Zum Inhalt der Seite

Die Sinne eines Jägers

Wer hat Angst vorm Haifischmann?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Einladung

Kopflos war die völlig verstörte Alverliekin davon gestürmt, und hatte sich ins Wohnzimmer geflüchtet, in dem glücklicherweise kein Mensch zu sehen war.

Dort verharrte sie einige Momente stumm und regungslos in der Ecke, in der ständigen Erwartung, ihr Meister käme gleich wutschnaubend herein gepoltert, um sie für ihren Ungehorsam zu bestrafen.

Angespannt lauschte sie den Geräuschen, die aus dem Flur drangen.

Sie vernahm Kisames zorniges Gebrüll, dann das laute Zuschlagen einer Tür.

Tilya begann sich ernsthafte Sorgen um ihren Kumpel Deidara zu machen.
 

Gerade, als sie sich dazu entschlossen hatte, zurückzukehren, um dem jungen Akatsuki im hitzigen Wortgefecht gegen ihren tobenden Sempai beizustehen, bevor die Situation abermals vollkommen eskalierte, hörte sie plötzlich die erboste Stimme des Blonden durch den Flur schallen.

„Für dich ist sie doch nur ein Stück Fleisch, Hoshigaki, hm! Du starrsinniger, grober Trampel hast sie gar nicht verdient, hm! Perlen vor die Haie geworfen, hm…!“

„Halt deine nichtsnutzigen Mäuler, du Torfkopf, oder ich sorge dafür, dass du noch ein paar weitere zusätzliche Körperöffnungen bekommst!“

Erneutes Türeschlagen.

Stille.
 

Tilya spürte das Adrenalin in ihren Adern kribbeln.

Sie zitterte am ganzen Leib.

Orientierungslos tapste sie verwirrt im ganzen Wohnzimmer umher; wusste nicht recht, wohin mit sich.

Die Gedanken an Kisames folgenschweren Wutausbruch auf der Wiese gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf.

So hatte sie ihren Meister noch nie erlebt.

Überhaupt hatte sie noch nie in ihrem jungen Leben derartige Grausamkeiten mit ansehen müssen.

Niemals würde sie das viele Blut vergessen können, das das grüne Gras rot gefärbt hatte.

Niemals würde sie den Anblick der von Samehada abgetrennten Gliedmaßen des Jashinisten vergessen können, die zuckend auf dem Boden lagen.

Niemals würde sie Hidans wahnsinnige Schmerzensschreie vergessen können, die sich mit seinem irren Gelächter vermischt hatten.

Und das Schlimmste war, dass Tilya auch niemals den Ausdruck auf Kisames Gesicht vergessen würde, als er seinen Kollegen Stück für Stück in seine Einzelteile zerlegte.

Er war dabei in eine Art Rausch gefallen, war nicht zu bremsen gewesen in seiner Raserei; … und es hatte ihm scheinbar auch noch Vergnügen bereitet, als er erbarmungslos Hidans bereits wehrlosen Torso von dem immer noch kreischend lachenden Kopf trennte.
 

Apathisch ließ sich die Alverliekin auf das Sofa vor dem Kamin fallen, schlang ihre Arme um ihren Leib und bemerkte nicht einmal, dass ihr die Tränen in schmalen, salzigen Rinnsalen die Wangen hinunterliefen.

Was war hier eigentlich los?

Wer waren diese Gestalten, mit denen sie unter einem Dach lebte?

Was war bloß mit ihnen passiert, dass sie zu dem geworden sind, was sie heute verkörperten?
 

Sie wusste nicht, wie lange sie schon so vor dem Kamin gekauert hatte, als sie plötzlich Schritte hörte, die sich der Wohnzimmertür näherten.

Tilya sprang erschrocken auf, und schon betrat Pein den Raum.

„Ach, da bist du…“ schnarrte er gedehnt. „Was hockst du da so unnütz rum? Es gibt Arbeit für dich! Hidans Nähte müssen versorgt werden, und danach wünsche ich, dass du dich mit Kisame auf den Weg ins nächste Dorf machst, und mit ihm die Dinge, die auf Kakuzus Liste stehen, besorgst.“

„Ich soll Hidans Nähte versorgen?“ hauchte Tilya entsetzt.

„Na, klar.“ meinte Pein trocken. „Das wirst du ja wohl noch hinkriegen! Du bist doch Heilkundlerin auf deiner Insel gewesen, oder?“

„Ja, ja…“ stammelte Tilya. „Aber… Kakuzus Fäden… Ich weiß ja nicht mal, was für ein Material das ist, und ob sich das mit den Arzneisalben verträgt, die ihr Menschen benutzt…“

„Arzneisalben? Schnickschnack! So was braucht Hidan nicht! Wechsel einfach die durchgesifften Verbände, und wisch den stinkenden schwarzen Schnodder von den Einstichstellen, bevor du den frischen Mull drum wickelst. Irgendwann werden sich die Fäden vielleicht von selbst auflösen,- wenn Jashin es will…“ Pein verzog seinen Mund zu einem spöttischen Grinsen. „Du brauchst sie also nicht mal zu ziehen. Los, sieh zu, dass du schnell fertig wirst. Heute Abend findet im Wohnzimmer ein kleines Saufgelage unter Kollegen statt, und ich will, dass bis dahin nicht nur Hidan, sondern auch die gesamte Bude auf Vordermann gebracht worden ist!“
 

„Ich werde mein Bestes geben…“ seufzte Tilya wenig motiviert, und fragte sich im Stillen, ob Kakuzu ihr zugestehen würde, eine Probe von seinen Fäden zu entnehmen.

Allerdings… in welchem Labor hätte sie diese Probe auch schon analysieren können?

Sie hatte ja nicht einmal die Möglichkeit, die vielen interessanten Pflanzen zu untersuchen, die in der Umgebung des Hauptquartiers wuchsen…

Die Akatsuki wohnten verdammt abgeschnitten von dem Rest der Welt, und man ließ der Alverliekin kaum irgendwelche Freiheiten, geschweige denn Zeit, um ihren Interessen nachzugehen.

Und anständige, wissenschaftliche Literatur hatte sie in diesem Haushalt auch vergebens gesucht…
 

„Also gut.“ meinte Pein. „Ich denke, wir haben uns verstanden. Und bitte stell für heute das dämliche Geflenne ein, ja? Ich habe keinen Bock darauf, mir an diesem Abend meinen Schnaps von einem Mädchen mit Trauermiene und verheulten, roten Augen servieren zu lassen.“

„Wie? Muss ich etwa auch bei diesem… Saufgelage… anwesend sein?“ fragte Tilya erschrocken.

Ein Haufen gewaltbereiter, durchgeknallter Rohlinge in Kombination mit Alkohol…

Hörte sich nicht gerade nach einer besinnlichen, gemütlichen Veranstaltung an…

„Ich bestehe darauf!“ grinste Pein. „Zu jedem Männerabend gehört eine Frau, die die Kerle bedient, sie bei Laune hält, und ihren Dreck wegputzt!“
 

Tilya rutschte das Herz in die Schuhsohlen.

Das konnte ja heiter werden.

Ein zickiger Deidara, ein streitsüchtiger, überreizter Kisame, ein kühl-schweigender Itachi, ein perverser Hidan, ein Tobi, der offensichtlich unter dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom litt, und ein aggressiver Kakuzu, der sie hasste wie die Pest… alkoholisiert und zusammengepfercht auf engstem Raume… hielt der Leader das denn wirklich für eine so gute Idee?

„Sag, Alverliekin, magst du Sake?“

„Ähm… ich weiß nicht…ich trinke eigentlich keinen Alkohol…“ stammelte die junge Frau verunsichert.

„Heute Abend schon!“ bestimmte Pein einfach.

Skeptisch sah die junge Frau dem Leader in die irreführend blauen Augen, wagte aber nicht, ihm zu widersprechen.

Dieser Tag versprach der reinste Alptraum zu werden!
 

„Okay… dann… werde ich jetzt mal nach Hidan schauen…“ murmelte Tilya nervös, und schob sich scheu an Peins hochgewachsener Gestalt vorbei.

„Und mach dich ein wenig zurecht, für heute Abend!“ brummte der Akatsuki-Anführer ihr hinterher. „Es soll gesoffen, gelacht, gegrölt und gepokert werden. Wir wollen Spaß haben! Da wäre es doch angebracht, wenn das einzige weibliche Wesen in diesem Haushalt sich wenigstens dieses eine Mal adrett kleidet. Kisame soll dir irgendeinen halbwegs ansehnlichen Fummel im Dorf kaufen, in dem du nicht wie ein magerer Landstreicher ausschaust, dem ein Vogelnest auf den Kopf gefallen ist.“

Tilya, die es ohnehin nicht gewohnt war, mit Komplimenten bezüglich ihres Aussehens überhäuft zu werden, nahm diese wenig schmeichelhafte Äußerung des Leaders kommentarlos hin.

Mit einem höflichen Nicken verabschiedete sie sich von Pein, und schickte sich an, Hidan auf seinem Zimmer zu besuchen.

Sie hoffte nur, dass sie auf dem Weg durch den Flur nicht ihrem Meister über den Weg laufen würde.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-08-12T09:27:13+00:00 12.08.2010 11:27
*lachflash*
Pain kommt auf Ideen!
Tilya soll mitsaufen^^
Weiter im Text
*nächstes KAp liest*


Zurück