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Die weiße Lilie

~Dating/Simulation Game~
von

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Kapitel 1: Prolog

Die weiße Lilie
 

Kapitel 1: Prolog
 

Leise erklang das Windspiel und erfüllte die laue Abenddämmerung.

Ich zog mir meine Jacke dichter um meinen Körper um die Kälte auszuschließen.

Was tat ich hier eigentlich?

Ich sollte lieber zuhause sitzen und lernen oder mich mit ein paar Mädchen treffen, anstatt hier durch den Wald zu laufen, und die Geräusche des Festzuges hinter mir zu lassen.

Ich sollte…

Aber ich konnte nicht.

Denn seitdem einen Tag vor acht Jahren, musste ich immer zu dieser Zeit, zu dieser Stunde diesen Weg entlang laufen, der mich zu einem kleinen Tempel führen würde.

Der mich zu Ihr führen würde.

Ich beschleunigte meinen Gang und ließ mich von meinen Gefühlen leiten.

Ich wusste, wenn ich versuchte irgendeinem gekennzeichneten Weg zu folgen, würde ich nicht dort hingelangen, wonach sich mein Herz sehnte. Genauso wie ich wusste, dass, wenn ich zu einer anderen Zeit hier durch den Wald liefe und nach ihr suchte, ich sie nie finden würde.

Ich hatte es oft genug versucht, zu verschiedenen Stunden, an verschiedenen Tagen im Jahr, und habe sie doch nicht gefunden.

Sie war ein Mysterium.

Doch heute konnte ich mir sicher sein, dass sie da sein würde.

Bei dem Gedanken, dass ich sie gleich sehen würde, sie halten würde, fest umschlungen in meinen Armen, machte mein Herz einen kleinen Sprung und meine Wangen glühten.

Das war der Grund, warum ich mich – ganz zum Graus meiner Eltern – nie mit irgendwelche Mädchen traf. Das war der Grund, warum ich mir lieber von den Jungs in meiner Schule anhörte, dass ich schwul sei, anstatt mit ihnen Mädchen aufreißen zu gehen.

Ich hatte mich in Sie verliebt.

Als ich merkte wie mein Körper auf diesen Gedanken reagierte schüttelte ich schnell den Kopf und schob die Hände in die tiefen meiner Jackentasche.

Mein Herzklopfen wurde immer lauter und unregelmäßiger.

Ich musste ganz nah sein.

Und dann sah ich ihn.

Den kleinen, spröden Tempel, dessen Holz sich über die Jahrzehnte – vielleicht sogar Jahrhunderte - hinweg dunkel verfärbt hatte und der danach aussah, als das er gleich in sich zusammen fiel.
 

1: Dreh um. (weiter zu Kapitel 2)
 

2: Umsehen. (weiter zu Kapitel 3)
 

3: Hinein gehen. (weiter zu Kapitel 4)

Kapitel 2: Dreh um.

Kapitle 2: Dreh um.
 

Das Holz knackte bedrohlich unter meinen Fußsohlen, als ich die erste Treppenstufe betrat.

Angst machte sich in mir breit.

Was würde passieren, wenn ich den Tempel betrat, er dann aber in sich zusammen fiel?

Ich schluckte.

Aber wenn ich ihn nicht betrat, dann würde ich Sie ja nicht wiedersehen können.

Zum ersten Mal seit Jahren kamen mir bedenken, bei dem, was ich tat.

Ich nahm den Fuß wieder von der Treppenstufe und ging dann einen Schritt zurück.

Ich wollte Sie sehen, wollte Sie lachen hören.

Doch ich hatte auch Angst.

Was wäre eigentlich, wenn sie nicht da ist?

Wenn sie den Tempel schon verlassen hatte?

Die Zweifel nagten an mir, wie kleine Insekten. Ich sollte nicht Zweifeln. Es war doch genau das Gefühl, dass ich mir verboten hatte! Ich liebte Sie, also warum sollte ich daran zweifeln?

Ich drehte dem Tempel den Rücken zu und ballte die Hände zu Fäusten.

Ich würde Mut brauchen, hinein zu gehen und diesen versuchte ich mir gerade anzusammeln, als ich hinter mir ein lautes Knacken vernahm.

War das ein Tier gewesen?

Dann ein Rummeln und noch ein Knacken.

Was war das?

Ich drehte mich um und sah Sie.

Sie stand in der offenen Tür und blickte mich traurig an.

„Mayu.“

Waren das Tränen in ihren Augen?

„Masaru-kun.“ Ihre Stimme war ein Glockenspiel, so hell und klar und nicht von dieser Welt. Doch sie war von Trauer gekennzeichnet, genauso wie ihre Augen. Ihre wundervollen blauen Augen, die so klar waren, von allem Bösen der Welt gereinigt.

Ich machte einen Schritt auf sie zu und da war es wieder.

Dieses bedrohliche Geräusch, als würde etwas in sich zusammen fallen.

In sich zusammen fallen….

Der Tempel!

Ich riss die Augen vor Schreck weit auf, als ich sah, wie die Dachträger in zwei brachen und das Dach sich unaufhörlich nach unten neigte.

Mayu!!

Mayu stand direkt unter dem Dach!

Sie würde davon erschlagen werden, wenn ich nichts unternahm!
 

1: Rette sie. (weiter zu Kapitel 5)
 

2. Zögere. (weiter zu Kapitel 8: Ending 3)

Kapitel 3: Umsehen.

Kapitel 3: Umsehen.
 

Das Holz knackte bedrohlich unter meinen Fußsohlen, als ich die erste Treppenstufe betrat.

Angst machte sich in mir breit.

Was würde passieren, wenn ich den Tempel betrat, er dann aber in sich zusammen fiel?

Ich schluckte.

Aber wenn ich ihn nicht betrat, dann würde ich Sie ja nicht wiedersehen können.

Zum ersten Mal seit Jahren kamen mir bedenken, bei dem, was ich tat.

Ich nahm den Fuß wieder von der Treppenstufe und ging dann einen Schritt zurück.

Ich wollte Sie sehen, wollte Sie lachen hören.

Doch ich hatte auch Angst.

Was wäre eigentlich, wenn sie nicht da ist?

Wenn sie den Tempel schon verlassen hatte?

Ich schüttelte den Kopf um die widerstrebenden Gedanken zu vertreiben, da hörte ich erneut das Klangspiel. Glockenhelle Töne, die nicht aus dem Inneren des Tempels kamen, so viel stand fest.

Ich sah mich um, ging dann an der Fassade des Gebäudes entlang und hielt auf der Rückseite inne. War hier schon immer ein Garten gewesen?

Vor mir erstreckte sich eine Stein- und Kieslandschaft wie aus einem anderen Jahrhundert. Über den steinernen Teich führte eine kleine Brücke, die bis an die Veranda des Tempels reichte. Ein Bambusrohr schlug immer wieder auf Stein, wenn das Wasser, das aus dem Nichts zu kommen schien, es zu stark füllte.

Es war ein Idylle, die ich noch nie zuvor erlebt hatte.

Und mitten im Kiesbett stand Sie.

Ihr weißes Kleid ging ihr gerade einmal bis zu den Knien und ihre langen Haare schmiegten sich an ihren Rücken. Sie war so schön.

Doch sie sah auch so klein, so schwach, so zerbrechlich aus, dass ich mich nicht traute näher heran zu gehen, auch wenn ich mich danach sehnte sie zu halten.

Ich wollte dieses paradiesische Bildnis nicht zerstören.

In diesem Moment drehte sie sich zu mir um und lächelte mir zu.

„Masaru-kun!“

Ihre Stimme war ein reinstes Glockenspiel in meinen Ohren. Zu schön um Teil dieser Welt zu sein.

Ich sagte nichts, sah sie nur an und wartete, bis sie ihre Armen ausbreitete.

Erst dann ging ich auf sie zu und zog sie an meine Brust, schlang meine Arme um ihren schmächtigen Körper und hielt sie eng an mich gedrückt.

Mein Herz raste.

Wie sehr ich sie doch das ganze letzte Jahr über vermisst hatte.

Wie sehr ich mich nach ihr gesehnt hatte.

Ich vergrub mein Gesicht in ihren Haaren und sog ihren lieblichen Duft ein, um ihn nie wieder zu vergessen. Sie roch nach Lilien.

Als ich merkte wie sie sich in meiner Umarmung bewegte, ließ ich von ihr ab und trat einen Schritt zurück.

„Mayu.“, meinte ich liebevoll und hielt ihr ihre Lieblingsblume, die ich wie immer mitgebracht hatte, entgegen, „Für dich.“

„Ich danke dir, Masaru-kun.“

Sie nahm die Blumen entgegen und stellte sie in eine Vase am beleuchteten Altar.

„Ich liebe Lilien.“

Ich weiß.

Immerhin bist du doch meine Lilie.

Meine weiße Lilie.

„Ich bin froh, dass du mich heute wieder besuchen gekommen bist. Es ist so einsam ohne dich. Ich bin immer so lange Zeit allein… Doch jetzt bist du da, Masaru-kun.“

„Ja, jetzt bin ich da.“

Ich blickte sie an, musterte sie eingehend und musste wieder feststellen, dass sie sich über das Jahr hinweg nicht verändert hatte. Aber vielleicht war für sie auch gar kein Jahr vergangen. Ich wusste nicht was sie war, wer sie war, und ich fragte sie auch nicht danach.

Sie streckte mir ihre kleine, weiße Hand entgegen und lächelte mich zaghaft an.

„Komm.“

Ich ergriff ihre Hand und ließ mich von ihr zu der Veranda führen. Wir setzen uns, sie zwischen meinen Beinen, sodass ich sie an meine Brust nach hinten ziehen und sie fest umschlungen halten konnte.

Ich streichelte über ihre Wange, strich ihren Arm entlang nach unten, hielt aber jedes Mal inne, bevor meine Hand über ihre Fingerspitzen hinaus gehen konnte und fuhr dann wieder nach oben.

Sie erzitterte nicht einmal.

Ich wusste noch, als das bei mir mal jemand getan hatte, hatte ich eine Gänsehaut am ganzen Körper bekommen. Doch Mayu reagierte nicht.

„Mayu.“

Sie drehte ihren Kopf und blickte mir in die Augen.

Das Mondlicht, das inzwischen zeit durch die Baumwipfel fiel, ließ ihren Körper noch weißer und zerbrechlicher erscheinen, als er eh schon war. Sie war zu schön, um ein Kind dieser Welt zu sein, entschied ich abermals.

„Mayu.“

Ich liebte ihren Namen einfach. Er war wie Musik an einem Ort der Stille.

Vorsichtig hob ich eine meiner Hände und legte sie ihr auf die weiße Wange.

Sie blickte mir in die Augen, suchte nach dem Grund, warum ich immer wieder ihren Namen wiederholte und warum ich sie so ansah.

Ich durfte dass nicht. Ich durfte nicht…

Aber ich konnte einfach nicht anders.

Ich führte mein Gesicht näher an das ihre, überbrückte die undurchdringbare Entfernung zwischen uns und schloss meine Augen, als ich meine Lippen leicht auf die ihren legte.

Sie waren kalt.

Ich fragte mich, ob ihre Augen auch geschlossen waren und ob ihr Herz genauso schnell gegen ihre Brust schlug wie meines. Ob sie meines vielleicht sogar fühlen und hören konnte.

Mir zumindest dröhnte es in den Ohren.

Bumm-bumm. Bumm-bumm.

Alle anderen Geräusche existierten nicht mehr, nichts war wichtig, außer das hier und jetzt.

Nur Mayu.

Nur meine weiße Lilie.

„Masaru-kun.“, murmelte sie gegen meine Lippen.

Ich schlug die Augen auf und starrte in ihr erschrockenes Gesicht.

„Tut mir Leid…“

Sie schüttelte den Kopf.

„Dass muss es nicht.“

„Doch.“ Ich lächelte halbherzig. „Ich habe dir Angst gemacht.“

„Nein…ich habe…nur nicht damit gerechnet…“

Also hatte sie es nicht gewollt? Also empfand sie nicht genauso für mich, wie ich für sie?

„Aber…“ Mir stockte der Atem.“…es war schön.“

Wie ein Sturm tanzten die Gefühle in meinem Bauch und ließen das Glück nur so über mein Gesicht strömen.

Sie drehte ihren Kopf wieder nach vorne und blickte in den Garten. Ich schlang meine Arme um ihren Hals und vergrub mein Gesicht in ihren Haaren.

Als ihr Atem ruhiger wurde flüsterte ich: „Ich liebe dich, Mayu.“

Keine Antwort.

Doch ich hatte das Gefühl, dass sich ihre Arme fester um mich legten, als würde sie mir sagen wollen „Ich dich auch“.

Die Zeit verging - wie immer, wenn man sich wünscht, dass sie stehen bleiben möge - und der Morgen graute.

Mayu regte sich, richtete sich halb vor mir auf und erhob sich. Sie drehte sich schwungvoll zu mir um und hielt mir ihre Hand entgegen.

Ich ergriff sie einfach, ließ mich von ihr nach oben ziehen und folgte ihr dann in den Tempel hinein. Von Innen sah er so viel prunkvoller aus als von Außen. Aber das war schon immer so gewesen, wenn es meine Fantasie zu ließ. Ich fragte nicht, warum wir nicht außen herum gingen, was viel schneller gewesen wäre, denn ich wusste, was sie jetzt vorhatte.

Sie tat es immer wieder, jedes Jahr. Doch diesmal, würde es anders werden, hoffte ich.

Durch das Hinterzimmer mit den bequemen Kissen hindurch führte sie mich zum Altarraum.

Dort blieb sie stehen, drehte sich zu mir und lehnte sich an mich.

Sofort waren meine Arme um sie, um sie zu halten. Ganz nah.

„Du musst gehen.“, meinte sie traurig gegen meine Brust.

Das hatte ich erwartet.

„Nein.“

„Du Musst gehen.“

„Nein.“

„Bitte.“

„Mayu.“ Ich strich über ihre Wange und lächelte sie an. „Ich werde bei dir bleiben.“

Trotzig verzog sie ihre Lippen zu einem Schmollmund.

„Bitte geh jetzt. Und komm nicht vor dem Abendgrau wieder.“

„Nein.“

Wenn es darum ging, sich wie ein kleines Kind zu benehmen, so stand ich ihr in keiner Weise nach. Ich hatte mich schon längst entschieden.

„Ich möchte bei dir bleiben. Für immer.“

Traurigkeit legte sich in ihre schönen, hellblauen Augen.

„Du weißt nicht, was du da sagst…“

Ich öffnete den Mund, wollte ihr widersprechen, doch sie legte mir einen Finger auf die Lippen.

„Hör mir zu. Wenn die Zeit es will, dann werden wir uns wieder sehen.“

Das sagte sie jedes Mal, wenn ich mich weigerte zu gehen, was schon seit 3 Jahren der Fall war.
 

1: Geh. (weiter zu Kapitel 6: Ending 1)
 

2: Bleibe. (weiter zu Kapitel 7: Ending 2)

Kapitel 4: Hinein gehen.

Kapitel 4: Hinein gehen.
 

Meine Eltern wären ausgerastet, wenn sie wüssten, dass ich ihn, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, einfach betrat.

Drinnen war es dunkel, was einerseits an der tiefen Dämmerung und andererseits an dem dunklen Holz lag. Ich schloss meine Augen und stellte mir vor, wie der Tempel wohl ausgesehen hatte, als er aufgebaut worden war, stellte mir vor, wie kleine Kerzen vor dem Alter brannten und den Raum in ein warmes Licht tauchten, bis meine Vorstellung Wirklichkeit wurde.

Als ich die Augen wieder öffnete stand sie in ihrem weißen Kleid, dass ihr gerade einmal bis zu den Knien ging, vor mir und lächelte mich an.

„Masaru-kun!“

Ihre Stimme war ein reinstes Glockenspiel in meinen Ohren. Zu schön um Teil dieser Welt zu sein.

Ich sagte nichts, sah sie nur an und wartete, bis sie ihre Armen ausbreitete. Ich trat auf sie zu, zog sie an meine Brust, schlang meine Arme um ihren schmächtigen Körper und hielt sie eng an mich gedrückt.

Mein Herz raste.

Wie sehr ich sie doch das ganze letzte Jahr über vermisst hatte.

Wie sehr ich mich nach ihr gesehnt hatte.

Ich vergrub mein Gesicht in ihren Haaren und sog ihren lieblichen Duft ein, um ihn nie wieder zu vergessen. Sie roch nach Lilien.

Als ich merkte wie sie sich in meiner Umarmung bewegte, ließ ich von ihr ab und trat einen Schritt zurück.

„Mayu.“, meinte ich liebevoll und hielt ihr ihre Lieblingsblume, die ich wie immer mitgebracht hatte, entgegen, „Für dich.“

„Ich danke dir, Masaru-kun.“

Sie nahm die Blumen entgegen und stellte sie in eine Vase am beleuchteten Altar.

„Ich liebe Lilien.“

Ich weiß.

Immerhin bist du doch meine Lilie.

Meine weiße Lilie.

„Ich bin froh, dass du mich heute wieder besuchen gekommen bist. Es ist so einsam ohne dich. Ich bin immer so lange Zeit allein… Doch jetzt bist du da, Masaru-kun.“

„Ja, jetzt bin ich da.“

Ich blickte sie an, musterte sie eingehend und musste wieder feststellen, dass sie sich über das Jahr hinweg nicht verändert hatte. Aber vielleicht war für sie auch gar kein Jahr vergangen. Ich wusste nicht was sie war, wer sie war, und ich fragte sie auch nicht danach.

Sie streckte mir ihre kleine, weiße Hand entgegen und lächelte mich zaghaft an.

„Komm.“

Ich ergriff ihre Hand und ließ mich von ihr zu der kleinen Sitzecke hinter dem Altarraum führen. Dort lehnte ich mich in die Kissen, zog sie an meine Brust und hielt sie fest umschlungen.

Ich streichelte über ihre Wange, strich ihr langes, samtenes Haar entlang nach unten, hielt aber jedes Mal inne, bevor meine Hand ihre Taille erreichte.

Ich wollte sie nicht dazu zwingen, wollte nicht meinem Verlangen nachgeben, sie mit mir für immer zu verbinden, auch wenn das mein größter Wunsch war.

„Mayu.“

Sie reckte ihren Kopf und blickte mir in die Augen.

Das Mondlicht, das inzwischen zeit durch das Fenster fiel, ließ ihren Körper noch weißer und zerbrechlicher erscheinen, als er eh schon war. Sie war zu schön, um ein Kind dieser Welt zu sein, entschied ich abermals.

„Mayu.“

Ich liebte ihren Namen einfach. Er war wie Musik an einem Ort der Stille.

Vorsichtig hob ich eine meiner Hände und legte sie ihr auf die weiße Wange.

Sie blickte mir in die Augen, suchte nach dem Grund, warum ich immer wieder ihren Namen wiederholte und warum ich sie so ansah.

Ich durfte dass nicht. Ich durfte nicht…

Aber ich konnte einfach nicht anders.

Ich führte mein Gesicht näher an das ihre, überbrückte die undurchdringbare Entfernung zwischen uns und schloss meine Augen, als ich meine Lippen leicht auf die ihren legte.

Sie waren kalt.

Ich fragte mich, ob ihre Augen auch geschlossen waren und ob ihr Herz genauso schnell gegen ihre Brust schlug wie meines. Ob sie meines vielleicht sogar fühlen und hören konnte.

Mir zumindest dröhnte es in den Ohren.

Bumm-bumm. Bumm-bumm.

Alle anderen Geräusche existierten nicht mehr, nichts war wichtig, außer das hier und jetzt.

Nur Mayu.

Nur meine weiße Lilie.

„Masaru-kun.“, murmelte sie gegen meine Lippen.

Ich schlug die Augen auf und starrte in ihr erschrockenes Gesicht.

„Tut mir Leid…“

Sie schüttelte den Kopf.

„Dass muss es nicht.“

„Doch.“ Ich lächelte halbherzig. „Ich habe dir Angst gemacht.“

„Nein…ich habe…nur nicht damit gerechnet…“

Also hatte sie es nicht gewollt? Also empfand sie nicht genauso für mich, wie ich für sie?

„Aber…“ Mir stockte der Atem.“…es war schön.“

Wie ein Sturm tanzten die Gefühle in meinem Bauch und ließen das Glück nur so über mein Gesicht strömen.

Ich drückte ihren Kopf wieder an meine Brust und fuhr mit den Fingern durch ihre Haare.

Als ihr Atem ruhiger wurde flüsterte ich: „Ich liebe dich, Mayu.“

Keine Antwort.

Doch ich hatte das Gefühl, dass sich ihre Arme fester um mich legten, als würde sie mir sagen wollen „Ich dich auch“.

Die Zeit verging - wie immer, wenn man sich wünscht, dass sie stehen bleiben möge - und der Morgen graute.

Mayu regte sich, richtete sich halb auf mir auf und blickte mir in die Augen.

„Du musst gehen.“, meinte sie traurig.

„Nein.“

„Du Musst gehen.“

„Nein.“

„Bitte.“

„Mayu.“ Ich strich über ihre Wange und lächelte sie an. „Ich werde bei dir bleiben.“

Trotzig verzog sie ihre Lippen zu einem Schmollmund.

„Bitte geh jetzt. Und komm nicht vor dem Abendgrau wieder.“

„Nein.“

Wenn es darum ging, sich wie ein kleines Kind zu benehmen, so stand ich ihr in keiner Weise nach. Ich hatte mich schon längst entschieden.

„Ich möchte bei dir bleiben. Für immer.“

Traurigkeit legte sich in ihre schönen, hellblauen Augen.

„Du weißt nicht, was du da sagst…“

Ich öffnete den Mund, wollte ihr widersprechen, doch sie legte mir einen Finger auf die Lippen.

„Hör mir zu. Wenn die Zeit es will, dann werden wir uns wieder sehen.“

Das sagte sie jedes Mal, wenn ich mich weigerte zu gehen, was schon seit 3 Jahren der Fall war.
 

1: Geh. (weiter zu Kapitel 6 – Ending 1)
 

2: Bleibe. (weiter zu Kapitel 7 – Ending 2)

Kapitel 5: Rette sie.

Kapitel 5: Rette Sie.
 

Ich stürzte gedankenlos auf Mayu zu und zog sie ins Innere des Tempels, bevor das Vordach in sich zusammen fiel

Was blieb war ein verschütteter Eingangsbereich und eine zitternde Mayu in meinen Armen.

Ich strich ihr über den Scheitel und drückte sie an mich.

„Alles in Ordnung?“

„Warum hast du das getan?“

Warum dieser Vorwurf? „Ich konnte dich nicht sterben lassen.“

Sie schüttelte den Kopf.

Als sie den Mund aufmachte, um etwas zu erwidern, knackte es erneut über unseren Köpfen.

Es war noch nicht vorbei. Ohne die Pfosten würde auch der Rest des Tempels bald in sich zusammen stürzen und uns unter ihm begraben.

Ich zog Mayu noch fester an mich und blickte mich gleichzeitig nach einer Fluchtmöglichkeit um. Der Eingang war zwar verschüttet, aber vielleicht kamen wir ja hinten hinaus, es musste noch eine Tür geben.

Es musste…

Da sah ich den Winkel neben dem Altartisch. Ich erinnerte mich daran, dass dort hinter ein kleines Zimmer lag, mit vielen Kissen, in die wir uns immer eingekuschelt und uns Geschichten erzählt hatten.

„Komm.“

Ich zog Mayu hinter mir her in den kleinen Raum und schloss die Tür.

Dann zwang ich sie, sich auf die Kissen zu setzen, während ich ein paar der Bänke anhob und sie wie eine Pyramide im Raum aufstellte.

Sie würden das Gebäude stützen, wenn die Decke nachgab. So hoffte ich zumindest.

Um so öfters es knackte, umso zittriger wurden meine Hände bei der Arbeit. Doch ein Blick nach hinten auf Mayu, die mir schockiert zusah, ließen mich unersättliche Kraftresourcen schöpfen. Ich wusste nicht, wie viel Zeit ich noch hatte, ob ich es rechtzeitig schaffen würde oder nicht, oder ob es über halten würde, aber dass hinderte mich nicht daran, immer weiter zu machen. Eine Bank nach einander platzierte ich in verschiedenen Winkeln zueinander an den Wänden und quer in den Raum.

Als ich die letzte platziert hatte, wischte ich mir den Schweiß von der Stirn und setzte mich neben Mayu. Sie zitterte.

Sofort zog ich sie in meine Arme, griff nach ein paar Kissen und legte sie um uns herum auf, in der Hoffnung, dass das die Kälte von ihrem Körper abfallen lassen würde.

Dann hielt ich sie einfach nur noch fest. Ihren Kopf hatte sie an meine Brust gelehnt, während ich den Geruch ihrer Haare einatmete.

So verharrten wir eine ganze Weile lang. Jedes Mal wenn die Wände um uns herum knackten und rumpelten zuckten wir zusammen. Sie klammerte ihre Hände in mein Shirt und zog ihre Beine zu sich.

„Masaru-kun.“, flüsterte sie in die tödliche Stille hinein.

„Was ist?“

Sie antwortete nicht, blickte mich nur Erwartungsvoll an und zwinkerte.

Ich lächelte, neigte meinen Kopf etwas näher zu ihrem und wartete. Ich ließ sie entscheiden, was geschehen würde, weil ich mir ihrer Gefühle immer noch nicht sicher war.

Erst als sie die Augen schloss, überbrückte ich die Weiten zwischen uns und küsste sanft ihre Lippen.

Sie waren kalt.

Ich fragte mich, ob ihr Herz genauso schnell gegen ihre Brust schlug wie meines. Ob sie es vielleicht sogar fühlen und hören konnte.

Mir zumindest dröhnte es in den Ohren.

Bumm-bumm. Bumm-bumm.

Alle anderen Geräusche existierten nicht mehr, nichts war wichtig, außer das hier und jetzt.

Nur Mayu.

Nur meine weiße Lilie.

„Masaru-kun.“, murmelte sie gegen meine Lippen.

Ich schlug die Augen auf und starrte in ihr erschrockenes Gesicht.

„Tut mir Leid…“

Sie schüttelte den Kopf.

„Dass muss es nicht.“

Sie lehnte sich etwas von mir fort und lächelte mich dann an.

„Komm mit mir.“ Sie hielt mir ihre weiße Hand entgegen und wir erhoben uns.

Was hatte sie nur vor?

Mit eingezogenen Köpfen führte sie mich durch die stützenden Bänke vor eine Schiebetür, die mir vorher noch gar nicht aufgefallen war.

Sie stellte sich genau davor und wartete. Meine Hand umklammerte noch immer die ihre, als wieder ein lautes knacken zu hören war und eine der Bänke, die zu nah am Altarraum stand, wegbrach.

„Du musst von hier verschwinden.“, meinte Mayu plötzlich. Ihre Stimme bebte.

Verwundert blickte ich sie an.

„Was?“

„Du musst verschwinden! Sofort!“

Meinte sie das ernst? Sie wollte dass ich von hier verschwand?

„Gut, dann lass uns gehen.“

„Nein. Du gehst, ich bleibe.“

„Mayu, mach keine Witze.“

„Masaru-kun.“

Sie blickte auf, blickte mir mitten ins Gesicht. Ihre Augen waren die Trauer selbst. So tief wie das Meer und doch so klar. Ich konnte sehen was sie empfand, was sie sich wünschte. Warum sie es sich wünschte.

Ich senkte den Kopf und lächelte halbherzig.

„Nein.“

„Bitte geh! Schnell!“

„Nein. Ich werde hier bleiben. Bei dir.“

„Masaru-kun.“, flehte sie.

„Ich lasse dich nicht allein.“

„Du weißt nicht, was du da sagst…“

Ich öffnete den Mund, wollte ihr widersprechen, doch sie legte mir einen Finger auf die Lippen.

„Hör mir zu. Wenn die Zeit es will, dann werden wir uns wieder sehen.“

Das sagte sie jedes Mal, wenn ich mich weigerte zu gehen, was schon seit 3 Jahren der Fall war. Nur das diese Situation etwas anders war, als all die Jahre zuvor.
 

1: Bring dich in Sicherheit. (weiter zu Kapitel 6: Ending 1)
 

2: Bleib bei ihr. (weiter zu Kapitel 7: Ending 2)

Kapitel 6: Ending 1

Kapitel 6: Ending 1
 

„Und wenn die Götter es so wollen, so werden wir uns nicht wieder trennen müssen.“

Okay, dass hatte sie noch nie gesagt.

Ich seufzte unzufrieden und streckte meine Glieder. Ich betete das die Götter gnädig seien mögen, und mir für immer meine Mayu geben würden. Ich betete, obwohl ich nie geglaubt hatte.

„Geh jetzt.“, drängte sie mich.

Doch an der Tür, die zum jetzt erhellten Wald führte, hielt ich inne und drehte mich noch einmal zu ihr um. Ich war mutiger geworden, seit letzte Nacht.

Ich lächelte sie sehnsüchtig an: „Darf ich dich, zum Abschied, noch einmal küssen?“

Keine Frage die man einem jungen Mädchen stellen sollte, aber ich hätte es bestimmt bereut, wenn ich nicht gefragt hätte.

Mayu antwortete nicht, rührte sich nicht. Ihre Augen blickten mich forschend an, bis ich mich in ihnen verlor und mir selbst die Antwort gab.

Ich trat auf sie zu, nahm ihr Gesicht in meine Hände und küsste sie zärtlich auf die Lippen.

Ich will jetzt nicht diesen furchtbar klischeehaften Spruch „die Welt blieb stehen“ hier anbringen, denn ganz so war es nicht, aber den Wunsch danach hegte ich schon.

Ob es ihr auch so erging?

Als ich den Kuss wieder löste, blickten mich ihre blauen Augen immer noch an.

„Auf Wiedersehen, Masaru-kun.“

„Bis bald, Mayu.“

Bis bald, meine weiße Lilie.

Ich atmete tief ein, drehte mich um und öffnete die Tür.

Ich blickte nicht zurück, als ich sie durchschritt und mein Herz hinter mir zurück ließ. Die Stelle in meiner Brust schmerzte unnatürlich stark. Ich blickte auch nicht zurück, als ich die zwei Treppenstufen hinab stieg und dann bis zu den Rand der Bäume lief.

Ich drehte mich erst wieder um, als ich den verzauberten Tempel im Wald schon längst nicht mehr hätte sehen können. Denn ich hatte Angst davor, dass, wenn ich mich früher umdrehte, er nicht mehr hinter mir wäre. Das er wie mein Herz im Licht des Tages verschwand, und auch zur Dämmerung nicht wieder zurückkehrte, wenn nicht die Zeit erreicht war.

Ich seufzte schwer und zwang mich, die letzten Meter zurück zu meinem Elternhaus zu gehen, wo ich den beiden Menschen, die dort auf mich warten würden, wieder irgendeine Geschichte erzählen würde. Sie würden mir nicht glauben, aber sie würden es so aussehen lassen, denn sie vertrauten mir.

„Bin wieder da.“, rief ich, als ich in der Eingangstür meine Schuhe auszog und meine Jacke an einen der Harken hängte.

„Masaru!“ Meine Mutter, wer sonst, rannte aus dem Wohnzimmer auf mich zu und umarmte mich stürmisch. „Wo warst du?! Wir haben uns Sorgen gemacht!“

„Ich hab bei Ken übernachtet. Wir hatten gestern Abend zu viel getrunken…“

Zunächst beäugte sie mich misstrauisch, lächelte dann aber doch.

„Achso…Ruf das nächste Mal doch bitte an. Übrigens haben wir Besuch.“

Wie können Frauen nur immer so schnell das Thema wechseln?

„Besuch? Wen denn?“

„Meine alte Schulfreundin Hiromi-chan! Sie und ihre Tochter ziehen bald hier her und sie wollte sich schon mal nach einem Haus umsehen. Ein sehr süßes Mädchen, sie wird dir bestimmt gefallen.“

Wohl kaum.

Trotz meines Widerwillens folgte ich ihr ins Wohnzimmer und erstarrte noch im Türrahmen.

„Mayu…“ Meine Stimme war nur ein leises Flehen.

Das konnte nicht sein.

Das Mädchen auf unserem Sofa drehte den Kopf und lächelte mich an.

„Die Götter waren gnädig, Masaru-kun.“, meinte sie mit ihrer glockenhellen Stimme.

„Ja, das sind sie.“

Ich trat auf sie zu, setze mich neben sie und schlang dann meine Arme um ihren schmalen Körper. Ich vergrub mein Gesicht in ihren Haaren, atmete ihren unverwechselbaren Duft ein, während sie mir leicht über den Rücken strich. Ich fragte nicht, ob sie schon immer die Tochter von der Freundin meiner Mutter war, oder ob sie das jetzt für mich geworden war. Ich fragte nicht ob wir uns deswegen nur einmal im Jahr sehen konnten, oder ob sie nicht doch ein Geist gewesen war, der in dem Tempel eingesperrt war und nur einmal im Jahr die Grenze zur realen Welt überschreiten konnte.

„Geh nie wieder weg.“, flehte ich sie nur an.

Sie sagte nichts, denn ihr Kuss war antwort genug.

Oh, wie sehr ich sie doch liebte.

Meine weiße Lilie.
 

~ Owari ~

Kapitel 7: Ending 2

Kapitel 7: Ending 2
 

„Nein. Ich will nicht mehr auf die richtige Zeit warten. Ich werde bei dir bleiben.“ Das war mehr als deutlich, so energisch wie sich meine Stimme selbst in meinen Ohren anhörte.

Mayus Augen wirkten traurig, als sie ihre Arme um meinen Körper schlang und ihr Gesicht an meine Brust drückte.

„Wenn du nicht gehst, dann wirst du….“ Sie ließ die Worte im Raum stehen.

Ich seufzte und streichelte über ihren Scheitel.

„Ich weiß.“

Erschrocken blickte sie zu mir auf. Ihre Augen waren geweitet.

Waren das Tränen?

„Wie kannst du-“

Diesmal legte ich ihr einen Finger auf die Lippen.

„Ich wusste schon immer, dass du kein Mensch bist.“

Sie schüttelte den Kopf: „Das stimmt nicht… Ich war ein Mensch… Vor vielen Jahren war ich ein Mensch…“

„Du musst es mir nicht erzählen.“

„Wenn ich es erzähle, dann gehst du vielleicht.“

„Selbst wenn du die Herrin der Hölle wärst, würde ich nicht gehen.“

Ich blickte sie lange an, wartete, beugte mich dann nach unten und legte meine Lippen an ihre Ohrmuschel.

„Ich liebe dich, Mayu.“

Als ich mich wieder zurücklehnte sah ich, dass ihr Gesicht eine leichte Farbe angenommen hatte. Oder glaubte ich das nur, weil die Sonne inzwischen durch das Fenster fiel und den Raum erhellte.

Gerade als sie etwas erwidern wollte, fiel ein Lichtstrahl auf den Altar und ein lautes Knacken und Rummeln erschallte.

Was war das?

Bebte die Erde?

Ich drückte Mayu an mich, die nun in Tränen ausbrach und mich versuchte aus der Tür zu dringen.

„Geh bitte!“

„Nein! Ich bleibe bei dir!“

„Masaruu!! Nein!!!“ Sie schrie.

Noch ein Knacken und die Dachbalken über mir brachen in sich zusammen.

Reflexartig schloss ich die Augen, und hielt Mayu schützend an mich gedrückt.

Lieber Gott, lass ihr nichts passieren!

Mach dass wir für immer zusammen sein können!

Mach dass ich sie nie wieder verliere!

Ich verspürte einen stechenden Schmerz in meinem Kopf, konnte fühlen wie mein Herz noch einmal verzweifelt gegen meine Brust schlug.

Dann war alles still.

Als ich die Augen wieder öffnete blickte in ein weißes Licht, es war hell und warm.

Doch es war nicht der Grund warum ich lächelte und warum ich mich so wohl fühlte.

Ich hielt Mayu noch immer in meinen Armen.

„Mayu.“, flüsterte ich und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Ihr schluchzen verriet mir, dass sie nicht schlief.

„Mayu, was ist los?“

„Du hättest… Du hättest nicht…“

Sie weinte bittere Tränen, die ich nicht verstand.

Es war doch alles gut. Sie war bei mir. Ich war bei ihr.

Warum weinte sie also?

„Was hätte ich nicht?“

Sie blickte zu mir auf und schrie mich an: „Du hättest das nicht tun sollen!! Du hättest gehen sollen!! Du hättest-“

Ich küsste schnell ihre Lippen, bevor sie die Worte aussprach, die ich vielleicht doch noch bereuen könnte.

Es war alles gut, sagte ich mir wieder und ließ sie dann frei.

„Ich liebe dich, Mayu. Ich bin jetzt für immer bei dir! Das ist alles was zählt.“

„Masaru-kun!“

„Lächle wieder für mich, bitte, freu dich für mich - für uns.“

Sie blickte kurz zu Boden – obwohl ich nicht wusste, ob dort überhaupt noch einer war – und als sie wieder zu mir aufsah, schenkte sie mir ihr Lächeln, in das ich mich so sehr verliebt hatte.

Ich konnte nicht anders, als sie zu küssen, sie zu halten, nah an mich gepresst.

Ich würde sie nun nie wieder los lassen.

Sie war mein, für immer und ewig. Und nichts würde uns trennen können.

Ich lächelte Mayu liebevoll an und ergriff ihre Hand.

„Lass uns gehen.“

Sie nickte und ich folgte ihrem Weg in das endlose weiße Licht.

Vielleicht würde ich irgendwann wirklich diesen Schritt bereuen. Vielleicht werden wir aber auch eines Tages wieder hier her zurückkehren, wo Raum und Zeit sich schneiden.

Doch das war jetzt alles unbedeuten.

Es zählte nicht das vielleicht, sondern nur dass jetzt.

Es zählte nur, dass wir zusammen waren.

Für immer.

Ich hielt ihre Hand und lächelte glücklich.

Wie sehr ich sie doch liebte.

Meine weiße Lilie.
 

„Wir haben ihn gefunden!“, rief die Stimme des Feuerwehrmannes.

Die Frau mit dem verweinten Gesicht kam auf ihn zu gerannt und hielt sich eine Hand vor den Mund, als sie den Körper ihres Sohnes erblickte.

„Masaru!!! Nein!!!!“, schrie sie und klammerte sich an den Mann neben ihr.

Der Feuerwehrmann brachte den Körper nach oben und legte ihn auf die Trage, wo sich sofort der Notfallarzt über ihn beugte.

Er fühlte den Puls und überprüfte die Gehirnströme.

Nach ein paar Minuten schüttelte er den Kopf und die Frau schrie schluchzend auf.

„Nein!!!!“ Sie wollte sich aus den Armen ihres Mannes befreien, wollte zu ihrem Sohn.

„Hiromi-“, setzte der Mann, der sie fest an sich drückte, an.

„Lass mich los, Shingo!“

„Er ist Tod! Du kannst nichts mehr für ihn tun!“

„Nein!!! Er kann nicht…!! Er darf nicht…!!“

Hiromi brach in sich zusammen und weinte die bitteren Tränen der Trauer, die immer vergossen wurden, wenn man einen Menschen verlor, den man liebte.

Ihr Mann senkte nur den Kopf und versuchte dem Schmerz nicht nach zugeben, der sein Herz umschlossen hielt. Lange Zeit betrachtete er den toten Körper seines Sohnes und blinzelte dann mehrfach, als er die Lilie sah, die Masarus Hände umschlungen hielten.

Die weiße Lilie.
 

~ Owari ~

Kapitel 8: Ending 3

Kapitel 8: Ending 3
 

Ich zögerte.

Sie war ein Geist, oder? Ihr würde nichts passieren, oder?

In dem Moment sah ich die Lilie.

Die weiße Lilie, die sie in den Händen hielt.

Eines der Blätter hing hinab, ein trauriges Abbild ihrer Selbst.

Und dann fiel sie.

Das Blütenblatt fiel, als auch der Dachbalken über Mayu einstürzte.

Ich überlegte nicht mehr. Mein Kopf hatte sich ausgeschaltet und das einzige was mich noch längte waren mein Instinkt und mein viel zu schnell schlagendes Herz.

Ich sprintete nach vorne und warf mich auf sie.

Ich spürte den schlag auf meinen Rücken und Nacken, fühlte wie die heiße Flüssigkeit über meinen Hals nach vorne lief und sah auch, wie sie auf Mayus erschrockenes Gesicht tropfte.

Sie färbte ihre weiße Wange rot.

Ich stemmte meine Arme ein Stück weit nach oben, bis die schweren Holzträger von mir hinunter fielen. Dann rollte ich mich von ihr hinunter, legte mich im Schutt des Gebäudes auf den Rücken und streckte meine Arme von mir.

Vor meinen Augen drehte sich alles.

Den Schmerz, der sich durch meine Wirbelsäule ziehen musste, fühlte ich nicht. Oder ich wollte ihn nicht fühlen, weil ich Angst hatte, dann das Bewusstsein zu verlieren und sie dann nicht mehr sehen zu können.

Ihr viel zu schönes Anglitz.

Mayu beugte sich über mich und hob meinen Kopf auf ihren Schoss.

„Mayu.“

„Masaru-kun!! Warum hast du das getan?!“

Ein grausamer Vorwurf in einer so aussichtslosen Situation.

Ich lächelte mühsam: „Hätte ich dich etwa…sterben lassen sollen?“

Sie weinte.

Über Mayus schönes Gesicht rannen Tränen.

Es schmerzte so sehr mit anzusehen, was ich ihr angetan hatte.

Es war alles meine Schuld.

„Verzeih mir.“, flüsterte ich und hustete dann. War das Schleim oder Blut, das da aus meinem Mund kam? „Ich habe an dir gezweifelt. Ich habe an meiner Liebe zu dir gezweifelt.“

Ich drehte meinen Kopf, sodass ich nicht sehen konnte, wie sich ihr Gesicht bei meinen Worten verzog. Ich wollte nicht sehen, ob sie genauso für mich empfand, wie ich für sie. Jetzt nicht mehr, denn ich war an allem Schuld.

Ich wusste, dass ich alles vertan hatte, was uns zusammen gehalten hat.

Was mich jedes Jahr wieder zu ihr geführt hatte.

„Masaru-kun! Halte durch! Bitte!“, rief sie mir aus unerklärlicher Ferne entgegen.

Warum klang ihre Stimme nur so weit weg? Lag ich nicht mehr auf ihrem Schoss? Hatte sie mich allein gelassen?

Ich lächelte.

Ja, ich hoffte sie hatte es.

Denn ich hatte sie doch auch im Stich gelassen! Also warum sollte sie aus Rache nicht dasselbe tun.

„Masaru-kun!“

Oh bitte, lass mich für immer diesen wundervollen Klang hören.

Mach dass ich die Augen öffnen kann und ihre schönen Tränen sehen kann!

Mach dass diese Wärme auf meinen Lippen nicht nur Einbildung war.

Es war so schön.

„Masaru-kun. Bitte, du musst leben!“, flehte ihre Glockenstimme.

Ich versuchte verzweifelt meine Lider auf zuschlagen, doch es wollte mir einfach nicht gelingen.

Alles um mich herum war endlose Nacht.

War still.

Auf einmal so still.
 

„Wir haben ihn!“, rief die Stimme eines Mannes.

Sie war so nah. Viel näher als Mayus Stimme es gewesen war.

Mayu.

Wo war sie?

Lag ich immer noch bei ihr?

Hatte sie mich verlassen?

Ich spürte wie mein Körper angehoben wurde und der Untergrund an meinem Rücken sich veränderte. Warme Hände flogen über meine Brust, fühlte an meinem Hals, betasteten meinen Kopf.

Dann wieder ein Stimme: „Er lebt!“

„Oh Gott!!“ Das war auch nicht Mayu.

Wo war nur die Stimme meiner Geliebten?

Ich hörte wie eine Frau schluchzte und zwang mich endlich die Augen zu öffnen.

Das Gesicht über mir war weiblich, aber es war nicht Mayu.

„Masaru!! Oh Gott, Masaru!!“

Schon wieder diese Tränen.

Diese bitteren Tränen der Trauer.

Die Frau wischte mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste dann meine Stirn.

„Mein Gott, Junge, tu das nie wieder.“

Der Mann hinter ihr strafte mich eines bösen Blickes, obwohl seine Lippen zuckten, wie als wollte er lächeln.

„Ka-san? Do-san?“, fragte ich, weil ich mir nicht sicher war, die Personen richtig erkannt zu haben.

„Ja.“

Meine Mutter ergriff meine Hand und ließ sie auch nicht wieder los, als ich mit dem Krankenwagen zum Notfallarzt gefahren wurde.

Ich blieb einige Tage ans Krankenbett gefesselt und danach noch einige Wochen an unsere Wohnung. Natürlich hatte ich für diese Aktion Hausarrest bekommen.

Das war ja auch wirklich mehr als fair, nachdem was mir passiert war.

Als meine Genesung abgeschlossen war und ich den Zorn meiner Eltern besänftigt hatte, stahl ich mich wieder zurück in den Wald.

Doch der mystische Ort war leer.

Natürlich war er dass. Er schien nur einmal im Jahr.

Ich würde wieder warten müssen.

Doch auch das warten und hoffen, ließ mein Herz nicht wieder so schlagen, wie früher.

Ich hatte etwas verloren.

Wie stark dieser Verlust an meinem Selbst nagte merkte ich erst, als ich ein Jahr später, nach dem Festumzug durch den Wald irrte, auf der Suche nach Ihr.

Nach Mayu.

Ich fand sie nicht.

Ich fand sie nie mehr.

Sie war fort.

Für mich für immer unerreichbar.

Alles was mir geblieben war, war die Lilie, die neben mir lag, als man mich fand.

Die weiße Lilie.
 

~ Owari ~



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  -Yui_Hirasawa-
2010-01-18T20:00:46+00:00 18.01.2010 21:00
Ich mag die Idee und finds schade das du nicht mehr Kommis bekommst.
Ich liebe so Dating Kram auch...
Mein Ende gefällt mir<3.
Von:  -Hachiko
2010-01-05T22:02:04+00:00 05.01.2010 23:02
Das ist ja mal richtig cool :D~
Gefällt mir absolut ^^~
Dein schreibstil ist auch schön

Ich hab's so lange durch gemacht, bis ich alles gelesen hatte.. *öach*
zuerst hatte ich das hier... Das hat mir schon gut gefallen, aber das andere gute Ending war dann noch toller :D~

als ich dann zu letzt das 'Bad-Ending' hatte war ich total traurig >3<~ *wedel*

aber richtig gut! :D~


LG Hachiko
Von:  Wolkenfee
2009-11-13T15:49:14+00:00 13.11.2009 16:49
Keine Kommentare? *umguck*
Ich bin durch Zufall (und wegen des Titels- ich liebe weiße Lilien <3) hier gelandet und ich finde die Idee ganz großartig!
Ich hab sowas immer gerne gelesen früher, nur ich kann mich immer so schwer entscheiden. XD
Ich glaub, ich les es nochmal und mach dann was anderes. *g*
Aber dieses Ende gefällt mir, auch wenn es natürlich alles noch sehr mysteriös ist.
Hat mir jedenfalls gefallen, ich hatte Spaß! ^__^
LG, Fee


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