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Kaizoku no Baroque

I. Träume
von

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Yume - Strafe

Crocodile stand schon eine ganze Weile da, zumindest kam es ihn so vor, und starrte seine beiden Träume schweigend an. Er hatte gar nicht vor sich auf diesen Kinderkram einzulassen. Außerdem war das hier einfach lächerlich. Als müsste er sich entscheiden, als wäre das echt. Sein Blick glitt hinüber zu Pluton und er wusste, dass es nur so aussah, wie er es sich vorstellte. Irgendetwas, das er sich aus seinen Abenteuergeschichten zusammengereimt hatte, nicht ganzes, nichts halbes, nichts festes. Und doch... es kitzelte in seinen Fingern es von Nahe zu betrachten. Er hatte so lange darauf gewartet, mehr als vier Jahre. Vier sehr lange Jahre. Natürlich war das hier nicht echt, nicht einmal im geringsten, aber... Ganz davon zu schweigen, dass er sowieso nicht daran glaubte, was Miss Goldenweek ihm erzählt hatte, das hier war nicht real, nur Humbug, Trugbilder, Schemen der Wirklichkeit. Dennoch... er verspürte wirklich die Lust es sich von Nahen anzusehen. Noch einen Moment zögerte er, dann ging er auf Pluton zu und betrachtete es, kam langsam immer näher. Als er es erreicht hatte, nur noch ein paar Schritte davon entfernt war, ließ ihn plötzlich etwas zusammenfahren. Ein lautes Lachen und dann ein Schrei, Robins Schrei.

Hastig wirbelte er herum und starrte auf ihr Ebenbild vor sich. Sie ging zu Boden, wand sich vor Schmerzen und weinte bitterlich. Für einen Augenblick hatte er wirklich das Gefühl, dass Robin weinte, dass es die Richtige war. Ihr Schmerz war markerschütternd gewesen. Sie krallte sich im Boden fest und weinte noch lauter, schluchzte, keuchte seinen Namen, flehte ihn an. Doch dann, ganz plötzlich, sackte sie in sich zusammen und gab keinen Laut mehr von sich. Sie war tot, ganz sicher. Woher er das wusste, war ihm nicht klar, aber das Zeichen war wohl eindeutig.

Als nächstes explodierten Farben, Gerüche, Geräusche um ihn herum und blendeten ihn, machten ihn für einen Moment taub und unfähig zu denken. Ein Inferno tat sich vor ihm aus, kreiste ihn ein, sog ihn in sich auf und schmerzte in seinen Augen, seinen Gliedern, seinen Kopf. Noch mehr Schreie. Paula. Jazz. Bon. Seine ganze Crew. Nur ihre Schreie, mehr nahm er nicht wahr. Doch langsam wurden sie leiser, schwächlicher, starben schließlich ganz und mit einem Mal war um ihn herum alles schwarz. Gähnende Leere, nur Dunkelheit, kein Ton mehr, nur noch Kälte.
 

»Tss, was soll das?« knurrte er.

Ein Flüstern stahl sich in seinen Kopf. »Es ist nicht einmal nötig deinen Traum in einen Albtraum zu verwandeln. Man muss dir nur zeigen, was geschehen wird...« Wieder das Kichern, darauf Stille.

Seine Augen durchsuchten zornig in die Dunkelheit. »Ihr wisst gar nichts. Als würde ich mich von ein bisschen Feuerwerk und schlechtem Schauspiel beeindrucken lassen...«

Schweigen.

»Lasst den Scheiß endlich! Ich hab keine Lust auf eure dämlichen Spielchen.« er wurde noch wütender.

Totenstille. Nur das erdrückende Gefühl der Ruhe war verschwunden. Geblieben war nur Leere und unendliche Einsamkeit.

»Und? Was wollt ihr nun von mir? Dass ich mich zu Tode langweile?« knurrte er gefährlich.

Keine Antwort, nur noch mehr Einsamkeit.

»Tss, ich habe echt keine Lust drauf.« Ohne zu Zögern setzte er sich in Bewegung. »Wenn ihr mir irgendwas sagen wollt, dann kommt her und sagts mir ins Gesicht. Ihr braucht da nicht so ne Show für abzuziehen!«

Er lief und lief, kam jedoch nirgends an. Es war so dunkel, dass er nicht einmal mehr die eigene Hand vor Augen sah. Verdammt, wo war er eigentlich? Wie konnte es sein dass er in ein Nichts lief? Wieder sah er sich um, weigerte sich aber anzuhalten. Seine Stimme ruppig und zornig wie zuvor.

»Grrr ihr langweilt mich...«

Noch immer nichts. Nur ein Gedanke in seinem Kopf, der scheinbar gar nicht von ihm stammte. „Du hast dich entschieden.“

»Habe ich nicht...«

Nun ertönte leises Gemurmel. Dann eine der Stimmen, die er zuvor schon gehört hatte. »Was meinst du mit, du hast dich nicht entschieden?«

»Ich habe mich nicht entschieden!« sagte er nun lauter und hörbar aufgebracht.

Die andere Stimme wurde nun auch wütend. »Du hast dich für die Waffe entschieden oder nicht? Bist du hingegangen oder was?«

»Was soll das schon über meine Entscheidung aussagen?! Und außerdem: wieso zum Teufel sollte ich mich entscheiden müssen?!«

Er lachte ihn aus. »Du bist aber ein schwieriger Kandidat. Selbst dein Herz ahnt schon, dass du nicht beides haben kannst, aber dein Verstand will es nicht begreifen wie?«

Wieder Gemurmel, er glaubte zu hören wie sie „Wiederholung, lasst ihn noch mal erkennen“ sagten.

»Und WIESO sollte ich nicht beides haben können?«

Sein unsichtbarere Gegenüber war verwirrt. »Die Waffe und die Frau? Die Frau, die dir nur folgt, weil sie bei dir sein will? Die Frau, die die Existenz dieser alten Waffen lieber verleugnen würde? Hahaha, wie naiv du bist. Wählst du Pluton verlierst du nicht nur die Frau... du verlierst alles.«

Ein andere begann zu sprechen. »Schweig, du kannst ihm doch nicht alles verraten, er muss sich ehrlich entscheiden!«

»Ach sei still, der Typ fängt an mich zu nerven!« er richtete sich wieder zu Crocodile. »Wenn du Pluton wählst, verlässt dich die Frau, nur so viel.«

Er knurrte ihn bedrohlich an, das jeder andere eine Gänsehaut davon getragen hätte. »Wer nervt hier wen? ICH euch? Das is nicht lache. Ihr stellt mich doch vor saudämliche Entscheidungen.«

»Saudämlich? Saudämlich? Wir suchen nicht aus, was dein Traum ist, wir sehen nur in dein Herz! ...Das was dort ist, spiegelt sich hier in der Welt des kleinen Mädchens. Duu...«

Die Stimme wurde unterbrochen. »Beruhig dich mal, er macht das doch mit Absicht...«

Wieder Stille, nur ein beleidigtes „So was stures hab ich ja auch noch nicht erlebt“. Crocodile konnte förmlich spüren, wie ihn jemand beobachtete, etwas oder jemand wartete.
 

»Ich verliere so langsam die Geduld ihr Penner. Würdet ihr nun endlich mal so freundlich sein und eure Drecksvisagen vor meine Füße schleifen, damit wir hier mal Klartext reden können? Ich spiel euer Spiel nämlich ganz sicher nicht mit. Und beeindrucken lasse ich mich erst recht nicht.« Er schluckte seine Angst um Robin einfach herunter, immerhin wusste er nicht wo sie war und war nicht in der Lage sie zu finden oder ihr im Notfall zu helfen.

Die wütende Stimme fluchte ihm entgegen, während die andere versuchte sie zu beruhigen. Schließlich gewann der Ruhigere der beiden die Oberhand und richtete sich an Crocodile. »Klartext ist folgendes... wir zeigen uns euch Menschen nicht. Punkt 2: du kannst sagen, machen was du willst. Du kommst aus diesem Traum nicht heraus, solange du keine ehrliche Entscheidung getroffen hast. Und du kannst so viel fluchen, um dich schlagen oder sonst was. Das stört uns gar nicht. Schließlich Punkt 3: wir haben Zeit. Du alterst weiter, wir nicht. Du kannst es dir also abschminken hier rauszukommen.«
 

Abermals knurrte er wie ein beißender Hund. »Und woher wollt ihr wissen was meine ehrliche Entscheidung ist?«

Der wütende wehrte sich scheinbar heftig. »Verdammt lass mich los, Yuri! Pass mal auf du blöder Kerl! Wir wissen was in dir vorgeht, kapiert?! Nein? Ob du das nun hinnehmen willst oder nicht, wir wissen es. Du bist hier der Einzige, der sich unsicher ist. Boah ich hasse Menschen!«

»Jetzt sei doch mal still.«

Ok, langsam kam er sich wirklich verarscht vor. Grollend verschränkte er die Arme und suchte nach seinem letzten Bisschen Beherrschung. Himmel, er wollte jetzt jemanden zu gern die Visage einschlagen. »Also, ihr Armleuchter....«

»Was?! Arm-« Er wurde unterdrückt.

»Lasst mich kurz nachdenken...« mit einer Mischung aus Genervtheit und Skepsis sah er in die Dunkelheit. Was für Idioten. »Pluton war also die falsche Entscheidung? Scheinbar ja, das habt ihr mir ja vorgehalten... Und ihr labert mich jetzt zu ich solle mich ehrlich entscheiden.«

»Argh ich hab dir doch gesagt, dass wir ihn einfach hätten schmoren lassen sollen!«

»Ach halt die Klappe.«

Crocodile setzte wieder an »Also glaubt ihr Pluton ist die falsche Entscheidung...«

»Wir glauben gar nichts du Blödmann...«

»Verdammt, sei jetzt endlich still!«

Genervt zuckte er mit den Schultern. »Also nehm ich einfach die andere Tür und ich bin hier raus, richtig? Wenn ihrs unbedingt so haben wollt, dann bitte.«

»Siehst du? Siehst du das? Er entscheidet nicht nach Gefühl... das hab ich dir doch gesagt! Er ist zu stur, wir hätten ihn einfach in der Dunkelheit lassen sollen!«

Die wütende Stimme fluchte weiter, die ruhige sprach ihn direkt an. »Wir entscheiden nicht, was richtig und was falsch ist. Wir geben dir nur eine Wahl und verwandeln deinen Traum in einen Albtraum. Aber manchmal sind Träume falsch. Wir müssen euch dann nur die Realität zeigen. In deinem Fall.... tja, wählst du die Waffe, verlierst du alles, wählst du die Frau, aus den falschen Gründen, hast du auch nichts gewonnen. Du siehst, wenn du nicht wirklich ehrlich entscheidest, dann kommst du nicht hier raus, egal welche "Tür" du nimmst...«

Ungeduldig tippte sein Fuß auf und ab. »Ziemlich schlechtes Stück, was ihr hier abzieht.«

»Also ich weiß nicht, was du jetzt machst Yuri, aber ich gehe. Keinen Bock mehr auf den Typ.«

»Eh? Wa..warte...« und schließlich war die ruhige Stimme auch verschwunden.

Seine Miene verfinsterte sich immer mehr. Verflucht nochmal, er hatte nicht die Zeit hier rumzustehen und nichts zu tun. Er wusste immer noch nicht wo Robin war und das machte ihm unheimlich zu schaffen. Diese Typen nervten ihn einfach nur und er wollte hier raus. Auch interessierte es ihn nicht im geringsten was sie ihm da sagten. Pluton oder Robin, so was dämliches. Er musste hier raus und das war alles. Erneut sah er sich genervt um.

»Und? Soll ich mich jetzt entscheiden, ja?«
 

Eine neue, dünne, weibliche Stimme sprach ihn nun an. Sie war nett und schüchtern. »Sie sind weg. Sag mal... machst du dir Sorgen um sie?«

»Scheiß drauf, ich will hier raus!«

Sie grübelte. »Sie musste sich auch zwischen zwei Dingen entscheiden... Das ist sehr selten, meistens wissen die Menschen, was sie am meisten wollen.«

Sein Auge zuckte gefährlich, er wollte den ganzen Scheiß nicht hören. In die Seele schauen, die spinnen ja wohl. »Red ich so undeutlich?«

»Ich kann dir nicht helfen, ich habe nicht die gleichen Fähigkeiten. Tut mir leid.«

»Ich-will-hier-raus!«

Nun wirkte sie eingeschüchtert.

»Verdammt nochmal, wenn ich euch in die Finger kriege seit ihr tot!«

»Wir wollen euch nichts Böses. Es ist nur... ein Test.«

Oh, sie hatte Angst? Sehr gut. »Lass mich hier raus und ich überlegs mir nochmal ob ich euch meuchle, oder nicht.«

»Ich... kann nicht...«

»...Ich bin eigentlich ein sehr geduldiger Mensch... aber gleich dreh ich hier durch...«

»...Du bist außerdem ein guter Lügner.«

»Danke für das Kompliment, liegt eben in meiner Natur. Und jetzt lass mich mich endlich entscheiden!«

»Ich... wenn du wieder unehrlich entscheidest... dann landest du wieder hier...«

Nun verlor er wirklich die Geduld und die Kontrolle über seine Lautstärke. »Für was wollt ihr denn das ich mich entscheide?! Unehrlich oder nicht, was kümmerts euch?!«

Es war als ob sie dadurch zusammenzuckte. Ihre Stimme wurde sehr leise. »Ehrlichkeit ist unser oberstes Gebot... wir testen jeden, der unsere Insel betritt. Wir testen die Träume und wie ernst es ihnen ist und wenn sie den Test bestehen, lassen wir sie frei.«

»Ihr habt zu viel Langeweile, oder?«

»...«

Sein Blick funkelte böse ins Nichts. »Ich habe mich bereits entschieden was ich will, sonst wäre ich nicht hier oder? Ich will Pluton!«

Ein Seufzen. »...Glaubst du das wirklich?«

Erneut zuckte sein Auge barbarisch. »Du bist genauso nervig wie deine Vorgänger.«

»Es... es tut mir leid... aber ich entscheide hier gar nichts...«

»Ich will hier raus!«

»Ja, das habe ich verstanden...« es wirkte fast, als wäre sie etwas vor den Kopf gestoßen. »Sie war nicht so schwierig....«

Er wollte gar nicht wissen worauf sie sich bezog. »Also, scheinbar glaubt ihr ja ich weiß nicht was ich will. Ich will Pluton, damit seid ihr nicht einverstanden. Was ist wenn ich Robin will, seid ihr damit auch nicht zufrieden? Gibts hier noch ne versteckte Tür irgendwo? Mit "Den Jackpot im Lotto gewinnen" oder so? Uh...« ganz ruhig. »Weißt du was ich gerade WIRKLICH will?«

»Du... du willst mir an den Kragen?«

»Das auch, das andere hab ich dir schon oft genug gesagt.«

»Ja.« wieder seufzte sie, grübelte. »Es gibt einen Unterschied, zwischen den Dingen, die wir von ganz innen uns wünschen und einem Bedürfnis, das wir gerade hegen... ...Du verstehst es wirklich nicht, oder? Wir können in dir lesen, was du sagst und tust, dass beeinflusst uns nicht... wir...« Kurz schwieg sie, grübelte scheinbar noch immer. »Egal wie du dich entscheidest, wir suchen es uns nicht aus, was danach passiert... Es... es passiert einfach...«

Wirklich, gleich schlug er wild um sich und zertrümmerte alles, was ihm in den Weg kam. Ganz ruhig, ermahnte er sich wieder, atmete tief ein, kam aber nicht umhin die Luft dann wieder mit einem bösartigen Knurren herauszuslassen. »Na dann schleift mal den Arsch eurer Fake-Robin hier her.«

»...Ich hoffe, wir sehen uns nicht gleich wieder...« Die Dunkelheit verschwand und er war wieder wo er angefangen hatte. Vor ihm erschien Pluton und etwas weiter entfernt Robin.

Erneut verschränkte er die Arme und runzelte die Stirn. »Wie wärs mit der Ausführung mit ihr in nackt?«

Sie räusperte sich.

Er bewegte sich kein Stück. »Weißt du... irgendwie sehe ich gerade keinen Sinn darin mich für jemanden zu entscheiden, der nicht einmal in Fleisch und Blut vor mir steht.«

Einen kurzen Moment schwieg sie. »Du machst dir wirklich Sorgen, oder?«

Stumm sah er Robin an, ignorierte die Stimme. »Sieh sie dir mal an. Was soll ich mit ihr? Sie ist nich mal die echte. Kein Stück von ihr da drin. Ich will doch keine dämliche Puppe oder n Stück Luft. Was würd es euch bringen, wenn ich mich für Luft entscheide? Aber gut... « Er seufzte schwer, entfaltete die Arme und lief auf sie zu. »Von mir aus. Wenn nicht A, dann eben B.«
 

Als hätte ihn jemand gehört, den es interessierte, erschien vor ihm die bunte Tür der kleinen Miss Goldenweek. Sie sprang auf, das Trugbild Robins verschwand und an ihrer Stelle trat die echte durch die Tür hindurch. Sie sah sich nur kurz um, bis sie ihren Partner entdeckte.

»Na was für eine nette Überraschung.« plötzlich, von Null auf Hundert, war er noch SEHR viel wütender als zuvor.

»Und? Fertig?« auch das Mädchen trat nun hinter sie und sah ihren Boss an.

»Tss...« Er knurrte gefährlich und sah in eine andere Richtung »Ja klar.«

Pluton war ebenfalls verschwunden. Es war still. Dann ertönte wieder die schüchterne Stimme. »Ich bin mir nicht sicher wie das gewertet wird aber... zumindest war es ehrlich. Auch wenn du etwas anderes gesagt hast...«

Das Bild um sie herum verschwamm und sie standen schließlich wieder in Irokos Traumwelt.

Robin sah ihn noch einen sehr langen Moment lang undefinierbar an, bis sich die Kleine wieder meldete. »Wir sollten nach den anderen suchen. Vielleicht stecken sie auch fest.«

»Gute Idee.« er drehte sich um und war immer noch stinksauer. Obwohl es das auch nicht wirklich traf. Er musste sich wirklich zusammenreißen nicht gleich den ganzen Wald in Schutt und Asche zu legen. »Lady´s First.«
 

Die drei bewegten sich recht langsam voran und gingen den Weg wieder zurück, versuchten mit den anderen Agenten aufzuschließen. Robin und Iroko mieden ihren Boss größtenteils, denn er strahlte eine Aura aus, als käme er höchstpersönlich aus der Hölle. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der sie wohl die halbe Insel umkreist hatten, kamen sie schließlich an einen großen Felsen direkt vor sich. In seinem Relief thronte eine riesige Spalte, jedoch keine Seifenblasen. Das einzige, das aus seinem Inneren kam war...

»...Sagt mal, hört ihr das auch?« Robin stockte. »...Klingt das nicht wie... ein Schnarchen?«

Crocodile war noch immer stumm, wie schon den ganzen Weg über. Nun verfinsterte sich seine Miene noch etwas. Wenn seine Agents da drinnen schliefen, dann würde er wirklich ungemütlich werden. Das konnte er versichern. Sie gingen hinein und zwängten sich durch den engen Spalt, der schnell breiter und höher wurde und ihnen Platz zum Atmen ließ. Sie erreicht schnell die kleine Grotte, in dessen Mitte der See ruhte. Seine Vorstellung wurde bestätigt. Alle vier, seine gesamten restlichen Agents auf dieser Insel lagen vor ihm auf den Boden und schnarchten. Ihre Körper waren fast vollständig mit Moos bedeckt.

Miss Goldenweek nickte darauf nur. »Ja, das sieht schon eher so aus, wie in meinem Traum.« behutsam kniete sie sich neben das Wasser. »Sie haben sicher von dem Wasser getrunken und von den Pilzen hier gegessen.« Ihr Pinsel malte ein Zeichen direkt auf die Wasseroberfläche. Schließlich schöpften ihre Hände etwas aus und träufelten jeden der Vier etwas aufs Gesicht. Nach ein paar Sekunden nur regten sie sich wieder, streckten sich und gähnten.

»Ahhh, lange nicht mehr so gut geschlafen, nein wirklich nicht, lange nicht.«

Als die vier aufblickten, erkannten sie sofort Crocodiles vernichtenden Blick. Sie hatten ihn noch nie so dermaßen wütend gesehen... und scheinbar richtete sich diese Wut direkt gegen sie. Aber noch ehe er sie an seinen Agenten auslassen konnte, ertönte wieder die schüchterne Stimme, die ihn zuvor schon belästigt hatte.

»Es... es tut mir wirklich leid...« Robin blickte sich um und sah dann hinab zu einem der Steine. Dort sah sie... sie sah... sie sah... Eine Elfe? Die Kleine entschuldigte sich noch immer. »Aber wir können immer nur drei Leute auf einmal testen. Da mussten die anderen eben solange warten.« Ihr winziger Finger deutete auf Iroko. »Und ihre Traumwelt bot sich gut dafür an.«

»...« schweigend betrachtete er das kleine Wesen. Sie war wirklich nicht größer als ein paar Zentimeter, mit bunten Flügeln, spitzen Ohren und grünen, schön geflochtenen Haaren. Als Crocodile sie so vor sich sah, verfinstere sich sein Blick noch etwas mehr. Er kam auf sie zu und hob seinen Fuß an, um sie zu zerquetschten. »...«

Hastig flog sie aus seinem Feld. »Hey, das war alles nicht meine Idee!«

Von weiter oben hörten sie nun die wütende Stimme, die Crocodile offenbar auf dem Kieker hatte. »Ach, entschuldige dich nicht Saki. Der hats nicht anders verdient!« Eine weitere, männliche Elfe flog hinab. Er hatte kurze, blaue Haare und äußerst freche Augen. Neben ihm schwebte „Yuri“, der sein orangenes langes Haar in einen Zopf über seine Schulter trug. »Bitte hör auf Nao! Du machst es nur noch schlimmer.«

»Ja, ich glaub ich spinne! Ja? Eh? Elfen? Was ist das denn für ne Insel hier? So was... also nein...« Uma schüttelte den Kopf und befreite sich von den letzten Resten des Mooses.

Crocodile hingegen erhob einen Finger und ließ ihn zu Sand zerbröseln, zielte bereits.

»Versuchs ruhig, Mensch!« grinste Nao. »Ihr Menschen könnt uns nicht töten!«

Er war ganz und gar nicht zum Spaßen aufgelegt. Bevor er zu Ende gesprochen hatte, schoss er ein winziges Sandschwert durch die Luft und schnappte dann gleichzeitig nach diesem "Nao". Er verfehlte nicht, aber er traf auch nicht. Die blauhaarige Elfe verschwand einfach und tauchte etwas weiter links wieder auf.

»Na? Noch ein Versuch?«

Saki jammerte »Bitte lass das, Nao. Er hat ja wohl Recht sauer zu sein, aber ihr müsst uns verstehen. Wir handeln nur nach unserem Kodex. Ihr habt den Test bestanden und... wir haben uns entschieden den anderen den Test zu erlassen, da sie eure Gefährten sind.«

»Interessiert mich einen Scheißdreck!« Crocodile sah nun zu seinen Agenten, die zuvor geschlafen hatten. »Wir gehen, SOFORT.«
 

»Haha, ein bisschen feige was?« Nao lachte ihn gehässig aus. »Ohh, da macht man ihm ein bisschen Feuer unterm Hintern und er wird gleich so böse.. Du solltest wirklich...« Yuri hielt ihm den Mund zu. »Es reicht. Ich will von dir nichts mehr hören!«

Iroko starrte die Elfen vor sich an. »Ist das wirklich eine Insel wie in meinem Traum?«

Die grünhaarige, süße Elfe schwebte nun zu ihrem Ohr. »Nein, wir haben uns für deinen Traum entschieden, weil er am ruhigsten und am friedlichsten war.« Sie zeigte auf Jazz. »Aber seiner war auch nicht schlecht.« Ihr Blick wurde wieder entschuldigend, wenn auch freundlich. »Es tut mir wirklich leid. Wenn dein Captain sich wieder beruhigt hat, kommt zurück, dann zeigen wir euch wie gastfreundlich wir sein können.«

»Abmarsch!« brüllte dieser nun.

Paula hatte sich sofort in Bewegung gesetzt und Jazz lief hinter ihr her, sichtlich beschämt. Auch Uma und Miki folgten. Robin hingegen betrachtete noch immer die Fabelwesen. »Wie viele Menschen habt ihr schon "getestet"?«

Yuri kam nun zu ihr. »Viele, aber seit ein paar hundert Jahren nicht mehr. Es ist ewig her, dass jemand zu uns auf die Insel gekommen ist.«

»Wie viele seid ihr denn?«

»Nun, so einige. Ich, Nao und Saki sind die Wächter der Kotto-hin. Das ist unser Volk. Versteckt in den Bäumen, ihr habt sie auf dem weg hierher sicher gehört.«

»Weißt du was ein Log Post ist?«

Nun kam der Blauhaarige angeschwirrt, noch immer boshaft grinsend. »Allerdings. Viel Spaß beim Warten.«

Sein orangehaariger Freund zog ihm eine Kopfnuss über »Sei verdammt noch mal endlich still.« Die weibliche Elfe lächelte Robin etwas schüchtern an. »Wir wissen was das ist. Aber er brauch lange um sich zu setzten. Oh aber keine Angst, wir werden euch nicht mehr testen!«

Crocodile starrte unterdessen Robin an, würde aber nicht mehr lange warten auch ihr den Marsch zu blasen.

Yuri redete noch immer auf sie ein. »Bei uns gibt es tolle Früchte, was immer ihr euch wünschen könntet und ehm... oh was auch immer ihr gern trinkt. Diesmal ohne Schlafpulver, versprochen!«

Sie sah sie intensiv an. »Habt ihr vor 1000 Jahren auch schon hier gelebt?«

Nun grinste Nao noch breiter. »Wir sterben nicht! Wir leben hier schon, seit die Insel existiert.«

»Habt ihr Menschen mit einer Waffe gesehen, wie du sie mir in meinem Traum gezeigt hast? Wusstest du daher, was es war?«

Das allerdings quetschte ihm das Grinsen etwas aus dem Gesicht. »Tss... was es war wusste ich durch deine Gedanken... Aber ja...« Er war nicht gewillt es zu sagen, aber fuhr dennoch fort. »Sie kamen hierher um ihren Proviant aufzufüllen. Wir haben sie getestet. Sie waren eher auf der Flucht, wollten dieses scheußliche Ding verstecken. Man, wie die gezittert haben. Beim Test ist die Hälfte in Tränen ausgebrochen und hat nach ihrer Mami geschrien. Wir haben sie dann in Ruhe gelassen.«

Saki stimmte zu. »Sie haben sehr gelitten, wir wollten es nicht noch schlimmer machen.«

Die Stimme der frechen Elfe wurde abfällig. »Manche von euch wünschen sich echt nur Zerstörung, was?« Er sah Crocodile hochmütig an. »Und manche von euch, sind zu stolz und zu stur zu erkennen, was sie wirklich wollen.« Hastig wandte er sich ab. »Viel Spaß mit dem Typ, ich beneide dich echt nicht.«

»Nao!« keifte sein Partner wieder.

»...« nun reichte es ihm wirklich, er sah Robin an und seine Augen sprühten beinahe Feuer. »Wir-gehen-Robin.«

Schweigend nickte sie und folgte ihm aus der Höhle. Die beiden anderen Elfen winkte ihr hinterher und sie winkte halb zurück. Auf dem Weg durch den Wald konnten sie in den Baumwipfeln wirklich kleine Gestalten erkennen, mit langen Ohren und Flügeln, ihre kleinen fiepsenden Stimmen in der Luft vernehmen. Sie sangen noch immer, aber es klang nicht mehr nach Vögeln, jetzt wo sie wussten, was es wirklich war. Die Umgebung hatte sich nicht weiter verändert. Offenbar gefiel diesen Wesen Irokos Traumwelt. Crocodile schwieg, Gott hatte er eine Wut im Bauch. Er hatte kurz aufgelauscht als er hörte, das auch Robin Pluton gesehen hatte, aber im Endeffekt interessierte ihn das gerade nicht. Er war so scheiß wütend auf diese Biester, er war kurz davor die Insel plattzuwalzen. Noch ein neuer Reizeinfluss und er vergaß sich und all seine Manieren. Nicht dass er solcherlei überhaupt besaß.
 

Nach einer kurzen Weile kamen sie zurück zum Schiff, auf dem Bon und Gal schon eifrig und neugierig auf sie warteten.

»Uuuund? Nun sagt schon, was ist passiert? Ja was ist passiiiiiiert?« Mister 2 wirbelte um sie herum, voller Neugier und Enthusiasmus.

Iroko die genau wusste, warum ihr Boss so sauer war, immerhin hatte sie seinen Traum gesehen, zog Bon Clay weg und flüsterte ihm zu. »Später ossan!«

»Waaas? Nani? Ahh, Iroko-chan, nenn mich doch endlich Bon-chan, ja?« Sie ignorierte ihn und trat von ihm weg, worauf er ihr hinterher rannte. »Iroko-chaaaan!«

Crocodile blendete das vollkommen aus, wandte sich an Paula, Jazz, Uma und Miki, die bereits wie kleine Kinder, die etwas Böses gemacht hatten, auf dem Deck auf ihn warten. Er sah sie erbarmungslos an » ...«

Miss Doublefinger errötete und fühlte sich sehr unwohl. »...Es war ein Unfall, Bossu.«

»Ihr seid... einfach so eingeschlafen...« Seine Augen funkelten sie an. »Wie bescheuert seid ihr eigentlich?«

Alle vier erstarrten und zuckten zusammen. Iroko war ebenfalls erstarrt. Es war ihre Schuld. Das war ihr Traum gewesen und die anderen mussten jetzt dafür gerade stehen. Hastig rannte sie wieder auf ihren Captain zu. Sie wollte sie beschützen....es war ihre Familie. »Es war nicht ihre Schuld!«

Crocodile ignorierte sie komplett und starrte seine Agenten vor sich noch immer unbarmherzig an. »Habt ihr das mit Absicht getan, ja? Kann ich jetzt von euch erwarten, dass ihr jedes Mal zum Picknick geht, wenns irgendwo anders ernst wird? Könnt ihr mir versprechen, dass ihr auch nächstes Mal absolut unbrauchbar seid, euch vielleicht noch in Gefahr bringt und dann abkratzt weil ihr gerne Kekse zum Tee haben wolltet?«

Miss Goldenweeks Stimme wurde lauter. »Es ist meine Schuld, Bossu! Miss D, Mister 1... Miss MerryChristmas und Mister 4.... sie sind zuverlässig! ...Ich... ich nehme die Schuld auf mich und... ihre Strafe ebenso!«

Nun galt sein böser Blick auch ihr. » Halt dich da raus. Es ist ganz allein ihre Schuld. In ner anderen Situation hätte das Leben gekostet.« Dann sah er wieder zu den Vieren. »Geht mir aus den Augen... wenn ich nachher bessere Laune hab, denk ich vielleicht drüber nach euch nur ne Strafe zu geben und nichts schlimmeres.« Mit diesen Worten drehte sich um und ging in seine Kajüte.

Paula zuckte zusammen und sah hinab, ihr kamen fast die Tränen. Die Kleine sackte in die Knie und zum ersten Mal kam das Kind in ihr durch. Sie schluchzte und brach in Tränen aus. »Es... es tut mir so leid!«

Miki sagte nichts, fürchtete nur um die Zukunft. Uma hingegen wusste nicht wirklich wo ihr der Kopf stand. Sie sah das kleine Mädchen vor sich an. »Es war nicht deine Schuld! Nein, nein, war es nicht!« Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Wir müssen wachsamer sein, ja viel wachsamer!«

Sie schüttelte den Kopf. » Nein, es war meine Idee meine Phantasie. Ich habe von Anfang an etwas geahnt, aber nichts gesagt... Ich...« Immer mehr Tränen rollten ihre Wangen hinab.

Auch Paula kamen nun wirklich die Tränen, aber sie lächelte und wischte sie weg. »Uma hat Recht, Liebes.«

»Bitte... bitte verzeiht mir! Ich werde später den Boss noch mal..« sie schniefte. »...noch mal fragen ob er... ob er nicht mich bestrafen kann.«

Die große Frau kniete sich zu ihr und lachte, so gut es unter ihren Tränen ging. »Du bist so ein mutiges kleines Mädchen.«
 

Robin hatte das Szenario nur aus aus der Distanz heraus betrachtet. Wieso war er so wütend? Hatten diese kleinen Elfen ihn wirklich so auf die Palme gebracht? So sehr, dass er seine Crew so behandelte und sich von allen abschottete, sogar von ihr? Sie wusste ja, dass er sich von niemand Vorschriften machen ließ und dass er sehr schnell in die Luft ging, wenn man ihn reizte, aber das hier. Irgendwie war ihr sehr unwohl. Das sah gar nicht gut aus. Vielleicht sollte sie zu ihm gehen. Aber wollte er das? Wollte er lieber alleine sein? Was sollte sie tun? Sie war so unsicher. Noch einen Augenblick lang wägte sie hin und her und entschloss sich schließlich es zu versuchen. Vorsichtig schlich sie sich den Gang entlang zu ihrer Kajüte. Gal hatte sich inzwischen Irokos angenommen. Die zwei kannten sich am längsten und hatten irgendwie eine verquere Beziehung. Ein bisschen wie Geschwister oder Onkel und Nichte vielleicht. Zumindest konnte er sie trösten, obwohl sie darauf beharrte später noch einmal mit dem Boss zu sprechen.

Auf leisen Sohlen betrat sie ihre Kabine und lehnte sich an den Türrahmen, sah ihn an, musterte ihn, versuchte seine Stimmung abzuwägen. Er saß an seinem Schreibtisch über einigen aufgeschlagenen Büchern, die er scheinbar gar nicht las, und starrte auf den Log Post, ignorierte sie. Langsam kam sie etwas näher. So wirklich wissen, was sie sagen sollte, tat sie nicht. Die Situation auf der Insel war gelinde gesagt, nervenaufreibend gewesen. Sie hatte sich für Crocodile entschieden... auch wenn es nur auf emotionaler Ebene war. Nun war sie sich sicher, was ihn betraf. Es war ein wenig wie ein Schlag ins Gesicht, auch wenn sie es geahnt hatte. Nur was hatte Crocodile gesehen? Offensichtlich Pluton, und was noch? Sie lehnte sich über seine Schulter, gab ihm einen Kuss auf die Wange, stellte sich dann etwas abseits.

»Willst du lieber allein sein?«

»...«

Unsicher was sie tun sollte, setzte sich auf das Bett und sah ihn noch immer an, schwieg einen Moment. So wütend hatte sie ihn bisher nur einige wenige Male gesehen. »Ich würde dich ja jetzt nur ungern alleine lassen...«

»...«

Ein Seufzen. Erneut verstummte sie, suchte nach Worten, nach irgendeinem Gesprächsthema. Aber vermutlich wollte er das gar nicht hören. Dann, als ihr nichts besseres einfiel, redete sie einfach gegen die Stille an, weil sie sie gerade nicht wirklich ertrug. »Ich nehme einfach mal an, dass du mir sagen würdest, wenn wollen würdest, dass ich gehe... Also... bleib ich hier sitzen.«

Ein paar Sekunden vergingen, einen Augenblick, ein langer Moment, Minuten, fast ewig während. Und sie saßen immer noch da und schwiegen sich an. Schließlich hielt es Robin dann nicht mehr aus und ergriff wieder das Wort.
 

»Ein wirklich komischer Test, was?« Sie erwartete gar keine Antwort, sprach eher mit sich selbst um die gedrückte Atmosphäre etwas aufzulockern. »Jemanden so vor die Wahl zu stellen.« Ihr Blick traf nun seine Gestalt. »Sie haben sich ja schrecklich über dich geärgert.« Ein verzagtes Lächeln umrahmte ihre Lippen. »Wieder so ein Kindertheater was?« Und abermals glitten ihre Augen ab, ins Nichts. »Ziemlich merkwürdig das alles...« Dann murmelte sie leiser, eher zu sich selbst. »Aber es hat einem irgendwie die Augen geöffnet...«

»...«

»...«

»Wenn du mich fragst war das alles die reinste Kinderparty. Und ich hasse diese Kombination...«

Jetzt sah sie ihn wieder an. »Ich weiß, aber sag mal... macht es dich sonst auch so wütend, wie jetzt gerade?«

»...Was?«

»Na ja.« sie winkte ab. »Wir waren jetzt auf mehreren Inseln und jedes mal... naja, jedes mal gab es eine Show mit Special Effects, wenn du verstehst, was ich meine. Ich kenne dich ganz gut, Crocodile. Ich weiß, dass dir das meiste furchtbar auf die Nerven ging und dich teilweise sehr wütend gemacht hat, aber...« Instinktiv richteten sich ihre blauen Augen wieder auf ihn. »Diesmal ist es anders. Du bist sie richtig angegangen, obwohl du weißt, dass uns in ihrer Situation das Gleiche passiert wäre...« Und wieder sah sie weg. »So wütend habe ich dich bisher noch nicht oft erlebt.«

»...Und?« Er wirkte noch immer sehr genervt und wütend, aber zumindest hielt seine Stimme sich ruhig.

Sie sah ihn nicht an. »Etwas hat sich verändert oder war die Insel wirklich so schlimm?«

» ..Wenn ich dich nicht gleich rauswerfen soll, wechselst du lieber das Thema...«

Wieder das Seufzen. »Hm, anderes Thema? Welches nur? Ich nehme an, auf einen blowjob hast du gerade überhaupt keine Lust.« Ihre Augen betrachteten ihre Fingernägel.

»Tss...« das machte ihn nur noch wütender.

Sie schwieg. Scheinbar hatte ihn das nicht ablenken können. Wirklich nicht, was? Vermutlich glaubte er nicht, dass sie es tun würde. Hm, was könnte ihn den sonst noch auf andere Gedanken bringen? Kurzerhand ließ sie sich auf den Rücken fallen. »Ich bin gespannt, was die nächste Insel bringt. Wir sind Pluton ja offenbar dicht auf den Fersen.«

Oh man, sie machte es ja nicht wirklich besser damit. »Ich habe gerade wirklich keine Lust darüber zu reden, Robin... Tss... sie regen mich noch immer auf.«

»Hm, kann deine Laune gar nichts verbessern?«

»...Ich wüsste gerade nichts.«

»Hm...« Ihr Körper richtete sich wieder auf und sah ihn an, bewegte sich dann noch ein Stück, rutschte vom Bett, stand auf und ging auf ihn zu. Sein Körper war noch immer zum Schreibtisch gerichtet und er sah nicht zurück. Ruhig ging sie hinter ihn und legte ihre Arme um ihn, ihren Kopf auf seine Schulter, verfiel in Schweigen. Nichts mehr. Er rührte sich nicht, starrte noch immer auf den Log Post vor sich wie eine Salzsäule. Keine Regung. Nur ein kaum merkbares Senken seiner Lider. Sanft legte sie ihren Kopf gegen seinen, atmete tief ein und wieder aus, drückte sich an ihn, genoss seine Wärme. Mehr konnte sie wohl gerade nicht tun. Er würde sich früher oder später beruhigen.
 

Er gab es nicht gern zum aber ihre Nähe hatte eine unheimlich beruhigende Wirkung auf ihn. Es war fast so als würde man die Luft aus einem Luftballon entlassen, mit einem Nadelstich, und sich dann das ganze in Zeitlupe ansehen. Sie kühlte ihn herab, linderte seine Wut, auch wenn sie die Unruhe hinter seiner Brust nicht gänzlich austreten konnte, die loderte noch immer in kleinen Flammen in seinem Herzen. Er konnte es nicht definieren, wollte es aber auch gar nicht. Er würde es ignorieren, nicht darüber nachdenken, über gar nichts nachdenken, sich nicht beirren lassen. Er wusste was er wollte und niemand würde ihn deshalb verunsichern. Nichts und niemand. Er hatte sein Ziel vor Augen. Unruhig suchte nach Worten, allerdings eher aus Schuldgefühl als aus echter Lust eine Konversation zu führen. Er wollte nicht, dass sie ging und mit ihr zu reden war wohl die einzige Möglichkeit sie daran zu hindern. Auch wenn er andererseits auch keine Lust hatte mit ihr zu reden. Egal wie, er wusste einfach nicht was er tun sollte. Hin und her, vor und zurück. Alles war doch sowieso einerlei.

»...Ich...« Er stockte kurz, legte sich die Worte zurecht. »...überlege wie ich ihnen klar mache, dass sie das das nächstes Mal besser nicht tun...«

Sie hatte ihre Augen geschlossen, sprach so leise und sanft, wie sie es vermochte. »Fremdes Wasser trinken, Pilze zu sich nehmen?«

» Genau. Sich leichtfüßig in Gefahr zu bringen... Diese Vollidioten...«

»Wenn ich das richtig verstanden habe, war es keine Sache von: „Wir haben Durst, also sind wir mal so blöd und trinken was da ist“, sondern...« Einen Moment lang schwieg sie, dann umarmte sie ihn fester. »In Iroko-chans Traumwelt wirst du dazu gezwungen. Genauso wie wir gezwungen wurden... wir hatten alle keine Wahl.«

»Wir konnten uns aber befreien, oder?«

»Konnten wir das? Oder wurden wir freigelassen?«

Die Finger strichen ihm über die Brust. »Wenn sie es nicht gewollt hätten, wären wir noch immer gefangen.« Nun lehnte sie sich völlig gegen ihn, legte eine Hand gegen seinen Hals und strich mit dem Daumen auf und ab. »Du weißt doch, dass Paula, Jazz-kun, Uma-san und Miki... dass sie verlässlich sind. Wie oft haben sie das schon bewiesen? Jeder von uns hat auf dieser Reise schon einstecken müssen. Ich...« Ein paar Sekunden herrschte Schweigen. »Wenn du deswegen wütend sein willst, dann richte die Wut gegen mich. Ich war viel unvorsichtiger.«

»...« Er schien zu grübeln. »...Wann genau meinst du jetzt?«

»Wann immer ich in Gefahr geriet und du mich danach hättest vierteilen können?« Sie lachte leise, nur sehr ruhig. Noch ein bisschen, sie würde es riskieren. Ihre Lippen legten sich sanft an seine Wange und küssten ihn. »Du willst keinen von uns verlieren... Du bist eben ein guter Captain.«

»Findest du?« Eigentlich wollte er nicht, aber es frischte wieder auf. »Ich glaube ich sollte jetzt nur noch allein auf die Inseln gehen und euch alle zurücklassen...«

»Ja, allerdings... ...Hm, aber du weißt schon, dass du Bon niemals davon abhalten wirst können, dir hinterher zu rennen, oder?«

»Und wieso das nicht?«

Sie lehnte sich kichernd gegen ihn. »Weil er seinen Zero-chan niemals allein einer Gefahr aussetzten würde.«

Nun sah er weg, ins Leere. Er wusste auch nicht was mit ihm los war... aber er war noch immer wütend, unterschwellig. Robin reagierte darauf nur, indem sie sich weiter an ihn kuschelte.

»...Meinst du...« Seine Augenlider schlossen sich. »...Die nächsten einhundert Male Deck schrubben reicht als Bestrafung?«

Auch ihre Lider senkten sich und sie dachte wirklich darüber nach. »Klingt hart, aber... ja, vermutlich schon. Was ist mit Iroko-chan? Sie wird noch mal zu dir kommen und um Vergebung bitten.«

»Ts... sie ist so ein dummes Kind... « er sah zur Seite.

»Wir bedeuten ihr sehr viel glaube ich.«

»Ich werde meine Meinung nicht ändern, sie wird nichts für sie tun können.«

Ihre Lippen suchten nach seiner Halsbeuge, tupften Küsse auf seine raue Haut. »Sie ist genauso stur, wie du... Sie ist davon überzeugt, dass es ihre Schuld ist.«

»Ich bin sturer...«

»Und älter. Sie ist dir in Jahren überlegen, solltet ihr diesen Kampf ausweiten. ...Ich glaube... wir sind alle dankbar dafür, dass wie hier sein können, und Iroko-chan ganz besonders...«

» ...« Nun sah er sie nun zum ersten Mal an, skeptisch. »Willst du hier ne Gehirnwäsche an mir vornehmen?«

»Gehirnwäsche?« Sie lächelte verzagt. »Wieso? Sag jetzt nicht, dass ausgerechnet ich deine Meinung ändern könnte.« Ein wenig stubste sie ihn mit ihrer Nase an. »Ich dachte nur, du solltest das wissen, wenn du ihnen deine Bestrafungsmaßnahme vorlegst. Jeder hier gibt sein Bestes und deine Crew ist dir loyal ergeben, folgt deinem Traum... vertraut dir. Sie...« Ihre Augen schlossen sich. »Sie würden jeden deiner Befehle befolgen, dir überall hin folgen. ...Ok, bei Gal Dino und einem Spinnennest wär ich mir nicht so sicher.«
 

Er sah wieder weg ins Leere. Sie hatte Recht, warum eigentlich? Warum waren sie noch hier? Weil er ihnen Angst machte? Pluton? Sie könnten doch auch einfach gehen... Robin, bei ihr war er sich als einzige sicher warum sie bei ihm war. Aber der Rest... waren sie wirklich so loyal?

»Du bist ihr Captain und sie glauben an dich. ...Ich denke, selbst als es nur Arabasta und Baroque works war. Hast du schon Mal gemerkt wie du schaust, wenn du von deinen Träumen sprichst? Von Freiheit, von Abenteuer? Du strahlst so sehr... es ist anziehend.«

Was meinte sie? Pluton? Die See? Oder... was? » ...Auch auf dich?«

Sie küsste ihn nun auf den Mund, nur leicht, wie ein Hauch. Sie lächelte. »Ja.«

Sein Blick trieb zu ihr, in ihre Augen, hakte sich in ihr fest, ließ sie nicht mehr los. Und sie hielt ihm stand, hatte nichts mehr zu verbergen, nichts mehr. Schließlich, als er nichts in ihren Augen fand außer Ehrlichkeit, senkten sich seine Augenlider wieder und er seufzte leise, kaum hörbar.

»Ich glaube, wir würden uns immer wieder für dich entscheiden... Captain.«

»...« Erneut sah er auf den Log Post. Er wollte antworten, aber er konnte nicht.

»Hey.« schmunzelnd vergrub sie ihr Gesicht in seinem Haar, roch an ihm. »Benutzt du mein Shampoo?«

»Mach dich nicht lächerlich, ich benutze kein Frauenshampoo.«

»Hmmm...« Behutsam strich ihm durchs Haar. »Oha, du solltest dir mal wieder die Spitzen schneiden... sonst siehst du am Ende aus wie Struwwelpeter.«

»Haben wir etwa einen Frisör an Bord?«

»Lass mich doch ran.«

»Keine Chance, dann seh ich doch aus wie ein ausgekotzter Schuh.«

Sie lachte etwas. »Als wenn mir nicht daran liegen würde, dass das nicht der Fall ist. ...Immerhin... möchte ich nichts kaputt machen, was ich mag.«

Crocodile sah sie nun wieder an, tief und seltsam unruhig. Er wollte nicht, aber es brach einfach an die Oberfläche, sprudelte einfach aus ihm heraus, weil es ihm so auf der Seele brannte. »...Was wirst du tun, wenn wir Pluton gefunden haben?«

Darauf stockte sie. Ihr Kopf schwebte beinahe über ihr. »Nun...«

...Sie stockte. Was sollte das bedeuteten? Hieß das... hieß das etwa... sie hatten Recht?

»Du willst, dass ich ehrlich bin, nicht wahr?«

Er sah weg. Eigentlich wollte er es nicht, obwohl er es sich nicht eingestehen wollte. »...«

Ein Schlucken, dann drückte sie ihn an sich. »Ich will mich eigentlich nicht von dir trennen... aber...«

»...«

»Ich weiß nicht, was dann passiert.« Und wieder murmelte sie. »Außerdem ist unser Vertrag damit erfüllt.«

»...Heißt das, du würdest nicht an meiner Seite bleiben, wenn wir es finden?« Jetzt sah er sie wieder an.

Auch sie blickte ihn an, schien beinahe schon verzweifelt. »Ich habe mich schon entschieden... was danach passiert liegt in deiner Hand...«

» ...Und für was hast du dich entschieden?«

Kurz sah sie zur Seite, weil sie seinen Augen nicht stand hielt, dann holte sie tief Luft und zwang sich ihn wieder anzusehen. »Für dich...«

Für einen Augenblick senkten sich seine Lider, dann hoben sie sich wieder und seine Iris war fest, wenn auch unruhig. »Robin...« Nur ein kleiner Moment verging. »Ich will Pluton.«

»Ich weiß,,,«

»Aber...« Er wirkte fast ein bisschen müde. »...gerade möchte ich, dass du mich küsst und endlich aufhörst zu reden...«

Als einzige Antwort darauf spürte er ihre Lippen über seine Wange gleiten.
 

Am nächsten Morgen waren alle spät aufgestanden. Zwar hatte Paula bereits Frühstück gemacht, aber sie wollte ihrem Boss nicht wirklich über den Weg laufen und hatte deswegen den Tisch gedeckt und alleine mit Uma und Miki gegessen. Am vorherigen Abend war nicht mehr viel geschehen, Crocodile war nicht mehr aus seiner Kajüte herausgekommen und hatte sie scheinbar ignoriert. Ihr graute es etwas davor ihn wiederzusehen, ihre Strafe zu erfahren. Was war eigentlich mit Iroko passiert? Sie grübelte, während sie am Bug des Schiffes stand und auf die Insel sah. Die meisten waren schon wach, nur der Boss hatte sich noch nicht blicken lassen. Auch Jazz, Uma und Miki waren auf dem Deck, wirkten aber nicht sonderlich fröhlich. Gal und Bon putzten sich gerade die Zähne und Iroko hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen. Robin hatte sie auch noch nicht gesehen

Paula war in Gedanken verloren, als sie plötzlich zusammen zuckte. Die Tür der Kajüte hatte sich geöffnet und sie erkannte die Schritte sofort... Nur kurz zögerte sie, aber schließlich drehte sie sich um und sah ihn an, er stand genau vor ihr, nur wenige Schritte von ihr entfernt und sah sie undefinierbar an. Er sah gut aus wie immer, aber dieses Mal machte sie das nur noch wehmütiger. Einen langen Moment sah er sie einfach nur an, dann nickte er in Richtung Heck und deutete ihr an ihm zu folgen. Er steuerte auf die anderen zu. Gehorsam folgte sie ihm zu den anderen Dreien und stellte sich dann nahe an Jazz heran, blickte überall hin, nur nicht in die Augen ihres Bosses. Jazz hingegen sah seinen Boss stumm an, hielt als einziger seinem Blick stand. Crocodile wirkte distanziert, noch immer etwas wütend, aber dennoch ruhig.

»Ich denke ihr wisst, was ihr gestern für ne Scheißaktion abgezogen habt...«

Keiner erwiderte etwas.

Ihr Captain wirkte sachlich, wenn auch streng. »Ich denke ich muss euch auch nicht sagen, dass das in einer anderen Situation richtig ins Auge hätte gehen können. Ihr pennt, während eure Kameraden vielleicht in Schwierigkeiten stecken, ihr seid eine Last am Bein, müsst gerettet werden... Ich habe euch für diese Reise ausgewählt, weil ihr stark und fähig seid. Und nicht weil ihr gerne während eines Kampfes picknicken geht.« Dafür sorgte Miss Goldenweek schon.

»...«

Seine Arme verschränkten sich. »Wenn ihr sowas noch mal abzieht, werf ich euch über Bord.«

Paula sah nun auf, in sein Gesicht und zuckte ein wenig zusammen.

» Also...« Er sah jeden tief in die Augen, sofern sie ihn ansahen. »Ihr habt für die nächsten hundert Mal Dienst auf dem Deck und unter dem Deck. Ich will, dass hier alles blitzt und ich vom Boden essen kann, wenn ich das will. Das sollte reichen...«

»...« Nun wurden Paulas Augen groß. Was? Mehr nicht?

»Ach und... « Crocodile entfaltete seine Arme wieder. »Ihr werdet, solange wir auf dieser Insel sind, auf dem Schiff bleiben und drauf aufpassen...« Damit drehte er sich um und schritt wieder hinab.

Paula sah ihm verwirrt hinterher, dann zu den anderen Dreien. »...«
 

Robin kam etwa zur gleichen Zeit mit einer Tasse frisch gebrühten Kaffee an Deck und stellte sich an die Reling, mit Blick zur Insel. Er zögerte nicht lange, sondern kam geradewegs auf sie zu, schenkte ihr einen undefinierbaren Blick. »Ist Iroko immer noch beleidigt?«

Sie nahm einen großes Schluck. »Sie ist nicht beleidigt, sie ist verletzt. Auch wenn wir das gern vergessen...« Ein Seufzen. »...und sie es nicht gerne zeigt, sie ist nun mal noch ein Kind.«

Auch er seufzte »Na dann kann sie ja bei ihren Freunden an Deck bleiben, was?« Dann zögerte er, sah sie skeptisch an. »Du willst nochmal auf die Insel, oder?«

»...Ja.«

» Ts...« Er sah ebenfalls auf die Insel. Er hatte es doch gewusst... verdammt. »Und was willst du da?«

»Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber ich und Bon haben seit der Begegnung mit diesen drei Mädchen nichts mehr gegessen, weil wir ihnen unser Proviant gegeben haben und ehrlich gesagt...« Sie sah ihn an und lächelte. »Mir knurrt der Magen.« Erneut schwang ihr Fokus zur Insel. »Wir müssen Proviant besorgen, also ich und Mister 2. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Elfen ein so schlechtes Gewissen haben, dass sie uns gerne helfen.«

»Sollten sie auch...« Crocodile verschränkte die Arme, stützte sich gegen die Reling und sah sich auf dem Deck um. Gerade in diesem Moment kamen Uma und Miki auf das untere Deck zu ihnen und er sah sie nur streng an. »Angeln.«

Sofort befolgten sie seinen Befehle ohne auch nur den geringsten Mucks von sich zu geben. Selbst die Rothaarige hielt die Klappe.

Daraufhin richteten sich seine Augen wieder auf seine Partnerin. »Und du erwartest, dass ich euch alleine gehen lasse?«

Sie allerdings erwiderte es nicht. »Das musst du entscheiden, du bist ja der Captain. Aber... es droht uns keine Gefahr.«

»Glaubst du?« Und wieder sah er weg. »Ich zumindest habe keine Lust das Risiko einzugehen...«

»Dann kommst du also mit?«

»Gezwungener Maßen.« Sein Blick verfinsterte sich etwas. »Obwohl ich nicht übel Lust hätte diese fliegenden Mistviecher in noch kleinere Stücke zu hacken... Aber scheinbar wissen sie wie lange der Log braucht und wenn wir hier Monate bleiben müssen, dann will ichs wenigstens wissen...«
 

Nach ein paar längeren Minuten, kam Robin mit Bon Clay wieder exkursionsbereit an Deck und zusammen mit ihrem Captain machten sie sich auf den Weg nochmals die Insel zu betreten. Mister 2 war ganz erpicht darauf gewesen, die Insel genau so vorzufinden, wie es ihm berichtet wurde, aber er wurde enttäuscht. Noch immer lag das mysteriöse Eiland lang und dünn vor ihnen, aber die Farben, die ganze Atmosphäre, selbst das Relief hatte sich gewandelt. Was zuvor wie eine Frühlingsinsel wirkte, hatte sich nun in eine paradiesische Sommerinsel verwandelt. Der Strand war mit weißem, seidigen Sand umringt, überall gab es hohe Palmen, die sich sanft im Wind schwangen und viel Schatten spendeten. Eigentlich wirkte alles hier wie eine Wüste, aber es gab so viele Bäume und so viele Pflanzen, auch mit Blumen, das es einem eher wie ein Paradies vorkam. Der Boden war durch und durch mit Sand bedeckt, selbst die Erde, wenn sie hervorstach, war hell und sandig. Und dennoch blühte alles um sie herum in vollster Pracht. Es war warm, aber nicht heiß und der salzige Wind der See trieb ihnen erfrischend entgegen.

»Ohhhhhh!« Sofort wirbelte Mister 2 in vollster Blüte herum. »Es ist wundervoll! Oh, aber anders als Iroko-chan es beschrieben hat. Hmmmm~.«

Robin grinste dabei nur stumm in sich hinein. Sie konnte sich ganz gut vorstellen, was jetzt passiert war. »Tja, sieht aus als müsste die Phantasie von jemand anderem herhalten.«

Crocodile sah sich skeptisch um, genervt. » Und wessen sollte das sein?« Obwohl er die Antwort bereits kannte.

Sie sah ihn an. »Meine ist es nicht und Bon...« Ihr Blick rutschte zu ihm herüber, der verwirrt aber glücklich sein Ballett aufführte. »...kommt es wohl auch nicht bekannt vor.«

»Tss. Ich frage mich ob der Proviant hier uns wirklich satt macht oder sich in unseren Mägen in Luft auflösen wird, wenn sich hier eh alles verändert, wie das Wetter ist...«

»Was ihr seht, ist alles echt.« Kam es plötzlich von über ihren Köpfen. Nao schwebte ihnen entgegen und grinste. »Na? Wieder abgeregt? Yuri und Saki waren der Meinung, dass wir uns entschuldigen sollten... Nicht dass mich das interessieren würde, aber bitte sehr. Nehmt euch was ihr braucht.«

Er erkannte den kleinen Mann sofort und sein Auge zuckte unwillkürlich. »Aha...«

Robin nickte ihm hingegen freundlich wie immer zu. »Die Früchte und alles... es ist echt?«

»OH MEIN GOOOOOTT!!!« Bon starrte die kleine Elfe fassungslos an. Nur kurz verharrte er, schluckte, rieb sich die Augen. Dann hoppelte er auf ihn zu, schwebte und flog wie ein Schwan, trällerte aus vollster Kehle. »Eine Elfe, eine waschechte Elfe! ...Ooooh, wenn meine Mutter das sehen könnte!« Elegant wirbelte im Kreis, ließ die Sonne sein Haupt erglitzern, tanzte noch etwas mehr. »Ohhhh, welch wundervoller Tag, heute habe ich alles gesehen!«

Die blauhaarige, freche Elfe wich erschrocken zurück. »W... wa... was ist denn mit dem los?«

»Ignorier ihn.« Crocodile verschränkte die Arme und sah ihn streng an. »Wie lange brauch der Post um sich zu setzen?«

Nao schwebte hastig weiter nach oben, wich dem großen Mann in pink immer wieder aus, welcher ihn zu fangen versuchte. »Was fürn Freak.« Schließlich, als er so weit oben war, dass ihn Bon nicht mehr erreichen konnte, wandte er sich wieder an Crocodile. »In Stunden oder Tagen Mensch?«

»Tagen.«

»Zirka fünf.«

»Tss...«

Da sich der Captain wieder abwand, richtete sich die Elfe wieder an die Frau. »Alles auf der Insel ist echt. Solange der Traum existiert, existiert auch was ihr seht.«

»Heißt das ich muss an was denken und schon existiert es?« mischte sich Crocodile sarkastisch ein.

Nao verschränkte die Arme. »Nein, wir entscheiden, was wirklich wird und was nicht. Die anderen haben sich entschieden dir den Gefallen zu tun, alles so wirken zu lassen, wie es in deiner Phantasie...« Er zögerte kurz, suchte nach einem passenden Wort. »...akzeptiert wird. Mir gefällt ja die Traumwelt des Mädchens besser aber bitte sehr, sie haben mich überstimmt.«

»Und?« Er war noch immer mies drauf, allerdings eher defensiv. »Wo sind dann die ganzen hübschen, halbnackten Frauen? Und sagt nicht sowas ist nicht wichtig.«

Darauf lachte die Elfe. »Würde mir nie einfallen.« Dann wirkte er fast traurig. »Es ist nicht in unserer Macht echte Menschen zu erschaffen, aber wenn du willst schicken wir dich gern wieder in eine abgeschottete Welt, in der du so viele nackte Frauen haben kannst, wie du willst.«

»Nein, danke.« er winkte ab.

Robin hatte sich unterdess umgewandt und bereits Ausschau nach einigen Früchten auf einem Baum gehalten. »Hey Bon, mach dich mal nützlich.«

Bon, der noch immer um Nao herum tanzte und versuchte ihn einzufangen, lauschte bei der lieblichen Stimme seiner Lieblingsagentin auf und bereits im nächsten Moment schwang er sich anmutig zu ihr herüber. »Ohhh, Robin-chan! Ich eile, ich eile!«

Nao kam nun näher und erklärte ihnen die verschiedenen Früchte, außerdem zeigte er ihnen einen kleinen Fluss in dem man Fische einfach so mit der Hand herausholen konnte. Bon biss in einen Apfel, oder zumindest etwas das so aussah, und verzog dann das Gesicht. »Ihhh, das ist ja Alkohol!«

Der Elfenmann lachte. »Ja, beschwer dich nicht bei mir.« Seine Finger deuteten auf Crocodile. »In seinem Kopf gibts viel Whiskey oder wie das heißt.« Dann deutete er auf eine Art Bananenfrucht. »Die würd ich auch nicht empfehlen, die schmeckt nach Tabak.«

Bon Clay hörte schon gar nicht mehr zu und sprang zu dem kleinen Fluss, mit den Fischen. Doch als er sich über das Wasser beugte, quieckte er auf. »Ohhhh, nackte Frauen!« Hastig griff er nach Robins Arm und zeigte es ihr. »Schau mal, sie spiegeln sich im Wasser!«

Genervt deutete Crocodile auf einen Melone dicht neben Bon und Robin. »Und? Wonach schmeckt die da?«

Ein verschlagenes Grinsen erschien auf dem Gesicht der Elfe und er nickte in Richtung Robin. »Alles, was du willst, Alter.«
 

Mister 2 deutete noch immer auf die Weiber und trällerte ihnen etwas vor, während Robin unbeeindruckt ein paar Fische fing.

Crocodiles Augenbraue hob sich etwas an. »Ich versteh nicht...«

Das Grinsen seines Gegenübers wurde breiter. »Beiß doch einfach mal ab, du wirst schon sehen.«

Er sah ihn noch immer skeptisch an, ging dann aber auf sie zu. »Wenn die alle nach Whisky und Tabak schmecken, brauchen wir auch gar nichts mitnehmen...«

»Hey, das schmeckt aber schon nach Fisch, oder?« Robin sah Nao an. Dieser schwebte zu ihr, grinste Crocodile nur noch mal an, wandte sich dann wieder der Frau zu. »Ja, Fisch schmeckt nach Fisch. Ein paar Früchte schmecken auch so, wie sie eigentlich sollten. Ich kann dir zeigen welche.«

Crocodile besah sich die Melone einen langen Moment, zögerte noch immer, dann aber wollte er es wagen und biss hinein, nur ganz wenig, stockte und runzelte die Stirn.

»Na?« Nao musste sich zusammenreißen nicht loszuprusten. »Gut getroffen, was?«

Sein Blick war zunächst skeptisch, dann verfinsterte er sich etwas. »Das ist irgendwie... geschmacklos von euch...«

Nun lachte die Elfe los. »Hahaha, alles nur in deiner Phantasie, Mensch. Hahaha!«

Bon Clay kam nun näher. »Hm, wonach schmeckt die Melone denn, Zero-chan?«

Er sah Bon an, dann warf er die Melone wieder zu Boden, seufzte genervt. »Nach Robin, wenn sie scharf ist...«

Sein Agenten starrte ihn an. »Eeeeeeeeeeecht??? Woa, woa, woa!« Er wirbelte aufgeregt umher. »Das MUSS ich probieren!«

Robin war aufgeschreckt und rot angelaufen, hängte sich nun fast panisch an Bon an und zog ihn zurück. »WAS?! Das kannst du vergessen!«

»Meeeee, Robin-chaaaaaan!« quengelte er und stritt sich mit ihr um die Melone, nach der er immer wieder griff, und die sie ihm immer wieder aus der Hand schlug. Über ihnen lachte sich Nao derweil schlapp und kugelte sich in der Luft hin und her.

Das reichte Robin, sie war fuchsteufelswild und so was von beschämt. Ihr Gesicht glich einer genmutierten Tomate. »Ihr seid doch nicht ganz dicht! Lasst den Unsinn gefälligst!«

Der kleine Mann lachte noch immer. »Hahahaha, beschwert euch doch nicht immer bei mir! Das Konzept ist doch leicht zu verstehen, oder? Die Dinge hier, sind so wie er sie mag.« Er zeigte wieder auf Crocodile. »Und offenbar mag er deinen Geschmack.«

Dieser war genervt, von Scham keine Spur, wie immer eben. » Ich möchte keine Früchte an Bord haben die nach was anderen schmecken, als sie schmecken sollen.«

»Hm, wie schade.« Die Elfe war noch immer am Lachen, riss sich aber ein bisschen zusammen. »Ihr Menschen seid wirklich manchmal schwer zu verstehen, aber bitte sehr. Dann schmecken die Dinge hier eben wieder so, wie dein Verstand meint, dass sie schmecken sollten. Aaaach, der Verstand ist so langweilig.« Er stemmte die Hände in die Hüfte und lachte schallend. »Eure Gefühle sind viel spaßiger und spannender!«

Robin starrte auf die Melone vor sich, biss dann vorsichtig ab. Ja, es schmeckte nach Melone... Gott sei Dank. Sie atmete hörbar laut aus. Bon nutzte die Gelegenheit und schnappte sich nun eine der Früchte und biss schnell ab. »Hmm, du schmeckst also nach Melone, wenn du scharf bist?«

Robin zog ihm wütend mit einer Hand, die aus seinem Rücken wuchs einen über den Schädel, so dass die Melone auf den Boden fiel. »Nein, du Depp, natürlich nicht.«

Crocodile lachte nun zum ersten Mal und sah seinen Agenten an. »Soll ich dir sagen wonach sie schmeckt?«

»Awwwww, Zero-chaaaaan! Ja, ja, ja! Biiiiiiiitteeeeee!«

»Wag es ja nicht...« Sie spie förmlich vor Scham und ihr Blick hätte wohl jeden anderen zu Eis gefrieren lassen. »Wenn du Nico-chan jemals wieder sehen willst, hältst du besser den Mund!«

»Hääääääh? Wer ist DAS denn?!« Bon sprang aufgeregt von einem zum anderen.

Er grinste sie an, verschlagen. »Ach komm schon, Robin-chan. Wieso darf er es denn nicht erfahren?« Sein Blick traf wieder seinen Agenten und er grinste noch breiter. »Stells dir einfach süß vor.«

Während Nao vor Lachen losprustete, sich den Bauch hielt in den Tränen ausbrach, wirbelte Bon wieder herum und schmiegte sich an seine Lieblingsagentin. »Ahhhh, natürlich! Ach Robin, ich wusste doch, dass du süß bist!«

Wütend entzog sie sich ihm. »Ja ja, schon gut! Lass mich in Ruhe und such dir lieber was zu essen!«
 

Noch eine ganze Weile ging das so weiter und Crocodile kam nicht umhin Robin immer wieder zu ärgern, worauf sie am Ende so sauer war, dass sie keinen der beiden Männer mehr auch nur eines Blickes würdigte. Nao hingegen genoss das Schauspiel und zeigte ihnen eher beiläufig, wo sie noch mehr Proviant finden konnten. Nachdem sie schließlich so viel hatten, dass sie nichts mehr tragen konnten, verabschiedete sich die kleine Elfe von ihnen mit einem frechen Grinsen.

»Hat Spaß mit euch gemacht. Und der Typ ist eigentlich ziemlich witzig.« Er deutete erneut auf Crocodile. »So hab ich lange nicht gelacht, man.«

»Ja ja, schon gut.« Robin wandte sich ab und lief einfach voraus, würde sich nicht mehr auf diesen Kinderkram einlassen. Das war überhaupt nicht komisch gewesen, ganz und gar nicht. Aber zum Glück hatten sie ihre Traumwelt nicht als Schablone genommen, das hätte unter Umständen peinlich werden können.

Bon verbeugte sich währenddessen einmal vor der Elfe. »Elfen... nicht zu fassen. Einfach nicht zu fassen.«

Nao nickte nur, grinste über das ganze Gesicht und winkte ihnen nach. »Bye bye, Freak!<<



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Misskittyinlove1
2016-04-06T20:47:33+00:00 06.04.2016 22:47
Ich hab Tränen in den Augen vor lachen. :D
Von:  -NicoRobin-
2010-10-17T22:02:41+00:00 18.10.2010 00:02
Das Kapitel war echt toll. ^^

ich kam garnicht mehr raus aus dem lachen. Besonders bei
crocodiles Traumwelt. xDDD


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