Kapitel IX - Ich liebe dich, aber du auch mich?
Kapitel IX
Ich liebe dich, aber du auch mich?
Ach herrje was für ein schnulziger Titel.
Also dann, viel Spaß beim lesen, auch wenn’s langsam in einem rasanten Tempo weitergeht!
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Die Deutschen waren in dieser Zeit nicht wirklich gut auf die Politik und die Führung ihres Landes zu sprechen. Nach der Schmach von Versailles musste Deutschland eine Menge Reparatur- und Kriegskosten begleichen, die sich auf mehrere Millionen Mark beliefen. Natürlich konnte Deutschland dieses Geld nicht aufnehmen und versuchte mit Krediten die Schulden zu begleichen, doch als die Banken ihr Geld wiederhaben wollten wurde einfach mehr Geld gedruckt. Die Inflation in Deutschland begann.
Auch wenn es Edward und Alfons nicht auffiel. Sie steckten mittendrin.
Miss Glacier war einkaufen und Edward passte auf den Blumenladen auf. Er saß auf einem Stuhl hinter der Kasse und las ein Buch um sich die Langweile zu vertreiben. Doch eigentlich las er nicht wirklich. Seine Gedanken schwangen hin und her und der vorherige Abend wollte nicht aus seinem Gedächtnis. Alfons war noch nicht zurück. Er war noch in der Uni und Edward wollte schon gar nicht mehr mitkommen. Er wollte nicht mit seinem Freund sprechen. Er wollte einfach seine Ruhe haben und über alles nachdenken.
Vor ihm stand eine große Anzahl an Blumen und sein Blick schweifte von den beschriebenen Seiten des Buches durch seine Umgebung. Alles erinnerte ihn so sehr an seine Heimat. Auch diese Blumen hatte es bei ihm gegeben. Narzissen, Rosen, Tulpen und Stiefmütterchen. Nur eine Blume erweckte nun seine Aufmerksamkeit. Er stand auf und lief durch den Laden. Er blieb stehen und kniete sich um den Kelch der Blüte zu betrachten. Warum interessierte er sich auf einmal für Blumen? Ach, war ja sowieso egal, Hauptsache er vergas den Vorabend.
Er betrachtete die hellviolette Blüte. Langsam strich er mit einem Finger über die Blütenblätter. Er hob den Topf hoch und betrachtete das Schild was daran befestigt war. Edward las den Namen der Blume. Er hielt eine Orchidee in der Hand. So etwas Schönes hatte er noch nie gesehen. Seufzend stellte er die Blume wieder auf den Boden.
Langsam schlenderte er zurück zu seinem Platz hinter der Kasse und lehnte seinen Kopf auf die gesunde Hand. Miss Glacier kam zurück. Sie schloss die Tür hinter sich und begrüßte Edward. Dieser schaute auf.
„Du kannst jetzt ruhig gehen Edward. Ich denke Alfons würde sich freuen wenn er einen Kaffee nach seinem langen Tag trinken kann“, lächelnd schaute Miss Glacier den jungen Mann an. Dieser nickte nur sanft. Den ganzen Tag über hatte er nun hier herumgesessen und nichts gemacht außer nachzudenken.
Er lächelte. Dann ging er nach oben. Miss Glacier schaute ihm nach. Sie seufzte und setzte sich an die Kasse. Ihr Blick viel auf die Straße. Sie stand wieder auf und trat hinaus.
„Was hast du Alfons?“, sie hatte ihn kommen sehen und schaute ihn eindringlich an. Alfons drehte sich erschrocken zu ihr um. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihn jemand ansprach.
„Ähm. Nichts… nichts weiter.“ Er versuchte zu lächeln. Miss Glacier kam auf ihn zu, sie hatte einen fremden Blick im Gesicht. Alfons wusste ihn nicht zu deuten.
„Hm. Wenn ich dich so betrachte. Alfons, bist du vielleicht verliebt?“, auf ihr Gesicht schlich sich ein Grinsen. Alfons lief augenblicklich rot an. Die junge Frau lachte herzhaft.
„Also habe ich Recht. Na, weiß sie es?“ Ihr Gegenüber trat nervös von einem Fuß auf den anderen und schüttelte leicht den Kopf. Miss Glacier seufzte, dann legte sie Alfons ihre Hand auf die Schulter.
„Hör zu.“, eindringlich schaute sie ihn an. „Wenn du klug bist gehst du zu ihr hin und sagst es ihr. Du brauchst keine Angst zu haben. Mehr als eine Abfuhr kannst du nicht bekommen.“
„Miss Glacier, das ist wirklich sehr nett von ihnen, aber das ist immer noch meine Sache, ok?“ Die Röte war immer noch nicht ganz aus Alfons Gesicht gewichen. Die junge Frau lächelte.
„Ja, da hast du wohl recht. Ich möchte dir nur einen Tipp geben. Du solltest wirklich zu ihr gehen.“ Alfons dachte nach. Konnte er seine Gefühle wirklich schon äußern? Er würde sicherlich nur auf Granit stoßen. Aber…
Wie lange wollte er es noch verheimlichen? Sein Herz tat jetzt schon weh. Er musste es endlich hinter sich bringen. Seit dem letzten Abend war es ihm doch klar geworden.
„Ja. Ich werde es ihm gestehen.“, murmelte er leise und rauschte an Miss Glacier vorbei. Sie schaute dem Jungen verwirrt hinterher. Hatte er ‚ihm’ gesagt? Nein. Oder doch? Schnell drehte sie das Schild ihres Ladens auf ‚Geschlossen’ und lief Alfons hinterher. Sie sah ihn die Wohnungstür aufschließen und schlich sich heran, als sie zugefallen war. Ein Ohr legte sie an das Holz und lauschte.
„Edward?“ In der Küche war er nicht und auch im Wohnzimmer konnte Alfons ihn nicht antreffen. Er schaute sich um. Edwards Zimmertür öffnete sich und Ed trat mit einem Haargummi zwischen den Zähnen heraus. Seine Hände wuselten in seinen blonden Haaren herum und versuchten sie zu einem ordentlichen Zopf zusammenzufügen. Er nahm den Haargummi und zog ihn fest über die Strähnen, dann schaute er Alfons an. Seltsamer Weise war dieser knallrot. Edward legte den Kopf schief.
„Ist was?“ Alfons trat einen Schritt auf ihn zu.
„Ich… ich muss dir was sagen.“, stotterte er langsam und unbeholfen. Edward hob eine Augenbraue und schaute misstrauisch zu seinem Freund.
„Ja und?“
„Ich, ähm… ich-“
„Raus mit der Sprache Alfons. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit. Wenn es was wegen gestern ist, Schwamm drüber. Alles vergeben und vergessen.“ Alfons holte tief Luft. Sein ganzer Körper zitterte, als er es endlich herausbrachte:
„Ich… ich liebe dich Edward.“
Stille legte sich über das ganze Gebäude. Also doch. Erschrocken sah Miss Glacier auf. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Das durfte nicht wahr sein.
Edward stand da, ließ die Worte seines Freundes in sein Gedächtnis sickern. Plötzlich begann er zu zittern. „Das… das ist nicht dein Ernst, oder?“ Alfons starrte zu Boden.
„Alfons?“, Edwards Stimme bebte.
„Sag was!“, schrie er ihn an.
„Verdammt!“ Mit diesem Worten rauschte er an Alfons vorbei und schlug die Tür auf. Miss Glacier hätte sie fast an den Kopf bekommen, doch sie reagierte schnell genug und drückte sich an die Wand. Ein verwirrter Edward stürmte die Treppe hinunter und sprang fluchend auf die Straße.
Er wollte weg. Egal wohin. Einfach weg.
Alfons ließ sich langsam auf Edwards Bett sinken. Sein Blick ging ins Leere. Ihm rannen Tränen über sein Gesicht. Er legte den Kopf in seine Hände und schluchzte leise. Seine Ohren vernahmen Miss Glacier, die vorsichtig die Tür öffnete und sich neben ihn aufs Bett sinken ließ. Langsam legte sie die Arme um Alfons und strich ihm durch die Haare. Sie fühlte sich verantwortlich. Fühlte sich, wie eine Mutter, die nun ihren Sohn trösten muss. Eine Mutter, die das zerbrochene Herz des Kindes heilen muss.
„Wieso Alfons… Wieso? Wieso er?“, fragte sie langsam. Trauer lag in ihrer Stimme. Alfons schüttelte nur leicht den Kopf.
„E-es… g-gibt k-kein… ‚W-w-wieso’“, schluchzte er leise und vergrub sein Gesicht in ihrer Schulter.
„I-ich… ich liebe ihn doch so sehr…“
Edward lief umher. Wo er war, was er tat… Er wusste es nicht. Er lief einfach nur. Lief alleine durch die deutschen Straßen. Langsam war die Sonne untergegangen und die ersten Sterne standen am Himmel. Er blieb stehen und schaute in den Himmel. Kaum etwas war zu erkennen. Es war einfach zu hell in München. Kurzerhand begab er sich in eine etwas dunklere Ecke der Stadt. Der Park war der einzige Platz an dem man seine Ruhe haben konnte. Edward setzte sich ins Gras und lehnte sich an einen Baum. Sein Blick schwang in den Himmel. Auch wenn es dunkel war, die Temperatur war doch recht angenehm.
Lange saß Edward so da. Er wusste nicht wie lange. Er saß einfach nur da und dachte an seine Heimat. An seinen Bruder, an Winry, an Oma Pinako, an die ganze Armee, an seine Freunde an seine Mutter. Er starrte in die Sterne. Irgendwo musste doch seine Welt sein. Wie konnte er sie wieder erreichten? Wie konnte er wieder zu den Menschen kommen die er so sehr liebte?
Die Menschen die ich so sehr liebe, sprang es durch seinen verwirrten Kopf. Sein Blick glitt über das Firmament, als er sich entschloss an diesem Abend nicht mehr zurück zu Alfons zu gehen. Er lehnte den Kopf in einer etwas bequemeren Lage an den Stamm des Baumes und schloss die Augen.
Alfons schlief in dieser Nacht nicht in seinem Zimmer. Er lag zusammengekauert auf Edwards Bett und starrte in die Leere. Miss Glacier war gegangen als er ihr gesagt hatte es sei alles in Ordnung. Erst wollte sie nicht gehen, doch er hatte so lange auf sie eingeredet bis sie schließlich doch gegangen war. Jetzt lag er hier. Die Dunkelheit umschloss seine Gedanken. Alfons sah in Richtung Bücherregal und seufzte. Er drehte sich langsam auf den Bauch und drückte sein Gesicht in Edwards Kopfkissen. Leicht haftete sein Geruch daran und Alfons schluchzte leise vor sich hin, bis sich der Schlaf über ihn legte und ihn aus seiner Trauer in die Traumwelt entführte.
Kapitel IX
Ende