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Magierblut

von
Koautor:  Felana

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Die Verhandlung

„Es ist nichts“, meinte Nimrod überrumpelt. „Ähm…gar nichts. Was sollte denn schon sein?“

Verlegen starrte er auf den Boden. Hatte sie sein Gespräch mit Carth gehört? Vielleicht war es auch gut so und sie würde sich danach von ihm abwenden, wie er es für das Beste hielt. Auf der anderen Seite ließ sich Akira vielleicht auch nicht so leicht abwimmeln.

"Mh, wie du meinst. Aber wenn du Probleme hast, ich bin für dich da, wann immer du mich brauchst." Sie lächelte. "Na ja, ich geh' besser und hol mir Futter. Ich denke auch, dass es das Beste für dich wäre, wenn du dich ausruhst. Du siehst sehr erschöpft aus."

Sie sah ihn mitfühlend an: "Ich gehe dann eben alleine zum Futterplatz."

„Du meinst es vielleicht gut, aber ich löse meine Probleme normalerweise alleine“, erwiderte der Jäger so kalt er konnte. „Geh einfach.“

Es machte ihn traurig so mit ihr zu reden, aber er konnte nicht anders. Er drehte den Kopf weg und schloss die Augen, als würde er einfach schlafen wollen, obwohl er nicht wirklich müde war. Den brennenden Schmerz in seiner Brust versuchte er zu ignorieren.

Akira sah ihn an. "Gut", erwiderte sie in einem neutralen Ton. "Du musst wissen, was für dich am besten ist. Aber wenn es dich beruhigt: Ist das alles vorbei, hast du sowieso deine Ruhe vor mir."

Sie drehte sich um und steuerte Richtung Ausgang.

Nimrod schwieg darauf und versuchte weiterhin so zu tun als würde er schon schlafen. Aber schließlich sah er ihr doch hinterher und der Schmerz brannte weiter. Wie sehr er sich wünschte einfach auf sie zuzulaufen und ihr zu gestehen, was er für sie empfand.

„Verzeih mir“, flüsterte er so leise, dass es nur er selbst hören konnte.

In diesem Moment kam Carth mit einem großen Schenkel im Maul in die Höhle. Verlegen blickte er von Akira zu seinem Mentor und wusste nicht so recht was er tun sollte, also blieb er einfach stehen und nickte der grauen Jägerin freundlich zu.

Akira wusste für wen das Fleisch war und es machte sie traurig, wie sie der Graue behandelte, aber sie ließ sich nicht anmerken. Freundlich nickte sie zurück und verließ die Höhle, denn trotz allem hatte sie Hunger.

„Tolles Timing“, knurrte der graue Rüde ungehalten zu seinem Schüler. „Raus hier!“

Der Rote zog den Schwanz ein und verschwand aus der Höhle so schnell er konnte.

Nimrod hasste sich selbst für sein Verhalten, auch wenn seine Absichten noch so edel waren. Vielleicht beging er hier den Fehler seines Lebens, doch jetzt war es sowieso zu spät. Wütend stopfte er das Fleisch in sich hinein und legte sich dann doch etwas hin, um sich auszuruhen, damit er für die Verhandlung fit war.
 

Akira ging nun auch etwas fressen. Einsam und traurig fraß sie das Fleisch. Vielleicht sollte sie den Grauen einfach vergessen. Sie sah in den Himmel, die Wolken wurden immer dichter und dunkler. Es schien als würde es bald ein Unwetter geben. Sie war froh, wenn dieser Tag endlich endete und sah unmutig der Verhandlung entgegen.
 

Die Jägerin sollte Recht behalten. Als sich die Wölfe des Ordens, und dieses Mal nahmen sogar die meisten niedrigen Magier daran teil, zur Gerichtsversammlung einfanden, grollte der erste Donner über den Wald hinweg und es regnet schon leicht. Lexie starrte abwesend auf den Boden als man sie in die Halle führte. Sie wagte es nicht aufzusehen, weil sie wusste, was da oben war. Viele Augenpaare, die unerbittlich auf sie herabblickten - anklagend und verurteilend. Sie kam sich einsam vor und wünschte sich nichts sehnlichster als das Artus an ihrer Seite wäre. Natürlich wollte sie nicht, dass er auch angeklagt werden würde. Sie spürte nur ein Verlangen nach seiner Nähe, in der sie sich immer so sicher und geborgen gefühlt hatte. Würde sie das jemals wieder fühlen können? Sie bezweifelte das.

Schließlich wurde alles still in dem Saal, als der Anführer und seine Gefährtin ihre Plätze einnahmen. Die Blaugraue schluckte. Nun war es so weit.

Der Anführer sprach: „Wölfe des Magierordens, ehrenwerte Meistermagier, wir haben uns heute eingefunden, um über das Schicksal der jungen Wölfin Lexie zu entscheiden. Sie ist angeklagt den Orden verraten zu haben, in dem sie ihn verlassen und sich mit Wilden zusammengetan hat. Im Laufe der Verhandlung werden wir die Angeklagte hören und die Aussagen der Jäger, die sie zurückgebracht haben. Also lasst uns beginnen.“

Die Magier heulten zu Bestätigung.

Talon trat zurück und flüsterte zu Aura: „Willst du das Verhör von Lexie übernehmen?“

Die Anführerin nickte. Ihr war es im Grunde egal, wer das Verhör führte, da es für sie nur eine lästige Pflicht war.

Sie begann: "Lexie, du hast die Anklage soeben vernommen, nun lass uns mit dem Verhör beginnen. Du weißt, dass du vor dem Gesetz des Ordens die Wahrheit sprechen musst, sonst lautet das Urteil der Tod?!"

Sie blickte die junge Wölfin streng an und wartete auf die Antwort.

Die Blaugraue sah zu der hellen Wölfin auf: „Ich habe keinen Grund zu Lügen. Was würde es schon ändern? Ich habe getan, was man mir vorwirft, aber ich hatte auch meine Gründe. Welche Gründe hatten eure Jäger meine Welpen zu töten? Unschuldige Geschöpfe wurde im Namen es Ordens für die Tat ihrer Mutter bestraft. Ist das Gerechtigkeit?“

Sie wollte geradewegs mit der Wahrheit herausrücken. Sie wollte diesen Wölfen hier ihr Leid an den Kopf werfen und sie sah die bedrückten Gesichter der Magier, als sie vom Tod ihrer Kleinen erzählte. Genau das wollte sie erreichen.

Aura betrachtete die Wölfin ohne irgendeine besondere Regung. Dann sprach sie: "Es war nicht unser Plan Welpen zu töten, zumal wir nicht wussten, dass du welche hattest. Natürlich tut mir das Leid für dich. Doch das Leben jenseits des Ordens ist gefährlich und wer die Regeln bricht, kennt die Strafe. Doch wir wollen dir die Chance geben dich vor den Tod zu bewahren, allerdings müssen wir wissen, aus welchem Grund du den Orden verlassen hattest. Solltest du dich weigern, bist du dem Tode geweiht."

Der Hellen tat die Wölfin leid, doch sie musste die Regeln befolgen, wie alle hier im Orden, das galt ebenfalls für Lexie. Da der Orden wusste, dass die Blaugraue heilende Fähigkeiten besaß, gaben sie ihr die Chance sich zu verteidigen, weil Heiler im Orden schon viel zu selten waren.

„Hier im Orden wurde mir Eines beigebracht: Dass man bestimmten Grundsätzen zu folgen hat. Friede und Glück ist unser Ziel, aber ich habe viel Schlimmes hier mitbekommen und habe mich zu fragen begonnen, ob die Welt da draußen wirklich so furchtbar ist, wie immer behauptet wird. Ich wollte das für mich herausfinden und habe mich dorthin gewagt. Und dann war ich plötzlich in dieser Jagd gefangen. Eigentlich hatte ich vor unbemerkt zurückzukehren, aber es ging alles so schnell und dann konnte ich nicht mehr zurück. Ich habe einen Fehler gemacht, aber das war nicht böswillig. Wer hätte mir schon geglaubt, also bin ich einem Wilden gefolgt, der so nett war mir zu helfen.“

Sie log, aber es war ihr letzter Ausweg. Mit einer ehrlichen Antwort wäre sie so gut wie tot. Und es konnte ihr schließlich niemand nachweisen, weshalb sie wirklich gegangen war.

"Ich verstehe nicht, warum du nicht gefragt hast. Die Welt da draußen ist gefährlich und du siehst, was dabei herausgekommen ist!"

Die Ordensanführerin sah ohne jegliches Gefühl auf die Wölfin herab.

Keiner konnte erahnen, was sie dachte, dann fuhr sie fort: "Du sagst du bist einem Wilden gefolgt... wer war dieser Wilder?"

Auras kalte und undurchschaubare Augen schüchterten die Blaugraue etwas ein.

„Wie gesagt, es war ein Fehler. Ein dummer. Der Wilde, der mir geholfen hat, hatte sein ganzes Rudel verloren. Sehr viel hat er nicht erzählt. Er führte mich hinter die Grenze und dort bin ich dann geblieben, bis die Jäger mich gefunden haben.“

"Das hört sich vorerst recht schön und gut an, allerdings was ist mit diesen Jungen die du angeblich hattest? Und welche Frage ich mich auch noch beschäftigt: Wieso bist nicht mit den Jägern damals mitgegangen, damals im Winter. Denn DAS ist in meinen Augen der größte dumme Fehler, den du begangen hast!"

„Mein Jungen waren von dem Wilden, der mir geholfen hat“, erwiderte die junge Wölfin ernst.

Ein Stimmengewirr war plötzlich in der Halle zu vernehmen, das nur durch ein Räuspern des Anführers wieder verklang. Für Lexie hatte es keinen Sinn in diesem Punkt zu lügen. Es gab keine Ausrede, woher die Welpen gekommen sein könnten.

„Doch was spielt das für eine Rolle? Sie sind nicht mal einen Tag alt geworden. Aus dem Leben gerissen durch die Zähne eines Jägers, den ihr nach mir geschickt habt. Und ich konnte nicht mit den Jägern zurückgehen. Niemand hätte mir geglaubt. Für mich gab es nur den Tod oder die Flucht über die Grenze und ich wollte leben. Daran ist nichts Falsches.“

Sie merkte wie sie langsam wieder etwas an Selbstvertrauen zurück gewann. So leicht würde die Blaugraue nicht aufgeben. Sie musste um ihr Leben kämpfen.

"Du hast Recht, es macht wohl kein Unterschied, wann du zurückgekommen wärst. Die Angst und die Liebe können einem oftmals zum Verhängnis werden. Hast du sonst noch etwas zu deiner Verteidigung zu sagen? Jetzt hast du noch die Gelegenheit alles loszuwerden, denn danach werden die Berichte der Jäger angehört!"

Mit hämmerten Herzen sah die verstoßene Magierin nach oben auf die Wölfe, die auf sie herabblickten und überlegte genau, was sie sagen sollte.

„Ich habe einen Fehler gemacht, aber machen wir das nicht alle?“, erhob sie ihr Wort. „Ihr mögt mich dafür verurteilen, doch verdiene ich wirklich den Tod für etwas was ich nicht mit böswilliger Absicht getan habe? Niemals hätte ich dem Orden geschadet. Man hat mich hinter der Grenze gefragt, ob ich helfen würde Wilde auszubilden und habe das immer abgelehnt. Ich wollte einfach nur leben und niemanden etwas zu leide tun. Ich musste am eigenen Leibe erfahren, was passiert, wenn man den Orden herausfordert und der Preis, den ich gezahlt habe, war sehr hoch. Meine Welpen wurden getötet.“

Sie schwieg eine Weile, dann fiel ihr noch etwas ein, was sie dringend loswerden musste: „Hört mir jetzt gut zu, Wölfe des Ordens. Wir sind alle in großer Gefahr. Hinter der Grenze braut sich eine Macht zusammen, die nach dem Leben aller Anhänger des Ordens trachtet. Er nennt sich dunkler Wolf. Ich sah ihn mit eigenen Augen und dieser Wolf ist mächtig, vielleicht mächtiger als die obersten Magier dieses Ordens. Selbst wenn ich sterben sollte, möchte ich nicht, dass ihr alle umgebracht werdet, weil hier immer noch meine Familie ist. Ich wurde hier geboren und vermutlich werde ich hier für einen dummen Fehler, den ich gemacht habe, mein Leben lassen müssen und trotzdem kann ich nicht zulassen, dass den Wölfen hier etwas geschieht. Das war alles was ich zu sagen hatte. Nur liegt mein Leben in eurer Pfote.“

Im ganzen Saal war es still. Verwirrt sahen sich die Anwesenden an und ein Gemurmel setzte ein.

Aura sprach mit schneidender Stimme: "Schweigt! Du wagst es hier solche Geschichten zu erzählen? Wenn du glaubst du, dass dir die Mitleidstour hilft, dann hast du dich geschnitten!"

Sie war wütend, dass Lexie dieses Thema zur Sprache brachte. Schon lange ahnten die Oberen des Ordens, dass es da draußen Widerstände gab, aber bisher wurde es verdrängt.

"Gut, wenn das alles war, möchte ich nun die Jäger aufrufen zu sprechen", fuhr sie sichtlich ruhiger fort. "Den Anfang soll Nimrod machen.“

"Bitte tritt vor und erzähle mir die Dinge aus der Sicht eines Jägers!"

Der Graue hatte die ganze Zeit neben Akira gestanden und sich mehr als unwohl gefühlt. Er merkte, dass sie sauer war, was ihn natürlich nicht verwunderte, doch es tat ihm in der Seele weh. Als er aufgerufen wurde, fühlte er fast eine Erleichterung, auch wenn er solche Zeugenaussagen genauso wenig leiden konnte.

Er trat vor, verbeugte sich kurz und begann zu erzählen: „Als wir beauftragt wurden die Abtrünnige Lexie zu finden, hatte sie schon einen großen Vorsprung. Das war auch der Grund, weshalb sie uns das erste Mal über die Grenze entwischen konnte. Außerdem hat sie Hilfe von einem Wilden und einem ganzen Rudel, das hinter der Grenze lebt. Nach dem Winter sind wir mit einer großen Gruppe losgezogen und konnten sie hinter der Grenze ganz leicht stellen. Sie hat keinen Widerstand geleistet und ist freiwillig mit uns gegangen. Was mit den Welpen geschehen ist, weiß ich nicht. Keiner meiner Jäger war angewiesen so etwas zu tun, aber natürlich war es unmöglich die ganze Gruppe ständig zu überwachen.“

Kurz sah er zu Rhodri herüber, der fies grinste. In diesem Moment war Nimrod sicher, dass er dafür verantwortlich sein musste, doch er wollte keine haltlosen Vorwürfe in den Raum werfen, darum schwieg er zu seinem Verdacht.

Der Anführer richtete seinen Blick auf die Jägerin: „Nun, Akira, kannst du diese Version von deinem Jagdpartner bestätigen? Gibt es noch etwas was du hinzufügen willst?“

Akira sah nun auf und trat hervor und verbeugte sich ebenfalls: "Es ist so, wie Nimrod sagt, auch haben wir niemanden den Befehl gegeben die Welpen zu töten, da wir nicht einmal wussten, dass sie welche hatte. Ich denke auch, dass Lexie die Wahrheit spricht und dass sie der Wilde gegen den Orden beeinflusst hat. Wenn ich eines in der letzten Zeit gelernt habe, dann das, dass die Wilden unberechenbarer sind als angenommen. Das ist alles was ich zu sagen habe."

Es ging ein Raunen durch den Saal.

"Ruhe!", herrschte Aura. "Du scheinst dich für die Wölfin Lexie einzusetzen, doch sei vorsichtig mit deinen Worten!"

Die Jägerin schluckte, sie wusste, dass es nicht gut war sich für Abtrünnige einzusetzen, aber irgendwie tat ihr Lexie mehr als leid.

"Ich weiß, aber ich spreche nur die Wahrheit. Die Wilden sind gefährlicher als wir annehmen."

Aura nickte zustimmend: "Das ist genug. Nun sprich du noch, Rodhri."

Selbstgefällig trat der braune Jäger hervor und verbeugte sich: "Ich weiß zwar nicht, was im Winter los war, aber das was jetzt passiert ist, geschah so, wie Akira und Nimrod gesagt haben und mit dem Tod der Welpen haben wir nichts zu tun."

Die Anführerin sprach: "Wir werden uns nun zur Beratung zurückziehen."

Talon sah noch einmal prüfend hinunter zu den Jägern und der Angeklagten und sagte schließlich: „Der Prozess wird nun für eine Weile unterbrochen. Der oberste Rat wird uns bei unserer Entscheidung helfen.“

Das war das Stichwort für die höchsten sechs Magier sich den Anführern anzuschließen und in eine der Nebenhöhlen zu gehen. Als sie den Saal verließen, bekam der Anführer noch mit, wie sich die Stimmen erhoben und die Menge aufgeregt über das eben gehörte diskutierte. Talon sah wortlos zu Aura, die auch so verstand, dass er besorgt war, da Lexie die Gefahr der wilden Magier erwähnt hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  hundefrau
2010-12-06T19:59:21+00:00 06.12.2010 20:59
Whoa, das Kappi war toll.
Interessant, wie das Verhör abgelaufen ist :D
Ach man, Rhodri ist so ein fieser... Spacken D8
Von:  TKTsunami
2010-11-23T12:58:22+00:00 23.11.2010 13:58
...
Nuff....
Ich hoffe sie überlebt
(Sie MUSS überleben)
An sich ein schönes Kapitel
Ich finde, Aura ist etwas hin und hergerissen. Einerseits achtet sie sehr auf die Regeln, andererseits nimmt sie denke ich mal das schon mit, was mit Lexies Welpen passiert ist
Armer Talon, er erfährt dass er Opa geworden ist und dann sowas...
alter muss der sauer sein XD

TK was here


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