frustriert auf. „Ich dachte, du wärst klüger. Willst du etwa nicht da rein? Ich dachte nur, weil du hier so verschwörerisch im Gebüsch hockst.“

Nun hellte Serinas Miene sich sichtlich auf. Sie wurde total aufgeregt. „Heißt das, du kennst einen Weg? Einen Weg ohne Wachen?“

„Spätzchen, ich bin Tao.“ Er zwinkerte ihr zu. „Natürlich kenne ich einen Weg.“ Er ergriff ihre Hand und zog sie hoch. „Komm mit.“ Er bedeutete ihr, sich gebückt zu halten. Serina tat, wie ihr geheißen. Wenn sie nach Ba-Sing-Se wollte, musste sie Tao vertrauen, auch wenn ihr Meister ihr etwas anderes geraten hatte. Sie liefen noch eine Zeit lang durch das Gestrüpp, bis Tao plötzlich stehen blieb. Er wandte sich an Serina. „Hier ist die einzige knifflige Stelle. Wir müssen jetzt rüber zur Mauer und zwar ohne von den Wachen da oben gesehen zu werden.“ Er zeigte an die Spitze, wo Serina alle paar Meter eine patrouillierende Wache ausmachen konnte.

„Soll ich für etwas Tarnung sorgen?“, fragte sie. Sie streckte ihre Hand aus und um sie herum bildete sich Nebel.

Tao schien zu überlegen, doch dann grinste er schief. „Nimm mir es nicht übel, Süße, aber so ein Fleckchen Nebel ist genau so verdächtig, wie zwei huschende Schatten.“

„Ich kann den Nebel so erzeugen, dass er das ganze Blickfeld der Wachen einnimmt.“

Für einen Moment schien Tao sprachlos. Dann schüttelte er jedoch den Kopf. „Das schaffen wir auch so, mein Schatz. Du hast dich eben so elegant aus meiner Umarmung befreit, dann wirst du das auch hinkriegen.“

Dieser Tao war wirklich ein Großkotz, doch Serina würde es ihm schon zeigen. Sie schaute zur Mauer und schätzte die Entfernung ab. Daraufhin analysierte sie die Bewegungen der Wachen. Sie schienen wie einstudiert. Die Wachen liefen auf der Mauer entlang und immer, wenn sie die Richtung wechselten, schauten sie kurz herunter. Gerade an so einer Stelle, schrie Serina „Jetzt!“ und rannte los. Sie war schon immer ziemlich schnell gewesen. Bei jeden Wettrennen hatte sie Paku geschlagen, obwohl er fünf Jahre älter war und wesentlich größer.

Serina spürte, wie Tao unwesentlich hinter ihr lief. Er war gut und Serina war gespannt, ob er sie überholen konnte. Sie legte noch an Geschwindigkeit zu und übersah dabei die Wurzel.

Ihr Fuß blieb hängen und dieses Mal schaffte sie es nicht, sich noch zu fangen. Mit voller Geschwindigkeit stürzte sie zu Boden.

Serina schaltete schnell, wollte direkt wieder aufspringen, doch ein Druck hielt sie am Boden. „Bleib liegen“, befahl Tao, der auf sie drauf gesprungen war. „Das wird zu knapp. Etwas Nebel wäre jetzt nicht verkehrt“, schlug er vor.

„Liebend gerne, doch dafür brauche ich meine Hand.“ Sie zog daran, doch Tao lag mit seinem gesamten Gewicht auf ihr.

„Tschuldigung“, meinte er und rollte sich zur Seite. Die Hand fühlte sich etwas taub an, doch es musste einfach funktionieren. Sie streckte ihr Arme aus und machte ein paar schlenkernde Bewegungen, so gut es ihr im Liegen möglich war. Sie versuchte sich zu konzentrieren, das Wasser in der Luft zu spüren. „Schneller“, beharrte Tao. Der Junge hatte Nerven. Es war nicht unbedingt ein Kinderspiel den ganzen Boden mit Nebel zu bedecken, selbst wenn die Luftfeuchtigkeit wie heute sehr hoch war. „Beeil dich, Serina.“ Tao schaute nach oben und sah, dass die Wache jeden Moment hinunterblicken würde.

Unter Druck war Serina noch nie wirklich gut gewesen. Als sie eben den Vorschlag gemacht hatte, hatte sie gedacht, sie hätte Zeit, sich zu konzentrieren. Sie holte ein paar Mal tief Luft und schloss die Augen. Sie musste das Drumherum vergessen, sich nur auf das Wasser konzentrieren. Du bist stark, Serina, kam das Geschriebene von Tarik ihr in den Sinn. Und in diesem Moment hatte Serina das ganze Wasser im Umfeld erfasst und verwandelte es mit einer Bewegung in Nebel. Genau in dem Moment sah Tao, wie der Wächter gerade den Kopf drehte. Tao atmete erleichtert auf, als er dann nur noch weiß um sich sah. Er drehte sich zu Serina um, mit diesen Lausbubengrinsen, als ob er überhaupt keine Angst gehabt hätte. „Da hast du es aber spannend gemacht.“

Sie legte einen Zeigefinger auf ihre Lippen. „Sei still. Wir sind noch nicht außer Gefahr. Sie könnten misstrauisch werden, immerhin wissen sie, dass ich eine Wasserbändigerin bin.“ In dem Moment, als Serina das aussprach, wurde ihr erst bewusst, in was für einer Gefahr sie sich befand. Sie blickte zu Tao, der durch den Nebel versuchte, die Wache zu beobachten. Ihn hatte sie genauso in Bedrängnis gebracht. Wenn sie in Ba-Sing-Se war, musste sie sich sofort von ihm trennen. Es war nicht fair, ihn zu gefährden, nur weil sie sich einsam fühlte. Es war ihr Schicksal und da musste sie ganz alleine durch.

„Ich glaube, wir können wieder“, flüsterte Tao ihr ins Ohr.

Serina schaute kurz nach oben. Vier Augen sahen immerhin mehr als zwei. Sie stimmte Tao zu, sagte es ihm und gemeinsam rannten sie die letzten Meter zur Mauer. Sie lehnten sich beide dagegen und verschnauften kurz. Der Nebel war mittlerweile wieder verschwunden, da sich Serina nicht länger darauf konzentrierte.

„Der Eingang ist nicht mehr weit. Ein paar Meter noch an der Mauer entlang.“ Er zeigte kurz in die entsprechende Richtung und stampfte dann los.

Was Tao für ‚ein paar Meter’ hielt, war für Serina schon wesentlich mehr. Das fiel Serina nur noch mehr auf, da irgendwie eine unangenehme Stille zwischen den beiden entstanden war. „Warum hilfst du mir eigentlich, Tao?“ Serina war schon die ganze Zeit darüber am Grübeln gewesen. „Willst du vielleicht irgendwas dafür?“

„Nein!“, sagte Tao bestimmt. Er ging noch immer weiter, den Rücken zu Serina gewandt.

„Aber warum tust du es dann?“, wollte Serina wissen.

„Naja“, jetzt drehte er sich um und ging dabei weiter rückwärts an der Mauer entlang. „wie du da im Gebüsch gehockt hast, sahst du irgendwie so verloren aus. Außerdem bist du ganz niedlich.“

Serina stemmte die Hände in die Hüften und wollte gerade etwas auf dieses ‚niedlich’ erwidern, als von Tao ein Schrei ertönte: „Wir sind da!“ Serina betrachtete die Stelle an der Mauer, wo sie gerade stehen geblieben waren, doch sie konnte nichts Besonderes erkennen. „Und was soll hier sein?“, fragte sie ein bisschen verärgert, doch wusste selbst nicht, warum.

„Wart’s ab, Süße.“ Tao zwinkerte ihr zu.

Plötzlich kam Serina etwas in den Sinn. „Bist du etwa ein Erdbändiger?“ Sie war ganz aufgeregt. Wenn es wirklich so sein sollte, hätte sie einen Ersatz, wenn sie Toph nicht finden würde.

Doch Tao zerstörte augenblicklich ihre Hoffnungen. „Nein“, meinte er ganz nüchtern. „Aber mein Freund, auf der anderen Seite.“ Tao klopfte gegen die Mauer, so wie man gegen eine Tür klopft.

„Das hört er doch niemals. Weißt du denn nicht, wie dick diese Mauer ist?“ In diesem Moment öffnete sich die Wand. Erstaunt und fassungslos starrte sie auf den gerade entstandenen Durchgang. Sie bückte sich, um tiefer in das Loch schauen zu können.

„Komm schon“, forderte Tao sie auf, der schon halb im Eingang stand. Er nahm Serinas Hand. „Ach ja und wegen meinem Freund. Er ist ein Dieb, wie er im Buche steht, also traue ihm bloß nicht.“

Sollte das eine Warnung sein? Meinte er etwa damit, dass sie ihm auch nicht trauen konnte? Plötzlich fühlte sie sich unwohl in ihrer Haut, folgte Tao jedoch trotzdem langsam. Doch dann fiel ihr etwas ein, dass sie wenigstens etwas beruhigte. Selbst wenn er das so gemeint haben sollte, würde sie ihn sowieso verlassen, kaum dass sie Ba-Sing-Se betreten hätte. Deshalb wollte sie es schnell hinter sich bringen und legte noch einen Zahn zu.

Es war stockfinster im Durchgang. Serina behielt deswegen immer eine Hand an der Wand, damit sie nicht plötzlich dagegen lief. Mit der anderen Hand hielt sie Tao fest. Genauso schnell, wie die Dunkelheit gekommen war, so schnell war sie auch wieder verschwunden. Die Helligkeit blendete sie und machte sie für ein paar Augenblicke blind. Und dann erstreckte sich die ganze Pracht von Ba-Sing-Se vor ihr. Es war dreckig, eng und heruntergekommen. Ganz anders, wie Serina es sich vorgestellt hatte. Sie war enttäuscht. Tao bemerkte ihren Gesichtsausdruck und beugte sich zu ihr vor. „Keine Angst, Süße, so sieht es nicht überall aus. Das hier ist die schlimmste Ecke von allen. Hier gammeln nur Gauner, Diebe und Betrüger rum.“

„Hey, Tao, alter Kumpel.“ Es kam ein junger Mann, so um die zwanzig Jahre vielleicht, auf sie zu. Er hatte kurze, hellblonde Haare und ein ähnliches Grinsen wie Tao auf dem Gesicht. Nur bei diesem Lächeln lief es Serina eiskalt den Rücken herunter. Es war nicht zu übersehen, dass es falsch war. Er streckte seine Hand aus und schüttelte die von Tao. Neben seinem Freund sah Tao aus, wie ein kleiner, dürrer Schwächling. Sein Freund war riesig und überaus muskelbepackt.

„Hey, Rock, lang nicht mehr gesehen! Wie laufen die Geschäfte so?“ Serina bemerkte sofort, dass das nur höfliches Geplänkel war. Anscheinend waren sie gar nicht so gute Freunde, wie sie zu Anfang gedacht hatte.

Rock jedoch ging gar nicht auf das Gesagte von Tao ein. Er hatte nur Augen für Serina. Sie fühlte sich unwohl in ihrer Haut, als er sie so musterte. Doch sie würde sich nicht von ihm einschüchtern lassen. Bevor Tao noch etwas sagen konnte, hatte sie schon ihre Hand zum Gruß ausgestreckt. „Hallo, mein Name ist Kaya.“ Rock ergriff sie sofort und gab ihr einen Kuss auf den Handrücken. Serina musste zugeben, dass er sich einschmeicheln konnte, aber davon würde sie sich nicht beirren lassen. Sie würde ihm nicht trauen, genauso wenig wie sie Tao weiterhin trauen würde. Es war falsch gewesen, das wusste sie jetzt. Auch wenn er nett gewesen war, auch wenn er ihr geholfen hatte, sie durfte ihm einfach nicht trauen. Immerhin hatte ihr Meister das befohlen. Sie sollte keinem vertrauen. Und sie würde sich an das Wort ihres Meisters halten.

Sie befreite ihre Hand und lächelte Rock zu. „Es war wirklich nett, dich kennen zu lernen, aber ich habe etwas Wichtiges zu erledigen und muss deshalb auf der Stelle los. Vielleicht begegnen wir uns irgendwann mal wieder. Es würde mich zumindest sehr freuen.“ Sie nickte zum Abschied und ging dann einfach davon. Tao hatte sie nicht mal mehr angesehen. Doch schon nach einigen Schritten, spürte sie ihn hinter sich. Als sie etwas weiter weg waren, in einer kleinen Gasse, holte Tao sie auf und hielt sie fest.

„Hey, Kleine, warum läufst du denn einfach weg, ohne Tschüss zu sagen?“

Serina drehte sich langsam um. Es hatte einen Grund gehabt, warum sie ihm nicht auf Wiedersehen gesagt hatte. Sie hatte ihn gern gewonnen und jetzt musste sie alleine weiter. Es war nun mal ihre Angelegenheit, diese Sache mit dem Avatar. Sie musste nun so schnell wie möglich weg. Jede Minute, die sie noch bei ihm war, würde ihn nur noch mehr gefährden. „Es tut mir leid, Tao. Aber ich muss jetzt alleine weiter. Ich bin dir wirklich dankbar, dass du mir geholfen hast. Aber ab jetzt brauche ich dich nicht mehr.“

„Aber vielleicht kann ich dir ja doch irgendwie helfen. Du weißt, ich bin relativ geschickt.“ Er zog eine Münze aus dem Nichts hervor.

Serina betrachtete die glänzende Münze. Doch schüttelte sofort den Kopf. „Nein, Tao“, sagte sie jetzt sehr energisch. „Das ist meine Aufgabe und die kann ich nur alleine machen.“

Sie musste wohl sehr überzeugend gewesen sein, denn Tao versuchte nicht mehr, sie irgendwie umzustimmen. Er sah sie nur noch an und nickte daraufhin. Serina drehte sich um und verschwand aus seiner Sicht.

„Viel Glück, Serina“, flüsterte er noch, was von Serina jedoch nicht mehr gehört wurde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-08-07T12:44:19+00:00 07.08.2009 14:44
hey^^
mein erster kommentar...juchu...

Also ich find die story echt super. Mein liebling ist natürlich Tao. Ich hab eine schwäche für charmeure wie tao einer ist....hehehe *lach*

Am besten fand ich die Stelle: "hoppla, da hat tao doch tatsächlich sein gleichgewicht verloren und fällt direkt auf serina....sowas...^^"

Sag mal, haste ne liste beim schreiben vor dir liegen, welchen spitznamen du als nächstes für serina von tao verwenden lässt? Ich musste so lachen...jede 2min ein anderer spitzname....einfach herrlich...:P
Von:  Dragonaura
2009-05-02T12:39:00+00:00 02.05.2009 14:39
Also, bis hierhin gefällt mir deine Geschichte schon mal ausnehmend gut! Serina ist ein liebenswerter Charakter und auch dieser Tao gefällt mir gut.
Dein Schreibstil ist wirklich angenehm zu lesen und ich freue mich schon darauf, wenn ich mal wieder Zeit habe, um weiter zu lesen ^^
Übrigens finde ich deine Idee, bei den Steckbriefen super. Ich habe mir schon ewig Gedanken darüber gemacht, wie man die Charas ordnen kann! Gute Idee!
Von:  Kyuuo
2009-01-17T20:19:29+00:00 17.01.2009 21:19
tolles kapi
was hat aang angestellt, dass alle den avatar suchen
warum is er tod
freu mich auf weiteres
mfg kyuuo
Von:  Nochnoi
2009-01-17T19:28:42+00:00 17.01.2009 20:28
Also Tao ist ja wirklich ein süßer, kleiner Schelm ;) Echt entzückend. Und diese ganzen süßen Spitznamen für Serina XDD Mannomann, der Junge ist echt ein kleiner Charmeur XD

Aber Serina hat ja wirklich Glück, dass er sie gefunden hat. Ansonsten hätte sie sicherlich einige Schwierigkeiten gehabt, nach Ba-Sing-Se zu kommen. Immerhin hat die Feuernation fast hundert Jahre gebraucht, um sich da mal einzuschleichen, da wäre es Serina sicherlich nicht in den ersten fünf Minuten gelungen. Na ja, zumindest wenn sie Tao nicht gehabt hätte XD

Und es ist wirklich schade, dass sie sich wieder von ihm getrennt hat. Aber auch durchaus verständlich, immerhin bringt sie alle um sich herum in Gefahr und darüber hinaus kann man einem Dieb, den man gerade kennen gelernt hat, ja auch nicht hundertprozentig vertrauen. Im Grunde ist es ja schon gefährlich, dass er sie von dem Steckbrief erkannt hat. Von daher war es sicherlich eine kluge Entscheidung, sich schnell vom Acker zu machen.
Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Tao doch nochmal auftauchen wird ;p

Auf jeden Fall bin ich dann mal sehr gespannt, ob Serina bei ihrer Suche nach Toph Erfolg haben wird!

Hab dich lieb


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