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Schokoriegel

von

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Ich liebe Hagel und Schnee

Karl hatte sich in einer alten Ruine von Haus versteckt. Es passte zu ihm, überall war Dreck, Schutt und von den unzähligen Ratten wollte er lieber absehen. Draußen Hagelte es und die Last des Schnees drückte auf das marode Dach seiner Hütte. Er hatte es in den letzten Tagen gefunden und nun als Winterquartier genutzt. Hier störte es niemanden, was er tat und niemand ärgerte ihn.

Er kaute auf einem Schokoriegel herum. Er war in rot eingepackt und in einer Packung befanden sich zwei Riegel. Er freute sich, dieses Prachtstück gefunden zu haben. Zwei Riegel zum Preis von Einem, ein größeres Glück konnte einem armen Man wie ihm nicht widerfahren. Er stopfte sich Stück für Stück in den Mund und genoss den schokoladigen Geschmack. Die braune Schokolade zerlief ihm auf der Zunge und wärmte ihn von innen.

Es war ein wohliges Gefühl, schon vor Tagen hatte er sich einen großen Vorrat an „KitKat“ gekauft und genehmigte sich nun einen Riegel nach dem Anderen.

Die Nacht brach herein und draußen fiel so viel Schnee, wie seid langem nicht mehr. Karl bekam es mit der Angst und begann, sich in seinen eigenen Schokoladenhimmel zu träumen. Eine Ratte kam zu ihm und begann, ihm am Mantel herum zu nagen, aufgebracht scheuchte er sie davon und versuchte, mit dem lahmen Arm nach ihr zu schlagen. Als würde sie ihn verhöhnen, schlug sie Haken, so dass Karl sie auf keinen Fall mehr treffen konnte. Erschöpft davon schloss er die Augen und versuchte zu schlafen.

Die Nacht war die reinste Hölle. Überall geschahen Unglücke, von Familien, Freunden und Bekannten betrauert, beweint von Geliebten. Doch einer war unter ihnen, um den sich niemand scherte. Die Hütte in der Karl in dieser Nacht überwintert hatte, hatte dem zu großen Druck des Schnees nachgegeben und das Dach war unter Poltern zusammen gebrochen. Karl hatte die übermenschliche Kraft des Daches unter sich eingeklemmt und die Luft die ihm noch zum atmen blieb wurde knapp. Alles was er noch schaffte, war, dass er an seinem letzten „KitKat“ herum knabberte. Es war egal, alles war nun egal, er war glücklich, seine letzten Augenblicke im Leben mit einem Schokoriegel zu verbringen.

Einen Tag später kam ein Passant vorbei und benachrichtigte die Polizei, nicht ahnend, dass noch eine Person in den Trümmern zu bergen war. Ein beherzter Polizist rettete den Alten aus der zusammengefallenen Ruine. Doch Karl konnte kaum noch Atmen. Seine Knochen waren gebrochen, sein Herz kurz vor einem Stillstand und dennoch strahlte sein Gesicht lächelnd vor sich hin.

„Keine Angst, wir werden sie retten, sie werden nicht sterben!“, sprach er zu ihm, wohl eher um sich selber zu überzeugen als den Alten vor sich. Karl wusste, dass sein Ende gekommen war und er nun seine letzten Worte auf dieser Welt sprechen würde. Er ging kurz in sich und dachte darüber nach, mit was für einem Eindruck er davon scheiden wollte. Er hatte doch nur für diesen kurzen Augenblick überlegt!

„Have a Break, have a KitKat.“, meinte er röchelnd. Was wäre passender gewesen, als sein Leben für einen Schokoriegel zu lassen? Mit letzter Kraft reichte er den angebrochenen Riegel dem Polizisten und sein Lächeln erlosch.
 

Hätte Karl es noch überlebt, hätte er es nicht glauben können. Schon wenige Tage später kursierte ein neuer Slogan durch die Werbeindustrie. „Have aBreak, have a KitKat“, regierte jedes Plakat der Stadt.

Karl hätte wohl vor Wut seinen geliebten Schokoriegel weggeworfen und sich bei der nächsten Gelegenheit einen neuen Riegel gekauft. Doch Karl kann diese Tage nicht mehr erleben und wenn er in den Himmel gekommen ist, so wird er wohl auch dort noch seine KitKats essen. Denn zum ersten Mal im Leben wurde er nicht enttäuscht und hat den Glauben in etwas nicht verloren.

Er liebte Schnee, Hagel und vor allem den Tod.



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