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Engelstränen

Martin x Taro
von

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Faszinierendes Chaos

Hey!

Hier ist das nächste Kapitel! Ich hoffe es gefällt!
 

LG Kyra
 

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Faszinierendes Chaos
 

Als ich nach einer - tatsächlich alptraumlosen - Zeit des Schlafes mitten in der Nacht wieder aufwachte, fühlte ich mich erstaunlich gut. Wenn man mal davon absah, dass mir die Nähe und Geborgenheit Makatos fehlten.
 

Ziemlich wach für die Uhrzeit tapste ich ins Bad, um mir mein tränenverklebtes Gesicht zu waschen. Mein Spiegelbild war mehr oder weniger ein Schock, was mich dazu veranlasste, doch lieber zu duschen.
 

Meine Haare waren fettig, meine Augen verheult und meine Lippen wundgebissen. Man sah mir wirklich an, dass ich die ersten Tage meiner Herbstferien trauernd im Bett verbracht hatte.
 

Nach einer erfrischenden Dusche und einem neuen Bezug für mein Bett, ging ich in die Küche, um mir eine Kleinigkeit zu Essen zu machen. Auf dem Weg dorthin blieb mein Blick unweigerlich an Martin hängen, der auf der Couch im Wohnbereich tief und fest schlief. Ich hielt inne, und betrachtete ihn mit schmerzhaftem Unglaube.
 

Er hatte sich – soweit das bei seiner Größe möglich war – auf dem Sofa zusammengerollt, seine Bettdecke hing zu großen Teilen auf dem Fußboden und sein Kissen lag mehr in seinen Armen, als unter seinem Kopf. Ergo das reinste Chaos.

Es war mir unbegreiflich, wie man so einer Position gut schlafen konnte. Dieser Meinung schien Martin allerdings nicht zu sein. Er schien mehr als nur entspannt. Geradezu genüsslich.
 

So wie Makato, war mir sofort bewusst geworden. Der hatte auch nie Probleme damit gehabt, in den verdrehtesten Positionen zu schlafen, und am nächsten Morgen noch nicht mal unter Verspannungen zu leiden. Ich hatte immer gedacht, er wäre ein Einzelfall. Wie es aussah, hatte ich mich gründlich geirrt. Generell was die Vermutung anbelangte, Makato hätte einzigartige Angewohnheiten gehabt.
 

Der eindeutige Widerleg dieser Annahme schlummerte friedlich keine fünf Meter von mir entfernt. Es schien teilweise verhext, so ähnlich waren sich die beiden. Manchmal dachte ich, dass konnte gar nicht sein. Sowohl annähernd die gleiche Genialität, als auch die gleiche Trotteligkeit. Von einigen Gesten mal ganz abgesehen.
 

In der ersten Nacht, in der Martin hier geschlafen hatte, hatte ich glatt angenommen Toto wäre wieder da. Warum? Weil es dieser Depp tatsächlich fertig gebracht hatte, gegen die Badzimmertür anzulaufen, als er aufs Klo musste. Genau wie Makato schien er ungeheure Probleme damit zu haben, dass diese die einzige Tür in der Wohnung war, die keine Schiebetür war. In seiner Verschlafenheit wurde diese Tatsache anscheinend ausgeblendet, was fast täglich mit einem gewaltigen RUMS endete.
 

Inzwischen hatte ich das dumpfe Gefühl, dass dieser Zusammenstoß mir weitaus mehr weh tat. Es erinnerte mich jedes Mal aufs Neue an Toto. Ich brauchte jede Nacht wieder einen Moment bis ich begriff, dass es nur der ‚dämliche‘, deutsche Austauschschüler war. Es tat unsagbar weh, ließ mich nicht zur Ruhe kommen – keinen Abstand nehmen. Und dies war nur ein Beispiel für viele Wunden, die in mehr oder weniger regelmäßigen Zyklen wieder aufplatzen.
 

Kaputt. Gebrochen. Zerrissen. Blutig. Das waren nur einige Wörter, die meinen Seelenzustand beschrieben. Dennoch konnte ich keinen Schlussstrich ziehen. Dazu war die Hoffnung doch noch zu groß. Natürlich, mein Verstand wusste, dass es irrational war, dass jemand einen solch verheerenden Flugzeugabsturz unbemerkt überleben konnte. Aber wie erklärte ich das meinem Herzen... das 99% seiner Schläge für diesen Menschen tätigte. …
 

Ich stand immer noch bewegungslos an der offenstehenden Tür, die Küche und Wohnbereich trennte, starrte unentwegt - mit einer gewissen Faszination - auf den schlafenden Jungen, der bei mir solche Qualen auslöste. Vielleicht sollte ich mir wirklich mal die Frage stellen, ob ich masochistisch veranlagt war.
 

Das war ich hier tat, war so unglaublich dumm. Eigentlich sollte ich bemüht sein, mich von ihm fern zu halten. Ihn zu ignorieren. Aber aus irgendeinem Grund war mir das nicht möglich. Ich hegte die starke Vermutung, dass das mit Martins Bemühungen um meine Freundschaft zusammenhing. Ein Teil von mir – leider ein relativ einflussreicher - wollte ihn nicht enttäuschen.
 

Mühsam riss ich mich von dem Bild los und betrat kopfschüttelnd die Küche. Leider konnte das nicht den Gedanken vertreiben, der sich mir gerade aufdrängte. Ich konnte nicht genau sagen warum er mich gerade jetzt überrannte. Vielleicht war es, weil ich indirekt gerade eine gewisse soziale Gutmütigkeit zugegeben hatte, bei der ich mich selbst überging?
 

Jedenfalls hatte Makato mich so manches Mal Engel genannt. Auch wenn ich mich dagegen gesträubt hatte. Meiner Meinung nach hatte ich nicht viel mit einem solchen Wesen gemein. Dafür hatte ich zu viele Macken, und vor allen Dingen zu viel Unheil angerichtet.
 

Nachdenklich betrachtete ich den Inhalt des Kühlschranks. Sehr darauf bedacht, der gerade wieder aufgeschlitzten Wunde keine allzu große Beachtung zu schenken. Milch. Gekochtes Ei. Butter. Remoulade. Brot. Ich versuchte, fast schon verzweifelt, im Hier und Jetzt zu bleiben, und nicht wieder zu unserer Diskussion abzudriften. Es gelang mir erstaunlich gut. Erleichtert seufzend machte ich mich über das Essen her.
 

„Taro“, murmelte Martin, als ich gerade die Küche verließ. Wie ein Stromschlag durchzuckte es mich, mein Herz setzte einen Schlag aus. Ungläubig wandte ich mich ihm zu – auch wenn ich genau das eigentlich hatte vermeiden wollen. So aber wurde ich Zeuge, wie er genüsslich seinen Kopf im Kissen rieb und sich ein mir undefinierbares, geradezu seltsames Lächeln auf seinen Lippen bildete. Seltsam, aber schön. Galt das etwa mir?
 

Ich schüttelte den Kopf. Der konnte doch unmöglich von mir träumen. Warum sollte er? Ich war nicht gerade sehr freundlich zu ihm gewesen, hatte ihn größtenteils abgewiesen. Auch wenn ihn das nicht zu interessieren schien. Aber trotzdem... Ich meinte, er konnte unglaublich mit solch... solch einem angetanen Gesichtsausdruck von ausgerechnet mir träumen.
 

Das verwirrte mich. Mir eröffnete sich einfach nicht, warum er mich mochte. So sehr mochte. Eigentlich hatte er keinen Anlass dazu. Es war mir wirklich ein Rätsel. Und möglicherweise war das der Grund, warum er mich so faszinierte. Sonst hätte ich ihn vermutlich schon längst rausgeworfen. In diesem Fall war es aber ganz bestimmt sein Lächeln. Ich konnte meinen Blick kaum von seinen Lippen abwenden.
 

Inzwischen hatte er mit seinen Körper noch mehr Verrenkungen angestellt. Ich hatte das bei Makato kaum mit ansehen können. Meistens hatte ich Gegenmaßnahmen ergriffen. Immer dann, wenn es allzu schlimm wurde. Und das hier war schlimm. Ich verspürte den Drang, ihn zurückzubiegen. Auch wenn das hier nur ein Nicht-Toto mit deutlichem Toto-Verhaltensmuster war.
 

Ich schüttelte den Kopf. In letzter Zeit ratterte in meinem Gehirn so einiges durch. Nicht-Toto, Doch-Toto, Toto-Verhaltensmuster, Toto-Angewohnheiten. Diese Toto-Begriffe tauchten immer mal wieder auf. Irgendwie hatte das ja Humor, aber wenn man bedachte, dass sie sich ungewollt einschlichen, zeigte es nur auf eine leicht beängstigenden Art und Weise, wie sehr Makato mein Leben, pardon momentan eher Dahinvegetieren, bestimmte.
 

Seufzend ging ich zu Martin hinüber. Ich nahm ihn auf den Arm, wobei sein Kopf an meine Schulter fiel. Seine weichen, brauen Haare kitzelten meinen Hals. Ich brauchte nur einen Gang, um ihn samt Schlafutensilien in sein Bett zu schaffen. Schließlich hielt er sein Kissen immer noch umklammert und in der Decke hatte er mehr oder weniger verheddert.
 

Allerspätestens jetzt musste ich die Frage nach dem Masochisten wohl mit Ja beantworten. Scheiß drauf. Im Moment wollte ich einfach nur herausfinden, was für ein Lächeln das war. Es frustrierte mich, dass ich es nicht deuten konnte. Also würde ich jetzt genauere Beobachtungen anstellen.
 

Das Ganze verlief erstaunlich schmerzfrei. Was vermutlich daran lag, dass ich mich nicht entsinnen konnte, jemals ein solches Lächeln bei Makato gesehen zu haben. Ich brauchte bis zum Morgengrauen und etliche gemurmelte Taros, bis ich eine halbwegs zufriedenstellende Antwort gefunden hatte.
 

Meiner Meinung nach war dieses Lächeln eine bunte Mischung aus Entzücken, Freude, etwas Bedauern und Sehnsucht. Ich kriegte das zwar nicht wirklich mit mir zusammen – Einklang war meilenweit entfernt –, aber das war es, was meine Musterung ergeben hatte.
 

Ich fand es ungeheuer schön. Faszinierend schön. Irgendetwas, das ich noch nicht richtig einordnen konnte, löste diese kleine Geste bei mir aus. Ich wäre dem gern noch weiter auf den Grund gegangen, doch die Müdigkeit überfiel mich.
 

Mit einem angenehmen Kribbeln im Bauch schlief ich ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Inan
2009-10-11T14:22:37+00:00 11.10.2009 16:22
Das ist süß!
Ich wette martin hilft ihm über Makatos "Tod" hinweg xD
Warum hat der denn jetzt seinen Tod inzseniert?
Von:  Nachsommer
2009-05-16T18:07:56+00:00 16.05.2009 20:07
Hui...das geht ja schon mit dem Gekribbele los....kann ich mich demnächst auch noch auf ein "intimeres" Kapitel freuen? (...woran DU wieder denkst...erwischt.)

Was mich bei diesem Kap sehr gewundert hat, ist die Tatsache, dass Taro überhaupt noch einen Kühlschrank hat bei der Fresssucht von Martin. :D Ich hatte da eigentlich nen bisschen Kühlschrank-Drama erwartet mit Taro in der Hauptrolle XD Obwohl Martin da wahrscheinlich weiter gepennt hätte...

Aber nun zum Kap. :):

Wiedermal find ich den Kontrast auf dem Martins Charakter basiert zu schön; einerseits seine Trotteligkeit (er läuft gegen ne Klotür und schon kann ich mit super mit ihm identifizieren) andereseits sein Genie. Das er Makato so ähnlich ist, hast du schön eingebracht, was dann ja auch zu der Schlussszene geführt hat. Freu mich schon auf die Kaps, die noch von Makato kommen...der kommt doch zurück, oder?? Wär ja auch zu blöd, wenn er die Hochzeit verpasst :D

Nur ein Tippfehler war drin:

Das war ich hier tat

Eigentlich sollte ich bemüht sein, mich von ihm fern zu halten. Ihn zu ignorieren. (Da würd ich nen komma hinmachen. Ihn zu ignorieren ist so kein Satz.)

...aber ansonsten ein schönes Kap, freu mich schon auf morgen XD

hddgggdl, Ashley

Ps: Hat/Kriegt Martin bzw. Taro hier eigentlich auch einen Sohn oder hat das nichts mehr mit deinen anderen FFs zu tun?

Von: abgemeldet
2009-03-06T20:27:19+00:00 06.03.2009 21:27
Mir wäre es ja verdammt peinlich beim Schlafen beobachtet zu werden ;) Schön, ich mag den Absatz der sehr brutale Wörter (die ich mag) enthält und dann auf Essen übergeht xD
Von:  Vampire-Hero
2009-03-04T13:22:03+00:00 04.03.2009 14:22
Mal sehen wie die Storys weiter verläuft, auf jeden Fall fängt sie interessant an und mir gefällt Makotos Charakter ^__^ freue mich wenn man mehr zu ihm und viel. auch aus seiner Sicht lesen kann. Denn wie es scheint, hat er seine Gründe, Tarimo weh zu tun, obwohl er ihn nur beschützen und sein Lächeln sehen will. Mal sehen, wenn er solch innigen Gefühle für ihn hegt was er dann dazu sagt, sollte sich Tarimo und Martin näher kommen ^^ Bin auf jedenfalls gespannt aufs nächste Chap :-)

LG
Vampire




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