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Sirenenfang

Immunität ist alles
von

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Eine

Diesmal etwas kürzer, aber dafür passiert mal was :P Darüber beklagen sich ja ständig alle :D

Danke für die lieben Kommentare bisher, ich hoffe, es gefällt :)

Liebe Grüße,

Ur

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Ich kann das echt nicht fassen. Alkohol hin oder her, wie konnte ich diese Chance verstreichen lassen? Und was zur Hölle will dieses Mädchen eigentlich von mir, wenn sie mich erst um meine Bettgenossin für den Abend bringt, mich dann für eine Zigarette nach draußen bittet und mich zwei Minuten später stehen lässt, mit diesem beknackten Satz? Ist mir doch egal, ob sie kein Mädchen für eine Nacht ist, ich will sie vögeln und sie hat gefälligst genauso glücklich darüber zu sein, wie all die anderen Mädchen, die ich schon im Bett hatte. Als ich Leo davon erzähle, muss sie sich merklich ein Lachen verkneifen, aber ich finde das überhaupt nicht witzig und sehe sie nur böse an.
 

»Du gehst die Sache vielleicht falsch an«, sagt sie mir und legt den Kopf schief, sodass ihr einige ihrer wirren Locken ins Gesicht fallen, »versuch doch, sie ein bisschen besser kennen zu lernen.«

»Ich will sie aber nicht kennen lernen, ich will sie ficken«, sage ich störrisch und Leo verdreht die Augen.

»Aber manche Mädchen mögen One- Night- Stands nun mal nicht. Ich ja auch nicht. Bei vielen Mädchen muss für Sex noch mehr am Partner dran sein, als gutes Aussehen. Und wenn Calla so jemand ist, dann wirst du dir die Zähne ausbeißen, bis du ihr Gelegenheit gibst, dich besser kennen zu lernen!«

Manchmal klingt meine beste Freundin so viel erwachsener als ich, dass ich ihren Kopf gegen eine Wand schlagen möchte.
 

Vielleicht bin ich etwas schlechter auf sie zu sprechen als sonst, weil ich irgendwie weiß, dass sie Recht hat. Aber letztendlich ist jedes ‚Besser Kennen lernen’ auch eine potentielle Gefahr, andere Menschen zu nah an sich heran zu lassen und darauf habe ich weiß Gott keine Lust. Trotzdem knabbere ich auf ihren Worten herum, den ganzen Montag und den ganzen Dienstag, bis ich am Mittwoch schließlich mein auserwähltes Opfer an der Uni sehe. Es gibt nur ein Problem: Sie hat ihren Hund vorbei. Und es ist wirklich ein riesiges Vieh.

Immerhin ist er an der Leine und es kostet mich nur lächerliche dreißig Sekunden, um mich zu überwinden, näher an dieses Mordstier heran zu gehen. Sobald er mich sieht, stellt er die Ohren auf und sieht mich forschend an, als wollte er herausfinden, ob ich eine Gefahr für sein Frauchen darstelle.

Das leise Knurren, was er von sich gibt, bewegt mich dazu, zwei Meter entfernt von ihr stehen zu bleiben. Sie hat wieder ihren schwarzen Hut auf und die Stulpen an den Handgelenken.

»Hi«, sagt sie und sieht mich abwartend an. Ich starre den Hund an.

»Hi«, sage ich leicht abgelenkt.
 

»Zoran, mach Sitz«, sagt Calla lässig und sofort setzt der Hund sich auf sein Hinterteil. Ich beäuge ihn misstrauisch. Er starrt zurück.

»Er beißt nicht«, sagt Calla und das Grinsen, das ich in ihrer Stimme höre, lässt mich aufblicken.

»Hätte ich auch nicht gedacht«, gebe ich so gelassen zurück, wie es mir möglich ist, wenn ein riesiger Rottweiler direkt vor mir sitzt.

»Lust auf einen Spaziergang?«, erkundigt sie sich bei mir und ich sehe sie missmutig an, immer noch sauer wegen ihres Abgangs am Wochenende.

»Ich hasse spazieren gehen«, erkläre ich, aber ich setze mich trotzdem in Bewegung, als sie losgeht, den Hund fest an der Leine. Er trottet o-beinig und wackelnd neben ihr her und hechelt. Gott, ich hasse Hunde.

»Scheinbar nicht genug, um nicht mitzugehen«, sagt sie amüsiert und kramt in ihrer Tasche nach einer Schachtel Zigaretten. Sie schiebt sich einen Glimmstängel in den Mund und zündet ihn sich an.
 

»Woher wusstest du eigentlich, dass die Kleine minderjährig war?«, frage ich. Was Besseres fällt mir nicht ein. Sie grinst.

»Ehemalige Nachhilfeschülerin. Bio«, sagt sie knapp und zieht an ihrer Zigarette. Jetzt, wo ich sie rauchen sehe, habe ich auch Lust auf eine Kippe. Also stecke ich mir auch eine an.

»Ach ja… du bist ja Medizinerin«, schnaube ich und versuche sie mir im weißen Arztkittel vorzustellen.

»Mhm, hast dich informiert, was?«, gibt sie scheinheilig zurück und ich spüre augenblicklich, wie ich rot anlaufe. Vielleicht sollte ich ab und an erst denken und dann reden. Ich sage nichts dazu, sondern schweige eisern, während ich immer mal wieder den Hund mustere. Er mustert mich genauso misstrauisch, wie ich ihn, als wüsste er, dass ich sein Frauchen bloß flachlegen will.
 

»Stehst wohl nicht so auf so Tiere, was?«, erkundigt sie sich bei mir. Ich sehe sie von der Seite an.

»Hab nur was gegen Hunde«, erkläre ich widerwillig und fahre mir durch die kurzen Haare.

»Ach so. Mal gebissen worden?«

Sie hat diese komische Angewohnheit, manchmal nur halbe Sätze auszuspucken. Das finde ich merkwürdig. Aber sie sammelt ja auch Glückskekse, vielleicht sind Mädchen, die Glückskekse sammeln, immer ein bisschen komisch drauf.

»Ja. Mit sechs«, sage ich und frage mich gleichzeitig, wo wir eigentlich langgehen. Fragen will ich aber nicht.
 

Dann klingelt ihr Handy. Sie kramt es hervor und wirft einen Blick aufs Display. Verächtlich verzieht sie das Gesicht, drückt den Anrufer weg und stopft sich ihr Handy wieder in die Hosentasche.

»Telefonierst du nicht gerne?«, frage ich stumpf. Sie muss lachen.

»Geht so. Aber das war mein Exfreund«, erwidert sie und ich schließe daraus, dass sie sich mit dem wohl nicht mehr so gut versteht. Bis eben hatte ich ja ganz vergessen, dass sie eins von diesen Bi- Weibchen ist.

»Du hast wohl was gegen Bisexuelle, was?«, fragt sie beiläufig. Ich zucke mit den Schultern.

»Weder Fisch noch Fleisch. Und dann stellen sie irgendwann fest, dass sie doch Kinder und einen Schwanz beim Sex wollen«, erkläre ich.
 

»Bei dir geht’s immer nur Sex, was?«, meint Calla abfällig und bläst den Rauch ihrer Zigarette gen Himmel, dann dreht sie den Kopf und sieht mich an.

»Ihr Homosexuellen redet immer davon, dass ihr von den Heterosexuellen diskriminiert und ausgeschlossen werdet, aber ihr grenzt euch von den Bisexuellen ab, genau wie die Heterosexuellen. Intolerante Menschen, die behaupten, dass man sich für eines entscheiden muss, widern mich an. Niemand hat sich seine sexuelle Orientierung ausgesucht. Ich verliebe mich nicht in Brüste oder einen ‚Schwanz’, wie du es so schön ausdrückst. Ich verliebe mich in den Menschen, der in dem Körper steckt. Wenn man mir einen Vorwurf machen will, weil Körperlichkeiten mir völlig egal sind, dann bitte sehr, aber solche Leute können mir gestohlen bleiben.«
 

Ich starre sie an. Erstens einmal bin ich beeindruckt, dass sie ganze Sätze sprechen kann und dann wiederum vertritt sie ihren Standpunkt immer noch mit dieser gelassenen Stimme, obwohl sie eindeutig wütend ist. Ich kann darauf nicht einmal etwas erwidern, weil ich weiß, dass sie im Grunde irgendwie Recht hat. Aber es gibt genügend Mode- Bisexuelle, die…

»Wenn du dich noch nie in eine Frau verliebt hast, könnte ich genauso gut behaupten, dass du nicht wirklich lesbisch bist, so wie du zu mir sagst, ich sei weder Fisch oder Fleisch. Jemand, der Gefühle meidet und sich vor Nähe versteckt, kann mir keinen Vorwurf machen, dass ich nicht weiß, was ich bin und was ich nicht bin. Ich habe beides schon erlebt. Komm raus aus deiner schwarz-weißen Welt und schau dich mal ein bisschen um in der Realität…«
 

Mir ist gerade danach, im Boden zu versinken. Ich habe sonst eine durchaus große Klappe und bin schlagfertig. Aber gerade weiß ich einfach nicht, was ich sagen soll. Meine Kehle ist trocken und ich schnippe meine gerade erst angezündete Zigarette zu Boden.

Erst als Calla anhält und nach einem Schlüssel kramt, wird mir klar, dass ich mit ihr zusammen zu ihrer Wohnung gegangen bin. Sie wirft ihre Zigarette in den nächstbesten Gulli, dann sieht sie mich einen Moment lang schweigend an. Ich wühle in meinem Kopf nach etwas Coolen, das ich sagen könnte, aber mir fällt partout nichts ein. Calla hat mein Gehirn blockiert.
 

Sie öffnet die Haustür und schickt ihren Monsterhund hinein, dann schiebt sie ihren Fuß zwischen die Tür und betrachtet mich eingehend. Mir wird aus unerklärlichen Gründen ziemlich warm, als sie mich so mustert und ich schlucke.

Dann, als hätte sie nichts anderes vorgehabt, umfasst sie mein linkes Handgelenk und zieht mich zu sich. Eine Sekunde später habe ich ihre Lippen auf meinen und meine Knie werden weich wie Pudding, als sie mich innig küsst. Ihre Lippen sind weich und nachgiebig und fordernd und ich scheine das Küssen plötzlich verlernt zu haben. Mein Gehirn ist wie leer gefegt und meine Eingeweide ringeln sich in meinem Innern wie ein Haufen lebendiger Spaghetti. Dann, ganz plötzlich lässt sie mich los.

»Man sieht sich«, sagt sie und im nächsten Augenblick fällt die Tür hinter ihr zu. Während ich mich benommen frage, was das sollte, ärgere ich mich gleichzeitig darüber, dass sie es immer wieder schafft, mich einfach so stehen zu lassen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Armaterasu
2009-11-14T00:23:17+00:00 14.11.2009 01:23
ich liebe dieses kapitel, es ist einfach kurz und knackig. ^^

melli ist klasse ^^ ich finde es irgendwie lustig wie sie sich an calla doch die zähne ausbeißt, eben weil sie nicht so eine ist, die gerne eine von mellis trophäen werden möchte.
leo ist klasse, ich mag ihre art und sie ist in dieser hinsicht wirklich etwas erwachsener als melli. aber ich finde es gut, dass melli über ihre worte nachdenkt, und das mehr als nur fünf minuten. sex kann soviel schöner sein, wenn man den partner besser kennt, weil dann kann man einfach viel besser auf ihn eingehen, denk ich.

einen hund? klasse ^^ ich hab auch angst vor hunden, genau aus dem gleichen grund wie melli xDD und da wird aus der vorlauten melina ein ganz kleines mäuschen xDD und gerade dieser aspekt macht sie irgendwie so menschlich, ich find das toll, dass du auf ihre schwäche eingegangen bist!

obwohl sie spaziergänge hasst, geht sie dennoch mit calla mit und für mich ist das ein zeichen, dass calla nicht mehr nur ein "opfer" für sie ist, zumindest nicht mehr im unterbewusstsein und auch nicht mehr um ihr geschundenes ego wieder gerade zu biegen. und ein besseren gesprächsthema findet sich natürlich nicht, außer die verlorene bekanntschaft für die nacht nachdem knallharten abgang seitens calla xD

aber es war abzusehen, dass das gespräch in diese richtung gehen wird, in der es gegangen ist... um bi und nicht bi sein. und ich finde callas worte klasse, weil dass ist für mich die wahrheit. man verliebt sich nicht in das optische, sondern hauptsächlich in das innere eines menschens. was bringt es einem, wenn der mensch top aussieht, aber nen scheiß charakter hat? nichts. okay, es muss beides passen, aber der charakter ist auch entscheidend!
und ich finde es klasse, wie calla dass sagt und melli nichts darauf erwidern kann, weil sie weíß, dass calla recht hat. und melli hat einfach angst davor jemanden an sich ran zu lassen und eventuell dadurch verletzt zu werden. stattdessen verletzt sie lieber andere und das ist falsch.

aber der kuss am ende war toll... ich glaube, dass melli dabei ist, sich in calla zu verknallen... denn sonst würde sie weder rot werden, noch hätte sie weiche knie, noch wäre sie manchmal nicht so sprachlos und würde sich wie ein teenager benehmen. aber gerade das macht melli wieder so sympatisch ^^

ich freu mcih auf das nächste kapitel ^^

LG
amy
Von:  Dark777
2009-11-11T17:06:31+00:00 11.11.2009 18:06
Jetzt habe ich mich so lange davor gedrückt einen Kommentar zu schreiben (weil ich schlicht zu faul bin -_-) und was mache ich? Jetzt bin ich so von der Story gefesselt, dass ich gar nicht mehr anders kann >_<!

Ich finde deinen Schreibstil klasse und gerade weil es so langsam voran geht, gefällt mir die Geschichte so. Ich finde es immer wieder spannend etwas über die Gefühle der jeweiligen Charaktere zu erfahren und wie sie sich langsam weiterentwickeln. Natürlich ist das Endergebnis, wenn sie sich näher kommen, das Highlight, aber der Weg bis dahin ist verdammt aufregend!

Ich hoffe ich kriege bald mehr Lesefutter, ich stehe auf gute Geschichten ;-).
Von:  _Drako_
2009-11-10T22:51:04+00:00 10.11.2009 23:51
Auweia, Calla kann ganz schön fies sein.... gefällt mir ^^
Der Hund is toll, ich liebe Rottweiler

Freu mich schon aufs nächste kappi
Von: abgemeldet
2009-11-10T21:49:59+00:00 10.11.2009 22:49
Ich kann dieses "ich verliebe mich nicht in den Körper blah blah blubb"-Argument nicht mehr hören... Ich gestehe dem zwar einen gewissen Wahrheitsgehalt zu, aber trotzdem ist es eine abgedroschene Ausrede. Andererseits fand ich Callas Argument danach ziemlich gut. ;) Das hat es wieder gerettet.
Ich bin auch nicht so der Fan von Hunden.
Von: abgemeldet
2009-11-10T21:04:33+00:00 10.11.2009 22:04
Ich mag Calla!!
Sie ist mir derbs sympathisch!!
Und der Hund ist toll, ich kenn sonst keinen, der beim ersten mal sagen Sitz macht O.o
Mach schön weiter so

Von:  Angel-of-the-Night
2009-11-10T20:29:50+00:00 10.11.2009 21:29
<lol> Es is witzig wie man wieder sehen kann was verliebt sein so alles mit einem anstellen kann^^
Calla ist super, der Chara wird ma immer sympatischer!

Ich hoffe das nächste Kapi kommt bald. Ich kanns gar net mehr erwarten (°°)

Bis dann^^
Von:  Toastbrot
2009-11-10T20:04:58+00:00 10.11.2009 21:04
süß die beiden
und calla gefällt mir immer besser ^-^

ich freu mich schon aufs nächste kapi~
^^

MfG Luffy~


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