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Avatar - Wege des Schicksals

von

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Berufsgeheimnis

Serina und Toph waren gerade mal knapp eine halbe Stunde unterwegs und Serina hatte jetzt schon keine Lust mehr. Nicht, dass sie müde war, aber sie hatte einfach keine Kraft mehr, immer nur weg zu laufen. Sollte das jetzt etwa immer so gehen? Sobald irgendeine Gefahr auftauchte, würden sie wegrennen und sich verstecken. Für Serina war das schwer vorstellbar. Sie war immer gern unter Menschen gewesen und jetzt sollte sie ein Einsiedlerleben führen.

Aber sie wagte es nicht, sich zu beschweren. Toph war schon sauer auf sie, weil sie ihr nicht erzählt hatte, dass Paku Sokkas Sohn war. Sie sagte zwar nichts darüber, aber Serina konnte es deutlich spüren. Teilweise konnte Serina es sogar gut nachvollziehen. Toph war vor den Kopf gestoßen worden. Serina hätte es ihr erzählen müssen. Aber wahrscheinlich hätte Toph sie dann nie mit Paku reden lassen. Aber vielleicht wäre das auch besser gewesen.

Immer noch hatte Serina seine zornfunkelnden Augen vor ihrem Gesicht. Es lief ihr ein Schauer über den Rücken, wenn sie daran dachte. Sie konnte ihn immer noch nicht verstehen. Sie waren die besten Freunde gewesen und ihm bedeutete das überhaupt nichts mehr. Er wollte einfach nur seine Rache. Er wollte den Avatar töten, egal ob der Avatar mal seine beste Freundin war oder nicht. Serina spürte, wie ihr wieder Tränen in die Augen stiegen.

Wahrscheinlich sollte sie einfach mit Toph darüber reden, doch Serina wollte dies nicht. Toph würde dann nur sagen, dass sie es von Anfang an gewusst hatte. Und das verkraftete Serina noch nicht. Sie brauchte einen Freund, mit dem sie reden konnte und nicht eine Lehrerin, die alles besser wusste. Wie sehr brauchte sie jetzt einen Freund. Jedoch musste sie sich wohl damit abfinden, dass sie eine lange Zeit keinen Freund zum Reden haben würde. Erst wenn sie Tao wieder befreit hatten. Und dann war da noch die Frage, ob er überhaupt mit ihnen gehen wollte. Immerhin war Serina der Avatar und jeder, der bei ihr war, war in großer Gefahr. Tao hatte schon einmal die Konsequenzen gespürt und vermutlich wollte er sie nicht noch ein weiteres Mal erleben. Wenn sie Tao befreien würden, würde es wohl das letzte Mal sein, dass sie ihn sah.
 

„Es tut mir leid, dass ich dich angeschrieen habe.“ Toph drehte sich um. „Ich war aufgewühlt und konnte nicht klar denken. Trotzdem hätte ich es nicht tun dürfen. Es war schwer für mich, denn dein Freund sieht Sokka wirklich sehr ähnlich. Er ist ihm fast aus dem Gesicht geschnitten.“

Toph sah sehr traurig aus, deshalb ging Serina zu ihr und legte die Hand auf ihren Arm. „Es tut mir auch leid, dass ich es dir nicht erzählt habe. Ich dachte nur-“

„Ich weiß, warum du es mir nicht gesagt hast. Und dafür möchte ich dir danken.“ Plötzlich schaute Toph weit in die Ferne und schien sich zu konzentrieren. „Soll das ein schlechter Witz sein?“, sprach sie eher zu sich selbst, als zu Serina.

„Was ist? Sind Feinde unterwegs?“ Serina sprach sehr leise, denn sie wollte nicht, dass sie gefunden wurden.

„Ich weiß nicht“, gab Toph zurück. „Aber ich glaube nicht. Immerhin ist er nur ein Junge. Außerdem scheint er verletzt zu sein. Trotzdem sollten wir eine Begegnung vermeiden.“ Sie nahm Serina an die Hand und zog sie hinter sich her.

Diesmal störte es Serina nicht. Toph wusste, wo sich dieser Fremde aufhielt und sie würde ihm aus dem Weg gehen. Es gab keinen Grund, sich zu fürchten. Solange es nur eine einzelne Person war, bedeutete es keine Gefahr für sie. Sie beide waren stark genug, um sich zu wehren.

„Du sagtest eben, dass der Junge verletzt sei? Meinst du, er braucht Hilfe?“ Serina wusste auch nicht, warum sie diesem Jungen plötzlich helfen wollte. Er könnte ein Feind sein, jedoch könnte es auch einfach nur ein Junge sein, der sich verlaufen hatte und jetzt alleine nicht mehr zurückfand. Es lag wohl einfach in ihrer Natur, sich Sorgen zu machen.

Toph blieb jedoch nicht stehen. „Wir können leider nicht die heiligen Samariter spielen, Serina. Das erlaubt unsere derzeitige Situation nicht. Es könnte nämlich genauso gut eine Falle sein. Ein verletzter Junge, der womöglich Hilfe benötigt, soll uns anlocken und sie überraschen uns aus dem Hinterhalt. Das ist einfach zu gefährlich. Das können wir nicht riskieren.“

„Aber müsstest du nicht die Anderen auch spüren können, wenn welche da wären?“, fragte Serina neugierig. Eigentlich hatte sie Toph noch nie so richtig gefragt, wie sie genau sehen konnte.

Toph schüttelte den Kopf. „Nicht unbedingt, Serina. Ich sehe durch die Vibrationen, die durch die Erde laufen. Wenn sie aber zum Beispiel auf Bäumen sitzen, könnte ich sie nicht spüren. Wir können also leider nichts tun. Aber damit du dich nicht so schlecht fühlst: der Junge ist nicht stark verletzt. Er hat nur ein wenig gehumpelt, aber er kann auf jeden Fall noch laufen.“ Sie lächelte ihrer Schülerin zu.

Irgendwie hatte Serina plötzlich ein komisches Gefühl. Als ob es da eine Sache gab, an die sie sich erinnern musste, aber nicht konnte. Sie wusste nicht, was es war und was dieses Gefühl überhaupt ausgelöst hatte. Es musste irgendetwas mit dem zu tun haben, was Toph gerade zu ihr gesagt hatte. In der Hoffnung bei einer Wiederholung würde es ihr auffallen, fragte sie Toph: „Was hast du gerade gesagt?“

Toph blieb stehen. „Er ist weg!“, sagte sie.

Serina sah sie voller Panik an. „Was meinst du damit, Toph? Er kann doch nicht einfach so verschwinden.“

„Vermutlich war es wirklich eine Falle und sie haben begriffen, dass wir es bemerkt haben. Er ist zu seinen Komplizen auf einen Baum geklettert. Serina, du musst für mich jetzt sehen. Halte Augen und Ohren geöffnet. Der Junge war zuletzt in westlicher Richtung von uns, deshalb werden wir uns jetzt nach Osten wenden. Wenn du irgendetwas siehst, gib mir sofort die Richtung an. Hast du verstanden?“

„Ja, habe ich.“ Serina versuchte die aufkeimende Angst zu unterdrücken. Es gab eigentlich keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Zumindest versuchte sie sich, dies einzureden. Wenn nämlich eine ganze Armee hinter ihnen her war, könnten sie wahrscheinlich nicht viel unternehmen.

„Mach dir keine Sorgen“, sagte Toph, die die Verwirrung ihrer Schülerin deutlich spürte. „Es kann keine große Gruppe sein, sonst würden sie zu sehr auffallen. Es können höchstens fünf Personen sein und zusammen werden wir mit ihnen fertig.“

Serina nickte und blickte sich dabei immer aufmerksam um. Ihre Blicke waren nach oben auf die Bäume gerichtet. Bisher hatte Serina die Bäume immer für einen guten Schutz gehalten. Doch jetzt waren sie zu ihren Feinden übergelaufen, denn diese boten ihnen ein Versteck, das sogar Tophs Sicht nicht erreichen konnte. Serina glaubte kaum, dass sie den Gegner direkt erspähen würde, dafür waren die Äste auf den Bäumen viel zu verzweigt. Es gab zu viele Möglichkeiten, um ihrem Blick zu entgehen. Trotzdem gab sie nicht auf und gab ihr Bestes. Das war es, was Toph von ihr verlangte und das würde sie auch tun.
 

Mittlerweile waren sie wieder eine ganze Zeit gelaufen. Toph hatte Serina versichert, dass sie wohl nicht verfolgt wurden, sonst hätten sie bereits etwas bemerkt. Doch Serina beruhigte das nicht völlig. Sie vertraute zwar Tophs Urteil, aber irgendwie hatte sie immer noch so ein eigenartiges Gefühl. Als ob sie etwas nicht bedacht hätte.

Deshalb blieb sie weiterhin wachsam. Ihr Blick war zwar nicht mehr die ganze Zeit auf die Bäume rings um sie gerichtet, dennoch hielt sie ihre Ohren offen. Bei jedem kleinsten Geräusch zuckte sie zusammen. Bisher waren es jedoch nur Tiere oder sie selbst gewesen, die irgendwelche Geräusche verursacht hatten.

Langsam sah Serina ein, das wohl keine Gefahr mehr bestand. Sie musste sich einfach etwas beruhigen. Gerade als sie das einsehen wollte, hörte sie hinter sich etwas knacken. Es hörte sich an, wie ein Ast, der unter einer zu schweren Last gebrochen war. Bevor sie sich umdrehen konnte, vernahm sie eine Stimme: „Da willst du einfach gehen, ohne dich von mir zu verabschieden?“

Serina und Toph drehten sich beide gleichzeitig um. Eigentlich hätte Toph dem Jungen direkt einen Stein vor sein großes Maul gedonnert, doch durch diesen Satz hatte sie bereits eine Vermutung, wer dieser Junge sein könnte.

Serina suchte in den Bäumen nach der Quelle dieser Stimme. Als sie ihn endlich erblickt hatte, sprang er elegant vom Baum herunter und landete auf einem Bein. Sein anderes Bein war bandagiert, das bemerkte sie sofort. „Was soll denn das, mein Täubchen?“

Bevor Serina sich versah, war sie auch schon losgerannt und fiel Tao um den Hals. Sie drückte ihn ganz fest an sich. „Dir geht es gut, Tao. Oh mein Gott, ich bin ja so froh“, sprudelte es aus ihr heraus. Und dann bemerkte sie plötzlich, was sie gerade tat. Sie umarmte einen Jungen, den sie kaum kannte. Ohne es verhindern zu können, lief sie rot an. Sofort wich sie einen Schritt zurück. Verlegen schaute sie auf den Boden. „Ähm … tut mir leid … ich wollte nicht-“

Tao jedoch grinste nur breit. Als Serina das bemerkte, musste sie auch lächeln. Das war typisch Tao und sie freute sich so ungemein, dass er wohl immer noch der Alte war. Er schien nicht sauer auf sie zu sein, obwohl er einen guten Grund dafür gehabt hätte. Plötzlich spukten ihr tausend Fragen durch den Kopf. Sie sah ihn ungläubig an. Die Dringendste stellte sie zuerst: „Was ist mit deinem Bein, Tao? Tut es sehr weh?“ Serinas Stimme überschlug sich fast, so schnell brachte sie die Wörter aus ihrem Mund heraus.

Tao schüttelte den Kopf. „Wirklich süß von dir, dass du dir Sorgen um mich machst, mein Schmetterling. Aber es ist wirklich nur ein Kratzer, nichts weiter.“

Erleichtert atmete Serina aus. Sie hätte es sich nie verzeihen können, wenn Tao ihretwegen schwer verletzt worden wäre. „Und wie hast du es überhaupt geschafft, zu fliehen?“

Jetzt lächelte Tao überlegen. „Sie haben mich in die sicherste Zelle gesteckt, die sie hatten. Immerhin kannten sie mich ja schon von früher.“ Er zwinkerte Serina zu. „Aber eins haben die Wachen vergessen, als sie mich da eingeschlossen haben.“ Er machte eine kurze Pause, um Spannung aufzubauen.

Serina sah ihn neugierig an. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, wie man alleine aus einer Zelle in Ba-Sing-Se ausbrechen konnte. Dieser Junge musste wirklich sehr talentiert sein.

Tao streckte seine Arme weit aus, um sich zu präsentieren. Schließlich vollendete er seinen Satz: „Ich bin Tao!“

Serina rollte genervt mit den Augen. Jetzt fing er schon wieder damit an. „Nein, jetzt sag mal wirklich? Wie hast du es geschafft?“

Tao ging einen Schritt auf sie zu. Dabei bemerkte Serina sofort, dass er auf dem linken Bein humpelte. Wieder bekam sie ein schlechtes Gewissen. „Du willst es wirklich wissen?“

Serina nickte bestätigend. Sie war schon richtig gespannt darauf.

„Auch, wenn es nicht ganz ohne Blutvergießen abgelaufen ist?“, gab Tao zu Bedenken.

Serina wurde ein bisschen mulmig zumute, doch ihre Neugier war immer noch nicht zu bremsen. „Ja, jetzt erzähl schon“, forderte sie ihn auf.

Tao kam noch einen Schritt näher. Jetzt stand er direkt vor Serina. Langsam beugte er sich vor. Serina wusste nicht, was sie tun sollte. Es war ihr unangenehm, dass er plötzlich so nah bei ihr stand. Sein Mund wanderte zu ihrem Ohr. Sie spürte seinen warmen Atem ganz deutlich. Es kitzelte sie und sie war fast schon dran, sich einfach von ihm wegzudrehen. Doch Serina wollte es jetzt endlich wissen.

Dann flüsterte Tao es ihr ins Ohr: „Berufsgeheimnis, Süße!“
 

„Und was wäre, wenn du zu unseren Feinden übergelaufen bist und so deine Freiheit wiedererlangt hast?“, meldete sich nun auch einmal Toph zu Wort. Ihr war der Junge irgendwie nicht sehr sympathisch. Er sülzte ihr viel zu viel herum. Aber diese Frage hatte nichts mit ihren eigenen Abneigungen zu tun. Sie fand es einfach eigenartig, dass er nicht verriet, wie er geflüchtet war. Das war mehr als verdächtig. Immerhin hatten schon einige unter einer starken Folter nachgegeben.

Nun wandte sich Tao zum ersten Mal Toph zu. Er betrachtete sie genau und wusste, dass er sich bei ihr nicht einschmeicheln konnte. Toph war eine starke Frau, die sich bestimmt von niemanden etwas sagen ließ. „Das habe ich bestimmt nicht getan“, versicherte er ihr mit fester Stimme. Es beleidigte ihn keineswegs, dass Toph diese Anschuldigung gegen ihn erhoben hatte, vielmehr freute es ihn, dass Serina eine so gute Meisterin gefunden hatte, die sich wohl sehr um ihre Schülerin sorgte. „Ich habe ihr immerhin geholfen, in die Stadt und auch wieder hinaus zu gelangen.“

Toph nickte. „Ja, das hat Serina mit erzählt. Aber was ist, wenn es von vornherein so geplant war. Du hast den Steckbrief gesehen und dir einen guten Plan zurecht gelegt, wie du etwas für dich rausschlagen kannst.“

„Sie halten mich für einen dreckigen kleinen Dieb.“ Er sah Toph mit entschlossenem Blick an. Seine Stimme war immer noch sehr ruhig. „Aber ich kann ihnen versichern, dass ich nicht so bin wie die Anderen. Ich bin nicht so ein Feigling.“

Jetzt grinste Toph. „Vielleicht bist du doch gar nicht so übel. Zumindest hast du die Wahrheit gesagt.“

Serina sah ihre Meisterin an. „Das heißt, es ist in Ordnung? Er ist okay?“

Toph nickte. „So okay, wie ein kleiner Charmeur nun mal sein kann.“

Serina strahlte förmlich. Für kurze Zeit hatte sie Angst gehabt. Als Toph diese Frage gestellt hatte, lief es Serina eiskalt über den Rücken. Daran hatte sie nämlich überhaupt nicht gedacht. Bisher hatte sie jeder verraten, sogar ihr bester Freund. Also warum sollte Tao anders sein? Aber Serina vertraute Tophs Urteil und wenn sie sagte, dass er gut sei, dann war das auch so.

„Aber jetzt müssen wir weiter. Verabschiede dich von deinem Freund, Serina“, forderte Toph ihre Schülerin auf. Sie wollte nicht noch länger an derselben Stelle bleiben. Je länger sie an einem Ort blieben, desto größer war die Gefahr, dass sie entdeckt wurden.

Serina wandte sich an Tao. Es brach ihr das Herz, dass sie jetzt schon wieder Lebwohl sagen musste. Doch bevor sie überhaupt ihren Mund öffnen konnte, ging Tao an ihr vorbei und stellte sich vor Toph. „Sehr geehrte Miss Toph, ich würde mich gerne ihrer kleinen Gruppe anschließen.“ So freundlich war er schon lange zu keinem mehr gewesen. Doch diese Sache bedeutete Tao sehr viel, deshalb wollte er nichts Falsches sagen.

Toph überlegte kurz. „Nein!“, sagte sie. „Komm jetzt, Serina.“

Traurig blickte Serina zu Tao. Sie wollte so sehr, dass er mitkam. Dann hätte sie endlich jemanden, mit dem sie reden könnte. Sich über Sachen unterhalten, über die sie mit Toph nicht sprechen konnte. Oder sich über Toph aufregen. Dann würde es vielleicht nicht so viele Situationen geben, wo es eskalierte, wie vor einem Tag. Aber Serina wusste auch, dass sie nichts sagen konnte, was Toph umstimmen würde. Sie müsste sich damit abfinden und wahrscheinlich war es auch besser so. Immerhin war Tao so mehr oder weniger in Sicherheit.

Doch Tao ließ sich nicht so leicht abschütteln. „Dürfte ich den Grund dafür erfahren“, hakte er weiter nach.

„Je größer unsere Gruppe ist, desto leichter fällt sie auf. Es wäre zu riskant. Außerdem wüsste ich nicht, wie du uns vom Nutzen sein könntest. Wahrscheinlich wärst du nur ein Klotz am Bein.“ Toph klang bestimmend. Es verlangte keine Widerworte.

Trotzdem wollte Serina gerade einwerfen, dass Tao hervorragend kämpfen konnte. Sie hatte noch niemanden gesehen, der so geschickt mit einem Schwert umgehen konnte. Tao hielt sie jedoch zurück. „Bei allem gebührenden Respekt, Miss, ich wüsste da eine Sache.“ Er lächelte leicht.

Toph konnte ganz deutlich seinen Übermut spüren. „Willst du mit mir kämpfen, Kleiner?“ Es hätte ihr eine überaus große Genugtuung bereitet, diesen kleinen Jungen in den Boden zu rammen.

Doch Tao schüttelte den Kopf. „Das meine ich nicht. Ich weiß, dass sie um einiges stärker sind als ich. Aber ich habe einen anderen Vorteil. Ich kenne mich sehr gut im Erdkönigreich aus. Ich bin viel herumgekommen. Ich kenne viele Leute und weiß, wem man vertrauen kann. Sie hingegen haben in den letzen Jahren in der Erde gewohnt und nichts von der Außenwelt mitbekommen. Es hat sich viel verändert, müssen sie wissen. Sie wären schneller in der Klemme, als sie glauben würden. Aber ich könnte das vielleicht verhindern. Ich könnte sie führen.“

Serina sah ihre Meisterin voller Erwartungen an. Sie schien ernsthaft zu überlegen. Anscheinend hat Tao etwas vorgebracht, was sie bisher nicht bedacht hatte. Jemanden zu haben, der sich gut auskannte, war nicht verkehrt. Er kannte Verstecke, an die sie wahrscheinlich nie gedacht hätten.

Und Serina hätte einen Freund. „Bitte, Toph“, flehte Serina.
 

„Erst habe ich noch ein paar Fragen an den Jungen, bevor ich mich entscheiden kann.“

Tao nickte. Er war auf alles vorbereitet. Er war schon häufig bei einem Verhör anwesend gewesen, doch noch nie war es von so großer Bedeutung gewesen. er würde sich nicht verstellen. Einfach er selbst bleiben.

„Die erste Frage: Wie stehst du zum Thema Avatar?“ abwartend blickte Toph ihn an.

Tao überlegte. Eine gute Antwort war wichtig, aber auch eine ehrliche. „Bisher habe ich dem Thema Avatar ziemlich neutral gegenüber gestanden. Ich glaube nicht an alles, was die Leute sagen. Aber jetzt“, er sah kurz zu Serina und zwinkerte ihr zu, „bin ich dem Thema Avatar wohl eher positiv eingestellt.“

Serina bezweifelte, dass Tao mit seinen Sprüchen gut bei Toph ankam. Sie drückte ihm fest die Daumen.

Toph hielt zwei Finger in die Höhe. „Zweite Frage: Kannst du Befehlen folgen? Denn ich habe hier das Sagen und alles, was ich sage, wird auch befolgt.“

„Um ganz ehrlich zu sein, war ich bisher immer alleine und war mein eigener Herr und Meister, aber ich werde mich bemühen, jeden Befehl von ihnen zu folgen.“ Bisher hatte er sich immer alleine durchgeschlagen, der Einzige, der ihm vielleicht mal einen Befehl gegeben hatte, war Rock. Und da hatte Tao immer noch die Möglichkeit gehabt, einfach nein zu sagen. Hier musste er sich jetzt jedem Befehl beugen. Aber Tao war eigentlich zuversichtlich, dass er dieser Herausforderung gewachsen war.

„Eine letzte Frage noch. Wie bist du entkommen?“ Toph hielt sehr viel von Ehrlichkeit. In einer Gemeinschaft war es wichtig, dass man sich vertrauen konnte. Man musste nicht seinen ganzen Lebenslauf offenbaren, aber man sollte auch nicht lügen.

Tao seufzte. Es war viel zu wichtig, um jetzt einen blöden Spruch abzulassen. Er musste die Wahrheit sagen. „Eine alte Freundin hat mir geholfen. Dabei will ich es belassen.“

Toph sah Tao noch einige Sekunden an. Alles, was er gesagt hatte, war die pure Wahrheit gewesen. Kein einziges Mal hatte er gelogen. Schließlich sagte sie: „Ich werde das bestimmt noch bereuen.“ Sie seufzte einmal hörbar auf. „Du darfst uns begleiten, Tao.“

„Jaah!“ Vor Freude sprang Serina in die Luft. „Ich danke dir, Toph. Ich schulde dir was.“

Toph grinste breit. „Das werde ich mir merken!“
 

Toph hatte es erlaubt, dass sie noch ein paar Minuten Pause machen durften. Sie wollte nicht, dass Tao sie durch sein verletztes Bein aufhielt. Währenddessen meinte sie, dass sie die Gegend erkunden wolle.

So setzte sich Serina also neben Tao auf den Boden. Sie holte ihre Flasche hervor und meinte: „Dann nimm jetzt mal bitte den Verband ab, Tao.“

„Du gehst aber ran, meine Süße.“ Er grinste sie an und fand es sehr amüsierend, dass sie schon wieder knallrot anlief. Den Verband nahm er aber trotzdem ab, kurz in Gedanken bei dem Mädchen, dass es ihm fürsorglich umgebunden hatte. Er hoffte nur, dass sie keinen Ärger hatte.

Serina begann mit der Behandlung und bemerkte, dass Tao ein wenig abwesend schien. „Ist alles okay? Tut es etwa weh?“ Direkt zog sie ihre Hand zurück, da sie befürchtete, Tao weh getan zu haben.

Tao schüttelte mit dem Kopf. „Nein, nein, ich war nur in Gedanken. Du kannst ruhig weiter machen.“

Serina beobachtete ihn weiterhin. So kannte sie Tao gar nicht. Er wirkte fast schon ernst. Vielleicht könnte sie jetzt einmal normal mit ihm reden. „Es tut mir leid“, sagte sie zögerlich. „Ich bin einfach weggelaufen. Dabei hätte ich bei dir bleiben müssen. Ich habe dich im Stich gelassen.“

Tao ergriff ihre Hand. „Ich wollte doch, dass du fliehst. Du musst dir wirklich keinen Kopf darüber machen, Schmetterling. Ich habe dich angelogen, als ich sagte, dass ich direkt hinter dir wäre.“

Serina blickte zu Boden. Es bereitete ihr immer noch ein schlechtes Gewissen. „Ich wusste, dass du gelogen hast. Und trotzdem bin ich gegangen.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Wie könnte sie das je wieder gut machen? Für sie klang ihre Entschuldigung ziemlich lahm. Immerhin hatte sie ihn in Lebensgefahr gebracht. Das verzieh man nicht so schnell. Wie konnte er ihr überhaupt in die Augen blicken?

„Hör zu, Serina.“ Er sah ihr tief in die Augen. Als sie sich abwenden wollte, hielt er sie am Kinn fest. Sanft, aber so fest, dass sie ihn ansehen musste. „Ich wollte, dass du aus der Stadt fliehst und dich selbst rettest. Eigentlich muss ich mich entschuldigen, weil ich mein Versprechen nicht gehalten habe. Wahrscheinlich hast du dir große Sorgen gemacht und das tut mir leid.“

Serina sah ihn immer noch an und wusste nicht, was sie sagen sollte. Er meinte das alles wirklich toternst. Er entschuldigte sich bei ihr, obwohl sie ihn in Gefahr gebracht hatte. Sie verstand es nicht, aber seine aufrichtigen Augen beruhigten sie irgendwie. Sie fühlte sich ein wenig besser.

„So, ihr zwei Jungspunde, seid ihr fertig mit der medizinischen Behandlung?“

Vor Schreck über Tophs plötzliches Auftauchen sprang Serina hastig auf. Sie verstaute ihre Flasche und stotterte: „Ja … ja … alles bestens.“

„Gut, dann können wir ja endlich von hier verschwinden“, sagte sie mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. „Ich mochte diese Stadt noch nie.“

Tao hatte sich ebenfalls erhoben. „Toph, wie gedenken sie denn von hier zu verschwinden. Wenn sie Ba-Sing-Se den Rücken zukehren wollen, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder wir besorgen uns ein Boot.“ Tao lächelte breit. „Oder wir nehmen den Schlangenpass, wovon ich jedoch abraten würde. Es ist um einiges leichter, ein Boot zu stehlen … ähm, zu besorgen, als über den Schlangenpass zu gelangen.“

Serina war ganz klar für das Boot, auch wenn ihr der Gedanke missfiel, eines zu stehlen. Aber dafür gäbe es bestimmt noch andere Möglichkeiten. Allein die Geschichten vom Schlangenpass reichten ihr. Ihn in Natura zu sehen brauchte sie wirklich nicht.

Toph überlegte nur kurz. „Eigentlich mag ich Boote nicht besonders. Ich bevorzuge die gute, alte Erde unter meinen Füßen.“

Tao schien sich zu freuen. „Dann also der Schlangenpass.“

„Aber müssen wir nicht ziemlich nah an Ba-Sing-Se vorbei, wenn wir überhaupt da hingelangen wollen?“, warf Serina ein, in der Hoffnung, dass Toph es sich vielleicht doch noch mal anders überlegen würde.

„Da hast du Recht, Serina“, meinte Toph. „Aber der Feind vermutet uns schon sehr weit weg. Die würden nie auf die Idee kommen, dass wir hier noch irgendwo herumsitzen. Also wäre das wahrscheinlich der sicherste Weg. Außerdem glaube ich, dass sie den Schiffsverkehr sehr gut überwachen werden. Vor dem Schlangenpass hingegen fürchten sich sogar die Erdbändiger. Das wird unser Weg.“ Toph schien sehr zufrieden zu sein.

Serina hingegen fühlte sich nicht besonders wohl. Wenn schon die Erdbändiger sich davor fürchten, gab es bestimmt gute Gründe dafür. Und die wollte Serina nicht unbedingt kennen lernen. „Aber-“, fing sie noch mal an, brach jedoch sofort wieder ab, da sie wusste, dass es nichts bringen würde. Tophs Argumente waren logisch und nicht zu bestreiten.

„Keine Angst, Serina. Am Schlangenpass ist wirklich nicht viel, wovor man sich fürchten muss. Ich bin schon einmal drüber gelangt. Und außer einer kleinen Seeschlange ist uns da nichts begegnet.“ Toph schlug ihr auf den Rücken.

Tao trat neben sie. „Und nicht vergessen, ich bin auch noch da, Süße. Die Seeschlangen werden vor mir erzittern.“

Serina lächelte schwach. „Okay, dann auf zum Schlangenpass“, sagte sie wenig enthusiastisch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Dragonaura
2010-02-24T18:54:26+00:00 24.02.2010 19:54
Bis hierhin eine echt super FF! Schade, dass es noch keine weiteren Kapis gibt :D
Zu den Kriterien meines WBs:
Deine Charaktere sind mir echt symphatisch. Sie haben alle positive und negative Eigenschaften, sind also keine Mary Sues. Sie verhalten sich nicht unlogisch, selbst der Bruch zwischen Serina und Paku ist irgendwo verständlich (wobei mich jetzt brennend interessiert was damals passiert ist ^^). Auch das typische Verhalten der Nationen hast du eingebracht und auch, wie das auf andere wirkt ("Diese Wasserbändiger sind immer so reinlich" XD)
Die Geschichte ist sehr interessant und ich will wirklich wissen, wie es weitergeht!
Du siehst... ich habe nicht wirklich etwas auszusetzen an deiner FF und ich hoffe, dass es bald weitergeht! :D
Von: abgemeldet
2009-11-22T16:35:15+00:00 22.11.2009 17:35
tao TAO tao TAO tao TAO.......hehehe *lach*.....hallöchen!!!!

ach, sorry ich hab mich jetzt wieder im griff. Also ich bin froh das tao wieder da ist und das das abenteuer nun weiter geht.

Hier meine lieblingsstelle:

"Toph überlegte nur kurz. „Eigentlich mag ich Boote nicht besonders. Ich bevorzuge die gute, alte Erde unter meinen Füßen.“
Tao schien sich zu freuen. „Dann also der Schlangenpass.“"

Hoffe es geht bald weiter....hdl Janine xD
Von:  Nochnoi
2009-11-12T17:52:04+00:00 12.11.2009 18:52
Oh ja, der Schlangenpass ^^ Der ist wirklich total harmlos - abgesehen von den blöden, nervigen Seeschlangen ;p

Aber es freut mich sehr, dass Tao wieder da ist! Und das auch mehr oder weniger unversehrt, wenn man von dem Bein mal absieht. Ich hatte mir ja schon wirklich Sorgen gemacht, dass wir länger auf ihn verzichten müssen, sodass ich beim Lesen positiv überrascht war!
Aber mir war von Anfang an klar, dass sein Rumgesülze Toph nerven würde ;p Bei so einer Frau wie ihr kann er mit solchen Schmeicheleien keinen Blumentopf gewinnen! Wahrscheinlich verstärkt es eher ihr Bedürfnis, den Jungen ungespitzt in den Boden rammen zu wollen XD
Aber schön, dass sie ihn letztlich doch akzeptiert und erlaubt, dass er mitkommt. Wird bestimmt noch ne hübsche, kleine Abenteuerreise! ^^

So, dann freu ich mich mal auf den Schlangenpass! :)

Hab dich lieb
Sarah
Von:  Kyuuo
2009-11-08T22:47:12+00:00 08.11.2009 23:47
tolles kapi
super dass es ihm gut geht und er mit den beiden mitreist
freu mich aufs nächste
lg kyuuo


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