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Der Malar

Die Jagd nach der Kreatur der Untiefen
von

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Feuergiftfrösche -Tag 10

Kwantsch weckte am frühen Morgen uns Langschläfer mit lautem, aufdringlichem Gekrächze.

Die Sonne war schon aufgegangen.

Wie gerädert rappelten sich Vilthon, Mirlien und ich von unserem Lager auf und dehnten und streckten erst einmal unsere steifen, klammen Glieder.

Auf Vilthons Wange zeichneten sich deutlich die Gurte des Rucksacks ab, den er in der Nacht als Kopfkissen zweckentfremdet hatte, und mir blieb mein schadenfrohes Lachen im Halse stecken, als ich meinen eingeschlafenen linken Arm einige schreckliche Minuten lang weder spüren noch bewegen konnte.

Der anspruchslose, ausdauernde Mirlien baute mit Elan und guter Laune das Zelt ab, und motivierte uns lamentierenden Gefährten zum raschen Aufbruch.

„Nächstes Mal sollten wir alle Steine von der Stelle, auf der wir schlafen, entfernen. Und wenn sie noch so dick mit weichem Moos bewachsen sind! Und wir schichten eine zusätzliche Lage Trockenlaub unter die Plane, einverstanden?“ murmelte ich mit einem vorwurfsvollen Seitenblick auf Vilthon.

Der Alwe räusperte sich betont. „Nächstes Mal, Tilya, schläfst du wieder auf Mirliens Seite, wie letztens im Zeltdorf, damit das klar ist! Ihm scheinst du offenbar nicht mitten in der Nacht deine Finger in die Augen zu bohren!“ säuselte er süffisant.
 

Wilder Jasmin schwängerte die frische Waldluft mit seinem Wohlgeruch.

Ein aufgescheuchtes Käuzchen schrie empört, während wir uns unseren Weg durchs dichte Geäst bahnten und Vilthon lauthals fluchte, als er einen zurückpeitschenden Zweig, den ich eben noch zur Seite gebogen hatte, vor die Nase geschlagen bekam.

Ein Rudel Wölfe kreuzte unseren Weg, uns drei zweibeinige Eindringlinge vornehm ignorierend.

Ich witterte irgendwann den Gestank von Verwesung in den Tiefen des Waldes, und eine halbe Stunde später stießen wir tatsächlich auf den unansehnlichen Kadaver eines massigen Bearelks, über den sich eine Riesenwollspinne schmatzend und geifernd her machte.
 

Am frühen Nachmittag stolperten wir Unglücklichen zu allem Überfluss über ein Querkenkneifernest.

Unzählige männliche Jungtiere stoben drohend mit ihren scharfen Zangen klappernd aus dem Bau, und die grüne Schar verfolgte uns, bis wir uns in unserer Verzweiflung eingeschüchtert auf eine dickstämmige Betoole retten mussten, was sich mit den sperrigen Rucksäcken als eine äußerst schwere Angelegenheit erwies.

Vilthons Versuch, die angriffslustigen Krabbentiere mit Hilfe seines Talentes zu vertreiben, scheiterte in einem jämmerlichen Luftzug, der die Tiere nicht im Mindesten zu beeindrucken vermochte.

Erbärmlich auf den Astgabeln hockend harrten wir drei Flüchtlinge aus, bis endlich eine Horde hungriger Zwergwollspinnen die auf den Betoolenwurzeln lauernden Jäger selbst zu Gejagten machte.

Wir nutzten diese Chance, kletterten flink die Betoole hinunter und rannten, so schnell wir konnten weiter, in nordwestlicher Richtung, wo der riesige Waldsee zu finden sein würde.
 

Der Abend war schon angebrochen, als sich der Wald lichtete und wir ihn endlich im Schweiße unseres Angesichtes hungrig, durstig und von Dornen zerkratzt erreichten.

Glühbeeren und Schilfpflanzen säumten das traumhaft schöne, endlos erscheinende Ufer.

Der Mond spiegelte sich glitzernd auf dem kristallklaren, kalten Wasser, dass wir uns gierig aus der hohlen Hand in die trockenen Münder schöpften.

Es war eine wahre Wohltat und eine Erlösung, als die Last der Rucksäcke von unseren geplagten Rücken fiel.

Plötzlich stob ein Schwarm großer Flughunde schaurig jaulend vom jenseitigen Ufer auf uns drei zu.

Kwantsch stieß einen Warnschrei aus und flatterte feige in ein Gebüsch.

Die Tiere rauschten mit ohrenbetäubendem Lärm über unsere Köpfe hinweg und verschwanden so schnell, wie sie erschienen waren, in den Tiefen des Waldes, aus denen wir eben gekommen waren.

Vilthon und ich blickten uns gegenseitig unheilvoll an, als wir das bedrohliche, uns mittlerweile wohlbekannte Summen hörten, welches aus der Dunkelheit über den Weiten des Waldsees dröhnte.

„Uns bleibt heute wirklich nichts erspart, oder?“ fragte Vilthon in die Runde. „Riesenmoskitos! Ab ins Wasser mit uns! Schnell!“
 

Ohne zu zögern sprangen wir alle in voller Bekleidung ins eisige Nass.

Ich hörte Vilthon unter Wasser aufbrüllen, Luftblasen sprudelten aus seinem aufgerissenen Mund an die Oberfläche, an der ich mit meinem verliekischen Blick die flirrenden Schemen der Insekten über uns vorbeirasen sehen konnte.

Ich packte meine Freunde an den Ärmeln und bedeutete sie damit, unter Wasser zu bleiben, bis die Gefahr gebannt war.

Sekunden kamen mir wie Minuten vor, als sich die Oberfläche beruhigte, nichts weiter reflektierte als das Licht des fahlen Mondes, und unsere Köpfe endlich japsend und schwer nach Luft ringend über dem Wasserspiegel auftauchten.

„Hilfe, Feuergiftfrösche!“ röchelte Vilthon bibbernd, als er der kleinen roten Amphibien gewahr wurde, die sich zutraulich im kalten Wasser um ihn herum tummelten.

„Feuergiftfrösche…“ stieß ich verächtlich hervor. „Wir haben uns gerade erfolgreich vor einem Schwarm hungriger Riesenmoskitos versteckt, und das einzige, worum du dir Gedanken machst, sind diese kleinen harmlosen Kerlchen, die uns nur gefährlich werden könnten, wenn wir sie eimerweise verspeisen würden?“

„Ekelhaft, schleimig…“ wimmerte der Alwe völlig aufgelöst, und Mirlien erbarmte sich seiner und schob mit seinen Händen sanft die winzigen Störenfriede von seinem Freund fort.

„Wunderbar, Mirlien!“ mokierte ich mich. „Jetzt wird Vilthon dich nie wieder berühren können, es sei denn, du wäschst dich sofort mit unverdünntem Saponsiskrautkonzentrat.“

Der Mann schaute mich verstört aus seinen großen Augen an.

„Das war ein Witz, Mirlien. Ein doofer Witz.“ erklärte ich nüchtern.
 

Erleichtert kletterte Mirlien an das Ufer und half erst mir, dann dem vor Kälte und Entsetzen gelähmten Alwen aus dem kühlen Nass.

Triefend schleppten uns und unsere Rucksäcke zu einigen Bäumen, hinter denen wir uns eilig unserer klammen Bekleidung entledigten, um sie gegen trockene zu tauschen.

Dann wagten wir uns an die Errichtung unseres Nachtlagers heran, diesmal vorausschauend den Untergrund mit Trockenlaub polsternd.

Die durchfeuchteten Klamotten hängten wir an eine der Zeltleinen, über die die Plane gespannt wurde, und die Kwantsch zu seinem Schlafplatz auserkoren hatte.

Vilthon entzündete auf einem großen, flachen Stein mithilfe von Schlegelsand und Funkensteinchen ein loderndes Feuer, welches diverse Rieseninsekten abschrecken, und das Wasser im Kessel zum Kochen bringen sollte, in welchen er gleich drei gehäufte Tassen Nolmengrieß und etwas Xeraatöl geschüttet hatte.

Wir bedauernswerten drei Reisenden setzten uns im Schneidersitz um die prasselnden Flammen und warteten, bis das Getreide im heißen Wasser ausreichend aufquoll, wobei jeder von uns hellhörig den Geräuschen der Nacht lauschte und seine unruhigen Blicke argwöhnisch in der Dunkelheit umherschweifen ließ.
 

Hoheitsvoll drehte Kwantsch seinen Kopf zur Seite, als ich ihm eine Hand voll abgekühlter Nolmen anbot.

„Verwöhntes Vieh!“ zischte ich leise.

Hastig und ohne viele Worte zu sprechen, schlangen wir den heißen Grieß hinunter, und waren heilfroh, uns endlich im sicheren Zelt verkriechen zu können.

Riesenmoskitos waren nachtaktive Räuber, und wir konnten uns erst gänzlich entspannen, als wir den Zelteingang mit Wäscheklammern verschlossen hatten und uns unter den warmen Decken auf unseren Xeraatmatten dicht aneinander gedrängt hatten.

Vilthons Zähne klapperten noch immer aufeinander und ich war viel zu nervös und zappelig, um Müdigkeit zu verspüren, so erschöpft mein Körper auch sein mochte.

Mirlien, der zwischen uns beiden auf dem Rücken lag, breitete mit einem geheimnisvollen Lächeln seine Arme aus, schob sie sachte unter unsere Köpfe und ließ uns auf ihnen ruhen, wie auf einem Kissen.

So sehnig und kühl seine Arme auch sein mochten, so ruhig und erholsam war der Schlaf, den Vilthon und ich schnell in ihnen fanden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-08-19T13:22:37+00:00 19.08.2009 15:22
wie herrlich komisch muss es sein, neben diesem gespann aufzuwachen :D
am besten fand ich die stelle, wo vilthon sich vor den feuergiftfröschen so sehr ekelt, und , wie tilya dann darauf reagiert!
Von: abgemeldet
2009-08-19T12:34:28+00:00 19.08.2009 14:34
noch so ein kurzes kappi..naja, aber das nächste ist ja wieder schön lang ;)
hat sich vilton aber angestellt, mit den fröschen! was für ein weichei xD
hab misch chief gelacht ^^
Von: abgemeldet
2009-08-17T16:52:05+00:00 17.08.2009 18:52
*lol* du beschreibst das alles immer so, als wärst du direkt dabei gewesen, als wärst du wirklich diese tilya, die das alles erlebt hat!
kann mir gut vilthons gesicht mit den rucksackabdrücken drin vorstellen, und tilya, die sich im schlaf so unglücklich wälzt, dass sie den armen alwen schmerzen zufügt >w<
caychi hat aber recht, der wald ist ja voll gefährlich,-die freunde verlassen sich wohl total auf vilthons talent? geht ja gar nicht, die sind alle viel zu gutgläubig! aber mit waffen haben dies nicht so, ne?ich weiß ja, wölfe sind eigentlich eher scheu, doch wenn einer mal tollwut hat? und die wollspinnen, die wilden, kriegen die keinen appetit auf ne kleine, zarte alverliekin? XD
>>>Wunderbar, Mirlien!“ mokierte ich mich. „Jetzt wird Vilthon dich nie wieder berühren können, es sei denn, du wäschst dich sofort mit unverdünntem Saponsiskrautkonzentrat.“<<<
das war geil, die stelle mit den fröschen!!!
jetzt les ich gleich das nächste kapiii!!
Von: abgemeldet
2009-08-15T20:45:29+00:00 15.08.2009 22:45
Ein Rudel Wölfe kreuzte ihren Weg?! Das ist doch gefährlich! Wenn die Hunger gehabt hätten könnten die drei jetzt tot sein! Himmel, was ist das für ein Wald? Die drei haben wohl das Schild mit der Aufschrift "Danger" am Eingang übersehen xD
Bei den ganzen Waldbewohnern finde ich aber nicht, dass ein Zelt besonders sicher ist...

Viel zu kurz! *nörgel*
Nächstes bitte! xD


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