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Beyblade Guardian - Staffel 2

Last Angels Promise
von

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kalte Schauer

Höllenfürst Luzifer, Gottes Lichtbringer und der Verräter

Luzifer, auch Morgenstern genannt, ist genauso bekannt wie Michael und in vielerlei Büchern, Filmen und Mangas zu finden. Er war der erste Engel, den Gott erschuf und wurde von diesem besonders geliebt. Über seinen berühmten Fall gibt es drei verschiedene Theorien. Die Bekannteste ist, dass er die Menschen verachtete und ihnen nicht dienen wollte. So entstand die Rivalität zwischen ihm und Gott und Luzifer wollte seinen Schöpfer vom Thron stürzen, um sich selbst zum Herrscher zu ernennen. Dies scheiterte jedoch.

Eine andere Theorie sagt, Gott brauchte jemanden, der die Menschen vor verschiedene Probleme im Leben stellte und bat Luzifer, diese Aufgabe zu übernehmen. Doch da Luzifer mit der Dunkelheit der Menschen im Herzen in Berührung kam, kam er selbst vom Weg ab.

Die Dritte ist genau wie die Zweite, nur dass Luzifer nicht verführt wurde, sondern immer noch seine göttliche Aufgabe erfüllt.
 

- kalte Schauer
 

Wasser…
 

„Du musst dir keine Sorgen machen, Ayako.“ „Wirklich nicht?“ „Natürlich, wenn ich es sage. Du musst dir keine Schuld geben. Du versucht einfach dein bestes, mehr kann niemand sonst von dir verlangen. Und wir passen doch auf dich da. Sato, Teru, Kisa… Und ich pass ja auch auf dich auf…“

Seine Worte hatten sich immer mehr zu einem Zauberspruch gewandelt, wie ein Gebet, dass er mir immer wieder zitierte, um mich aufzubauen. Selbstverständlich hatte es geholfen, weil ich Seiji vertraute. Teru und O-nee-chan hatten nicht mehr so viel Zeit und Seiji hatte sich bereiterklärt ein Auge auf mich zu werfen, wieso auch immer.

O-nee-chan mochte ihn nicht… Anders wie ich. Ich wusste damals schon, dass er ein sehr netter Kerl war. Und so schüchtern wie er tat war er schließlich auch nicht, wie ich herausfand. Ich… hatte mich in ihn verliebt. Und manchmal wüsste ich nicht, was ich ohne seine Wort betun sollte.

Wir wollten nur Kathleen aufsuchen, sie hatte sich schon lange nicht mehr gemeldet. Vielleicht tat es auch gut mal nur unter vier Augen mit ihr zu reden. Das sie O-nee-chan so behandelt hatte war einfach gemein gewesen.

Aber manchmal wurde ich einfach traurig… Mir war oft schlecht, dass konnte ich aber weder Teru oder Papa sagen. Sie damit auch noch zu nerven, dass ging einfach nicht.

„Du scheinst aber nicht so überzeugt von mir.“ „Doch, doch“, sagte ich, war aber aufgrund meiner traurigen Miene wenig überzeugend. Seufzend lehnte ich mich gegen eine Mauer. Mein Gott, der Eingang des Sanatoriums war nicht einmal drei Meter entfernt und ich kam keinen Schritt vorwärts. Vielleicht weil ich ahnte, dass Kathleen mich durch die Mangel nehmen würde.

Wie als wäre ich seekrank hing mein Kopf an meinem Hals und genauso, als ob ich seekrank wäre rieb mir Seiji behutsam über den Rücken.

„Du machst dir viel zu viele Gedanken über alles. Nicht nur wegen deiner Mutter. Ayako, du musst das vergessen.“ „Es geht aber nicht. Ich denke immer daran. Das Bild, wie sie unten am Boden lag geht nicht aus meinem Kopf.“ „Auch, wenn ich bei dir bin?“, fragte er mit dem Hauch eines Lächelns, dass auch mich für einen kurzen Moment zu einem leisen lachen ermuntern konnte. „Nein. Bei dir fühle ich mich immer wohl. Nur… heute…“

Ich rieb mir den Schweiß aus der Stirn. Diese Hitze raubte mir die Fähigkeit zum klaren Denken. Dabei war es so schrecklich bewölkt.

„Ich hab vorhin ‘nen Getränkeautomaten gesehen, ich hol uns was. Vielleicht hilft das.“ „Wie du meinst“, belächelte ich ihn und sah zu wie er losrannte. Vielleicht war es wirklich nur diese elende Hitze gewesen. Oder waren es meine inneren Schuldgefühle gewesen, die mich innerlich so austrockneten? Vermutlich.

„Hey, Ayako“, rief Ray‘s vertraut Stimme nach mir und sah ihn schon auf mich zulaufen, als ich den Kopf hob. „Oh, Hallo Ray. Wo kommst du denn her?“ „Vom Einkauf, heute war ich dran. Von dem und einem kleinen Einzeltraining. Tyson‘s Garten ist für uns alle doch etwas zu klein und Drigger braucht etwas Auslauf.“

Zufrieden hob er mir seinen Beyblade entgegen, an den Kanten leicht gerissen von dem intensiven Training. Unauffällig sah ich mich um, um zu sehen wo Seiji war. Wo blieb er bloß?

„Und selbst? Warst du bei deiner Mutter?“ „Ich? Nein, ich war nicht bei Mama. Ich und Seiji wollten Kathleen besuchen“, klärte ich ihn auf, Ray schien aber ungewöhnlich überrascht. „Wirklich? Ich dachte wirklich, du wärst bei ihr gewesen. Du wirkst geknickt.“ „Na ja… An sie gedacht habe ich. Du musst verstehen, ich mache mir eben Vorwürfe.“ „Du solltest dir aber keine machen. Du hast sie ja nicht vom Dach geworfen.“ „Aber Mama hat sich für mich eingesetzt. Fühlst du dich nicht elend, wenn es deinen Eltern nur schlecht geht, weil sie dir geholfen haben?“, fragte ich ihn ernst und wenn ich recht überlegte fand ich diese Frage doch etwas dämlich. Ray schien dennoch stark darüber nachzudenken und sich für seine folgende Antwort zu schämen.

„Die Verbindung zu meinen Eltern ist nicht sehr groß, Sorry.“ „Du musst dich nicht entschuldigen… Aber dürfte ich erfahren wieso?“ „Na ja, in unserem Dorf leben nur Kinder und alte Leute. Wir leben in den Bergen und die Erwachsenen im Tal, um auf den Feldern zu arbeiten. Da der Weg lange und umständlich ist, bleiben sie meist monatelang fort, während die Dorfältesten uns aufziehen.“

„Heißt dass, du kennst deine Eltern nicht?“, fragte ich schockiert und dachte schon ans Schlimmste, wie leer Ray sich fühlen musste, aber er schüttelte Hand und Kopf zur Verneinung. „Nein, Nein, natürlich kenne ich sie. Ab und an kommen sie ins Dorf zurück. Aber unser Verhältnis zueinander ist… kalt. Ich weiß, es sind meine Eltern, aber als meine Familie kann ich sie nicht sehen. Mein Team, die White Tigers, dass ist meine Familie.“ „Aber du hast sie verlassen“, deutete ich noch einmal an. Ich hatte davon durch einige Reportagen mitbekommen, als ich O-nee-chan‘s Wettkämpfe verfolgte.

Wehleidig kratzte er sich am Kopf und ließ sie in den Nacken sinken.

„Ja… Im nachhinein muss ich gestehen, einfach zu verschwinden war nicht richtig gewesen. Ich bin ja auch ihre Familie. Aber ich musste raus. Die Welt sehen und mich weiter entwickeln. Ich höre daher die Geschichte nicht gerne, was früher oder während der Weltmeisterschaft zwischen uns geschehen war. Ich geb zu, ich verdränge es gerne und bat auch die Anderen darum, dass aus ihrem Kopf zu streichen. Andererseits… Ich hab meinen Fehler eingesehen, dass meine Engstirnigkeit geliebten Menschen wehgetan hat. Genauso wie sie mit der Zeit eingesehen haben, dass ich nicht ewig in einer kleinen Welt gefesselt sein wollte.“

So hatte ich das noch nie gesehen. Ray schien nun auch nicht zu er Sorte zu gehören, der sich ewig an eine Sache bindet und die Welt sehen will. So gesehen war er O-nee-chan ähnlich, wenn sie sich auch ab und an in den Haaren hatten. Aber ich glaube, sie taten nur so. Ich denke es war wirklich so.

Nachvollziehen konnte ich es dennoch schwer. Für mich war die Familie einfach das Höchste, ich könnte sie nicht verlassen.

„Ayako, hier ich hab… Oh, Hallo Ray“, grüßte Seiji, der endlich wieder in unsere Runde kam und dabei mit den Getränkedosen, die er für uns geholt hatte jonglierte. „Hätte ich gewusst dass du hie reist, hätte ich dir was mitgebracht.“ „Ach, ist schon…“

Ray wurde von der plötzlich aufkommenden Unruhe unterbrochen. Das große Torgatter wurde geöffnet und mit lauten Sirenen brauste ein Krankenwagen an uns vorbei und schleunigst die Straße runter. Eine Pflegekraft lief noch einige Schritte hinterher und sah besorgt dem Fahrzeug nach.

„Entschuldigung, was ist denn hier los?“, fragte Ray sie und tippte ihr dabei auf die Schultern, doch sie erschrak dabei. Erst als sie mich sah schien sie ein wenig beruhigter.

„Ach, Sie sind Frau Misaki‘s Nichte. Wollten gerade bei Ihnen anrufen, Frau Misaki wird ins Krankenhaus gebracht.“ „Wie bitte?! Was ist denn passiert?“ „Sie hat wieder angefangen sich zu schneiden. Schon das zweite Mal diese Woche, furchtbar!“, jammerte die Schwester, dabei fuhr sie mit beiden Händen durch die Haare und erst gar nicht auffiel, wie verdutzt Ray, Seiji und ich uns ansahen.

Und was hieß »wieder«?

„Ich dachte Sie wüssten, dass Frau Misaki sich selbst verletzt.“ „Nein, woher?“, sagte ich weiter, immer noch fassungslos und dachte wieder an das Tempo, dass dieser Krankenwagen an den Tag gelegt hatte. Lieber Gott, wieso tat sie das?

„Normalerweise ist sie auch unauffällig und ruhig, Dank der Medikamente, aber nun scheinen die auch nicht mehr zu wirken. Kurz nach dem Mittagessen hatte sie sich mit dem Messer geschnitten, bestimmt hatte sie es unter dem Ärmeln versteckt. Sie trägt ja immer langärmlige Kleidung, egal wie heiß es draußen ist, deswegen haben wir nicht darauf geachtet.“ „Und nun?“, fragte ich ratlos die beiden Jungs. „Da ist nicht viel zu machen. Wenn mich der Grund dennoch stark interessiert. Ihr solltet sie besuchen und darauf eingehen. Wir können es uns nicht leisten sie zu verlieren“, schlug Ray vor und steckte uns zusätzlich Geld in die Taschen, damit wir uns ein Taxi leisten konnten, um ins Krankenhaus zu fahren. Er selbst fuhr nicht mit, als nach einer halben Stunde das telefonisch bestellte Taxi ankam.

Die Fahrt ins Krankenhaus selbst hatte nur halb solange gedauert.

Kathleen lag noch auf der Intensivstation, wenn ihr Zustand auch stabil und sie bei Bewusstsein war.

Das einzig Drastische war der schnelle Blutverlust, sie hatte die Hauptschlagader erwischt. Aber auch das schien laut dem Arzt, den ich angesprochen hatte nichts Neues von Kathleen zu sein.

„Lieber Gott. Seiji, wieso macht sie das…?“, schnaufte ich, nun endgültig mit dem Nerven am Ende, während wir vor der Tür zu Kathleen‘s Zimmer standen. „Das musst du Kathleen, nicht mich fragen.“ „Zumindest lebt sie noch. Es hätte auch… Das will ich mir gar nicht ausdenken.“

Ein paar Haare klebten an meiner nassen Stirn fest. Diese Hitze und die Aufregung hatte sehr an meinen Kräften und Nerven gezerrt.

„Und ganz ehrlich, ohne sie stehen wir schlecht da. Kathleen ist die Einzige die noch von unserer alte Kultur weiß.“ „Hm… vielleicht…“, flüsterte Seiji in sich hinein, die Finger auf seinem Kinn liegend und die Stirn in Falten gelegt.

„… Ich glaube, ich muss mit jemanden unter vier Augen reden.“ „Mit wem denn?“, fragte ich. Seiji schreckte daraufhin auf. Sein verkrampftes Lächeln verritt, dass er ganz vergessen hatte, dass ich neben ihm stand.

„Unwichtig. Ich erzähle es dir aber ein anderes Mal“, sagte er, mit einem aufgesetzten Lächeln und ich spürte den Hauch eines Kusses auf meiner linken Wange. „Ich ruf dich an!“ „Na gut…“

Ich winkte ihm nach, wenn ich auch nicht wusste ob ich mich freuen sollte. Sein Verhalten hatte etwas zwielichtiges an sich. Ich wusste nicht was Seiji verbarg, aber ich hatte es mir abgewöhnt zu fragen. Wenn er es nicht freiwillig tat, warum sollte ich ihn weiter belagern?

Im Nachhinein wurde mir langsam klar, wo ich mich überhaupt befand. Auf der Intensivstation. Ich hätte nur den eierschalenfarbenen Gang weiter laufen müssen und nach links…

Dort lag Mama.

Obwohl ich den Raum von meinen Standpunkt aus nicht sehen konnte, musste ich wegschauen. Auch wenn ich mit Papa sie oft besucht hatte… Alleine konnte ich nicht zu ihr. Dazu hatte ich kein Recht, nicht nachdem sie wegen mir so zugerichtet wurde.

Ich musste mich auf Kathleen konzentrieren.

Weder sachte, noch besonders grob schlug ich die Tür auf und sah sie bereits in ihrem Bett sitzen, an ihrem Arm waren dünne Schläuche befestigt, die sie mit Blutkonserven und Infusionen versorgten.

Ohne ein Hallo oder etwas dergleichen lief ich auf sie zu und als ich vor ihr stand, schlug ich beide Hände aufs Lacken, dabei fing das Bett leicht zu wackeln und das Metall zu scheppern an.

„Kathleen, warum hast du das gemacht?“ „Ich dachte du wüsstest, dass ich Borderliner bin.“ „Woher denn, niemand hat mir etwas gesagt. Du kannst dich aber doch nicht ritzen, du hättest verbluten können“, schimpfte ich weiter, wenn meine Ausstrahlung vielleicht auch wenig imposant war. Sie sah mich an, als hätte nichts von dem Verstand, was ich sagte.

„Du weißt nicht, was Borderliner ist, oder?“ „Nein, ist auch egal, was du machst ist trotzdem gefährlich!“, meckerte ich weiter und versuchte einen sehr strenge und furchteinflößenden Eindruck zu machen, den Kathleen aber nur mit gehobenen Augenbrauen geäugte. „Ich mach es ja nicht aus Spaß. Ich hatte diesen Zwang ja früher nicht. Was glaubst du, warum ich im Irrenhaus lebe?! Weil mit die Zimmerfarbe so gut gefällt?!“ „Ähm, Nein, dass dachte ich nicht“, stammelte ich eingeschüchtert., sie ging aber nicht drauf ein, sondern murmelte etwas, dass sich wie »Scheiß Tabletten« anhörte.

Als sie mich anschaute, wurde meine Haltung noch steifer, wie sie schon war, es tat regelrecht weh. Doch ihr Blick verweilte nur kurz auf mir und ich mein Körper wurde wieder lockerer.

„Du… erinnerst mich sehr an Katherin.“

Meine Erleichterung wurde unterbrochen und hörte neugierig auf dass, was Kathleen sagte. Und obwohl wir keinen Blickkontakt hatten, schien sie doch gemerkt zu haben, wie gespannt ich auf ihre weiteren Worte war.

Was auch immer sie verleitet hatte plötzlich auszupacken… Sie tat es. Doch schien sie wie in einem Trancezustand.

„Katherin und ich sind in einer adligen Familie aufgewachsen. Aber wie sagt man, nicht alles was glänzt ist Gold. Einige Verwandten waren in schmutzige Geschäfte verwickelt, Prostitution und Orgien waren normal. Als man herausfand, dass wir Halbengel waren war es hin mit der Familienliebe. Man wollte uns einsperren und teuer verkaufen.“ „Und ihr seid geflohen?“

So zumindest stellte ich es mir vor. Unsere Vorfahren waren immer geflohen und sind so in der ganzen Welt herumgekommen. Ohne Schule, ohne ein zu Hause, nichts blieb, nur der Schmerz in den Beinen, wenn nach tagelangem Rennen einen die Kräfte verließen.

Wir hingegen lebten im regelrechten Luxus.

„Wir hatten ja nur uns… Mein Mann und meine Kinder wurden von Dämonen getötet, ich war allein. Auch Katherin war Witwe, die Kinder bereits erwachsen und ausgewandert, so blieben wir beieinander. Ich war ihre Heldin, ihrer wunderbare und unfehlbare große Schwester. Ich war alles für sie, sie sah zu mir auf… Aber…“

Meine Gedanken waren kurz abgeschweift… Diese Bewunderung für die große Schwester… Kannte ich das nicht? Schließlich wollte ich schon seit dem Kindergarten wie O-nee-chan sein. Sie wurde nie von den Jungs geärgert und an den Haaren gezogen wie ich, sie hatte immer zurückgeschlagen (wenn sie deswegen auch immer Schwierigkeiten bekam). Ich habe jeher immer ein Vorbild in ich gesehen, auch zu der Zeit, als sie nach dem Vorfall mit Megami ein Wrack war. Weil ich ihre Stärke und ihren Enthusiasmus nie in Frage stellte. Meine Verehrung war regelrecht fanatisch.

Kathleen‘s unheimliches »Aber« weckte wieder meine Aufmerksamkeit.

„Reiche Pöbel haben sie entführt, um einen Engel in ihrer Sammlung halten zu können. Perverse Widerlinge. Cherritte hatte unser Versteck verraten… Diese Vampirin, die immer beim Leibhaftigen rumhängt.“ „Cherritte? Du meinst Cherry?“, fragte ich, die Antwort war erst nur ein müdes Lachen. „Wir beide hatten einige Auseinandersetzungen und sie hatte mir versucht es mit selber Miene heimzuzahlen. Mich hatte niemand erwischt, aber Katherin. Ich wollte ihr helfen. Ich wusste ja, wer sie mitgenommen hatte und wo sie immer ihrer geheimen Treffen hielten, damit niemand von ihren kleinen Spielchen etwas mitbekam.“

Ihr Blick wurde auf einmal trübe, die Finger krallten sich fest in ihr Lacken, bis die Knochen hervorragten.

„Kathleen… Was war…?“ „Es… war widerlich. Sie lag nackt auf einem Silberteller, gefesselt, einen Apfel im Mund steckend wie ein Spannferkel, dekoriert mit teuren und exotischen Früchten. Es sah aus wie ein Festdinner.“ „Kath… leen?“, fragte ich vorsichtig. Mein Hand, die ich nach ihr ausstrecken und tröstlich auf ihre Schulter legen wollte, zog sich wieder zu mir zurück.

„Dieser Anblick… Er hatte mich so rasend gemacht. Rasend vor Wut. Und wie sie um den Tisch saßen, lachten und ihren Wein tranken… Ich konnte nicht anders, mein Stein wurde zum Schwert…“

Als sie das Wort »Schwert« aussprach, war der Raum plötzlich von Kälte erfüllt, doch war die Luft unheimlich trocken. Das Wasser aus der Luft sammelte sich und ein Schwert aus Eis erschien in ihren verkrampften Händen, in dem sich ihr verzerrtes Gesicht und ihre erstarrten Augen spiegelte.

„Und ich schlug sie nieder. Einen nach den anderen. Das Blut spritzte regelrecht in alle Richtungen. Sie haben gebettelt und gefleht, aber ich habe weiter zugeschlagen!! Sie waren wie widerliche, niedere Tiere und wie niedere Tiere habe ich sie abgeschlachtet!! ALLE!!! Jedes einzelne ihrer Glieder habe ich ihnen abgeschlagen und sie schrieen dabei wie am Spieß! Selbst als sie sich nicht mehr rührten habe ich sie zerfetzt, dafür was sie meiner Schwester angetan haben!!“

Das Eis begann zu brechen.

Ihr Griff wurde so fest, dass bereits kleine Splitter abfielen. Sie machte den Anschein, als wolle sie mit dem Schwert ausholen, doch umklammerte ich mit meinen Händen ihre.

Der Druck verschwand und das Eis wieder zu Wasser. Ihre Hände hörten auf zu zittern.

„Als die Engel kamen war schon alles vorbei… Alle waren tot… Auch Katherin. Ihr kalter Körper lag in meinen besudelten Armen, die das Schwert gegen normale Sterbliche gehoben hatte. Alles war rot und roch nach Blut. Der Geruch liegt mir selbst heute noch in der Nase… Mein Stein war noch in meiner Hand zersprungen. Aber war zu nichts mehr nütze, Katherin hätte ich nicht mehr retten können. Die Verletzungen und die Brandmale, die man ihr verpasst hatte hatten ihr alle Kräfte geraubt.“ „Das…“, begann ich und hielt mir daraufhin gleich den Mund zu. Ich wollte sagen, dass das nicht sein konnte, dass ich ihr das nicht glaubte. Aber das was Tsubasa gesagt hatte war wahr, es stimmte. Kathleen hatte Menschen getötet… und damit das für uns höchste Gebot mit Füßen getreten.

„Sie nahmen mich mit… Und ich kam vor Gericht. Aber Muriel hatte nicht viel tun können und wäre ich nicht so talentiert, hätte Megami mich hingerichtet. Doch sie ließ mich leben… Scheinbar dachte sie, der Fluch würde mich irgendwann eh umbringen. Ich wurde verschont, musste aber versprechen für den Rest meiner Existenz abgeschottet von der Welt zu leben. Mein Dasein wurde aus der Geschichte gestrichen. So habe ich mich damals selbst ins Sanatorium einweisen lassen… Seitdem bin ich auch Borderliner. Diese Narben an meinen Armen sind die Zeichen meiner Sünde…“ „Kathleen… Wieso erzählst du mir das?“, fragte ich sie, den Tränen nahe von dieser Offenbarung. Schnell drehte sie sich wieder zu mit und ihre Hände umfassten meine Arme.

„Ich will dass euch was wird! Ihr sollt die stärkste Wächtergeneration seit Jahren werden! Ihr sollt unseren Feind endgültig vernichten! Ihr sollt nicht so enden wie Katherin…“

In ihrem Gesicht war nichts außer Wut, gemischt mit Trauer zu sehen. Verzweiflung.

Der Griff um meine Arme wurde fester, es schmerze bereits.

„Besonders du, Ayako! Ich weiß nicht wieso du im Körper eines Kindes feststeckst, aber ich sehe, dass du geistig einfach nicht die Reife besitzt wie die Anderen. Hör auf dich an deine Eltern, an deinen Bruder oder deine »O-nee-chan« zu klammern! Werde erwachsen, Herrgott! Du kannst dich nicht ewig hinter ihrem Rücken verstecken. Lass ihnen die Freiheit sich selbst verteidigen können… Ansonsten ist der nächste Angriff nicht nur dein Ende… Lass nicht zu, dass noch jemand so ein erbärmliches Ende nimmt…“

Langsam… begann ich zu verstehen. Hinter Kathleen‘s Verhalten steckte aufrichtige Besorgnis. Und hinter dem, was mich an meinen kindlichen Körper band einfache Untätigkeit… Ich schaffte es nicht selbst stark zu sein. So wie Katherin Kathleen verehrt hatte, habe ich immer O-nee-chan für ihren Enthusiasmus bewundert.

So sehr ich wollte, ich konnte Kathleen nicht böse sein. Ich konnte ihr keine Schuld geben, auch nicht für dies, dass sie vor fast 100 Jahren getan hatte. Sie wollte nur das Richtige, Nein, ALLES für jene tun, die sie liebte.

Ich musste lernen, genauso wie sie zu handeln.

„Das werde ich. Ich verspreche es, Kathleen. Ich strenge mich an und werde erwachsen. Für meine Eltern, für meinen Bruder und meine O-nee-chan… “

Und… für Seiji…
 

Erde…
 

Wiederherstellung bei 47%…
 

„Und, hat‘s geklappt?“

Vorsichtig nahm Tyson die Augenbinde ab und sah mit uns allen zu seinen Beyblade, der nun auf dem Boden lag und sich nicht mehr rührte. Dennoch schien Kenny mit diesem zufrieden.

„Ja, die Bewegungen werden langsam flüssiger. Aber du musst dich anstrengen.“ „Noch mehr? Mann, bei Kisa sah das so einfach aus“, seufzte er schwer, nahm die Kappe runter und wischte sich den Schweiß von der Stirn, ehe er sie sich wieder aufsetzte. „Ich bin ja auch mit der Erde verbunden, da ist das für mich einfacher. Meine elementaren Kräfte ersetzen die Augen“, erklärte ich stolz. Das meine bizarre Trainingsmethode so viel Anklang fand hatte ich nicht erwartet.

Da ich als Erdwächter die Vibrationen der Erde viel intensiver wahrnahm, dachte ich, ich könnte Anfangen mich einfach drauf zu verlassen, um so auch meine Kräfte zu verstärken. Hilary kam dann mit dem Vorschlag dass auch beim Beybladen umzusetzen und tatsächlich zeigte es Erfolg.

Nun versuchten die Jungs ebenfalls diese Methode für sich zu entdecken, wenn sie es auch dabei schwerer hatten.

Aber ihre Kräfte entwickelten sich, genauso wie meine. Wir waren in den wenigen Wochen und Tagen deutlich stärker geworden. Sollte Kathleen noch einmal behaupten, ich wäre schwach (auch wenn sie es nicht genau so wiedergegeben hatte), würde sie Augen machen. Die sollte sich noch umsehen. Und bei dem nächsten Übungskampf würde ich sie platt machen!

Wenn sie bad aus dem Krankenhaus kommen würde. Borderliner war sie… Ray hatte es vorige Woche erzählt, er war zufällig auf Ayako gestoßen. Aber umsonst im Sanatorium war sie auch nicht, sie musste ja irgendeine Psychose haben.

Da fiel mir ein… Ihn hatte ich auch schon lange nicht mehr gesehen...

„Nun jammere nicht rum, Tyson. Das klappt schon, es wird ja immer besser“, motivierte Hilary, wenn auch ein wenig nüchtern. Aber ich musste geschehen, sie legte sich wenn es um unser Training ging sehr ins Zeug. Auch dass sie auf die Trainingsmethode gekommen war hatte mich schwer überrascht. Sie lernte auch schnell, mit den Regeln und den Beyblades selbst hatte Kenny sie gut vertraut gemacht. Das wir ihr wegen damals verziehen hatten war also doch ‘ne gute Idee und wenn man sie besser kannte, war sie richtig nett.

Voraussetzung, man war nicht Tyson.

„Außerdem kann man nicht alles von Anfang an. Nur Übung macht den Meister.“ „Ich bin schon Weltmeister, zu deiner Information.“ „Dann mach schön weiter, wenn du es bleiben willst“, lächelte sie und klatschte ihm mit er offenen Hand leicht gegen die Backen. Wie ein altes Ehepaar die beiden, zu köstlich…

Auch Amy lachte aus der Ferne, wenn sie die Situation wohlmöglich kaum verstand, dabei hielt sie ein Tablett mit leeren Gläsern in der Hand. Tyson‘s Großvater hatte sie tatsächlich dazu abgerichtet uns Getränke zu servieren.

„Außerdem hast du gar kein Recht mich so rumzukommandieren, du hast gar keine Position im Team.“ „Vielleicht nicht offiziell. Aber ich unterstütze euch und habe aufgrund dessen auch Mitspracherecht.“ „Was bitte für eine Unterstützung?“, hakte Tyson weiter nach. Schlagartig kam mir wieder in die Erinnerung in den Kopf, dass Hilary in den vorigen Tagen viel im Internet rumgesurft hatte.

„Ich habe eine Theorie, wieso euch die BBA nicht mehr unterstützt. Ihr erinnert euch doch noch an Boris, oder?“ „Boris Balkov?“, wiederholte Max ziemlich schockiert. „Von dem haben wir ewig nichts gehört, seit er verhaftet worden ist.“ „Ja, aber er arbeitete doch für diesen Leibeigenen.“ „Leibhaftigen. Das allmächtige Böse, wie er sich nennt“, korrigierte ich ein wenig. „Dieser Wie-auch-immer könnte ihn ja befreit haben und jetzt hat Boris sich in die BBA eingeschlichen, um euch so einen Denkzettel zu verpassen. Meine Mutter hat den Bericht über das Final letztes Jahr für ein Sport-Magazin geschrieben, und hat sich auch mit diesem Mann beschäftigt. Er ist gefährlich und würde sicher alles für seine Rache tun.“ „Also…“, widersprach Ray, kam aber mit seiner Aussage nicht weiter. Tyson brachte es eher auf den Punkt.

„Du träumst, Hilary.“ „Könnte trotzdem sein.“ „Um das Hauptpunkt zu nennen - Boris ist beim Leibhaftigen unten durch. Zudem hasst dieser Menschen, also würde er keinen Finger krumm machen um Boris zu helfen. Zudem, wer von der BBA wäre so blöd und würde dem das Machtwort dafür überlassen?“

Hilary begann zu überlegen und setzte sich deprimiert auf den Boden. Ihre Theorie klang wirklich plausibel, hatte aber wenig Hand und Fuß.

Und wenn - die Engel hätten doch etwas gesagt. Boris war eine Bedrohung für sie, mit Schweigen würden sie sich nur selbst schaden.

„Mal etwas anderes“, fing Kenny an, tippte mir dabei auf die Schultern, dann zeigte er auf meinen ganzen Krempel, der hinter uns lag. Rucksäcke, Tüten, Taschen und alles gehörte mir.

„Was wird das, wenn es fertig ist?“ „Ich ziehe aus. Ich wohne ab morgen nicht mehr bei Onkel Sato.“ „Also ziehst du endlich wieder zu deiner Mutter?“, fragte Kai, lächelnd nickte ich ihm zu. „Ja, ich und Mum ziehen wieder in unser altes Haus. Ich war schon lange nicht mehr dort, wird sicher aufregend. Ich kann mich ja nicht immer bei Tyson durchschnorren.“ „Stimmt“, lachte der eben Erwähnte und sofort warf ich ihm finstere Blicke. „‘Isa-sama ge‘n?“, wiederholte Amy, daraufhin setzte sich sie traurig neben mich und schniefte sogar. Ums sie jedoch etwas zu trösten tätschelte ich ihr über den Kopf.

Stöhnend ließ sich Max auf den Rücken fallen und sah zum Himmel hoch, der an diesem Tag mehr bewölkt war wie die letzten Tage.

„Ich sollte auch bald wieder mal nach Hause. Ich bin schon so lange hier, Dad dachte schon ich komme gar nicht mehr.“ „Schade, mit euch allen zusammen war es richtig lustig“, trauerte Ray ein wenig, schmunzelte aber. Er war nun der Einzige, der noch bei Tyson wohnte, wir anderen hatten ja unsere Wohnungen. Das hieß, bis auf einen, bei dem wir uns nicht so ganz sicher waren, was Kenny in diesem Moment ebenfalls wieder in den Sinn kam.

„Und du, Kai? Willst du auch irgendwann wieder nach Hause gehen?“ „Ich bin ausgezogen.“

Unsere Köpfe wurde alle in Kai‘s Richtung gerissen, unsere Münder standen aber still. Wir mussten erst das verdauen, was er gesagt hatte, so unglaublich es auch klang.

„Ausgezogen? Wann?“ „Schon vor Wochen, ich hab meine eigene Wohnung.“ „Echt, wie cool! Wo denn?“ „Sag ich nicht“, lachte Kai nur hämisch über unsere Ahnungslosigkeit, unverständlich runzelte Ray die Stirn. „Wieso nicht? Wie finanzierst du das eigentlich?“ „Finanziere ich selbst.“ „Und wie?“, hackte Kenny weiter nach. Eine Antwort bekam er allerdings nicht. Kai schien die Lust vergangen zu sein und fing an von uns regelecht wegzulaufen.

„Mann, du bist echt blöde. Sag doch.“ „Damit du den ganzen Tag dann bei mir rumsitzt? Vergiss es!“, antwortete er Tyson, dessen Mundwinkel sich beleidigt nach unten zogen und setzte sich langsam im Bewegung. Scheinbar wollte er gehen und wir alle blinkten ihm dabei hinterher.

„Kai scheint nicht gut drauf zu sein.“ „Kai ist NIE gut drauf“, betonte Max Hilary gegenüber und sprang wieder auf die Beine. „Aber es ist besser als während unserer Trainingsreise. Da war er manchmal wirklich sehr seltsam.“ „Definiere »seltsam«“, forderte ich Max auf. „Nun… Das kann ich schwer erklären. Ray?“ „Was heißt seltsam… Kai war nie eine Plaudertasche, aber manchmal sprach er noch weniger wie sonst oder distanzierte sich vollkommen von uns.“ „Klingt eigentlich normal. Aber wenn ihr es sagt.“

Meine Finger berührten meine Lippen, während ich nachdachte. Ich hatte Kai lange nicht gesehen, ich konnte schlecht ein Urteil fällen.

Aber mir gegenüber war er offenherziger. Nicht viel mehr als zu seinen Freunden, aber ich war auf diese kleine bisschen stolz und das sollte man in so einem Fall nutzen.

„Dann nehme ich ihn mir eben vor. Wer doch gelacht, wenn ich nichts rausbekomme.“ „Sei lieber nicht zu optimistisch“, hieß es aus Kenny‘s Richtung, doch war es Dizzi, die ihren Kommentar dazu beigetragen hatte. „Kai‘s merkwürdiges Verhalten wirkt sich auch stark auf Dranzer aus. Seine Wellen sind unruhig. Er macht sich Sorgen.“ „Also scheint es etwas ernstes zu sein. Weiß du vielleicht was?“, fragte Hilary und ging vor dem Laptop, der sich auf Kenny‘s Schoß befand auf die Knie, wenn sie es wohl noch etwas gewöhnungsbedürftig fand, mit einem Computer zu reden. „Leider Nein. Aber das ist ja Kisa‘s Job das herauszufinden.“ „Danke. Ich mach mich dann auf den Weg.“ „Mach was du nicht lassen kannst“, meinte Tyson zwar, hielt mich aber am Arm fest, als ich an ihm vorbeilief, dann legte er den Arm um meine Schultern und grinste. „Und Kisalein… Sei so gut und quetsch ihn etwas aus, vielleicht kriegen wir so ja seine Adresse.“ „Geht‘s noch? Wenn ich die rauskriege zieh ich selber ein“, scherzte ich und sprang mit einem Satz die Mauer hoch, genauso schnell sprang ich auch wieder runter. Dass ich meine ganzen Sachen liegen gelassen hatte fiel mir erst in nachhinein ein, aber was soll‘s? Konnte ja warten.

Kai war gerade um die Ecke gegangen, als ich von der Mauer gesprungen war. Schnell lief ich ihm nach und hatte ihn sofort wieder eingeholt. Abrupt blieb er, auch etwas überrascht stehen, als er mich mit den Händen in den Hüften vor sich stehen sah.

„Also, wohin bist du gezogen?“ „Tja, rate mal, ich sage dir schon ob du richtig liegst“, meinte er, ein wenig sarkastisch wenn man mich fragte und lief an mir vorbei. „Och sag schon, mir kannst du es doch sagen. Ich sitzt bestimmt nicht den ganzen Tag bei dir rum. Und Miete? Bezahlt dein Großvater nichts davon?“ „Der bestimmt nicht. Niemals würde ich Geld von dem annehmen“, fauchte Kai und blickte ganz verachtend ein. Ich hätte das Thema nicht anschneiden sollen…

Ich legte größere Schritte zurück und nach wenigen Augenblicken hatte ich Kai eingeholt und blieb vor ihm stehen, um eine weitere Flucht seinerseits zu verhindern.

„Also jobbst du. Und wo?“ „Das verrate ich nicht. Aber Rika weiß es.“ „Rika? Und ich nicht? Wieso weiß sie es, ich will es auch wissen.“ „Hat sich so ergeben.“ „Och sag schon!!“, quengelte ich weiter und begann an seinem viel zu langem Schal zu ziehen. Um ihn aber nicht weiter zu würgen packte ich ihm anschließend am Kragen. Aber Kai grinste mich nur dabei frech an und ich tat es im gleich.

„Ist es was peinliches?“ „Vielleicht.“ „Ich lach auch nicht.“ „Bezweifle ich…“ „Tz, Tyson hat Recht, du bist blöd“, fing ich mit verschränkten Armen an zu schmollen. Mir verging es dennoch schnell wieder. Normalerweise lachte Kai immer über meine beleidigte Miene, doch dieses Mal schien er desinteressiert und abwesend.

Ruckartig kniff ich ihm ins Gesicht und zog die Mundwinkel etwas nach oben, was zusammen mit seinen wütenden Blick mehr gruslig als lustig aussah.

„Lasch lochs…“ „Du solltest öfter lachen, dass ist gut für die Gesundheit“, sagte ich zu ihm, klang diesmal allerdings ernst. „Kai… Geht es dir vielleicht nicht gut? Du siehst müde aus.“ „Nein, mit mir ist alles in Ordnung.“ „Meinst du wirklich? Du bist sehr blass und hast tiefe Augenringe“, bemerkte ich erneut und sah ihn mir noch einmal genauer an. Es gab Tage, wenn ich so darüber nachdachte, da sah er schlechter, mal besser aus. Eigentlich ging es an diesem Tag, dennoch waren die Augenringe kaum zu übersehen.

Sein Blick war lange gesenkt, als er mich aber wieder anschaute erstarrte ich daraufhin. Es machte mich nervös, so wie er ich ansah…

Er schnaufte tief und nachdem er eine Hand jeweils auf meine Schultern abgelegt hatte, legte er meinen Kopf auf meinen, so dass seine Stirn auch meine berührte.

„Vielleicht… Doch. Ich schlafe seit einigen Monaten nicht so gut.“ „Was? Warum denn?“, fragte ich aufgebracht, daraufhin schlug er leicht mit der offenen Hand gegen meine Stirn. „Jetzt mach dir keinen Kopf. Ich hab mir schon was verschreiben lassen. Du bist gleich immer so überbesorgt.“ „Ist ja wohl auch verständlich. Wenn es dir schlecht geht sagst du ja nichts. Ich komm mir ziemlich verarscht vor, weißte das?“ „Ich bin eben kein kleines Baby“, meinte er halb scherzhaft, halb ernst. Seine Finger berührten ein paar meiner blonden Strähnen und die Haut, die sich unter ihnen verbarg.

Nervös machte mich nur wie Kai mich ansah. Ich hatte es schon ein, zwei Mal bemerkt und wir war dabei doch etwas… komisch. Ich wusste was er und auch ich dachten, wir waren beide nicht dumm. Dennoch kam in mir ein leichtes Schamgefühl auf und verfluchte mich selbst dafür, dass ich Oberteile trug, mit denen immer noch der Blick auf meinen Rücken und meine Schulter frei war.

„Ich habe noch zutun. Wir sehen uns“, verabschiedete sich, aber es klang eher so dahingesagt. Ihn war dieser kurze Augenblick wohl auch zu peinlich gewesen. Mein Gesicht fühle sich glühendheiß an.

Das ich die ganze Zeit neben einer Bushaltestelle stand habe ich nicht bemerkt, auch der Fahrer, der mit seinen Bus neben mir hielt, da er glaubte, ich wollte mitfahren musste erst auf die Hupe drücken, damit ich ihn bemerkte. Ich stieg einfach, etwas verwirrt ein, wenn ich auch nicht wusste wohin. Zwar starrte ich aus dem Fenster, achtete aber nicht auf die Umgebung.

„Endstation!“, verkündete der Fahrer per Lautsprecher, kaum dass ich wieder zur Besinnung gekommen war. Die vertrauten Bilder der Wohnhäuser und einigen Ecken hatten mich wieder geweckt.

Ich war in dem Viertel, indem Kazue wohnte. Vielleicht traf ich sie zu Hause und konnte sie mir mal vorknöpfen. Eine ausgezeichnete Ablenkung.

Wieder etwas munterer übersprang ich die Treppen an der Bustüre und sah bereits ein bekanntes Gesicht, wenn es auch nicht das meiner Freundin war.

Yochel parkte auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig. Er hatte sich gegen die Motorhaube seines Wagens gelehnt und drehte sich eine Kippe, als er sah wie ich auf ihn zuging.

„Ah, Servus, Misaki.“ „Yochel? Was machst du hier?“ „Auf den richtigen Moment warten“, erklärte er nüchtern, verstanden hatte ich aber keines seiner Worte. Also sah ich keine andere Alternative dahinzuschauen, wohin er die ganze Zeit starrte. Überraschenderweise war es der Eingang zu dem Wohnhaus, indem eben Kazue mit ihrem Vater wohnte.

Interessant wurde diese Beobachtung aber erst, als Kazu selbst die schwarze Tür mit dem trüben Glas aufzog und hinausstampfte. Ihr Vater kam wenige Sekunden später ebenfalls aus der Tür, samt einer halbvolle Bierflasche in der Hand und für den Vormittag schon betrunken genug. Der konnte ja kaum stehen.

Sein Anblick war einfach bemitleidenswert, in Kazu entfachte er aber nur reine Wut.

„Du bist unmöglich! Elender Säufer!“ „Halt bloß dein Maul! Undankbare Göre, ich habe dich großgezogen, zeig gefälligst Anstand! Du bist ‘en elendes Flittchen, genau wie deine Mutter!“ „Geh doch sterben!“, schrie sie ihm nach. Mit einer kurzärmligen, mintgrünen Weste um ihren Körper gewickelt lief sie großen Schrittes die Straße hinunter. Ihr Vater schmiss wutentbrannt die Bierflasche auf den Boden, allerdings ging sie nicht kaputt.

Kazue‘s Vater war schon immer ein Alkoholiker gewesen, ich würde nie vergessen, wie er sie als Kind immer angeschrien hatte. Doch über die Jahre war er doch angeblich etwas gefasster gewesen. Dies sah allerdings nach ‘nem gravierenden Rückfall aus. Aber warum sagte sie nichts?

Hilfesuchend sah ich Yochel an.

„Yochel, wusstest du davon? Stehst du deswegen hier?“ „Unter anderem. Soll schon länger so ab gehen. Ich wollte sie daher was fragen, aber ich weiß nicht, ob dass jetzt so gut wär“, meinte er und rieb sich nachdenklich am Kinn. „Du könntest es wenigstens versuchen. Sie braucht uns doch.“ „Suzuki weiß schon, was sie macht und sie braucht manchmal etwas Distanz. Du kennst sie doch. Aber schön, lass sie uns etwas ablenken, dass ist auch wieder alles im grünen Bereich.“ „Ich hoff‘s…“

Besorgt blickte ich ihr nach. Mensch, Kazue… Sie hätte doch wirklich etwas sagen können. Oder war sie doch noch sauer wegen Kai?

Wie dem auch sei, als ihre beste Freundin musste ich sie auf andere Gedanken bringen. Ihr Vater sagte furchtbare Dinge, wenn er betrunken war. Ich wollte nicht wissen, wie es die vorigen Tage war.

„HEEEEEEEEE, KAAAAZUUUUUU!!!“, brüllte ich ihr nach, sogar Yochel neben mir bekam einen furchtbaren Schreck. Kazue hörte mich aber sofort, so abweisend sie auch gewirkt hatte und sah zu uns. Yochel und ich rannten ihr sofort nach.

„Was macht ihr beiden denn hier?“, fragte sie sofort, als wir vor ihr stehen blieben. „Wir haben jemanden schreien hören von weiten. War das dein alter Herr? Hat er wieder schlechte Laune?“ „Der hat nur wieder zu tief ins Glas gesehen, der alte Sack. Wär er nicht andauernd betrunken könnte die Bude ja selber aufräumen.“ „Dein Vater trinkt wieder?“ „Mein Alter trinkt immer! Soll er sich abreagieren, irgendwann pennt er ein. Aber seine Sauerei mach ich nicht weg“, sagte sie energisch. Angespannt lauschte wir weiter und während wir wartete, zündete Yochel sich eine Zigarette an. Er zog einmal kräftig dran und streckte sie dann Kazue entgegen.

„Bleib mir bloß weg damit. Ich hab keine Lust wie ein Aschenbecher zu stinken“, sagte sie verärgert, im selben Augenblick packte sie mich am Arm.

„Komm, wir gehen shoppen. Davon kriegt man bessere Laune“, meinte sie und zog mich provokativ in Yochel‘s Auto, um ihm so klarzumachen dass er mitzukommen hatte. Wehren würde er sich eh nicht, er konnte uns kaum etwas abschlagen, wenn das hier auch schon an Ausnutzug grenzte. Aber wenn Kazu davon wirklich bessere Laune bekam, sollte es eben so sein.

Sie hetzte auch eifrig, ohne Punkt und Komma. Ein gutes Zeichen. Das lenkte sie ab. Auch als Yochel an einer rotwerdenden Ampel hielt und sich darüber mächtig aufregte, waren wir doch zu sehr mit uns beiden beschäftigt, Yochel‘s Flüche über eine angebliche Verschwörung der Ampeln, da sie immer nur bei ihn Rot wurden wurde von uns gekonnt ignoriert.

Aber selbst uns beiden Labbertaschen fiel mit der Zeit auf, wie lange wir vor der Ampel standen. Genervt lehnte sich Kazu nach vorne, stellte zu ihrem Entsetzen fest dass die Ampel aber schon grün war und wir immer noch dastanden wie bestellt und nicht abgeholt.

„He, Mizawar, drück aufs Gas, die Ampel wird nicht grüner.“ „Würd ich ja gerne, aber da versperrt mir wer die Fahrbahn“, berichtete er genervt. Neugierig quetschte ich auch meinen Kopf über den Fahrersitz und sah, wer mitten auf der Straße stand. Mathilda.

„Das ist doch…“, schnaubte ich wütend und drückte auf die Hupe, um sie so davonzujagen und hoffte für sie, dass sie schleunigst den Weg räumen würde, wenn sie keinen Ärger haben wollt. Sie setzte sich zwar in Bewegung, winkte uns aber zu, als Zeichen dass wir ihr folgen sollten, erst dann ging sie wieder auf den Bürgersteig, in die Richtung einer Seitenstraßen. Ohne dabei auf eine Zustimmung zu warten fuhr Yochel ihr nach und parkte kaum 20 Meter weiter mitten auf der Straße. Es war zwar kaum Verkehr, richtig war es trotzdem nicht, aber ihn interessiert so etwas ja nie.

Mathilda stand erwartungsvoll an eine Hauswand gelehnt, rührte sich kaum, wurde aber nervös als ich aus dem Auto stieg und die Autotür hinter mir zuknallte.

„Unglaublich, jetzt belagert ihr uns schon auf offener Straße. Habt ihr kein Benehmen?! Aber schön, tragen wir das gleich hier und jetzt aus.“ „Nein, Nein, ich möchte nicht mit euch kämpfen, wirklich nicht. Ich kämpfe nicht so gerne…“, sagte sie unschuldig und wedelte wild mit den Händen. Ich glaubte ihr, in der Vergangenheit schien Mathilda von den dreien zumindest die eher Passive zu sein.

„Man könnte dieses Missverständnis anders lösen, oder findet ihr nicht?“ „Finden schon, allerdings wüsste ich gern, was für ein Missverständnis das sein sollte“, meinte ich mit dunkler Stimme, was sie scheinbar etwas einschüchterte, dass und mein Blick, den ich ihr zuwarf. „Ihr seid die Kinder der apokalyptischen Reiter, dient dem Leibhaftige und versucht uns loszuwerden. Ich wüsste nicht was da misszuverstehen wäre.“ „Ich weiß, es klingt absurd“, begann sie. Mit ihrer Hand fuhr sie nervös über die andere und sah uns kam an, während sie sprach.

„Aber nur weil wir auf der anderen Seite sind, heißt das nicht, dass wir böse wären. Miguel, Mariam und ich wir sind immerhin auch irgendwo noch Menschen, genau wie ihr. Wir haben nichts von unserer Abstammung gewusst. Ausgesucht haben wir uns dies bestimmt nicht.“ „Und wieso belagert ihr uns andauernd? Deine beiden Kameraden sehen nicht aus, als ob sie mit aller Kraft überzeugt werden müssen“, argumentierte ich eifern weiter und früher als gedacht gingen Mathilda langsam die Gegenargumente aus. Als letzte Möglichkeit wohl unser Vertrauen zu gewinnen senkte sie den Kopf und beugte sich leicht nach vorn.

„Ich verstehe, dass ihr mir nicht glaubt. Aber ich möchte es wenigstens versuchen, dass ihr versteht warum wir so sind. Auch wenn es sinnlos ist, dass bin ich Miguel und Mariam schuldig.“ „Mathilda! Sag nicht du zögerst wieder!!“

Cherry‘s wütende Stimme, die scheinbar aus dem Nichts kam entfachte in Mathilda ein unkontrollierbares Zittern und die Vampirin trat, mit unheimlich rotfunkelnden Augen aus dem Schatten des eingeschüchterten Mädchens. Als diese Cherry dann hinter sich stehen sah, begann sie noch mehr zu zittern wie sie es schon tat.

„Langsam solltest du wissen, dass man am besten kurzen Prozess mit denen macht.“ „Aber Cherry…“, widersprach Mathilda, so leise dass man es kaum hörte. Ihr Kopf schwang heftig zur Seite, als Cherry ihr ‘ne Ohrfeige verpasste.

Kazu, Yochel und ich hielten vor Schreck die Luft an.

„Kein Aber! Langsam hab ich die Schnauze voll von dir. Ich frag mich echt was mein Boss an dir findet. Nützlich bist du jedenfalls nicht, aber das solltest du ja bereits wissen.“ „Und du solltest wissen, das man keine Mädchen schlägt“, keifte Yochel Cherry an und war schon fast zwischen die beiden gegangen. Man konnte wirklich über ihn sagen was man wollte, aber nicht, dass er Gewalt befürworten würde. Gegenüber schwachen Mädchen schon gar nicht.

„Ach, sagt wer?“, meinte die Vampirin ganz spöttisch. Vor Yochel alleine hatte sie wenig Angst. Als Kazue und ich noch mit ins Spiel kamen, ging sie schließlich doch, mit einem grimmigen Gesicht einige Schritte zurück.

„Ihr nervt, wisst ihr das?! Das habt ihr euch sicher ausgezeichnet von Kathleen abgeschaut.“ „Was interessiert dich Kathleen?“ „Vieles.“

Um uns wurde es kälter und auch dunkler. Die Sonne war hinter den vielen Wolken am Himmel verschwunden und bot Cherry die Möglichkeit aus dem Schatten zu treten. Ihre entsicherte Waffe umklammerte sie bereits mit ihren Händen.

„Also, ich frage euch das nur einmal - Wo ist diese scheinheilige Hexe?“

Niemand antwortete ihr, dass machte sie natürlich wütender. Beide hatten die 100er-Marke im Altern überschritten, sicherlich kannten sie sich. Aber dennoch verblüffte mich diese Besessenheit. Und solange Kathleen ihre Aura unterdrückte, würde sie uns wohl weiter mit ihrer Frage belästigen.

Ein Lichtstrahl stach in meine Augen und brachte mich zum blinzeln. Erst dachte ich, dass die Sonne wieder herauskam, doch flog etwas durch die Luft. Es war eine kleine Flasche, die sie im Flug mehrmals überschlug.

Sie kam direkt auf uns zu und dann zersprang sie, genau auf Cherry‘s Kopf. Aussehen tat es wie Wasser und es war auch Wasser. Aber für Cherry in einer furchtbaren Form, die sie zum schreien brachte.

„Da… IIIÄÄÄÄH, WEIHWASSER!!!“, kreischte sie, versuchte es von sich abzuwischen, doch krümmte sie sich, als würde sie verbrennen. Ihre Haut begann bereits sich zu röten.

„DAS ZAHL ICH EUCH HEIM!!!“, rief sie uns noch nach du sprang in die Höhe. Als sie etwa über uns schwebte, löste sie sich auf. Ebenso leider auch Mathilda, die ihr, aus Angst vermutlich wieder Ärger zu bekommen gefolgt war.

„Da kam ich wohl genau richtig. Der Zeitpunkt war ideal. Cherry lässt sich auch immer so leicht ablenken. Gut dass ich so viel Weihwasser aus Rom mitgebracht habe.“

Augenblicklich fiel mir die Kinnlade runter. Nun, da die Sonne in diesem Augenblick wieder herauskam schien es mir weniger wie eine Täuschung, für ich den älteren Mann, mit Schnauzbart und Glatze hielt.

„Eh?! Ich glaub‘s nicht! Mr. Dickenson!“…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-10-11T19:12:10+00:00 11.10.2010 21:12
Yeah...
Next Chapter^^
Ich war doch schon ein bissl net on? Ja... aber die Sims3 sind Schuld >.>
Das was Kathleen erzählt hat, is echt hart.
Da ich aber gelich das nächste Kapitel lese, wird dieses Kommi net so lang ausfallen (als ob meine Kommis je lang wären xD)
Aber... Eins spuckt mir im Kopf rum. Yochel & Kazue... Ich kanns mir einfach net aus dem Kopf schlagen.
Und Kai, was hat der für nen Job? Und wieso weiß Rika das? Die Umstände würden mich jetz auch interessieren.
Und Mr.D is ja aufgetaucht... Wieso war er in Rom? Und wieso hat der zum Teufel Weihwasser mitgebracht? ô.ó

LG, Sunny


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