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Schrei, wenn du kannst

Pairing: Harry x Draco
von

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Liebe, Leid und der Schmerz, der niemals vergeht

Huhu meine lieben Leser(innen)!
 

Ein frohes neues Jahr 2010 an euch lieben Leser!!!
 

*nachfüllbare Tempobox in die Mitte stell … Schokolade und Naschzeug nach Wahl für die Nerven reiche* … viel Spaß beim Lesen! Elbenstein
 

Heute habe ich wieder eine kleine musikalische Untermalung für euch … hoffe sie gefällt euch
 

“Never Gonna Leave Your Side - Daniel Bedingfield

http://de.youtube.com/watch?v=iWGEwLyLQbc
 

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21. Kapitel - Liebe, Leid und der Schmerz, der niemals vergeht
 

Draco Malfoy saß vorne übergebeugt über seinem dritten Glas Wodka und starrte mit geröteten Augen in die klare Flüssigkeit. Der Geschmack des Alkohols brannte noch immer scharf auf seiner Zunge, doch gleichzeitig spülte dieser auch all seinen Schmerz davon. Daher nahm er rasch das Glas in die Hand, ließ den Wodka seine Kehle herunter rinnen, um anschließend dem Barkeeper ein Zeichen zu geben, er solle ihm neu einschenken.
 

Der Angesprochene seufzte kaum hörbar, nahm schließlich die Flasche in die Hand und ging die wenigen Schritte zu dem jungen, blonden Mann hinüber. Draco hockte an der Bar und wirkte mit jeder verstreichenden Minute unglücklicher, verzweifelter und schlimmer noch, völlig am Boden zerstört und wartete beinahe flehentlich auf alkoholischen Nachschub.
 

Der Barkeeper Adrian Sawyer und gleichzeitig auch der Barbesitzer vom „The Cross“, wo sich Draco nach seiner stundenlangen Wanderung durch die Straßen Londons in Soho eingefunden hatte, kannte solche jungen Leute zugenüge. Sie kamen fast jeden Abend zu ihm, besoffen sich aus den unterschiedlichsten Gründen und verschwanden dann wieder. Doch der Blonde war auf sehr merkwürdige Art und Weise anders und doch wiederum nicht. Adrian konnte es kaum in Worte fassen, vielmehr spürte er förmlich den tiefen Schmerz in Dracos Herzen und der Liebeskummer stand ihm umso deutlicher ins Gesicht geschrieben.
 

„Noch ein Glas und dann ist Schluss“, bedeutete Adrian Sawyer sachlich, der es sich als Eigentümer des kleinen Schwulenclubs leisten konnte so etwas zu sagen und letztendlich auch so meinte.
 

Draco hob den Kopf und seine sturmgrauen Augen mit dunklen Augenringen blickten zuerst irritiert, dann wütend zu dem großen dunkelhaarigen Mann, dessen braune Augen die vorangegangene Aussage nun unterstrichen.
 

„Mir könnte durchaus Geld fehlen, mein Junge“, sprach Adrian ruhig weiter und füllte ein letztes Mal Dracos Glas auf, „aber darauf bin ich nicht angewiesen. Ist dir schon mal die Idee gekommen, dass Saufen nicht die Lösung von Problemen ist?“
 

Der ehemalige Slytherin spürte für einen Sekundenbruchteil den Zorn von neuem in sich aufwallen. Dann flachte er ab und eine erneute Welle aus Selbstzweifel und unendlichem Schmerz begann ihn zu übermannen. Daher wandte er rasch seinen Blick zur Seite, schnappte sich nebenbei das Wodkaglas und leerte den Inhalt in einem Zug.
 

„Adrian weiß, wovon er spricht“, mischte sich nun eine zweite Stimme ein, deren Klang Draco dazu veranlasste wieder aufzuschauen.
 

Sein Blick traf blaugrüne Augen und ein verschmitztes Lächeln umspielte die schmalen Lippen eines attraktiven Mannes mit braunen Haaren und blonden Strähnen. „Adrian, bring mir zwei Soda ohne Eis.“ Dabei kam der Fremde von einem der vorderen Tische die paar Schritte zur Bar geschlendert.
 

„Hey Kevin“, entgegnete Adrian und als sich beide die Hand gaben, war spätestens jetzt auch für Draco klar, dass sie sich kannten.
 

Doch schließlich erinnerte sich Draco an die mehr als eindeutige Warnung zurück, dass er hier keinen Alkohol mehr ausgeschenkt bekommen sollte und beschloss daher kurzerhand die Lokalität zu wechseln. Zuvor kramte er etwas mühsam in seiner Hosentasche herum, zog eine Zehnpfund Note heraus und legte sie auf die Theke. Als er versuchte aufzustehen bemerkte er jedoch plötzlich die ersten Auswirkungen des Wodkas. Denn kaum stand er auf den Füßen, wurde ihm schlagartig schwindlig, seine Beine wankten und er wäre auf der Stelle zu Boden gegangen, hätten ihn nicht zwei starke Arme aufgefangen.
 

„Hoppla, mein Süßer!“, lächelte Kevin und half Draco auf den Barhocker zurück.
 

Aber so einfach wollte es ihm der ehemalige Slytherin nicht machen, schlug unsanft die helfenden Hände zur Seite und sprach mit leicht lallender Stimme: „Lass’ gefälligst deine Griffel bei dir und fass’ mich nicht an! Verstanden!“
 

„Na … na, wer wird denn gleich frech werden“, lachte Kevin, hob demonstrativ seine Hände in die Luft und bedeutete nebenbei Adrian, der gleichzeitig auch ein Kumpel von ihm war, dass er sich um den jungen Mann kümmern würde.
 

Adrian nickte lediglich, dann stellte er zwei Gläser Soda ohne Eis auf den Tresen und widmete sich den anderen Gästen.
 

„Hier trink’ das“, erklärte Kevin, nahm seine Hände wieder herunter und schob eines der Gläser vor Dracos Nase. „Schmeckt gut und hat keine so brutalen Nebenwirkungen. Denn du sollst wissen … seinen ganzen Frust in Alkohol zu ertränken … macht die Situation auch nicht besser.“
 

„Deine klugen Sprüche kannst du gern’ jemand anderem ins Ohr säuseln, jemandem der sie auch hören will“, schnaubte Draco verärgert zurück und doch griff er sich das Sodaglas und nahm einen kräftigen Schluck.
 

„Okay, du denkst ich habe von nichts eine Ahnung und würde jedem solche altklugen Sprüche um die Ohren hauen“, sagte Kevin und es war deutlich, dass dies keine Frage, sondern eine Feststellung war. „Tja, vielleicht hast du Recht und dann auch wieder nicht.“
 

„Halt doch einfach dein Mau …“
 

„Nicht so, mein Kleiner“ Kevin schüttelte den Kopf, hatte einen Finger auf Dracos Mund gelegt und ihm so zu zeigen, er solle es besser nicht aussprechen.
 

„Du hast keine Ahnung!“, nuschelte Draco schließlich und obwohl die Finger des Fremden seine Lippen berührten, machte er keinerlei Anstalten sie zu entfernen. Er wusste nicht warum und wieso er es überhaupt zuließ. Stattdessen hatte er plötzlich das Gefühl, als wäre es richtig so wie es war und immerhin hatte ihm der Mann nichts getan. An allem trug ohnehin Harry alleine die Schuld!
 

„So ist es schon besser, Kleiner“, sprach Kevin nun beruhigt, setzte sich ohne Aufforderung neben Draco an die Theke und leerte sein eigenes Sodaglas mit einem Schluck. Anschließend stellte er es geräuschvoll zurück, bedeutete Adrian es wieder zu füllen und schenkte dann seine gesamte Aufmerksamkeit seinem blonden Gegenüber. „Glaub’ bloß nicht, dass ich mich jeden Abend … Nacht trifft es wohl besser …“, dabei glitt sein Blick auf die Uhr neben dem Eingang, die schon weit nach Mitternacht anzeigte, „…mich hier mit Leuten unterhalte, die ihre Enttäuschung in Wodka ertränken. Ich konnte nur nicht schlafen und dann komme ich her und muss sehen, dass du dich …“
 

„Was geht es dich überhaupt an?“, gab Draco gereizt zurück und starrte nun in die blaugrünen Augen von Kevin.
 

Innerhalb weniger Sekunden schluckte der Blonde einen wachsenden Kloß im Hals herunter und sah sich nicht nur dem viel zu redseligen fremden Mann gegenüber, sondern hatte zudem den Eindruck, er würde in die glänzenden Augen von Harry schauen – in die smaragdgrünen Seelenspiegel des Mannes, in den er sich vor einigen Monaten verliebt hatte. Gleichzeitig war Harry aber auch der Mann, der ihm erst vor wenigen Stunden mit seinen Worten einen Dolch ins Herz gerammt, seine neu erwachten Gefühle mit Füßen getreten und der ihn am Ende nicht einmal aufgehalten hatte.
 

Hatte Draco sich wirklich so sehr in Harry getäuscht?
 

„Mich geht’s ja nichts an“, unterbrach Kevins Stimme die Überlegungen des Blonden, der erst jetzt bemerkte, dass er sein Gegenüber förmlich mit den Augen durchlöchert hatte. „Aber wenn du reden willst, ich sitze hier und habe nichts Besseres zutun als zuzuhören. Vorausgesetzt, du willst einem alten Wrack wie mir nicht doch eine Abfuhr erteilen.“
 

Dracos erster Gedanke war, den frechen Kerl alleine wegen seiner Überheblichkeit links liegen zu lassen und sich auf den Weg in eine andere Bar zu machen, aber der zweite Gedanke hielt ihn zurück. Der Typ erinnerte Draco viel zu sehr an Harry. Es waren nicht nur die blaugrünen Augen des attraktiven Mannes, sondern auch die ganze Art wie er lächelte, wie er sich bewegte und wie er ihn ansah.
 

„Na, wie wär’s?“, fragte Kevin forsch und grinste.
 

Kurzzeitig verunsichert, schüttelte Draco kaum merklich den Kopf und wurde sich nur allmählich der Frage bewusst. Schließlich räusperte er sich, straffte seine Schultern und antwortete nicht weniger selbstbewusst mit einer Gegenfrage. „Wie wäre was?“
 

„Mich vielleicht als nächtlichen Psychiater zu missbrauchen?“, bedeutete Kevin keck und klopfte Draco auf die Schulter. Doch er zog seine Hand rasch zurück, als er das plötzliche Zittern spürte. „Sorry, aber ich … komm schon, Kleiner, ich tu’ dir nichts.“
 

„Lass’ mich gefälligst in Ruhe“, schnaubte Draco und versuchte das Wort „missbrauchen“ nicht zu nah an sich herankommen zu lassen. Stattdessen gab er seinem Zorn freien Raum und funkelte nun sein Gegenüber wütend an. „Du kannst sonst wen für deine … was weiß ich benutzen … aber nicht mich. Außerdem habe ich einen Namen und heiße weder Kleiner noch Süßer!“
 

Daraufhin schwiegen beide für einige Sekunden und nur die leise Musik im Hintergrund drang an ihre Ohren.
 

„Ich mache dir einen Vorschlag“, unterbrach Kevin die entstandene Stille zwischen ihnen und lächelte freundlich. „Du verrätst mir deinen Namen und ich verspreche dir, ich werde dich nicht mehr ärgern. Mein Name lautet übrigens Kevin und es würde mich freuen, dich kennen zu lernen.“
 

Kaum hatte er geendet, streckte Kevin Draco seine Hand entgegen, legte dabei den Kopf schief, schmunzelte liebenswürdig und sah aus, als würde er es vollkommen ernst meinen.
 

Draco dagegen zögerte einige Momente lang. Eigentlich hatte er ja nichts gegen diesen Fremden, obwohl er jetzt nicht mehr fremd war. Er hatte auch nichts gegen dessen lockere Art einzuwenden und es gab nichts Großartiges zu verlieren. Draco hatte Hals über Kopf seine Sachen gepackt, sprichwörtlich seine Zelte hinter sich abgerissen und war ohne ein Ziel einfach abgehauen. Außerdem nagte das Gefühl von Einsamkeit an ihm und solange er in der Nähe von Kevin war, war er nicht alleine. Also sprach nichts dagegen, wieso er nicht mit dem Mann ein Gespräch anfangen sollte. Darüber hinaus konnte er zaubern, falls doch etwas Unvorhergesehenes geschehen sollte.
 

„Hi Kevin“, sprach Draco schließlich und reichte ihm die Hand. „Mein Name lautet Draco und glaube mir, wenn du mich ärgerst, könntest du es schnell bereuen.“ Jene letzten Worte unterstrich der Blonde mit einem charmanten Lächeln, was mit einem breiteren Schmunzeln beantwortet wurde.
 

„Du weißt was du willst, das gefällt mir“, bedeutete Kevin daraufhin und lud Draco an einen der Tische ein, wobei er Adrian zuwinkte, er solle ihnen nochmals zwei Gläser Soda bringen.
 

„Und was machst du nachts hier in einer Bar, außer Jungs ansprechen?“, fragte der Blonde einige Zeit später neugierig und nippte nebenbei an seinem halbvollen Glas, obwohl er immer noch recht deutlich den Alkohol spürte, der durch seine Adern rauschte. Er war harten Spiritus nicht gewohnt und dieser rächte sich nun damit, dass er Draco unaufhörlich die Sinne vernebelte.
 

„Ganz ehrlich“, kam Kevins prompte Antwort und er schaute seinem Gegenüber fasziniert in die sturmgrauen Augen, „ich konnte wirklich nicht schlafen und dachte mir, geh’ doch deinen Kumpel Adrian besuchen.“ Dabei deutete er mit dem Kinn zu dem Barkeeper hinüber, der soeben damit beschäftigt war die Gläser zu spülen. „Ich wohne nur zwei Häuser von hier entfernt und ohne mir etwas zu denken sah ich dich vorhin an der Bar sitzen. Aber sag’ mal, Draco ist doch kein gewöhnlicher Name.“
 

„Für mich schon“, gab der junge, blonde Mann schlagfertig zurück und obwohl er seine Stimme sarkastisch klingen lassen wollte, konnte er sich ein Kichern nicht verkneifen. „Nun ja, Draco ist lateinisch und bedeutet übersetzt Drache. Und ich wenn ich will, kann ich ein böser Drache sein.“
 

Kevin schaute ihn mit großen Augen an, dann brach er in lautes Gelächter aus, denn ihm gefiel der Blonde nicht nur vom Aussehen, sondern auch von seinem Humor. Darüber hinaus besaß Draco für Kevin etwas, was der Ältere sogleich umso neugieriger machte. Was es allerdings genau war konnte er nicht sagen, aber er wollte es sich zur Aufgabe machen es herauszufinden.
 

„Bald ist Sperrstunde“, begann Kevin daher und versuchte jegliches Interesse aus seinem Tonfall zu verbannen. „Hast du nicht Lust noch woanders hinzugehen? Ich muss morgen nicht arbeiten und Durst habe ich allemal.“
 

Zuerst ein wenig irritiert, dann freudig nickend, gab ihm Draco zu verstehen, dass er sich auf den Vorschlag einließ. „Wohin möchtest du?“
 

„Das überlasse ich ganz dir“, erklärte der Braunhaarige und zog eine Fünfzigpfund Note aus der Hosentasche. „Ich kenne noch eine Kneipe die geöffnet hat, aber wir können auch …“
 

Plötzlich brach Kevin ab und schaute in Dracos trauriges Gesicht.
 

„Was ist denn los?“
 

„Du willst doch nur mit mir ins Bett“, schniefte der Blonde unerwartet und konnte seine Zunge kaum unter Kontrolle halten, denn nun sprach der Alkohol aus ihm, was er durch seinen leicht lallenden Unterton hervorhob. „Du … du bist doch auch nicht besser … ja, nicht besser als Harry. Der hat mich aber wenigstens vorher rausgeworfen und …“
 

„Psssssst“, bedeutete Kevin und legte Draco sanft eine Hand auf die Schulter. „Lass uns wirklich woanders hingehen und ich glaub’ es ist besser, ich nehme dich mit zu mir. Ich kann dir meine Couch anbieten.“
 

Anschließend stand er auf und sah aus den Augenwinkeln den Blonden lediglich nicken, während er eilig bei Adrian am Tresen zahlte. Danach setzte er Draco dessen Rucksack auf und nahm ihn kameradschaftlich in den Arm. So verließen sie gemeinsam die Bar und kamen nach nur fünf Minuten vor Kevin Archers Wohnungstür im dritten Stock eines älteren Gebäudes zum Stehen.
 

Wenige Minuten später saß Draco auf einer schwarzen Ledercouch, neben ihm Kevin und beide hatten jeweils ein Glas Wodka in der Hand. Zuerst hatte sich Kevin dagegen gesträubt seiner neusten Bekanntschaft Alkohol zu geben, aber zum einen hatte Draco ihn regelrecht angefleht und darüber hinaus löste der scharfe Spiritus dessen Zunge. Außerdem war Kevins Neugier nur umso größer geworden, denn obwohl er Draco nicht wirklich kannte, mochte er ihn jetzt schon, als würde er ihn bereits seit Wochen kennen.
 

„Wieso hat er das überhaupt gemacht?“, fragte sich der ehemalige Slytherin inzwischen zum dritten Mal laut und achtete gar nicht mehr auf Kevin. Er nahm nicht einmal wahr wo er sich befand. Einzig und alleine liefen ihm bittere Tränen über die Wangen und er konnte nur noch an Harry und seine Gefühle für ihn denken.
 

„Was hat denn dieser Harry getan?“, fragte Kevin zögerlich, nippte beiläufig an seinem Glas und schaute mit gemischten Eindrücken zu Draco hinüber. Er hatte zwar geahnt, dass es um Liebeskummer ging aber nicht, dass diese Situation solche Ausmaße annehmen würde und er sich selbst dabei so unbeholfen vorkam. Denn wenn er eines wollte, dann Draco sicherlich zu nichts zwingen und ihm auch keine Schmerzen zufügen, sondern ihm zuhören und wenn möglich auch trösten.
 

„Hab’ ich dir doch schon gesagt“, schluchzte Draco auf und leerte sein Glas in einem Zug. „Gib’ mir noch einen …“, und hielt es direkt unter Kevins Nase.
 

Er wusste, er sollte es nicht tun und doch war niemand da der ihn aufhielt. Sofort gab er dem Blonden, was dieser verlangte und lehnte sich anschließend zurück.

„Du hast mir gesagt, dass er dich rausgeworfen hat“, sagte Kevin, „aber du hast mir nicht gesagt warum.“
 

„Spielt das jetzt noch eine Rolle?“ Draco klang allmählich sehr verzweifelt.
 

„Eigentlich schon“, gab Kevin zu verstehen und trank nun selbst sein Glas auf Ex.
 

„Harry will nichts von mir, verstanden?“, bedeutete Draco selbstquälerisch und spürte sofort wieder den tiefen Stich in seinem Herzen.
 

Kevin nickte und wusste nicht, was er darauf antworten sollte und schwieg daher.
 

„Ich hasse ihn!“, schluchzte nun der einstige Slytherin haltlos vor sich hin, während er sein Gesicht in den Händen vergrub. „Harry, der ach so selbstlose Held. Der mutige Löwe von Gryffindor, wie sich das anhört. Er ist nicht mutig, er ist ein Feigling! Ich habe doch gespürt wie er mich ansieht und wie oft er mir näher war als jemals zuvor. Wie kann er das nur machen? Was habe ich ihm getan?“
 

„Ruhig, Draco“, flüsterte Kevin und wurde von der Traurigkeit des Blonden plötzlich angesteckt. Schließlich beugte er sich nach vorne und legte sachte seine Arme um die bebenden Schultern des Weinenden. Gleichzeitig spitzte er interessiert die Ohren und verstand doch nur Bahnhof.
 

„Meine Mutter hat mich gewarnt mich in den Falschen zu verlieben“, murmelte Draco unglücklich. „Blaise hätte das niemals getan. Nein, Blaise war anständig und …“, jammerte er laut, zog die Nase hoch und kuschelte sich unerwartet an Kevins Brust. „Warum hat Harry so was nur getan? Ich liebe ihn doch und dann schreit er mich auch noch an. Das ist schlimmer als hätte er mich geschlagen. In Hogwarts war er immer so anders … ich weiß auch nicht … lieber und vielleicht auch wieder nicht ... und jetzt! Er hat mich mehr als geschlagen, er hat meine Gefühle mit Füßen getreten, Hauptsache ihm geht es gut und die anderen können sehen wo sie bleiben! Oh ja, er ist ein Feigling und kein Wunder dass er sich gerne in die Scheiße geritten hat und dann immer Hilfe von seinen Freunden gebraucht hat. Alleine bekommt er doch gar nichts auf die Reihe! Wäre Dumbledore nicht gewesen … er hat ihm doch stets eine helfende Hand gereicht. Harry hätte sich doch sogar in Hogwarts verlaufen, wenn er nicht diese dämliche Karte gehabt hätte …“
 

„Psssst“, versuchte Kevin ein zweites Mal auf Draco einzureden und streichelte ihm sanft über den Kopf. Es tat gut ihm ein wenig Geborgenheit zu geben, allerdings nagten die mehr oder minder zusammenhanglosen und gestammelten Sätze an seinem eigenen Nervenkostüm. Vor allem als Draco etwas von Schlägen aussprach, spürte er innerlich Wut in sich aufsteigen und er fragte sich gleich mehrmals, ob dieser Harry ihn denn tatsächlich körperlich angegriffen hatte. Allerdings wollte er auch nicht nachfragen und beließ es einfach dabei. Vielleicht würde sich ja später noch eine Gelegenheit dazu ergeben.
 

„Du bist nett“, sagte Draco nach einigen Minuten, zog ein weiteres Mal die Nase hoch und wischte sich schließlich die Tränen aus den sturmgrauen, doch inzwischen stark geröteten Augen. Sein Blick glitt dabei nach oben und er schaute geradewegs in die blaugrünen Augen von Kevin, der ihn liebenswürdig anlächelte. „Ich will noch was trinken.“
 

Der Ältere seufzte auf Grund der Forderung und trotzdem ließ er Draco los, griff sich die Flasche und schenkte zuerst seinem Gast und dann sich selbst voll ein. Auf Ex kippten sie zusammen den Alkohol hinunter, bis sich kurz darauf Draco die Wodkaflasche schnappte und schließlich die Hälfte des harten Spiritus seine Kehle herunter laufen ließ, als wäre es pures Wasser.
 

„Ich fürchte, ich muss morgen in die Apotheke und Aspirin kaufen“, wollte Kevin die Trinkorgie schön reden, aber so recht konnte er über seinen schalen Witz nicht lachen. Vielmehr tat ihm Draco leid und weil seine Neugier noch lange nicht befriedigt war, lud er den Blonden dazu ein, in seinem Bett anstatt auf der Couch zu übernachten. Draco nahm das Angebot ohne zu zögern an und selbst als Kevin ihn fragte, ob er gerne länger bleiben wolle, schlug Draco dieses Angebot nicht aus, wobei der Alkohol das Restliche von ganz alleine tat.
 

~~~~~~
 

Zur gleichen Zeit saß Harry nicht weniger verzweifelt als Draco bei Blaise auf der Couch und trank inzwischen sein drittes Glas Scotch, während er über die letzten Stunden betrübt nachdachte.
 


 

Zuvor war Harry aussichtslos zu Hermine in den Fuchsbau zurück appariert, wo er mit bleierner Stimme und verweinten Augen seiner Freundin von Dracos Verschwinden erzählt hatte. Sie wiederum hielt ihm wegen seiner Nachlässigkeit – oder vielmehr wegen seiner plumpen Art und Weise und den damit zusammenhängenden Missverständnissen – nun zum zweiten Mal eine Standpauke. Wenig später hatte auch noch Ron einen Tröstungsversuch unternommen, der leider damit endete, dass Harry unglücklich zum Grimmauldplatz Nr. 12 zurückkehrte und niemanden mehr sehen wollte.
 

Doch kurz vor Mitternacht und zwei Gläsern selbst gebranntem Mirabellenschnaps, den er von Hermines Eltern zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte, hielt er es plötzlich alleine nicht mehr Zuhause aus. Daher schnappte er sich seine Jacke und verschwand augenblicklich im nächtlichen London.
 

Immer wieder hatte er dabei gehofft, irgendwo durch Zufall Draco zu begegnen, doch dieser innige Wunsch erfüllte sich nicht, was Harry abermals die Tränen in die ohnehin schon geröteten, grünen Augen trieb.
 

Was hatte sich Draco nur bei seiner – wie er selbst fand – übertriebenen Aktion gedacht?
 

Einfach abhauen und dann auch noch mit Gepäck!
 

Draco wohnte doch bei ihm. Der Blonde gehörte genauso in sein Haus, wie der Staub auf den Möbeln. Gleichzeitig nagte die Schuld unaufhörlich an Harrys Nervenkostüm und er hatte das alles so niemals gewollt. Er liebte Draco, auch wenn er viel zu lange gebraucht hatte, sich seine wahren Gefühle einzugestehen. Zudem wollte er gerade jetzt, in jenem Moment, in dieser Sekunde seine Liebe zu Draco in die Nacht hinaus brüllen!
 

Oder besser noch, er hätte sich für seine Unsensibilität gerne mehrfach geohrfeigt, wenn nur Draco endlich wieder vor ihm stehen würde!
 

So irrte Harry stattdessen völlig am Boden zerstört durch die Straßen und dachte zum wiederholten Mal an den unglücklichen Abend zurück. Was sollte er nur tun, wenn der Blonde nicht mehr zurück käme?
 

Oh nein, diesem Gedanken durfte er erst gar nicht die Möglichkeit geben sich in seinem Kopf einzunisten und schob ihn weit davon. Dafür schlug sein Herz aus Angst – Draco könnte etwas Schreckliches passieren – schneller und instinktiv umklammerte er den Griff seines Zauberstabes fester; jederzeit zum Angriff bereit.
 

Als der ehemalige Gryffindor nach einer Stunde plötzlich vor einer ihm bekannten Haustür stand, wusste er sofort, dass er vermutlich diesen Weg nicht einfach so gewählt hatte, denn an der Klingel standen die Nachnamen Zabini und Arrington.

Eilig hob Harry die Hand, ignorierte geflissentlich die späte Uhrzeit und klingelte.
 


 

Kurz darauf saß er auf dem modernen, hellen Sofa seiner zwei Freunde, hatte ihnen alles erzählt und war schließlich in seine eigenen Grübeleien versunken, als Blaise’ Stimme ihn in die Gegenwart zurückholte.
 

„Harry, ich glaube nicht, dass Draco sich etwas antut“, bedeutete der dunkelhäutige Zauberer, doch sein Tonfall verriet, dass er nicht wirklich von seinen eigenen Worten überzeugt war. Gleichzeitig hielt Melanie die Hand ihres Freundes, die nicht weniger besorgt neben ihm saß.
 

„Ich glaube ja auch nicht daran“, gab Harry zu verstehen und trank sein Glas leer, „aber wenn doch?“
 

„So etwas dürft ihr nicht einmal denken!“, lenkte Melanie ein und wechselte trotzdem einen ängstlichen Blick mit Blaise und anschließend mit Harry. „Draco ging es doch blendend“, sprach Melanie weiter, um sich und den beiden jungen Männern Hoffnung zu machen. „Er hat einen guten Job, verdammt gute Freunde und nicht zu vergessen „Narzissas Garden“.“
 

„Das ist es“, warf Blaise plötzlich ein und wirkte daraufhin ein wenig zuversichtlicher. „Draco ist sicherlich zum Waisenhaus gegangen. Er ist nicht nur der Stifter von „Narzissas Garden“, sondern auch gleichzeitig Eigentümer und Besitzer. Draco ist einfach nach Hause gegangen.“
 

Harry seufzte und am liebsten hätte er sich wegen Blaise’ Vorschlag gleich besser gefühlt, aber er konnte es nicht.
 

„Ich werde mich gleich morgen früh mit Sarah Wright in Verbindung setzen“, sprach nun Blaise weiter und meinte damit die Heimleiterin, ohne auf die noch immer kummervolle Miene seines Freundes zu achten. „Wenn Draco dort ist, hol’ ich ihn auf der Stelle zurück, ansonsten soll uns Miss Wright sofort Bescheid geben, wenn er dort auftaucht.“
 

Nun seufzte Melanie und erhielt von beiden die volle Aufmerksamkeit.
 

„Meint ihr nicht, dass Draco genau damit rechnet?“
 

„Mal nicht gleich alles Schwarz, Schatz“, meinte Blaise.
 

„Das tue ich gar nicht, aber wenn ich das alles richtig verstanden habe, dann hat Draco Liebeskummer und will sicherlich nicht unbedingt genau dem Mann über den Weg laufen, der ihm angeblich das Herz gebrochen hat …“
 

„… das war doch alles nur ein Missverständnis“, warf Harry rasch ein.
 

„Wir wissen es, aber er nicht!“, sprach Melanie und schenkte Harry nebenbei ein verständnisvolles Lächeln, was ihn gleich ein bisschen beruhigte. „Ich denke, er irrt bestimmt durch die Gegend, weint sich die Augen rot und im schlimmsten Fall …“
 

„Sprich nicht weiter“, bat Harry sie augenblicklich und kämpfte gegen eine ungewollte Übelkeit an, wenn er selbst nur daran dachte, was alles passieren könnte. Nicht nur, dass Draco alleine durch London lief, sondern er auch noch lange nicht vollständig so genesen war, wie sich der Blonde stets einzureden versuchte. Harry kannte die unruhigen Nächte und die manchmal wiederkehrenden Alpträume nur zu gut.
 

„Wenn er in vierundzwanzig Stunden nicht auftaucht, dann gehen wir zur Polizei“, meldete sich nun abermals Melanie zu Wort.
 

„Mit Magie geht es schneller“, erklärte Blaise.
 

„Und wie willst du es anstellen?“, fragte nun Harry.
 

„Wir orten einfach Dracos Zauberstab“, antwortete der dunkelhäutige Zauberer, lächelte verschmitzt und entlockte zum ersten Mal auch seinem Freund ein Schmunzeln. „Am besten wir fangen gleich damit an, ich bin jetzt ohnehin wach und kann nicht mehr schlafen.“
 

„Dann tut, was ihr nicht lassen könnt“, bedeutete Melanie, die sich dabei fehl am Platz fühlte und sie trotz Dracos Verschwinden in vier Stunden aufstehen musste. Nach einem zärtlichen Gute-Nacht-Kuss von Blaise verabschiedete sie sich mit einem Küsschen auf der Stirn bei Harry, wünschte ihnen viel Erfolg und ging ins Schlafzimmer.
 

Zurück blieben die beiden jungen Magier, die sich ansahen und dann ihre Zauberstäbe in die Hände nahmen. Zur besseren Konzentration schlossen sie ihre Augen und riefen sich den Spruch zur Ortung von magischen Zauberstäben ins Gedächtnis, den sie am Anfang ihrer Aurorenausbildung gelernt hatten. Kurz darauf öffneten sie wieder ihre Lider und Blaise bedeutete Harry mit einem Nicken, er solle es versuchen.
 

Harry holte tief Luft, ließ sie mit einem leisen Zischen entweichen und dann deklamierte er langsam, Silbe für Silbe den Zauberspruch. Anschließend warteten beide Freunde ungeduldig auf die Reaktion. Denn eigentlich müsste nun Harrys Zauberstab an der Spitze aufglühen und ihnen in Form eines imaginären Bildes den Aufenthaltsort von Draco, oder vielmehr von Dracos Zauberstab präsentieren.
 

Doch es geschah nichts und das was sie plötzlich vor sich sahen war nicht das, was sie zu sehen erhofften. Das Bild war schwarz und am Rand erkannten sie lediglich dunkle Schatten.
 

„Selbst wenn Draco den Stab in der Hosentasche hätte, würden wir doch ihn sehen können, oder etwa nicht?“, erkundigte sich nun Blaise erstaunt und verdutzt zu gleich.
 

„Eigentlich schon“ Harry zuckte mit den Schultern und verstand es selbst nicht. „Versuch du es.“
 

Blaise benötigte keine weitere Aufforderung und rasch rezitierte er denselben Zauberspruch wie der einstige Gryffindor und abermals geschah nichts.
 

„Das soll jetzt einer verstehen?“, bedeutete Harry und schüttelte immer wieder den Kopf.
 

„Entweder das, oder Draco hat seinen Zauberstab erst gar nicht mitgenommen“, entgegnete Blaise und sah nun sehr blass um die Nase aus. „Was wäre, wenn er noch irgendwo im Grimmauldplatz liegt?“
 

Die Antwort erfolgte in Form eines leisen Plopp, als Harry ohne ein Wort von der Wohnung seines Freundes nach Hause apparierte. Der dunkelhäutige Zauberer tat es ihm gleich und wenige Minuten später suchten sie mit einer Mischung aus Verzweiflung und Hoffnung nach Dracos Zauberstab.
 


 

~~~ Fortsetzung folgt ~~~
 


 

Alle Schuldzuweisungen bitte an die Hauptcharaktere! Die haben sich einfach selbstständig gemacht.

Na, was sagt ihr zu Kevin … was glaubt ihr, wird jetzt passieren?

Wird es Harry schaffen Draco doch noch seine Liebe zu gestehen?
 

Liebe Grüße

Elbenstein



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Big-Mama
2010-01-19T18:43:33+00:00 19.01.2010 19:43
ich mag den kevin iwie nicht
aber aber auch nur weil ich das dumme gefühl habe, das das ausartet. iwie ist für mich leider nicht ganz ersichtlich geworden wie alt der kevin ist. so alt wie draco oder älter???
ich hoffe so sehr blaise und harry finden einen weg, draco zu finden >.<
bis dahin
lg


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