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Wie weit...

...muss ich gehen?
von

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four

4.
 

» Mein leben ist einsam «
 

Er zuckt zusammen. Ich weiß, dass mein Biss ihm schmerzt, doch ich halte ihn fest. Seine Muskeln und Sehnen verkrampfen sich und er hält die Luft an. Er hat nicht damit gerechnet, dass ich wirklich zubeiße. Weil er mich nicht ernst nimmt. Doch er hat mich ernst zu nehmen, denn ich stehe über ihm. Ich weiß, dass er Angst hat. Angst vor meiner Nähe. Ich sauge an der Wunde und es ist Balsam für mein Gemüt, als ich das Blut auf meiner Zunge schmecken kann. Ich lasse sein Handgelenk los und meine Hand streichelt sanft an seinem Arm hoch und runter. Ich will, dass er sich entspannt und beruhigt, dass er wieder atmet und mir vertraut. Ich ziehe meine rechte Hand aus seinem Haar und beginne wieder, seine Haut zu streicheln, seinen Nacken zu kraulen und ihm Zärtlichkeiten zukommen zu lassen, die er von mir nicht kennt. Vor denen er Angst hat. Ich dränge meinen Leib an den seinen und ich spüre, dass ich immer mehr will. Ich will immer mehr von ihm, ich will ihm näher sein, noch näher, als jetzt. Unsere Körper aneinander zu pressen, reicht mir nicht!
 

» Ich bin zu schwach um aufzustehen «
 

Ich atme einige Male tief ein und aus, ziehe seinen Geruch ein und genieße ihn. Ich warte darauf, dass meine Gefühle abschwellen und ich mich beruhige. Doch nichts der gleichen tritt ein. Ich spüre stattdessen, dass ich immer mehr will und ich bemerke mein Triumphgefühl, als er wieder flach atmet und er sich langsam entspannt. Ich streichle ihn weiter, gebe ihm mehr Nähe und ich bemerke, dass er sie plötzlich annimmt. Oder bilde ich es mir nur ein? Langsam wird mir klar, dass nicht nur meine blutdurstige, sondern auch meine friedliche Hälfte seine Nähe sucht. Sie beide suchen Liebe, Wärme, Nähe und Schutz. All das, was Kurogane gibt und geben kann.

Langsam lasse ich locker, ich lasse von der Wunde ab und lecke mir ausgiebig über die Lippen. Sein Blut schmeckt süß und unbeschreiblich gut für mich. Es zieht mich an und es macht mich genau so taub, wie der Rest von ihm. Ich ziehe den Kopf nicht weg, doch langsam öffne ich mein Auge und mein Blick geht ins Leere.

Ich will mehr.

Mein Hunger will einfach nicht vergehen. Ich habe so viel Nachholbedarf, ich will so viel schmecken, so viel spüren. Mein Körper räkelt sich, versucht verzweifelt, dem seinen immer näher zu kommen. Ich streichle weiter über seine Haut, meine Hand fährt seinen Arm hoch und legt sich ruhend auf seine Schulter.
 

» Gestreckt auf dem Boden wie gelähmt «
 

Ich will nicht, dass dieser Moment schon aufhört. Ich fühle mich wohl so nah bei ihm. Er verteilt das kräftige Kribbeln aus meinen Fingerspitzen in meinem ganzen Körper und er gibt sich mir freiwillig hin, weil ich danach verlange. Er gibt und ich nehme. Und das ist so, seit wir uns das erste Mal gesehen haben. Ich nehme viel von ihm. Ich nehme seine Zeit, seine Aufmerksamkeit, seine Gefühle, seine Beachtung, seine Nähe und nicht zuletzt auch seinen Körper und sein Leben. Er hat mich gelehrt, dies alles zu nehmen. Erst nahm ich nur unbedeutendes, alles andere… und sein Leben? Sein Leben warf er mir achtlos vor die Füße. Immer und immer wieder. Er riss es sich vom Leib und hielt es mir hin, ob blutgetränkt oder von Schmerz zerfressen. Ob nett verpackt oder lieblos dahin geworfen. Er bot es mir immer wieder an und nun habe ich es widerwillig angenommen. Doch langsam, Stück für Stück, gelingt es mir, gefallen daran zu finden. Ich beginne, etwas zu empfinden für dieses Leben, das er mir schenkte. Mir aufdrängte. Aufzwang. Ich beginne, etwas daraus zu machen. Wenn auch nur langsam und nur mit seiner Hilfe. Doch ich tue es.
 

» Der Himmel ist zu schwer «
 

Doch ich spüre immer wieder, wie mein Gemüt wie eine schwere schwarze Wolke über mir hängt und immer wieder zucken Blitze und der Donner grollt, wenn ich wage, sein Leben zu genießen.



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