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Die Hexen von Asunquarth

Die Chroniken der Weltenwandler - Erdmagie
von

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Verloren in der Wüste

Kapitel 05: Verloren in der Wüste

Verwirrt und verständnislos sah Yur sich um. Ihr Gehirn brauchte etwas, um das, was geschehen war und was sie nun sah, einzuordnen.

Im letzten Moment war sie noch von der nächtlichen Dunkelheit des Waldes gefangen gewesen und nun saß sie am helligten Tag in einer Wüste, wo weit und breit nichts anderes zu sehen war als Sand. Über ihr ein strahlendblauer Himmel ohne Wolken. Die Luft stand geradezu vor Hitze, so dass sie kaum klar sehen konnte.

Nicht weit von ihr entfernt saß Kyssan im Sand, war allerdings wesentlich gefasster als sie und sah sie abwartend an, während sie immer noch kein Wort hervor brachte.

Langsam realisierte sie, dass sie nicht nach Verur zurück konnte, da sich das Portal – so etwas hatte sie noch nie gesehen! – hinter ihnen geschlossen hatte. Sie erinnerte sich noch, an den Feuermagier, der sie entdeckt hatte und wie Meister Randem, den sie selbst kaum kannte, sie durch das Portal gestoßen hatte. Und nun war sie hier und wusste nicht einmal wo „hier“ genau war.

„Wo sind wir hier?“, fragte sie daher an Kyssan gewandt, der nur den Kopf schüttelte.

„Ich weiß nicht mehr als du.“ Sein Blick wanderte über die Dünen die sie umgaben. „Aber ich fürchte, dass wir hier nicht bleiben können.“

Mit einem Nicken bestätigte sie seine Worte und kam schwankend auf die Beine. Der wenige Schlaf der letzten zwei Tage und die Flucht hatten sie erschöpft, so dass sie sich fragte, wie lange sie noch würde laufen können.

„Geht es dir gut?“, erkundigte der Sanbok sich nach einer Weile verhalten und richtete sich kurz auf, da er die ganze Zeit Arme und Beine zum Laufen benutzte, wenn man ihn ließ.

Müde nickte sie. „Ja“, murmelte sie und folgte ihm die Düne hinauf.

Dann schwiegen beide, so dass sie von einer geradezu unheimlichen Stille umgeben wurden, denn außer ihnen war nichts hier, was hätte ein Geräusch von sich geben können. Da waren nur der Sand, der seichte, kaum vorhandene Wind, der schier endlose Himmel und das Ungute Gefühl, das Yur schon eine ganze Weile erfüllte.

Die Hitze machte ihr weniger aus, da es auch im Dschungel um das Kloster herum ähnlich heiß war, aber dort war es eine schwüle Wärme, die einen immerzu umgab. Das war jedoch nicht das schlimme, nur die Aussicht, dass es hier nichts zu trinken oder zu essen geben würde, machte ihr Angst.

„Du bist ein Erdmagier“, versuchte Kyssan nach eine Weile ungeschickt ein Gespräch zu beginnen.

Sie überlegte kurz. Es war mittlerweile klar, dass sie nie wieder zum Kloster zurückkehren würde, jedenfalls glaubte sie nicht daran, weshalb es egal war, wenn er die Wahrheit erfuhr. „Eine Erdmagierin“, erwiderte sie leise.

Er sah zu ihr hinauf. „Magierin?“, fragte er, ehe er sich schließlich ganz aufrichtete, so dass er sogar ein Stück größer war als sie. „Dann bist du ein Mädchen?“

Stumm war ein weiteres Nicken die einzige Antwort, die er bekam.

„Warum hast du als Junge gelebt?“ Nun schien doch einige Neugierde in seiner Stimme zu liegen.

„Das weiß ich selbst nicht“, murmelte sie. „Ich weiß nur, dass man mir, seit ich denken kann, eingeprägt hat, dass ich mich wie ein Junge verhalten soll. Nur Miras…“ Beim Aussprechen dieses Namens erfüllte sie wieder dieser Schmerz. „Er war derjenige, der mich großgezogen hat und der einzige, der wusste, das ich ein Mädchen war. Aber er hat mir nie, nie gesagt, woher ich bin…“ Kurz brach sie ab und sah auf die schuppigen Finger. „Ich weiß ja nicht einmal was ich bin.“

„Was du bist?“, hakte der Junge nach.

„Ich weiß nicht, welcher Rasse ich angehöre…“

Der Sanbok zischte kurz, schwieg dann aber, während sie die Füße weiter durch den Sand nach vorn schoben.

Eine Weile später versuchte das Mädchen es noch einmal mit der Frage, die sie schon die ganze Zeit interessieren: „Warum bist du hier? Ich meine… Du hast doch eine Heimat, nicht?“

„Das ist eine lange Geschichte“, murmelte er nur.

„Es geht mich auch nichts an…“, hauchte sie und warf den Blick wieder auf ihre Füße.
 

Während sie liefen verlor Yur jegliches Zeitgefühl. Das einzige, was sie spürte, war diese unendliche Hitze, die ihre Schuppen, so schien es ihr, austrocknen wollte. Alles um sie herum schien zu irreal und mit jedem Schritt, begann sie mehr und mehr an ihrem Verstand und der Wahrhaftigkeit der Situation zu zweifeln. Träumte sie vielleicht nur?

Doch ihr schmerzender Körper ließ dies sehr unwahrscheinlich erscheinen. Außerdem konnte sie sich an keinen Traum erinnern, in dem sie wirklich müde war. Jetzt aber drohte die Müdigkeit sie einfach einschlafen zu lassen. Ja, sie wollte sich am liebsten in den Wüstensand legen und für eine Ewigkeit schlafen, doch sie ahnte, dass es ihr Tod wäre.

Erneut kam ihr der Gedanke, wie wenig sie doch wusste. Von Wüsten hatte sie, wie von den meisten anderen Dingen auch, bisher nur gelesen und vielleicht einzelne getuschte Zeichnungen gesehen. Das reichte nicht aus, wurde ihr nun klar. Sie wusste nicht, wie sie sich orientieren sollte und woher sie etwas zu trinken bekam, dabei klebte ihre Zunge schon unangenehm an der Munddecke. Wie lange könnte sie das aushalten?

Mühsam versuchte sie sich an die Dinge, die sie über Wüsten gelesen hatte, zu erinnern, doch ihr kam einfach nichts in den Sinn. Der Gedanke an Wasser und Schlaf beherrschte ihren Verstand.

Sie sah zu dem nun seit einiger Zeit wieder schweigendem Kyssan. Bildete sie sich das ein oder waren auch seine Bewegungen langsamer und unkontrollierter geworden?

Wie lange würde es dauern, bis die Nacht hereinbrach?

Ihre Schatten waren erst kürzer und dann länger geworden, also war es in dieser Welt morgen gewesen, als sie ankamen, aber vielleicht hatte sie sich das nur eingebildet. Vielleicht war sie einfach zu ausgelaugt um zu denken.

Erneut wanderte ihr Blick zu dem neben ihr her trottenden Sanbok.

Sie war sich sicher, dass seine Bewegungen mühseliger wirkten als kurz zuvor.

„Geht es dir gut?“, fragte sie heiser.

„Ja“, murmelte er. „Ich bin die Hitze gewohnt…“

„Wirklich?“, hakte sie vorsichtig nach, da sich erneut ein undeutbarer Gesichtsausdruck auf seine Schuppen gelegt hatte.

„Ja… Dort von wo ich komme ist es auch immer trocken gewesen… Wenngleich, nicht so.“ Seine Schnauze richtete sich auf, als würde er schnüffeln.

„Wie dann? Wie hieß die Welt aus der du kommt?“ Yur war sich sicher, dass Meister Tänon einen Namen genannt hatte, doch sie wusste nicht, ob dass wirkliche seine Heimatwelt war. Schließlich schien er an das Reisen durch die Welten gewohnt zu sein. Zumindest hatte ihn das Tor nicht so verwundert wie sie.

„Metal…“, murmelte er nur. „Das… Kannst du dir nicht vorstellen, fürchte ich.“

Sie runzelte die Stirn. „Wieso?“

„Du kennst nichts anderes, als Verur, nicht?“

„Nein“, erwiderte sie.

„Dann wirst du es dir nicht vorstellen können“, tat er es ab. „Es gibt Welten, die sehr viel anders sind, als deine Heimat.“

Doch das Mädchen wollte nicht locker lassen. „Wie anders?“

„Ich sagte doch, das kannst du dir nicht vorstellen.“ Damit versuchte er, seine Schritte zu beschleunigen, blieb kurz darauf jedoch zitternd stehen.

„Ist wirklich alles in Ordnung?“, fragte Yur besorgt und streckte eine Hand aus, um ihn zu berühren, aber er wich vor ihn zurück.

„Alles bestens“, keuchte er und stärkte seinen Rücken, der einen Moment zuvor durchgehangen hatte. „Es wäre besser, wenn wir vor Einbruch der Nacht Schutz finden“, sagte er dann zum Himmel schauend.

„Wieso?“, fragte sie verwirrt.

„Es wird… sehr kalt werden“, antwortete er. „Also komm.“

Etwas langsamer als vorher bewegte er sich voran, jedoch auf eine Art, die ihr sagte, dass er erst einmal nicht weiter mit ihr sprechen würde.

Also blieb ihr nicht viel anderes übrig als ihm zu folgen und sich ihre eigenen Gedanken zu machen. Natürlich gab es vieles, von dem sie nichts wusste, erkannte sie zum sicherlich hundersten Mal in ihrem Leben. Aber wieso er es ihr dann nicht erklären wollte, konnte sie nicht verstehen.

Warum sollte sie nicht fähig sein, sich etwas vorzustellen?

Seufzend beschleunigte auch sie ihre Schritte und beschloss ihn nicht weiter darauf anzusprechen. Ja, es ging sie wirklich nichts an. Vielleicht wäre es wirklich das Beste gewesen, wenn sie in Verur geblieben wäre – selbst wenn das ihren Tod bedeutet hätte. Nicht, dass sie sich diesen wünschte, aber gerade war sie sich nicht sicher, ob die Wüste nicht dasselbe bedeutete, nur auf eine qualvollere Art und Weise.

Immer wieder verschwamm das Bild vor ihren Augen, wobei sie nicht sicher war, ob dies durch die aufsteigende Hitze verursacht wurde oder von ihrer Schwäche. Vielleicht auch von beidem.

Wenn das, was Kyssan sagte, stimmte und es in der Nacht kalt werden würde, sehnte sie die Nacht geradezu herbei. Wie kalt war für den Echsenjungen kalt? Auf jeden Fall wohl auf eine angenehme Weise, dachte sie und wünschte sich ein Gewand, das die Wärme abhielt, was das dünne Leinenhemd genau so wenig tat, wie die Leinenhose.

Weiterhin spielte ihr Hirn ihr Streiche, wollte die Sachen die Geschehen waren, einfach nicht wahr haben. Dabei hatte sie in der Zeit der vergangenen Mondumläufe begonnen zu zweifeln, ob sie Verur jemals vermissen würde, aber gerade vermisste sie selbst Keigoth und Zik, die nun wohl beide tot waren. Wie alle anderen auch.

Sie musste an etwas anderes denken!

Nur woran?

Hilfe oder Ablenkung suchend sah sie sich abermals um. Zumindest gab es im Gegensatz zu dem Ort, wo sie angekommen waren, hier nun auch etwas anderes als Sand, wenngleich das nur Steine waren. Steine und mittelgroße Felsbrocken. Doch alle genau so glühendheiß, wie die gelblichen Körner, über die sie zuvor gelaufen waren.

Der Fels hatte eine leicht rötliche Färbung, die in der Sonne fast zu glühen schien, wenngleich auch das nur eine Einbildung war.

Seufzend legte sie den Kopf kurz in den Nacken, ehe sie weiterging, da der Sanbok ihr fragend den Kopf zuwandte.

Die Zeit verging scheinbar gleichzeitig unendlich langsam und gleichzeitig schnell. Yur wagte es nicht mehr Kyssan nach seinem Befinden zu fragen, auch wenn das Gefühl blieb, dass er sich eigentlich nur noch voran quälte. Immerhin war es noch nicht allzu lange her, dass das Fieber ihn befallen hatte. Vielleicht war er nicht ganz gesund gewesen oder war genau so erschöpft wie sie. Vielleicht hatte es aber auch mit dem zu tun, was ihr niemand sagen wollte. Damit, dass er ein Seher war? Vielleicht schwächte ihn dieses – was auch immer es war – ja. Sie hatte keine Ahnung…

Deswegen schwieg sie weiter, auch als die Sonne endlich den Horizont erreichte und der Himmel sich allmählich ins grünliche verfärbte, ehe er begann Stück für Stück dunkler zu werden.

Und da merkte Yur auch, was der Sanbok zuvor gemeint hatte, mit der hereinbrechenden Kälte, die, als es dunkel wurde sehr plötzlich kam und ihren Körper fast erstarren ließ.

Um sie herum gab es immer noch nichts, was ihnen vor der Kälte hätte Schutz bieten können, denn da waren immer noch nur Felsen, Steine und viel Sand. Keine Pflanzen und auch noch immer kein Wasser, das nun aber ohnehin wohl zu Eis gefroren wäre.

Dafür war sie sich jetzt sicher, dass die Bewegungen des Echsenjungen anders waren als zuvor.

„Was ist mit dir?“, erkundigte sie sich schließlich vorsichtig.

„Es ist… nichts“, keuchte er. „Wirklich nichts…“

Sie schüttelte energisch den Kopf. „Du bewegst dich komisch – anders als zuvor. Irgendwas ist mit dir!“

„Wir müssen jetzt weiter“, antwortete er nur. „Wenn wir jetzt stehen bleiben, wirst du erfrieren…“

„Du kannst kaum noch laufen“, murmelte sie.

„Es geht mir gut…“ Er wandte sich von ihr ab. „Es geht mir wirklich gut…“

„Deiner Stimme nach zu Urteilen eher nicht!“ Energisch streckte sie wieder die Hand nach ihm aus und dieses Mal konnte er ihr nicht ausweichen, als ihre Hand seine Schulter berührte und im nächsten Moment zurückzuckte.

Vorsichtig bewegte sie ihre Finger. „Du glühst ja… Hast du wieder Fieber?“

„Nein“, erwiderte er, immer noch von ihr abgewandt. „Das kommt durch die Hitze hier.“

„Nein!“, schrie sie ihn auf einmal an, wütend darüber, dass er sie augenscheinlich belog. „Du bist krank! Dir geht es nicht gut… Du solltest dich ausruhen!“

„Das wird bei der Kälte aber keinen Unterschied machen“, antwortete er gereizt und begann mit dem grob geschuppten Schwanz in den Sand zu peitschen. „Es wird noch kälter werden und dann wird es uns beiden noch schlechter gehen!“

Kurz zögerte sie. „Aber…“, begann sie unsicher, da sie nicht wusste, was sie sagen wollte, zumal er in erster Linie Recht behalten würde. „Der Sand ist noch warm“, meinte sie schließlich. „Es sollte zumindest möglich sein, dass wir uns ein wenig ausruhen.“

„Du wirst einschlafen“, erwiderte er.

„Nein, werde ich nicht.“ Dabei machte es sie sauer, dass er in ihr scheinbar einen Schwächling sah, so wie er sie behandelte. „Aber es hat keinen Sinn, wenn wir so weitergehen. Wenn du nicht mehr weiter kannst, dann…“ Sie ballte ihre Klauen zu einer Art Faust und sah auf den Boden, sich dessen bewusst, dass sie den plötzlichen Einschnitt in ihrem Leben diesem Jungen zu verdanken hatte, während die anderen in Verur mehr oder weniger wegen ihm tot waren.

Daraufhin sah Kyssan sie nur eine Weile lang an, ehe er zu dem nächsten größeren Felsen trottete und sich neben diesen in den Sand legte. „Wir dürfen nicht zu lange rasten“, meinte er, als sie sich nun neben ihm ebenfalls auf den Boden legte, da es so am wärmsten war.

Was ihr Angst machte, war der Gedanke daran, dass der Sand irgendwann auch ausgekühlt sein würde und es dann wohl noch kälter war, selbst wenn sie dann liefen. Zudem fühlte sich die Kälte noch schlimmer an, da ihr Magen knurrte und sie sich so schwach fühlte, wie schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr.

Sie überlegte Kyssan zu fragen, warum er krank war, ließ es schließlich aber bleiben, da er ohnehin sehr wahrscheinlich abweisend, wie auf alle Fragen, reagieren würde.

Daher sah sie aus den Augenwinkeln zum merkwürdig gefärbten, blaugrünem Himmel hinauf, an dem einzelne Sterne zu erkennen waren. Also sah der Himmel doch nicht in allen Welten gleich aus, dachte sie, da sie sich diese Frage nur zwei Tage zuvor gestellt hatte, als sie auf der Spitze der Pyramide gesessen hatte. Jetzt kam ihr das wie Jahre vor.

Erneut musste sie mit den Tränen kämpfen, als sie an ihren toten Meister dachte und all die anderen, die den Angriff der Ratsmagier nicht überlebt hatten. Vielleicht waren einige auf das Angebot eingegangen, überlegte sie, doch das glich die Leichen, die sie gesehen hatte nicht aus. Der Ort, an dem sie aufgewachsen war und von dem sie sich die ganze Zeit weggesehnt hatte… Sie würde wohl nie wieder dorthin zurückkehren können.

Plötzlich ließ ein Stöhnen des Sanbok sie aus ihren Gedanken fahren.

„Was ist?“, fragte sie vorsichtig, als sie sah, dass heftiges Zittern seinen Körper durchfuhr und sein Gesicht – wenn man es so nennen wollte – von Schmerzen verzerrt schien. „Geht es dir schlecht…?“

Sie bekam keine Antwort, während sich der Echsenjunge zusammenrollte und immer weiter zitterte.

„Was ist denn nur mit dir?“ Langsam machte sich die Besorgnis in ihr breit und erneut griff sie nach seiner noch immer erhitzten Schuppenhaut, unter der sie die Muskeln krampfen fühlte.

Kurz öffnete er die Augen, die, wie es ihr schien, auf eine merkwürdige Art und Weise zu glühen schienen. Immer mehr krampfte er sich zusammen und lag nun fast zu einer Kugel gerollt vor ihr.

„Kyssan…“ Verzweifelt sah sie sich um, als ob jemand da wäre, der ihr helfen könnte. Was sollte sie denn nur tun?

Da keuchte er auf. „Pass auf…“, murmelte er, bevor er schließlich ganz in sich zusammen sackte.

„Was…?“, murmelte sie und begann ihn zu schütteln. „Kyssan? Kyssan?“

Egal was sie machte – er reagierte nicht, so dass sie schließlich begann panisch zu werden. Sie war mit ihm völlig allein in einer Wüste in einer fremden Welt. Und er hatte zuvor Recht gehabt: Wenn sie hier bleiben würde, würde sie wahrscheinlich erfrieren. Aber sie konnte ihn auch nicht einfach liegen lassen.

Zwar kannte sie ihn nicht wirklich, doch erstens hatten sich ihr Meister und auch die anderen im Kloster geopfert, damit er entkommen konnte und sicher war, und zweitens war er gerade der einzige, der ihr geblieben war.

Was war nur mit ihm los?

Er war auf jeden Fall zu schwer, dass sie ihn auch nur über eine kurze Strecke würde tragen können. Also würde sie hier bleiben müssen, doch was sollte sie gegen die Kälte machen, die mit jedem Augenblick stechender wurde.

Schließlich ließ sie sich zurück fallen, um nachdenken zu können, was allgemein jedoch ein eher sinnloses Unterfangen war. Dafür fiel ihr nun auf, dass es nicht mehr so ruhig wie zuvor war, sondern ein immer wieder auf- und abschwellendes Dröhnen und Rauschen zu vernehmen war.

Sie lauschte und richtete sich kurz darauf vorsichtig auf, um vielleicht zu sehen, was dieses Geräusch verursachte, da sie ein Tier oder ähnliches dahinter vermutete.

Doch was sie sah, war nichts lebendiges, sondern eine dichte dicke Wolke, die um die eigene Achse zu wirbeln schien und geradewegs auf sie zukam, auch wenn sie einen Moment brauchte, um zu erkennen was es war:

Ein Sturm, der den Sand aufgewühlt hatte und mit sich trug.

Instinktiv warf sie sich zu Boden und zu ihm, als die ersten Sandkörner schon über sie hinweg peitschten und teilweise etwas an ihrer Haut kratzten, so dass sie ahnte, dass es gefährlich sein würde, diesem Wind noch länger ausgesetzt zu sein, vor allem für Kyssan, der nicht mehr in der Lage war, sich an einem Felsen zu schützen.

Der Felsen! Mit ihrer letzten verbliebenen magischen Kraft konzentrierte sie sich auf das Gestein und ließ es, wie die Arme, sich so verformen, dass es halb über sie ragte und sie auch seitlich etwas schützte, und kauerte sich dann so neben dem ohnmächtigen Sanbok zusammen. Diese reine Schutzart der Magie lag ihr nicht, obwohl sie dasselbe tat, als wenn sie jemanden angriff, aber auch wenn es merkwürdig klang, war das Gefühl dahinter ein anderes.

Sie begann zu zittern. Das Gestein war noch etwas warm, doch das war auch nicht der Grund für die Erschütterung ihres Körpers. Nein, es war die Verzweifelung, die nun über sie herein brach, da sie jetzt ganz allein war. Die letzte Sicherheit mit jemanden reden zu können war verschwunden.

Was war, wenn der Sandsturm nicht aufhörte oder es noch kälter wurde?

Sie wusste es nicht. Aber irgendwie musste sie durchhalten… Es musste einen Weg geben von hier wegzukommen. Es musste einen Weg geben, das hier zu überleben! Irgendeinen Weg…

Warum hatte sie Meister Randem nur in diese Welt geschickt?

Tränen begannen über ihre Wangen zu rinnen und ließen dort eiskalte Spuren zurück, da das Wasser die Haut noch mehr abkühlte.

Was sollte sie nur tun?

Das einzige was um sie herum blieb, war das Rauschen des Sturms und die Schmerzen ihres Körpers, gemischt mit der mit jeden Augenblick scheinbar zunehmende Erschöpfung, gegen die anzukämpfen schon fast sinnlos erschien. Aber sie musste bei Sinnen bleiben!

„Verdammt“, murmelte sie, als das Rauschen begann ihren Kopf ganz in sich einzuhüllen. Es war, als wäre der Sturm in ihr drin.

Wie lange hatte sie nicht geschlafen? Darauf wusste sie keine Antwort.

Langsam merkte sie, wie die Schwärze, dunkler als die sie umgebene Finsternis des Felsschattens, sich langsam über ihre Sicht senkte und sie schließlich, nachdem sie sich noch einmal dagegen sträubte, zu Boden drückte, wo sie erschöpft liegen blieb.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: Futuhiro
2010-01-13T18:16:34+00:00 13.01.2010 19:16
Also langsam wird es ziemlich undurchsichtig. Weil weder Yur noch Kyssan endlich mal mit der Wahrheit rausrücken. Ich liebe es spannend, aber so ein paar ganz kleine Häppchen an Informationen hin und wieder wären auch nicht verkehrt.
Ist jedenfalls gerade WAHNSINNIG spannend. Ich wüsste liebend gern, wie die beiden sich da raus retten wollen. Aber leider kann ich heute nicht mehr weiterlesen. Na, dann hab ich nen Grund, schnellst möglich wieder vorbei zu schauen ^^
Von:  Taroru
2009-03-24T13:55:56+00:00 24.03.2009 14:55
mensch da ist man einmal nicht on XD
und schon habe ich was verpasst ^^°

es ist wirklich sehr gut geschrieben ^^
also so alleine in der wüste möchte ich ja nicht landen
und ich will wissen was mit ihm ist ^^° lass dir also nicht so viel zeit bis ich weiter lesen kann XD
die endwicklung der geschichte ist wirklich gut ^^
Von: abgemeldet
2009-03-21T17:37:13+00:00 21.03.2009 18:37
Hallo, Alaiya!
Ich hatte das Glück, gerade online zu sein als es freigeschaltet wure :D
Habs gleich verschlungen-einfach klasse dieses Ausruhen und Gedanken ordnen nach dem Kampf.
Ich fühl mich bereit für neue Orte/Charas/Abenteuer.
Wäre schön, wenn wir langsam etwas über den Feind erfahren :D
Gewohnte Qualität, Fehler irgendeiner Art hab ich beim Durchlesen nicht gesehen ^^

persönliche Anmerkung: ich bin morgen bis Donnerstag auf Reise und kann in der Zeit nicht kommentieren :)
Bis bald!
Grüetzi,
styx


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