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Wolfsträume

von

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Von Politik und lüsternden Füchsen

Der weiße Gerfalke lachte laut auf, als er die Flügel eng anlegte und sich aus der Höhe der Wolken zur Erde fallen ließ. Erst wenige Meter, bevor er auf dem Boden zerschmetterte, breitete er die Flügel wieder aus und flog so knapp über den Schnee dahin, dass er mit seinen Klauen die weiße Decke zerfurchen konnte. Lachend ließ er sich vom Wind wieder in schwindelerregende Höhen tragen.

»Ich liebe diese Flügel, ich glaube, ich verabschiede mich von der Wolfsgestalt!«, schrie er übermütig, als er um eine Rötelfalkin herumsauste.

»Sei mal nicht zu übermütig, so etwas kann auch schnell ins Auge gehen«, bemerkte die und flatterte unsicher.

»Sei nicht so ein Spielverderber, Schwesterherz! Ich find das auch super!«, rief ihr ein Rotmilan zu, der fast ebenso übermütig umher flatterte, wie der Gerfalke es tat.

»SLY!!«, brüllte daraufhin der Kolibri auf seinem Rücken ängstlich.

»Aber, sie hat recht, es kann wirklich eine Menge passieren, wenn ihr so übermütig seid«, lachte eine graubraune Wanderfalkin und tat es dem Gerfalken nach, indem sie sich zu Boden stürzen ließ und erst in letzter Sekunde die Flügel wieder ausbreitete.

»Was macht eigentlich Tariq?«, wollte die Rötelfalkin wissen und schaute besorgt auf das kleine Häuflein Vogel, das auf dem Rücken des Gerfalken still vor sich hin litt.

»Ich glaube, dem geht’s gut«, rief der übermütig und flatterte auf eine Laggarfalkin zu, die gerade ausprobierte, wie lange sie schweben konnte, bis sie wie ein Stein hinunterfallen würde.

»Fliegen wir eigentlich noch in die richtige Richtung, Soul?«, fragte er.

»Eigentlich schon«, antwortete sie und flatterte eifrig, um wieder an Höhe zu gewinnen.

»Dann müssten wir ja bald an der Mauer sein«, lachte der Gerfalke und zog eine Schleife, um wieder an Neas Seite zu kommen. Eine zerrupft aussehende Krähe gesellte sich flatternd zu ihnen.

»Das erste Mal, seit fünfzehn Jahren, dass ich wieder zu Hause bin«, erklärte die Krähe nostalgisch, hatte dabei Mühe, mit den ganzen Falken mitzuhalten.

»So sehr wird es sich nicht verändert haben«, beruhigte der Gerfalke, während er noch eine Schleife flog.

»Das ist es auch nicht, was mir Sorgen macht«, antwortete die Krähe grantig, als sich die Wanderfalkin meldete.

»Auf der Mauer stehen Menschen«, erklärte sie.

»Was?«, rief der Gerfalke alarmiert und spähte in die entsprechende Richtung. Doch offensichtlich konnte die Wanderfalkin besser sehen, als er, denn er nahm nur gerade so die Mauer wahr. Doch sie waren enorm schnell, viel schneller, als sie es als Wölfe gewesen wären, sodass er keine fünf Minuten später ebenfalls die Menschen ausmachen konnte. Und er erkannte sie auf Anhieb.

»Was zum…!«, grollte er böse und legte noch einmal an Tempo zu, sodass er der Erste war, der zum Landeanflug auf die Mauer ansetzte.

Nikolai, der eben noch von einer Schriftrolle das Urteil verlesen hatte, blickte nun erstaunt auf, als der weiße Gerfalke nur Zentimeter über seinen Kopf hinweg flog und dabei böse schrie. Er flog noch eine kleine Schleife um im Landeflug schon damit zu beginnen, sich zu verwandeln, sodass er den letzten Meter als Mensch auf den schwarzen Stein sprang.

»Nikolai! Was tust du da?«, fauchte er böse und fegte beiläufig mit einer ausladenden Handbewegung die Zauberer beiseite, die Anstalt machten, sich auf ihn zu stürzen. Tariq schmiss er dabei regelrecht von sich, doch die kleine Amsel flatterte schnell wieder zu ihm zurück und setzte sich unsicher auf seine Schulter.

»Makani! Du bist wieder zurück!«, rief der Meister der Zauberergilde erstaunt aus.

»Ja!«, fauchte der junge Mann böse und blitzte den alten Mann warnend an, bevor er sich zum Gefangenen umwandte. Der Vater von Nea und Sly, die just in dem Moment auf dem Steingeländer der Mauer landeten, die den Gang auf einer Seite begrenzte.

»Ich habe gesagt, dass ich nichts gegen ihn sagen würde, und das habe ich auch nicht getan! Und außer mir hat er keinem Zauberer geschadet, was wirfst du ihm also noch vor?«, fauchte er seinen ehemaligen Meister an, während Cinder, Soul, Ice und Ikaika sich um den Rötelfalken und den Rotmilan scharrten. Keiner von ihnen verwandelte sich, aber sie alle beobachteten neugierig, was geschah.

»Aber, alle wissen, was er getan hat. Er hat es zugegeben«, wandte Nikolai ruhig ein.

»Willst du dorthin gehen?«, wandte sich Lugh Akhtar bissig an den Mann, der verwundert die Szene beobachtete. Nun zuckte er zusammen und schaute zu Boden.

»Ich weiß es nicht. Ich… möchte Hope noch einmal wieder sehen. Vielleicht lebt er ja noch«, murmelte er unsicher.

»Hope?«, flüsterte Lugh Akhtar nachdenklich und warf Sly einen schnellen, fragenden Blick zu.

»Mein Sohn. Mein ältester Sohn. Ich denke, ich habe ihm Unrecht getan, als ich die Anschuldigungen gegen ihn glaubte«, sprach der Mann leise.

»Der Feuerfuchs, oder?«, vergewisserte sich der junge Mann noch einmal, und auf ein Nicken seines Gegenübers, schüttelte Lugh Akhtar entschieden den Kopf. »Ich habe ihn getroffen und ich denke nicht, dass er dir böse ist. Also, geh jetzt nach Hause, oder wohin du auch immer gehen willst und mach dir darüber keine Gedanken mehr. Solange du dir nichts mehr zu Schulden kommen lässt, wird dir keine Macht der Welt etwas anhaben, das verspreche ich dir bei meinem Leben.«

Da schaute der alte Mann ihn erstaunt an. »Nach allem, was ich getan habe?«

»Mir hast du niemals etwas getan, im Gegenteil. Aber das ist eine andere Sache und es gibt andere Leute, denen diese Worte eher gehören, als dir. Also, nimm es einfach so hin, dass ich dir nichts nachtrage, dir sogar Danke«, erklärte Lugh Akhtar und entließ ihn mit einer Geste. Dann wandte er sich Nikolai zu.

»Lass ihn in Ruhe, es sei denn, du willst dir einen wirklich mächtigen Feind machen, Nikolai«, fauchte er.

»Ich kenne deine Fähigkeiten, Makani, aber ich weiß auch, dass du ein gutes Herz hast. Du wirst mir nicht schaden nur aus einer Laune heraus«, lächelte der bloß.

»Da magst du recht haben. Aber das muss nichts heißen«, antwortete der junge Mann und lächelte zufrieden, denn er sah die Unsicherheit in Nikolais Augen.

»Was ist nur mit dir geschehen?«, fragte er unsicher.

»Ich habe mich endlich selbst gefunden, Nikolai. Und ich habe gute Freunde. Ich stehe nicht mehr unter deiner Fuchtel«, lächelte er selbstbewusst. Dann wandte er sich ab und schaute zu seinen Freunden zurück.

»Wollen wir weiter? Bis nach Forea ist es noch ein Stück«, lächelte er.

Die Laggarfalkin schüttelte darauf knapp den Kopf und flatterte zum Boden, wo sie sich wieder in die Wölfin verwandelte. Auch Lugh Akhtar nahm diese Gestalt an. Im Gegensatz zu Nea konnte er die Sprache der Tiere nur dann verstehen, wenn er selbst eines war.

»Was ist?«, fragte er sanft.

»Er gehört auch zu den Dreizehn. Er hat eine Eule bei sich«, erklärte sie und schaute auf jene Stelle, wo die Eule wohl saß.

»Ach ja?« Der weiße Wolf lächelte, blickte seinen Meister lange und nachdenklich an, bevor er Soul einmal dankbar über die Schnauze leckte und sich dann wieder in den Menschen verwandelte. Die schwarze Wölfin dagegen wurde wieder zum Falken.

»Wir sehen uns ein anderes Mal, Nikolai. Und lass ihn bitte einfach in Ruhe. Er ist genug gestraft für das, was er getan hat«, erklärte der junge Mann, bevor er sich in den Gerfalken verwandelte und darauf wartete, dass die Amsel wieder auf seinen Rücken kletterte. Tariq zögerte zwar kurz, doch machte er es sich wieder auf Lugh Akhtars Rücken bequem. Dann flogen sie weiter.

Das Land unter ihnen veränderte sich immerzu, doch nun kannte der Gerfalke den Weg. Und die Anderen folgten ihm. Irgendwann erblickten sie dann in der Ferne eine große Stadt, hatten sie vorher jedoch nicht ein Dörflein gesehen.

»Es wird nicht viel los sein, im Winter bleiben die Leute lieber in ihren Häusern«, erklärte er den anderen, als Cinder ihn erstaunt fragte.

»Häuser…?«, fragte sie zögernd weiter.

»Stell es dir vor, wie eine Höhle, die sich die Menschen bauen, um dort drinnen zu leben«, lächelte er, während er langsam an Höhe verlor. Seine Hütte war bei weitem nicht groß genug für die vielen Leute, sie war ja für nur zwei Leute fast zu klein. Aber er wusste, dass das Schloss von Forea leer stand und jedem zugänglich war. So landeten sie einige Zeit später direkt vor dem Schloss. Die Nacht war schon über sie hereingebrochen.

Während Soul, Cinder, Sly und Ice ihre Wolfsgestalt bevorzugten, blieben Tariq und Ikaika Vögel und wurden Nea und Lugh Akhtar wieder zu Menschen. Der junge Zauberer öffnete die Tür mit einer kleinen Handbewegung und entfachte ein Meer aus Licht mithilfe einer ausladenden Armbewegung.

»Ich war noch nie hier drinnen, aber ich weiß, dass es einige gemütliche Zimmer geben soll«, erklärte er lächelnd und schaute sich in der staubigen Eingangshalle um.

»Soul möchte wissen, warum hier niemand ist?«, übersetzte Nea.

»Weil es den Hohen Herren von Forea zu kalt hier ist. Sie debattieren ihre Belanglosigkeiten in Lanta und überlassen die Menschen sich selbst. Das ist nicht einmal die schlechteste Methode, so haben sie wenigstens ihre Ruhe vor der ganzen Politik«, erklärte der junge Mann und betrachtete nachdenklich das große Gemälde einer jungen Frau. Er wusste, dass sie die erste Frau des Herrn von Forea war, aber sie war jung gestorben und er hatte nicht viel Zeit verstreichen lassen, da hatte er schon das nächste junge Mädchen geheiratet.

»Tariq? Wenn du möchtest, verwandele ich dich jetzt wieder in einen Menschen. Die nächste Zeit werde ich für meinen Teil sowieso wieder auf zwei Beinen reisen«, wandte er sich der Amsel auf seiner Schulter zu. Der nickte, während die vier Wölfe sich aufmachten, das Schloss genauer zu begutachten.

Mit der Hilfe der Wintermagie war es dem Zauberer ein Leichtes, seinen Freund wieder zum Prinzen von Lanta zu machen und auch Ikaika, der es wohl selbst gekonnt hätte, für den es aber ausgesprochen schwierig gewesen wäre, ließ sich wieder seine Menschengestalt zurückgeben. Danach verschwand er kommentarlos.

»Ich bin in spätestens zwei Stunden wieder da«, verabschiedete sich auch Lugh Akhtar und ließ seine Freunde in dem Schloss allein. Er war schon so lange nicht mehr im Dorf gewesen, er musste erst einmal hier nach dem Rechten sehen, bevor er sich ausruhen konnte.

So lief er alleine durch die stille, leere Stadt, während die Sterne am Himmel leuchteten. Cinder hatte ihm erklärt, dass es einige Tage oder Wochen dauern konnte, bis das neue Nordlicht wieder die funkelnden Lichter an den Himmel zaubern konnte.

Er lief einmal durch die leeren Gassen der Stadt und verließ sie. Es zog ihn zu seiner Hütte, er hatte das Gefühl, dass ihn dort jemand erwartete. Und er hatte recht, als er die Tür öffnete, saß die Nacht in seiner Menschengestalt auf dem Sofa, an seiner Seite ein hübsches Mädchen mit hellem Haar und tiefblauen Augen.

»Ich möchte dir das neue Nordlicht vorstellen. Und der Winter wollte sichergehen, dass ihr gut nach Hause gekommen seid«, begann die Nacht ohne jegliche Begrüßung.

»Wer war sie in ihrem früheren Leben?« Der junge Zauberer schaute das Mädchen freundlich und wohlwollend an.

»Sie kommt von den Schattenfängen, ihr Name ist Aurora. Cinder wird dir gewiss eine Menge über sie erzählen können«, lächelte der finstere Mann, wechselte dann aber das Thema. »Wenn dir der Zauberer viel Ärger macht, dann kann ich ihn gerne einmal ein wenig erschrecken.«

»Nein, ich glaube nicht, dass das nötig sein wird. Er war mein Lehrmeister, kaum einer weiß über meine Fähigkeiten so gut bescheid, wie er. Er hat Angst vor mir, ich habe es in seinen Augen gesehen. Er fürchtet, dass ich nicht mehr der liebe Junge bin, den er von seiner Familie wegholte«, lächelte Lugh Akhtar zufrieden.

»Das bist du ja auch nicht mehr«, bemerkte die Nacht.

»Jeder verändert sich im Laufe seines Lebens«, antwortete der Zauberer. »Warum bist du eigentlich zu mir gekommen?«

»Darf ich nicht?«, lachte sein Gegenüber.

»Doch, aber mir ist sehr wohl aufgefallen, dass jeder von uns Dreien sagen wir… eine Art Paten bekommen hat. Und du hast dir ganz eindeutig Cinder ausgesucht, nicht mich. Deswegen wäre es viel sinniger, wenn du ihr als erstes das neue Nordlicht vorgestellt hättest.«

»Das stimmt wohl. Du hast recht, jeder von uns hat seinen Liebling, und meiner wird immer Cinder sein. Sie ist mir so ähnlich… und genau deswegen möchte ich dich bitten, dass du gut auf sie acht gibst. Sie ist nicht so stark wie Soul und so dickfellig, wie du.«

Darauf lachte Lugh Akhtar: »Ich? Dickfellig? Ich habe ja schon vieles über mich gehört, aber noch nicht, dass ich dickfellig sei.«

»Von mir aus kannst du es auch anders nennen, es kommt dasselbe dabei heraus. Tatsache ist, dass Soul zu jung ist, als dass ich sie darum bitten könnte, auf ihre Schwester aufzupassen. Also, bleibst nur du. Gib auf sie acht«, bat die Nacht und nach einigen Augenblicken nickte der junge Zauberer.

Darauf verschwand die Nacht und mit ihm das Nordlicht. Und der Zauberer kehrte zum Schloss zurück. Nea und Tariq hatten sich bereits schlafen gelegt, Ikaika, Sly und Ice waren nicht auffindbar, aber seine Schwestern saßen gemeinsam in einem gemütlichen Zimmer. Lugh Akhtar verwandelte sich wieder in den weißen Wolf, damit er verstand, was sie sagten, und gestellte sich zu ihnen.

»Das hier ist ein so seltsamer Ort. Leben alle Menschen so?«, fragte Soul mit glänzenden Augen.

»Nein. So leben nur die, die viel Macht haben. Die sich mit Politik beschäftigen. Aber auch viele Zauberer, die sich zu fein sind, ein einfaches Leben zu führen«, erklärte er lächelnd.

»Lebst du dann auch in so einem großen Schloss?«, wollte Cinder wissen.

»Schloss Forea ist nicht groß. Das Schloss von Lanta, also der Ort, an dem Tariq für gewöhnlich lebt, das ist groß. Aber nein, ich bin in einfachen Verhältnissen geboren und hatte nie Interesse daran, an so einem Ort zu leben. Im Gegenteil, ich habe Tariq deswegen immer bedauert.«

»Warum ist Tariq in einem noch größeren Schloss zu Hause, wenn er doch eigentlich nur ein einfacher Mensch ist?« Soul schaute ihn aus ihrem blauen Augen fragend an.

»Weil er ein Mensch ist, kein Zauberer… Lasst es mich anders erklären. Das Leben der Menschen ist eurem Leben nicht unähnlich. Jedes Land bildet sozusagen ein Rudel. Das hier ist das Rudel von Forea. Es gibt auch noch andere Rudel, Irian zum Beispiel, oder Rosaly. Das größte Rudel stellt hierbei Lanta. Und Lanta ist auch nicht irgendein Rudel, es ist sozusagen das Rudel des Winters. Ein Rudel, das niemand anzuzweifeln wagt, ein Rudel, das mächtiger ist, als alle anderen. Es steht über den anderen Rudeln. Sie folgen ihm. Und Tariq ist sozusagen der Sohn des Leitwolfs. Er wird einmal das Reich von Lanta regieren, und somit ist er der zweitmächtigste Mann der Menschen«, erklärte der weiße Wolf.

»Und wie ist das mit den Zauberern? Sie sind doch mächtiger als die Menschen, sie könnten das Land einfach an sich reißen«, überlegte Cinder.

»Theoretisch schon, ja. Aber Zauberer streben nicht nach irdischer Macht. Ein Zauberer ist mit anderen Dingen beschäftigt. Die meisten leben in Altena und wollen ergründen, was Magie eigentlich ist. Es gibt aber auch jene wie mich, denen es viel wichtiger ist, mit ihrer Magie den Menschen zu helfen. Es gibt sie überall, in dicht besiedelten Gebieten natürlich mehr, in den nördlichen Schneeländern dagegen kaum einen. Sie stellen auch häufig die Berater der Hohen Menschenherren dar, denn meistens stehen sie ein wenig außerhalb und können viele Situationen besser oder zumindest anders beurteilen. Allerdings mischen wir uns niemals in die Geschicke der Menschen ein.«

»Wer ist der mächtigste Mann der Zauberer?« Soul sprang auf eine Liege, woraufhin eine Staubwolke aufstob.

»Nikolai, mein Meister. Oder zumindest war er es Früher einmal. Er ist der Meister der Zauberergilde und lebt im höchsten Zimmer im Magierturm in Altena.«

»Wie wird man ein solcher Meister?« Cinders Augen blitzen auf, sodass Lugh Akhtar einen Moment zögerte, bevor er antwortete.

»Manche Zauberer, die Besonderes geleistet haben, oder gute Verbindungen besitzen, die werden zu Hochmagiern. Es gibt -« Er lachte kurz, bevor er den Satz zu Ende brachte, »immer Dreizehn. Sie eifern den mächtigen Dreizehn nach, aber in vielen Fällen sind sie nicht außergewöhnlich mächtig. Wenn der alte Gildenmeister abdankt oder stirbt, dann stellen sie den Neuen, wie das genau geschieht, weiß ich aber nicht. Auch nicht, worin genau ihre Aufgaben bestehen. Aber sie werden wir uns auch noch vornehmen, denn sie sind es, die Strafen verhängen. Sie haben Sly und Ice in die Verbannung geschickt.« Der weiße Wolf zuckte nachdenklich mit den Ohren.

»Also, werden wir nach Altena reisen…« Cinder ließ nachdenklich die Ohren hängen und schaute ihren großen Bruder dann mit einem undeutbaren Blick an.

»Ich habe eine Bitte, Lugh Akhtar«, sagte sie nachdenklich.

»Welche?«, fragte er erstaunt.

»Verwandele mich in einen Menschen.« Sie schaute ihn so fest aus ihren ungleichen Augen an, wie sie konnte.

»Wieso das? Ihr könnt auch in Wolfsgestalt…«, wollte er argumentieren, doch Cinder schüttelte entschieden den Kopf.

»Ich möchte ein Mensch sein. Ich möchte ihre Sitten lernen, sie sind so anders, als wir.« Ihre Augen leuchteten, als sie das sagte. Darauf nickte der weiße Wolf zögernd.

»Ich möchte auch. Nicht… aus den gleichen Gründen, aber... ich möchte auch«, meldete sich Soul und schaute dabei nachdenklich und verträumt ins Nichts. Lugh Akhtar hatte sofort eine Idee, was sie meinte und lächelte.

»Okay«, sagte er leise. Dann trat er erst zu Soul, verwandelte sich selbst und nahm ihr Gesicht in die Hände.

»Bleibe ganz ruhig. Entspann dich, versuche an Nichts zu denken«, flüsterte er ihr zu und schloss dann seinerseits die Augen. Er konzentrierte sich und spürte kurz darauf schon, wie sich Souls Gestalt zu verändern begann.

Als er die Augen wieder öffnete, hatte sich Souls Gesicht verwandelt. Es war menschlich geworden. Es war das Gesicht einer jungen Frau von siebzehn oder achtzehn Jahren. Ihr langes, schwarzes Haar war von weißen Strähnen durchzogen, was sie älter wirken ließ. Nun sah man auch ihre ungleichen Augen besser, denn jetzt wurden sie nicht mehr von Unmengen an Haaren verdeckt.

»Ich… fühle mich seltsam«, murmelte sie und schaute an sich herab. Sie trug keine Kleider, einzig ihre Fußfesseln und ihren Herzanhänger bedeckten noch Teile ihrer Haut. Lugh Akhtar betrachtete sie eine Weile emotionslos, bevor er sich Cinder zuwandte. Mit ihr wiederholte er das gleiche Spiel und als er die Augen wieder öffnete, da war auch sie ein Mensch.

Auch ihr Haar hatte die Farbe ihres Fells, doch besaß sie nicht die weißen Strähnen, die Soul zur Schau trug. Ihre Augen schienen noch heller zu leuchten, in dem menschlichen Gesicht und auf ihrer Stirn prang etwas, das wie eine Brandnarbe aussah. Sie hatte die Form des Halbmondes. Auch Cinder trug keine Kleider, nur ihr dunkelrotes Samthalsband war ihr geblieben.

»Bin ich… ein Mensch?« Sie betrachtete ihre Hände und strich mit ihnen nachdenklich über ihre Stirn.

»Ja. Aber… ich weiß nicht, was schief gegangen ist… eigentlich sollte diese Narbe nicht sein«, flüsterte Lugh Akhtar und kniff unwillig die Augen zusammen, während er ihre Hand beiseite schob und den Halbmond genauer betrachtete.

»Egal was es ist, ich bin ein Mensch«, lächelte sie und in ihren Augen glitzerten Tränen der Freude.

»Ja…« Der junge Zauberer störte sich dennoch am Halbmond und seufzte. »Ich denke, ich sollte euch Kleider besorgen.«

Er stand auf und wandte sich der Tür zu, als er die Stimme von Sly hörte.

»Lugh, bist du hier irgendwo? Wir bräuchten mal deine Hilfe, mir ist ein kleines… Missgeschick passiert!«, rief er mit menschlichen Worten.

»Ja, so kann man es auch nennen«, fauchte Ice kurz vor der Tür, die sich nur Sekunden später öffnete. Zwei junge Männer, etwa so alt wie Lugh Akhtar, schauten herein. Der eine, offensichtlich Sly, hatte auch so das fuchsrote Haar und die gleichen blauen Augen, wie Nea. Neben ihm, demnach vermutlich Ice, war dagegen komplett blau.

Jedoch schien dieses Problem mit einem Mal nicht mehr wichtig, denn mit großen Augen und offenen Mündern starrten sie auf Soul und Cinder, die neugierig zurückblickten.

»Meine Güte, wer sind die beiden Hübschen denn?«, fragte Sly, während sein Blick ganz unverhohlen über die intimen Bereiche der Mädchen wanderte.

»Meine Schwestern, deswegen wäre ich euch auch dankbar, wenn ihr ein wenig mehr Schamgefühl zeigen würdet«, fauchte Lugh Akhtar und komplimentierte die beiden anderen jungen Männer unsanft nach Draußen und warf die Tür hinter sich zu. Er warf nur einen kurzen Blick auf die blaue Haut, die Ice zur Schau trug und seufzte dann tief.

»Sly, du solltest die Hände von Verwandlungszaubern lassen«, seufzte er.

»Ich weiß«, grinste der und lugte dabei an Lugh Akhtar vorbei zur Tür. »Du dagegen überhaupt nicht…«



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Cat-girl
2011-02-07T19:40:23+00:00 07.02.2011 20:40
Oh... die Überschrift will mir gar nicht gefallen...
Was für ein wahnsinniger Vogel...
Was sind das denn für seltsame Vögel? Und warum Wolfsgestalt?
Ei... ich glaube, ich weiß, wer sie sind... *lächelt still*
Ein Kolibri... wie niedlich, wer das wohl ist...
Überwiegend Falken... hm...
Der arme Tariq... immer so ein Leiser gewesen...
Ah, okay... der Kolibri ist Ice... der Arme...
Mach doch vorsichtig, Soul...
Sie fliegen nach Hause, auch mal eine Idee^^
Hm... wer wohl die Krähe ist? Hehe
Der arme Vogel... ja, sie sind auch alle so groß...
Selbst als Vogel ist Lugh noch elegant... *wird rot*
Ach, Menschen? Ja, was machen die wohl da oben...
O.o bekannte Menschen...
Oh... hi, Lugh Akhtar... *wird noch röter*
Wer ist das arme Wesen, das gerade sein Urteil hören musste? *sieht traurig aus*
Ja, weg mit denen, die können eh nichts machen...
Die kleine Amsel...
Was hat denn Neas und Slys Vater schon wieder verbrochen... und was ist mit Lugh, der ist aber geladen... gut, kann ich verstehen... der Mann war sicher auch unschuldig...
Ah... sein Sly... wie niedlich...
Oh, Tor... ist das traurig... der arme Mann...
Ganz schön große Worte, eh, Lugh?
Vielen Dank, Lugh...
Ganz schön aggressiv, so habe ich den aber nicht kennen gelernt...
Wie ein anderes Land einen verändern kann...
Was hat die Fähe denn?
Na, klasse. Ist er also auch einer von ihnen...
Fliegen...
Ach ja... Cinder und Soul wissen ja gar nicht, was ein Haus oder dergleichen ist...
Uh... es ist Nacht... *kichert*
Oh... wow... *betrachtet fasziniert das Lichterspiel*
So ein seltsamer Mann...
Bis später, ihr Süßen... *schaut ihnen nach*
Ich wüsste gern, wie Ikaika als Mensch aussieht...
So, auch noch ein Wächter seiner Welt...
Wer wohl neues Nordlicht ist?...
Da würde ich doch so gern mitgehen, mit Lugh Akhtar einen Stadtspaziergang unterm Sternenhimmel machen *träumt*... wie romantisch...
Okay... wer ist das Mädchen...
Hey, Aurora... ein schöner Name...
Natürlich, ein Onkel darf seinen Sohn doch immer besuchen...
Wo er recht hat, hat er recht...
Was ist dickfellig für ein lustiges Wort... *kichert fröhlich*
Ist mir gar nicht so aufgefallen, dass Cinder etwas zierlicher ist...
Hi, Cinder, Soul... *gesellt sich zu ihnen*
Wie neugierig sie doch sind...
Schön erklärt... mit Wolfsworten..
Die sind richtig Wissenssüchtig...
Wow... so ist das mit den Dreizehn...
Was gibt’s denn, Cinder? *wendet sich ihr zu*
Oh, Cinder... Liebes... bist du dir sicher, dass du das willst? *blickt überrascht auf*
Oh weia... Cinder, Mädchen, lass das lieber, Menschen sind nicht immer gut...
Was stellt sich die Süße wohl gerade vor?..
Das klingt wie eine Hypnose... o.o
Wie schön Soul ist... *schaut sie fröhlich an*
Wow, Respekt, Lugh... das können nicht viele Männer...
Oh, Tor! Seid ihr ein paar heiße Mädels... hehe
Naja, es ist ein Zeichen, das immer bleibt und sie als Cinder erkenntlich zeigt...
Ja, wäre ganz gut, wenn du nicht willst, dass sie erfrieren oder gar angemacht werden...
O.o... ein kleines.. wohl eher ein großes, ein ganz großes...
Cool^^ Mann sieht Frau und umgekehrt...
Also, Sly *schwalbt ihm eine*
Die war zu... hehe
Iiiii ein blauer Mann.... steht dir nicht, Ice...
Dididididi Sly... die ist zu und bleibt auch zu... *funkelt ihn an*

Oh, Tor. Na das war ja was. Jetzt verstehe ich auch die Überschrift... hehe...
Also, das mit den Vögeln war schon cool, wobei ich sie am Anfang nicht erkannt habe. Der arme Mann, zum Glück hat ihn Lugh vor seiner Verbannung gerettet... die Verwandlung in Menschen... Cinder und Soul sind echt zwei ganz heiße Schnecken... hehe … Sly und Ice sind aber auch süß... obwohl, Ice muss erst mal seinen blauen Farbton verlieren... das kann ja was werden... hihi.
Von:  Seelentraeumerin
2010-07-27T17:06:53+00:00 27.07.2010 19:06
*schieflach*
das Ende ist genialXD
Ich lach mcih hier schon schiefXD
weiter*.*


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