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Bora, Stein der Winde

von

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Das Rätsel

„Weist du, wo wir eigentlich hinwollen?”, fragte Falko Justin.

„So mehr oder weniger. Wieso, hat es dir Moritz nicht erzählt?”, wollte der wissen.

„Nein, nicht so wirklich. Also, wo geht es nun hin?”, nervte Falko.

„Nun ja, der Todesgott hat den Stein und den haben wir bei der Drachenburg getroffen. Deswegen geht es nun in Richtung der Drachenburg, auch wenn mir nicht so ganz klar ist, wie wir da hin wollen, ohne uns zu verlaufen. Nicht einmal Shadow kennt sich vollkommen mit der Umgebung aus und sie ist dort geboren und aufgewachsen. Nur mit einem Drachen kann man dort ohne Probleme überall hin, aber wir haben keinen”, antwortete Justin.

„Ach so”, man sah, das es hinter Falkos Stirn arbeitete.

„Was gibt es zu tuscheln, Jungs?”, wollte Shadow wissen und ließ ihren Greif neben den Beiden landen.

Justin ließ Thunder - der war am Morgen aufgetaucht, wie als hätte er gewusst, dass er gebraucht wurde - ein Stück weit weg gehen, er wollte nicht zu nahe an Silberflügels Klauen reiten.

„Nun, wir überlegen gerade, wie wir zur Drachenburg kommen sollen, wenn wir keinen Drachen haben, der uns führt”, erklärte Justin.

„Moritz meinte zu mir, er wüsste einen Drachen, der uns helfen kann und zwar einer, der am Rand des Drachenlandes lebt. Der wird uns wohl führen können”, erklärte Shadow.

„Kommt das nur mir so vor oder kennt Moritz überall jemanden, der uns weiterhelfen kann?”, wollte Falko wissen.

„Nein, das Gefühl hab auch ich. Aber er lebt ja schon seid zehn Jahren hier und die meisten Verbündeten Theos haben nicht Theo als ihren Anführer gesehen, sondern Moritz. Eigentlich sollten wir auch dafür dankbar sein, so haben wir wenigstens nicht allzu große Schwierigkeiten”, fand Justin.

„Ja, da hast du vollkommen recht”, stimmte Shadow zu. Sie ließ Silberflügel wieder in die Lüfte steigen, denn da Greifen Löwenklauen an den Hinterbeinen und Vögelklauen an den Vorderbeinen hatten, liefen sie nicht sonderlich gerne. Justin deutete Thunder, das er zu Moritz traben sollte.

„Brauchen wir noch lange?”, fragte er ungeduldig.

„Ja, aber nur, weil wir einen Umweg machen müssen, an Logis Höhle vorbei. Ich würde alleine Reiten, aber ich kann euch nicht ohne Aufsicht lassen”, erklärte sein Vater

„Was heißt denn hier „ohne Aufsicht“ lassen? Wir sind alle keine kleinen Kinder mehr, Falko ist schon zwanzig, Shadow ist in dieser Gegend aufgewachsen! Die kennen sich hier garantiert besser aus, als du und wir können alle sehr gut auf uns selber Aufpassen”, fand Justin.

„Das mag sein, aber es geht nicht um die Gegend hier, sondern um die Drachen. Ich weiß nicht, inwiefern sich Falko gegen Drachen verteidigen kann und auch bei Shadow bin ich mir nicht so sicher. Ich denke, sie hat in erster Linie hier überlebt, weil sie Auseinandersetzungen aus dem Weg gegangen ist, sich unauffällig verhalten hat und eher geflüchtet ist, als sich mit den Drachen anzulegen. Ich weiß, wie man sich einem Drachen gegenüber verhalten sollte, immerhin habe ich zehn Jahre lang Zeit gehabt, es zu lernen. Deswegen will ich euch nicht alleine lassen, also müsst ihr mitkommen, ob ihr nun wollt oder eben nicht”, erklärte Moritz, was für Justin durchaus einleuchtend klang.

Und trotzdem fraß ihn die Ungeduld schier auf. Dabei wusste er nicht einmal, woher diese Ungeduld kam, fürchtete er sich doch eigentlich eher vor der Begegnung mit dem Todesgott. Und auch diese Furcht verstand er nicht, denn vor dem Gott selbst hatte er keine Angst. Nur vor dem Treffen mit ihm. Moritz spürte diese Ungeduld, doch er konnte nichts dagegen tun. Und so führte er sie mehrere Stunden durch die Umgebung, durch Wälder und über Felder, bis er dann am Rande eines Waldes anhielt.

„Ihr bleibt hier, ich werde Logi holen und dann machen wir uns auf den direkten Weg zur Burg”, gab Moritz Anweisung und verschwand dann.

„Und was machen wir jetzt den Rest der Zeit, bis er wiederkommt?”, wollte Timo wissen, während er Moritz hinterher schaute und hielt sein Elbenpferd neben Thunder. Justin schaute sich in der Gruppe um.

„Shadow, was ist?”, fragte er dann, denn das Chitomädchen schien etwas sagen zu wollen.

„Sagt mal, macht es euch etwas aus, wenn ich mal für eine Stunde oder auch für zwei, kurz verschwinde?”, fragte sie.

„Ich weiß nicht, ob es klug ist, wenn du dich jetzt von der Gruppe entfernst, vielleicht ist Moritz auch nur kurz weg, dann wäre es besser, wenn du hier wärst, damit wir gleich weiter können”, meinte Falko.

„Ja, ich weiß, aber ich muss weg, ich habe etwas wichtiges zu erledigen. Ich werde mich beeilen”, versprach das Mädchen und ohne dass jemand sie zurückhalten konnte ließ sie Silberflügel in die Luft steigen und flog davon.

Falko schaute ihr nach und man sah im deutlich an, das er mit dieser Aktion nicht einverstanden war.

„Weist du, wo sie hin will?”, wollte Justin von Timo wissen.

„Warum fragst du mich?”, erkundigte der sich und schaute ihn verblüfft an.

„Weil ich nicht blind bin. Also, weist du es?”, fragte der Rotschopf.

„Nein, ich hab absolut keine Ahnung, aber was sollte denn der Spruch „weil ich nicht blind bin”?”, der Schwarzhaarige sah leicht irritiert aus und auch ein wenig ertappt, wie Justin fand.

„Na ja, eure Begrüßung den einen Tag im Stall war ja nun nicht gerade gleichgültig”, grinste er.

Timo wurde ein wenig blass.

„Ach, das, nun, was sollte ich denn machen, wenn sie mir um den Hals fällt”, erklärte er in einem typisch-coolen Tonfall.

„Wenn du meinst”, antwortete sein Kumpel und blitze ihn aus dem Augenwinkel an. Was er dachte konnte Timo nur erraten, doch man konnte es ziemlich deutlich an dem Gesicht des Rothaarigen ablesen, vor allem als Justin auch noch vielsagend zu grinsen begann.

Melody drängte ihre Rappstute zwischen die Beiden.

„Kann mich mal jemand aufklären?”, wollte sie wissen und auch Falko hörte interessiert zu.

„Mach ich nachher”, antwortete Justin mit einem lächeln.

Nun war es Timo, der lachte.

„Find ich ja interessant”, meinte er mit einem vielsagenden auf Melody.

„Da gibt es nichts interessant zu finden”, gab der Rotschopf zurück.

„Wenn du meinst”, antwortete Timo bewusst mit genau demselben Wortlaut, den Justin zuvor benutzt hatte.

Diese lachte zur Antwort laut auf, sprang dann von Thunders Rücken.

„Also was ihr macht weiß ich nicht, aber ich weiß, was ich mache, während wir hier warten müssen”, meinte er und wühlte in seiner Tasche bis er einen ledernen Lappen gefunden hatte, dann zog er sein Schwert und begann es zu polieren. Auch Falko, Melody und Timo checkten ihre Waffen durch, putzten sie bis sie glänzten und striegelten dann ihre Reittiere. Sie striegelten fast eine ganze Stunde, solange, bis das Fell der Rappstute, und vor allem das Thunders so sehr glänzten, das man das Gefühl hatte, das man sich spiegeln konnte, wie in einem nachtenden Spiegel. Kaum hatten sie das Putzzeug weggelegt, kam auch schon Moritz zurück, wie als hätte er auf genau diesen Augenblick gewartet, doch nun ritt er nicht auf seinem Elbenpferd, sondern auf einem feuerrot geschuppten Drachen.

„Logi?”, war Justin einzige Frage, die jedoch ziemlich unnötig war, den Moritz hatte die ganze Zeit von einem Drachen gesprochen und ihn Logi genannt. Und doch stellte er die Frage, einfach um überhaupt etwas zu sagen.

„Ja, aber wo ist Shadow?”, wollte Moritz seinerseits wissen.

„Weg”, antwortete Falko einsilbig.

„Wirklich? Wäre ich nie drauf gekommen”, antwortete Justins Vater sarkastisch.

„Wir wissen nicht, wo sie hin ist, sie ist einfach weg. Gesagt hat sie nur, dass sie etwas wichtiges erledigen muss und so bald wie möglich wieder hier sein wird. Also warten wir noch ein wenig, ich denke, sie kommt gleich”, erstattete Justin Bericht.

Moritz atmete scharf aus.

„Na ja, ich hoffe, das ihr wenigstens nichts passiert und hier alleine lassen können wir nicht, also müssen wir wohl oder übel warten”, überlegte er.

„Und worauf?”, fragte Shadows Stimme aus dem Wald und nur kurz später kam sie selber aus dem Unterholz gesprungen.

„Wo ist Silberflügel?”, erkundigte sich Timo.

„Der muss etwas für mich erledigen, was ich nicht geschafft hätte, ohne die nächsten Tage weg zu sein”, antwortete Shadow.

„Also wird dein Greif jetzt mehrere Tage weg sein?”, fragte Falko.

„Genau, aber wollen wir nicht jetzt gleich los?”, fragte sie.

Moritz deutete Logi wortlos, sich in Bewegung zu setzen. Wo Shadow gewesen ist, das fragte er nicht, denn er hatte an ihrem Blick erkannt, das es sowieso keinen Sinn gehabt hätte. Sie hätte einfach nicht geantwortete. Die Anderen folgten ebenso wortlos, doch sie waren kaum ein paar Schritte geritten als Justin anhielt. Er hatte ein merkwürdiges Gefühl, die ganze Zeit über schon und als er sich nun auf dem Einhornrücken umdrehte, stand dort der Todesgott.

„Ich dachte nicht, dass wir uns so schnell wieder sehen”, sagte er.

„Tja, dann wusste ich wohl mehr”, war Justins Antwort.

„Du bist ja auch ein Traumseher, ich nicht”, erwiderte der Gott.

„Dafür aber ein Gott, und die wissen in der Regel mehr, als jeder normale Mensch jemals in seinem Leben. Aber das tut hier und jetzt nicht zu Debatte oder irre ich mich da?”, wollte der Rotschopf wissen. Er spürte, wie sich seine Gefährten hinter ihm bewegten und deutete ihnen, einfach still stehen zu bleiben.

„Nein, da hast du recht. Das tut hier und jetzt nichts zur Debatte”, stimmte der Schwarzhaarige zu.

„Du weist, was ich will, also gib es mir. Ich kann es mir auch selber holen, das ist kein Problem, aber ich denke, so ist es leichter, oder nicht?”, drohte Justin ganz unverhohlen was sein Gegenüber zum lachen brachte.

„Du drohst mir? Einem Gott? Soll ich lachen? Du kannst mir doch nichts anhaben. Nicht einmal mit allen deiner Verbündeten gemeinsam und selbst wenn du mich besiegen solltest, dann wird dass das Ende deines Lebens sein, den mit meinem Tod endet auch dein Leben, das vergesse niemals, Justin. Aber Bora werde ich dir nicht übergeben, das wäre ja langweilig, wenn das Spiel hier schon zu ende sein sollte. Nein, wir machen das anders. Ich werde dir ein paar Aufgaben stellen, die du nach und nach lösen musst. Als erstes ein Rätsel, denn ich will wissen, wie Klug du bist. Also höre gut zu, ich werde es nur einmal sagen. Was ist das, es ist hier und zugleich auch nicht, es wiegt nichts und doch ist es unglaublich schwer, es ist nirgendwo und überall, wir alle brauchen es und doch hat jeder Angst vor ihm. Was meine ich?”, der Todesgott lächelte Justin zu. „Sobald ihr es wisst kommt zu dem Ort, den das zweite Rätsel nennt. Ich werde auf euch warten, wo die Nacht auch am Tage herrscht und wo alles Leben seinen Anfang nahm. Hier ist der Ort, wo nur des Lichtes Widersacher die Herrschaft hat und nur kaltes Feuer brennen darf. Sie sollten nicht zu schwer sein, für deinen Verstand, zumal ich weiß, dass du gerne Rätsel löst. Und nun, auf wieder sehen.”

Mit diesen Worten verschwand er und es war, als wäre er nie da gewesen. Justins Freunde und Begleiter verloren kein Wort über die kurze Begegnung, was hätten sie auch sagen sollen? Nein, sie begannen gleich damit, das Rätsel zu lösen.

„Er hat bei seinem ersten Rätsel nur Gegenteile genannt, ist euch das aufgefallen?”, fragte Timo.

„Das macht es ja so schwer”, antwortete Shadow.

„Das Zweite ist aber auch nicht so ganz ohne”, fand Melody.

„Aber sie sind lösbar, wir müssen nur richtig nachdenken”, meinte Justin und sprang von Thunders Rücken. Grübelnd ging er hin und her.

„Vielleicht sollten wir eine Nacht drüber schlafen”, überlegte Falko.

„Nein, wenn wir das zweite Rätsel lösen, dann können wir uns schon mal auf den Weg machen und in der Zeit der Reise auch noch das Andere lösen, also, wo ist es immer dunkel, auch wenn überall sonst die Sonne lacht?”, ging Justin die Sache anders an.

„In einer Höhle, aber es gibt unzählige Höhlen, da können wir suchen bis wir umkippen”, antwortete Moritz.

„Dann überlegen wir doch weiter, der Teil „Wo alles Leben seinen Anfang nahm”, das könnte auf Wasser hindeuten”, meinte Timo.

„Was hat der Anfang des Lebens mit Wasser zu tun?”, wollte Melody verwundert wissen.

„Nun, ich weiß nicht, wie es hier war, aber bei uns war es so, das es früher, vor ein paar Milliarden Jahren nur Wasser gab und in diesem riesigen Meer hat sich das Leben entwickelt. Irgendwann kamen die ersten Lebewesen aus dem Meer und formten ihre Kiemen zu Lungen um, um zu Luft auch ohne Wasser zu atmen. Aus diesen Urzeitwesen entwickelten sich dann während der Evolution alle möglichen Tiere. Selbst heute ist die Evolution noch nicht abgeschlossen und sie wird es wohl auch nie sein”, erklärte Falko.

„Dann könnte es sein, das mit dem Teil das Wasser gemeint ist, aber dann wahrscheinlich Salzwasser, kein Süßwasser”, überlegte Shadow.

„Da hast du recht, gibt es außer dem Meer hier noch Salzwasser?”, fragte Justin.

„Ja, in der Schattenhöhle und das könnte das letzte Teil des Rätsels sein, denn die Schatten waren schon immer die größten Widersacher des Lichts und sie werden es wohl auch immer bleiben und sie haben in einer Höhle immer die Macht, da es kein Licht gibt. Ich denke, die Schattenhöhle ist gemeint”, nahm Shadow Stellung.

„Denk ich auch. Kennst du den Weg?”, wollte Moritz wissen.

„Ja, natürlich, sie ist sogar hier in der Gegend, im Elfenwald”, antwortete das Chitomädchen.

„Dann reiten wir doch mal da hin”, fand Falko.

Moritz nickte und so machten sie sich auf den Weg. Justin sah dabei höchst unzufrieden aus.

„Was ist denn?”, fragte Melody ihn deshalb.

„Na ja, mich stört etwas, aber ich weiß nicht was. Egal, wird schon richtig sein”, antwortete Justin, doch er glaubte selbst nicht an seine Worte.

„Man wird es sehen, aber das andere Rätsel. Hast du schon eine Ahnung?”, wollte sie weiter wissen.

In dem Moment blies eine Böe ihnen entgegen. Justin dachte eine Sekunde lang nach, dann wurden seine Augen immer größer und er begann voller Begeisterung zu nicken.

„Jetzt ja!”, rief er.

„Was ist denn?”, wollte Moritz wissen und schaute über die Schulter zurück.

„Der Wind, der Wind! Das ist die Lösung, der Wind, er ist hier, überall, aber wir nehmen ihn nicht wahr und deswegen kommt es uns manchmal so vor, als würde er nicht existieren! Der Wind scheint nichts zu wiegen, aber in Wirklichkeit ist er unheimlich schwer! Der Wind ist doch überall, aber für uns ist er nirgendwo. Wir alle brauchen den Wind, die Luft zum Atmen, aber wir haben Angst vor Stürmen, Tornados und so weiter! Es ist der Wind, es kann nichts anderes sein!”, rief Justin begeistert.

„Stimmt, das klingt vollkommen einleuchtend. Also müssen wir nur noch zu der Höhle”, meinte Shadow.

„Genau”, nickte Justin.



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