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Wandelne Zielscheibe

Ich beschütze dich
von

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Ich beschütze dich

Wandelnde Zielscheibe
 

„Ai, wärst du nicht froh, wenn du in deinen eigenen Körper zurückkönntest? Du bist endlich nicht mehr so klein und kannst dich im Spiegel sehen und ganz ehrlich sagen: Das bin ich!“

Shinichi, zurzeit Conan, hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und lief mit einem selbstzufriedenen Grinsen neben Ai her.

Diese hatte gerade angekündigt, dass ein neuer Prototyp des Giftes APTX4689 bald fertig sei. Sie habe ein paar Änderungen an der letzten Kapsel vorgenommen, die dieses Mal wirklich ein voller Erfolg werden könnte. Denn sie hat eine spezielle Dosis so verstärkt, dass man unwiderruflich 1o Jahre altert, so, wie man 1o Jahre geschrumpft ist.

Nach dem Conan das erfahren hatte, war seine gute Laune nicht mehr wegzudenken. In der Schule ertrug er das „Kleine Ein Mal Eins“ kommentarlos und wenn Kogoro wieder anfing einen über den Durst zu trinken, dann lächelte er nur darüber. Bald würde alles vorbei sein.

Ai fragte ihn, was ihn dieses Mal so sicher machte, das es auch wirklich ein Leben lang anhielt.

Er antwortete nur:

„Das habe ich so im Gefühl. Deine Gedankengänge und Erklärungen klingen alle so richtig. Ich möchte einfach daran glauben. Wusstest du, dass in drei Tagen, wo du das Gift fertig haben wolltest, ein besonderes Jubiläum ist? Dann wurde ich vor genau zwei Jahren geschrumpft! Es ist doch klar, dass ich genau dann wieder ganz der Alte werde!“

Ai zuckte die Schultern. An seine Logik musste er noch feilen. Wahrscheinlich muss erst wieder ein Mord geschehen, damit er wieder klar denken konnte.

Mit einem kaum sichtbaren Grinsen sagte sie:

„Dann mache ich heute Pause und du bekommst das Gegenmittel erst in vier Tagen.“

Sie steigerte ihr normales Lauftempo, während Conan verdutzt sagte: „Ai, warte doch mal!“
 

„Nächster Halt: Kyoto Street:“
 

Shiho schreckte aus den Gedanken auf.

Sie sah sich um. Die Gegend kam ihr nicht unbekannt vor, doch sie war sich sicher, dass sie noch nicht hier sein konnte. Das letzte Mal, als sie aus dem Fenster geschaut hatte, waren sie noch an der „Baker Street“. Von dort bis hier her dauerte es mindestens 25 Minuten. Sie lächelte über sich selbst, als sie sich im Fenster sah, welches ihr wahres Äußeres zeigte.

Sie war eingenickt.

Das war wahrscheinlich eine Nebenwirkung ihres Gegenmittels. Ihr Spiegelbild lächelte sie traurig an. Es war so ungewohnt, sich nicht mehr als kleines Mädchen, sondern als 2o- jährige Frau zu sehen. Sie konnte nicht sagen, dass die letzten Jahre, die sie als Grundschülerin zugebracht hatte, schnell vergingen, denn so manches Mal hatte sie um ihr Leben bangen müssen.

Aber nichtsdestotrotz musste sie zugeben, dass genau diese zwei Jahre die schönste Zeit ihres Leben war.

Sie lehnte ihren Kopf an das Fenster. Ihr anderes Ich da draußen tat das Selbe. Langsam sah sie zu, wie Tokio an ihr vorbei raste.

Am schönsten fand sie immer noch die Ausflüge, auch wenn sie es nicht zugeben mochte. Zu wissen, wie es war, in einer ganz normalen Schule zu sein, war einfach wundervoll. Außerdem hatte sie dort das Gefühl genossen, mal nicht in Angst zu leben. Niemand wusste, wer sie war und die Organisation kam bestimmt nicht drauf, dass sie durch ihr eigenes Gift geschrumpft ist, wenn die restlichen Opfer dadurch umgekommen sind.

Alle sind tot, bis auf einen.

Die Mundwinkel hoben sich wieder.

Sherlock Holmes aus der Neuzeit, Conan Edogawa, zurzeit oder besser ausgedrückt jetzt und für immer: Shinichi Kudo.

Er spürte von den Nebenwirkungen bestimmt nichts. Sie erinnerte sich nur zu gut daran, wie er sich gefreut hatte, als er von ihrer Nachricht erfuhr, dass das Gift bald fertig sei.

Besonders dieser Traum holte alles noch einmal zurück.

Sie seufzte.

Während sie hier um Bus saß, war er bestimmt auf dem Weg zu Ran, um ihr zu erzählen, dass er zurück ist oder bereitet sich auf morgen vor, wenn er sie alle in der Schule mit seiner Anwesenheit überraschte.

Sie dagegen wird morgen im Flugzeug sitzen auf dem Weg zurück nach Amerika. Sie wäre gerne weiter in Japan geblieben; es war ein so wunderschönes Land, wo sie viele Freunde gefunden hatte.

Doch die ständige Angst, die sie umgab, wenn sie draußen auf der Straße war, machte ihr das Leben unerträglich. Immer wieder hatte sie Angst, dass jemand aus der Organisation vorbei kam und sie erkannte.

Ob sie dabei nur um ihr eigenes Leben bangte oder auch um das der anderen wusste sie nicht recht.

Töten würden sie sie bestimmt nicht. Sie wollen wahrscheinlich erst wissen, wo sie sich so lange versteckt hatte, bevor sie sie umbringen und danach ihre Verbündeten, die ihr bei dem Katz und Mausspiel geholfen haben.

Shiho fragte sich, welcher Teufel sie geritten hatte, als sie sich dazu entschied, das Gegenmittel einzunehmen.

Hätte sie es nicht getan, könnte sie immer noch normal zu Schule gehen, bei Professor Agasa wohnen und sich nachmittags mit ihren Freunden treffen.

Aber vor allem konnte sie ihn wiedersehen.

Nach dem er wieder groß ist, hat er bestimmt keine Zeit mehr für die „Detective Boys“, doch Ai machte das nichts aus, solange sie ihn nur sehen konnte.

Sie kann es nicht fassen, jeden Tag allein sein zu müssen, immer darauf wartend, dass jemand sie enttarnte und schließlich umbrachte.

In Amerika war sie nicht viel sicherer, doch sie gefährdete nicht länger das Leben von unschuldigen Menschen und hatte bestimmt ein paar schreckliche Monate mehr zu leben als hier.

Shiho merkte, wie ihre Augenlider wieder schwer wurden, obwohl sie gerade erst aufgewacht ist.

Sie musste sowieso noch eine halbe Stunde fahren, da konnte sie ruhig noch mal ein Nickerchen halten.
 

„Conan, dir ist doch klar, wenn ich wieder groß bin, dass mich die Organisation in Handumdrehen finden wird? Ich bin eine wandelnde Zielscheibe, die darauf wartet, erschossen zu werden!“

Conan grinste sie mit diesem Grinsen an, das er immer hatte, wenn er eines Falles Lösung auf der Spur war. Und dieser Fall wird bald abgeschlossen sein.

Er fasste sie leicht an der Schulter, als wären sie jahrelange Freunde aus Kindertagen, was gleichzeitig schmerzlich stimmte.

„Dann kommst du eben zu mir. Ich beschütze dich, wenn's sein muss, mit meinem Leben!“
 

Shinichi grinste in sich hinein, als er das Tor zu seinem Haus mit Leichtigkeit öffnete. Endlich kam er wieder problemlos in seine Wohnung.

Ai hatte es endlich geschafft! Sie hatte ein Gegenmittel erfunden, das wirklich „tötete“. Es wurde auch mal Zeit.

Den ganzen Tag hatte er sich die Stadt mit anderen Augen noch mal angesehen. Gar manche haben ihn wiedererkannt, den Erlöser der Japanischen Polizei.

Er hatte sogar auf der Straße ein paar Reporter getroffen, die ihn gleich zu seinem Verleib der letzten zwei Jahre ausfragen wollten.

Er malte sich aus, was passieren würde, wenn das Interview im Fernsehen ausgestrahlt wird. Danach würde wahrscheinlich ein Telefonterror im Haus herrschen, die er versuchen würde zu ignorieren, um sie mehr auf die Folter zu spannen.

Und dann- er kicherte hörbar- kommt am Montag die große Überraschung!

Mittlerweile saß er auf dem Sofa.

Ach nein, es war ja schon ganz lustig gewesen mit den kleinen Kids zu spielen, aber sein richtiger Körper und somit auch sein richtiges Leben war tausend Mal besser.

Das einzige, was er vermissen würde, war das unauffällige Herumschnüffeln bei einem Fall. Bei einem so süßem Kerlchen wie er es vor kurzem noch war, verplapperte man sich doch gerne.

Die Kinder sah er jeden Tag in den Pausen und vor der Schule. Die würde er bestimmt nicht so schnell vermissen.

Er sah auf die Wanduhr, die schräg neben dem Sofa stand.

Es war kurz nach sechs. Ins Bett gehen wollte er noch nicht, aber was sollte er jetzt tun?

Über Schularbeiten war er relativ uninformiert, aber er konnte ja schlecht Ran anrufen. Er wollte ihr die große Überraschung nicht versauen.

Sein großes Grinsen wurde in ein kleines trauriges Lächeln. Er hatte ihr so viel Kummer bereitet. Jetzt würde alles ein Ende haben. Er war wieder da. Erklären kann er es ihr noch nicht, aber sie wird es sicher verstehen können. Schließlich hatte sie auf ihn gewartet, die ganze Zeit. Er ist so froh eine Freundin wie sie zu haben.

Und Sonoko? Die würde ihn wahrscheinlich nach einem halben Jahr vergessen haben. Da war ja Ayumi noch besser. Und was ist mit Ai?

Sie war schwer einzuschätzen. Wahrscheinlich würde sie sonst was von ihm denken und nur aus dem Grund nicht fremdgehen, weil niemand mit ihr ausgehen will.

Er grinste in sich hinein. Ja, bei ihrem Desinteresse wäre das nicht weiter wunderlich, aber er musste sagen, dass genau das ihn reizte.

Eigentlich fand er sie ganz toll. Sie war nicht so lästig wie Ayumi, nicht so vernarrt wie Sonoko und nicht so naiv wie Ran.

Sie war schlau, konnte logisch denken und half ihm ab und zu bei seinen Fällen. Er erinnerte sich noch daran, als sie zusammen mit den anderen auf der Insel waren. Ein Taucher wurde von einem Hai gebissen, was sich als geplanter Mord entpuppte. Als er ihr sagte, was sie tun solle, hatte sie ihn mit ihrem typischen Grinsen gefragt: „Bin ich etwa deine Assistentin?“

„Nein“, hatte er mit seinem typischen Grinsen geantwortet. „Du bist meine Partnerin.“

„Gut gekontert.“

Ja, sie war schon irgendwie toll. Vor allem, weil sie dieses tolle Gegengift gemischt hatte. Er war zwar ab und zu müde, aber seine Hochstimmung hielt ihn wach.

Während er ein Gähnen unterdrückte, erinnerte er sich dran, sich bei Ai, nein, er sollte anfangen sie Shiho zu nennen, also sich bei Shiho zu bedanken. Das kann er morgen in der Schule machen. Sie wird die Einzige sein, die ganz cool bleiben würde.

Mit einem Mal fiel ihm wieder ein: Sie war gar nicht auf seiner Schule. Im Gegensatz zu ihm konnte sie nicht einfach so wieder in ihr altes Leben schlüpfen. Was machte sie dann?

Er schnappte sich sein Telefon und wählte Professor Agasas Nummer. Auf dem guten alten Sofa war es gerade so gemütlich; er wollte sich nicht bewegen.

„Agasa.“, meldete sich der Professor.

„Hallo.“

„Oh Shinichi!“ Er klang sichtlich erfreut. „Was gibt es? Lässt das Mittel nach?“

Er lachte „Nein, nein, es geht mir bestens! Ai hat sich selbst übertroffen! Oh, ich meine natürlich Shiho. Über sie wollte ich auch reden. Was ist mit ihr? Geht sie morgen mit in die Teitan- Oberschule oder müssen noch Formalitäten ausgefüllt werden?“

„Öh..“, räusperte sich Agasa. Anscheinend hatte er gerade ein Thema angesprochen, das er tunlichst vermeiden wollte.

„Shinichi, weißt du.. Ai ist nicht mehr da.“

„Was?!“ Er riss die Augen auf. Er hatte sich doch verhört? Er wiederholte seine zu kurz gestellte Frage: „Was?!“

„Mhm.. ja.. sie ist nicht mehr da. Als ich heute nach Hause kam, lag ein Zettel auf dem Tisch. Da stand.. warte. Ich lese ihn dir vor.“

Shinichi hörte das Rascheln des Papiers an der anderen Leitung. Mit jeder Sekunde wurde er ungeduldiger, er konnte es nicht fassen! Was bedeutete „weg“?

Der Professor räusperte sich, als er anfing zu lesen:
 

Lieber Professor,

Machen Sie sich keine Sorgen um mich. Mir geht es gut. Sie müssen sich auch nie mehr Sorgen um sie selbst machen. Ich werde nicht mehr bei Ihnen wohnen, um Ihr Leben nicht weiter zu gefährden. Solange ich in diesem Körper stecke, bin ich eine wandelnde Zielscheibe, die alle um mich herum in Gefahr bringt.

Deswegen werde ich/ bin ich gegangen. Bitte erzählen Sie Conan nichts davon. Er würde sich nur auf der Suche nach mir begeben.

Danke für alles

Shiho Miyano
 

Shinichi stand wie unter Schock. Nur langsam erfasste er die Bedeutung der Wörter, die er niemals hören wollte.

Er hielt den Hörer in der Hand und starrte stur gerade aus. Sein Gehirn versagte den Dienst.

„Shinichi? Hallo, Shinichi? Hörst du mich?“

„J.. ja..“ Er war sprachlos. Schockiert. Bestürzt. Erschrocken. Seine Freude von vorhin war wie weggeblasen. Genau wie sie.

„Ich denke-“

„Was?“, unterbrach der Detektiv seinen alten Freund. Er hatte seine Stimme wieder. „Was denken Sie? Wollten Sie auf sie hören? Wollten Sie mir es wirklich nicht erzählen? Denken Sie, dass es für mich leichter wäre, wenn Ai schon weg ist und ich nichts mehr tun kann? Denken Sie das? Was hat sie sich dabei gedacht?“

Eine Weile war an der anderen Leitung nichts zu hören. Der Professor war wahrscheinlich zu sehr geschockt von der heftigen Reaktion des immer so kühlen Detektivs. Oder er wollte ihn erst mal austoben lassen.

Dann sagte er:

„Ich wollte sagen, ich denke, sie ist nach Amerika zurückgeflogen. Sie denkt wahrscheinlich, dass die Organisation sie dort nicht so leicht finden wird, aber sie wissen ja, dass Ais Mutter ihren Vater dort kennengelernt hat und sie deswegen oft Ferien dort gemacht haben. Amerika wäre ihr zweites Ziel. Vielleicht haben sie schon längst dort angefangen zu suchen.“

„Ja. Vielleicht.“

Shinichi zwang sich zu beruhigen. Was war mit ihm los? Er wusste doch, dass sie der Typ war, der sich lieber um die Sicherheit anderer kümmerte als um sich selbst. Wieso überraschte es ihn so sehr, dass sie nicht mehr da war?

Jetzt, wo die Männer in Schwarz Ai in Amerika finden werden, kann keine Verbindung mehr zu ihm aufgebaut werden oder zu überhaupt jemand. Sie werden einfach denken, sie war die ganze Zeit schon dort. Alle waren in Sicherheit, nur sie nicht. Und was ihn betrifft, er wollte die Organisation früher oder später sowieso stellen.

Wieso kümmerte es ihn dann so sehr?

„Ich gehe.“

„Wie bitte?“ Der Professor konnte anscheinend nichts mit dem, was er gerade gesagt hatte, anfangen. Er hatte die ganze Zeit geschwiegen.

„Ich gehe zu ihr. Ich will sie davon abhalten zu gehen.“

„Shinichi. Sie wird sich nicht überreden lassen. Sie hat ihren eigenen Weg gewählt. Das Flugzeug ist vermutlich sowieso schon abgehoben. Es macht keinen-“

„Professor, bitte suchen Sie mir die Zeiten für die heutigen Abflüge heraus. Ich komme dann zu Ihnen.“

„Aber..“ Er schien perplex zu sein, doch er gab nach. Schließlich wollte er Ai auch wiederhaben. Lebensgefahr hin oder her. Er war 50 und wird auch nicht mehr jünger. Wie er stirbt, ist doch ganz egal.

Shinichi legte schnell auf. In einer übermenschlichen Geschwindigkeit zog er seine Schuhe an und holte sein Skateboard heraus. Er war zwar schon zu alt dafür, aber das hier war ein Notfall.
 

„Haben Sie alles?“

Shinichi ist wie ein Irrer herein gestürmt. Für ihn zählte jede Sekunde.

Der Professor stand vor ihm. Er sah eigentlich aus wie immer, doch diese ganze Hektik und Ais Verschwinden ließ in zehn Jahre älter werden. Er brauchte gar kein Gift.

„Ja. Hier ist die Liste. Der Flieger, der geradewegs nach Amerika fliegt, hat heute Verspätung. Alle Passagiere müssen in einem Hotel in der Nähe übernachten. Aber sie könnte auch mit einem anderem Flieger, mit dem man per Umsteigen Amerika erreicht, geflogen sein. Ich weiß es nicht.“

„Ich habe keine andere Wahl. Ich setzte auf diese Maschine.“

Shinichi nahm die Papier und flitzte zur Tür. Er stolperte kurz, doch das hielt ihn nicht davon ab, weiter zu laufen.

Als er die Tür hinter sich ließ, rief ihm Professor Agasa zu:

„Und was ist mit Ran?“

„Was soll mit ihr sein?“, rief er zurück. „Sie ist zu Hause.“

Aus seinem Augenwinkeln sah er, wie der Professor leicht lächelte.

Sein Bewusstsein konnte sich denken, wie er die Frage gemeint hat, doch sein Gehirn war noch nicht bereit, den Sinn richtig zu erfassen.
 

Der Flughafen war ziemlich außerhalb Tokios. Mit dem Bus brauchte mal fast eine ganze Stunde, doch wenn man auf einem rasenden Skateboard fährt und die Verkehrsregeln nicht beachtet, dann kommt man auf knappe 45 Minuten.

Shinichi war erschöpft, als er ankam, auch wenn er nur stehen musste. Skateboard fahren ist halt doch anstrengender, als man denkt.

Im Tokyo Airport waren nicht mehr allzu viele Passagiere, dennoch konnte er sie nicht sehen.

Er lief quer durch die ganze Halle, doch keiner hatte rotblondes Haar.

Er fragte herum und auch die Stewardess mussten seine lästige Fragen über sich ergehen lassen.

„Das dürfen wir Ihnen nicht mitteilen.“, hieß es immer wieder.

Nein, dachte er. Er ging mit der Rolltreppe auf die nächste Etage, doch auch von dort aus konnte er nichts erkennen.

„Ai!“, rief er. „Ai, wo bist du? Ai, Ai, Shiho!“

Er schrie bis ihm die Kehle brannte, doch niemand drehte sich nach ihm um, der ihr ähnlich sah. Niemand meldete sich. Wieso? Wieso musste es soweit kommen? Warum hat er es nicht gesehen? Warum hat er das alles nicht vohergesehen?

Wegen ihr, gab er sich selbst die Antwort. Wegen Ran. Er war so froh wieder der Alte zu sein, endlich wieder bei seiner Freundin zu sein, dass er seine andere Freundin ganz vergessen hatte.

Er hatte sie gar nicht richtig gesehen, obwohl sie immer bei ihm war. Ihre Nähe war einfach zu selbstverständlich. Sie war bereits Teil seines Lebens, dass er letzten Endes erst dadurch bemerkt hatte, als sie nicht mehr da war.

„Shiho..“, sagte er keuchend. Seine Stimme tat weh. Er konnte nicht mehr schreien. Er wollte nicht mehr. Er konnte sie nur noch in Gedanken anflehen zu bleiben.

„Was soll das?“

Die Stimme ließ ihn aufhorchen. Niemand anderes hatte eine solch gleichgültige und warme Stimme wie sie. Shinicho drehte sich reflexartig um.

Hinter ihm stand die gesuchte Person. Shiho Miyano. Sie schaute ihn mit einem fragendem Blick an.

„Ai!“, rief er. Er war so glücklich. Augenblicklich fiel er ihr um den Hals.
 

„Halt, warte, was soll das?!“

Ai wehrte sich gegen die stürmische Umarmung seinerseits. Sie hatte ihn zwar schon vermisst die letzten paar Stunden, doch das hier kam doch zu plötzlich.

Nach dem er sie endlich losgelassen hatte, sagte er:

„Warum bist du gegangen?“

Statt auf die Fragen zu antworten, fragte sie:

„Woher weißt du das? Professor Agasa hat es dir erzählt, stimmt's? Ich sagte doch-“

„Es ist egal, wie ich es erfahren habe.“, unterbrach er sie. Er war heute echt unhöflich und vor allem nicht mehr er selbst.

„Ich kann es nicht glauben, es überhaupt erfahren zu müssen. Ich dachte, du willst aufhören vor deinem eigenem Schicksal davon zu laufen.“

Ai sah ihm direkt in die Augen.

„Conan, du weißt nicht, wie es ist jeden Tag herum zu laufen in der Gewissheit entdeckt werden zu können.“

„Doch.“, widersprach er. „Ich steigere mich bloß nicht noch hinein. Ich weiß, wie es ist. Wenn die Kerle in Schwarz mich lebend sehen, brauchen sie auch nur eins und eins zusammen zu zählen, um unser Geheimnis zu erfahren. Ich bin genauso gefährdet wie du.“

Ai seufzte.

„Sie denken, du bist tot. Sie wissen, ich lebe. Sie werden dich nicht so jagen wie sie es bei mir tun werden. Gin hat schon so viele getötet. An dich wird er sich bestimmt nicht erinnern können. Außerdem bin ich nicht so mutig wie du.“

Er nahm sie an die Hände. Einen leichten Schauer durchfuhr sie, doch sie zog ihre Hand nicht zurück.

„Das macht nichts.“, sagte er mit einem Lächeln, von dem die gedacht hatte, es nie wieder zu sehen. „Ich beschütze dich. Das weiß du doch. Ich hab's versprochen.“

Ais Gesicht hellte sich auf.

„Ich dachte, du hast es vergessen.“

„Wie kommst du denn darauf?“

Shinichi sah zum Himmel, der bereits dunkel war.

„Komm. Lass uns zurück fahren. Wir müssen morgen in die Schule. Oberschüler verzeiht man nicht so leicht wie Grundschüler, wenn sie zu spät dran sind.“

Shinichi nahm sie an der Hand und führte sie so aus der Menschenmenge raus.

„Was? In die Schule?“, rief sie erschrocken. „Du willst mich wirklich bald unter der Erde sehen, oder?“

Er lachte.

„Wieso denn?“ Der Detektiv drehte sich, um ihr ins Gesicht zu sehen. „Ich beschütze dich doch.“

Shiho war verblüfft. Eine Weile konnte sie nichts sagen. Sie war einfach nur sprachlos.

„Du hast Recht.“, sagte sie dann lächelnd. „Du hast Recht.“
 

Er fasste sie leicht an der Schulter, als wären sie jahrelange Freunde aus Kindertagen, was gleichzeitig schmerzlich stimmte.

„Dann kommst du eben zu mir. Ich beschütze dich, wenn's sein muss, mit meinem Leben!“
 

--------------------------Ende----------------------------

Schön, dass ihr hier auch angekommen seid! Ich persönlich finde ja, dass es nicht mein bestes Werk ist, aber der WB reizt mich i- wie^^

Danke fürs Lesen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Wolkenkranich
2013-06-29T08:31:03+00:00 29.06.2013 10:31
Buhuu kein happy end
Von:  Ryoko-chan
2010-03-14T14:56:10+00:00 14.03.2010 15:56
So, dann geht's bei der Auswertung mit deiner FF weiter. ^^

Idee/Hintergrund/Umsetzung:

Du hast meine Ideen gut umgesetzt, wobei du dich nicht eins zu eins an die Vorlagen gehalten hast. Das ist nicht schlimm, da ich ja gesagt habe, dass die Möglichkeiten gemischt werden dürfen.
Leider und das find ich echt bedauernswert, ist hier in meinen Augen keine richtige Affaire zu sehen.
Aber da du Shiho und Shinichis Gedanken jeweils sehr schön beschrieben hast, kann ich vielleicht nochmal ein Auge zudrücken.

Stil/Aufbau?

Dein Schreibstil ist wirklich richtig schön und angenehm zu lesen, wirklich.
Der Aufbau war auch super, mir haben die Rückblenden sehr gut gefallen.

Positives:

Soweit hat mir die Geschichte sehr gut gefallen. Die Charaktere wirkten - bis auf einen Fall, zudem ich gleich komme - nicht ooc. Ich mochte die Gedankengänge der Beiden. Auch der Titel war sehr passend gewählt, die Idee mit der wandelnen Zielscheibe passt ausgezeichnet zu Ai.

Fehler?

Ja, wie gesagt... die Sache mit der Affaire.
Ansonsten ist mir nicht allzu viel aufgefallen. Ich weiß nicht, ob es ein wirklich Fehler ist... aber im Umgang mit Ran wirkt Shinichi ooc. Er verschwendet plötzlich keinen Gedanken mehr an sie. Aber wie gesagt, ein wirklich Fehler ist es nicht... im Gegenteil... irgendwie hast du es sehr geschickt angestellt, dass diese Tatsache in der FF überhaupt nicht stört. ^^


So, ich danke sehr für die Teilnahme an meinem WB! Die Sache mit der Nicht Affaire muss ich mir überlegen, aber ich kann dir sagen, dass mir die Geschichte wirklich gut gefällt und es schade wäre, dich nicht dafür zu belohnen.

Ryoko-chan

Von:  traumherz
2010-02-21T23:31:25+00:00 22.02.2010 00:31
Hallöchen :)

Da ich auch an dem Wettbewerb teilnehme, war ich doch glatt neugierig und hab deine Geschichte mal gelesen *g*

Ich kann mich den anderen nur anschließen: Ein paar kleine Fehlerchen sind drin - gegen Ende hast du zum Beispiel einmal 'Shinicho' statt 'Shinichi' geschrieben und dann halt das mit Shihos Mutter.

Sehr gut gefallen haben mir vor allem die kursiven Passagen. Das mit der wandelnden Zielscheibe fand ich sehr gut und auch das mit den alten Freunden aus Kindertagen - oder wie das da nun wortwörtlich war - hat mir wirklich gut gefallen.

Insgesamt gesehen hat mir die Geschichte wirklich gut gefallen und ich werd sie auf meine Favoritenliste setzen :)

Liebe Grüße,
traumherz
Von:  Katoptris
2010-01-28T20:50:34+00:00 28.01.2010 21:50
jup bin der gleichen meinung wie AiHaibaraChan :D
und auch dass ais mutter britin war und nicht amerikanerin wollt ich auch schreiben xD
Von:  AiHaibaraChan
2009-12-03T10:48:16+00:00 03.12.2009 11:48
Hi^^

Als Ai-Fan musste ich ja gleich mal reinschnuppern.
Also ich habe wirklich Freunde an der FF gehabt, sie ist dir gut gelungen!

Deswegen gleich auch ein Favo von mir ;)

Als kleiner Tipp noch von mir:
da sind 2-3 Rechtschreibfehler und auch ein paar Passagen in denen die Grammatik nicht ganz stimmt, vielleicht lässt du nochmal jemanden drüberlesen.
Aber so sehr hat das bei Lesen nicht gestört.

Oh ach ja und: Ais Mutter ist Britin, nicht Amerikanerin ^^

Also Danke für die schöne FF und weiter so^^


xxx
Ai


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