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Kinder des Wassers - Specials

von

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Takodas Lächeln (OS)

An sich musste sie sich auf die Schule konzentrieren. Sie war nicht dumm, aber auch nicht überragend intelligent, um einen möglichst guten Abschluss zu schaffen, musste sie lernen. Und das erwartete man von einem Mädchen ihres Standes; ihr Großvater war Staatsoberhaupt einer der mächtigsten Handelsnationen ihres Kontinents (ironischerweise lebten sie jedoch die meiste Zeit des Jahres nicht in ihrem Land, sondern der Arbeit wegen in der Kontinentalhauptstadt), ihre Mutter war ebenso hochrangige Politikerin und ihr Vater war zu Lebzeiten ein extrem angesehener Arzt der Oberschicht gewesen. Er war früh gestorben...

Dyami seufzte, über ihre Bücher gebeugt. Auf dem Flur hörte sie Lärm... der Stimme nach war es Takema, ihr Cousin. Er war doch ihr Cousin? Bei den schwierigen Verwandtschaftsverhältnissen in ihrer Familie war es sehr schwierig, den Durchblick zu behalten. Jedenfalls hatte Serenka, der sehr viel jüngere Halbbruder ihrer Mutter es tatsächlich geschafft, mit seiner schüchternen Frau Drillinge zu zeugen, von denen das einzige männliche Kind rüpelhafter nicht hätte sein können. Er randalierte, wo er nur konnte und liebte es zudem, dreckig zu sein. Am Vorabend hatte er sich seine Eiscreme absichtlich über das Hemd geschmiert, nur um die Eltern zu verärgern, was er damit auch geschafft hatte – was bei dem modeversessenen Ehepaar auch kein Wunder war, wie die junge Frau fand.

Ihr Blick schweifte zum Fenster. Draußen am Himmel zogen dicke schwarze Wolken vorüber, wie betrübend... herrje! Sie raufte sich zischend die Haare; sie fand einfach keine Konzentration! Sie wollte lieber tanzen üben, in drei Tagen hatte sie einen großen Auftritt. Ihr Onkel Serenka wollte kommen, um ihr zuzusehen... bei ihrer schwer beschäftigten Familie war es eine sehr große Ehre, wenn einmal einer genug Zeit hatte, ihr zuzuschauen, doch das machte Dyami nichts aus, denn ihr Vater war immer bei ihr, das spürte sie. Takema jauchzte auf dem Flur weiter, irgendetwas sicher sehr kostbares zerschellte darauf auf dem Boden.

Das Mädchen rollte genervt mit den Augen. Konnte man ihn nicht zur Adoption frei geben? Serenka und Kirima hatten doch noch zwei wundervolle, wohlerzogene Töchter, das reichte doch...

Sie wollte sich gerade wieder dem uninteressanten Schulstoff zuwenden, da flog polternd die schwere hölzerne Tür zu ihren Gemächern auf. Sie fand es mitunter verwunderlich, dass so ein kleines Kind wie der weißhaarige Takema es überhaupt schaffte, diese zu öffnen und dann auch noch mit solchem Elan... sie fuhr herum und konnte vor Empörung nicht sprechen, als er mit riesigen, mit Erde verklumpten Tonscherben hereinspaziert kam und sie überall auf ihrem kostbaren Teppich verteilt. Scheinbar handelte es sich um die Überreste eines Blumentopfes der großen Zimmerbäume, die in den Fluren verteilt normalerweise friedlich vor sich hin wuchsen, niemandem etwas zu Leide taten und es definitiv nicht verdienten, zerstört zu werden. Genau so wenig wie der gute Teppich.

Takema jauchzte fröhlich.

„Ich dekoriere alles! Ich mache alles schön!“, erklärte er sein Tun und Dyami kam zu dem Schluss, dass dieses Kind definitiv irgendwie gestört sein musste – wie konnte man denn Schmutz und Chaos als schön empfinden?

„Danke, aber ich mochte meinen Teppich auch ohne braune Erdflecken darauf!“, schnaubte sie empört, aber weniger wütend als sie eigentlich sein wollte; richtig sauer werden konnte sie einfach nicht. Sie erhob sich, seufzend den hellen Rock glatt streichend.

„Ist niemand da, der auf dich aufpassen soll, Takema?“

Der Junge hielt in seinem Kunstwerk inne und kicherte bloß verstohlen. Die Frage beantwortete sich jedoch von selbst, als im Türrahmen plötzlich ein junger Mann, etwas außer Puste, erschien, dem Kind einen tödlichen Blick zuwerfend. Die junge Frau erstrahlte unwillkürlich.

„Takoda!“

„Oh nein, wie konntest du mich so schnell finden?!“, empörte der Neffe des Grünhaarigen sich ergrimmt und letzterer hob bloß die Brauen.

„Ich bin der Spur der Zerstörung gefolgt. Rasch, geh zurück in dein Zimmer, deine Mutter ist da.“

Das Kind zögerte kurz, dann winkte es seiner Cousine zu und rannte aus dem Raum. Der Mann fasste sich an die Stirn.

„Oh nein...“, seufzte er leise, „Es tut mir so furchtbar leid, ich... ich kann nicht einmal auf ein kleines Kind acht geben... ich bin ein Versager. Tut mir sehr Leid... ich werde versuchen, den Teppich irgendwie zu reinigen oder so...“

Er bückte sich und versuchte die Scherben aufzusammeln, ließ sie aber dank seiner nicht vorhandenen Motorik in einem Stück aber gleich wieder auf den Boden fallen. Die Jüngere kicherte und hielt sachte seine Hände fest, um ihn davon abzuhalten, weiter erfolglos zu versuchen, die Unordnung zu beseitigen. Sie lächelte ihn liebevoll an.

„Lass gut sein, dafür gibt es Personal, Takoda. Warum hast du denn auch Takema acht geben sollen?“

Er wandte sein Gesicht ab.

„Serenka sollte es eigentlich... aber er meinte, er müsste kurz etwas erledigen... zehn Minuten oder so. Na ja, scheinbar ist ihm etwas dazwischen gekommen, das ist vier Stunden her.“

Dyami hüstelte. Sie sprach ihre Zweifel lieber nicht laut aus – Serenka liebte seinen Sohn über alles, aber dem vielbeschäftigten Mann fehlten mitunter einfach die Nerven, sich um ein derart arbeitsaufwendiges Kind zu kümmern. Da hatte er Takoda übel einen mitgespielt, obwohl der an sich auch die größte Zuneigung seines älteren Bruders genoss.

Sie seufzte kurz. Takoda war inzwischen vierundzwanzig Jahre alt und er war... anders. Er war anders als alle anderen Familienmitglieder, denn er war krank, sehr krank sogar. Eigentlich hatte er vor nun mehr neun Jahren seine vorausgesagte Lebenserwartung bereits erreicht, aus irgendwelchen Gründen lebte er jedoch noch immer sein erbärmliches Leben, umgeben von Reichtum. Seine Geschichte war so traurig, dass es der jungen Frau im Herzen schmerzte, wenn sie daran dachte... er war nicht das leibliche Kind seines Vaters, in Wahrheit war er aus einer schändlichen Affäre seiner Mutter mit deren Neffen, dem Zwillingsbruder von Dyamis Vater, hervorgegangen, worauf auch seine schwere Krankheit zurückging, ebenso seine leichte geistige Behinderung, aus der Lernschwächen in beinahe allen Bereichen und die Tatsache, dass er einfach etwas zurückgeblieben war, resultierten. Letzteres versuchte er im übrigen mit aller Macht zu verstecken, was ihm ab und an auch ganz gut gelang... zumindest immer dann, wenn sein „Vater“ wichtige Geschäftspartner zum Essen einlud und er ihn nicht blamieren wollte.

Sie senkte den Blick auf seine Hände und wagte sich dann, seine langen Ärmel ein Stück zurück zu schieben.

„Lass das bitte...“, kommentierte er leise und das Mädchen schüttelte den Kopf.

„Warum tust du das immer wieder, Takoda? Das tut doch weh, ich kann mir nicht vorstellen, dass dir das irgendwie hilft.“

Er sah sie noch immer nicht an. Seit er die Geschichte seiner Entstehung kannte, legte der arme Kerl selbstverletzendes Verhalten an den Tag... und viel schlimmer noch, er hatte mehrere Selbstmordversuche hinter sich, die seine Familie ihm allesamt vereitelt hatte, was er ihr heimlich recht übel nahm. All das wusste Dyami... doch sie unterschied sich vom Rest ihres kleinen Clans, denn während die meisten nur Mitleid für den jungen Mann empfanden, so war in ihrem Herzen auch Platz für ehrliche, unvoreingenommene Zuneigung für ihn.

„Ich verdiene es...“, antwortete er ihr da und zog seine Hände sanft zurück, „Ich bin nutzlos. Ich... kann nicht einmal das da weg machen, dabei ist das doch meine Schuld. Und... und jetzt halte ich dich sicher auch ab von... so Sachen, was du eben so machst, ich... ich gehe besser.“

Er wandte sich ab und wollte verschwinden, doch sie packte ihn noch einmal an der Schulter und hielt ihn zurück.

„Nein!“, bestimmte sie lächelnd, „Nein, setze dich irgendwohin, ich sage jemandem Bescheid, der diese Sauerei beseitigen soll und dann trinken wir Tee. Ich habe gerade nämlich keine Lust auf so Sachen.“
 

Takoda widersprach nie ernsthaft. Selten, wenn er etwas überhaupt nicht mit seinen wackeligen, oft vollkommen unlogischen Überzeugungen vereinbaren konnte, wandte er schüchtern etwas ein, aber im Prinzip konnte man von ihm verlangen, was man wollte. Zumindest wenn es vom Schwierigkeitsgrad nicht über Tee trinken hinaus ging, ansonsten konnte es in einem erneuten Selbstmordversuch enden, weil es ihm nicht gelang und er sich unnütz fühlte und sich hasste. Mehr als ohnehin schon. Dyami tat der Gedanke daran weh, wie sehr Takoda seine eigene Person verabscheute und seit Jahren im Leben keinen anderen Weg sah, als einfach nur vor sich hin zu vegetieren und auf sein sicheres Ende zu warten.

Als sie mit zwei Teetassen und etwas Gebäck zurückkehrte – sie hatte es sich aus Selbstständigkeit allein hergerichtet, hatten Bedienstete den gröbsten Schmutz schon beseitigt. Ihr Gast stand vor ihrem Schreibtisch und bemerkte sie nicht. Er betrachtete ihre Schulsachen.

Sie stellte das Tablett lächelnd zur Seite und trat neben ihn, ihm über die Schulter lugend, was nicht ernsthaft schwierig war; obwohl sie nicht groß war, überragte sie ihn um ein Stück.

„Na? Furchtbar interessant, nicht wahr?“

Er zuckte unter dem Schock ihres plötzlichen Erscheinens zusammen und wandte sich ihr mit geweiteten blauen Augen zu. Dabei erinnerte sie sich daran, dass er eine Weile auffällig oft mit einer Nadel gespielt hatte... er hasste seine Augen, denn er hatte sie so von seinem leiblichen Vater geerbt. Und der hatte ihn nicht unbedingt liebevoll in die Arme geschlossen, als er erfahren hatte, wer Takoda in Wahrheit war... aus diesem Grund konnte Dyami ihren Onkel nicht leiden. Sein Sohn war ein wunderbarer Mensch... oder Magier, wie auch immer.

„Ich... weiß es nicht. Bestimmt.“, antwortete er da unbeholfen, „Verzeihung, dass ich einfach geschaut habe... ich hätte fragen müssen! Ich war zu neugierig... aber... ich verspreche, ich weiß nicht, was da steht...“

Er konnte nämlich nicht lesen. Sie schüttelte nur kindlich kichernd den Kopf und küsste ihn kurz auf die Wange, ehe sie ihn mit zu ihren Sesseln zog, wo sie ihren Tee zu sich nehmen würden. Der junge Mann setzte sich verlegen und Dyami trank grinsend einen Schluck.

„Ich hasse dieses Schulzeug!“, erklärte sie, „Ich würde viel lieber tanzen üben, ich liebe den Tanz. Ich werde Tänzerin werden. Ich habe demnächst einen Auftritt, Serenka wird mir zusehen... magst du nicht mitkommen?“

Sie trank noch einen Schluck. An sich kannte sie die Antwort längst und kurz fragte sie, ob es wohl gemein gewesen war, ihn absichtlich in eine solche Lage zu bringen. Takoda errötete und begann an seinem Handrücken zu kratzen, wie er es gerne tat, wenn er nervös war. Manchmal so sehr, dass er anfing zu bluten...

„Ich... Dyami, du weißt doch... nein. Ich mag das nicht... ich will nicht, wenn so viele mich... sehen.“

Denn er hielt sich für grauenhaft hässlich, ja. Dabei war er das überhaupt nicht... er hatte ein wohlgeformtes Gesicht und seine verhassten Augen waren bildschön. Für einen Mann war er extrem zierlich, das stimmte wohl, aber aus irgendwelchen Gründen empfand die junge Frau das nicht als schlecht, sondern viel mehr als... anziehend. Sie errötete gegen ihren Willen, als sie ihn kurz, dafür aber sehr auffällig gemusterte hatte und senkte ihren Blick auf das Gebäck auf dem kleinen Beistelltisch. Wie peinlich...
 

Er bemerkte es nicht. Viel mehr hatte er das Gefühl, sie sei sauer oder enttäuscht, weil er ihre Einladung abgelehnt hatte und erschauderte in aufsteigender Panik. Er wollte sie nicht verärgern!

„Es... tut mir so Leid, bitte, versteh das! Ich... ich möchte das wirklich nicht, ich mag die Welt da draußen nicht... sie ist so garstig.“

War garstig überhaupt das richtige Wort gewesen? Er war sich nicht mehr sicher, mit der Sprache hatte er es nie so gehabt. Mittlerweile konnte er nicht einmal mehr seinen eigenen Namen schreiben...

Sie sah wieder zu ihm auf und schenkte ihm ein liebevolles Lächeln.

„Oh, es ist in Ordnung. Ich kenne dich ja... aber du sollst wissen, es würde mich stolz machen, wenn ich dich meinen Mittänzerinnen vorstellen könnte.“

Er erwiderte nichts, sondern knabberte versonnen auf einem Keks herum. Dyami war immer nett zu ihm, schon immer gewesen, seit er denken konnte. Irgendwann war sie geboren worden, er erinnerte sich sehr verschwommen daran, denn er war schon ein kleiner Junge gewesen. Dabei war er an sich sehr vergesslich... jedenfalls wusste er noch, dass sein Onkel, Dyamis Vater, unsagbar glücklich gewesen war. Er hatte ihn auf den Arm genommen und mit ihm getanzt und Takoda selbst hatte sich an ihn geklammert und gelacht. Als er ein Kind gewesen war, war alles einfach gewesen... seine Krankheit war noch nicht so schlimm und die Welt ein hellerer Ort gewesen... es war lange her. Aber Dyami gab es noch, diesen letzten kleinen Lichtstrahl, an den er sich unbemerkt seit Jahren immer wieder klammerte um sich zu trösten, wenn er es abermals nicht geschafft hatte, zu sterben. Sie war so nett, so hübsch und so vollkommen. Am liebsten hätte er sie von einem Schwall an heimlicher Liebe, die er für sie empfand, gepackt, einfach umarmt. Aber er traute sich nicht, wie immer.

Dann wollte er ihr wenigstens irgendetwas sagen. Er blickte verlegen zur Seite, als er dank seiner Krankheit zu zittern begann.

„Ich... bin auch so stolz auf dich. Du bist eine tolle Frau geworden, dein Vater wäre sicher stolz...“

Denn wenn er etwas wusste, dann, dass Dyami ihren Erzeuger, den sie schon im Alter von acht Jahren verloren hatte, sehr liebte. So sehr, dass selbst er Idiot es gemerkt hatte...

Sie strahlte ihn glücklich über seine lieben Worte an.

„Ich glaube, du ahnst nicht, was mir das bedeutet, Takoda! Komm, steh auf, damit ich dich knuddeln kann!“

Er tat, wie ihm geheißen und sie tat, wie angekündigt. Lange Zeit hatte das Mädchen immer zu ihm aufgesehen und auch jetzt, wo sie wusste, dass es an ihm eigentlich nicht viel bewundernswertes gab, ehrte es sie sehr, wenn er sie lobte. Vor allen Dingen, wo es ihm an sich sehr schwer fallen musste, überhaupt zu verstehen, wie viel Herzblut sie in ihr Hobby steckte.

So schmiegte sie sich leise seufzend an ihn und vergrub das Gesicht an seinem Nacken. Er war so klein... aber er roch gut, stellte sie erfreut fest und umklammerte ihn unwillkürlich fester, jedoch darauf bedacht, ihm nicht weh zu tun. Es war nicht so, dass sie sich noch nie zuvor umarmt gehabt hätten, aber in letzter Zeit tat Dyami es besonders gern, weil sie es interessant fand, ihn so dicht bei sich zu spüren.

Er versteifte sich kurz, dann lehnte er den Kopf gegen sie. Sie hatte es schon immer gemocht, wenn man sie festgehalten hatte... und sie war so unheimlich hübsch, war ihm vor nicht all zu langer Zeit einmal aufgefallen. Es hatte ihn verblüfft, dass er hübsch von nicht hübsch überhaupt unterscheiden konnte... aber Dyami war definitiv zu einer schönen jungen Frau geworden. Mehr zufällig hatte er sie vor kurzem beim Üben beobachtet... bei dem Gedanken daran erschauderte er. Viel zu schöne Erinnerungen blieben ihm das ein oder andere Mal auch erhalten, hatte er tatsächlich ein wenig erfreut festgestellt. Wie schön und anmutig sie nur gewesen war! Bewundernswert und graziös, er war in diesem Moment tatsächlich stolz auf sie gewesen, gelogen hatte er definitiv nicht. Auch wenn er sie beneidete... aus allen um ihn herum war etwas tolles geworden, nur er saß noch immer Tag ein, Tag aus in seinem Zimmer und machte Puzzles, wie er es bereits als kleines Kind getan hatte. Er hasste es so... als ihm auffiel, dass seine ewige Freundin ihn noch immer festhielt, verdrängte er den Gedanken verblüfft.

„Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“, erkundigte er sich vorsichtshalber, als er merkte, wie ihre zierlichen, hübschen Hände über seinen Rücken zu streicheln begonnen hatten.

„Ich bin müde.“, seufzte sie leise, „Ich bin... wirklich müde. Diese Schularbeiten bringen mich um, ich will am liebsten den Rest des Nachmittags bei dir sein, das wäre in meinen Augen sinnvoller als das, was da auf meinem Schreibtisch liegt.“

Sinnvoller sicher auf seine Art und Weise, denn wo die Schule ihr in ihrer Jahrgangsstufe nur noch unnötiges Wissen vermittelte, tat es Takoda gut, wenn man ihn nicht einfach seiner Vereinsamung überließ. Er wollte auch geliebt werden...

Der junge Mann entgegnete darauf etwas für ihn ausgesprochen intelligentes.

„Aber von selbst erledigt es sich nicht, Dyami. Je weniger du dich ablenken lässt, desto schneller bist du auch fertig damit.“
 

Das war sehr leicht gesagt, fand sie, als sie schließlich wieder da saß und sich immer noch nicht konzentrieren konnte. Nachdem er seinen Tee geleert gehabt hatte, war Takoda wieder verschwunden, damit sie weiterarbeiten konnte. Er hasste es, wenn er jemanden von wichtigen Dingen abhielt, hatte er gesagt. Und sie fand, er solle sich etwas schämen, weil er es trotzdem tat... obwohl er nicht da war.

Sie seufzte und strich sich ein paar ihrer dunkelbraunen Haarsträhnen aus den Augen. Ihn zu umarmen war schön... er hatte so etwas unheimlich unschuldiges an sich und dennoch auch etwas männliches, was einige einfach zu übersehen schienen. Sie mochte die Art, wie er sie hielt und seinen Geruch... und die unbeholfene Art, mit der er mit ihr sprach.

Hör auf dein Herz.

Sie erinnerte sich plötzlich an die wohl wichtigsten Worte, die ihr Vater jemals zu ihr gesagt hatte und die bisher ihr komplettes Leben bestimmt hatten. Ja, ihr Herz sagte... nochmal umarmen! Aber das war doch Unsinn...

Draußen begann es zu regnen. Ihr kam ein abstruser Gedanke, den sie am liebsten sofort wieder verworfen hätte. Sie kannte Takoda seit ihrer Geburt, sie waren verwandt und er war krank und behindert... und sie liebte ihn. Sie liebte ihn richtig... in ihr zog sich etwas zusammen, als sie diesem Gedanken erlaubte, sich frei durch ihren Kopf zu bewegen und ihr Herz zu erwärmen. Sie fuhr erschrocken auf.

„Ich muss wahnsinnig sein!“, schimpfte sie sich selbst und errötete, als sie daran dachte, dass sie sich seit Tagen unter Stress immer wieder gewünscht hatte, Takoda einfach zu umarmen und sich von ihm retten lassen aus ihrem aufregenden Leben in sein stilles Leben des Einsamkeit. In seinen hübschen, traurigen Augen lag etwas, das sie beruhigte, dem sie vertraute... ja, sie vertraute ihm trotz seiner labilen Psyche vollkommen und es fühlte sich so richtig an.

Verwirrt über ihr plötzliches Eingeständnis ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl sinken, perplex in den Regen starrend. Gab es wohl einen falscheren Mann zum Verlieben für sie? Sie glaubte nicht. Und dennoch war ihr jugendliches Herz mit einem Mal von einem Hochgefühl gepackt, das dafür sorgte, dass sie sich an jeden Moment der Zweisamkeit erinnerte und dass sie plötzlich keuchte beim Gedanken an Berührungen, die sie geteilt hatten. Sie keuchte und fühlte sich plötzlich glücklich und befreit. Sie musste auf ihr Herz hören... sie liebte! Liebe war gut und plötzlich fiel es ihr nicht mehr schwer, ihre Aufgaben zu erledigen.

Sie hoffte bloß, dass Takoda ihre Gefühle überhaupt verstehen konnte...
 

Er war überrumpelt. Natürlich hatte sie nicht die Tür aufgerissen und es ihm direkt ins Gesicht geschrien, aber sie hatte auf der Stelle ihrem Verlangen danach, sich in seine Arme zu werfen, nachgegeben. Sie war nicht der Typ Mensch, der alles ewig im Stillen für sich behielt; sie sprach, egal wie kompliziert es werden würde. Auch das hatte mit dem Rat ihres Vaters zu tun und sie hatte die Erfahrung gemacht, dass alles viel leichter wurde, wenn man es schnell hinter sich brachte. Sie wollte doch glücklich sein... und Takoda hatte ihr ganz ohne Intelligenz bei den Hausaufgaben geholfen, wenn das nicht wunderbar gewesen war!

So kuschelte sie sich fröhlich an ihn und er keuchte überrascht und zitterte vor lauter Verwirrung recht stark, was sie jedoch nicht so wichtig nahm.

„Ich muss dir etwas sagen, das wirst du seltsam finden!“, kündigte sie gut gelaunt an, sah ihm ins Gesicht und küsste ihn auf beide Wangen. Er lächelte irritiert.

„... was? Wieso? Ist etwas geschehen?“

Und wie, sie hatte endlich die Gedanken zugelassen, die seit Monaten immer wieder in ihrem Kopf aufgetaucht waren. Es war Wille der Götter!

Vielleicht konnte sie ihn zum Lächeln bringen. Nichts hätte die junge Frau glücklicher gemacht als wenn er wieder Freude in seinem Leben empfinden konnte... vielleicht, weil er liebte. Sie wollte jedenfalls von ihm geliebt werden, ehrlich, auch wenn sie sich selbst gestört vorkam dabei.

So entschied sie sich, nicht lange drum herum zu reden und es gleich auf den Punkt zu bringen.

„Ich habe endlich meine Aufgaben geschafft und es ist deine Schuld, Takodachen, mein alter Freund!“, erklärte sie kindlich strahlend und er legte der Kopf errötend schief.

„Ja? Wie schön, das ehrt mich ja, aber... was hab ich denn gemacht?“

Er schien ernsthaft irritiert, als er darüber nachdachte, ob er wohl irgendetwas tolles getan hatte, was ihm schon wieder entfallen war. Er kam zu dem Schluss, dass es nichts gab, was er diesbezüglich vergessen haben konnte, weil er grundsätzlich nichts tolles zu Stande brachte, so entschloss er sich, dem hübschen Mädchen in seinen Armen einfach weiter zuzuhören.

Sie sah ihm lächelnd in die klaren blauen Augen.

„Was du gemacht hast? Ich sage es dir: Dich gibt es, seit ich denken kann und du bist stärker, als du je zugeben würdest, du bist hübsch und du bist lieb und du machst mich glücklich. Und deshalb liebe ich dich und weil ich das jetzt weiß bin ich stark und glücklich. Ich liebe dich!“

Sie senkte den Blick errötend.

„Vielleicht macht dich das nun auch stark und glücklich?“
 

Takoda starrte sie an. Ihre Worte hallten in seinem, wie er fand, ohnehin leeren Kopf immer und immer wieder, aber wirklich verstehen tat er sie nicht. Was redete sie da? Bis eben war doch alles so gewesen wie immer und jetzt...?

Liebe zu einer Frau war etwas, was nicht in sein trübes Leben passte, entschied er schnell. Er war nicht einmal ein richtiger Mann, er war klein, krank und dumm und wenn er das richtig verstand, dann sprach Dyami gerade so zu ihm wie Kirima zu Serenka – und mit dem würde er sich niemals gleich setzen.

Außerdem, kam ihm weiter erstaunlich schnell in den Sinn, sie waren verwandt. Er war der beste Beweis dafür, dass Beziehungen unter Verwandten – er dachte tatsächlich schon so weit? – das schrecklichste und widerlichste waren, was es nur geben konnte! Wollte sie ihn etwa verspotten?

Er wand sich verletzt auf ihrer Umarmung und sie erstarrte bei seinem angewiderten Blick. Sie war niedlich, hübsch und lieb und es gab wohl kaum jemanden, den er so gern hatte wie sie, aber das ging eindeutig zu weit, das wusste sogar er.

„Ich finde das nicht lustig!“, schnaubte er verärgert, „Ich weiß ja nicht, ob meine Dummheit dich vielleicht angesteckt hat, aber... aber... nein! Nein, geh jetzt!“
 

Sie sah verletzt aus, als sie ein paar Schritte zurücktrat. Hochrot war sie angelaufen und der Mann ebenso. Sie verwirrten sich gegenseitig mit ihrem Verhalten.

„Ich... ich war gerade so glücklich!“, stammelte die Jüngere darauf und fasste sich an die Stirn, „Wie konnte ich so dumm sein?! Du hast völlig Recht, verdammt, nein, wie konnte ich so unglaublich dumm sein?! Ich... oh Himmel, es tut mir Leid, bitte, bitte verzeih mir, meide mich jetzt nicht oder so! Ich... ich sollte vielleicht gehen, vergiss am Besten, was ich gesagt habe... ich... oh nein...“

Sie wandte sich ab und rannte aus dem Raum.

Zu vergessen, was um ihn herum den Tag über geschah, fiel Takoda normalerweise überhaupt nicht schwer, doch das hatte sich nun übel eingebrannt. Er ließ sich von seiner Verwirrung überwältigt zu Boden sinken. Jetzt hatte er sie verletzt... verdammt, wie hatte er es wagen können, so einen lieben Menschen zu verletzen?! Sicher hatte sie ihm nur eine Freude machen wollen! Er war so abscheulich und widerlich, er verdiente sie nicht einmal im Ansatz...

Sie musste jemand besseres finden, den Gedanken, dass sie sich nur aufopfern wollte, um ihn glücklich zu stimmen, machte ihn irgendwie krank. Noch kränker, als er ohnehin schon war... er begann wieder, sich zu kratzen, dieses Mal kratzte er sich eine frische Wunde aus plötzlicher Wut und Verzweiflung auf, bis er überall mit Blut verschmiert irgendwann inne hielt und den brennenden Schmerz einfach seine Aufgabe verrichten ließ.
 

Dyami weinte. Erwachsen werden war schwer, die Stimmung konnte eindeutig schneller wechseln, als das Hirn mit dem Verstehen nachkam. Jetzt kuschelte sie sich in ihr Bett und bereute es, ihren ewigen Freund aufgesucht zu haben.

„Er ist behindert... er weiß es halt nicht besser.“

Und trotzdem widerte seine Reaktion ihn an. Ja, sie waren verwandt, ihr war das egal. Sie mussten ja nichts sofort eine Familie gründen... sie mussten nicht einmal zusammen sein! Dabei fragte die junge Frau sich, was an sich überhaupt ihre Absicht gewesen war? Warum hatte sie so gedankenlos gesprochen? Verdammt, sie hatte ihn gern, sie gab es zu, sie stand auf Behinderte... wie peinlich...
 

Sie gab nicht auf. Sie schenkte ihm Blicke, die so tief waren, dass ihre Schwester, die am Esstisch neben ihr saß und ihr Verhalten bemerkte, empört die Luft einzog und deren Ehemann Genda verwirrt grinsend zwischen den beiden her sah, während Takoda nur mit hochrotem Kopf zurück starren konnte. Sie besuchte ihn, so wie sie es immer getan hatte, wenn sie Zeit dafür gehabt hatte und immer sah sie ihn an mit einem Blick, den selbst der dümmste Mann verstehen musste. Ihre Mutter hatte ihr einmal von dieser Art von Blick erzählt und sie war froh, dass sie ihn auch beherrschte... er konnte ihr nicht vorhalten, sich an ihn heran zu werfen, denn sie tat nichts, was nicht in seinem Sinne war, doch eine gewisse Wirkung hatte es dennoch.

Und sie bemerkte seine Blicke, wie sie sie auch schon vorher immer wieder zwischendurch bemerkt hatte. Schon seit einigen Monaten... sie war eine recht ansehnliche Frau und erst jetzt bemerkte sie, dass Takoda das auch wusste. Sie achtete darauf und sie ahmte nicht nur ihre Mutter nach, sondern auch ihre (gefühlte) Großmutter, die Takodas Mutter war. Diese Frau hatte es immer geschafft, adrett auszusehen und ohne viel Preis zu geben so unheimlich anregend zu wirken, dass dem ein oder anderen männlichen Gast schon mal der Schweiß ausgegangen war. Sie wusste nicht, in wie fern es ihr gelang, nur, dass auch diese kleine, aber feine Veränderung an ihrem Auftreten ihrem Cousin nicht entging. Allen anderen auch nicht, im übrigen, aber das war ihr egal. Ihr Vater hatte gesagt, sie solle auf ihr Herz hören... und ihr Herz sagte, sie solle ihn überzeugen. Irgendetwas war da sicher dran, wenn ihr Herz das sagte, also würde sie es auch tun.
 

Und Takoda war nicht so dumm, wie alle – insbesondere er selbst – von ihm dachten. Natürlich fiel es ihm auf und natürlich reizte es ihn, positiv wie auch negativ. Ersteres machte ihn wütend und ließ ihn sich eines abends seinen linken Unterarm beinahe komplett zerfetzen; sie musste unbedingt aufhören mit dem Theater! Er war krank, er war minderwertig... und wenn er sie so sah, ihre überwältigende Schönheit und ihre Niedlichkeit, dann erweckte sie in ihm trotzdem Gefühle, die nur ein vollwertiger Mann haben durfte. Und das war er einfach nicht... und verwandt waren sie zudem immer noch.

So entschloss er sich, auch einmal mutig zu sein, als er sich säuerlich den Arm verband, der von selbst scheinbar gar nicht mehr zu bluten aufhören wollte. Er versteckte es unter seinem langen Ärmel – außerdem trug er oft Verbände.

Dyami lächelte, als er ihr Zimmer betrat. Er hatte es einfach getan, denn hätte er zuvor geklopft, dann hätte er in der Zeit, die bis zu ihrem „Herein?“ vergangen wäre, sicher einen Rückzieher gemacht – er war ein so großer Feigling wie sein Körper klein war. Trotzdem erschreckte er sich, denn mit einem Mal fiel ihm auf, dass sie wenig bekleidet hier hätte sein können und dann hätte er sie einfach gesehen... oh Himmel, das ging nicht! Nun war es aber ohnehin zu spät, sie trug ein knappes rosa Nachthemd, das jedoch geschickt alles verdeckte, was eine Dame nicht zeigen durfte. Sie erhob sich von ihrem Schminktisch und faltete unschuldig die Hände.

„Wie schön, so spät kommst du noch?“, fragte sie unschuldig, „Das ist gut, ich wollte ohnehin noch ankündigen, dass ich morgen Nachmittag zum Kuchen zu dir in dein Zimmer kommen wollte... ich habe ein neues Kleid, das kann ich dir dann gleich zeigen. Was meinst du?“

Er erschauderte und senkte den Blick tief, während das Blut ihm in den Kopf stieg. Super, dann musste er sich immerhin nicht darum sorgen, dass es seinen Verband durchdringen würde...

Zittern tat er dennoch und übel wurde ihm auch vor lauter Nervosität.

„Tu das...“, murmelte er zunächst feige wie eh und je, „Ich meine aber... ich finde... ich. Ach!“

Er sah auf und sie blinzelte verblüfft, als plötzlich tatsächlich etwas grimmiges in seinen hübschen blauen Augen lag.

„Hör auf damit, Dyami! Ich... ich habe das Gefühl, alle starren uns schon an, weil du... so... bist eben, ich denke. Also, nein, nicht ich denke, verdammt!“

Er hasste „ich denke“, diesen kleinen Ausdrucksfehler wurde er einfach nicht los. Die junge Frau trat etwas an ihn heran, ihm einen seltsam sehnsüchtigen Blick schenkend, der es dem Mann heiß und kalt gleichzeitig werden ließ. Er hasste es, wenn sie ihn so ansah... dann wollte er sie immer zu sich ziehen und... küssen. Er errötete stärker.

„Ich tu doch nichts böses. Ich möchte bloß, dass du mich ansiehst... ich meine... was ist denn schon dabei? Wir... müssen ja nicht gleich Kinder bekommen... magst du mich denn nicht?“

Natürlich mochte er sie und das ahnte Dyami auch. Vielleicht war er zurückgeblieben, aber er war definitiv ein Mann. Und sie war eine Frau... eine Frau, die ihn begehrte. Und er sie. Wo war also der Fehler?

„Ich... ich mag dich, Dyami! Es gibt niemanden, den ich mehr mag als dich...“, er starrte verlegen seine Füße an, „Aber das geht doch nicht, das... ist mir so peinlich, weißt du? Ich kann das doch gar nicht...“

Er keuchte und erzitterte, als sie ihn plötzlich zu sich zog und umarmte; auf eine Art, wie nur ein Paar sich umarmen sollte. Ihm wurde schwarz vor Augen...

„Natürlich kannst du das... du hast mich lieb, nicht? Es reicht doch, wenn du einfach bei mir bist und nicht abstreitest, dass es so ist... denn wenn du das tust, dann macht mich das traurig. Ich mag dich so gern...“

Sie spürte seine Hände, die sich schüchtern auf ihre Hüften legten und seinen heißen Atem an ihrem Hals, der dafür sorgte, dass sich ihre Nackenhaare aufstellten.

„Ich mag dich doch auch, du... dummes Mädchen, du weißt das.“

Er wusste selbst nicht, was er tat, als er sich etwas gegen sie schmiegte... bloß, dass er geistig einmal mehr resigniert hatte und die Dinge so laufen ließ, wie sie eben liefen, auch wenn er es nicht mochte.

Himmel, er war so krank! Seine Krankheit nahm ihm so viel, da hätte sie auch seine verdammte Pubertät ausfallen lassen können, ohne die sein Körper sich in diesem Moment nicht wie unter Strom gesetzt angefühlt hätte. Ihre schlanken Hände, die seine Schultern und seinen Rücken streichelten, versetzten seine Haut unter seinem Hemd in Flammen, wie er es zuvor noch nie gespürt hatte... es machte ihn wahnsinnig. Und es war gut...

„Bitte erzähle niemals jemandem davon!“, murmelte er heiser gegen ihren Hals und sie kicherte leise und siegessicher.

„Nein, niemals! Du bist so niedlich, du bist ständig verlegen!“

Das wusste er auch selbst, obwohl er dumm war. Und noch mehr, als sie seinen Kopf sanft von ihrem Nacken entfernte, damit sie sich ansehen konnten. Sein Blick war aufgeregt, verwirrt und voller Selbsthass... er sollte es vergessen!

Und so beugte sie sich ein Stück nach vorn und peinlicherweise auch herab, um ihn liebevoll auf die Lippen zu küssen. Er zuckte, aber wich nicht zurück... sie hatte, obwohl sie wesentlich jünger war als er, mehr Erfahrung darin. Auch wenn es über Küssen nie hinaus gegangen war, auf ein Mädchen ihres Standes wurde aufgepasst.

Dyami musste unwillkürlich leicht grinsen, als sie nach wenigen Sekunden bemerkte, wie er vorsichtig versuchte, zu erwidern... dafür, dass er es zuvor wahrscheinlich noch nie getan hatte, war es ziemlich gut, stellte sie verblüfft und gewillt, ihn dafür zu loben, fest. Sie kam nicht dazu, denn unmittelbar, nachdem sie sich zum Luft schnappen wieder gelöst hatten, küsste er sie erneut. Er hatte scheinbar selbst festgestellt, dass es ihm lag, überlegte die junge Frau sich und keuchte überrascht über die Intensität, die er sich scheinbar berechtigt zutraute, als seine Zunge sich sachte einen Weg in ihren Mund suchte. Sie erwiderte sehr verblüfft und fragte sich, ob er das nun wirklich zum ersten Mal tat. Als er von ihr abließ, starrte sie ihn mit großen Augen an und er starrte ebenso zurück.

„Äh... war es falsch?“, wollte er naiv wissen, scheinbar selbst zu verwirrt, um sich zu hassen für das, was er tat. Sie schüttelte irritiert lächelnd den Kopf.

„Nein, das war... beeindruckend, ich meine... du meine Güte!“

Sie kicherte neben der Spur und umarmte ihn fester. War das wahr? Es war die Realität! Sie freute sich so! Und er?

Sie war sich nicht sicher, als sie in seine irritierten blauen Augen blickte. Die Jüngere grinste nur verstohlen, dann löste sie sich aus der Umarmung und zog ihn mit sich durch ihre Gemächer in Richtung Schlafraum. Er registrierte es reichlich spät und keuchte entsetzt, als er ahnte, was sie möglicherweise vorhatte. Das ging zu weit, das konnte er nicht, das ging nicht!

Als er sie darauf hinwies, kicherte sie bloß und schien vom Wahnsinn gepackt – von wahnsinnigem Glück.
 

Er war ein Feigling. Er konnte sich nicht widersetzen, denn er war schwach. Er ließ geschehen, was geschehen musste und es verwunderte ihn, was er konnte. Er war entsetzt, dass er ihr weh tat und empört, dass sie der Meinung war, es sei richtig. Und letztendlich entledigte er sich seines Verstandes, so wie auch sie es getan hatte – denn das, was sie von ihm eingefordert hatte in ihrer Euphorie war sehr früh geschehen, doch bereuen würde sie es nicht.

Takoda konnte nicht nur küssen, lernte sie, als sein heißer, kleiner Körper plötzlich nicht mehr im entferntesten zierlich wirkte, als er sie in Besitz nahm, ohne darüber nachzudenken, weil es ihn anwiderte, weil er eben genau so entstanden war. Er konnte es tatsächlich verdrängen. Und was am verwunderlichsten war... er konnte lächeln.
 


 

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Ich bin nicht besonders zufrieden, aber Linni wollte, dass ich es hochlade.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Decken-Diebin
2010-11-13T22:31:38+00:00 13.11.2010 23:31
Wie süß! Ich hab Pipi in den Augen ;///; ♥
Eine sehr schöne Geschichte, ich meine, Takoda und Dyami sind ja auch so putzig. Ihre Naivität, wie sie zu ihm läuft und ihm fröhlich erzählt, sie wäre verliebt in ihn. So ist das Leben toll! :'D Wenn man so ehrlich und direkt sein kann...
Takodachen war natürlich auch süß, und sein 'ich denke', über das er schimpft xDD Und man hat ihm trotz dieses Rückstandes sein Alter angemerkt, denn er hat sich Sorgen gemacht wegen der Verwandtheit und so weiter. Und er hat vieles bemerkt, diese Andeutungen von Dyami und das war soooo cool... sie hat tatsächlich einen auf Chatti gemacht, das ist so cool xD
Ich mochte es sehr! *___* ♥
Von:  Linchan
2010-11-06T17:44:12+00:00 06.11.2010 18:44
Jetzt bekommt es einen Kommi! <333

Ich find ja Takema so süß xDDD wie der da am Anfang sone scheiße baut, voll süß xD Und Serenka hat ihn fröhlich an Takoda abgeschoben, der sack XDD
Takoda ist so süß.... und Dyami auch, ach, ich mag die beidne so ó/////ò wie sie ihn anherzt und er sich so scheiße findet XD

Ich fand es war gut aufgezogen, wie sie es selbst bemerkt, dass sie ihn mag, und so... sie ist halt jung und freut sich dann, wäre sie älte rgewesen, hätte vermutlich noch mehr das "Das geht doch nicht wir sind verwandt .__." überwogen, jünger ist man halt in solchen Punkten naiver XD ich meine, das ist ja schon nicht einfach das realistisch aufzufädeln wie sie sich so in ihn verliebt, obwohl sie mit ihm aufgewachsen ist... ich fand Baby hat es toll gemacht^^

Und wie sie es ihm sagt und er eben nicht begeistert ist war auch gut xD Sofort Friede Freude Eierkuchen wäre dumm gewesen uû so ist herz <3 bzw, eher drama q/////q ich kann aber beide verstehen, das ist es was mama an Babycharas auch so mag, sie handeln eben nachvollziehbar! Außerdme sind die keine Wölfe mit Flügeln XD

aaah und dann macht sie einen auf Chatti XD
> Sie schenkte ihm Blicke, die so tief waren, dass ihre Schwester, die am Esstisch neben ihr saß und ihr Verhalten bemerkte, empört die Luft einzog und deren Ehemann Genda verwirrt grinsend zwischen den beiden her sah, während Takoda nur mit hochrotem Kopf zurück starren konnte.
hahaha xD ich fand das cool, dass sie plötzlich so abgeht... und er... ist halt auch nur ein Mann XD

> „Hör auf damit, Dyami! Ich... ich habe das Gefühl, alle starren uns schon an, weil du... so... bist eben, ich denke. Also, nein, nicht ich denke, verdammt!“
Ich denke XDDDD ich finde das so süß wenn er drüber schimpft XD

Und dann, uuuh <3 sie haben sich lieb xD ich finde das ende süß <3 Takoda ist gut im Bett XD aaaw <3 Ich fand die Story echt super süß! liebt!! óò


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