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Der weiße Vampir und andere Engel

von

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Messias

Dem Spion war es leicht gefallen, sich in der Gruppe einzuschleichen. Die waren alle so arglos. Sie brachten jedem Vertrauen entgegen. Jeder wurde mit offenen Armen aufgenommen. Fast tat ihm der Geschichtenerzähler leid, aber Auftrag war Auftrag. Auf ihn war Verlass.
 

Zunächst hatte er von Fern zugesehen und zugehört. Er umkreiste die Gruppe wie eine hungrige Hyäne. Dann rückte er näher. Er ließ sich nun auch bei den abendlichen Lagerfeuern sehen. Er hatte getreulich seinem Dienstherrn alles berichtet. Nun hatte er die Order erhalten dafür zu sorgen, dass der Prediger bekannter wurde. Am besten wäre es, wenn die Leute ihn als neuen Messias anerkennen würden.
 

Der Spion war an den Feuern jetzt so bekannt, dass er schon zu den Freunden gezählt wurde, zumal er immer etwas zu essen oder zu trinken beisteuerte. Vor allem Judas, dieser Tropf, mochte ihn besonders. Nur Magdalena sah ihn manchmal so seltsam von der Seite an, als könne sie sehen, was er so gut versteckte. Er hörte sie eines Nachts ihrem Verlobten zuflüstern, er solle sich vor ihm in Acht nehmen. Er habe etwas im Blick, was ihr missfiel.
 

Sie konnte nicht genau sagen was sie störte, aber etwas sagte ihr, er sei eine Gefahr. Daraufhin zog er sich ein wenig zurück. Er hielt aber weiter engen Kontakt zu Judas. Der hatte das uneingeschränkte Vertrauen des Predigers. Er fütterte ihn mit Geschichten, die in seinem wirren Kopf seltsame, phantastische Blüten trieben und den jungen Mann immer strahlender erscheinen ließen. Als er sich wieder sicherer fühlte, schlich er wieder näher und dann holte er zum Schlag aus.
 

Sie waren den ganzen Tag unterwegs gewesen. Der Geschichtenerzähler fühlte sich nicht gut. Er fieberte seit dem Vorabend. Der Spion war mit Judas voraus gegangen. Sie unterhielten sich, wie sie dem Prediger den Weg erleichtern könnten. Bis zur nächsten Ortschaft war es nicht mehr weit. Dort war ein Heilkundiger, den sollte er besser aufsuchen. Als sie an einer kleinen Herde Eseln vorbeikamen, zückte der Spion seinen Beutel und kaufte dem Besitzer einen ab.
 

Diesen gab er nun Judas, damit er dem Prediger den Weg erleichtern konnte. Er selbst wollte es nicht tun, weil Magdalena ihn immer so seltsam ansah. Das verstand Judas durchaus, hatte er doch selbst einigen Ärger mit ihr gehabt, als er die Geschichten von dem auferstandenen Toten oder dem gehenden Lahmen erzählt hatte. So machten sie aus, das Judas den Prediger auf das Eselchen setzen sollte und er voraus in die Stadt laufen wollte um den Heiler zu suchen. Judas war begeistert. Der Spion lief so schnell er konnte in die Stadt. Dort drückte er ein paar Kindern einige Münzen in die Hand und erzählte ihnen, der beste Märchenerzähler der Welt würde gleich auf einem Esel hier Einzug halten. Sie sollten ihn gebührend empfangen. Die Kinder freuten sich ungemein.
 

Sie liebten Geschichten, wie alle Kinder und ein Märchenerzähler kam hier nicht oft vorbei. Sie wollten ihn empfangen, wie einen König. Schließlich hatte der Mann gesagt, es sei der beste Märchenerzähler der Welt. So kam es, dass der Einzug des Predigers großes Aufsehen erregte. Die Kinder jubelten und schwenkten abgeschnittene Palmwedel. Die Erwachsenen wurden aufmerksam. Sie wollten auch sehen, worüber sich die Kinder so freuten. Die Menschentraube wurde immer größer. Der Spion rief von weit hinten: „Messias“ und das Volk nahm den Ruf auf. Erst als Frage „Messias?“ und dann als Feststellung laut und im Takt „ Messias, Messias!“ Die fiebrigen Augen des Mannes wurden für überirdisch erachtet und der Prediger war zu schwach sich dagegen zu wehren.
 

Der Vorfall landete umgehend beim Statthalter. Zum einen als Bericht des Spions, zum anderen als zorniger Vortrag des Hohen Priesters. Für den Statthalter entwickelte es sich prächtig. Er hielt die Zeit für gekommen, sich seine Lorbeeren zu verdienen. Das nächste heilige Fest war der richtige Zeitpunkt dafür.

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Fies, ne? Tja immer die falschen Freunde. Ich bin lieb, ich füll die Keksdose nach *g*

LG Mau



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Futuhiro
2010-01-26T20:33:45+00:00 26.01.2010 21:33
*lach*
Ich hatte dich nicht für so bibelkundig gehalten, daß du all die kleinen Begebenheiten kennst. Das erstaunt mich jetzt. (Gibt es da etwas, das ich wissen sollte? Mit mir kannst du über alles reden! ^^)


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