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Avatar - Wege des Schicksals

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Gewissensbisse

Serina brauchte eine kleine Weile, um zu begreifen, dass Toph vor ihr stand. Zwar war es offensichtlich, zum Einen wegen ihrer Augen, zum Anderen aufgrund ihrer Begrüßung, doch Serina war so verwirrt, da sie gerade noch von zwei Erdbändigern verfolgt worden war und plötzlich in einer riesigen unterirdischen Höhle stand, anscheinend gerettet.

„Ja, ... ich ...“, stotterte sie los, plötzlich von Tophs Erscheinung geradezu eingeschüchtert. Toph war zwar kaum größer als sie selbst, aber man sah ihr deutlich an, dass sie außerordentlich kräftig war.

Dann grinste Toph schief. Serina wusste nicht, ob sie das beruhigen sollte, oder ob sie wohl lieber noch mehr Angst haben sollte. Es war kein wirklich warmes oder herzliches Lachen. Vielmehr glaube Serina darin ein klein wenig Schadenfreude zu sehen. Vielleicht hatte ihr Meister Unrecht gehabt und Toph würde sie verraten.

Schon einige Sekunden später zweifelte Serina ihre eigenen Gedanken an. Toph hatte bestimmt nicht ohne jeden Grund die letzten Jahre so alleine und zurückgezogen gelebt. Sie war eine der besten Freunde des Avatars gewesen und hatte bestimmt zu ihm gehalten. Obwohl das nicht immer der Fall sein musste, wie Serina nur zu gut wusste.

Plötzlich drückte Toph ihr die Fackel in die Hand. „Folge mir!“, befahl sie, drehte sich um und war schon fast aus dem Lichtkegel verschwunden. Serina bemühte sich mit Toph Schritt zu halten. Sie wunderte sich, wie gezielt und sicher sich Toph bewegen konnte. Toph ging völlig im Dunkeln und trotzdem bewegte sie sich um einiges eleganter als Serina selbst. Sie musste immer wieder auf den Boden blicken, um nicht über irgendeinen Stein oder sonstiges zu stolpern. Und dabei sah Toph überhaupt nichts. Serina hatte zwar Geschichten gehört, dass Toph auf eine andere Art sehen konnte, doch bisher hatte sie diese Gerüchte immer angezweifelt. Nun war sie nicht mehr sicher, ob sie nicht doch der Wahrheit entsprachen. Aber vielleicht kannte sie sich hier auch nur hervorragend aus. Immerhin lebte sie wahrscheinlich schon fast 14 Jahre hier.

Serina kam es vor, als ob sie jetzt schon eine halbe Ewigkeit hinter Toph herstolperte. Die erste große Halle hatten sie schon längst hinter sich gelassen. Zwischendurch waren sie durch viele enge Tunnel gegangen. Manche waren sogar so klein, dass Serina sich auf allen Vieren fortbewegen musste. Das war nicht so einfach, denn sie musste gleichzeitig die Fackel tragen und aufpassen, dass diese nicht erlosch.

„To- ... ähm ... Miss Bei ... ähm ... wohin gehen wir eigentlich?“, wollte Serina nun endlich wissen, da Toph – seit sie ihr die Fackel in die Hand gedrückt hatte – kein einziges Wort mehr gesagt hatte. Langsam taten Serina die Beine weh und sie war nach diesem anstrengenden Tag unendlich müde. Am liebsten hätte sie sich einfach auf der Stelle, wo sie sich gerade befand, auf den Boden gelegt und geschlafen. Alle Sorgen, die ihr noch im Kopf herumschwirrten, einfach vergessen.

„Du kannst mich ruhig Toph nennen“, kam es anschließend von vorne. Serina spürte darauf, wie die Röte ihr ins Gesicht stieg. Aber zum Glück konnte Toph das nicht sehen … oder doch? „Und wo es hingeht, wirst du noch früh genug erfahren.“

Genervt stieß Serina Luft aus. Dass sich Lehrer nie klar ausdrücken konnten. Tarik hatte auch nie gesagt, wo sie spät in der Nacht immer hingingen. Sie sollte sich stets überraschen lassen. Serina konnte das nicht leiden. Konnte man nicht einfach klipp und klar sagen, was der Schüler tun und lassen sollte. Immer nur diese Hinweise, damit die Schüler selber was lernen. Serina hatte diese Hinweise nie verstanden und das war auch der Grund, warum sie sie nicht mochte.

Trotzig stampfte sie weiterhin Toph hinterher, die wieder nicht mit ihr sprach. Serina hatte nun auch keine Lust mehr auf ein Gespräch. Sie würde sich solange gedulden, bis sie an ihrem Ziel angekommen waren. Das würde hoffentlich nicht mehr so lange dauern. Sie mussten immerhin fast schon unter den Bergen angekommen sein. Zumindest fühlte es sich so für Serina an. Ihre Füße waren mittlerweile bestimmt schon so schwer wie Blei und ihr Arm war langsam taub vom Tragen der schweren Fackel. Eigentlich wollte sie sich nur noch hinlegen, aber das würde sie Toph nicht unter die Nase reiben, sonst hielt sie sie noch für einen Schwächling.

Und dann war es endlich soweit. Sie bückte sich unter der letzten niedrigen Decke hervor und stand wieder in einer riesigen Halle. Und dort blieb Toph endlich stehen. Sie drehte sich zu Serina um und hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht. „So, wir sind endlich da. Ich glaube, wir sind jetzt weit genug von der Stadt entfernt. Aber eigentlich schade. Gerade, wo es angefangen hatte, Spaß zu machen. Findest du nicht auch?“

Serina war der Meinung, dass Toph das mal ihren Füßen erzählen sollte, beließ den Kommentar jedoch lieber bei sich. Sie wollte nicht zu aufmüpfig klingen, immerhin hoffte sie doch, Toph als ihren Erdbändigermeister gewinnen zu können. „Ja, wirklich schade“, log Serina. „Und was tun wir hier jetzt genau?“ Sie blickte sich um, doch der Lichtschein der Fackel reichte nicht sehr weit, um Kleinigkeiten zu erkennen.

„Hier wirst du dein Training beginnen“, sagte Toph.

Serina blickte sie entgeistert an. „Wie bitte?“

„Du willst doch, dass ich dir das Erdbändigen beibringe, oder nicht? Ich dachte, das wäre der Grund, warum du mich aufgesucht hast.“

„Ja, schon, aber ich wusste nicht, dass sie wissen, wer ich bin.“ Mit jedem Wort wurde Serinas Stimme leiser. Sie merkte sofort, dass es ein wenig dumm klang.

„Naja, die ganze Stadt ist in Aufruhr, weil sich der Avatar in Ba-Sing-Se befinden soll und du bist das Mädchen, dass vor den Wachen davonläuft. Wer solltest du also sonst sein?“

Serina spürte, wie sie mal wieder rot im Gesicht wurde. „Stimmt schon.“ Doch dann erkannte Serina plötzlich den Sinn von Tophs Worten. „Sie wollen mir also tatsächlich helfen? Sie wollen mir das Erdbändigen beibringen?“ Serinas Herz pochte ganz schnell. Sie spürte es deutlich, doch es war ihr mehr als egal.

„Natürlich.“ Und nun lachte Toph wieder laut los, wie am Anfang ihrer Begegnung. „Ich meine, wer würde es sich schon nehmen lassen, zwei Avatare auszubilden. Ich werde in allen Geschichtsbüchern stehen.“

Serina fand diesen Grund mehr als seltsam, doch sie war einfach nur froh einen Lehrer gefunden zu haben.
 

„So, dann können wir also auch direkt anfangen. Zieh deine Schuhe aus“, befahl Toph.

„Was?“ Serina fragte nicht, weil sie Toph nicht verstanden hatte, sondern vielmehr, weil sie den Sinn dahinter nicht begriff.

„Zieh deine Schuhe aus. Die Dinger, die du an deinen Füßen trägst.“ Zusätzlich zeigte Toph noch darauf, damit auch jedes noch so kleine Kind sie verstehen würde.

„Ich habe schon verstanden, Toph. Aber warum soll ich bitte schön meine Schuhe ausziehen? Hier ist es doch furchtbar dreckig. Außerdem könnte ich mich an einem Stein verletzten.“

Toph verdrehte genervt die Augen. „Diese Wasserbändiger sind immer so reinlich“, sagte sie mehr zu sich selbst, als zu Serina. Zumindest kam es Serina so vor. Vielleicht hatte Toph sich ja angewöhnt, laut zu denken in den ganzen Jahren der Einsamkeit.

Auf jeden Fall ließ Serina es sich nicht noch mal sagen und zog ihre Schuhe aus. Der Boden war kalt und jede noch so kleine Bewegung tat ihr weh. Doch das zeigte sie Toph natürlich nicht. Sie wollte ihre Lehrerin nicht schon in den ersten fünf Minuten enttäuschen.

„Gut so. Und jetzt fehlt nur noch eine Sache.“ Toph zog etwas aus ihrer Tasche hervor. Es war ein Stück Stoff. Serina fragte sich, wozu das gut sein sollte. „Dreh dich um“, sagte Toph.

Dieses Mal war Serina schlau genug, nicht nachzufragen. Sofort drehte sie sich um. Sie spürte, wie Toph den Stoff um ihre Augen legte und einen festen Knoten machte.

„Und, kannst du noch etwas sehen?“

Serina schüttelte den Kopf. Aber eigentlich hatte sie davor ja auch nicht viel gesehen. Also wozu das alles?

„Ich werde jetzt gehen. Ich möchte, dass du die Augenbinde aufbehältst, egal was passiert. Es ist wichtig. Und deine Schuhe wirst du auch nicht wieder anziehen. Für Nahrung und Wasser ist gesorgt. Man sieht sich dann in drei Tagen.“ Serina spürte, wie Toph ihr einmal fest auf den Rücken schlug.

„Was? Toph, was meinst du damit? Drei Tage?“, fragte Serina mit einem leichten Zittern in der Stimme. Doch es kam keine Antwort. Serina drehte sich um, die Arme lang nach vorne gestreckt, doch Toph konnte sie nicht fühlen. Sie wanderte durch die Halle, vorsichtig, damit sie nicht hinfiel, doch sie konnte Toph nirgendwo finden. Anscheinend hatte sie sie alleine gelassen. Noch ein paar Mal rief sie ihren Namen, doch Toph gab keine Antwort. Also war Serina wohl wirklich allein.
 

Nach einer halben Stunde, in der Serina tastend die Höhle erkundet hatte, ließ sie sich müde auf den Boden fallen. Die Höhle war nicht besonders groß. Nicht so groß, wie sie zu Anfang vermutet hatte. Sie hatte einen Durchmesser von etwa dreißig Fuß. Außerdem hatte Serina drei Ausgänge gefunden. Einer davon, den sie mit einem Stein markiert hatte, war der Weg, von dem sie gekommen waren. Die anderen Beiden wollte Serina auf jeden Fall noch erkunden.

Sie hatte sich mittlerweile damit abgefunden, dass Toph sie alleine gelassen hatte. Sie durfte sich einfach nicht darüber ärgern und das Beste aus der Situation machen, in der sie jetzt festsaß. Auch wenn sie fand, dass Toph ihr etwas mehr hätte erklären können, wagte Serina nicht, ihre Schuhe wieder anzuziehen oder die Augenbinde abzunehmen. Vermutlich würde sie eh nicht viel mehr sehen, aber es ging ums Prinzip. Sie würde Toph zeigen, dass sie jede Art von Befehl ausführen konnte. So würde Toph nicht an ihrer Schülerin zweifeln.

Die Tasche mit dem Proviant hatte sie auch bereits gefunden. So saß sie jetzt im Dunkeln und führte sich etwas Nahrung zur Gemüte. Es tat gut, etwas Wasser zu trinken und eine Frucht zu essen. Und Serina fragte sich, wann sie das letzte Mal etwas gegessen hatte. Das war vermutlich am Morgen gewesen, als sie auf den Weg nach Ba-Sing-Se war.

Die Erinnerung traf sie wie ein Blitz. Es war nur ein Tag gewesen. Innerhalb eines Tages war sie nach Ba-Sing-Se rein und wieder raus. Und sie hatte Tao getroffen. Gerade mal einen Tag hatte sie ihn gekannt. Und er hatte sich sofort um sie gekümmert, obwohl er sie gar nicht kannte.

Es war so unheimlich viel passiert in den letzten Stunden. Am Morgen war sie noch zuversichtlich gewesen. Sie hatte sich fest vorgenommen, Toph zu finden. Das hatte sie zwar auch geschafft, doch Serina gefiel der Preis nicht, den sie dafür bezahlen musste. Nun wusste das ganze Erdkönigreich, dass der Avatar sich hier irgendwo versteckte und jeder würde nach ihr suchen. Wahrscheinlich sogar normale Bürger, Bauern und Verkäufer. Vielleicht sogar dieses nette Ehepaar, das ihr am ersten Tag geholfen hatte.

Serina spürte, wie ihr eine einzelne Träne über die Wange lief. Sie war ganz alleine auf der Welt. Sie hatte ihren Meister zurückgelassen und den einzigen Freund, den sie hatte, im Stich gelassen.

„Ich bin direkt hinter dir.“ Der letzte Satz von Tao spukte ihr im Kopf herum. Serina hatte es sofort gehört. Sie hatte bemerkt, dass er log. Trotzdem war sie einfach weggelaufen. Weggelaufen und hatte ihn einfach zurückgelassen. Sie war ein solcher Feigling. Nie konnte sie etwas richtig machen. Ihrem Meister hätte sie auch helfen müssen. Sie hätte ihn zwingen sollen, mit ihr zu kommen. Dann wäre das bestimmt alles nicht passiert. Ihr Meister hätte gewusst, was getan werden musste. Er hätte ihr helfen können.

Am liebsten hätte sie jetzt seinen Brief rausgeholt und ihn ein weiteres Mal gelesen. Doch das war nicht möglich. Deshalb rollte sie sich zusammen und schloss die Augen. Sie brauchte ein wenig Schlaf, wenn sie in den nächsten drei Tagen diese Höhle erkunden wollte. Außerdem war sie todmüde.
 

Serina wachte wieder auf, als sie jemanden hörte, der ihren Namen rief. Es war sehr leise und schien weit entfernt, doch Serina erkannte sofort diese Stimme. Augenblicklich nahm sie ihre Augenbinde ab. Es war ihr egal, was Toph sagen würde. Serina würde jede Strafe auf sich nehmen.

Doch als sie ihre Augen öffnete, konnte sie nichts erkennen. Aber es war nicht die erwartete Dunkelheit, die ihr die Sicht versperrte, sondern um sie herum war überall starker Nebel. Und schon wieder hörte sie diese Stimme.

Es war wie damals. Nach jedem Kampf mit Rahir hatte sie diesen Traum gehabt. Sie irrte im Nebel umher und vom Weitem hörte sie Pakus Stimme rufen. Doch dieses Mal war es nicht Paku, der sprach. Es war Taos Stimme. Auch wenn Serina ahnte, dass es sinnlos war, lief sie los und rief Taos Namen. Sie konnte ihn nicht ein weiteres Mal im Stich lassen. Sie musste alles versuchen, was in ihrer Macht stand.

Sie irrte stundenlang durch diesen unheimlichen Nebel, wie es ihr vorkam. Und immer noch hatte sie keine Spur von Tao gefunden. Seine Stimme hallte immer noch aus vielen verschiedenen Richtungen. Sie fiel auf die Knie und fing an zu weinen. „Tao, wo bist du?“, schluchzte sie vor sich hin. „Es tut mir so leid, dass ich dich im Stich gelassen habe. Ich hätte nie gehen dürfen. Es war falsch. Ich hätte bei dir bleiben sollen. Zusammen hätten wir es geschafft. Wir hätten beide fliehen können.“ Ihre Stimme versagte und die Tränen flossen nur noch aus ihren Augen.

Dann spürte Serina plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter. Langsam drehte sie sich um und versuchte etwas durch ihre tränennassen Augen zu erkennen. Erstaunlicherweise hatte sich der Nebel um sie etwas gelichtet und deshalb hatte sie keine Probleme ihr Gegenüber zu erkennen. Sofort zauberte sich ein Lächeln auf Serinas Gesicht. Sie sprang auf und fiel ihrem Freund um den Hals. „Paku!“, rief sie freudig. „Was machst du denn hier?“

Paku erwiderte Serinas Umarmung. „Denkst du wirklich, dass ich dich alleine lassen würde? Ich bin doch dein großer Bruder, der auf dich aufpassen muss. Ohne mich bekommst du doch Nichts auf die Reihe.“ Er drückte sie fest an sich.

Serina wollte ihre Tränen wegwischen, doch es strömten immer weitere aus ihren Augen. Sie konnte einfach nicht aufhören zu weinen. Sie freute sich so sehr, dass Paku gekommen war.

„Aber jetzt sag mal“, er drückte Serina von sich weg, „warum weinst du denn? Ich denke, du bist schon ein großes Mädchen?“

Plötzlich fiel Serina wieder Tao ein, den sie über Pakus plötzliches Auftauchen kurz vergessen hatte. „Ich suche einen Freund. Er muss hier irgendwo sein.“ Und wie aufs Kommando hörte sie wieder Tao rufen. „Hörst du? Das ist er.“

Paku nickte und schaute sich um. Dann reichte er Serina seine Hand hin. „Dann komm. Suchen wir ihn gemeinsam.“

Serina ergriff seine Hand und ließ sich von ihm führen. Wie sehr hatte sie Paku vermisst. Am Liebsten hätte sie ihn mit auf die Reise genommen. Und jetzt war er hier. Er war ihr gefolgt, weil er sich Sorgen gemacht hatte. Sie schaute ihn an. Beobachtete seine Gesichtzüge. Er schaute ernst nach vorne, war vollkommen darauf konzentriert der unbekannten Stimme zu folgen. War er wirklich gekommen, weil er sich Sorgen gemacht hatte oder vielleicht doch aus einem anderen Grund?

„Warum bist du hier, Paku?“, fragte sie ein weiteres Mal.

„Weil ich auf dich aufpassen muss, kleine Schwester. Ich habe dir doch versprochen, dass wir immer zusammen bleiben werden.“ Er schaute sie ernst an. Es lag keine Lüge in seinen Augen.

„Aber Meister Tarik meinte, dass-“

„Tarik erzählt viel, wenn der Tag lang ist. Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nicht alles glauben sollst, was er von sich gibt. Er kann sich auch mal irren. Du bist meine beste Freundin, Serina, und ich werde auf dich aufpassen, egal was kommen mag.“

Serina schloss für einen kurzen Moment die Augen und überlegte, ob sie die eine Frage noch stellen sollte, die ihr im Kopf rumspukte. Würde es ihn nur aufregen oder würde er Verständnis zeigen? Bevor sie den Gedanken zu Ende denken konnte, hörte sie wieder Taos Stimme. Diesmal war sie ganz nah. Aufgeregt schaute sie sich um. „Er muss hier irgendwo sein.“ Sie ließ Pakus Hand los und lief los. Sie folgte Taos Stimme und schien immer näher zu kommen.

Serina wollte ihren Augen nicht trauen. Dort lag er endlich. „Tao“, rief sie freudig und rannte zu ihm hin. „Was ist mit deinem Bein?“ Erschrocken blickte sie darauf. Ein Eiszapfen steckte darin und Blut floss heraus. Und nicht gerade wenig, wie Serina fand.

„Ach, das ist halb so wild. Sieht schlimmer aus, als es ist.“ Tao grinste sie frech an. Und unwillkürlich musste Serina auch lächeln. Tao schien nicht sauer oder wütend zu sein. Sie war so erleichtert. „Aber wer ist das denn, Kleine?“

Ohne nach Hinten zu schauen, antwortete Serina: „Das ist Paku, mein bester Freund. Wir kennen uns schon seit unserer Kindheit.“ Serina spürte eine wohlige Wärme in ihrem Inneren. Paku war hier bei ihr und sie hatten endlich Tao gefunden. Ab jetzt konnte es nur noch bergauf gehen. Serina hatte es im Gefühl, dass jetzt alles gut gehen würde.

„Nein, Serina, wer ist das?“ Tao streckte seinen Arm aus und zeigte auf die Person, die hinter Serina stand.

Verwirrt drehte Serina sich um. „Rahir!?“, flüsterte sie erschrocken. Was tat er denn hier? Und wo war plötzlich Paku abgeblieben?

„Hallo, Serina“, sagte Rahir zwar sanft, aber so, dass es einem eiskalt den Rücken runterlief.

Wie ein paar Stunden zuvor, erfror Serina zu Eis. Vor Angst konnte sie sich kaum noch bewegen. Sie selbst ärgerte sich darüber, dass dieser Mann eine solche Wirkung auf sie ausüben konnte. Es war frustrierend, doch Serina konnte nichts daran ändern.

„Was tust du hier?“, wollte Rahir von ihr wissen. Seine Stimme war scharf wie ein Messer.

„Ich … ich-“

„Willst du etwa deinem kleinen Freund helfen?“ Zaghaft nickte Serina. „Dafür ist es zu spät. Erinnerst du dich nicht? Du bist einfach weggelaufen und hast ihn im Stich gelassen.“

„Warum hast du das getan?“, kam es vorwurfsvoll von Tao. „Ich hätte dich gebraucht.“

Mit tränennassen Augen sah sie von Rahir zu Tao. Was sollte sie dazu sagen? Dass sie ein Feigling war und solche Angst gehabt hatte, dass sie nur noch weg wollte? „Es tut mir leid“, schluchzte sie.

„Er hat dir geholfen, Avatar. Das musste bestraft werden.“ Rahir grinste befriedigt und seine Augen glänzten vor Genugtuung an die Erinnerung. „Ich habe deinen kleinen Freund getötet.“

Erschrocken und verängstigt blickte sie zu Tao hinunter, der sich plötzlich vor ihren Augen einfach in Luft auflöste.

„Und du bist die Nächste. Ich werde dich finden.“ Mit dieser Drohung verschwand Rahir genauso wie Tao zuvor.

Serina bemühte sich, um nicht schon wieder vor Verzweiflung zusammenzubrechen. Sie schaute sich um und da stand Paku, als ob er die ganze Zeit dort gewartet hätte. Sie stolperte zu ihm hinüber, lehnte sich gegen seine Brust und gab ihren Gefühlen freien Lauf. Doch so sehr sie auch weinte, Paku bewegte sich keinen Millimeter. Sie hob ihren Kopf, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Er sah wütend aus.

„Was ist los, Paku?“ Sie trat einen Schritt von ihm weg und wischte sich die Tränen fort.

Paku schaute sie eiskalt an. „Ich habe gehört, was du getan hast, Serina. Das ist unentschuldbar. Wenn du so etwas tust, kann ich nicht länger dein Freund sein.“

„Nein!“, schrie sie.
 

„Nein!“, rief sie und wachte von ihrem eigenen Schrei auf. Überwältigt von diesem Traum zog sie ihre Knie noch näher an ihre Brust heran und blieb so eine Weile liegen. Jedes einzelne Bild ihres Traumes zog noch einmal an ihrem inneren Auge vorbei.

Tao, wie er verletzt, aber trotzdem noch der Alte, am Boden gelegen hatte und wie er dann einfach so verschwunden war. Rahir, der Mann, der ihr mehr Angst machen konnte, als jede andere Person auf der Welt. Und dann Paku. Wie sehr hatte Serina sich gefreut, ihn wieder zu sehen. Doch es war etwas in ihr zerbrochen, als er sie mit diesem hasserfüllten Blick angesehen hatte.

Auch wenn dies nur ein Traum gewesen war, konnte Serina diese Erinnerung nicht mehr aus ihrem Gedächtnis löschen. Es gab nämlich immer noch diesen kleinen Zweifel…



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Dragonaura
2010-02-24T17:16:16+00:00 24.02.2010 18:16
"Man sieht sich dann in drei Tagen" lol
Toph hat sich ja gar nicht verändert! Ich mochte sie schon immer =D
Von: abgemeldet
2009-08-12T15:28:34+00:00 12.08.2009 17:28
ach....typisch Toph....ich musste so lachen bei der stelle, als sie sagte: "Man sieht sich dann in drei Tagen"
....*lach*..echt lustig!
bye okami-sempai
Von:  Nochnoi
2009-07-30T11:12:03+00:00 30.07.2009 13:12
Ach ja, die liebe Toph ;)
Sowas von typisch, die arme Serina erstmal durch diese Höhle krabbeln zu lassen, ihre Schuhe auszuziehen, ihr eine Augenbinde zu verpassen und sie dann drei Tage dort allein zu lassen. Und das alles nur, um in die Geschichtsbücher einzugehen XD Ich liebe die Frau einfach!!
Interessant fand ich ja auch ihre gemurmelte Bemerkung, dass die Leute vom Wasserstamm so reinlich seien. Hat sie da möglicherweise an jemand bestimmtes gedacht?

Aber Serina tut mir wirklich leid, ihre Gewissensbisse scheinen sie ja wirklich zu quälen. Dieser Traum war sicherlich alles andere als amüsant.
Und ich hoffe doch sehr, dass Tao nicht wirklich tot ist.

Ich freu mich auf jeden Fall sehr aufs nächste Kapitel ^^
Ich weiß ja, dass du uns mit der Auflösung noch etwas zappeln lassen willst, aber ich werde einfach versuchen, meine Neugierde irgendwie zu besänftigen und mich stattdessen auf Toph zu freuen ;p

Hab dich lieb
Sarah
Von:  Kyuuo
2009-07-29T20:05:06+00:00 29.07.2009 22:05
tolles kapi
toph hat ja seltsame trainingsmethoden
kann sie den traum überwinden
was is damals passiert und wird toph die wahre geschichte erzählen
freu mich aufs nächste
lg kyuuo


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