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Dusk Cafè

Zersplitterte Erinnerungen
von

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02

Sie hatte es mal wieder übertrieben. Diese Nacht hatte sie durchgearbeitet. Dabei musste sie doch heute noch zu einer Konferenz! Am Liebsten wäre sie gar nicht hingegangen, hätte sich entschuldigen lassen oder hätte einfach abgesagt. Es konnte denen doch egal sein, warum und wesshalb sie nicht kommen konnte. Nicht einmal da nahmen sie Rücksicht auf ihre Privatsphäre. Immer wieder das Gleiche!

Honoka hatte sich ihren Traum erfüllt und sich ein Labor im Gartenhäuschen einbauen lassen. Ihre Großmutter hatte damit kein Problem damit gehabt und finanziell halfen ihr ihre Eltern. Sie konnte sich nun nicht einfach so ein Labor einbauen lassen und darin herumbasteln, wie sie wollte. Sie benötigte eine schriftliche Erlaubnis des Staates, hatte vorher eine Prüfung ablegen müssen und durfte nur bedingte Sachen erarbeiten, die ihr von höheren Rängen erteilt wurden.

Und dann gab es noch diese Konferenzen, in der Fortschritte und Ergebnisse einander ausgetauscht und festgehalten werden. Im Grunde war es eine recht bequeme Arbeit, die nicht sehr viel Zeit beanspruchte, wenn man sie sich gut einteilte und mit den Gedanken nicht im Nirgendwo war. Damit hatte Honoka ja auch keine Probleme. Nur kam es oft vor, dass sie sich so sehr in ihre Arbeit vertiefte, dass sie gar nicht bemerkte, wie schnell die Zeit an ihr vorbeizog.

Konferenzen mochte sie gar nicht. Andauernd kamen unpassende Bemerkungen, Nörgeleien und unzufriedene Gestiken des Chefs. Immer hatten sie etwas auszusetzen. Immer wollten sie mehr Leistung sehen. Und trotzdem musste sie da hin und es wie immer durchziehen und dem Stand halten.

Anfangs bekam sie immer Lob und positive Kritik zugesprochen, so dass die Konkurenz vor Neid fast erschickte. Bis der Chef sie plötzlich um ein Date bat! Und als sie ihm sagte, er solle Privates vom Geschäftlichem trennen, war er zutiefst verletzt und es änderte sich so einiges. Und dennoch liebte sie ihre Arbeit und ihr Labor. Es war purer Nervenkitzel, wenn sie glaubte etwas Neues entdeckt zu haben.

Plötzlich riss ein Gedanke alle anderen auseinander. Nagisa!

Fast hätte sie es vergessen. Sie huschte ans Telefon und wählte die neue Nummer, die sie bereits bekommen hatte.

"Herzlichen Glückwunsch zum Neubau, Nagisa!"
 

*
 

"Das wars, iht könnt jetzt gehen.". "Keine Hausaufgaben heute?". "Wozu, wenn ihr sie doch eh nicht macht?". "Na endlich haben sie`s begriffen Riyu-kun.". "Kasama. Herr Kasama bitte." "Sein sie nicht immer so pingelich!". Herr Kasama legte die Kreide ab, räumte die Arbeitsblätter in seinen Koffer und flüchtete aus dem Raum, in den Gang, Richtung Lehrerzimmer. Endlich hatte er Feierabend. Als er das Schulgebäude verließ, ließ er ein erleichtertes Seuftzen von sich. >Schnell weg hier, bevor die Streber kommen!<, dachte er sich und stieg schnell in seinen Porsche ein. Er hatte ihn nicht auf dem Lehrerparkplatz geparkt, sondern hatte morgens 45 Minuten lang nach einer Parklücke, zwei Straßen von der Schule entfernt, gesucht. Nicht noch einmal wollte er seinen Wagen, rundum mit Sahne eingecremt wiederfinden. Nein. Nicht sein Auto. Er war so sauer gewesen, dass er es schaffte, diese zwei Biester von der Schule fliegen zu lassen. Aber es konnten sich immer wieder neue finden, die solchen Unfug im Kopf hatten. Was hatte er sich auch gedacht, Lehrer zu werden? Nervende Kinder, weder Anstand, noch Respekt! Und von wegen Feierabend. Zu Hause fing doch alles erst richtig an. Hausaufgaben kontollieren, Arbeiten korrigieren und benoten oder auch vorbereiten, den Stoff für die morgigen Stunden aufarbeiten.

Und doch... Und doch war er wie gezwungen das zu tun. Etwas hatte ihn an die Verone- Junior Highschool festgehalten, angekettet und nicht mehr losgelassen. Es dauerte eine Weile. Aber inzwischen wusste er so einiges. Die Dusk Zone, der neue Referendar, die willenlose Lehrerin, ein Freizeitpark. All das schwebte in seinem Kopf. Die letzte Zeit war schwierig für ihn gewesen. Immer wieder wurde ihm schwarz vor Augen. Erst dachte er, es wären Kreislaufprobleme oder ähnliches. Doch dann wurde ihm bewusst, dass all das, was er immer und immer wieder vor sich sah, einmal Teil seines Lebens gewesen sein musste. Er wusste allerdings nicht recht, ob er das glauben wollte. Es war unterschiedlich. Mal passierte es, als wäre er nur ganz kurz benebelt gewesen, mal viel er in Ohnmacht und blieb dann einige Stunde liegen, so dass selbst Ärzte ratlos waren. Sie behaupteten dann immer, es sei der ganze Stress. Aber egal wie kurz oder wie lange so ein "Anfall" andauerte. Ob es nur zwei Sekunden oder zwei Stunden waren. Es war jedes mal ein Schock für ihn.

Bei all den Gedanken lief ihm ein Schauer über den Rücken. Er gab Gas, stellte das Radio lauter, summte der Melodie nach und versuchte sich aufs Fahren zu konzentrieren.
 

*
 

Er stieß einen Schrei hervor und presste sich kurz darauf mit beiden Händen gegen dem Mund. Kurz sah er sich um, ob er jemanden geweckt hatte. Alle schliefen tief und fest. Der Tag heute war anstrengend gewesen. Selbst wenn es jemand gehört hätte, hätte es dieser wohl einfach ignoriert. Nur Sam drehte sich einmal zur Seite und schlief weiter. Am Liebsten hätte er sich irgendwo eine Unterkunft aufgetrieben und nicht beim Bauern, mit den vielen, schon fast aufeinanderliegenden Arbeitern übernachtet. Doch dafür hatte er kaum Geld. Denn erst vor Kurzem hatte er sich seinen eigenen Fiat erkauft. Er hatte ewig darauf gespart und um nichts in der Welt würde er darauf verzichten, denn es gehörte ihm allein und gab ihm das Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Doch leider hieß das auch großes Risiko. Manchmal schaffte er es sich nichts anmerken zu lassen und es zu unterdrücken.

Und manchmal...

"Was ist denn los?". Nun war Sam doch wach. "Nur ein Albtraum.", flüsterte ihm Kiriya zu, so dass Sam nickte und sich wieder hinlegte. Ein Albtraum hatte er gesagt. Anfangs dachte er wirklich, es seien nur Albträume. Aber mit der Zeit begriff er, das es Erinnerungen waren, die Stück für Stück zu ihm ins Gedächtnis gerufen wurden. Es war fast schon wie ein Puzzelspiel. Irgendwann wäre es komplett. Doch bis dahin hatte er Angst. Angst davor, noch schlimmseres sehen zu müssen. Jede einzelne Erinnerung die zurückkam, war wie ein Messerstich ins Herz und es war schwierig sie zu verkraften. Manchmal wusste er nicht, wie er es verarbeiten sollte, denn er konnte kaum mit jemanden darüber reden. Sie hätten ihn für verrückt gehalten, das wusste er. Er selbst war sich darüber nicht ganz im Klaren. Er konnte nicht anders, als es für sich zu behalten und irgendwie damit fertig zu werden. Wieder lag er sich hin und erst jetzt bemerkte er, wie er am ganzen Körper zitterte. >Jakuu King<. Der Name hatte sich in seinen Gedanken eingebrannt. Er sah die riesige Gestalt vor sich, konnte den Blitz, der ihn durchging, förmlich spüren. Ihm entrannen Tränen. Nicht aus Schmerzen, sondern aus Verzweiflung.

Und trotzdem gelang es ihm, in ihnen einzuschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jitsch
2009-11-24T19:14:14+00:00 24.11.2009 20:14
Das zweite Kapitel gefällt mir fast besser als das erste. Es ist faszinierend, wie beiläufig du die Lebensumstände deiner Hauptpersonen darlegst, ohne dass es irgendwie gezwungen wird. Liest sich alles wirklcih gut. Ich bin gespannt, wie es weitergeht ^^


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