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Ajax - Victis Romanis

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Kapitel 15: Wer alleine zu kommen scheint, hat garantiert viele Freunde im Gepäck!

Kapitel 15: Wer alleine zu kommen scheint, hat garantiert viele Freunde im Gepäck!
 

Zwölf Stunden waren vergangen, seit Doktor McKay den Hauptcomputer der Forschungsanlage Victis Romanis gehackt hatte.

Zwölf Stunden, in denen sie das Basiscamp ausgeweitet hatten – vier Stunden.

Acht restliche Stunden, von denen sie vier damit zugebracht hatten, Wissenschaftler zu behüten – vier Stunden.

Vier restliche Stunden, in denen die Offiziere und Führungsmannschaften der Atlantis-Expedition sich mit der Crew der Ajax drei Stunden beraten hatten – eine Stunde.

Eine Stunde restliche Stunde von denen sie eine halbe gebraucht hatten, um sich halbwegs schlafbar einzurichten – eine restliche halbe Stunde zum Schlafen.

Zu sagen, dass das militärische Personal und das Kommandopersonal unausgeschlafen war, war etwas untertrieben.

Doch trotzdem – die acht Soldaten, die die Apollo durchstreiften, hielten sich konzentriert und gerade. Sie durchsuchten das einstmals stolze Schlachtschiff auf der Suche nach Überlebenden und um den Toten ihre Erkennungsmarken abzunehmen. Einer der Soldaten war Colonel John Sheppard.

Es war seine Idee gewesen, mittels eines kleinen Sprengsatzes Semtex H – auch besser bekannt als Composition Compound 4 oder C4 – die Andockluke aufzusprengen und sich so nicht gerade legalen Zutritt zu verschaffen. Es war nun seine Aufgabe, zwei Gegenstände zu bergen, deren Existenz ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit war.

Einer Zeit, als die Menschen der Erde nicht in gewaltigen Raumschiffen das Weltall bereisten sondern auf den Meeren ihrer Heimatwelt entlang kreuzten.

Einer Zeit, als Galeonen und Galeassen, Karacken und Fregatten, Schlachtschiffe und Kreuzer noch Salven donnernd ausgetauscht hatten, zum Ruhme ihrer teils noch jungen Nationen.

Eine Zeit, als man noch um einem Schiff eine Seele zu geben eine Glocke und eine Plakette gab – gut, sie hatten die Idee mit der Widmungsplakette aus 'Star Trek' geklaut, aber trotzdem hatte jedes Schiff jeweils eins davon. Die Plakette und Glocke der Prometheus, der X-303, dem ersten Kampfschiff der Erde, hatte kurz vor der Explosion Major – damals Captain – Marks an sich genommen und sie mit Tränen in den Augen an Colonel Carter und Colonel Mitchell übergeben.

Danach wurden beide Gegenstände sorgfältigst eingelagert – man wollte, dass man sich an die ersten Helden der intergalaktischen irdischen Raumfahrt erinnern konnte und vor allem an Colonel Lionel Pendergast, der sein Leben geopfert hatte, um seine Crew zu retten.

Eines Tages, so war sich Sheppard sicher, als er mit einem kleinen Schraubenzieher die kupferne Widmungsplakette der Apollo von der Backbordwand der zerstörten Brücke abnahm, würde man sich an jeden von ihnen so erinnern – aber in erster Linie an SG-1. Sheppard und sein Team... was hatten sie bisher erreicht?!

Wollte er überhaupt, dass eines fernes Tages Lieder über seine Heldentaten und die seines Teams gesungen werden würden?

Er wollte es nicht.

So wie es die wenigsten der Atlantis-Expedition oder des Stargate-Kommandos oder gar der Soldaten der Welt wollten – Heldentum entstand nicht aus dem Held sein wollen, sondern aus dem, was man tat, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Helden waren selten die, die den großen bösen Drachen besiegten und mit der beinahe auf dem Teller gelandeten Jungfrau nach Hause ritt. Es waren die, die meistens gar nicht Helden sein wollten – sondern einfach das taten, was richtig war, was gut war.

Die Jungen, die Unverbrauchten, die angefüllt waren mit den Idealen ihres Staates, die wollten Helden sein. Die Alten, die, die schon Jahre in den selbst gezogenen Gräben zwischen unerbittlichen außerirdischen Feinden und noch unerbittlicheren irdischen Freunden lagen, die wollten nur den nächsten Tag erleben.

Es war nicht heldenhaft seine Angst zu überwinden und durch den blau schimmernden Ereignisshorizont zu gehen und Welten von Übel zu befreien. Es war mutig, durch das Tor zu gehen, ja, aber Heldenhaftigkeit... sie kam nicht durch den Willen – sie kam durch die Taten, zu denen man gezwungen war.

Ein Mann konnte den bösen Drachen besiegen und die Prinzessin retten – aber wenn während seiner Rettungsaktion Felder und Wälder abbrannten, dann hatte es nicht viel heldenhaftes. Wenn er aber mit einem einzelnen gezielten Pfeil, einer einzelnen gezielten Kugel oder einem Streich es schnell schaffte, den Drachen zu bezwingen, Dorf, Stadt und Land zu retten und dafür nichts und wieder nichts außer einem lausigen T-Shirt zu verlangen, dann war es schon heldenhafter.

In sofern war SG-1 – und besonders das ewige Terzett Carter-Teal`c-Jackson, die wirklich alles mitgemacht hatten – eine äußerst heldenhafte Truppe.

Sheppard hatte sich bereits Carters Hundemarke aus dem kleinen Haufen Kleidung und geronnenem Blut genommen, ebenso wie eine Zat, die sie anscheinend immer bei sich trug. Versteckt und absolut nicht sichtbar – aber anscheinend nicht mehr für sie zu erreichen gewesen. Die Marke lag unscheinbar aber dennoch schwer in seiner Hosentasche, die Zat lag in dem kleinen Rucksack, den er für die Plakette und die Glocke mitgenommen hatte.

Der Absturz auf Victis Romanis war auch an der kleinen Platte aus Kupfer nicht spurlos vorbeigegangen – sie hatte eine erhebliche Delle von einem Soldaten, der anscheinend mit dem Kopf während des Absturzes gegen die Wand gekracht war, aber dennoch aufstehen konnte, ebenso war sie mit wahrscheinlich dessen Blut bespritzt.

Beinahe schon andächtig holte der Pilot ein kleines, weißes Taschentuch heraus, befeuchtete es mit Wasser aus seiner Feldflasche und putzte sachte das Blut ab.

USS Apollo – BC-304-Class, United States Air Force konnte er nun wieder erkennen. Darunter der Wahlspruch des Schiffes – Ad astra per aspera. Auf rauen Pfaden zu den Sternen... die Wege runter waren manchmal noch rauer.

Mit einem Seufzer, er selbst konnte nicht sagen ob einer der Erleichterung oder der Frustration oder einer, der einfach raus musste, nahm er den kleinen, schwarzen Rucksack mit den vielen Seitentaschen vom Rücken und legte die Plakette vorsichtig rein. Die Zat legte er in eine der Taschen, das Taschentuch wanderte in seine Hosentasche.

Noch einmal sah er sich auf der zerstörten Brücke der Apollo um. Sie hatten die Leichen der beiden Menschen an den Konsolen mit weißen Tüchern bedeckt, bald würde die Ajax mit einigen Bahren bestückte Jumper schicken, um die Besatzung des einstmals so ruhmreichen Schlachtschiffes abzutransportieren. Mit einem traurigen Blick wandte sich Sheppard ab und machte sich auf, die kleine mit Messing überzogene Metallglocke der Apollo zu bergen.
 

Private Johnathan Hancock hatte wirklich schon schönere Tage erlebt – aber das war ihm egal.

Er schlief.

Sie befanden sich immer noch auf dem Weg zum Heimathafen der Lantea, die Schiffs-KI oder der Avatar hatten bisher nur seinen Namen preisgegeben. Sie hatten auch keine Anzeichen dafür gefunden, dass sie verfolgt wurden – wenn sie ehrlich waren, hatten sie auch nach keinen gesucht.

Kurz nach dem Beginn ihrer Kurz-Odyssee durch den Hyperraum hatten sie sich in die Crew-Quartiere verzogen, die Männer aus Atlantis die Kappen tief ins Gesicht gezogen, die Gewehre bereit neben dem Bett, die Pistolen klassisch unter dem Kopfkissen.

Die beiden Antikerinnen hatten sich damit zufrieden gegeben, einfach aufs Bett zu fallen, sich auf die Seite zu drehen und zu schlafen.

Zusätzlich hatte Hancock noch die Aufgabe, auf die sechs ZPMs in seinem Marine-Rucksack aufzupassen – der war mit der ganzen Ersatzmunition, Granaten, Reservewaffen, Panzerabwehrwaffen und Notrationen schon relativ schwer war. Aber viele Wissenschaftler waren nicht umsonst der Meinung, dass die Ledernacken sehr viel Ausrüstung tragen konnten und nutzten dies meist auch ausgiebig.

Nicht, dass sich Hancock zum gegebenen Zeitpunkt, oder irgendeinem anderen beschweren wollte, nein, das war es nicht. Meistens freute er sich auf solche Gelegenheiten – normalerweise waren die Teams gemischten Geschlechts, so wie man das von 'erwachsenen' Menschen verlangen konnte, aber trotzdem hatten er und der ein oder andere Marine trotzdem das dringende Bedürfnis, sich vor den weiblichen Expeditionsteilnehmern zu profilieren. Man konnte nie wissen, wozu das führte.

Außerdem half sowas mehr, in Form zu bleiben, als die allmorgendlichen Jogging-Runden, die das militärische Personal der Stadt, welches zu diesem Zeitpunkt 'frei' hatte, mit Colonel Sheppard und diesem Riesen von Jamaika namens Dex machte – die meisten hielten nicht bis zu Meile fünf durch, Hancocks schlechtestes Ergebnis, wann er einfach so wie alle anderen kapituliert hatte, war bei Meile vier gewesen, sein bestes zehn.

Ironischerweise hatte morgens Sergeant Harriman immer Dienst...Sonderschicht von null bis dreizehn Uhr Atlantis-Standartzeit.

Etwas piepste sehr nahe am Marine, genervt stöhnte er auf.

Wo man gerade im Halbschlaf an Zeit dachte... Das ungleiche, schiffsführende Duo aus Docellus und Lantea hatte bevor sie schlafen gegangen waren gesagt, sie würden so ziemlich genau zwölf Stunden brauchen, bis sie am Heimathafen des Trägers angekommen waren – Victis Romanis.

Er selbst hatte seinen Wecker auf elfeinhalb Stunden gestellt – er brauchte immer eine halbe Stunde, um in die Gänge zu kommen und für den neuen Tag bereit zu sein. In Atlantis war das 'Bereitsein für den neuen Tag' besonders wichtig.

Jeder konnte der letzte sein.

In Atlantis waren sie manchmal nicht das United States Marine Corps, so schien es, sondern das United States Redshirt Corps. Aber trotzdem – ob USMC oder USRC, sie waren Soldaten der Vereinigten Staaten von Amerika, und sie hatten bereit zu sein, egal was komme!

Und auch, wenn er gerade leicht groggy zu seinem Rucksack torkelte, eine Ersatzuniform raus zog und sich ankleidete, war er bereit. Schnell bemerkte er, dass es eine der MARPAT-Uniformen war, digitales Waldtarnmuster, das neueste vom neuesten. Warum er sie eingepackt hatte, wusste er nicht. Jedenfalls tat sie ihm gute Dienste in diesem Moment, denn der Atlantis-Overall war ein kleines bisschen verschwitzt – eigentlich sogar sehr, der vergangene Tag war nicht gerade ein Ausbund an Inaktivität gewesen.

Der Marine rollte noch einmal die Schultern, zur Entspannung, und legte dann die Einsatzweste an. Mit einigen schnellen Bewegungen waren der Rucksack und das MG wieder am Mann und er vor der Tür. Noch einmal ging er eine innerliche Checkliste durch – er hatte das Gefühl, irgendwas vergessen zu haben.

Eine schnelle Handbewegung um sich zu vergewissern, dass sein Hosenstall zu war – das war`s nicht, er war so zu wie der Rumpf eines fabrikneuen Raumschiffes.

Eine weitere für das Gewehr – geladen und gesichert.

Funkgerät – Batterien waren voll, die Bluetooth-Verbindung zu dem kleinen Stecker im Ohr stand, ebenso wie der Stecker selbst.

Rucksack – alles noch da, selbst die ZPMs.

Er wusste es nicht und fuhr sich mit der Hand durch die Haare – da fiel es ihm ein, so trivial, so normal, so dumm, wie es war, musste er im Boden versinken! Er hatte seine Mütze nicht in Handgriffreichweite.

Nachdem das Problem, das wichtigste, mit dem er bereits an diesem zwanzig Minuten langen Tag konfrontiert gewesen war, konnte er losgehen. Mit einem kleinen Schwenker betätigte er den Öffnungsmechanismus der Tür und trat auf den Gang, ebenso wie Atalánte, die im Quartier seinem gegenüber geschlafen hatte.

„Guten Morgen, John!“, meinte sie offen und ehrlich und grinste den einen Kopf größeren Erdling an. „Haben sie gut geschlafen?“

„Guten Morgen. Mehr gedöst, als geschlafen. Und du, Ata?“, fragte er höflich, als sie sich auf den Weg zur Brücke machten. Er wusste nicht warum, aber das Schiff war ihm unheimlich. Einen Marine zu ängstigen, das war eine Leistung, das war aber keine einfache Angst – vielmehr der elementare Sinn eines jeden Lebewesens für Gefahr und Merkwürdigkeit.

Bis auf die großen Azrael-Kampfroboter und Lantea hatte er niemanden als Besatzung gesehen, nur noch die Käfer. Keinen einzigen Menschen, keinen Antiker, noch nicht mal einen Teddy-Bären.

„Weißt du...“, begann Atalánte in vertraulichem Ton. Nein, dachte der Marine sich, nicht vertraulich – freundschaftlich. Das war für ihn so eine Art Ritterschlag im kleinen.

Doch sie fuhr nichts von den Gedanken des Mannes neben ihr ahnend fort. „Ich bin es gewohnt, dass wenn ich aus meinem Quartier trete vom pulsierenden Leben eines Schlachtschiffs der Flotte umgeben zu sein.Aber hier... was genau lebt hier?!“

„Eigentlich nur wir vier.“, antwortete der Amerikaner. Er wusste, worauf sie hinaus wollte – sie hatte Heimweh. Und wenn er ehrlich war, ging es ihm auch manchmal so, das war nichts besonderes oder schwaches.

Es war menschlich.

Wie oft war es ihm schon passiert, dass er in einer ruhigen Minute über die goldgelben Felder Kentuckys streifte, gefolgt von seinem Snoopy, dem Hund, den seine Mutter als äußerst willkommenen Ausgleich für die Abwesenheit seines Vaters besorgt hatte? Und wie oft würde es noch passieren? Die Antwort auf beides war sicher „hunderte Male!“

Und es war ihm egal – Kentucky war trotz allem seine Heimat, obwohl er nie dort länger als zwei Wochen bei seinen Großeltern gewohnt hatte. Immer waren die Hancocks unterwegs gewesen, von Europa, über Nordamerika, über Asien wieder nach Amerika. Und ihre Reise, da war sich der junge Mann sicher, war noch lange nicht zu Ende, zumindest nicht für ihn.

Er konnte nicht sagen warum, aber er hatte das Gefühl, dass Atlantis und die Lantea nur der Anfang waren... der Anfang von etwas ganz großem – etwas, wo er getrost auf die drei Sterne seines Vaters scheißen konnte!

Den Rest des Weges unterhielten sie sich nicht – kein unangenehmes Schweigen, auch kein wütendes Schweigen, viel mehr war es ein 'Wir verstehen uns schon'-Schweigen, wie zwischen Partnern. Auf dem Weg begegneten sie niemanden, außer zwei Käfer, die sich gegenseitig immer mal wieder anfauchten – warum auch immer.

Als sich vor ihnen die großen Türen zur Brücke öffneten, sahen sie kurz in den Raum und dann sich gegenseitig an: Auf dem Stuhl saß hochkonzentriert Éva, neben dem Stuhl stand, gerade wie ein Laserstrahl, Sergeant Harriman, beide musterten das Hologramm eines älteren Mannes, offensichtlich eines älteren Offiziers.

Er sah eigentlich wie ein netter Mensch aus, fast großväterlich, doch die Uniform, die geholsterte Pistole und der Dolch auf der anderen Seite ließen diesen Eindruck ganz schnell verschwinden. Ein einzelner grauer Haarkranz bedeckte seinen Kopf und die Uniform, die er trug, hatte den ein oder anderen Riss. Atalánte glaubte ihn irgendwo schon mal gesehen zu haben.

„...und haben einen Großteil der Flotte verloren.“, beendete das Hologramm seinen Satz, in dessen Verlauf die beiden rein gekommen waren. Dann fror es ein, vermutlich auf den Handwink, den die Frau auf dem Kommandosessel der Schiffs-KI gegeben hatte.

Kurz herrschte schweigen im Raum, niemand wagte es nur einen Ton zu sagen. Doch irgendwann hielt es Hancock nicht mehr aus – ob Sekunden oder Stunden vergangen waren, wusste keiner zu sagen. Er fragte einfach, was ihm auf der Seele lag. „Wer ist das?“

„War. Praefectus Classis Atlantis Themistokles, der letzte PCA – ein genialer Verwalter, aber als Flottenkommandant im Krieg taugte er nicht wirklich viel.“ Sie seufzte. „Ihm verdanken wir unseren Ausflug nach Salamis.“

Dann schwieg sie wieder, Chuck ergriff aber das Wort. „Wir haben uns die komplette Datenbank der Lantea gezogen und sichten gerade das Material. Das dort...“ Mit einer ausladenden Bewegung wies er auf das immer noch eingefrorene Hologramm des PCA. „...ist der letzte Eintrag im Schiffslogbuch. Wir arbeiten da dran schon seit etwa fünf Stunden.“

Konntet wohl nicht schlafen, was?!, dachte ich der Marine leicht grinsend. Ihm war klar, was das hieß – eine komplette Schiffsdatenbank, das neueste vom neuesten des neuesten. Welche Geheimnisse dort drinnen wohl verborgen waren...?

„Wir haben übrigens während des Kopiervorgangs noch etwas gemacht.“, meinte Éva mit einem leichten aber nicht zu überhörenden Stolz in der Stimme. „Sergeant Harriman, sie übernehmen die Sensorik, Private Hancock, sie haben Waffen und Navigation. Ata, dein Reich ist die Jagdkontrolle. Sergeant, Private, wir haben ihre Displays und Konsolen in ihre Sprache übersetzt – sie sollten keine Probleme mehr damit haben.“

„Danke.“, meinte Hancock verwundert. Er hatte nicht erwartet, dass sie sich so wappnen würden – für was auch immer. Jedenfalls schien es den beiden 'Führungsoffizieren' – nur Éva war vollständige Offizierin, wenn auch nur zu vergleichen mit einem Lieutenant, Chuck war kanadischer Unteroffizier – zu ahnen, dass etwas im Busch war.

Und das war gar nicht gut.

„Was ist eigentlich zwischendurch passiert?“, fragte Atalánte und begab sich zu der entsprechenden Konsole, die sie kurz verwirrt musterte. Hancock selbst ging zu der Konsole, die ihm am meisten nach Waffen und Navigation aussah, die unter seinen Händen sofort aufflammte und einen kleinen Steuerknüppel mit einer Art Geschwindigkeitsregler ausfuhr, ebenso wie einen Stuhl, der auf den ersten Blick wie aus hartem Plastik aussah, jedoch bei genauerer Betrachtung ziemlich bequem war.

„Wir haben einen Zwischenstopp eingelegt und einen Hyperraumscan durchgeführt.“, begann Chuck zu erklären...
 

Wenige Minuten später öffnete sich über dem Victis-Romanis-System ein Hyperraumfenster.

Was heraustrat hatte niemand, der in diesem Moment auf der Ajax aus dem Fenster sah, erwartet: ein weiteres Schiff der Antikerflotte, sogar groß genug, um ein Schlachtschiff zu sein.

Der kompletten Brückenbesatzung des Schlachtschiffes, die wegen eines geschickten Manövers, welches sie Bug voraus zum voraussichtlichen Öffnungspunkt des Hyperraumfensters gebracht hatte, stand der Mund offen. Sie hatten gedacht, sie wären das einzige Schiff der einstmals so großen und ruhmreichen Flotte gewesen – und keine Lichtsekunde von ihnen entfernt, also schon in Waffenreichweite, war ein weiteres Schiff.

Athene selbst wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Immer noch baff musterte sie das vielleicht ein kleines bisschen größere Schiff, und ihr fiel der erste Befehl wieder ein: „Identifikation prüfen, rufen sie sie!“

„Jawohl!“, riefen sofort zwei Offiziere und rissen damit die Brücke aus dem Staunen – sofort war sie wieder der gewohnte Bienenhaufen, Statusmeldungen wurden wieder ausgetauscht, und Konsolen piepsten wieder fröhlich um die Wette.

„Die Identifikationscodes laufen ein Schiff der Heimatschutzflotte – der Classis Atlantis, um genau zu sein. Alle anderen Daten werden als Geheim eingestuft!“, meldete einer der beiden.

„Kanal steht, sie können sprechen, Praefecta!“, meldete Lykoris, der Kommunikationsoffizier ihres Vertrauens. Dieser sah sie kurz an und nickte ihr zu – sie waren absolut bereit für die Kontaktaufnahme.

Sie nickte dem Offizier kurz dankend zu. „Hier spricht das Typ-5-Schlachtschiff der Antikerflotte Ajax – Identifizieren sie sich!“, befahl sie ohne zu Zögern in harschem, befehlenden Ton. Jetzt war sie die Kommandantin, die, die sich nichts gefallen lassen wollte und konnte – erstrecht nicht im Angesicht einer möglichen Bedrohung für ihr Schiff.

„Hier spricht Praefecta Interim Éva, momentane Kommandantin der Lantea. Mit Verlaub, Praefecta, aber sie waren die Letzten, die wir so nah beim Heimathafen dieses Schmuckstücks von einem Schiff erwartet haben. Wir dachten, sie wären noch eine Weile entfernt wegen der Geschütze.“, antwortete ihr eine wohl bekannte Frauenstimme.

Man konnte noch so oft behaupten, dass ein Kommandant zu niemandem aus der Crew eine wie auch immer geartete Beziehung haben durfte – aber sie beide hatten trotzdem eine. Sie waren der 'Harte Kern' des Schützenclubs der Frauen der Ajax, des besten der ganzen Flottille 3 der siebenten Flotte. Im Standschießen waren sie beide die besten, immer gleich gut – Konkurrenz auf dem Schießstand, Freunde außer Dienst, Vorgesetzte und Untergebene im Dienst.

Athene musste aber trotzdem sagen, dass sie inzwischen jeden auf der Ajax als ihren Freund ansah – so oft, wie sie in den zwanzig Jahren in Schwierigkeiten geraten waren, mussten sie so etwas wie Freunde sein.

„Ach, bevor ich`s vergesse!“, meinte Éva plötzlich. „Hinter uns ist eine ganze Armada der Wraith her.“

„HYPERRAUMFENSTER ÖFFNEN SICH!!!“, schrie der Sensoroffizier des Schlachtschiffes, fast gleichzeitig zu dem, der auf der Lantea seinen Dienst tat.

„Wie viele?!“, fragte Athene.

„Zu viele.“, antwortete Éva resignierend. „Erbitten Erlaubnis, aufschließen zu dürfen!“
 

„Erlaubnis erteilt!“, kam es leicht gehetzt von Athene aus den Lautsprechern auf der Brücke des Trägers. Éva nickte Hancock zu, der das Schiff langsam Fahrt aufnehmen ließ und es sich sachte durch die Trümmer im Orbit des kargen Victis Romanis winden, die Wraith formierten sich hinter ihnen zu einer Blockade.

„Auf der Erde gibt es ein Sprichwort.“, meinte Chuck unvermittelt. Der Sensormann wartete immer noch auf einen finalen Scan der Feindflotte, um genaue Daten zu der Zusammensetzung zu liefern. „Wenn man vom Teufel spricht, dann kommt er.“

„Wie wahr, wie wahr...“, antwortete Atalánte resignierend.



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