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American Vampire

von

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Unter ihnen

Eine kleine Warnung vorraus, in diesem Kapitel wird Grace's Glaube etwas dargelegt. Ich will an der Stelle niemanden angreifen - Glaube ist schließlich etwas persönliches :)

-*-
 

Ich streifte durch die schottischen Highlands, einsam und verlassen waren diese Ländereien, genau wie ich.

Einst hatte ich das Alleinsein genossen. Jetzt hasste ich es.

Ich wollte und musste mit jemanden reden oder zumindest brauchte ich irgendwen, der mit mir alleine war. So wie Alistair es gewesen war.

Wir hatten kaum mit einander geredet in den fünf Jahren, aber ich wusste er war da oder, falls er mal wieder ausging, wusste ich, dass er wiederkommen würde.

Mein Leben hatte eine gewisse Ordnung.

Auch jetzt hatte es eine seltsam verdrehte Ordnung, immer den gleichen Ablauf.

Es waren innere Impulse die mich weiter trieben. Nicht mein Gehirn hatte die Kontrolle, sondern mein Herz, mein schweigendes Herz.

Ich trank Blut.

Ich rannte umher.

Ich trank Blut.

Ich rannte umher.

Das war der Ablauf meines Daseins. Nicht einmal das Datum, geschweige denn den Wochentag konnte ich benennen.

Es war auch völlig egal; Zeit spielte keine Rolle, nicht für mich.

Schlafen konnte ich nicht, musste ich auch nicht, da ich niemals müde wurde.

Aber auf eine merkwürdige Weise fühlte ich mich erschöpft. Es war nicht das Laufen oder die Jagd.

Nein, ich war es Leid. Ich hatte das alles hier satt!

Die Einsamkeit, die weitflächige, öde Landschaft und vor allem war ich mich selbst satt. Es war wirklich nervtötend sich ständig nur mit sich selbst zu beschäftigen.

Wie als ein göttliches Zeichen erblickte ich in weiter Ferne eine Stadt.

Zu dumm, dass ich nicht an Gott glaubte. Nicht, dass ich es früher nicht versucht hätte, aber ich konnte mir einfach keinen alten, bärtigen Mann vorstellen, der auf einer Wolke saß, ohne zu lachen.

Meine Großmutter hätte jetzt gemeint, dass Gott überall sei und kein Typ im Himmel. Ja, sie hätte gesagt, Gott ist in allem und jedem.

Lachend schüttelte ich den Kopf. So ein dummer Gedanke!
 

Ich sah zu der Stadt, normalerweise würde ich jetzt meine Richtung wechseln, aber irgendwie hatte sich in mir der Wunsch entfaltet einfach in diese Stadt zu gehen, mich unter den Menschen aufzuhalten, fast als wäre ich wie sie.

Wenn das möglich wäre, würde sich für mich ein ganz neuer Weg auslegen.

Ich zweifelte nicht daran, dass die Menschen mich als eine von ihnen aufnehmen würden; sie waren blind und unachtsam. Vielleicht würden sie bemerken, dass ich seltsam war, aber niemals würden sie vermuten ich wäre ein übernatürliches Wesen.

Allerdings zweifelte ich an mir. Konnte ich mich beherrschen? Würde ich es schaffen unter ihnen zu leben ohne sie gleich zum Abendessen einzuladen, wobei sie die Mahlzeit waren?

Aber ich hatte es bisher geschafft, niemanden zu töten, auch damals auf dem Markt nicht. Solange ich darauf achtete, regelmäßig zu trinken, konnte nichts passieren.

Hoffte ich.

Ich überlegt hin und her, wog verschiedene Argumente miteinander ab, eh ich mich entschloss, es einfach zu versuchen.

Fast schon euphorisch ging ich der Stadt entgegen.

Cul Na Craig, verkündete das Orteingangsschild.

Es war eine nette Kleinstadt, sie hatte dieses typische schottische Flair. Zusammenhalt und Fairness wurden hier groß geschrieben.

Hier würde man niemanden aufgrund von Vorurteilen ausschließen.

Es waren nur wenige Leute auf der Straße unterwegs, aber jene denen ich begegnete lächelten mir freundlich zu.

"Was führt ein so hübsches junges Mädchen in unsere Stadt?", fragte mich eine alte Frau mit starkem schottischen Akzent.

Ich betrachtet sie mit einem Lächeln, sie trug eine selbst gestrickte Jacke und hatte einen Korb Blumen und Gemüse bei sich.

"Ich... suche mich selbst", antwortete ich und die Alte lachte.

"Reizend, reizend. Solch junge Leute trifft man heutzutage selten. Die meisten ziehen in die Städte an der Ostküste, wollen ihre Freiheit und Spaß. Wie mein Clyde", sagte sie mit wehmütiger Stimme.

"Ihr Sohn?", fragte ich automatisch, obwohl es mich gar nichts anging und ich es eigentlich auch gar nicht wissen wollte.

Die Frau nickte und lächelte.

"Na kommen sie junge Dame, sie müssen schrecklich frieren bei diesem Wetter, sie haben ja nicht mal eine Jacke."

Das sollte ich mir wohl merken, ich musste meine Kleidung den Menschen anpassen. Es fiel auf, wenn ich hier in einer dünnen Bluse herumlief, während meine Mitmenschen die Winterjacken enger um sich wickelten.

Ich wollte nicht unhöflich sein und folgte der kleinen Alten. Sie führte mich durch ein paar Seitenstraßen zu einem kleinen Haus mit einem wundervollen Garten, voller Blumen, Sträucher und Bäume.

So hatte ich mir immer das Haus der sieben Zwerge vorgestellt, als ich klein war. Bei dieser verblassenden Erinnerung musste ich lächelnd.

"Es ist recht klein und bescheiden, aber wärmer als draußen", meinte die Frau und führte mich durch den Garten.

"Ich finde es sehr hübsch", antwortete ich.

Wir betraten das Häuschen und standen prompt in der Wohnküche.

"Hier setzen sie sich", bot die Gastgeberin an und deutet auf einen alten Sessel.

Als ich mich gesetzt hatte, rückte sie mit einer Decke an und deckte mich zu.

Mit schüttelten Kopf betrachtete sie mich. "Dass sie sich nicht schon Tode gefroren haben bei dem Wetter."

Sie ging an den kleinen Herd und setzte Teewasser auf.

Was sollte ich jetzt tun? Ich konnte schlecht ablehnen, aber den Tee trinken konnte ich auch schlecht. Und was mache ich bloß, wenn sie mir etwas zu essen anbietet?

"Mein Name ist übrigens Mairead", sagte sie.

"Ich heiße Abigail", log ich. Ich wusste nicht warum ich das tat, aber ich hielt es für sicherer niemanden meinen wahren Namen zu nennen.

"Ein hübscher Name, Liebes", antwortete sie lächelnd.

Mairead redete über dieses und jenes, während sie den Tee bereitete, ausgerechnet auch noch Kamille, den hatte ich schon immer gehasst.

Sie reichte mir eine dampfende Tasse.

"Heiß", sagte ich und stellte das Gefäß schnell vor mich auf den Tisch.

Mairead lachte. "Natürlich, es soll doch wärmen."

Ich nickte und nahm die Tasse wieder vorsichtig. Für mich fühlte sie sich heißer an als für die Menschenfrau, die sich nun in einen Sessel neben meinem fallen ließ.

Sie redete unermüdlich weiter. Hauptsächlich erzählte sie alte Sagen und Legenden der Region.

Ich lächelte nur und trank meinen Tee. Das tat ich tatsächlich oder besser gesagt, ich würgte ihn runter. Er war noch widerlicher als in meiner Erinnerung.

Als ich die Tasse endlich geleert hatte, verfärbte sich der Himmel bereits rosa.

"Ich muss jetzt leider gehen", verkündete ich und stand auf.

"Ach was Liebes, du kannst auch hier schlafen", bot Mairead an.

Dankend lehnte ich ab: "Es tut mir Leid aber ich habe mich in einem kleinen Hotel vorne an der Hauptstraße eingemietet."

"Das "Brownies"?", hakte die Alte nach.

"Ja, so hieß es", lächelte ich und war froh dass es hier wirklich ein Hotel gab.

"Ein wirklich gutes Haus. Gemütlich und adrett", behauptete sie.

Ich nickte zustimmend und verabschiedete mich: "Es war sehr schön sie getroffen zu haben Mairead."

"Die Freude lag ganz auf meiner Seite", erwiderte sie, "man sieht sich bestimmt des Öfteren. Der Ort ist klein. Also bis bald."

"Ja, auf Wiedersehen", sagte ich und verließ sie.

Es hatte angefangen zu regnen und ich beeilte mich in das Hotel zu kommen.
 

Hübsch war es wirklich hier. Die Wände waren mit einer hellen gestreiften Tapete bedeckt und am Boden und an der Decke mit einer Zierleiste aus dunklem Kirschholz begrenzt.

Das Bett war groß und wirkte weich und einladend. Lachend warf ich mich darauf.

Es war einfach eine alte Angewohnheit.
 

In den nächsten Tagen machte ich mich auf die Suche nach einer längeren Bleibe.

Am Rande der Stadt fand ich ein kleines Haus das vollkommen mit Efeu bewachsen war.

Zudem stockte ich meinen Kleiderschrank auf, besonders mit Jacken und dicken Pullovern. Ich wollte ja möglichst wenig auffallen.

Von Zeit zu Zeit ließ ich mich auch in dem kleinen Supermarkt blicken.

Das Essen schickte ich meistens anonym an das Waisenhaus in der Stadt.

Ich fühlte mich wohl hier, oft nahm ich mir ein Buch und setzte mich damit in den kleinen Park im Stadtzentrum.

Die Leute kannten mich mit der Zeit und grüßten mich. Immer mit dem Namen "Abigail".

Das war jetzt ich: Abigail, eine junge Frau, die nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters, ihr Studium in Dundee abbrach und hier her zog, um "sich selbst zu finden".

Mir gefiel es nicht zu lügen, aber die Wahrheit konnte ich wohl schlecht erzählen.

Ich nahm einen Teilzeitjob in einer Bücherei an, teils um nicht aufzufallen und zum anderen wollte ich nicht das gesamte Geld, das mir Rachel, Kenneth und Paula gaben, umtauschen und ausgeben.
 

Es war Donnerstag und es regnete, wie sooft. Meine Schicht war fast zu Ende.

Ich sortierte zurückgegebene Bücher wieder ein, als plötzlich hinter mir jemand applaudierte.

"Respekt, nie hätte ich es für möglich gehalten, dass du dich solange in Unerkenntnis vor uns hüllen kannst. Schade, wir hätten es schon früher erkennen sollen.

Ich weiß was du bist", sagte eine Stimme.

Erschrocken drehte ich mich um und starrte den Entdecker meines Geheimnisses an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Cygni
2009-07-12T00:00:08+00:00 12.07.2009 02:00
wow, total für-sich-gewinnend

das ende von diesem kapi ist ein ganz gemeiner cliff-hanger!!
du bist böse!:P

kannst du mir ne ens schicken sobald es weiter geht?ich würd gern mehr lesen.
lg stellax3
Von: abgemeldet
2009-07-11T13:26:57+00:00 11.07.2009 15:26
Ach nee, das ist so fies^^
du gemeines Ding^^
sehr gutes Kapi auch wenn nicht viel passiert ist^^ toll, das "Abigail" das Essen an das Waisenhaus spendet^^ in solch einem Märchen Haus möcht ich auch gern wohnen und das arbeiten in einer Bücherei ist auch toll^^ Den Glauben oder besser gesagt den nicht Glauben hättest ruhig noch mehr ausbauen können, jeder glaubt auf eine andere Weise und das ist ja auch gut so, sonst wäre es ja fad^^
bin schon so gespannt, wer das ist!?!
also süße, ran an die Feder^^
lg

Von: abgemeldet
2009-07-07T19:10:47+00:00 07.07.2009 21:10
Oh was für ein gemeiner Cliffi!
Das Kapi hat mir gefallen, obwohl nicht so viel passiert ist..zumindest nichts tragisches ^^
Respekt,dass sie den Tee runtergekriegt hat! XD Und Abigail ist wirklich ein schöner Name!
Mensch, ich will wissen, wer da jeztt aufgetaucht ist!! ^^
Ganz liebe Grüße und mach weiter so! :)
Von: abgemeldet
2009-07-07T12:28:51+00:00 07.07.2009 14:28
...Ich will auch nach Schottland...
Soviel zu meinem ersten Eindruck. Du schreibst konstant gut, und das freut mich ;). Der Anfang hätte meiner Meinung noch etwas ausführlicher beschrieben werden können (ich denke da an die Stelle mit Gott)- glaub mir, keiner verurteilt dich, wenn du dich über die Abwesenheit dieses Herrn etwas länger mokieren würdest. Der Schluss war zauberhaft. So eine alte Frau hätte ich auch gern kennengelernt, auch wenn ich mir ihren Namen nicht merken kann!
Bin schon gespannt, wie es weitergeht :D.
Von: abgemeldet
2009-07-06T21:35:38+00:00 06.07.2009 23:35
EIn sehr gutes Kapitel,Abigail,ein sehr hübscher Name,wirklich schön geschrieben,aber das ENde,du bist wikrlich gemein,schreib bitte ganz schnell weiter ^^

LG


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