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Spiegel der Seele

von

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Kapitel 1

Kapitel 1
 

Die hellen Strahlen der Sonne bahnten sich langsam den Weg an der weißen Fassade des Schlosses empor. Die goldenen Verzierungen und das weiß-grüne Dach, sowie die Dachansätze, schimmerten im regen Kontrast zu den warmen Orange-, Rot- und Violetttönen, die den Himmel für sich erobert hatten -ein traumhaft schönes Szenario, dieses Farbenspiel, was sich einem jeden Tag um die gleiche Zeit bot.

Und wie jeden Morgen saß eine junge Frau mit maronenbraunen Haar, welches seicht über ihre Schultern fiel, an einem der Fenster und beobachtete dieses Farbspektakel. Ihr Blick huschte immer mal wieder über den Horizont, glitt über einige Vögel und Schäfchenwolken und suchte sich irgendeinen Punkt, den ihre kobaltblauen Augen dann fixierten.

In Gedanken jedoch, da war sie gar nicht dabei das kleinen Naturphänomen zu bewundern, wie sie es denn sonst so oft schon getan hatte, konnte sich auch daran nicht erfreuen. Nein, ihre Gedanken drehten sich um ganz andere Dinge -die letzte Nacht, den heutigen Tag und seine Konsequenzen.

Ein lautes, durchdringendes Klopfen ließ das Mädchen, leicht zusammen zuckend, aus ihren Gedanken hochschrecken. Ihr Blick glitt augenblicklich zur Tür, welche noch im selben Moment schwungvoll aufging. Dahinter kamen zwei Damen mittleren Alters, welche in schwarzem Kostüm mit weißer Schürze gekleidet waren, zum Vorschein. „Fräulein? Es wird Zeit“ meinte die eine der Beiden, woraufhin die Braunhaarige nur leicht nickte.

Es wird Zeit. Welch nette Floskel eine junge Dame dazu anzuhalten sich für ihre Hochzeit zurecht zu machen. Nichtsdestotrotz erhob sich das Mädchen schließlich aus dem Berg von Kissen, auf welchem sie bis dato vor dem großen Fenster gesessen und eben den Sonnenaufgang mehr oder weniger aufmerksam beobachtet hatte. Recht zügig schritt sie zu einer Tür, die sich seitlich neben der großen Zimmertür befand und schob diese auf, bevor sie dahinter in ihrem Badezimmer verschwand.

Sie legte ihre Kleidung ab und stellte sich unter die Dusche. Kaum war der Hahn aufgedreht, sprenkelte das Wasser auf ihre Haut. Die Tropfen perlten daran ab und glitten ihren Körper herab, bis sie auf den marmornen Untergrund tropften und im Abfluss verschwanden. Die junge Frau schloss ihre Augen und genoss das erfrischende Gefühl, welches ihr der Schauer gab, vor allem weil sie für den Moment sogar einmal den Kopf frei hatte, frei von allem. Es gab gerade nur sie, das kühle Nass und dessen Rauschen. Nicht mehr. Alles andere um sie herum und in ihr schien wie weggeblasen. Ein schönes Gefühl, wie sie gerade empfand, welches jedoch genau in dem Moment, in dem sie ihre Lider wieder aufschlug, zu Nichts wurde, so wie eine schillernde Seifenblase, wenn sie zerplatzte. Sofort durchfluteten Gedanken an das, was bereits war und an das, was noch kommen würde, Befürchtungen, Ängste, Erwartungen, Hoffnungen, ihren Kopf und es fühlte sich beinahe so an, als stünde sie neben einer Sirene und hörte permanent deren Getöse -laut, schrill, nervtötend. Dies natürlich unerträglich findend, sodass sie es wieder zu verdrängen versuchen, zumal es ihrer Meinung nach, ohnehin keinen Boden mehr hatte, da die Entscheidungen getroffen und die Würfel gefallen waren, stieg sie also aus der Kabine und griff nach einem Handtuch, mit welchen sie ihre Haut trocken rubbelte, sowie auch ihr Haar Handtuchtrocken. Dieses wurde dann erst einmal mit einer Spange hoch gesteckt. Schnell schlüpfte sie in die bereitliegende Unterwäsche und den seidenen Morgenmantel.

So bekleidet ging sie zurück in ihr Zimmer, wo sich ihr der alltägliche Anblick bot: Während die eine Frau das Bett machte und auch sonst für Ordnung und Sauberkeit sorgte, bereitete die andere alles dafür vor, dass das junge Fräulein frühstücken und sich danach einkleiden und fertig machen konnte. Nichts Neues, reine Routine -trotz des besonderen Tages, der denn heute eigentlich sein sollte. Und so setzte sich die Braunhaarige auch ganz routinemäßig an den Tisch, der an einem der großen Fenster stand, um sich für den Tag zu stärken. Wirklich Appetit, gar Hunger, hatte sie jedoch nicht. So war dann der Tee auch recht rasch ausgetrunken, während das Essen ungerührt blieb. Einen kleinen Happen zwang sie sich aber doch noch hinein, würde sie zumindest ein wenig Stärkung gut gebrauchen können, bevor sich die junge Frau erhob und zu ihrem Kosmetiktisch bequemte.

Sie ließ sich auf den den komfortablen Stuhl davor sinken und löste kurz darauf die Spange aus ihrem Haar, um dieses mit dem Föhn zu trocknen. Gebürstet sah jenes dann aus als wäre es aus purer Seide -so glanzvoll und geschmeidig. Lange blieb es aber nicht, wie es jetzt war, denn schon war eines der Dienstmädchen herbei geeilt und machte sich daran, aus der Seide eine schöne Hochsteckfrisur zu zaubern. Die gesamte Haarpracht wurde ganz traditionell mit mehreren kleinen, unscheinbaren und zwei großen, kobaltblauen Haarnadeln, verziert mit einem goldenem Blumenmuster, zu einer aufwendigen Frisur hoch gesteckt. Nicht auch nur die kleinste Strähne wagte es heraus zu hängen. Dazu passender mattgoldener Lidschatten auf das bewegliche Augenlid, ein Lidstrich, etwas Maskara und ein Hauch von Rouge und das Styling war nahezu perfekt.

Die junge Frau betrachtete sich im Spiegel und stellte schnell fest, dass ihr das, was sie da sah, nicht gefiel, gar nicht. Aussehen wie eine Puppe tat sie. Wie etwas, was stetig den selben Ausdruck auf dem Gesicht hatte, etwas, was keine Emotionen zeigen konnte. Ein Objekt. Etwas, was man besitzen konnte, so wie eben eine Puppe -Marionette. Ja, das war noch eine passendere Bezeichnung. Eine Marionette, ein Objekt, das dem untergeben und hörig war, welcher sie bediente und ein Objekt, welches all seine Handlungen nur spielte. Nichts war echt, rein gar nichts.

„Fräulein?“ schneidend scharf unterbrach die Stimme die Gedanken der Braunhaarigen, doch es dauerte noch etwas, bevor die Angesprochene zurück in die Realität fand und wusste, was ihr Gegenüber von ihr wollte. Als es dann jedoch dämmerte, erhob sich das Mädchen und trat zur Garderobe. Das Dienstmädchen huschte ihr sofort nach und war ihr dann auch beim Einkleiden behilflich. Ein Traum aus farbenfroher, strahlender Seide, verziert mit einem eleganten Blumenmuster, in den die junge Frau da eingehüllt wurde. Das Ganze abrunden würde das wertvolle Geschmeide, sowie der Haarschmuck, bestehend aus einer kleinen Lotosblüte mit Schmuckgehänge.

In voller Monteur nun stand die junge Frau vor einem mannshohen Spiegel und musterte sich. Ja, sie gab wirklich ein schönes Bild ab: Ihr Haar fein säuberlich hoch gesteckt, ihr Gesicht dezent, aber dennoch ausdrucksstark geschminkt, ihr Körper gehüllt in eines der schönsten Gewänder, die sie je gesehen hatte und wohl je sehen würde. Und wieder schoss ihr das Wort Puppe durch den Kopf. Nun so fertig, glich sie noch viel mehr dieser Nachahmung des Menschen. Makellos schön, zerbrechlich wirkend... unecht seiend. Und nicht nur, dass sie so aussah, nein sie fühlte sie nun noch mehr denn je wie eine Puppe.

Ein unwillkürlicher, kurzer Blick auf die Uhr, verriet ihr nicht nur, dass es an der Zeit war, sondern riss sie damit auch gleich aus den grausigen Gedanken, da diese aufgrund der Erkenntnis auf andere Wege geleitet wurde. Das Herrichten hatte also mehr Zeit in Anspruch genommen, als die junge Frau erwartet hatte, doch war das vielleicht auch ganz gut so, da sie so keine Zeit weiter haben würde in Nostalgie zu schwelgen, gar noch darin zu versinken, sich wieder in Erinnerung rufen, was sie die ganze Zeit gewaltsam zu verdrängen versuchte. Erinnerungen an die vergangene Nacht, die so, wie sie abgelaufen war, nie hätte ablaufen dürfen. Erinnerungen an eine Nacht, welche der harten äußeren Schale der Braunhaarigen einen Knacks versetzte, diese fast gar zum Zerbrechen gebracht hätte, sowie die dicke Mauer ihrer Fassade erschütterte, beinahe gar zum Fall gebracht hätte.
 

To be continue...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Buchruecken
2009-11-19T17:44:31+00:00 19.11.2009 18:44
Huhu =)

Genau wie Madam, bin ich durch den Zirkel auf deine FF aufmerksam geworden. Anfänglich war ich etwas stutzig, weil ich immer einen kleinen Kritikpunkt an >>Eigenen Serien<< finde. Ob es nun daran liegt, dass der Schreiber sehr auf das Detail eingehen muss,damit sich der Leser eigene Bilder im Kopf ausmalen kann oder damit man die Handlung und Hintergründe des Schreibers besser nachvollziehen kann.

Deine Geschichte hast du im ersten Kapitel gut beschrieben. Allerdings finde ich Bandwurmsätze schrecklich!
Der Leser muss sich diese oft mehrmals durchlesen und gerät so schnell aus dem Leserfluss. Ein freier und gut leserlicher Schreibstil reißt den Leser schneller mit und zieht ihn in die Story. Leider hast auch du einige, recht lange Sätze, in den Text eingebracht.

>> Sofort durchfluteten Gedanken an das, was bereits war und an das, was noch kommen würde, Befürchtungen, Ängste, Erwartungen, Hoffnungen, ihren Kopf und es fühlte sich beinahe so an, als stünde sie neben einer Sirene und hörte permanent deren Getöse -laut, schrill, nervtötend.

Ansonsten finde ich deine Idee gut. Du hast die Umgebung schön beschrieben und einige Wörter benutzt, die das Lesen interessanter gestaltet haben. :)
Würde mich über eine ENS freuen,wenn das zweite Kapitel hochgeladen ist :)

lG Mimi
Von: abgemeldet
2009-08-10T19:01:45+00:00 10.08.2009 21:01
Hallöchen

Durch den Zirkel habe in deine Geschichte mal einen Blick geworfen,
da du ja nicht gerade angespornt bist! Und da du und gewisse
andere Leute wissen wollt, ob es sich lohnt weiter zu schreiben,
hab ich beschlossen eurem Bewusstsein auf die Sprünge zu helfen.
Ich muss schon sagen, dass ich von deinem Schreibstil schon
beeindruckt bin. Du hast das Talent zum schreiben, das meine ich
auch ehrlich so. Denn du schreibst wunderbare fließende Worte,
die man zu gerne weiter lesen möchte. Es sind keine abheackten dabei!

Du hast mich schon neugierig gemacht, wie es mit deiner Geschichte
weiter geht. Was im nächsten Kapitel passieren wird, interessiert
mich schon sehr! Und deshalb solltest du auch weiter schreiben.
Bei Leuten die nichts von deinen flüssigen Sätzen einen Stück
abhaben können, können es lassen, doch ich kann dir sagen,
das sich das schreiben, bei dir auf jeden Fall lohnt!

Um mehr Leser zu bekommen, würde ich dir Raten schöne Bilder
deines Fräuleins rein stellen und von den Charakteren, die du
noch hinein bringen möchtest! Leser brauchen Bilder, Bilder
locken vieles an. Denn wenn du ein Bild betrachtest und es mit
Farben getaucht ist, guckst du auch gerne hiN! Das ist das
einzige was ich dir Raten kann! [:
Ansonsten hab ich nichts zu bemengeln oder keine weiteren Vorschläge
von mir zu geben. Schreib einfach schön weiter und im Laufe
der Zeit entwcikelt sich die Interesse von selber. Da im Vergleich
zu anderen Geschichten, wie ich schon MAl gesagt hatte,
deine durch den Still anlockt.

Mit freundlichen Grüßen Madam
Von: abgemeldet
2009-07-05T12:31:51+00:00 05.07.2009 14:31
Hmmm wie immer schöner Schreibtsill .. ich bin gespannt was sie letzte Nacht getan hatte und warum der heutige Tag ein besondere Tag war und auch wieder nicht....

aber mir viel etwas auf bei den Wort Mähne.. also für mich ist eine Mähne etwas strupiges und volumiöses aber du sagst ja selbst das es wie Seide ist .. das wiederspricht sich in meinen augen ein wenig ^^


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