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When nothing is like it should be

Wenn nichts ist, wie es sein sollte
von

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Brüder

Auch hier endlich ein neues Kapitel ^^
 

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Erleichtert betrat Yo das Haus. Doch dann zögerte er. Was sollte er den Anderen sagen? Wie sollte er erklären, warum er nun mit Hao zurückkam?

“Yo? Bist du das? Warum kommst du nicht- ... YO!” Der Angesprochene sah zu der Blonden, die gerade eben aus der Küche getreten war, und scharrte verlegen mit einem Fuß auf dem Boden.

“Ich kann das erklären, Anna”, murmelte Yo und wich Annas Blick aus. Er hörte ihre Schritte, als sie zu ihm kam, sah jedoch trotzdem nicht auf. Sicherlich würde es gleich Ärger geben, doch das war ihm egal, solange er nur Hao retten konnte. Und sollte ihm das misslingen ... nun, dann würde er sich im Falle eines Angriffs auch nicht mehr darum bemühen, zu überleben. Denn mit der Schuld am Tod seines Bruders wollte Yo auch nicht mehr leben.

“Das hoffe ich für dich, Yo. Und du wirst eine gute Erklärung brauchen.” Anna ließ ein Seufzen hören. “Du bist einfach zu freundlich und gutmütig. Aber genau das mag ich an dir”, fügte sie noch leise hinzu, weshalb Yo sie erstaunt ansah.

“Anna, ich-”, begann der Braunhaarige, brach jedoch ab, als Hao ein leises, schmerzerfülltes Stöhnen von sich gab und ihm erneut Blut aus dem Mund lief.

Nachdem er Anna noch einen kurzen Blick zugeworfen hatte, drängte sich Yo mit seinem Bruder auf den Armen an ihr vorbei in sein Zimmer, wo er Hao auf das Bett legte. Dann drehte er sich um und sah Anna in der Tür stehen; sie war ihm gefolgt.

“Wo ist Faust?”, fragte er drängend, während er Anna bittend ansah. Das Mädchen erwiderte seinen Blick ein paar Sekunden lang, ehe sie seufzend nachgab.

“In der Küche.”

“Danke, Anna.”

Schon hatte sich Yo erneut an ihr vorbeigedrängt, bevor er in die Küche stürmte. Und wirklich, dort saßen seine Freunde und feierten immer noch. Für einen kurzen Moment zögerte Yo, weshalb er in der Küchentür stehen blieb. Wie seine Freunde wohl reagieren würden, wenn er ihnen erzählte, dass Hao noch lebte? Sein Blick fiel auf Lyserg und er schüttelte leicht den Kopf. Der Grünhaarige würde es wohl am wenigsten einfach so hinnehmen und er konnte das Risiko, dass Lyserg jetzt versuchen würde, Hao zu töten, nicht eingehen.

“Faust?” Auf Yos Frage hin sah der Ältere auf.

“Was gibt es, Yo?”

Für einen Moment zögerte der Junge. War das wirklich eine gute Idee? Da durchzuckte das Bild des blutenden und womöglich sterbenden Haos seine Gedanken und Yo gab sich einen Ruck.

“Komm bitte mit, ich brauche deine Hilfe”, bat er ohne weitere Erklärung und drehte sich ruckartig um, ohne abzuwarten, ob Faust ihm folgte. Wenige Sekunden später war er wieder bei seinem Zimmer angekommen und sah zu seinem Erstaunen, dass Anna noch dort stand. Dann fiel ihm auf, dass die Tür geschlossen war und der Schreck durchfuhr Yo. Mit einem Schritt war er bei der Tür, riss sie auf und erwartete schon fast, einen toten Hao vorzufinden, doch er lag immer noch genauso da, wie Yo ihn hingelegt hatte, und der Jüngere sah erleichtert, dass sich auch der Brustkorb seines Bruders noch leicht hob und senkte. Er lebte also noch.

“Ich habe ihm nichts getan, Yo, ich habe hier nur gewartet.” Annas Stimme ließ den Asakura zusammenzucken, bevor er sich umdrehte.

“Tut mir leid, Anna.” Yo ließ ein Seufzen hören, doch die Itako schüttelte den Kopf.

“Yo? Was ist los? Wobei brauchst du meine Hilfe?” Erneut zuckte Yo zusammen und wandte den Blick zu Faust, der gerade eben den Gang betreten hatte. Unfähig, etwas zu sagen, trat Yo zur Seite, sodass Faust den bewusstlosen Hao sehen konnte. Er sah, wie Fausts Augen sich vor Schreck weiteten und sein Blick von Hao zu Yo wanderte. Erneut fragte sich der jüngere, ob es ein Fehler gewesen war, den Arzt um Hilfe zu bitten, doch er kannte sonst niemanden, der in der Nähe war, um Hao noch retten zu können. Geschweige denn jemanden, der ihm überhaupt helfen wollen würde.

“Bitte hilf ihm, Faust. Er darf nicht sterben.” Beinahe schon flehend sah Yo Faust an, doch dieser zögerte.

“Ich weiß nicht, Yo. Er ist unser Feind.”

“Er ist mein Bruder. Das ist alles, was momentan wichtig ist. Er wird niemandem etwas tun.” Yo schloss für einen Moment die Augen. Es war wohl wirklich ein Fehler gewesen, Hao hier herzubringen.

“Yo-”, setzte Faust an, doch der Junge schüttelte den Kopf, bevor er einen Schritt auf Faust zu machte.

“Du musst ihn retten, Faust. Er. Ist. Mein. Bruder. Egal, ob er versucht hat, uns zu töten, er ist und bleibt mein Bruder, also hilf ihm, bitte”, bat Yo erneut, während er zu Faust hochsah. Dieser wiederum blickte Hilfe suchend zu Anna. Obwohl er den Blick nicht von Faust abwandte, war Yo sich ziemlich sicher, dass seine Verlobte genickt oder ein Zeichen der Zustimmung gezeigt hatte, denn Faust ließ ein Seufzen hören.

“Nun gut, Yo, ich werde ihm helfen. Aber nur, weil ich weiß, dass du mir nicht verzeihen würdest, wenn ich ihn sterben ließe. Ich tue es keinesfalls für Hao, damit das klar ist.” Faust verschränkte die Arme und Yo nickte erleichtert.

“Danke, Faust.”

Als der Ältere in das Zimmer gehen wollte, folgte Yo ihm, lief jedoch in Faust, als dieser stehen blieb und sich zu ihm umdrehte.

“Was tust du, Yo?”

“Ich will mit rein.”

“Nein, du wartest hier. Ich verspreche dir, ich werde ihm helfen. Anna? Kommst du?” Fausts Blick wanderte zu der Itako und diese folgte ihm mit einem Nicken. Dann schloss sie die Türe und ließ Yo draußen allein zurück. Für einen Moment überlegte er, ob er den beiden trotzdem folgen sollte, aus Angst, dass sie Hao töten könnten, doch dann beschloss er, ihnen ganz einfach zu vertrauen – schließlich waren sie ja seine Freunde – und setzte sich auf den Boden neben der Tür.

Mit einem erneuten Seufzen schlang er die Arme um die Knie und legte dann seinen Kopf darauf. Dann wartete er.
 

Er wurde von jemandem getragen. Wer war das? Dann fing er die Gedanken des Anderen auf, sie waren voller Sorge. Yo. Wer sollte sich auch sonst Sorgen um ihn machen? Dieser jämmerliche Narr. Je wacher sein Geist wurde, desto mehr nahm er wahr. Yos Stimme und eine andere. Doch er konnte die Gedanken dieser anderen Person nicht hören. Anna also. Dann die Gedanken ihrer Freunde, die wohl in der Küche saßen und feierten. Wie jämmerlich.

Hao versuchte, etwas zu sagen, doch alles, was über seine Lippen kam, war ein schmerzerfülltes Stöhnen. Des Weiteren lief ihm erneut Blut aus dem Mund. Verdammt. Hatte sein Bruder es wirklich geschafft, ihn so schwer zu verletzen?

Anscheinend hatte Yo sein Stöhnen gehört, das erkannte er an den Gedanken des Jüngeren und auch daran, dass er sich beinahe sofort in Bewegung setzte. Mit großer Mühe versuchte Hao, die Augen zu öffnen oder etwas zu Yo zu sagen, doch beides erfolglos. Seine Augenlider fühlten sich schwer wie Blei an und kein Ton kam über seine Lippen. Auch fühlte er, wie die Bewusstlosigkeit erneut nach ihm griff, doch er kämpfte dagegen an. Er durfte nicht wieder das Bewusstsein verlieren. Nicht hier. Er musste wach bleiben, gerade hier, in Yos Haus, wo auch dessen Freunde anwesend waren. Ja, er musste bei Bewusstsein bleiben und aufpassen. Er durfte niemandem trauen, auch Yo nicht, egal, wie verlockend es vielleicht wirken mochte.

Dann spürte er, wie er abgelegt wurde. Anscheinend auf Yos Bett. Erneut musste er dagegen ankämpfen, sich nicht in die Bewusstlosigkeit fallen zu lassen. Hao hörte, wie Yo nach Faust fragte und zur Küche ging. Kaum war Yo weg, ging die Tür auch schon wieder auf, doch Hao konnte keine Gedanken wahrnehmen. War es Anna? Erneut versuchte er, die Augen zu öffnen und diesmal gelang es ihm.

“Dachte ich mir doch, dass du munter bist. Ich hoffe für dich, dass das nicht alles nur ein Trick von dir ist. Denn dann wäre es das Beste für dich, wieder zu verschwinden. Wir werden dich sofort töten, wenn du irgendetwas versuchst.” Ja, das war eindeutig Anna.

Hao öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch er sah, dass sie schon den Raum verließ und hörte wenige Sekunden später auch, wie sie die Tür hinter sich schloss. Erschöpft machte er die Augen wieder zu. Dieser letzte Kampf hatte ihm anscheinend mehr abverlangt, als er zugeben wollte.

Im nächsten Moment wurde die Tür ein erneutes Mal aufgerissen und Yo stand in der Tür. Einen Moment lang spürte Hao den Blick seines Bruders auf sich, dann wurde die Tür wieder geschlossen. Seinen Gedanken nach zufolge hatte Yo Angst gehabt, dass Anna ihm etwas getan haben könnte. Als ob diese Itako das könnte.

Als draußen Stimmen laut wurden, versuchte Hao, sie auszublenden. Er musste das nicht hören, er wusste, was Yo von Faust wollte, er hatte es die ganze Zeit in den Gedanken seines Bruders lesen können. Dennoch konnte er jedes Wort auch ausgesprochen verstehen, wie er etwas genervt feststellte.

Als die Tür erneut geöffnet wurde und Faust mit Anna den Raum betrat, rührte er sich nicht. Auch nicht, als er hörte, wie der Ältere zwei Sessel zum Bett schob und sich auf den einen setzte, während Anna auf dem anderen Platz nahm. Er würde nicht mit ihm reden, egal, was Faust versuchen würde.

“Bist du wach?”, wollte er dann auch schon wissen, doch Hao blieb stumm.

“Gerade eben war er es noch”, meinte Anna und Hao konnte das Schulterzucken beinahe schon aus ihrer Stimme heraushören. Faust seufzte.

Der Braunhaarige schwieg weiterhin.

“Also dann nehme ich eben einfach mal an, dass du jetzt auch noch wach bist. Zuerst einmal-” Faust wurde von einem erneuten Husten Haos unterbrochen und zum wiederholten Male spürte Hao, dass Blut in seinen Husten gemischt war. Er versuchte, den Husten zu stoppen, doch das machte ihn nur noch schlimmer. Verdammt, warum musste er ausgerechnet jetzt so eine Schwäche zeigen? Erschöpft öffnete er die Augen, als der Anfall vorbei war und sah Faust und Anna an. Doch immer noch kam kein Wort über seine Lippen.

“Das wirkt nicht sehr gut.” Faust hob das Tuch hoch, das auf Haos Bauchwunde lag und der Junge konnte aus den Gedanken des Anderen heraushören, wie ernst es wirklich um ihn stand, auch wenn dieser kein Wort sagte.

“Anna, könntest du bitte Wasser holen? Und ein Tuch, sowie ein Glas auch”, bat Faust und Anna verließ den Raum.

Während Anna die Dinge holte, wühlte Faust in seiner Tasche und Hao beobachtete ihn dabei. Dann fand Faust die kleine Flasche, die er gesucht hatte, endlich und zog sie aus der Tasche. Als Anna mit den gewünschten Dingen zurückkam, gab er ein paar Tropfen in das Glas und schüttete dann noch etwas Wasser hinzu. Diese Mischung hielt er Hao entgegen.

“Trink das.” Misstrauisch sah Hao ihn an. Wieso glaubte Faust, er würde das hier trinken, nur weil er es ihm befahl? Niemand hatte ihm etwas zu befehlen. Und schon gar nicht dieser schwächliche Schamane.

“Das ist bloß ein Schlafmittel. Dein Körper braucht Erholung und damit bekommst du sie. Außerdem wirst du so tief schlafen, dass du die Behandlung nicht mitbekommst. Ich muss die Wunde säubern und nähen, damit sie sich nicht entzündet. Und ich habe nicht das Gefühl, dass du das einfach so erlauben würdest. Deshalb nimm bitte das Schlafmittel. Du kannst dich doch sowieso kaum bei Bewusstsein halten, das sehe ich. Ich habe Yo versprochen, dir zu helfen, und dieses Versprechen werde ich halten. Ich werde dir nichts tun.” Während Faust sprach, ließ Hao ihn keinen Moment aus den Augen. In seinen Gedanken konnte er hören, dass Faust die Wahrheit sprach, aber er würde ihm dennoch nicht den Gefallen tun und dieses Mittel trinken. Erst recht nicht, wenn Faust mit ihm sprach, wie man vielleicht mit einem Kind reden würde, das nichts verstand. Natürlich wusste er, dass die Wunde versorgt werden musste und er wusste wohl auch am besten, wie mühsam es war, bei Bewusstsein zu bleiben. Hao verschränkte die Arme, bereute es aber sofort, als eine Schmerzenswelle ihn durchzuckte. Er keuchte und krümmte sich zusammen, jedoch nur für einen kurzen Moment, dann lag er wieder so reglos da, wie zuvor, obwohl die Schmerzen keineswegs verschwunden waren. Doch er würde sich nicht erneut diese Blöße geben. Die beiden hier waren seine Feinde und Feinden gegenüber würde er keine Schwäche zeigen.

“Hör mal zu. Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder, ich fessle und kneble dich, damit Faust dich ohne Störungen behandeln kann - und glaub mir, das wäre nicht sehr schön für dich - oder du nimmst jetzt freiwillig das Schlafmittel. Und jetzt denk ja nicht, dass ich es nicht schaffen würde, dich zu fesseln und zu knebeln, dazu bin ich sehr wohl in der Lage. Also entscheide dich, Hao.” Die Itako sah ihn mit einem kalten Blick an und auch wenn er ihre Gedanken nicht lesen konnte, so spürte Hao deutlich, dass sie keine Scherze machte. Mit größter Mühe, aber trotzdem ohne eine Regung zu zeigen, setzte sich Hao auf und warf Faust einen kalten Blick zu, als dieser ihm helfen wollte. Dann nahm er Faust das Glas aus der Hand und trank, während ihn eine weitere Schmerzenswelle, wegen des Aufstehens, durchzuckte. Kaum hatte er das Glas vollkommen geleert, sank er wieder erschöpft in das Bett zurück. Wenige Momente darauf spürte er, wie die Müdigkeit, zusammen mit der Bewusstlosigkeit, nach ihm griff, und obwohl er es versuchte, konnte er nicht dagegen ankämpfen und ließ sich in eine Mischung aus Schlaf und Bewusstlosigkeit fallen.

“Danke, Anna.” Fausts Stimme war das Letzte, was er hörte, bevor es endgültig schwarz um ihn wurde, und so wie auch schon Yo zuvor, fragte sich Hao, ob das eine gute Idee gewesen war. Doch nun konnte er es nicht mehr ändern.
 

Als die Türe nach einiger Zeit, die Yo wie mehrere Stunden vorgekommen, aber wohl höchstens eine halbe Stunde bis Stunde gewesen war, wieder aufging, saß Yo immer noch in der gleichen Haltung wie zuvor auf dem Fußboden. Kurz nachdem sie das Zimmer betreten hatte, war Anna wieder heraus gekommen, um einige Dinge zu holen. Auf Yos Frage hatte sie nicht geantwortet, so war ihm nichts anderes übrig geblieben, als zu warten.

Schnell stand Yo auf und sah Faust an.

“Wie geht es ihm?”

“Ich habe die Wunde versorgt. Er sollte also wieder gesund werden. Aber ob das gut ist, bleibt die nächste Frage”, fügte er dann noch murmelnd hinzu, doch das bekam Yo nicht mehr mit, er war schon an Faust vorbei ins Zimmer gestürmt und war Fausts Versuch, ihn aufzuhalten, geschickt ausgewichen.

“Lass ihn, Faust. Komm dann in die Küche, Yo, ich habe den Anderen erklärt, was passiert ist, und sie warten auf eine Erklärung von dir.” Anna schloss die Tür und Yo blieb mit seinem Bruder allein zurück.
 

Langsam ging Yo zu dem Bett, auf dem Hao lag, und setzte sich dann auf den Stuhl daneben. Ein weißer Verband leuchtete ihm von Haos Oberkörper, wo die Wunde gewesen war, entgegen. Schweigend musterte er seinen Bruder. Haos Züge wirkten seltsam entspannt, so wie Yo sie zuvor noch nicht gesehen hatte, soweit er sich erinnern konnte, und sein Atem ging ruhiger als zuvor.

“Hao?” Yos Stimme war ein Flüstern und als der Andere nicht reagierte, räusperte er sich und versuchte es erneut, dieses Mal etwas lauter. Doch wieder bekam er keine Reaktion zu sehen. Da Hao tief und fest zu schlafen schien, beschloss Yo, zu warten, bis sein Bruder aufwachte.
 

Doch das Warten sollte nicht allzu lange dauern. Schon nach kurzer Zeit zuckte Hao zusammen und seine Lider begannen zu flattern, während er sich unruhig zu bewegen begann. Dann, nach ein paar weiteren Sekunden, öffnete Hao die Augen ganz und sah sich etwas verwirrt um.

“Wo ... bin ich?”, wollte er wissen und sein Blick wanderte zu Yo. Für einen Moment spiegelte sich Erkenntnis in Haos Augen und er wollte sich aufsetzten, zuckte jedoch zusammen, als der Schmerz ihn überraschte. Mit verzerrter Miene griff er sich an den Verband und als er den Stoff fühlte, wanderte sein Blick langsam zu Yo, während er wieder in das Bett zurücksank.

“Jetzt fällt es mir wieder ein. Du hast mich im Wald gefunden und hergebracht. Und dieser Faust hat mir geholfen.” Haos Blick war an die Zimmerdecke gerichtet und Yo hatte das Gefühl, dass Hao seinem Blick auswich, was wahrscheinlich auch durchaus stimmte.

“Wie fühlst du dich?”

“Gut, es ist alles in Ordnung. Warum hast du mir geholfen?” Yo sah, wie sich Haos Hände in das Leinentuch, das auf der Matratze lag, krallten, und glaubte, ein leichtes Zittern in Haos Stimme zu hören. Doch er schob es darauf, dass Haos Wunde wohl noch schmerzte. Denn, dass Haos Worte zu seinem momentanen Zustand eine Lüge gewesen waren, dessen war sich Yo sicher, er spürte es irgendwie.

“Du bist mein Bruder. Egal, was die anderen oder unsere Eltern sagen, ich will dich nicht töten. Es ist mir nicht egal, was du getan hast, im Gegenteil: Alles in mir schreit danach, dich für das, was du getan hast, zur Rechenschaft zu ziehen. Aber ich werde es nicht tun, ich kann es einfach nicht. Du bist mein Bruder und wirst es auch bleiben, egal, was gewesen ist oder kommen wird.” Der Blick des Jüngeren wanderte bei seinen Worten von seinem Bruder zu Boden, aus irgendeinem Grund konnte er Hao nicht mehr länger ansehen. Doch Hao gab keine Antwort. Nachdem er ein paar Minuten gewartet hatte, stand Yo mit einem Seufzen auf und ging zur Türe.

Dort drehte er sich noch einmal um.

“Keine Sorge, außer meinen Freunden weiß niemand, dass du hier bist, und ich werde es auch niemandem erzählen. Du bist hier sicher, also ruh dich etwas aus, Hao.” Mit diesen Worten verließ Yo den Raum und ging in die Küche.
 

Dort wurde er bereits erwartet. Als er den Raum betrat, richteten sich sofort alle Blicke auf ihn. Und der Ärger ließ auch nicht lange auf sich warten.

“Was sollte das, Yo? Bist du übergeschnappt? Wie kannst du nur Hao hierher bringen?” Wie immer war es Ren, der zuerst etwas sagte. Er hatte an der Wand neben der Tür gelehnt und packte Yo nun am Kragen, um ihn gegen die Wand zu drücken, während er ihn wütend ansah. Doch der Asakura blieb ruhig.

“Wo hätte ich ihn denn sonst hinbringen sollen? Das hier ist der einzige Ort, an dem er sicher ist.” Ja, mit so etwas hatte Yo schon gerechnet, daher blieb er ruhig und sah Ren ernst an.

“Warum hast du ihn nicht sterben lassen? Dann hätten wir ein Problem weniger.”

“Das konnte ich nicht. Er ist und bleibt mein Bruder und deshalb kann ich ihn nicht töten.” Yo schüttelte den Kopf und Ren ließ wütend wieder von ihm ab, um sich auf einen Stuhl am Tisch zu setzen.

“Bruder hin oder her. Er ist böse, Yo, und das kannst du nicht ändern, auch wenn du glaubst, dass du das kannst. Tu uns allen einen Gefallen, geh wieder in das Zimmer und töte ihn, Yo”, verlangte nun Horohoro aufgebracht, doch Yo schüttelte den Kopf.

“Das kann ich nicht. Ren, könntest du Run töten? Oder du, Horohoro, wärst du imstande, Pilica zu ermorden? Faust, was ist mit dir? Könntest du Eliza umbringen? Jeder hat jemanden, den er nicht töten kann. Und für mich gehört Hao zu diesen Personen dazu. Er gehört zu meiner Familie, warum könnt ihr das nicht verstehen?” Immer noch blieb Yo ruhig, jedoch nur äußerlich. Innerlich war er ebenfalls wütend. Wütend auf seine Freunde, die ihn anscheinend einfach nicht verstehen wollten.

“Das ist etwas anderes”, erwiderte Ren kalt.

“Nein, ist es nicht. Und momentan ist er verletzt, er kann niemandem hier etwas tun.”

“Und was ist, wenn er sich erholt hat? Hast du daran schon einmal gedacht? Er wird versuchen, uns umzubringen”, mischte sich nun auch Lyserg ein und löste so eine weitere Diskussion aus.
 

Während Yo und seine Freunde stritten, wurden ihre Stimmen immer lauter, bis Hao sie auch in dem Zimmer, in dem er lag, verstehen konnte. Nicht, dass das nötig gewesen wäre. Die Wut von Yos Freunden spürte er schon seit er aufgewacht war. Er hätte Yo warnen können, was in der Küche auf ihn wartete, doch es war ihm egal, wenn Yo Ärger bekam, deshalb hatte er nichts gesagt. Doch hatte Yo wirklich von ihm erwartet, dass er hier einfach so liegen bleiben würde? Vorsichtig setzte Hao sich auf und als der Schmerz ausblieb, erhob er sich ganz von dem kleinen Bett. Nein, er würde nicht hier bleiben, dazu gab es keinen Grund für ihn. Ohne ein Geräusch zu verursachen, ging er zum Fenster, öffnete es und kletterte hinaus. Nun begann der schwierigere Teil, denn er musste den Leuten ausweichen, die bereits in Dobby Village unterwegs waren, doch irgendwie schaffte er es und erreichte unbeschadet den Waldrand. Erleichtert betrat er die Dunkelheit des Waldes, in dem Entschluss, sich hier zu verstecken, bis die Wunde völlig verheilt war. Dann würde er weiter sein Ziel verfolgen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Alaiya
2012-11-22T15:22:06+00:00 22.11.2012 16:22
So, dann äußere ich mich auch mal zu diesem Kapitel. :)

Zuerst einmal ist mir nach langem hin und her überlegen eins aufgefallen: Ich bin mir relativ sicher, dass die korrekte Variante des Titels heißen müsste When nothing is as it should be - nicht like ;) Weil es kein direkter Vergleich ist.

Inhaltlich fand ich es nicht schlecht. Luthien hat schon recht, dass es etwas Stue-ig ist, dass er so hilfsbereit und das auf eine so bedingungslose Art und Weise ist... Aber er ist ein Shonen-Held, und da passt das auch wieder, würde ich sagen.

Was mir in diesem Kapitel teilweise aufgefallen ist, ist, dass einige Absätze schlicht und ergreifend orthographisch zu lang waren. Also du hast keine Zeilenumbrüche gemacht, wo solche hingehört hätten. Das hat zwei, drei Stellen etwas schwer zu lesen gemacht, wie ich fand. Bin da auch öfter etwas verwirrt worden, wer jetzt was macht. Auch wegen der Anhäufig so vieler "er".

So. Nun muss ich nun aber auch noch etwas klugscheißen. Und zwar, was die Verletzung angeht. Ich meine, ja, natürlich, Shonen-Figuren halten viel, sehr viel aus, aber von allem, was hier beschrieben wird, hat Hao innere Verletzungen. Da kann er nichts trinken, sondern braucht eine Spritze und Faust wird die Wunde nicht einfach Säubern, sondern muss mehrere Schichten nähen... Und Hao wird dann wohl oder übel zumindest für einige Stunden im Koma liegen bleiben. ^^" Also jedenfalls logisch-realistisch betrachtet.

Ansonsten gefällt es mir aber :D

Liebe Grüße,
Alaiya
✖✐✖
Von:  Weissquell
2011-10-21T19:44:55+00:00 21.10.2011 21:44
Sooo, ich hab mich doch noch mal an das zweite Kapitel gemacht.

Ich finde es interessant eine Geschichte zu lesen von einer Serie die ich eigentlich nicht kenne. Zumindest diese. Bei anderen Geschichten, wäre die Originalstory vermutlich für Leien nicht wiederzuerkennen gewesen, doch hier hab ich nicht das Gefühl. Ich kann zwar nicht überprüfen, ob die Figuren OOC sind oder nicht, doch ich habe nicht das Gefühl, dass es so wäre. Das bedeutet, dass die Figuren Tiefe besitzen und ihr Handeln plausiebel und nachvollziehbar genug ist um als echt durchzugehen.
Mir gefällt dein Stil. Es liest sich flüssig und du gehst gut auf die Umstände der Situation ein. Ich weiß zwar nicht was zwischen Hao und den anderen war, aber anhand deiner Bescghreibung kommt er autentisch rüber. Du gehst auch sehr gut auf die Details, speziell auch auf die körperliche Verfassung der Personen ein und beschreibst auch subtiele Körperreaktionen, wie die Wirkung von Schmerz und Stolz auf die Entscheidungsfindung (komischer Satz... naja).
Man hat den Eindruck, dass du die Story im Griff hast. Ich denk, ich les mal gleich weiter, was als nächstes passiert. :-)

Soweit von mir ✖✐✖

L.G. Weissquell
Von:  Luthien-Tasartir
2011-04-21T21:09:30+00:00 21.04.2011 23:09
So, hier nun dein versprochener und längst überfälliger Kommentar :'D Tut mir Leid, aber irgendwie hatte ich es verdrängt^^°
Über Grammatik, Rechtschreibung oder Zeichensetzung muss ich eigentlich nichts sagen. Da haben dein Beta und du gute Arbeit geleistet. In Sachen Stil gibt es auch wenig zu kritisieren, bis vielleicht auf die Tatsache, dass du sehr oft Wortwiederholungen in deinen Sätzen hast. Es ist nichts weltbewegendes und stört auch nicht übermäßig im Lesefluss, aber ich wollte es trotzdem einmal erwähnt haben. Außerdem kann ich es nicht lassen, zu einigen Passagen meinen Senf dazuzugeben.
Hier also meine bekannte Zitat-Kommentier-Reihe xD

„ Wie sollte er erklären, warum er nun mit Hao zurück zurückkam?“

… „zurück zurückkam”? :’D

„Er sah, wie Fausts Augen sich vor Schreck weiteten und sein Blick von seinem Bruder zu ihm selbst wanderte.“

Hm... irgendwie hört sich das für mich an, als wäre Hao Fausts Bruder und Faust würde von Hao zu sich schauen. Ich weiß zwar was du meinst, aber das was mein erster Eindruck...

„und setzte sich auf den Boden neben der Türe.“
Bei „Türe“ muss ich immer an Coldmirror denken :'D
„Und dann gibt’s da noch eine Falltüre, die bewacht der Zerberus Fluffy (kein Komma) ein 3 Köpfiges (Kein Komma) 10 Meter langes Hundemonster, das HAGRID einmal von einem Irischen Iren gekauft hat. Doch was ist unter der Türe? - Und fast noch viel mysteriöser und wichtiger ist die Frage: Gibt es auch nicht irische Iren? :D“ [/Zitat und Abschweifung Ende] XD

„Er wurde von jemandem getragen. Wer war das?“
Hier war ich kurz verwirrt. Für mich hat sich eher die Frage gestellt, wer dort redet und nicht, wer ihn trägt... Nach der Nennung des Trägers wusste ich es zwar, aber anfangs... der Sprung war zu groß für mich @.@

„Egal, was die Anderen oder unsere Eltern sagen“
Duden sagt, dass „die anderen“ klein geschrieben werden, auch wenn sie die Merkmale einer Substantivierung aufweisen.

So. Insgesamt gefällt mir dein Kapitel sehr gut. Besonders die Gedanken von Hao und seine Sichtweise haben mich – nach meiner oben genannten Eingewöhnungszeit – wirklich gefangen und beeindruckt. Du schilderst wirklich sehr gut seine Gefühls- und Gedankenwelt, sodass auch ein Uneingeweihter (ja, ich bekenne mich schuldig: Ich habe die Serie noch immer nicht fertig geschaut /)>.<(\) einen sehr guten Eindruck in den Charakter Haos bekommt. Auch das Hingezogen fühlen von Yo zu seinem Bruder ist sehr süß beschrieben. Auch wenn ich an einigen Stellen latent genervt die Augen verdreht habe, als Yo gemeint hat, dass er für seinen Bruder sterben würde. Solches Aufopfertum ist nichts für mich. Bzw. es ist schon etwas für mich – ja, eigentlich mag ich es – aber es erinnert mich zu stark an einen Stue-Charakter, weswegen es wiederum nicht so gut ist. Da diese Passagen sich jedoch sehr stark in Grenzen gehalten haben und die Sorge Yos um seinen Bruder weitesgehend berechtigt und nachvollziehbar war, hat es mich jetzt nicht so gestört. :)
Auch fand ich es gut, das Hao so still und heimlich das Haus verlässt. So wie ich ihn jetzt einschätze, ist dies mehr als nur iC. Andererseits hat es mich gewundert, wie schnell Hao doch wieder zu seiner Kraft zurückgefunden hat. Aus dem Fenster zu klettern und sich dann ständig vor den Einwohner der Stadt zu verstecken ist nicht gerade einfach und mit einer solchen Bauchwunde, wäre es auch geradezu lebensgefährlich. Diese könnte ja jederzeit aufgehen und er wäre wieder an dem Punkt, an dem Yo ihn gefunden hatte.
Naja, aber was solls. Alles in allem war es doch sehr logisch aufgebaut und das Kappi hat mir auch gut gefallen.
Fazit: Man darf die Geschichte auch weiterlesen :'D
LG
Luthien-Tasartir
✖✐✖
Von:  Sylvanas_Windrunner
2010-04-18T20:52:00+00:00 18.04.2010 22:52
ja zz ziemlich zügig mit dem nächsten kappi ich muss doch wissen wies weiter geht. Das ist immer so schrecklich wenns spannend ist hört alles auf >.>
Aber lässt sich alles shcön flüssig lesen, find ich super...und es macht echt spaß es zu lesen. Schöne story.


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