Zum Inhalt der Seite

Die Liebe ist schon eine verrückte Sache...

xXDaikenXx
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Schuldgefühle

++++Kapitel 16++++

Schuldgefühle
 

„Man, wo bleibt denn Motomiya schon wieder? So lange kann es doch nicht dauern ein Klo zu finden.“ knurrte Yamato genervt und stieß dabei in seinem Frust den bis eben friedlich schnarchenden Tai von sich, welcher in den letzten vergangenen Minuten seine Schulter abartiger Weise triefend nass vollgesabbert hatte.

Dieser ließ einen schrillen Schrei los, als ihm bewusst wurde, dass er gerade kurz davor stand harte Bekanntschaft mit dem Boden zu machen. Doch dieser Schrei konnte ihn davor nicht bewahren, wirklich auf den Boden aufzuschlagen. Sich schmerzend die Stirn reibend setzte er sich im Schneidersitz auf den Boden und blickte seinen Freund wehleidig an. „Mah, Yama! Was sollte das denn schon wieder?“

Ignorant überschlug der gefragte seine Beine und ging gar nicht erst auf die Frage ein.

„Hast du etwa schon wieder deine Tage oder wie? – Musst du das denn immer an mir auslassen?“ beschwerte sich der Brünette während er aufstand um sich wieder neben seinen Freund zu setzten, dieses Mal jedoch mit einem respektvollen Sicherheitsabstand. Das waren solche Momente, die Taichi nicht besonders gut leiden konnte. Immer wenn sein Yama derartig pissig war, musste er jeden Augenblick damit rechnen von diesem eine geklebt zu bekommen, selbst wenn er ausnahmsweise wirklich mal unschuldig war. Er fragte sich, wer dem blonden Schönling denn dieses Mal die Laune verdorben hatte, zumindest war er sich sicher, dass er selbst nicht der Auslöser war.

Genervt grummelte Yamato als er einen erneuten Blick auf die große Uhr vor ihm an der Wand warf.

Tai folgte dem Blick seines Freundes, verstand aber nicht so ganz, was die Uhrzeit mit seiner schlechten Laune zu tun hatte.

Schwer seufzend ließ sich Miyako neben dem Brünetten nieder.

Interessiert wandte Taichi seinen Blick von Yamato ab und musterte die junge Frau neben sich. „Hast ihn wohl nicht gefunden, ne?“

Erneut seufzte sie. „Nein… Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Ich bin das ganze Gebäude abgelaufen, habe aber trotzdem nicht die kleinste Spur finden können.“

„Verstehe. – Vielleicht haben die einfach ein falsches Namensschild an die Tür gehängt!“ verkündete der Brünette seine tolle Idee, worauf Miyako nur skeptisch eine Augenbraue heben konnte.

„Wenn du meinst.“ antwortete sie nach einer Weile, in der sie erwartungsfreudig von dem älteren angeglotzt wurde. „Wo ist eigentlich Motomiya?“

„Keine Ahnung.“ meinte Tai Schultern zuckend.

„Der ist vor über einer dreiviertel Stunde aufs Klo gegangen.“ klärte Yamato die beiden grimmig auf, ohne sie auch nur anzusehen.

Die beiden sahen den Blonden zunächst verständnislos an, ehe ihnen wieder einfiel, wie Daisuke gewöhnlicher Weise tickte…

„Aber selbst für den ist das doch ungewöhnlich lang. – Ob er sich verlaufen hat?“ fragte Miyako in die kleine Runde.

„Möglich.“ kicherte Tai belustigt. „Ihn zu suchen würde aber sicher nichts bringen. Am besten warten wir hier. Irgendwann wird er schon wieder auftauchen.“

Und wie es Tai vorhergesagt hatte, stieß wenige Minuten später Daisuke wirklich zu ihnen.

„Boah, da seid ihr ja. Ich habe euch überall gesucht!“ fing Daisuke unvermittelt an als er atemlos zum Stehen kam. Irgendwann auf seinem Rückweg hatte er angefangen zu rennen und das obwohl er nicht einmal wusste warum, geschweige denn es überhupt bemerkt hatte.

„Du meinst wohl eher, dass du dich verlaufen hast und endlich zurückgefunden hast.“ Erwiderte Tai belustigt.

Nichts verstehend glotzte der jüngere Brünette den älteren an, schüttelte dann aber schnell den Kopf. „Das stimmt zwar, aber ihr werdet nicht erraten, was ich für eine Entdeckung gemacht habe!“

„Dass die Toiletten hier anders aussehen, als die in den Staaten?“ kommentierte Miyako ihn zynisch.

„Äh, nein. – Ich habe IHN gefunden.“ Verkündete er freudig und grinste die drei vor sich breit an.

Die wiederum zogen die Stirn kraus. Eine betretene Stille entstand, in der sie überlegten, wen Daisuke meinen könnte.

Plötzlich stieß Miyako einen Freudeschrei aus. „Du hast Ken gefunden? – Echt?“

Erschrocken wich Daisuke ein Stück zurück, als sie plötzlich wie aus dem Boden geschossen vor ihm stand und ihn erwartungsfreudig ansah. „Ja?“ erwiderte er verunsichert.

„Wo? Wo ist er?“

„Im Zimmer B drei fünf … sechs?“

Wie von der Tarantel gestochen sprintete Miyako los, ohne die anderen weiter zu beachten.

„Nein, das war B 256!“ verwirrt schaute er sich um. „Wo ist sie denn hin?“

„Auf dem Weg zum falschen Zimmer.“ antworteten Yamato und Taichi synchron.

Eine hämische Grimasse schneidend grinste er die beiden älteren an. Ohne dass er es beabsichtigt hatte, hatte er Miyako eins ausgewischt und dass er darauf stolz war, war nur schwer zu übersehen. Warum es ihn derartig erfreute, wusste er eigentlich nicht. Inzwischen waren doch bereits drei Jahren vergangen, in denen er sie nicht gesehen hatte, wenn man von der Begegnung auf der Hochzeit im Frühjahr mal absah, und gleich am ersten Abend – oder eher Nacht? – gelang ihm etwas unbeabsichtigt, wovon er früher nur hatte träumen können?

„B 256 sagtest du? Lasst uns doch hingehen, vielleicht treffen wir ja doch auf sie und das Missverständnis kann aufgeklärt werden.“ Schlug der Blonde vor und zog beim Aufstehen Taichi mit auf die Beine.

„Warum nicht.“ antwortete Daisuke Schultern zuckend. Reingelegt hatte er sie so oder so schon.

„Wie hast du ihn eigentlich gefunden?“ fragte Tai neugierig als sie losgingen.

„Zufall würde ich sagen.“ Er weigerte sich strikt dagegen, diesen „Zufall“ als etwas wie Schicksal zu bezeichnen. Er hätte ja schließlich genauso gut in jedes andere Zimmer gehen können, dass es letzten Endes das Kens war, konnte einfach nur dem Zufall entsprungen sein.
 

In der Zwischenzeit hatte Miyako ihr vermeintliches Ziel, das Zimmer B356, erreicht. Völlig außer Atem stand sie vor der Tür. ‚Oh man, ich hätte doch den Fahrstuhl nehmen sollen… viel zu viele Stufen…‘ Verwundert blickte sie um sich, denn erst jetzt bemerkte sie, dass diese Etage hier nur mäßig beleuchtet war, besonders im Vergleich zu den anderen, die sie bislang zugesicht bekommen hatte. Lediglich aus dem Raum vor ihr trat etwas Licht, in allen anderen war es dunkel. „Komisch.“

Etwas verunsichert legte sie den Kopf schief. ‚Wo sind denn eigentlich seine Eltern hin? So, wie ich sie kenne, würden sie doch aufpassen, dass ich auch ja nicht zu ihm komme. – Aber ich sehe keinen der beiden hier.‘ Dass sie womöglich im Zimmer bei ihm sein könnten, schloss sie aus, denn dann müsste sie sie ja reden hören, oder etwa nicht?

Kurzerhand endschied Miyako sich für den Überraschungseffekt, mit der festen Überzeugung, dass man sie dann schlecht rausschmeißen konnte. So riss sie förmlich die Tür auf, stockte aber sofort, als sie feststellte, dass sie sich definitiv im falschen Zimmer befand.

Im Inneren des Raumes waren gerade eine Schwester und ein Arzt direkt vor ihren Augen kräftig dabei miteinander rumzumachen. Erst beim genaueren Hingucken erkannte Miyako die Schwester wieder, als die, die sie vorhin so unhöflich an der Rezeption abgewiesen hatte. Besagte Schwester bemerkte sie just in diesem Augenblick und sah sie erschrocken an.

Ohne weitere Umschweife schloss Miyako die Tür wieder. In ihrem Kopf begann es nun zu rattern. Stand sie eben noch stumm da, breitete sich ein fieses Grinsen auf ihrem Gesicht aus und ein leichtes hämisches Lachen entrann ihrer Kehle. „Jetzt habe ich was in der Hand. Na warte, du wirst es noch bereuen, mich so unfreundlich behandelt zu haben!“ Bestens gelaunt ballte sie ihre Hand zur Faust und hob sie zu einem Siegesjauchzer in die Luft.
 

Genervt brummte Yamato. „Lass den Quatsch!“

„Aber Yama, ich will doch nur mal gucken.“ Verteidigte sich Tai während er sich versuchte von dem Griff seines blonden Freundes zu lösen, der ihn von hinten am Gürtel festhielt.

„Ja, klar, dann wirst du nur wieder versuchen dem Jungen seine PSP wegzunehmen.“

„Wieder? – Den hab ich doch noch nie gesehen! – Wie soll ich ihm denn da etwas wieder wegnehmen?“ erwiderte er verständnislos und blinzelte den Blonden verwirrt an.

„Hast du etwa vergessen, was in Osaka passiert ist, als du deine im Hotel vergessen hattest?“

„Oh… aber das ist doch was vollkommend anderes!“

„Du hast ihn zum Heulen gebracht! Und seine Mutter hatte dich mit ihrer Handtasche verprügelt! Und das alles nur, weil du ohne deine bescheuerte PSP zum Kleptomanen wirst.“

Daisuke seufzte. Das dauerte ihm nun eindeutig zu lang. Inzwischen stand er hier im Gang mit den beiden Älteren eine halbe Ewigkeit, in der Yamato Tai versuchte klar zu machen, dass dieser sich von dem Jungen, insbesondere von der PSP in dessen Händen, fern zu halten hatte. „Habt ihr es bald mal? – Die Mutter guckt schon so komisch.“

Und wie sie das tat. Ihr eiskalter Blick verhieß nichts Gutes. Die rothaarige Frau schien geradezu darauf zu warten, dass Taichi auch nur einen Zentimeter zu nahe an ihr Kind trat, um ihn dann in diesem Fall in der Luft zu zerfleischen.

Doch selbst das schien Tai nicht besonders zu interessieren, denn er gab sich noch immer nicht geschlagen und diskutierte eifrig weiter.

Erneut seufzte Daisuke. ‚Das kann noch dauern…‘ Und dabei waren sie nun schon so kurz davor, nur noch wenige Meter trennten sie von Kens Zimmer und da musste Tai ausgerechnet jetzt sich wie ein Kleinkind benehmen. ‚Man, ich will doch nur wissen, was mit ihm ist und dann endlich pennen!‘ Doch das schien wohl zu viel verlangt zu sein. Sich die Hand vor dem Mund haltend gähnte er auch gleich zur Bestätigung. Als er sich dabei leicht zur Seite drehte, bemerkte er, dass Frau Ichijouji gerade in seine Richtung ging. ‚Oh-oh…‘ Er ahnte bereits, dass diese Begegnung peinlich und unangenehm werden würde.

Mit besorgter Miene nährte sie sich Schritt für Schritt Daisuke, dennoch schien sie ihre Umgebung nicht ganz wahr zu nehmen. Ihr Blick war unentwegt auf den Boden gerichtet und den wenigen ihr entgegenkommenden wich sie meist im letzten Moment erst aus.

So kannte Daisuke sie gar nicht. Sie musste auf dem Weg zu Ken sein, da war er sich sicher. Doch etwas besorgt ging er ihr ein paar Schritte entgegen. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ fragte er sie höflich, auch wenn er selbst der Meinung war, dass er diesen höflichen Klang nie hinbekam, das war wieder eine Sache, in der er Ken wohl nie übertreffen würde.

Etwas irritiert blickte die Gefragte auf. „Oh, Daisuke-kun?“ fragte sie ungläubig. Sie hatte ihn zwar vor ein paar Stunden bei ihrem Eintreffen hier gesehen, aber sie hatte nicht mehr damit gerechnet, dass er noch immer hier war. „Ja, mit mir ist alles in Ordnung.“ Meinte sie schwach lächelnd.

„Wie… ähm, geht es ihm?“ unsicher ob er überhaupt noch das Recht hatte danach zu fragen zeichnete er kleine Kreise mit seinem rechten Fuß auf den Boden.

Zunächst musterte die ältere Frau ihn, ehe sie erneut lächelte. „Die Ärzte meinen, dass es ihm schon besser geht. Mach dir also bitte keine Sorgen um ihn.“

Erleichtert atmete er auf. Zumindest wusste er wieder mal mehr als Miyako und wo er gerade an sie dachte, hörte er ihre Stimme auch schon dicht hinter sich.

„Mensch Tai!!“ brüllte Miyako aufgebracht. „Lass den Scheiß und lass uns endlich zu Ken gehen!“

Das ließ Daisukes Gegenüber aufhorchen.

Er konnte ihr geradezu die Frage vom Gesicht ablesen, woher ausgerechnet Miyako wusste, wo sich ihr Sohn aufhielt. Dass er es ihr gewissermaßen gesteckt hatte, wollte er Kens Mutter nicht beichten.

Angesäuert schritt die ältere Frau an Daisuke vorbei und ging zielstrebig auf Miyako zu, die dann, als sie sie bemerkte, gleich erschrocken einen Schritt zurück wich. „Was willst du noch hier?“ zischte sie.

„Ich will zu Ken!“ erklärte Miyako stur köpfig, nachdem sie den ersten Schock überwunden hatte. Wenn man zu ihr unfreundlich wurde, sah sie wirklich keinen Grund mehr nicht gleiches mit gleichem zu bekämpfen. Auch wenn sie gerade Kens Mutter gegenüber stand und diese einen gewissen Grad an Respekt von ihr verdiente, konnte und wollte sie sich einen solchen Ton nicht bieten lassen.

„Du kannst zu ihm, wenn er es wünscht und ich es aus seinem Mund höre, vorher nicht.“

Damit wollte sich Miyako aber nicht geschlagen geben, es musste doch noch etwas geben, das sie tun konnte, oder nicht?

Das Ganze konnte sich Daisuke einfach nicht mehr mit ansehen. Was auch immer sich Kens Mutter dabei dachte, welche Beweggründe sie auch haben mochte, das war doch nicht fair! Aufgebracht stellte er sich zwischen die beiden Frauen und erntete respektvolle Blicke von den inzwischen verstummten Taichi und Yamato.

Damit schien Frau Ichijouji nicht gerechnet zu haben und blinzelte den Jüngeren verwundert an.

„Ich weiß, dass ich nicht das Recht habe, Ihnen vorzuschreiben, was richtig ist und was nicht, aber ich kann nicht länger mit ansehen, wie Sie Miyako seelisch fertig machen. Klar, ich kann sie nicht besonders gut leiden, sie geht mir auf die Nerven und sie war nie wirklich nett zu mir, aber das hat selbst sie nicht verdient. Sie wird doch wohl wenigstens wissen dürfen, was mit Ken ist!“ Die Hände zu Fäusten geballt sah er der älteren Frau vor sich durchdringend in die Augen.

Miyako hinter ihm sah ihn erstaunt an. Nie hätte sie damit gerechnet solche Worte aus Motomiyas Mund zu hören und noch weniger, dass er sie verteidigt.

Ergeben seufzte Frau Ichijouji. „Du hast zwar recht, aber du hast eben nicht mitbekommen, was in den letzten Jahren geschehen ist.“ erwiderte sie traurig und wandte dabei den Blick ab.

‚Was meint sie?‘ fragte er sich und beäugte sie skeptisch. Was verschwieg man ihm denn noch alles?

„Danke, Daisuke, aber lass gut sein.“ meinte Miyako hinter ihm. „Ich glaube, ich sollte nach Hause gehen und ein paar Sachen von ihm zusammenpacken. – Er wird sicher frische Kleidung brauchen.“ Traurig lächelnd ging Miyako ohne weitere Worte an Daisuke und Kens Mutter vorbei den Flur entlang.
 

„Was ist hier los?!“ keifte Daisuke aufgebracht Tai und Yamato an, als er mit den beiden allein auf dem Flur stand. „Was ist denn bitteschön passiert, dass Kens Mutter sich so abartig Miyako gegenüber verhält?!“ Wütend stampfte er mit dem Fuß auf.

„Komm mal wieder runter.“ meinte Yamato unbeeindruckt.

„Wir wissen das selbst eh nicht genau. Wir kennen ja nur Miyako-chans Seite.“ Erwiderte Taichi Schultern zuckend.

„Und die wäre…?“ fragte der jüngste der drei.

Einen Moment lang tauschten die beiden älteren Blicke miteinander aus, ehe Yamato Taichi zunickte.

„Ok, sie meinte, dass das daran liegt, dass seine Mutter der Meinung sei, dass sie ihn kaputt und unglücklich macht.“

„Aber das ist doch Quatsch. Das kann doch nicht stimmen.“ Doch die Gesichter der älteren verrieten Daisuke, dass es wahr sein musste.

„Hat es dich etwa nicht gewundert, dass sie so freundlich zu dir war, obwohl du vor drei Jahren einfach so abgehauen bist?“ hakte Yamato nach. „Es ist doch offensichtlich, dass sie dich statt Miyako an seiner Seite sehen will.“

Erneut kamen ihm Zweifel, ob es wirklich eine gute Idee damals gewesen war, zu gehen. Hatte er alles dadurch nur noch schlimmer gemacht? Hatte er Ken auf diese Art mehr weh getan, als wenn er geblieben wäre? Aber das hatte er doch nicht gewollt! Er wollte doch nur sein Bestes!

Besorgte Blicke wurden derweil zwischen Yamato und Tai ausgetauscht.

„Ich hab doch gewusst, dass wir es ihm nicht hätten sagen sollen.“ flüsterte der Blonde seinem Freund zu.

„Ach komm, früher oder später hätte er es so oder so erfahren.“ konterte der Brünette dem Blonden etwas lauter. „Aber was machen wir jetzt?“

„Hm, da wir nun wissen, dass es Ichijouji-kun gut geht, könnten wir heimfahren. Und er scheint eine Runde Schlaf dringend nötig zu haben.“

Skeptisch musterte Tai den jüngeren, der noch in seinen Gedanken versunken war und sich offensichtlich Vorwürfe machte. „Ok, vielleicht sollte er sich wirklich etwas ausruhen…“ stimmte er dann zu.

Leicht erschrak Daisuke, als er plötzlich die Hand Tais auf seiner Schulter spürte. Er war so tief in Gedanken versunken, dass er nicht bemerkt hatte, dass der ältere mit ihm sprach.

„Hast wohl nicht zugehört, ne? – Was hältst du davon, wenn wir zu uns fahren und Schlafen gehen, war schließlich eine lange Nacht.“

Abwesend nickte Daisuke.
 

Völlig erschöpft ließ sich Daisuke auf das frischbezogene Bett im Gästezimmer fallen. Die Dusche eben hatte ihm wirklich gutgetan und war auch äußerst nötig gewesen. Mit letzter Kraft krabbelte er unter die Decke und schaltete die Nachttischlampe aus.

Er war den Beiden sehr dankbar, dass sie ihn nicht weiter versucht hatten auf Ken anzusprechen. Seine Gewissensbisse reichten da voll und ganz. Sein Herz schmerzte nun so stark wie lange nicht mehr. Das letzte Mal hatte es das getan, als er vor etwa dreieinhalb Jahren dabei war, alles, was ihm je wichtig gewesen war, hinter sich zu lassen und nach Amerika gegangen war. Damals, als er den Entschluss gefasst hatte, lag er, wie jetzt gerade, auch im Bett und hatte die Decke über sich angestarrt.
 

»Flashback«
 

Der Regen prasselte gegen das Fenster und war somit das einzige Geräusch in der leblosen Wohnung, die vor nicht allzu langer Zeit noch mit Lachen und glücklichen Momenten belebt war. So viele schöne Dinge hatten sich einst in dieser Wohnung abgespielt, doch nun war es seit einigen Wochen – oder gar schon Monaten? - so, als wäre alles hier drin wie tot. Auf der Kommode nahe der Wohnungstür lagen unzählige ungeöffnete Briefe und das kleine Lämpchen des Anrufbeantworters blinkte schon seit mehreren Tagen ununterbrochen vor sich hin und wurde wissentlich vom nun einzigen Bewohner ignoriert.

Dieser lag bereits seit Stunden unbewegt auf dem Bett und starrte mit leerem Blick die Zimmerdecke über sich an. So viele Fragen rannten durch seinen Kopf, doch die Antworten auf diese blieben aus.

Was wäre, wenn er einfach gehen würde? Wenn er seine Sachen packen würde und einfach ohne ein Wort abhauen würde? Wenn er diese Stadt hinter sich lassen würde, mit all seinen Sorgen und Ängsten? – Für immer?

Seine Freunde und Familie? Was sie wohl darüber denken würden? – Sicher würden sie es verstehen. Umso länger er hierblieb, umso schmerzlicher wurde es doch nur für ihn, das mussten sie doch alle verstehen können, oder?

Alles, woran er sich hier erinnerte, schmerzte in seiner Brust, als würde man immerzu mit einem scharfen Messer hinein stechen – nicht mehr lange und er würde gänzlich daran zerbrechen. Er musste das von sich retten, was noch zu retten war und weit weggehen, weg von diesem Ort, der mit so vielen Erinnerungen erfüllt war.

Seit der Sache hatte er jeglichen Halt verloren, hatte ihn verloren, den wichtigsten Menschen in seinem miserablen Leben. Seit dem war jeder Tag unwichtig, er könnte genauso gut im Bett liegen bleiben oder gar tot sein und es wäre nichts anders, absolut nichts. – Sicher würde man ihn irgendwie vermissen und um ihn trauern, aber für ihn machte es einfach keinen Unterschied. Nichts ging mehr in seinem Leben vorwärts, alles stand still.

Von dieser Leere in ihm mal ganz zu schweigen. Es war schon fast so, als könnte er nur noch diesen Schmerz fühlen, sonst nichts, als wäre seine einstige Lebensfreude einfach so weggeblasen.

Konnte er denn gehen? Einfach so? Konnte er ihn wirklich hinter sich lassen, indem er ging, fort aus dieser Stadt, aus diesem Land? Aber wohin sollte er gehen?

Schwer seufzend setzte er sich auf.

Jeden Tag war es das Gleiche. So konnte es doch nicht mehr Ewig weitergehen.

Emotionslos richtete er seinen Blick zum Fenster und beobachtete eine Zeit lang gedankenlos wie die unzähligen Regentropfen an der Scheibe hinunterliefen.

Erneut klingelte das Telefon, doch er rührte sich nicht. Nur ganz leise hörte er eine Männerstimme, die irgendwas von einem Jobangebot für New York nach dem Piep quasselte und dass er sich doch endlich mal dringend melden solle.

Und wenn er wirklich gehen würde? Dieser Anruf hatte ihm nun zum zweiten Mal einen Ausweg aus dem Ganzen offenbart. Sollte er das Angebot annehmen?

Lustlos stand er auf und begab sich zum Telefon im Flur. Davor stehend betrachtete er das Gerät eine Zeit lang, überlegte, ob das ein Zeichen war, dass man ausgerechnet ihm das Angebot machte. Aber warum nicht? Einen Versuch war es ja wert. Entschlossen griff er zum Hörer und rief den Anrufer von eben zurück.

Er nahm sich vor, zu gehen, ohne wenn und aber. Seine Familie und Freunde werden das schon verstehen. Für immer, sagte er sich, er würde nicht mehr zurückkommen, so wäre es nicht nur für ihn am Besten. So sehr es am Anfang auch schmerzen würde, er durfte nicht zurückkommen, denn dann würde er ihn wieder und wieder verletzten. Er wünschte sich so sehr, dass er glücklich werden würde, auch wenn es eben ohne ihn sein sollte.
 

»Flashback End«
 

Aus dem „für immer“ wurde allerdings nichts.

Ein betrübtes Seufzen entwich Daisukes Kehle. ‚Es war wohl doch nicht so eine gute Idee gewesen, wie ich damals dachte.‘ Ändern konnte er dies aber dennoch nicht. Was geschehen ist, ist geschehen. Das einzige, was er jetzt noch tun konnte, war herauszufinden, wie es um Kens Gefühle wirklich stand. Er musste den Schwarzhaarigen unbedingt allein erwischen und ihn zur Rede stellen, wie unangenehm es für beide Fronten auch werden würde. Er konnte sich doch nicht ausschließlich auf die Aussagen der anderen stützen. Schließlich war es Daisuke nur zu gut bekannt, dass Ken nahezu perfekt darin war, seine wahren Gefühle zu verbergen.

Sich fest vornehmend, dieses Vorhaben auch durchzuziehen, schloss er müde seine Augen.
 


 


 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Öh ja, da da bin ich wieder... hehe~

Man hab ich mir wieder Zeit gelassen und das wo ich in den letzten Wochen so wenig zu tun hatte... - sorry u.u

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen(?)
Ich weiß, dass momentan Urlaubssaison ist, aber ich hoffe doch, dass alle meine Leser bemerken, dass es ein neues Kapitel gibt/gab. (wenn ihr das hier lest, habt ihr es wohl bemerkt xD ich und meine Logik wieder... =P)

Nja, gibt es irgendwelche Anmerkungen oder Fragen?
Ihr wisst ja wie ihr mich erreicht, ne?


Dann noch schöne Ferientage und bis zum nächsten Kapitel !! ^_^ Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KenIchijoji
2010-08-29T13:53:44+00:00 29.08.2010 15:53
Tehehehe xDDD
da hat Daisuke Miyako ja schön reingelegt ohne es wirklich zu wollen. Der Kerl ist einfach einmalig xDD
Aber ich hätte ihn schlagen können, als er Kens Mutter darum bat, Miyako doch zu ihm zu lassen xD Ich hätte ihm da den Hals umdrehen können -.-
Der arme Ken ist schon genug genervt von der ollen Schreckschraube xD
Aber ich will jetzt endlich wissen, was damals bei den beiden passiert ist >__< *neugierig desu*

Naja mal abwarten. Das Kapitel war mal wieder großartig ich bin so gespannt wie es weitergeht ^___^

Ganz liebe Grüße, Ken-chan
Von:  Lugia
2010-07-21T02:50:30+00:00 21.07.2010 04:50
also das kapitel ist ja wieder mal super suuueess (srz aber ue, ae, oder oe oder sogar sz gibts hier auf der tastatur nicht xD )
die verarsche von miyako ist ja geil xD hab herzlich gelacht ^^
die begegnung mit kens mutter... mal schauen was draus wird, bin echt gespannt <3
dann der rueckblick...
was war der ausloeser dafuer, das sich daisuke dazu entschlossen hat nach amerika zu gehen?
mal schauen, wie es weiter geht ^^
viel erfolg und weiter so ^w^
LG Koneko~


Zurück