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Die fetten Jahre sind vorbei

Widerstand ist zwecklos
von

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Lug und Trug, eine Hochzeitsnacht und andere Probleme

Nicht nur für Murtagh war es ein Schock so unvermittelt Caterina gegenüber zu stehen. Auch sie traute ihren Augen kaum. Ja, sie hatte sogar richtiggehend Panik. Allzu gut wusste sie, wie sehr Murtagh Galbatorix und seine Machenschaften verabscheute. Da sie ein Teil im Leben des Königs war, würde Murtagh sicherlich auch sie nun hassen, selbst wenn sie nichts dafür konnte, die Tochter eines solchen Monsters zu sein. Unsicher sah sie Murtagh an, versuchte in seinen dunklen Augen zu lesen und herauszufinden, ob er schlecht von ihr dachte.

Als sie vor Monaten einfach so verschwunden war, war sie nicht freiwillig gegangen. Durza war mit einem Aufgebot Soldaten erschienen und hatte sie einfach mitgenommen. Den Zauberkräften des Schattens hatte Caterina nicht viel entgegenzusetzen gehabt. Kein Wunder, dass Murtagh keine Spuren eines Kampfes vorgefunden hatte, als er von der Jagd zurückkehrte und die Höhle verlassen vorfand. Gegen einen Schatten konnten nur die wenigsten bestehen. Ein wehrloses Mädchen ohne nennenswerte Waffen zur Verteidigung schon gar nicht. Wenigstens für ihre Ergreifung hatte Galbatorix sich dem Schatten gegenüber großzügig gezeigt. Durzas eigentlicher Auftrag hatte geheißen, auch Murtagh in Gewahrsam zu nehmen. Was war Caterina heilfroh gewesen, dass er zu dem Zeitpunkt im Wald umherstapfte und die Fallen überprüfte.

Jetzt hingegen wollte sie vor Scham am Liebsten im Boden versinken. Es hatte seinen guten Grund gehabt, warum sie ihm nie gesagt hatte, wessen Kind sie war. Nun ja, mit Morzan als Vater war man sicher gestraft genug, dennoch hatte Caterina wohlweislich den Mund gehalten, wann immer die Sprache auf ihre Familien kam. Murtagh war schließlich ebenso verschlossen gewesen in dieser Hinsicht wie sie. Ebenfalls aus gutem Grund, wie Caterina nun wusste, allerdings mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass sie Murtagh seiner Herkunft wegen nicht verurteilte. Niemand konnte schließlich etwas dafür, wer oder was seine Eltern waren. Gewisse Tatsachen ließen sich nun mal nicht aus der Welt schaffen, so sehr man dies auch wünschen mochte. Alles, was einem übrig blieb, war der Versuch, das Beste daraus zu machen. In Caterinas Fall war dies Flucht gewesen. Ein Vergehen, für welches sie bereits hatte büßen dürfen. Ihr Körper schmerzte immer noch von all den Schlägen, ihre Seele von den Verwünschungen, die Galbatorix ausgestoßen hatte, als er sie für ihren Ungehorsam strafte. War es da verwerflich, dass sie ihren eigenen Vater hasste? War es unverständlich, dass sie einen Ausweg gesucht hatte? Konnte Murtagh, der selbst ein gebranntes Kind war, ihr wirklich vorwerfen, die Tochter diesen Scheusals zu sein, welches sich anmaßte König zu sein?
 

Galbatorix, der das Wiedersehen der Beiden mit amüsierter Miene angesehen hatte, befand nun, dass es an der Zeit war ein paar letzte Informationen loszuwerden, damit die Hochzeitsvorbereitungen getroffen werden konnten. Es hieß zwar immer, man solle nichts überstürzen, aber der König wusste sehr wohl, dass jeder Moment, den er zögerte, Eragon Schattentöter weitere Verbündete um sich sammelte. Das konnte Galbatorix sich nicht leisten, zumal die Urgals ihm auch nicht mehr so zu Willen waren, wie sie es hätten sein sollen. Also musste das Wiedersehen der ‚Kinder’ möglichst kurz gehalten werden. Der König räusperte sich vernehmlich, dann erhob er seine Stimme: „Nun, da ihr heiraten werdet, ist es an der Zeit euch davon in Kenntnis zu setzen, was ich von euch erwarte. Solltet ihr euch mir widersetzen, wisst ihr ja, was geschehen wird.“

Galbatorix kostete diesen letzten Satz besonders aus. Eine gelungene Demonstration seiner Macht, wie er fand. Vor allem aber befriedigte es ihn zu sehen, wie Caterina und Murtagh zusammenzuckten, als er zu sprechen anfing. Das lag allerdings nur daran, dass sie noch so gebannt vom Anblick des jeweils anderen gewesen waren, dass sie völlig vergessen hatten, dass Galbatorix auch noch anwesend war. Schmerzlich hatte er ihnen diese Tatsache ins Gedächtnis gerufen.

„Ich wünsche, dass die Ehe unter allen Umständen vollzogen wird. Es interessiert mich nicht im Geringsten, ob du, meine Tochter, körperlich dazu in der Lage bist, zu empfangen. Ich dulde keine Widerrede!“

Bei diesen Worten sah er vor allem Murtagh an. Galbatorix wusste, dass seine Tochter sich nur allzu lebhaft an die Stunden erinnern konnte, in denen er sie ihres Vergehens wegen gezüchtigt hatte, deshalb hielt er es nicht für nötig, sie noch einmal daran zu erinnern. Bei Morzans sturem Sohn sah das allerdings schon wieder ganz anders aus.

„Die Zeremonie wird morgen stattfinden, wenn die Sonne untergeht. Der Bund mit deinem Drachen wird geknüpft nachdem du meine Tochter zu deiner Frau gemacht hast, verstanden?“

Murtagh nickte. Was blieb ihm auch groß anderes übrig?

„Ich denke, wir verstehen uns.“

Mit diesen Worten gab Galbatorix seinen Dienern einen Wink.

„Bringt meine Tochter in ihr Gemach zurück, sie soll sich ausruhen. Den Jungen geleitet in den Ostflügel.“, befahl der König.

Schon gehorchten die Diener und rissen Caterina von Murtaghs Anblick los. Widerstandslos ließ sie sich abführen, als wäre sie eine gemeine Diebin und nicht eine Frau von ‚edlem’ Geblüt. Sie so zu sehen, machte es Murtagh schwer, sie zu hassen. Aber sie hatte ihn nun mal belogen. Hatte ihn arglistig getäuscht, sich sein Vertrauen erschlichen und ihn im Endeffekt doch nur benutzt. Sie verdiente es nicht besser. Bevor Caterina endgültig aus seinem Blickfeld verschwand, erhaschte er einen flüchtigen Moment lang einen entschuldigenden, fast schon flehenden Blick aus ihren grauen Augen. Es schnitt ihm in Herz, sie in den Fängen dieser Lakaien zu sehen, die sich nicht darum kümmerten, ob sie ihr wehtaten oder nicht. Doch sein verwundetes Herz war noch nicht bereit, ihr ihren Verrat zu vergeben. Nein, das benötigte Zeit. Jede Menge Zeit.
 

In ihrem Turmgemach ließen die Diener Caterina los. Mit einem beinahe schadenfrohen Grinsen zogen die beiden Männer sich zurück. Die Tür fiel mit einem Krachen, das den Klang von etwas Endgültigem hatte, zu. Zurück blieb eine junge, verzweifelte Frau, die sich fragte, welchen Sinn ihr Leben noch hatte, wenn der Mann, den sie liebte, sie aus tiefstem Herzensgrunde verabscheuen musste. Entkräftet von der Begegnung mit Murtagh, die sie doch weitaus mehr mitgenommen hatte, als sie zugeben mochte, sank Caterina auf ihr klammes, kaltes Bett mit dem ausladenden Himmel, der ihr heute noch trostloser erschien als sonst. Was hätte sie dafür gegeben, jetzt bei Murtagh sein zu dürfen. Eine Chance zu bekommen, alles zu erklären. Er, als Sohn Morzans sollte doch Verständnis aufbringen können für ihren Widerwillen auch nur ein Wort über ihre wahre Herkunft zu verlieren. Immerhin hatte er ihr auch nie gesagt, wer er wirklich war. Zugegeben, sie hatte gerätselt und ein paar Mal versucht, ihm aus der Nase zu ziehen, wo er herkam, was mit seiner Familie war, aber als sie gemerkt hatte, dass er jedes Gespräch abblocken würde, welches seine Vergangenheit zum Thema hatte, hatte sie es gelassen. Durch das Vertrauen, welches sie ihm entgegen gebracht hatte und noch immer tat, war es ihr egal gewesen. Murtagh hatte ihr nie Grund gegeben, ihm zu misstrauen. Eher das Gegenteil war der Fall gewesen. In seiner Nähe hatte sie sich unglaublich sicher und geborgen gefühlt. Obwohl wortkarg hatte er es doch vermocht, ihr Wärme zu geben, sowie Schutz. Dinge, die sie in ihrem Leben zuvor nur selten erfahren hatte.

Während Caterina vor sich hin trotzte, wurde Murtagh wenig sanft in sein Gemach befördert. Es befand sich ebenfalls in einem Turm, jedoch lag dieser gegenüber dem Westflügel, wo man die Tochter des Königs einquartiert hatte. Offensichtlich war das Turmzimmer ein selten frequentierter Ort, da eine erhebliche Staubschicht auf den Möbeln lag und die Vorhänge am Himmelbett ziemlich zerschlissen und knittrig wirkten.

‚Galbatorix versteht es, seinen Gästen die Lust am Bleiben auszutreiben.’, dachte Murtagh bei sich. Weniger neugierig als viel mehr angeekelt, begutachtete der junge Mann den Rest der Zimmerausstattung. Wenn das Gemach Caterinas ebenso aussah und sie immer so gehaust hatte, konnte er durchaus verstehen, warum sie abgehauen war. Da hatte ja sogar er es besser gehabt daheim. Zumindest solange Selena lebte. Mit einem Plumps ließ Murtagh sich auf das Bett fallen. Wenigstens die Matratze schien weich. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte in den dunkelgrünen, von Staub bedeckten und Motten zerfressenen, Himmel. Dabei ließ er die Zeit, die er mit Caterina außerhalb Urû’ baens verbracht hatte noch einmal Revue passieren. Jetzt, da er um ihre Herkunft wusste, wurde ihm Einiges klarer. Kein Wunder, dass sie nicht in die Nähe ‚dieser verderbten Stadt’ hatte kommen wollen. Sicherlich war Galbatorix in der Lage, festzustellen, ob jemand an dem Ort war, an dem er sein sollte. Murtagh schüttelte sich. Auch, dass Durza in Gil’ ead auf Caterina losgegangen war, machte nun Sinn. So wie der junge Mann Galbatorix einschätzte, hatte es dem König ganz und gar nicht zugesagt, dass seine Tochter, seine Lebensversicherung, einfach so verschwunden war. Allerdings musste Murtagh zugeben, dass es gewieft gewesen war, auch unter dem einfachen Volk nach der verlorenen Tochter zu fahnden. Unerkannt natürlich, damit nicht bekannt würde, dass Galbatorix nicht einmal seine pubertierende Tochter unter Kontrolle hatte. Bei diesem Gedankengang wunderte Murtagh sich ohnehin, dass der König noch nicht hinter Caterinas wahren Namen gekommen war. So, wie sie sich aufgeführt hatte vorhin im Thronsaal, war es klar, dass der Herrscher Alagaesias keine übersinnliche Macht über das Mädchen hatte. Damit war sie ein wenig stärker als Murtagh, der zu seiner Schande gestehen musste, dass er es Galbatorix allzu einfach gemacht hatte, ihn unter seine Knute zu zwingen. Jedoch musste man dabei auch beachten, dass diese vermaledeiten Zwillinge, die so maßgeblich an Murtaghs Misere Schuld waren, ihn zuvor schon ziemlich geschunden hatten. Da war es nicht weiter verwunderlich, dass Galbatorix leichtes Spiel gehabt hatte mit Murtagh.

‚Wenigstens ist Durza tot.’, dachte der Jüngling zufrieden.

Doch währte dieser Gemütszustand nicht allzu lange, da ihm wieder zu Bewusstsein kam, dass er ab dem morgigen Tag in Ketten gelegt würde, die zu sprengen er niemals die Macht haben würde.

„Hah... Heiraten...“, schnaubte Murtagh wutentbrannt.

Er hatte ja nichts dagegen, dass Caterina seine Braut war, aber die Umstände gefielen ihm umso weniger. Warum hatte er sie beide nicht gleich außer Landes geschafft, nachdem Durza sie in Gil’ ead attackiert hatte?

„Dann wären wir heute wahrscheinlich um ein Vielfaches glücklicher...“
 

Irgendwann war Murtagh erschöpft eingeschlafen. Als er die Augen wieder aufschlug, war es draußen tintenschwarz.

‚Wie lange habe ich wohl geschlafen?’, fragte er sich, während er sich streckte. Ihm kam es vor wie kaum eine Stunde, so gerädert fühlte er sich, was vor allem der unsanften Behandlung durch Galbatorix zu verdanken war. Allerdings war Murtagh nicht der Einzige, der mitten im Dunkel der Nacht aufgewacht war. Durch das Fenster konnte er ganz genau den Lichtschein im gegenüberliegenden Turm erkennen, im höchsten Stockwerk. Das musste Caterinas Zimmer sein. Das Licht flackerte, dann erlosch es. Murtagh war nun hellwach und mit großem Interesse bei der Sache. Was hatte Caterina vor?

Nun, was hatte sie vor? Eine gute Frage- aber leicht beantwortet. Sie versuchte, aus ihrem Gemach, in welches sie eingesperrt war, zu entkommen. Sobald sie das einmal geschafft hatte, wollte sie auch Murtagh zur Freiheit verhelfen und dann mit ihm an ihrer Seite Urû’ baen den Rücken kehren. Ein für alle mal. Allerdings endete der Fluchtversuch der jungen Dame schon recht bald. Galbatorix ließ sich vielleicht einmal übertölpeln, aber niemals ein zweites Mal. Das musste auch Caterina erfahren, die ganz und gar nicht begeistert davon war, einmal mehr der Grausamkeit ihres Erzeugers ausgesetzt zu sein.

Murtagh bekam von dem ganzen Theater ungefähr die Hälfte mit. Die Geschehnisse entlockten ihm ein Lächeln. So und nicht anders kannte er Caterina. Immer zu allen Schandtaten bereit. Ja, das war ihm schon früher aufgefallen. Sie konnte eine noch so dumme Idee haben, wenn sie davon überzeugt war, tat sie alles, damit sie ihr Ziel erreichte. Galbatorix hingegen fand das Benehmen seiner Tochter überhaupt nicht witzig und fasste daher einen Beschluss. Sollte doch ihr Zukünftiger Sorge dafür tragen, dass sie nicht ausbüxte. Kurzerhand wurde Caterina also für die restliche Nacht in Murtaghs Gemach gepfercht. Darüber wiederum konnte der junge Mann nicht lachen, hatte er sich doch geschworen, sie bis in alle Ewigkeit ihres Betrugs wegen zu verachten. Dummerweise lief auch diese Sache aus dem Ruder, so dass im Morgengrauen klar wurde, dass die bevorstehende Hochzeit zwar kein Freudenfest würde, aber auch keine Trauerfeier. Umso aufgeregter war natürlich Caterina, als es daran ging, sich die Hochzeitsnacht vorzustellen. Allein der Gedanke daran ließ sie rot anlaufen wie eine Tomate. Insgeheim hatte sie sich gewünscht, diese Erfahrung mit Murtagh zu teilen. Dass ihr kleiner Wunschtraum nun wahr werden sollte, konnte sie gar nicht fassen. Vielleicht würde diese Ehe nicht ganz so schlimm, wie sie befürchtet hatte...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-06-06T20:22:07+00:00 06.06.2010 22:22
Ich find du schreibst echt gut, hat spaß gemacht, die FF bis hier zu lesen :) also wenn ich gaaanz lieb frage, schreibst du dann weiter? Bitte-bitte!!!^^
Von: abgemeldet
2010-01-04T11:50:40+00:00 04.01.2010 12:50
Hey das Kapi ist voll geil genauer die ganze FF Kann ich dich zu meine ENS Liste dazufügen dan können wir eventuell mal mit einander schreiben ^^


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