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Red and Blue

von

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For the Heart I Once had

Es war heiß. Die Luft über dem hellen, sandigen Boden flimmerte, schien fast flüssig.

Es war schon einige Stunden her, dass sie die Wüste hinter sich gelassen hatten, aber es schien nicht wirklich kühler geworden zu sein.

Wasser... ein Fluss... ein Wasserfall... so kühl, so erfrischend...

Er schüttelte den Kopf und versuchte, sich auf den Weg zu konzentrieren. Seine Tunika klebte ihm unangenehm am Körper, die Haut spannte und juckte. Er sah zur Seite, blickte in dunkle Augen, die zu ihm hinüber sahen. Der andere wandte sich abrupt ab. Wie beim letzten Mal. Und dem Mal davor. Er runzelte die Stirn. Es tat weh. Sein ganzes Gesicht schmerzte.

Wann hört das endlich auf...?
 

Das Bild änderte sich.

Es war Abend. Die Luft war kühl, so kühl... der Himmel konnte nicht schöner sein. Er spürte, wie der Wind über seine nackte Haut strich. Die feinen Härchen auf seinen Armen richteten sich auf, Schauer liefen über seinen Rücken.

Ein leises Geräusch, ein Husten. Er drehte sich um. Wieder diese Augen, dieser seltsame Blick. Diesmal wandte er sich nicht ab. Er sah zurück. Seine Lippen waren leicht geöffnet, er atmete schwer. Er kam auf ihn zu, langsam, als würde er jeden Schritt abwägen.

Er stand vor ihm, nah, so nah. Er hob den Arm, streckte die Hand aus. Er berührte ihn, langsam, sacht, als wäre er aus Glas. Er strich ihm über die Schulter, den Hals.

Die Kühle schien auf seltsame Weise zu verschwinden. Es war heiß, so heiß! Er sog scharf die Luft ein.

Die Hand verschwand. Ein Lächeln auf dem Gesicht des anderen, leicht wie der Wind auf seiner Haut.

„Grashalm.“ Seine Stimme war dunkel, dunkel wie seine Augen.

Er antwortete nicht. Seine Haut schien in Flammen zu stehen...
 

Ein Geräusch weckte ihn. Er stieß einen leisen Fluch aus. Langsam erhob er sich und sah sich um, versuchte sich zu orientieren. Er lag auf einem schmalen Feldbett. Seine dünne Decke war herunter gerutscht und lag auf dem Boden.

Erneut erklang das Geräusch, diesmal lauter. Es klang wie Metall, dass auf Metall traf. Laute Rufe gesellten sich zu den Geräuschen. Er versuchte auszumachen wie spät es wohl war. Durch die feinen Risse in der Wand seines Zeltes drangen Sonnenstrahlen.

Na, auch endlich wach? Einen Stein kann man leichter wecken als dich! Und dabei schläfst du nicht einmal richtig...

Eragon knurrte leise.

Ich hab nur... geträumt...

Die Erinnerungen kamen zurück, ganz plötzlich und so klar als wäre all das erst wenige Minuten zuvor geschehen. Die Wüste, die Sonne, der Sand, der Wind und... er.

Eragon spürte erneut ein vertrautes Ziehen in der Brust. Er hatte es oft gefühlt in der letzten Zeit. Er wusste nicht was es bedeutete. Er hoffte nur dass es aufhörte. Er hoffte es so sehr...

Eragon stand langsam auf, streckte sich, gähnte ausgiebig, versuchte die letzten Spuren der Nacht abzuschütteln. Dann bückte er sich und hob die Decke vom Boden auf. Dabei fiel sein Blick auf ein Stück Stoff, dass unter dem Bett hervorlugte. Er hielt inne und runzelte die Stirn. Einen Moment lang wünschte er sich nichts mehr, als das Stück Stoff, oder vielmehr das was es enthielt, unter dem Bett hervor zu holen. Es in den Händen zu halten, sich von den Erinnerungen, die es stets in ihm weckte, durchströmen zu lassen. Eragon streckte die Hand aus und strich über den Stoff, fühlte den schmalen, harten Gegenstand darin. Einen Moment lang schien es ihm fast als könnte er die Kühle des Metalls durch das schwere Tuch hindurch spüren.

Es kostete ihn Überwindung, die Hand wieder zurückzuziehen.

Es ist nur ein Schwert... schalt er sich selbst. Nur ein Stück Metall, nichts weiter!

Entschlossen schob er das Päckchen tiefer unter das Bett. Er fühlte sich schlecht, schämte sich für seine Schwäche.

Wenn er wüsste, dass du es hast und dass du es unter deinem Bett versteckst, wie die Beweise eines Kinderstreichs... Er würde dich auslachen, dich als Schwächling beschimpfen...
 

Eine Stimme holte Eragon aus seinen Gedanken. Er hob den Kopf und sah einen Schatten vor dem Eingang seines Zeltes. Langsam stand er auf und griff nach der Tunika, die er am Vortag achtlos auf einen Hocker geworfen hatte.

„Einen Moment.“ rief er zum Zelt hinaus. Schnell zog er sich an und schlüpfte in seine Stiefel. Er band den Gürtel mit seinem Schwert Brisingr um seine Hüfte und atmete einmal tief ein und aus. Sein Blick glitt ein letztes Mal durch sein spartanisch eingerichtetes Zelt, wobei er sein Feldbett entschieden mied.

Dann wandte er sich um, schlug die helle Stoffplane zurück und trat hinaus in die Morgensonne.
 

Draußen wurde er bereits von einem kleinen Trupp Soldaten erwartet. Der vorderste, ein Mann von vielleicht 25 Jahren mit schulterlangen, hellbraunen Haaren, lächelte ihn freundlich an: „Guten Morgen. Lady Nasuada schickt uns. Sie erwartet Euch in ihrem Zelt, so schnell wie möglich.“

Eragon sah ihn an. Er spürte wie sich sein Herzschlag beschleunigte.

„Gab es einen Angriff?“

Der Soldat vor ihm lächelte nicht mehr, in seinem Gesicht war nun deutlich ein Ausdruck von Sorge zu sehen: „Ich weiß nichts Genaues, tut mir leid. Wenn Ihr mir nun folgen wollt...“

Eragon nickte stumm. Er hatte nichts anderes erwartet. Wo er auch hin kam, mit wem er auch sprach, alle begegneten sie ihm mit einer Ehrfurcht, die man Eragons Meinung nach nur noch als lästig bezeichnen konnte. Nicht einmal eine simple Frage konnte er stellen, in seiner Gegenwart schienen die Zungen seiner Gegenüber wie gelähmt.
 

Sie gingen zügig durch das Lager. Wo man auch hinsah, überall herrschte geschäftiges Treiben. Menschen liefen zwischen den Zelten umher, trugen Waffen, Holz, Verpflegung. Jeder schien ein Ziel zu haben, jeder schien in Eile zu sein.

Und einmal mehr erinnerte es Eragon an einen der Ameisenhaufen, die er in den Wäldern gesehen hatte.

Er ignorierte die Menschen um sich herum, die stehen blieben und ihn anstarrten als er vorbeiging. Sein Kopf war voller Fragen, voller nervöser Anspannung.

Weißt du was hier los ist?

Nein, kam prompt die Antwort seiner Drachendame, aber ich glaube nicht dass es ein Angriff ist. Das hätte ich bemerkt.

Eragon knurrte leise. Er hoffte, dass Nasuada einen guten Grund dafür hatte, ihn so früh zu wecken und durch das Lager zu scheuchen.
 

Nasuadas Zelt war um einiges prachtvoller ausgestattet als sein Eigenes. Eragon sah sich suchend um, aber Nasuada schien allein zu sein. Das überraschte ihn und steigerte seine Neugier noch mehr. Saphira hatte scheinbar recht, hier ging es nicht um einen Angriff.

Nasuada hielt sich nicht mit einer Begrüßung auf: „Eragon. Es tut mir leid, dass ich dich wecken lassen musste. Ich weiß, die letzten Tage waren sehr hart für dich.“

Eragon nickte nur. Er war erst vor kurzem mit Saphira von einer längeren Mission zurückgekommen. Sie hatten es fast im Alleingang mit einer ganzen Truppe bestens ausgebildeter Krieger aufgenommen, die einige Meilen nördlich einen ihrer Außenposten überfallen und nahezu alle ihrer Soldaten getötet hatten. Sie waren nicht auf einen Kampf vorbereitet gewesen, hatten es aber geschafft, ihre Gegner zurückzuschlagen.

Nasuada zögerte einen Moment, bevor sie weiter sprach.

„Einer unserer Späher hat einen Boten abgefangen, der versucht hat, sich ins Lager zu schleichen. Wie sich herausstellte, kam der Bote direkt aus Uru'baen.“

Eragon runzelte die Stirn. Das war merkwürdig. Es passte nicht zu Galbatorix. Verhandlungen waren keines seiner Mittel...

„Ich weiß was du denkst.“ fuhr Nasuada fort. „Ich habe dasselbe gedacht. Aber der Bote kam nicht von Galbatorix.“ Erneut zögerte sie. Dann ging sie zu einem Tisch hinüber und hob ein Stück Papier auf. Sie wandte sich wieder an Eragon: „Er kam von Murtagh.“.

Eragon starrte sie an. Er war fassungslos. Wieso schickte Murtagh ihnen einen Boten? Welchen Plan verfolgte er jetzt schon wieder?

„Was will er? Will er dich erpressen? Will er dir drohen? Will er...“

Nasuada unterbrach ihn und streckte ihm die Hand mit dem Brief entgegen: „Nein. Seine Nachricht gilt nicht mir. Sie gilt dir.“

Eragon hatte das Gefühl jemand würde einen Eimer eiskalten Wassers über ihm ausschütten. Zitternd streckte er die Hand aus und griff nach dem Brief. Er versuchte zu lesen, aber seine Gedanken waren so aufgewühlt, dass er Schwierigkeiten hatte sich auf die Zeilen vor sich zu konzentrieren.

Die Schrift war klein, die Buchstaben fein und eng geschrieben. Eragon war fast enttäuscht, denn der Brief bestand nur aus wenigen Worten.
 

Eragon

Ich weiß was du jetzt denkst, aber bitte glaube mir wenn ich dir sage, dass es nicht so ist.

In drei Tagen, dort wo Blut zu Feuer wird.

Bitte.

Murtagh
 

Eragon las die Zeilen erneut, dann ein drittes Mal. Es schien keinen Sinn zu machen. Wieso sollte Murtagh ihm schreiben? Als sie sich das letzte Mal gesehen hatten, hatten sie wieder gegeneinander gekämpft. Eragon hatte ihn, von wildem Hass angetrieben, schwer verletzt, fast getötet. Nur durch eine Unachtsamkeit seinerseits war es ihm auch dieses Mal gelungen zu entkommen.
 

Nur mühsam konnte er seinen Blick von dem Brief in seiner Hand lösen.

„Eine Falle?“ Er sah Nasuada an. Ihrem Blick konnte er entnehmen, dass sie denselben Gedanken hatte.

Er dachte nach. Aber wie er es auch drehte und wendete, es passte nicht zusammen.

„Aber das hier... ist so völlig untypisch für ihn...“ sagte er langsam.

Nasuada nickte: „Das denke ich auch. Und deswegen wirst du dort nicht hingehen.“

Sie sah auf den Brief in Eragons Hand als wäre er ein giftiges Tier.

„Wo immer 'dort' auch sein mag.“

„Was sollen wir tun?“

Nasuada seufzte. Sie ging zu ihrem Stuhl hinüber uns ließ sich darauf nieder. Eragon wartete darauf dass sie fort fuhr.

„Wir tun gar nichts. Ich habe den Boten von unseren besten Magiern befragen lassen, aber nichts was er sagte konnte uns helfen. Er hat die Nachricht von einem Soldaten bekommen, mit dem Auftrag sie herzubringen. Das war sein ganzer Befehl. Ich habe die letzten Stunden damit verbracht, zu versuchen, mir einen Reim darauf zu machen, aber ich bin gescheitert. Aber was immer er damit bezweckt, ich bin sicher dass es nichts Gutes ist. Und deswegen wirst du hier bleiben. Wir können nichts riskieren.“

Eragon nickte. Nasuada sah ihn an und lächelte dann.

„Das war auch schon alles. Aber wenn dir irgendetwas dazu einfällt.“ Sie deutete auf den Brief,“ Bitte sag es mir. Jeder Hinweis auf Galbatorix' Pläne kann uns helfen!“

Eragon verbeugte sich, dann wandte er sich um und verließ das Zelt.
 

~
 

Sein Magen machte sich mit einem lauten Knurren bemerkbar und Eragon blieb stehen. Das erste Mal, seit er Nasuadas Zelt verlassen hatte, sah er sich bewusst um. Er hatte das Lager fast einmal komplett durchquert. Vor ihm lagen die abgezäunten Wiesen, auf denen ihre Pferde grasten. Er drehte sich um und schaute zurück in die Richtung aus der er gekommen war. Wie lange war er schon unterwegs?

Noch immer hielt er den Brief in der Hand. Er las ihn erneut, hoffte fast dass er diesmal andere Worte vorfinden würde, Worte der Erklärung, der Rechtfertigung, der Entschuldigung...

Doch die Zeilen blieben dieselben, tiefschwarz auf weißem Papier. So klein waren sie. Und dennoch vermochten sie alles zu verändern, von einem Moment zum nächsten.

Fast enttäuscht ließ er das Blatt wieder sinken und machte sich auf den Rückweg.
 

Was hat das alles bloß zu bedeuten...?



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  EvilSam
2009-04-18T10:58:59+00:00 18.04.2009 12:58
klingt schon mal sehr interessant der anfang
gefällt mir
muss gleich des 2 kapie lesen

Von:  Karu
2009-04-17T21:19:25+00:00 17.04.2009 23:19
Der Anfang klingt schon mal sehr interessant. Das mit dem Brief ist doch etwas geheimnisvoll und ich habe irgendwie das Gefühl, dass Eragon das nicht so leicht auf sich beruhen lassen wird...
Was mir eindeutig fehlt, ist Saphira. Sie hat leider ziemlich wenig Text, wo sie doch sonst immer versucht, Eragon bei dem Verarbeiten seiner Probleme zu helfen und will, dass es ihm gut geht. Außerdem werden nur ihre Gedanken erwähnt - warum geht sie nicht mit Eragon zu Nasuada und wo hält sie sich momentan überhaupt auf?

Lg Karu
Von:  lianne
2009-04-17T17:07:59+00:00 17.04.2009 19:07
Also mir gefällt das Kapitel echt super gut.Bin schon ganz gespannt wie es weitergeht und was Murtagh mit dem Brief meint.Hoffe das du ganz schnell Zeit findest um weiterzuschreiben.Werd aufallefälle fleißig weiterlesen.
Von:  Kyogre
2009-04-15T09:57:58+00:00 15.04.2009 11:57
Sehr schön! Das erste Kapitel macht wirklich Lust auf mehr.
Du hast eine sehr tolle Art zu schreiben die sehr angenehm zu lesen ist. Natürlich würde ich gerne wissen was Murtagh mit den paar geschriebenen Zeile gemeint hat, aber da werde ich wohl noch warten müssen ^^ Am besten gefiehl mir aber Szene in der Eragon den Drang verspürte, einfach nur das Schwert unter seinem Bett zu berühren *fg*
Ich freu mich schon aufs 2. Kapitel :3
Von: abgemeldet
2009-04-14T19:06:20+00:00 14.04.2009 21:06
Also ich muss sagen, ich freu mich, dass die Fanfic endlich ihren Weg hierher gefunden hat! ^^

Ich finde sie super toll (auch wenn ich das schon des öfteren erwähnte) und dein schreibstil gefällt mir sehr!

Ich bedanke mich, dass ich Beta sein darf und freue mich schon darauf weiterzulesen!!! ^^

Mach weiter so, dann kann gar nichts schlechtes bei raus kommen!!

*knuddl*



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