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Die Liebe ist schon eine verrückte Sache...

xXDaikenXx
von

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Verschwunden

++++Kapitel 27++++

Verschwunden
 

Alles ging drunter und drüber. Alle um ihn herum waren in eine Art Panik ausgebrochen. Nur er fühlte sich so leer. Ohne sich zu rühren saß er auf der Couch im Wohnzimmer, hörte, wie sich die anderen unterhielten und sich überlegten

was vorgefallen sein könnte.

Kurz nachdem Daisuke, Tai und Yamato die Wohnung betreten hatten und feststellen mussten, dass Ken nicht daheim war, wurden einige Telefonate geführt. In erster Linie haben Tai und Yamato die anderen Digiritter angerufen, sie gefragt, ob Ken vielleicht bei ihnen war. Doch niemand hatte von dem Schwarzhaarigen etwas gehört.

Nachdem nun fast zwei Stunden vergangen waren, in denen Ken nicht wieder aufgetaucht war, hatten sich alle Digiritter hier eingefunden. – Natürlich alle bis auf Ken selbst.

Sogar Miyako ist wieder aufgetaucht. Sie hatte sich bei Mimi verkrochen gehabt um sich bei ihr aus zu heulen. Nun bereute sie es schrecklich nicht pünktlich zu hause gewesen zu sein. Wieder erwartend gab sie nicht Daisuke die Schuld, denn wenn sie zu hause gewesen wäre, wäre sie losgegangen und Daisuke wäre bei Ken geblieben und dieser wiederum wäre nicht verschwunden. Mitfühlend sah sie zu Daisuke hinüber. Sie konnte sich denken, wie dieser sich gerade fühlen musste.

„Das ist wirklich merkwürdig. Er würde doch niemals weggehen und dabei seine Tochter alleine lassen. Und dass die Wohnungstür offen gestanden hat ist noch merkwürdiger.“

„Da hast du recht, Koushiro, aber dann würde es doch bedeuten, dass ein Einbrecher oder so etwas in der Art hier gewesen ist.“ Besorgt sah Sora den Rothaarigen an und hoffte, dass dieser eine beruhigende Antwort finden würde.

„Es wäre durchaus möglich. Aber wir sollten besser auf jeden Fall seine Kollegen informieren, ehe es zu spät ist.“ Nachdenklich ließ Koushiro seinen Blick durch das Wohnzimmer wandern. Absolut gar nichts ist hier verändert worden. Es waren keinerlei Spuren zu erkennen, die auf ein gewaltsames Eindringen schließen ließen.

„Zum Glück ist Noriko-chan nichts passiert.“ Voller Sorge strich sich Hikari über ihren Bauch. Sie spürte, dass Ken definitiv nicht aus freien Stücken diese Wohnung verlassen hatte. Sie wusste, dass er seine Tochter unter gar keinen Umständen alleine gelassen hätte. Wenn er irgendwo hätte noch hingehen wollen, dann hätte er entweder gewartet, bis Daisuke wieder da ist, oder hätte Noriko mit sich genommen…

Takeru, der neben seiner Frau stand, legte seine Hand auf ihre Schulter. „Mach dir keine Sorgen. Wir werden ihn schon finden.“

Schwach lächelte sie zurück.

„Du solltest dich vielleicht besser hinsetzen.“ Schlug Jou vor. „Es wäre sicher besser für dein Kind.“

Zuerst wollte Hikari protestieren, aber Jou hatte wohl recht. Sie konnte nicht riskieren, dass ihrem Kind etwas zustieß, wenn sie sich zu viele Sorgen und Stress machte. Also gehorchte sie und setzte sich zu Daisuke, der bereits vor ihrem Eintreffen regungslos auf der Couch gesessen hatte. Selbst jetzt noch sah dieser verloren Löcher in die Luft. „Daisuke?“

Wie erwartet reagierte er nicht.

„Daisuke-kun? Hey, das wird schon wieder. Vielleicht hat er nur etwas Wichtiges besorgen müssen und hat dabei eben vergessen einen Zettel zu schreiben.“ Vorsichtig legte sie eine Hand auf seine Schulter.

Darauf richtete Daisuke dann doch seinen Blick auf Hikari. Einen Moment sah er sie stumm an, schüttelte dann aber seinen Kopf. „Nein, das glaube ich nicht.“

„Hm? Wieso?“

„Weil…“ Er überlegte, ob er es ihr sagen konnte, was wirklich der Grund gewesen war, dass Ken erneut im Krankenhaus gewesen ist. Aber würde der Kerl wirklich so weit gehen? Ken zu hause auflauern und dann verschleppen? So schnell?

„So das reicht jetzt. Wir rufen einfach bei seinen Kollegen an. Die werden schon wissen, was zu tun ist.“ Es langte Yamato. Dieses ständige ‚vielleicht’ und ‚möglicher Weise’ ging ihm gehörig gegen den Strich. „Machst du das, Miyako?“

Die angesprochene zuckte leicht zusammen, nickte aber schnell einverstanden.

Einen Moment lang hatte Hikari ihre brillentragende Freundin angesehen, hatte kurz vergessen, dass Daisuke etwas im Begriff gewesen war zu sagen, doch als sich Miyako in Bewegung setzte, um in den Flur zum Telefon zu gehen, besann sich Hikari wieder. „Weil was, Daisuke?“ Abwartend sah sie ihn an.

Er konnte es ihr nicht sagen. Er hatte Ken versprochen gehabt es für sich zu behalten. Vielleicht bestand ja doch die Möglichkeit, dass das alles hier nichts mit diesem Kerl zu tun hatte. In dem Fall wäre es unnötig die anderen über diese grausamen Dinge aufzuklären.

„Daisuke?“

Er schüttelte langsam den Kopf. „Schon gut. Vergiss es.“ sagte er leise und wandte seinen Blick von ihr ab.
 

Der nächste Morgen brach an und von Ken fehlte immer noch jeder Spur. Noch mitten in der Nacht waren Inspektor Takeshi und auch Tanemura gekommen um sich selbst ein Bild vom eventuellen Tatort zu machen. Doch leider haben sie auch nichts Nennenswertes finden können. Da auch sie dieses plötzliche Verschwinden äußerst merkwürdig fanden, haben sie sämtliche Angestellte ihrer Wache angewiesen nach Ken Ausschau zu halten. Mehr konnten sie nicht tun. Es gab nun mal keine Einbruchsspuren, geschweige denn fremde Fingerabdrücke an der Wohnungstür noch sonst irgendwo in der Wohnung. Nicht einmal Augenzeugen waren bislang vorhanden. Niemand hatte etwas gehört oder gesehen.

Bis jetzt ist es Daisuke nicht gelungen ein Auge zuzumachen. Die ganze Nacht über war er wach gewesen, hatte gehofft und gebetet, dass jeden Moment sein lieber freundlicher Ken mit seinem süßen Lächeln nach hause kam – vergebens. Nach mehrmaligen Aufforderungen Miyakos hatte er sich zwar ins Bett gelegt, Schlaf fand er dennoch nicht. Zu sehr beschäftigte es ihn, was Ken wirklich zugestoßen war, warum er nicht einfach bei ihm geblieben ist. ‚Wenn ich nicht gegangen wäre, wäre er jetzt noch hier bei mir. Es ist alles meine Schuld. Ich hätte hier bleiben sollen. Ich hätte auch damals nicht gehen dürfen. Ich hätte in Japan bleiben müssen, so wäre dieser widerliche Typ nie so nah an Ken rangekommen… Dann wäre ihm alles erspart geblieben…’ Er spürte, wie ihm allmählich die Tränen hoch kamen. Obwohl seine Augen schon äußerst wässrig waren, ließ er es nicht zu, dass sie flossen, er schluckte sie immer wieder runter. ‚Und ich hätte es Ken damals nicht sehen lassen dürfen. Ich hätte es nicht soweit kommen lassen dürfen. Denn so hätte er keinen Anlass gehabt, sich zu betrinken und dann mit Miyako ins Bett zu steigen… Es ist allein meine Schuld, dass sein Leben so verkorkst wurde. Als hätte er als Kind nicht schon genug durchgemacht…’ Ein Schlurzen entrann ihm. Das Kissen, das er fest seit geraumer Zeit umarmte, drückte er nun noch fester als ohnehin schon an sich. Es roch nach ihm, nach Ken. Allein diese Erkenntnis brach sein letztes bisschen Selbstbeherrschung und er fing an leise zu weinen.
 

Miyako schloss leise die Tür des Gästezimmers. Sie hatte Daisuke eine ganze Weile lang beobachtet, als sie jedoch bemerkte, dass er nun doch endlich seinen Gefühlen freien Lauf gab und weinte, wollte sie ihn allein lassen. Es beruhigte sie etwas, zu wissen dass er endlich aufhörte den Starken zu spielen.

Auch sie nahm das Verschwinden Kens schrecklich mit, aber sie war sich sicher, dass Daisuke wesentlich mehr darunter litt, als sie je könnte. Ken war zwar immer für sie da gewesen, wenn sie Hilfe brauchte und wenn er welche brauchte, konnte sie nichts tun. Sie hatte in den vergangenen Jahren seine seelischen Schmerzen nicht lindern können, stattdessen machte sie ihm noch mehr Probleme. Egal was sie getan hatte, es schien nie geholfen zu haben. Doch als Daisuke vor kurzem wieder zurück gekehrt war, vollbrachte er etwas in kürzester Zeit, was ihr in den ganzen Jahren nicht gelungen ist: Ken glücklich zu machen. – Sie musste es sich eingestehen: ob sie nun wollte oder nicht, sie musste Ken freilassen.

Schweren Herzens ging sie ins Wohnzimmer. Alle waren wieder gegangen, nachdem Kens Kollegen versprochen haben, sich der Sache persönlich anzunehmen. – Nun gut, nicht direkt alle, denn Koushiro war noch dageblieben. Warum genau konnte sich Miyako allerdings nicht erklären. Dem rothaarigen hatte noch nie sonderlich viel an Ken gelegen, zwischen den beiden bestand nur eine ganz normale Freundschaft, die ihren Halt wohl nur darin fand, dass sie durch sie – Miyako – sich gezwungener Maßen häufiger über den Weg liefen. Andernfalls hätten sie sicher nicht besonders viel miteinander am Hut. In letzter Zeit hatte sie sehr viel Zeit mit dem Rothaarigen verbracht, vielleicht machte er sich ja viel eher Sorgen um sie? ‚Mah, sicher nicht. Er hat doch nur seinen Computer und die Digiwelt im Kopf.’

„Und? Wie geht es ihm?“

„Na ja, bis eben hatte er stumm rum gelegen, aber jetzt weint er. – Ich glaube er hat den Schock überwunden.“ Seufzend setzte sich die Brillenträgerin auf die Couch zu dem Rothaarigen.

Eine kleine Weile schwiegen die beiden, bis Koushiro dann doch das Wort erhob. „Meinst du er könnte wissen, was mit Ichijouji los ist? Also was mit ihm passiert ist?“

„Möglich. Ken hat ihm mehr erzählt als mir. Vielleicht hat ja doch irgendein Exsträfling Rache geschworen und Ken hat ihm davon erzählt und nun gibt Motomiya sich die Schuld, dass er nicht auf ihn aufgepasst hat.“ Geräuschvoll atmete sie aus. „Immer diese Geheimnistuerei. Wenn Ken nur einmal den Mund aufgemacht hätte, dann wüssten wir jetzt sicher mehr.“

„Er wird schon seine Gründe gehabt haben, gewisse Sachen verheimlicht zu haben. Er wollte uns eben nicht beunruhigen.“ Aufmunternd lächelte er sie an.

„Mag schon sein, aber er übertreibt es doch ganz schön in letzter Zeit mit seinen Geheimnissen.“

Darauf konnte der Rothaarige nur verhalten Lachen. „Wann hatte Ichijouji-kun denn mal keine Geheimnisse vor uns?“

„Auch wieder wahr.“ Ergeben seufzte sie. Bereits von dem ersten Tag, seit dem sie Ken kannte, hatte er Geheimnisse. Das erste war wohl das, dass er der Digimonkaiser gewesen ist und dann die Wahrheit über die Schwarzturmdigimon, die er ihnen damals anfänglich verschwiegen hatte. Im Laufe der Jahre kamen noch unzählige Geheimnisse hinzu und sie war sich sicher, dass es noch massig gab, was Ken vor ihnen verschwieg.

Still beobachtete Koushiro die junge Frau neben sich. Sie gab sich zwar gefasst, aber er war sich sicher, dass das nur eine Fassade war, dass sie es ihm nur vorspielte. Schließlich war sie bereits seit Jahren hinter Ken her, hatte letztlich ein Kind mit ihm, also hatte Miyako alles was sie sich wünschte, oder? Dann müsste sie doch jetzt, wo Ken verschwunden war, schrecklich besorgt sein, am Heulen und aus ticken sein, doch davon war nicht sonderlich viel zu erkennen. Ein kleiner Gedanke schlich sich in Koushiros Kopf. ‚Vielleicht ist sie nicht mehr in ihn verliebt? Tja, nach all den Jahren der Zurückweisung wäre das ja auch kein Wunder. Zudem wir alle doch schon seit Jahren wissen, dass Ken nicht sie liebt sondern… Motomiya-kun… Der reagiert wenigstens entsprechend. Doch sie? Sie ist so gefasst.’

„Ist was?“ fragte Miyako mit einer minimalen Röte auf den Wangen. Sie mochte es nicht sonderlich, wenn man sie anstarrte.

„Huh? Äh, nichts. Nichts.“ Ertappt zog er seine Mundwinkel zu einem gequälten Grinsen.

„Wenn du meinst…“

„Wieso legst du dich nicht auch etwas hin?“

„Und was ist mit Noriko-chan?“

„Nun, wenn du einverstanden bist, dann könnte ich sie ja mitnehmen. So kannst du dich auch ausruhen und Noriko merkt nicht so schnell, was los ist.“ Es war zwar nur eine Blitzidee von ihm, aber insgeheim hoffte Koushiro, dass Miyako zustimmen würde. Warum er das hoffte, war ihm ein Rätsel. Er konnte nicht sonderlich gut mit Kindern und wusste auch nicht so recht, was er mit der Kleinen machen sollte, wenn sie denn überhaupt damit einverstanden war.

„Ich könnte auch seine Eltern bitten, sie zu sich zu nehmen… aber ich will sie nicht jetzt schon beunruhigen. Ken kann ja schließlich einfach nur mal zu einem Bekannten gegangen sein und in ein paar Stunden wieder kommen… Ich meine, bis jetzt wissen wir ja nicht hundertprozentig, dass ihm etwas Schlimmes widerfahren ist.“ Sie seufzte. Sie wusste dass das reines Wunschdenken war, aber sie wollte so sehr daran glauben. „Da du es schon anbietest, warum nicht? Solange sie dir nicht all zu viel Ärger macht, kannst du sie heute Nachmittag wieder herbringen. Am besten du gehst mit ihr in den Park, wenn das Wetter mitspielt. Dort kann sie sich selbst Stundenlang beschäftigen.“ Müde erhob sich Miyako, wollte noch schnell das nötigste zusammenpacken, das Koushiro brauchen würde, ehe sie ihre Tochter mit ihm mitgehen ließ.
 

Friedlich zusammengerollt lag Yuki auf ihrem Kissen, das Ken ihr vor ein paar Tagen neben die Couch gelegt hatte. Die Katze hatte sich von dem Trouble der vergangenen Stunden nicht sonderlich stören lassen, doch jetzt, wo für gewöhnlich ihr Herrchen sich zu ihr hockte und sich mit ihr beschäftigte und von eben diesem keine Spur zu sehen war, hob sie ihren Kopf, suchte die Umgebung nach ihm ab. Da sie natürlich nicht fündig wurde, stand sie auf, streckte sich, ehe sie sich auf die Suche machte.

So still wie es war, schaute das Tier misstrauisch um sich. Nachdem sie ihr Herrchen in keinem der offenen Räumen finden konnte, was besonders die Küche betraf, versuchte sie in eines der Zimmer zu gelangen, das sie eigentlich besser meiden sollte.

Vor nicht all zu langer Zeit hatte sie hier einen Fliederfarbenen Strickpullover als Schlafplatz missbraucht gehabt und natürlich ihre Krallen daran gewetzt, ganz zum Ärger Miyakos. Nur knapp war Yuki einem Rausschmiss entgangen. Wäre Ken nicht daheim gewesen, hätte die Brillenträgerin sie eiskalt raus geschmissen.

Yuki drückte sich gegen die angelehnte Tür, die darauf weit genug aufging, sodass sie hineingehen konnte. Alles was sie fand, war eine schlafende Frau.

Das lange, sonst so glatte Haar lag wirr über das Kopfkissen und ihr Gesicht verteilt. Auf den Wangen war eine getrocknete salzige Spur zuerkennen.

Enttäuscht, nicht das gesuchte gefunden zu haben, zog das Tier wieder ab und setzte seine Suche fort. Das Kinderzimmer war wieder erwartend für sie unbetretbar, da jemand die Tür richtig geschlossen hatte. Jetzt blieb nur noch ein Zimmer übrig. Nun doch etwas ungeduldiger eilte die Katze zur letzten Tür, beschnupperte diese eingehend, als sie davor stand. Auf dem ersten Blick schien sie fest geschlossen zu sein, doch als Yuki sich auf die Hinterbeine stellte und die beiden Vorderpfoten gegen die Tür drückte, öffnete sie sich.

Dieses Zimmer war im Gegensatz zum Wohnzimmer, das von der Sonne erhellt wurde, stockdunkel. Auf leisen Pfoten schlich sich Yuki-chan hinein, steuerte das große Bett an. Mit einem Satz war sie schon oben. Sie erspähte Daisuke, der auf der Seite liegend ein Kissen umklammert hielt. Der war zwar nicht gerade der Mensch, den sie gesucht hatte, aber sie begnügte sich mit ihm. Sich Aufmerksamkeit erhoffend schlenderte sie gemütlich dicht hinter dem Brünetten lang, nur um letztlich ihre Pfötchen auf dessen Oberarm abstützen zu können, damit sie ihn beschnuppern konnte.

Ihre Barthaare kitzelten in Daisukes Gesicht, weshalb er im Schlaf dieses verzog. Das war jedoch die einzige Reaktion. Er schlief weiter.

Leicht verärgert über die mangelnde Aufmerksamkeit kletterte die Katze auf den jungen Mann, legte sich auf ihn, sodass sie noch problemlos dessen Haarpracht erreichen konnte. Einen langen Hals machend schnappte sie mit dem Maul nach dem kurzen Haar, zog daran, leckte sogar gelegentlich über die Zotteln. Als ihr Opfer im Tiefschlaf Anstalten machte sich zu bewegen, setzte sie ihre Krallen ein, hielt den Kopf fest, der stetig versuchte ihr zu entkommen. Das ging einige Minuten lang so, bis der Brünette unter ihr erbost anfing zu brummen.

Sich wundernd, was da gerade so intensiv mit seinen Haaren beschäftigt war, kniff Daisuke seine Augen zusammen bevor er sie blinzelnd öffnete. Für einen winzigen Augenblick glaubte er, dass sein Ken-chan es war, der ihn nur etwas ärgern wollte, doch im nächsten wurde ihm schmerzhaft in Erinnerung gerufen, dass dieser vor ein paar Stunden verschwunden war. Schwer schluckte er. Wann war er eingeschlafen? Wie hatte er das tun können, wo der wichtigste Mensch in seinem Leben jetzt gerade höchstwahrscheinlich Höllenqualen durch litt? Wie hatte er sich überhaupt dazu überreden lassen können sich hin zu legen, wo er eigentlich dazu verpflichtet war sofort nach Ken zu suchen? Doch wo sollte er anfangen? Er konnte sich zwar denken, wer seinen Geliebten entführt haben könnte, doch wusste er leider nicht wo sich dieser befand, geschweige denn, dass er einen richtigen Beweis hatte, dass ausgerechnet dieser Kerl es war. Und wer sollte ihm auch glauben, wo seine Anschuldigungen keinen Halt hatten, unbewiesen waren? Einen tiefen Atemzug nehmend nahm Daisuke die Katze von sich runter, damit sie endlich aufhörte an seinen Haaren zu lecken und zu knabbern.

Diese beschwerte sich mit einem Mauzen während sie auf das Bett abgesetzt wurde.

‚Hier rum zu liegen bringt mich auch nicht weiter. Ich muss handeln und diesen Kerl ausquetschen. Der ist sicher der einzige der weiß wo Ken ist und wie es ihm geht.’ Ein plötzliches Klopfen an der Zimmertür erschreckte ihn und ließ Yuki die Ohren anlegen.

Die Tür öffnete sich einen Spalt und ein brünetter Wuschelkopf streckte sich hinein, der seinen Blick schnell auf Daisuke richtete. „Hey, bist du wach?“

Grummelnd setzte sich der jüngere auf. „Leider. Was willst du?“

Ertappt zog Tai eine Grimasse. „Nun ich glaube dass du das weißt.“ Mit diesen Worten schritt er nun gänzlich ins Zimmer, machte das Licht an und ging weiter zu Daisuke.

Doch dieser erwiderte nichts. Daisuke sah ihn nur stumm an.

Einen Moment lang biss sich Taichi auf die Unterlippe. In dieser Stimmung hatte er Daisuke zwar bereits erlebt gehabt, aber damals war der Junge nur deprimiert gewesen und nicht wie jetzt extrem besorgt und zerfressen von Schuldgefühlen. „Weißt du…“ begann er vorsichtig. „… die anderen und ich glauben, dass es besser wäre, wenn du dich etwas ablenkst. Nach draußen gehst. Hier drinnen Trübsal zu blasen bringt doch keinem wirklich was. Und wer weiß? Vielleicht kommt er ja wieder? Wir wissen doch gar nicht, ob er vielleicht doch irgendwo hingegangen ist und eben vergessen hat jemandem Bescheid zu geben.“ Ein Seufzen seitens Daisukes ließ ihn stoppen. Interessiert, was dieser jetzt zu bemängeln hatte, sah er ihn mit schief gelegtem Kopf an.

„Du weißt genauso gut wie ich, dass Ken sich so niemals aus freien Willen verhalten würde.“

„Das klingt, als wüsstest du mehr als wir.“

„Kann sein.“

„Und?“

„Was und?“

„Was weißt du?“

Irritiert blinzelte Daisuke vor sich hin. Tai schien das Spiel besser zu beherrschen als erwartet. Noch wollte er sich nicht geschlagen geben und alles was er glaubte zu wissen Taichi erzählen. „Das eine oder andere. Nichts was dich angehen könnte.“

Herausfordernd zog der ältere seine Augen zu schmalen Schlitzen. „Huh, du glaubst doch wohl nicht, dass du vor mir etwas verheimlichen kannst.“ Das hoffte er zumindest. Tai war sich bewusst, dass Daisuke der einzige war, der entscheidende Hinweise darüber liefern konnte, was zu einem mit Ichijouji geschehen ist und zum anderen wo dieser womöglich sein könnte. Das große Aber hierbei bestand jedoch darin, dass Daisuke in den vergangenen Jahren durchaus erwachsener und auch verschwiegener geworden zu sein schien. Vor ein paar Jahren hätte selbst ein wildfremder höchstens fünf Minuten gebraucht um das eine und andere Geheimnis aus dem Jungen rauszukitzeln, doch heute hätte selbst Ken damit Probleme.

Auch weiterhin schwieg Daisuke trotzig. Er hatte Ken versprochen gehabt, es für sich zu behalten, also würde er so früh noch nicht Kleinbai geben. Vorher musste er auf eigener Faust ein paar Dingen nachgehen. Er könnte schließlich mit seiner Vermutung im Bezug auf diesen Kerl falsch liegen und dann würde Daisuke nicht nur sich, sondern auch Ken blamieren und genau das wollte er nicht.

So langsam langte es Taichi, sodass er genervt die Augen verdrehte. „Wenn du unbedingt schweigen willst, bitte. Aber so wirst du sofort aufstehen und dich fertig machen!“

Irritiert glotzte der jüngere Tai an. „Hä?“

„Lass dein ‚Hä’ stecken und steh auf, oder muss ich erst nachhelfen?“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen ging Tai in Angriffsstellung und sah Daisuke warnend an. Nur aus seinem Blickwinkel heraus sah er dass die Katze vom Bett runter sprang, als witterte diese, dass es gleich ungemütlich werden würde.

Darauf konnte Daisuke nur eine Braue heben. „Du spinnst.“ Gerade als er sich demonstrativ wieder hinlegen wollte, wurde er auch schon von Taichi angesprungen. „Hey! Lass den Scheiß!“ schrie Daisuke schrill und versuchte sich freizukämpfen. Ehe er es sich versah, wurden seine Handgelenke gepackt.

„Das ist alles nur zu deinem Besten. Du wirst mir nicht noch einmal deine Trauerkloßnummer abziehen!“ Fest entschlossen zerrte der ältere Daisuke an den Handgelenken gepackt aus dem Bett, doch dieser zeigte entgegen seinen Erwartungen keinerlei Gegenwehr, ließ sich stattdessen wie ein nasser schlaffer Sack hängen. Angepisst biss er sich auf die Unterlippe.
 

Keine halbe Stunde später war der kleine Kampf zwischen den beiden ehemaligen Anführern der Digiritter vorbei, aus welchem Tai als Sieger hervorgetreten ist. Auf diese Tatsache äußerst stolz zierte ein breites Grinsen Taichis Gesicht.

„Hör auf zu grinsen, sonst schlage ich solange auf dich ein, bis es dir vergeht.“ knurrte Daisuke angefressen. Bis zum Äußersten schlecht drauf war er dazu verdammt mit Tai durch die Straßen Tokios zu spazieren und dieser hatte nichts Besseres zu tun, als blöd vor sich hin zu grinsen. Sie hatten gerade den Park erreicht, der zurzeit relativ leer war.

„Hm, nö. Du verlierst eh wieder gegen mich.“

„Fühlst dich jetzt ganz toll, ne?“ kommentierte der jüngere sarkastisch. „Aber ich wette sonst bist du nur am ablosen. Besonders gegen deinen Yama.“

Dank dieser Bemerkung verging Tai das Grinsen wieder. „Kann ja nicht jeder so eine Tolle Beziehung haben wie du. Ach, ich hab ja ganz vergessen, dass du keine hast.“ Er wusste dass das gemein und äußerst taktlos war. Auch wenn er wusste dass zwischen Daisuke und Ken wieder was am Laufen war, ist offiziell niemand eingeweiht worden, also galt Daisuke noch als Single.

Als Gegenreaktion blieb der jüngere einfach stehen und schaute böse drein.

„Was, bist du plötzlich auf den Mund gefallen oder was?“ scherzte Tai und drehte sich um, wartete dass sein Kumpel zu ihm wieder auf schloss.

„Wie kannst du nur solch einen Mist erzählen? Ich habe jetzt ganz andere Sachen im Kopf als mich mit dir darüber zu zanken, ob ich in einer Beziehung bin und ob diese besser ist als deine!“ Aufgebracht drehte sich Daisuke um und ging zügig von Taichi weg.

Für einen Augenblick stand dieser verwirrt an seinem Platz, bis er sich wieder fasste und hinter Daisuke her rannte. „Warte! Du weißt dass ich das nicht so gemeint hab!“ Schnell hatte er den jüngeren eingeholt, aber der ging einfach weiter und kaum, dass Tai ihn versuchte festzuhalten, schlug dieser nach ihm.

„Hau ab! Lass mich endlich in Ruhe!“ keifte Daisuke wütend.

„Jetzt beruhig dich. Es bringt weder dir noch ihm etwas, wenn du in deinem Selbstmitleid und deinen Schuldgefühlen ertrinkst!“

„Ach? Und was soll ich deiner Meinung nach sonst tun?“ fuhr der jüngere Taichi an. „Ich habe keine Ahnung wo er ist! Und euer scheiß Gelaber könnt ihr euch sonst wo hin schieben, dass er selbst irgendwohin gegangen ist weil er was zu erledigen hatte!“ Warum konnte auch niemand sonst das so offensichtliche sehen? Genau in diesem Augenblick könnte Ken bereits tot sein, aber das schien allen egal zu sein.

„Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, wir versuchen dich auf zu muntern! Wir haben auch keinen Plan was mit ihm passiert ist, der Einzige der was wissen könnte, bist du! Aber statt dass du uns sagst, was du weißt, bist du nur am Schweigen!! So wird niemand Ichijouji helfen können, geht das nicht in deinen Schädel rein?“ Von einem Moment auf den anderen verflog die Wut in ihm wieder genauso schnell wie sie gekommen war, als er sah dass sich Tränen begannen in Daisukes Augen zu sammeln. Am liebsten würde sich Tai gerade selbst schlagen. Er war zu weit gegangen. Vorsichtig ging er einen Schritt näher auf ihn zu. „Hey, es wird schon wieder. Wir werden ihn finden. Ganz bestimmt.“ sagte Tai leise ehe er Daisuke in die Arme nahm um ihn zu trösten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo ^^’’

Jaaaa, ich lebe noch… *räusper* Ja, tut mir voll sorry, dass erst jetzt wieder was Neues kommt, aber ich hab echt laaaaange bei der Story fest gehangen…
… bis mir irgendwann auf Arbeit die glorreiche Idee kam einfach eine weitere Person in die Handlung rein zu ziehen xD (lang lebe Mimi !! – Wer mehr dazu erfahren möchte, muss das 29. Kapitel lesen, also das übernächste *drop* )

Jetzt muss ich nur noch ein schönes Ende finden ^^’’
Ja, genau: Ende. Ich schreibe schon (hah, „schon“, ich glaub ich spinn…) am 30. Kapitel und das soll eigentlich schon seit längerem das letzte werden… mal schaun ob mir vielleicht noch genug für n Epilog einfällt ^.^

Und wie fandet ihr dieses Kapitel? – So ganz zufrieden bin ich damit nämlich nicht… aber erst mal belass ich es dabei.

Was das nächste Kapitel angeht, werdet ihr eine große Ansammlung von Flashbacks erleben, die dazu dienen sollen, das eine oder andere Mysterium zu dieser Fanfic zu klären und ich hoffe, dass es nicht unter Adult hier online geht…… wenn doch, muss ich da was abändern… Ach und die Bemerkung mit dem "es", das Ken besser nicht hätte sehen sollen, wird da auch geklärt.


Sooo, bis hierhin bedanke ich mich für alle Kommischreiber und Favoler (schreibt man das so? o.O’’ ) und bei allen, die sich die Zeit genommen haben die Fanfic überhaupt zu lesen ^^’’ auch wenn ich keinen Plan hab, wie viele das wieder sind xD

Ein ganz besonderer Dank gilt dieses Mal Sylvette, denn wenn sie mir keine Kommis hinterlassen hätte, hätte ich meinen inneren Schweinehund wohl noch lange nicht überwunden mein Problem mit dieser FF zu beheben… xD

Joah, dann sag ich mal tschüssi und bis zum nächsten Mal.
Ich geh meine PS2 zu Kleinholz verarbeiten xD Das Teil legt sich mal wieder mit mir an…


LG Yurii-chan Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Lugia
2011-05-21T08:38:32+00:00 21.05.2011 10:38
*räusper*
egal :D
das kapitel hat mir auch jetzt wieder gefallen ^.^
ich finde es auch komisch, dass ken plötzlich weg ist, ist eigentlich nicht seine art Oo..
na mal schauen, was du draus machst ^.^
LG Koneko~

Von:  Hongbin
2011-05-20T22:19:24+00:00 21.05.2011 00:19
Ähm.... Morgen XD

Ich glaube ich bin dieses mal verdammt schnell hahahah^^
aaaaber ich bin so mega happy als ich auf meiner PS gesehen habe das ein neues Kapitel online ist *____*
und muss mich auch gleich wider zu wort melden.

Also^^ erstmal lieben vielen dank! das du den Kampf mit der FF augenommen hast ^^
auch wen du geschrieben hast das dir das kapitel noch nicht so gefählt muss ich sagen das ich es sehr toll finde^^
es passt in die Story rein und ich finde es toll wie Miyako
es an nimmt das Daisuke und Ken (hoffentlich) wider zusammen kommen
also ich finde es sehr schön geschrieben und zeigt ebend auch wie sich alle sorgen machen ich mag es so als kleines
Kapitel und passt irgendwie perfeckt in die Story rein!
was auch sehr toll geschrieben ist ist sozusagen der Schluss zwischen Tai und Daisuke da sieht man einfach wider wie die beiden sich ergenzen einfach genial.
Toll finde ich auch immer wider bei deiner FF das die gefühle und
die stimmung beim lesen richtig herraus kommt man weiß
und bemerkt immer direckt wie sich der jeweilige Charackter fühlt
also wirklich wider sehr toll geschrieben^^
ich freue mich auf mehr *___*
und bin mal auf das Ende gespannt^^

also sehr großes Lob an dich ans schreiberrin !!


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