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Magie

Vanyalí
von

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Magie

Magie
 

Es war eiskalt, als Eragon und Saphira heute auf den Felsen von Tel’naeír ankamen. Ein paar Schneeflocken wirbelten um sie herum und aus ihren Mündern stieben bei jedem Atemstoß kleine – in Saphiras Fall größere – Atemwolken. Ich wünschte, ich wäre so kälteresistent wie du, Saphira, sagte Eragon in Gedankensprache zu der Drachendame, bevor diese mit Glaedr zu ihrem Unterricht wegflog – nicht ohne ihrem Reiter ein schadenfrohes Grinsen da zu lassen. Eragon seufzte und wandte sich dann seinem Meister Oromis zu. Eine Weile herrschte Stille, denn Oromis schaute schweigend dem Fallen der Schneeflocken zu, ohne Notiz von Eragon zu nehmen. Sein Schüler, der das bereits gewohnt war, blieb daraufhin ebenfalls still. Es vergingen viele Minuten, bis Oromis sich regte, doch er hatte sofort Eragons Aufmerksamkeit. „Sind diese Schneekristalle nicht wunderschön, Eragon?“

Auch Eragon blickte nun den weißen Flocken hinterher. „Sie haben etwas Beruhigendes an sich, obwohl ich den Winter als schwierige und tödliche Zeit kennengelernt habe.“

Oromis nickte. „Ich habe eine Aufgabe für dich: Gehe in dich und finde das Wort, das die Schneeflocken am besten beschreibt. Das Wort, das ausdrückt, was sie sind.“

Sein Schüler stutzte. „Aber Ebrithil… ist dieses Wort, das ich finden soll, nicht der alte Name der Schneeflocken?“ Wieder nickte Oromis. „Aber woher soll ich denn den Namen wissen? Die alte Sprache kann man sich doch nicht erschließen.“

„Gehe in dich, Eragon. Komm zu mir, wenn du die Lösung gefunden hast.“

Jetzt befolgte der Junge die Anweisung ohne Widerworte. Er vertraute Oromis, und wenn dieser ihm so eine Aufgabe stellte, dann traute er Eragon auch zu, dass er sie lösen konnte. Die Kälte ignorierend setzte Eragon sich im Schneidersitz auf den Boden und meditierte. Oromis entfernte sich leise und wartete.

Es vergingen mehrere Stunden. Die Sonne war kurz davor unterzugehen, und am Horizont tauchten schon Glaedr und Saphira auf, als Eragon die Augen aufschlug. Langsam stand er auf und ging zu seinem Lehrer. Oromis blickte von dem Buch auf, das er gerade illustrierte. „Du hast die Lösung gefunden?“ Der Jüngere setzte sich ihm gegenüber und nickte. Mit einem erwartungsvollen Blick forderte Oromis seinen Schüler zum Sprechen auf. Eragon räusperte sich – vom langen Schweigen war seine Stimme rau – dann begann er:

„Die Schneeflocken sind das reinste, was auf der Welt existiert. Wir wollen nicht, dass sie verschmutzt und verunreinigt werden. Schneeflocken sind wunderschön, kompliziert und geheimnisvoll. Sie bringen den Tod, doch bilden sie auch immer die Grundlage für neues Leben. Sie bedeuten für jeden etwas anderes, sie sind nicht greifbar, entziehen sich jeder Hand, aber sie gehören zu dieser Welt, das ist unabänderlich. Schneeflocken sind… wie Magie.“

Eragon öffnete die Augen, die er während seines Vortrags geschlossen hatte, und schaute Oromis an.

„Der Name der Schneeflocke ist Vanyalí, die Magie.“

Oromis nickte zufrieden. „Du hast viel gelernt, Eragon-Vodhr. Ich bin stolz auf dich. Du bist bereit dazu, ein wahrer Drachenreiter zu werden.“ Eragon lächelte Saphira an, die mittlerweile zusammen mit Glaedr angekommen war. Die blaue Drachin schaute ihn zärtlich an. Gut gemacht, Kleiner.

„Du kannst jetzt gehen, Eragon. Morgen hast du einen freien Tag, ich habe etwas zu erledigen. Wir sehen uns am Tag danach zur gewohnten Zeit.“ Mit einer Verbeugung verabschiedete sich Eragon von Glaedr und Oromis und stieg auf Saphira. Im Flug fing er eine wirbelnde Schneeflocke, um zu beobachten, wie sie sofort zu Wasser schmolz. Lächelnd schloss er die Augen und atmete tief ein.



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