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Zeit ist fließend

OS-Sammlung
von

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Vergebung

Dean fuhr seinen Impala auf den altbekannten Schrottplatz. Er blickte kurz zu seinem Bruder und lächelte leicht, obwohl ihm eigentlich nicht danach war. Sam erwiderte die Geste, wollte ihm zeigen, dass jetzt alles wieder gut werden würde. Doch Dean war sich da nicht so sicher. Langsam stieg er aus seinem Wagen aus und schaute zum alten Haus hinauf.
 

In den letzten Stunden hatte Dean Winchester viele Menschen enttäuscht. Er hatte nur an sich gedacht und nicht an diejenigen, die ihm vertrauten und an ihm glaubten.
 

„Zum Schluss hast du doch alles richtig gemacht“, schnitt Sams Stimme durch die Stille.
 

Ja, zum Schluss, aber davor hatte er alles falsch gemacht. Er hatte Castiel verraten, der alles für Dean selbst aufgegeben hatte. Adam, seinen Bruder, hatte er nicht retten können. Beide waren vermutlich jetzt tot und nur weil Dean so verblendet gewesen war. Wie sollte er das wieder gut machen?
 

„Kommst du?“, fragte Sam, der schon so gut wie in der Tür stand. Dean nickte stumm. Bei einem konnte er sich immerhin noch entschuldigen. Vielleicht würde sich Dean dann wenigstens ein bisschen besser fühlen.
 

Sie betraten das alte Haus, wo sich in jeder Ecke riesige Bücherstapel türmten. Bobby saß hinter seinem Schreibtisch über einen mächtigen Wälzer gebeugt. Als die beiden Jäger eintraten, blickte er auf und lächelte übers ganze Gesicht. „Mann, ist das schön euch zu sehen, Jungs. Da geht ihr in die Höhle des Löwen und kommt fast unversehrt zurück.“
 

Dean war froh, dass er keine Fragen stellte, über Castiel, Adam oder sonst etwas. Sam hatte ihn glücklicherweise schon von unterwegs angerufen und ihm geschildert, was vorgefallen war. Dean hatte sich auf das Fahren konzentriert, aber auch aufmerksam zugehört gehabt. Leider hatte er nur Sam hören können und hatte die Reaktionen und Antworten von Bobby nicht mitbekommen. Aber dieser schien ganz normal zu sein. Anscheinend hatte er die letzten Tage einfach aus seinem Gedächtnis gestrichen. Dean konnte das jedoch nicht. Er musste sich bei Bobby entschuldigen. Das war er ihm schuldig.
 

„Was liest du denn da?“, fing er harmlos ein Gespräch an.
 

Bobby blickte auf das dicke Buch vor ihm auf den Tisch. „Was wohl? Ich suche natürlich einen Weg, um uns Luzifer vom Hals zu schaffen. Ihr könnte mir ruhig helfen.“ Er zeigte auf einem Stapel Bücher, die in der hinteren Ecke des Raumes standen. „Die habe ich zu dem Thema schon rausgesucht.“
 

Sam ging ohne zu Zögern zu dem Stapel, nahm sich das Obere davon, setzte sich auf die Couch und begann zu lesen. Dean schaute sich den Stapel genau an. Nur dicke, schwere Bücher. Sonst hätte er sich mit irgendeiner Ausrede schon längst verdrückt gehabt, aber jetzt nahm er sich auch eines der Bücher.
 

Er konnte sich jedoch nicht wirklich aufs Lesen konzentrieren, da er immer wieder über Bobby nachdenken musste. Furchtbare Dinge hatte er zu ihm gesagt und Bobby tat so, als ob gar nichts passiert wäre. Als ob alles seinen gewohnten Gang ging. Immer wieder schaute Dean zu Bobby, der vertieft in seinen Text zu sein schien. Auch wenn er sich so verhielt, musste Dean sich trotzdem entschuldigen. Er richtete sich ungelenk auf, da er eigentlich nicht recht wusste, wie er anfangen sollte.
 

Sam bemerkte den kläglichen Versuch seitens Deans, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, aber Bobby schien es nicht wahrgenommen zu haben. Deshalb stand er selber auf. „Ich hole mir ein Bier. Sonst noch jemand?“, fragte er in die Runde. Bobby gab ein zustimmendes Brummen von sich. Dean nickte. So machte sich Sam auf den Weg in die Küche, mit der Absicht etwas länger zu brauchen. So hätte Dean genügend Zeit mit Bobby zu reden.
 

Dean wusste, dass Sam sie extra alleine gelassen hatte, deshalb musste er jetzt auch endlich beginnen. „Ähm, Bobby?“, fing er relativ geschickt an, wie er fand.

„Ja?“, kam es von dem alten Jäger, ohne auch nur einen Moment von seinem Buch aufzuschauen.
 

„Ich … ich wollte-“ Mann, warum fiel es ihm eigentlich immer so verdammt schwer, „es tut mir leid“ zu sagen? Das konnte doch nicht so schwierig sein. Bei Sam hatte er das auch nie gekonnt, aber da war ihm Sam immer zu Hilfe gekommen, da er ja der Sensible war. Aber Bobby war vom gleichen Schlag wie Dean, also musste er sich zusammenreißen. „Also es ist so-“ Bobby blickte immer noch nicht auf, was Dean doch sehr verwunderte. Sonst hörte Bobby eigentlich immer zu. Vielleicht war er doch wütend auf ihn, was Dean erstaunlicherweise Mut machte. Bei einem Menschen, der wütend auf Einen war, konnte man sich leichter entschuldigen, als bei jemanden, dem es total gleichgültig war.
 

„Bobby?“, startete er einen neuen Versuch.
 

„Ja, was ist denn?“, kam es etwas gereizt von Bobby. Doch auch dieses Mal schaute er nicht von seinem Buch auf.
 

„Sieh mich doch endlich mal an“, forderte Dean ihn nun etwas lauter auf. „Ich versuche mich hier gerade zu-“ Er hielt inne, als er Bobbys Blick wahrnahm. Er sah wirklich wütend aus, aber so richtig wütend. Aber es lag auch Enttäuschung in seinem Blick, was Dean tief traf. Er hatte es wohl doch nicht vergessen, was Dean zu ihm gesagt hatte.
 

Er selbst konnte es genau so wenig vergessen. Seine eigene Stimme schallte immer noch in seinem Kopf. Du bist nicht mein Vater. Es war das Schlimmste, was Dean je zu Bobby gesagt hatte, was wohl auch Bobby so sah, nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen.
 

Dean brach es fast das Herz, Bobby so zu sehen. Dieser Satz. Er hatte ihn nicht wirklich ernst gemeint. Er war wütend gewesen, weil die Anderen ihn nicht selbst entscheiden lassen wollten. Und er hatte gewusst, dass Bobby dieser Satz kränken würde. Er hatte nur Abstand von allen gesucht, hatte fliehen wollen und so hatte er seine einzige Chance gesehen. Die Drei so zu kränken, dass sie ihn gehen lassen würden.
 

Doch im Nachhinein wusste Dean, dass es falsch gewesen war, egal aus welchem Grund auch immer er es gesagt hatte. Dafür gab es eigentlich keine Entschuldigung und Dean wusste nicht, wie er es wieder gut machen sollte. Das konnte er gar nicht.
 

Aber er musste es immerhin versuchen, denn es tat ihm ja unendlich leid und wenn er das Bobby sagte, war das schon mal der erste Schritt.
 

Er stellte sich Bobbys Blick, ließ sich durchbohren und dachte nicht eine Sekunde daran, auszuweichen. Es war ihm ernst und das musste er auch zeigen. „Bobby, ich weiß, was ich da gesagt habe, das kann ich nie wieder gut machen. Du bist zwar nicht mein Vater, aber du bedeutest mir genau so viel und ich sehe dich auch als eine Art von Vater. Deine Meinung ist mir sehr wichtig und ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen kannst.“ Es war nicht gut genug, aber nichts, was er sagen könnte, wäre gut genug.
 

„Das war alles?“, fragte Bobby. Er sah ihn immer noch intensiv an.
 

Dean hatte es gewusst. Es würde nicht reichen, egal, was er von sich gab. Aber er wollte auch nicht aufgeben. „Es tut mir leid, Bobby. Ich war ein Idiot und-“

„Streng dich nicht zu sehr an, Junge“, fiel ihm Bobby ins Wort und lächelte ihn dabei an. „Es ist okay. Vergeben und vergessen, ja?“
 

Dean konnte es gar nicht fassen. Hatte er das gerade richtig verstanden? Freudig stand er auf und ging rüber zu seinem alten Freund. Er reichte ihm die Hand. „Okay“, sagte er und ihm fiel ein unglaublich großer Stein vom Herzen.
 

Bobby ergriff Deans Hand und zog ihn mit einem heftigen Ruck zu sich herunter. „Aber wehe, du machst jemals wieder eine so unglaublich große Dummheit. Haben wir uns da verstanden, Sohn?“
 

„Natürlich, versprochen. Nie wieder.“
 

In diesem Moment kam Sam wieder ins Wohnzimmer, drei Flaschen Bier in der Hand. „Na, endlich fertig mit Versöhnen?“, fragte er mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.
 

Dean ergriff grummelnd seine Flasche. Sam hatte vermutlich alles mit angehört. Aber was spielte das schon für eine Rolle? Bobby hatte ihm vergeben und das war wohl das Wichtigste.
 

Alle drei erhoben ihre Flaschen. „Auf Bobby“, sagte Sam.
 

„Ja, auf Bobby, der immer einen weisen Spruch für uns hat“, ging Dean mit.
 

„Ach haltet die Klappe, Jungs“, kam es von Bobby, stieß aber mit beiden an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-12-12T15:34:11+00:00 12.12.2010 16:34
.... O.o ..... hallo? .....HALLÖCHEN?????

Hahaha XD *lol* Du versteht das sicher.... *grins*

So, jetzt hab ich die Folge gesehen...daher konnte ich jetzt auch endlich dieses Kapitel lesen...und ich muss sagen, jetzt geht es mir schon sehr viel besser! :P


"„Ähm, Bobby?“, fing er relativ geschickt an, wie er fand." - ähm...ja klar...das war perfekt Dean!!! :P


"Bei Sam hatte er das auch nie gekonnt, aber da war ihm Sam immer zu Hilfe gekommen, da er ja der Sensible war." - hehehe das stimmt....Sam kommt ihm immer schon 90% entgegen...Dean muss nur die ersten und die letzten 5% gehen....tzz....unerhört.... ^^

War super unser SPN/DA Abend....wir haben 2 Rekorde gebrochen...Herzlichen Glückwunsch!!! Bis Dienstag, HDL Janine :P

Von:  Nochnoi
2010-06-07T12:20:57+00:00 07.06.2010 14:20
Hey, von diesem OS hast du mir gar nichts erzählt!!!
(Oder etwa doch und es ist in den Tiefen meines Gedächtnisses verlorengegangen? *grübel*)

Auf jeden Fall war’s klasse!
Ich hatte mir nach der Folge auch gewünscht, dass sich Dean bei Bobby entschuldigt. Immerhin war sein Benehmen mehr als untragbar gewesen und ich hätte Dean echt gerne mal für seine Worte einen ordentlichen Klaps auf den Hinterkopf gegeben!
Aber wirklich süß, wie Dean versucht, sich zu entschuldigen. Und bei Sam ist das tatsächlich einfacher, der weiß schon, was sein Bruder sagen will, bevor der überhaupt seinen Mund aufmacht, sodass Dean nicht vor sich herzustammeln braucht. Aber Bobby … joa, der ist von nem anderen Kaliber ;)
Am besten war aber Sam, wie er sich ‚so geschickt‘ zurückzieht und dann später mit dem breiten Lächeln zurückkehrt :) „Na, endlich fertig mit Versöhnen?“ -> echt super, Sammy!

Ach ja, hier noch ein kleiner und irgendwie lustiger RS-Fehler xDD:
> Fruchtbare Dinge hatte er zu ihm gesagt und Bobby tat so, als ob gar nichts passiert wäre.
- Ich denke mal, du meintest eigentlich ‚furchtbar‘, nicht wahr? ;p

Auf jeden Fall vielen Dank für den schönen OS!
Ruhig viel mehr davon!

Hab dich lieb
Sarah



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