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Die fetten Jahre sind vorbei

Widerstand ist zwecklos
von

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Der Zorn eines Königs

Durza, der zähneknirschend gestehen musste, dass er versagt hatte, war zu Galbatorix zurückgekehrt. Natürlich war der Herrscher Alagaesias ganz und gar nicht begeistert, als er sich anhören musste, dass sein treuester Diener nicht in der Lage gewesen war seinen Auftrag zu erfüllen. Andererseits wusste Galbatorix nun, als was sich sein verloren gegangener Schatz tarnte. Und bestimmt würde sie leichtsinnig genug sein, bald wieder unter Menschen zu gehen. Es würde ein Leichtes sie einzufangen. Oh ja, und wenn er sie erst wieder hatte, würde er ihr gehörig die Leviten lesen.

Derweil Galbatorix diesen rachsüchtigen Gedanken nachhing, befahl er seinen Soldaten und Durza die Suche nach dem verlorenen fortzusetzen. Es war nun leichter, sie zu entdecken, da man um ihre Tarnung wusste. Zudem wurde sie begleitet von jemandem, der Galbatorix nur zu bekannt war. Welche Ironie des Schicksals...
 

Seit jenem verhängnisvollen Ereignis in Gil’ ead mieden Caterina und Murtagh die Zivilisation, wie der Teufel das Weihwasser. Zu sehr fürchtete die Spielfrau, entdeckt zu werden. Sie wollte nicht von Murtaghs Seite gerissen werden. Nicht jetzt, wo sie ganz langsam erkannte, wie sehr er ihr am Herzen lag.

Der Kuss, den sie mit Murtagh geteilt hatte, beschäftigte sie noch lange danach. Ja, es verging eigentlich kein Tag, an dem Caterina nicht rätselte, warum er sie geküsst hatte und warum es ihr so gefallen hatte. Seltsam in der Tat, da Murtagh nun verschlossener erschien als je. Ob es daran lag, dass sie ihn hatte gewähren lassen?

Caterina seufzte lautstark. Sie wurde einfach nicht schlau aus ihrem Gefährten. Er benahm sich so widersprüchlich. Mal war er fast schon fürsorglich, dann wieder abweisend und kalt. Nur hinter den Grund für seine abrupten Stimmungswechsel kam Caterina nicht. Nach und nach belastete sie das ziemlich, doch da sie wusste, dass Murtagh Jammerliesen nicht mochte, hielt sie ihren Mund und grübelte stattdessen. Sie glaubte tatsächlich, dass ihm das nich auffallen würde. Allerdings hatte sie sich gehörig geschnitten, was das anbetraf. Auch wenn es nicht den Anschein hatte, bemerkte Murtagh sehr wohl, wie sehr Caterina sich in intensives Nachdenken versenkte. Er fragte sich, warum, war aber zu stolz, um nachzufragen. Er konnte sich jedoch ausmalen, dass es etwas mit ihm zu tun haben musste, da seine Begleiterin ihn manchmal geschlagene zehn Minuten am Stück anstarrte, ohne einen Ton zu sagen, aber immer den Anschein erweckte, kurz davor zu sein, eine Frage zu stellen, auf die sie die Antwort aber schon zu kennen schien, so dass sie letztendlich doch schwieg. Ein bisschen ängstigte das Murtagh, der sich selbst wie ein Dorftrottel vorkam, weil er es nicht auf die Reihe bekam, Caterina reinen Wein einzuschenken, was seine Gefühle für sie betraf. Da er aber noch nie zuvor so empfunden hatte und nicht wusste, ob es ihr genauso ging, hatte er einfach zu viel Angst, von ihr verletzt zu werden. Natürlich war das ein dummer Gedanke. Er war schließlich Murtagh. Ihn haute so leicht nichts um.

‚Außer dieser Frau.’, ging es ihm trübsinnig, aber auch begehrlich durch den Kopf, als sie in der Höhle saßen, die sie im Wald unweit des Buckels gefunden hatten.

Da sie nach dem Jahrmarkt nicht mehr in die besiedelten Gegenden Alagaesias zurückgewollt hatten, hatten sie beschlossen, im Wald zu überwintern. Caterina hatte Geschick darin bewiesen die Höhle ein wenig wohnlicher zu machen. Sie hatten eine feste Feuerstelle und aus den Jagderfolgen Murtaghs hatte das Mädchen eine gut gepolsterte Bettstatt errichtet, die sie sich allerdings teilen mussten. Nicht, dass Murtagh das groß gestört hätte, zumal es wirklich ziemlich zugig wurde in der Höhle. Den Großteil des Tages verbrachte Murtagh mit der Jagd, während Caterina Feuerholz sammelte und ein paar gefrorene Beeren auftrieb. Mittlerweile war der Winter hereingebrochen und Schnee bedeckte mit einer tiefen Schicht den Waldboden. Zum Glück war es jedoch nicht so kalt, als dass der kleine Bach, welcher sich in Höhlennähe befand, zugefroren wäre. So hatten sie eine Wasserquelle, was zum Kochen dringend notwendig war.
 

Alles in allem hatten die beiden Ausreißer sich damit abgefunden, einen trostlosen Winter in einer miefigen, kleinen Höhle eingesperrt zu sein und sie kamen nach einer Weile auch wieder besser miteinander aus. Caterina hatte beschlossen, nicht länger zu rätseln und war stattdessen zu ihrem alten, fröhlichen Selbst zurückgekehrt. Nun ja, so fröhlich man eben in einer solchen Situation sein konnte. Dass Murtagh den größten Teil des Tages gar nicht anwesend war, machte es für die Spielfrau nicht gerade einfacher, aber sie gewöhnte sich daran. Wenn er denn also von der Jagd heimkam, hörte er sie singen. Sie wollte schließlich ihre Stimme nicht einrosten lassen. Unablässige Übung war unerlässlich, wenn sie den hohen Standard halten wollte, den sie erreicht hatte.

Einmal konnte er sie auch dabei beobachten, wie sie für sich tanzte. Was Murtagh erstaunte, war die Tatsache, dass es sich nicht um eine Zigeunerweise handelte, als vielmehr um ein höfisches Menuett. Erneut keimte in ihm der Verdacht auf, dass sie etwas verbarg. Es musste etwas Schwerwiegendes sein, wenn sie es so sehr behütete.

Besonders die Nächte waren freudlos, da es trotz des Feuers doch klirrend kalt wurde. In Pelze gewickelt saßen Murtagh und Caterina an ihrem flackernden Lagerfeuer und versuchten, sich warm zu halten. Bei der Gelegenheit vertraute Caterina ihm an, dass sie etwas sehr Wertvolles besaß. Aus einer Tasche, die in ihren Rock eingenäht war, zog sie ein goldenes Medallion. Sie öffnete das Türchen und zum Vorschein kam eine Miniatur. Darauf zu sehen war eine wunderschöne, junge Frau mit kornblumenblauen Augen und Haaren von der Farbe wie Sommerweizen. In ihrem Blick lag eine unbestimmte Traurigkeit. Murtagh wusste sofort, dass die Frau auf dem Bild Caterinas Mutter war. Er sah es an der Art und Weise, wie sie mit dem Medallion umging, wie sie es betrachtete. Und natürlich fiel ihm eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden Frauen auf. Zwar hatten Caterinas Gesichtszüge nicht im Mindestens dieselbe Regelmäßigkeit, wie die ihrer Mutter, aber die Form ihrer Augen und die Haarfarbe waren identisch.

„Sie ist früh gestorben, nicht wahr?“, durchbrach Murtagh das Schweigen, welches sich über die Höhle gelegt hatte. Caterina nickte.

„Ja.“, antwortete sie mit leiser Stimme, „Am Tage meiner Geburt.“

Mitleidig nahm Murtagh ihre Hand und drückte sie. Es tat ihm Leid, dass sie ihre Mutter niemals hatte kennenlernen dürfen. Stumm ließ Caterina ihn gewähren. Sie konnte nicht sagen, dass sie sie vermisste, denn sie hatte ja niemals mütterliche Liebe erfahren. Dass sie eine Zuneigung zu der Frau auf dem Bild empfand, war nur natürlich. Caterina machte sich ihre eigene Vorstellung von ihrer Mutter. Und in ihren Tagträumen, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, da war ihre Mutter immer an ihrer Seite gewesen, um sie vor dem Zorn des Vaters zu schützen. Caterina wusste instinktiv, dass sie gewisse Eigenschaften nur von ihrer Mutter haben konnte, auch wenn es sie beschämte, ihrem Vater in gewissen Dingen ähnlich zu sein. Sie wollte nichts mit ihm gemein haben, mit dem Mann, den sie nur zu Gesicht bekommen hatte, wenn er sie strafen wollte für irgendein Vergehen. Er war immerzu grausam gewesen. Und seine Schergen ebenfalls.
 

Langsam neigte der Tag sich dem Ende zu. Murtagh war auf dem Heimweg. Heute hatte er Glück gehabt und einen Hirsch erlegt, sowie mehrere Kaninchen aus den Fallen geholt. Dann konnte Caterina sich wenigstens nicht beklagen, dass es keine Arbeit für sie gäbe. Er lächelte vor sich hin. Irgendwie hatte er sie vermisst. Ob sie wohl schon auf ihn wartete? Er war später dran als üblich. Bestimmt würde sie ihm vorhalten, dass er ihr einen Schrecken eingejagt habe. Und dass er sie nicht mehr so lang allein lassen dürfe.

‚Vielleicht, ganz vielleicht gelingt es mir ja sogar ihr ein Lächeln zu entlocken, wenn ich ihr sage, dass wir nach der Schneeschmelze Alagaesia verlassen werden.’, überlegte er.

In letzter Zeit hatte er immer wieder mit diesem Gedanken gespielt. Jetzt hatte er eine konkrete Form angenommen. Zuerst würden sie nach Surda gehen und dann übers Meer entfliehen. Weit fort von allem. An einen ruhigen Ort, wo sie ungestört und in Frieden leben konnten. Als Mann und Frau.

‚Ach, Unsinn!’, dachte Murtagh, während er unwirsch den Kopf schüttelte. Solche romantischen Fantastereien passten gar nicht zu ihm. Normalerweise behielt er immer die Nerven, bewahrte einen kühlen Kopf. Aber seit er Caterina diesen Kuss gestohlen hatte, gingen ihm ständig solche idiotischen Ideen durchs Hirn. Und er konnte sich immer weniger dagegen wehren. Er musste ehrlich eingestehen, dass er sich mit ihr eine solche Zukunft vorstellen konnte, auch wenn dies bedeutete, sesshaft zu werden. Für sie würde er seine Freiheit aufgeben, ihr seine Eigenwilligkeit opfern.

‚Wenn sie doch nur wieder lächeln würde...’

Weiter stapfte Murtagh durch den tiefen Schnee, dabei rückte er seine Last auf dem Rücken zurecht. Es war nicht mehr weit bis zur Höhle. Und das war gut. Ihm knurrte der Magen. Er sehnte sich danach, sich am warmen Feuer niederzulassen. Ausruhen wollte er. Und dabei Caterina beobachten, wie sie das Abendessen vorbereitete, ihm von ihrem Tag erzählte oder gar ein Lied sang.

‚Sie ist still geworden in den letzten paar Tagen.’, fiel es Murtagh ein.

Er bog um einen Tannenhain. Da kam die Höhle in Sicht.

‚Seltsam... diese ganzen Fußspuren stammen aber nicht nur von ihr. Und mir.’

Plötzlich bemächtigte sich ein grausiges Gefühl Murtaghs. Er hatte panische Angst. Etwas war nicht in Ordnung, das konnt er deutlich spüren. Adrenalin schoss durch seine Adern, zwang ihn dazu, schneller voranzuschreiten, um sicherzugehen, dass Caterina da war, wo er sie vermutete. Er hetzte auf die Höhle zu, quetschte sich durch den Eingang und hatte Mühe seine Augen an das Dunkel zu gewöhnen. Warum brannte kein Feuer? Wo war Caterina?



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