16. Kapitel
Cloud kippte seinen vierten Obi. Oil, beach and ice – Wodka mit Karamellikör, braunem Zucker, Limettensaft und noch irgendetwas. Einer seiner Kumpel – ihm war schon nicht mehr genau klar, welcher – hatte diese Bar entdeckt und ihm vor ungefähr einer Stunde das erste Getränk dieser Art unter die Nase gehalten.
Es schmeckte nach Midgar. Bitter und gleichzeitig süß, doch mit einem alkoholischen, brennenden Nachgeschmack. Schön auf den ersten Blick, Ekel erregend auf den letzten. Man kam an mit großen Erwartungen und ging geschlagen und gescheitert. So sagten die Älteren immer.
„Auf die... Beförderung!“, er hob das Glas, doch die ruckartige Bewegung nahm ihm einen Moment lang den Sinn für sein Gleichgewicht. Er kippte seitlich gegen Tyson, der zur Sicherung schon einen Arm um ihn gelegt hatte.
„Na, na... ruhich...“, sprach dieser, doch statt sich ihm zuzuwenden, schlug er sein Kinn gegen Clouds Stirn, „Huh... bis' plöslich so... anschmichsam.“
Die zwei anderen, die mit ihnen da waren, harkten bei ihrem Anblick die Arme ineinander, schunkelten und begannen etwas sehr Schräges zu singen. Wie viele Obis hatten sie nochmal intus? Cloud sah nur verwirrt in sein Glas. Egal, da passten noch ein paar.
„Wisst'er, wie ich dat hier gefunden hab'?“, der Typ ihm gegenüber knallte sein Glas auf den Tisch und lehnte sich vor, „N' Massaker war's. Genau die Straße runter. Nur abgestochen, aber die Hunde ham den zerfetzt, dat war nich' mehr schön. Wir muss...“, er kniff kurz die Lider zusammen, „Mussten den einsammeln. Hab' 'nen scheiß Köter ‘n Oberschen... -schenkel abnehmen müssen.“, er nahm noch einen Schluck, „Da braucht'ik was zu saufen. Hab' Chef gefragt und durft... da bin ich hier gelandet.“
„Jo, die Hunsche...“, Tyson lehnte sich vor, was Cloud mitzog, „Habsch lestens einen abgeschnallt... hat misch ange- gesprun' das Vieh.“, er rieb mit seiner Hand über Clouds Schulter, „Aber tat mir voll Leisch, dasch Din'... wollsch nur spiel'n... aber habsch misch voll erschoggen.“
„Ah...“, der Vierte kratzte sich am Kopf und nahm seinen Drink auf ex, „Das macht einen manchmal voll fertig, nicht? Der Job.“, er ließ den Kopf ein Stück hängen, „Und jetzt wieder Krieg... Da hat mir mein Vater von erzählt, der war schon bei Shinra. Du hast die besseren Waffen und die Gegner... die fliegen einfach in die Luft...“
„Wie mit Flücheln!“, Tyson warf den Kopf zurück und lachte.
„Hm...“, der andere Typ schüttelte den Kopf, „Jetzt lachen wir noch und trinken auf Beförderungen... wer weiß, wie schnell wir für das Vergessen trinken? Meinen Alten hat's erwischt.“, er sah zu Cloud, „Mit dem Alkohol, mein' ich. War nicht lustig.“, er starrte in sein leeres Glas, „Ist schrecklich gewalttätig geworden.“
Tyson währenddessen hatte den Kopf auf Clouds Schulter gelegt und begann seinen Hals mit der Zunge hinauf zu fahren. Das Gesicht verziehend griff der Kleinere nach seiner Stirn und drückte ihn weg.
Der dritte im Bunde sah mit glasigen Augen zu, bevor sein Kopf vornüber auf die Tischplatte knallte, was den Wirt aufsehen ließ. Mit festen Schritt und einem leichten Kopfschütteln kam er hinüber und rüttelte an der Schulter des anscheinend fest Schlafenden, bevor er die noch halbwegs wachen drei ansah: „Okay, Jungs, für euch reicht es heute. Zahlen und ab nach Hause ist angesagt.“
„Wir schin noch voll nüschtern!“, beschwerte sich Tyson auffahrend, doch Cloud klopfte ihm nur mit einer Hand auf die Schulter.
„Lass gut sein... es reicht für heute...“, er wie auch der andere noch Wache griffen nach ihrem Geld, der Wirt zog welches aus der Tasche des Schlafenden und Tyson verschränkte die Arme, bevor er allerdings auch zahlte.
„Cloud, nehmen wir den?“, der Vierte nickte zum Schlafenden, worauf der Blonde äußerst vorsichtig aufstand – er hatte schon gelernt – und sich neben diesen stellte, um dessen Arm um seine Schultern zu legen.
„Hey, dasch isch mein Schlaud!“, ereiferte sich Tyson und zog fahrig an Clouds Ärmel.
„Tyson, kein Interesse. Schau, dass du gerade laufen kannst.“
