Zum Inhalt der Seite

Angel Hunter

Der Pfad der Rache
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Weiß

Ein Haus wird von der Feuersbrunst verzehrt. Leuchtend orange Flammen lodern meterhoch. Ein Mädchen steht davor: „Nein! Nicht! Mama! Papa! Ich brauche Hilfe! Wasser! Löscht das Feuer! Bitte! Warum hilft mir keiner?“

Plötzlich fangen auch die Kleider des Mädchens Feuer: „Oh Gott! Ich brenne! Hilfe, ich verbrenne! Neeein!“
 

„Neein!“, Maya schreckte aus dem Schlaf hoch. „Wieder so ein bescheuerter Traum. Ich hasse das!“

„Na, gut geschlafen? Wir kommen in ungefähr 20 Minuten an. Übrigens, wir haben eine Mail bekommen.“

Aika stierte böse auf den Ordner mit der Beschreibung Posteingang.

„Warum denn so genervt?“ Maya grinste dümmlich.

„Das blöde Ding hat mich vom Spiel abgelenkt und ich hab meinen Rekordversuch verpatzt. Himmel, scheiß Technik!“ Sie schlug gegen die Trennwand des Abteils, sodass die Leute dahinter augenblicklich in Panik gerieten.

„Hey, hey, Aika, beruhig dich. Zeig mir lieber mal die Mail, bevor du den Zug zu Kleinholz verarbeitest.“

Maya drehte den Laptop in ihre Richtung. „So, heute Nacht am alten Bahnübergang.“

Eine Stimme ertönte aus dem Lautsprecher: “Sehr geehrte Fahrgäste, wir fahren gerade in den Bahnhof Tokios ein. Wir bitten Sie, auf der linken Seite auszusteigen. Der Zug hat 10 Minuten Aufenthalt. Wir danken Ihnen für ihre Aufmerksamkeit.“
 

Ehe Maya sich versah, stand Aika auch schon an der Abteiltür und öffnete diese.

„Hey, warte gefälligst auf mich!“

Aika drehte sich um: „Ach Maya, bevor ich’s vergesse, du bist heute mit dem Gepäck dran! Viel Spaß!“

Maya zog eine Grimasse und fluchte tonlos. Eine Viertelstunde später standen die beiden Mädchen vor dem Bahnhofgebäude und warteten auf ein Taxi.

„In welches Hotel sollen wir einchecken, Aika?“

„Soweit mir bekannt ist, ins Asia Seasons, einem der nobelsten der Stadt.“

Ein Taxi hält mit quietschenden Reifen vor ihren Füßen.

„Das fängt ja schon gut an, ein Taxifahrer, der einen auf Actionheld macht!“

Aika verdrehte die Augen genervt nach oben. Eine halbe Stunde später standen sie auf dem roten Teppich vor dem Hotel, dessen Name in riesigen, geschwungenen Lettern über dem Eingang prangte.
 

Wieder einmal betraten die Mädchen eine Lounge. Sie checkten ein und fuhren mit dem Aufzug in den 15. Stock, in dem sich ihr Apartment befand.

„Echt super! Allein das riesige Bad mit der Badewanne, die mich eher an einen Whirlpool erinnert. Einfach oberste Güteklasse!“ Maya war völlig überwältigt von der noblen Ausstattung. Mit leuchtenden Augen streichelte sie über die edle Bettwäsche und öffnete jede Schublade an ihrem Schrank. Aika hingegen nickte nur, ohne eine übermäßige Gefühlsregung zu zeigen. „Wir sollten erst mal unser Gepäck verstauen und dann könnten wir die Umgebung erkunden.“

Einige Zeit später waren ihre Klamotten eingeräumt und Maya machte sich auf den Weg um für frischen Wind in dieser Bude zu sorgen, wie sie sich so schön ausdrückte. Damit war eigentlich gemeint, dass sie Blumen besorgen wollte.

Staunend schlenderte Maya die Straßen entlang. Das hier war nicht mit Deutschland zu vergleichen! Sie kam sich ganz klein und unbedeutend vor zwischen so vielen Menschen und diesen Hochhäusern. Merkwürdigerweise stach ihr dennoch eine Ansammlung von jungen Mädchen und Frauen in den verschiedensten Schuluniformen ins Auge, die sich scheinbar um einen kleinen Laden drängelten. Neugierig wie sie war, musste sie einfach hingehen. Als sie sich zwischen den Mädchen durchdrängelte, schnappte sie einige Gesprächsfetzen auf, wie: „Och, ich mag den süßen Kleinen, ich glaube er heißt Omi, aber der bleibt in der Pause auf dem Schulhof!“

„Ach, ich steh eher auf echte Kerle wie diesen Yoji!“

„Der ist doch ein richtiger Playboy, da weiß man nie.“

„Meinst du?“ Die kichernden Schülerinnen verschwanden um die nächste Ecke.
 

Maya schüttelte den Kopf. „Wie sind denn die drauf? Aber sie hatten ein paar hübsche Blumen in der Hand.“ Sie blickte auf das Schild über dem Garagentor vor dem sie nun stand und las: Kitten in the house.

„Was für ein süßer Name für einen Blumenladen!“, schoss es ihr durch den Kopf. Weit entfernt läutete ein Schulgong. Ein erschrecktes Raunen ging durch die Menge. Nicht einmal eine Minute später war der Laden wie leergefegt. Maya wunderte sich einen Augenblick, dann ging sie in die umgebaute Garage.

Vom Tresen aus grinste ihr ein junger Mann mit dunkelbraunem, fast schwarzem Haar entgegen.

„Willkommen! Was kann ich für sie tun?“, fragte er mit einer leichten Verbeugung. „Können Sie mir bitte einen Straus aus Lilien und roten Rosen machen?“, sagte Maya mit einem Blick in die hintere Ecke des Ladens, wo noch zwei andere junge Männer standen und die leeren Blumenkübel neu befüllten. Der eine war für einen Japaner groß gewachsen, er hatte sein kastanienbraunes, kinnlanges Haar zu einem einfachen Zopf gebunden. Der andere, der ein wenig kleiner war hatte einen roten Schopf, der hinten kurz war und dessen langer Pony ihm fransig ins Gesicht fiel. Jeweils eine Strähne über seinen Ohren ließ er länger wachsen. Seine purpurnen Augen fixierten Maya, die nun schon wieder voller Interesse beobachtete, wie ihr Straus entstand. Glücklich nahm sie ihn entgegen, nachdem sie bezahlt hatte. Wie immer steckte sie ihre Nase hinein, schnupperte und sagte dann mit einem Lächeln mehr zu sich selbst: „Ich liebe Blumen!“ Der Mann an der Theke verneigte sich abermals: „Danke für Ihren Einkauf! Beehren Sie uns bald wieder.“

„Darauf können Sie sich verlassen!“ trällerte Maya, bevor sie den Laden verließ.
 

Aika lag gerade in ein Buch vertieft im Hotelzimmer, als Maya hereinstürmte. „Du ahnst nicht, was nur zweihundert Meter von hier ist! Ein Blumenladen mit süßen Jungs! Ich glaub, der eine könnte dir gefallen!“

„Maya, halt die Luft an! Erstens sind wir nicht wegen irgendwelchen Liebschaften hier und zweitens kann ich deine Blumenladensucht nicht ganz nachvollziehen.“ Ihr Blick fiel auf den Straus: „Waaas? Rosen?! Ich liebe Rosen! Schnell hol ne Vase, bevor sie während deiner Schwärmereien vertrocknen, die Armen!“

„Manchmal frag ich mich, ob du noch ganz richtig bist!“, lachte Maya während sie nach dem Zimmerservice läutete.
 

Im Blumenladen hatte sich inzwischen eine rege Diskussion zwischen dem jungen Mann, der Maya bedient hatte und jenem mit dem Zopf entwickelt, der gerade behauptete, er würde herausfinden, wo dieses ausländische Mädchen wohne.

„Du hast sie ja wohl nicht mehr alle! Immer deine Weibergeschichten! Die suchen sich schon den nächsten Baum zu raufspringen, wenn du um die Ecke kommst!“

Der kleinere der beiden wischte sich die Hände an seiner Schürze trocken.

„Ist da jemand neidisch, weil er nicht in den Genuss der weiblichen Reize kommt?“ Der Rotschopf zog das Rolltor hinunter: „Mittagspause. Ich bin weg. Vergesst nicht den Auftrag heute Nacht!“
 

Die Nacht kam und langsam bereiteten die Mädchen sich auf ihren Einsatz vor. Die Mail hatte keinen Aufschluss darüber gegeben, was sie dort tun sollten. Vielleicht würde eine Kontaktperson dort warten.

Aika zog ihren schwarzen, ärmellosen Rolli über, schnallte sich zum Schluss noch einen Gürtel mit zwei Schwertscheiden um, in die sie ihr Katana und das Wakizashi, das sie in einem Waffenkatalog bestellt hatte, steckte, bevor sie mit Maya über die Feuertreppe hinabhuschte.

Es war kurz nach ein Uhr, als die beiden durch einen schmalen Bruch im Mauerwerk ins alte Bahnhofsgebäude eindrangen.
 

„Mann, ist das dunkel hier. Hast du an Licht gedacht, Maya?“ Ein leises Aufseufzen war zu vernehmen: „Wenn ich nicht immer an alles denken würde!“

Der Schein einer Taschenlampe warf einen kleinen Lichtstrahl an die Mauer. Maya schwenkte den Leuchtkegel von einer Ecke des Gebäudes zur anderen, bis sie einen Lichtschalter ausgemacht hatte.

„Da hinten! Geh und probier, ob noch Saft drauf ist!“

„Ja, ja, kommandier mich nur rum!“ Aika ging maulend auf den Schalter zu. Der sandige Boden knirschte unter ihren Schritten. Doch plötzlich schwenkte Maya die Taschenlampe und sie stand im Dunkeln. „Spinnst du?! Willst du, dass ich mich zu Tode stürze in dieser Müllhalde?“

Keine bissige Antwort kam.

„Maya!“

„Schht…“, zischte diese. „Ich glaub wir sind nicht allein…“

Aika zog ihr Katana: „Wir sollten vorsichtig sein. Trotzdem würde ein wenig Licht nicht schaden. Maya lenkte den leuchtenden Strahl der Taschenlampe wieder auf den Schalter. Mit einigen kleinen Sprüngen war Aika dort und betätigte ihn. Im selben Moment, als die Neonlampen aufflackerten, hörte sie Mayas Schrei. Aika staunte nicht schlecht, als sie einen Blick nach hinten warf. In den Ecken der Halle standen vier Gestalten.

„Oh shit!“, rutschte es Maya heraus. Die beiden stellten sich, Rücken an Rücken, in die Mitte des Raumes.

„Ich glaube nicht, dass diese Typen unsere Kontaktpersonen sind“, flüsterte Maya ihrer Freundin auf Deutsch zu.

„Was schlägst du vor?“, erwiderte diese.

„Warte noch.“ Sie berührte Aikas Handgelenk. Einer der Männer ging langsam ein paar Schritte nach vorne, bis sein Oberkörper ins Licht der Neonlampen getaucht war. Aika konnte sein Gesicht nicht erkennen, dafür aber sah sie etwas ganz anderes. Das Blitzen einer Klinge. Sie tat im Bruchteil einer Sekunde, was sie jahrelang eintrainiert hatte. Die Katana machte ein sirrendes Geräusch, als sie durch die Luft flog. Doch der Fremde blockte den Hieb. Entsetzt starrte Aika in seine purpurnen Augen. Sie waren sich so nah, dass sich ihre Gesichter beinahe berührten.

„Das sind ja bloß kleine Kinder! Wer seid ihr?“, fragte er auf Japanisch.

„Das geht dich gar nichts an! Aber ich kann dir sagen, was wir vorhaben. Euch töten!“

Aika sprach durch die vor Anstrengung zusammengepressten Zähne.

„Das werden wir ja sehen!“ Ihr Gegner drehte sich zur Seite und griff erneut an. Maya hielt ihre Pistole auf den mittelgroßen braunhaarigen Jungen in der nächstgelegenen Ecke. Aika erhöhte das Tempo ihrer Hiebe, bis sie es geschafft hatte, den Rotschopf zur Seite zu stoßen. Gerade als Aika ausholte, um einen sicheren Treffer zu landen, wurde sie wie von einer unsichtbaren Macht daran gehindert, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Maya griff an und schoss einige Kugeln direkt über den Kopf des braunhaarigen Jungen. Dieser wich mit einem Salto aus. Der kleinste der vier, ein dunkelblonder Junge, warf fünf pfeilspitzenförmige Messer nach ihr, die Maya die Pistole aus der Hand schlugen.

„Aber die kenn ich doch! Der mit der Kralle ist einer der Blumenladen-Schnuckis!“, schoss es ihr durch den Kopf. Aika versuchte sich derweil immer noch vergeblich zu wehren. Vorsichtig drehte sie den Kopf zur Seite.

„Was, was ist das?!“, entfuhr es ihr. „Das ist Spezialdraht. Du, da drüben, rief er mit dem Blick auf Maya, wenn du auch nur versuchen solltest, anzugreifen, zieh ich zu. Er schneidet fast alles, Stoff, Holz, Fleisch…“

Ein großer Mann mit halblangem dunkelbraunem Haar, das zu einem Zopf gebunden war, trat einen Schritt nach vorn. In seinen Händen liefen hunderte von dünnen Drähten zusammen, die Aika gefangen hielten.

„Ihr verdammten Mistkerle!“, schrie sie. Maya sprang zu ihrer Waffe, nahm diese auf und rief: „Loslassen oder ich schieße!“

„Kleine Kostprobe gefällig?“ Der Mann zog zu.

„Aaahhuu!“ Aika spürte, wie sich der Draht um ihren Hals in die Haut einschnitt. „Verdammt, hör auf damit! Wir ergeben uns!“ Maya ließ die Pistole fallen.

„Spinnst du?! Das ist glatter Selbstmord!“ Aika trieben die Schmerzen Tränen in die Augen. Der rothaarige Mann ging ein wenig in die Knie, um auf Augenhöhe zu sein.

„Was gedenkst du zu tun? Du kannst nicht einmal deine Finger richtig bewegen!“ „Geschweige denn angreifen“, sagte der Typ mit dem Zopf.

„Leck mich!“, bellte ihm Aika entgegen.

„Tut mir Leid, Schätzchen, ich würde ja wahnsinnig gern, aber an die Stelle ist im Moment sehr schwer, bis überhaupt nicht ranzukommen!“ Er lächelte.

„Ich meinte am Arsch, Sie Idiot!“ Aika schrie ihn an.

„Hey, hey, nicht so vulgär, meine Liebe!“ Eine Frauenstimme erklang. Alle lauschten. Schritte wurden vernehmbar.
 

Hohe Absätze klackten auf dem nackten Hallenboden. Maya blickte sich um. Eine hübsche, brünette Frau in einem roten Kostüm und Pumps, stand mit gezogener Waffe einige Meter von ihnen entfernt.

„Was ist die nächste Überraschung?“, fragte Maya.

„Ihr Mädchen müsst Team Angel Hunter sein. Hattet ihr eine gute Reise?“

Die Frau lächelte.

„Wer fragt das?“, Mayas Augen verengten sich.

„Oh, wie unhöflich von mir. Ich bin Birman und eure Verbindungsperson zu Persha.“ „Weshalb sind die hier?!“, keuchte Aika.

„Nur um sicher zu gehen, dass ihr nicht aufgehalten und durch Gegenagenten ersetzt worden seid. Das sind Weiß, eine Vier-Mann-Truppe zur Spionage und Liquidierung von Reiji Takatori und seines Clans.“

Birman steckte die Waffe weg.

„Willst du uns nicht vorstellen?“ Der kleinste der vier trat näher an sie heran.

„Natürlich. Also, mein Süßer hier heißt Omi. Das da hinten ist Ken.“ Sie zeigte auf den braunhaarigen, der vorher als Mayas Zielscheibe herhalten musste.

„Unser Hitzkopf mit dem Katana will von allen Aya genannt werden und Mister Drahtseil ist Yoji.“ Birman nickte in deren Richtung.

„Super, nun da wir alle wieder Freunde sind… KÖNNTE MICH MAL JEMAND LOSMACHEN?!“, Aika machte sich keine Mühe ihre Wut zu verstecken. Aya zerschnitt die Drähte.

Sie betastete ihren Hals: „Blödmann! Wie sieht denn das morgen aus, wenn ich mit dem Halsverband rumlaufe?“

„Dein Problem“, antwortete Aya knapp.

„Duuu!“, fauchte sie. Und schlug abermals mit dem Schwert nach ihm. Er parierte, wodurch beide ihre Waffen verloren.

„Na warte!“ Angel stürzte sich auf ihn unterlag aber Sekunden später. Aya drückte ihre Arme über ihrem Kopf auf den Boden. Die Spitzen seiner langen Strähnen berührten Aikas Gesicht, als er so über ihr kniete.

„Schluss jetzt! Ihr werdet ab sofort miteinander auskommen müssen!“, die Sekretärin erhob die Stimme.
 

Maya ging zögernd auf Birman zu: „Haben wir etwa einen neuen Auftrag?“

„Der Nächste ist noch in Planung, ihr werdet benachrichtigt, sobald alles im Lot ist. Hier, nehmt diese Visitenkarte. Meldet euch bei den Jungs, wenn’s Probleme geben sollte.“ Birman wendete sich zum Gehen.

„Die Mission ist für heute beendet! Geht nach Hause!“ Ken und Omi schienen erleichtert. Maya glaubte etwas von: „Gott sei Dank muss keiner sterben…“ gehört zu haben. Als alle anderen verschwunden waren, sagte sie zu Aika: „Ich bin immer noch verwirrt. Schon eigenartig diese Begrüßung.“

Aika nickte zustimmend. „Lass uns ins Hotel gehen, ich bin hundemüde.“
 

Wieder in ihrem Apartment angekommen schaltete Maya, wie es inzwischen ihre Gewohnheit geworden war, den Laptop an.

„Wir haben einen Auftrag“, sagte sie monoton.

„Um was geht es?“, fragte Aika und blickte zu ihrer Freundin.

„Wir sollen Undercover arbeiten. In Takatoris Leibgarde und Killerkommando namens Schwarz.“

„Seltsame Namensgebungen für japanische Gruppen… und so bedeutungsschwanger.“ Aika grinste. „Hör zu! Übermorgen Nacht haben die Kerle vor eine Besichtigungstour im Hafen zu machen, das wurde von unserer Organisation abgefangen. Leider wissen wir nicht warum. Unser Team soll sich in Takatoris Dienste stellen, Daten rauben und dann wieder verschwinden. Ich frag mich bloß, wie wir das anstellen sollen.“

Maya grübelte vor sich hin.

„Du hast Recht. Sich vor diese Schwarz-Leute hinzustellen und mit einem süßen Lächeln zu fragen, ob wir bei ihren Spielchen mitmachen dürfen, wäre blanke Dummheit und ich bin nicht lebensmüde.“ Aika ging im Zimmer auf und ab.

„Uns fällt schon noch was ein“, gähnte Maya. „Ich geh ins Bett. Gute Nacht, Ai-chan.“ Minuten später ging im Apartment 820 das Licht aus.
 

Am nächsten Morgen kamen die Mädchen nur schwerlich auf die Beine. Die Müdigkeit hing ihnen wie Blei in den Gliedern.

„Was hältst du von ner Runde Powershoppen? Unser Geld ist überwiesen worden.“

Maya rührte in ihrem Frühstückskaffee.

„Äh, was ist denn das für ne neue Sportart?“, mampfte Aika.

„Na Shopping mit viel Geld und viel Zeit!“, grinste Maya über den Rand ihrer Tasse. „Gute Idee. Hier gibt’s bestimmt einige coole Sachen“, träumte Aika.
 

Tokios Innenstadt war wirklich beeindruckend. So viele Menschen auf einem Haufen hatten die beiden Europäerinnen noch nie in ihrem jungen Leben gesehen. Ein Geschäft nach dem anderen wurde abgeklappert. Am frühen Nachmittag saßen die Mädchen in einem hübschen Cafe und genossen einen kühlen Früchtedrink.

„Wenn man mal von unserem Geschäft absieht, haben wir doch bis jetzt ein ansehnliches Leben geführt, meinst du nicht Ai-chan?“

Maya schlürfte geräuschvoll den Rest ihres Getränks mit dem Strohhalm auf.

„Ich mag die Anonymität Tokios. Niemand beachtet einen wirklich. Man kann leicht untertauchen und bleibt unentdeckt. Gleichzeitig ist alles so aufregend neu hier.“ Sie warf sich ihr blondes Haar in den Nacken.

„Aufregend ist das richtige Wort. Ich wollte schon immer fremde Länder bereisen und spannende Sachen erleben!“ Maya stand auf.

„Vergiss nicht, wozu wir hier sind. Das ist kein Indiana Jones Abenteuer, das ist die harte Realität. Wir spielen im gewissen Sinne Gott, wenn man dabei nicht höllisch aufpasst. verbrennt man sich gehörig die Finger!“

Aika erhob sich ebenfalls. „Ist die Redewendung ’Gott spielen’ nicht ein wenig anmaßend?“, fragte Maya sie auf dem Weg nach draußen.

„Ist das Spiel mit Leben und Tod von Menschen keine Anmaßung?“, meinte Aika.

„Ist es das?“, Maya blieb vor dem Cafe stehen.

„Natürlich, denn genau das tut Gott normalerweise, er entscheidet über Leben und Tod. Nun aber tun wir das Selbe, wir spielen gewissermaßen Gott.“

„Dann stimme ich dir zu, wir sind anmaßend. Kein Grund, stolz zu sein…“

Maya nickte. „Ich hab alles allein aus Rache mitgemacht, der Verdienst ist ein netter Nebeneffekt. Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber an unseren Händen klebt Blut und unser Leben hängt jeden Tag am seidenen Faden…“

Aika blickte in den Himmel. „Genau deshalb solltest du auch jeden leben, als wärs dein Letzter!“, unterbrach Maya sie.

„Vielleicht hast du Recht. Diskussion beendet?“

Aika ging weiter.

„Diskussion beendet!“, trällerte Maya und lief hinterher.
 


 

____________________________________________________________________________________
 

Der erste Auftritt von Weiß. Hmm, die Charaktere sind zu 90% meine Interpretation der Steckbriefe, die ich nach langer Suche irgendwo im I-net gefunden habe. Ich hoffe, sie kommen nicht arg komisch rüber. Ich kenne sie halt nicht anders und ich glaube, ich würde auch niemals etwas an ihrer Art ändern. Na ja in den Kapiteln 1-6 wirken alle noch etwas unausgereift... Aber entscheidet selbst!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Candlewitch
2009-09-05T13:35:00+00:00 05.09.2009 15:35
Wow!
von 50 auf 1000!
ich muss sagen ich bin beeindruckt von diesem kapitel!
Story:
aber hallo, da geht es zu! ich weiß, wie schwer es ist kampfszenen auf papier zu bringen, aber du hast es hervorragend gemeistert. Auch diese kleinen einschübe (blumenladen) sind sehr gut und dienen dem spannungsaufbau.

Charaktere:
die charaktere der mädchen gehen nun in die tiefe und man beginnt sie noch besser zu verstehen und man kann sich in sie noch besser hineinversetzen. sie bekommen nun dauerhafte charakterzüge, was für eine längere gecshichte nur zum vorteil ist.

Stil:
in diesem kapitel ist alles vorhanden, umgebungsbeschreibung (diesmal eine perfekte XD), dramatik gewürzt mit zynismus und galgenhumor.. einfach toll!

ich muss gestehen, ich kenne weiß kreuz nicht, aber habe trotzdem keine verständnisprobleme...
hut ab!!
ich freue mich schon auf das nächste kapitel XD
Von: abgemeldet
2009-07-02T23:36:56+00:00 03.07.2009 01:36
Also, da ich Weiß Kreuz ja nur von Erzählungen kenne, kann ich nicht wirklich viel zu den Charakteren sagen. Aber ich find es passt alles ^^
Das Kapitel war gut ich musste lachen als Aika "Leck mich" schrie XD Die Stelle war einfach nur lustig *lach*

Ich muss gleich weiter lesen XD Geht einfach nicht anders, es macht so viel Spaß. Pass auf ich werd noch zum AH Fan *kicher* Aber im ernst, ich find deine Geschichte super und sehr sehr spannend!

Bis zum nächsten Kapitel *weiter les*
Liebe Grüße Merry ♥


Zurück