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Lunacia

Diener des Wassers
von

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Aufbruch

Phyritas, das Zeichen des Lebens und der Fruchtbarkeit, Lhoryan, Zeichen des Wassers und der Weisheit, Harkaruk, Zeichen der Unendlichkeit und der Familie, all diese Formen bedeckten ihren Körper. Phyritas trug sie, wie die Traditionen ihres Stammes es verlangten, auf ihrem Unterleib, Lhoryan auf ihrem Hals und Harkaruk auf ihrem Arm. Auch der Rest ihres Körpers war mit alten Runen in blauer Farbe bemalt. Ein normales Mädchen ihres Alters musste nur die Bedeutung Phyritas' kennen und es tragen. Doch Lunacia wusste, dass ihre Zukunft anders aussehen würde. Sie war die Trägerin der Zeichen, sie würde eines Tages die neue Schamanin des Dorfes werden. Ihr war ein Man bestimmt wurden, schon an jenem Tag, als sie geboren wurde.

Warum ausgerechnet sie die neue Schamanin werden würde? Weil sie mit dieser Narbe in Form eines Tigerkopfs auf die Welt gekommen war. Sie befand sich kurz unter ihrem linken Schulterblatt. Lunacia mochte ihre Position nicht, denn dadurch hatte sie nie in ihrem Leben eine Freundin gehabt, sie war von der alten Schamanin in völliger Abgeschiedenheit aufgezogen wurden. Als sie eines Tages ausgerissen war, um ein wenig von der Welt zu sehen, hatte man sie mit allen Kriegern des Dorfes wieder eingefangen.

Lunacia saß traurig an einem See und blickte auf ihr Spiegelbild. Niemals würde sie mit den anderen Kindern der Niamph spielen, dem Volk, dem sie einmal die spirituellen Botschaften ihrer Göttin überbringen sollte. Sanft tauchte sie einen Finger unter die Wasseroberfläche und zog Kreise. Sie beobachtete, wie sich die kleinen Ringe nach außen bewegten und immer größer wurden, bis sich am Ende die Wogen glätteten und das Wasser wieder ruhig schimmerte. Lunacia schloss die Augen und seufzte. Heute würde noch ein langer Tag werden, die Sonne war gerade erst aufgegangen und die Schamanin bei der sie lebte hatte ihr Einiges angekündigt. Lunacia war mittlerweile 16 Jahre alt und somit reif, für ihre Prüfung und auch die Hochzeit mit diesem jungen Man. Lunacia schauderte es und sie hoffte, jener Tag würde nie kommen. Langsam erhob sie sich, warf noch einen letzten Blick zurück auf ihr trauriges Spiegelbild und machte sich dann auf den Weg.

Ihre braunen Augen glitten über den dichten Wald. Schatten schienen darin herum zu huschen und Lunacia blinzelte. Diese Wesen sollte es nicht geben, die Schamanin hatte ihr davon erzählt, doch nur spirituell begabte Menschen konnten sie wirklich sehen. Lunacia schüttelte den Kopf und lief weiter, den mit kleinen Steinen bedeckten Weg entlang. Ihre blauen Haare wehten im Wind nach hinten und Lunacia blieb stehen. Eine frische Brise wehte an ihr vorbei und sie sog die Luft begierig ein. Der Morgen war die schönste Zeit des Tages. Ihr Körper warf einen langen Schatten auf den Pfad vor ihr und sie breitete die Arme zur Seite aus.

„Was spielst du da unten herum?“, hörte sie eine laute Stimme aus dem Wald rufen. Die Schamanin besaß die Gabe, sie zu sehen, auch wenn sie nicht in der Nähe war. Lunacia ließ die Arme sinken und lief weiter. Der Wind ließ nach und eine stickige Stille legte sich über das junge Mädchen.

Ein kleines Vögelchen zwitscherte in den Bäumen und Lunacia hob den Kopf und lächelte. Sie streckte die Hand nach dem Tier aus und es flatterte tatsächlich zu ihr. Es zirpte zweimal und flog dann in den blauen Himmel davon.

Der Wald wurde immer dichter und langsam führte der Weg einen Hügel hinauf. Es wurde immer schwerer ihm zu folgen. Nach einigen Minuten kam Lunacia jedoch an der Holzhütte der Schamanin an. Die Hütte lag auf einer Lichtung, ganz oben auf dem Hügel, zwischen einer Baumgruppe die alle anderen Bäume des Waldes überragte. Die Hütte war rund und hatte ein kegelförmiges Strohdach. Lunacia musste schmunzeln, jedes Mal wieder erinnerte es sie an einen Zwerg mit Mütze.

Vorsichtig öffnete sie die Schiebetür aus Ahornholz und betrat das Haus. Überall waren Gläser mit eingelegten Schrumpfköpfen, ein beißender Gestank kroch dem Mädchen in die Nase und ließ sie die Nase rümpfen. Eine alte Frau mit schlohweißen Haaren und einer seltsamen Kutte trat aus einem Hinterzimmer. Dort standen ein einfaches Holzbett und ihr Kessel. In der rechten Hälfte baumelte ein Käfig, in dem saß ein bunter Vogel, der der Schamanin heilig war. Einmal hatte Lunacia versucht ihn zu berühren, da hatte sie sie hinaus geworfen und drei Tage lang nicht herein gelassen. Ein kleiner Tisch quetschte sich noch in das Haus, zwei Stühle standen daneben und einer von ihnen hatte nur drei Beine. Dieses Haus war ein reines Chaos. Nichts stand dort, wo man es vermuten würde, überall lagen Bücher herum, Kräuter stapelten sich in jeglicher Ecke und Nische und Lunacia hatte es aufgegeben, eine Ordnung erkennen zu wollen.

„Lunacia.“, säuselte die Alte und kam auf sie zu. Sie streckte ihre langen, knochigen Finger aus und berührte mit ihrem verdreckten Fingernagel ihre Stirn. „Schön, dass du doch noch gekommen bist. Ich hätte dich eher erwartet.“, Lunacia lief ein eisiger Schauer den Rücken herunter, obwohl sie die Hand der Schamanin schon kannte. Betroffen sah sie zu Boden, auch wenn sie wusste, dass sie höchst pünktlich gewesen war. „Es tut mir Leid, Anakteria.“, die Stimme der Alten war eine Mischung aus dem Gackern eines Huhns und dem Krächzen einer Krähe. Lunacia hingegen hatte die Anmut einer Katze und die List eines Fuchses. Ihre Stimme klang wie das Zwitschern der Vögel und ließ die Alte lächeln.

„So ist es gut, meine Kleine.“, lobte sie und tätschelte ihren Kopf. „Deine Prüfung steht bevor, nicht wahr?“, fragte sie mit einem schiefen Grinsen und kniff die Augen zusammen. Ihre faltige Stirn kräuselte sich noch ein wenig mehr und Lunacia nickte lediglich.

„Dann höre mir gut zu, Lunacia.“, sie tippte immer wieder gegen die Brust des Mädchens. „Hör gut zu!“, zischte sie noch einmal. „Du musst deinen eigenen Zugang zu den Göttern finden. Ich kann dir dabei nicht helfen.“, erklärte sie bedeutungsvoll. „Wir haben viel geübt, vergiss deine Lektionen nicht.“, nun lief sie um das Mädchen herum und presste ihr den Zeigefinger in den Rücken. „Du weist, dass gesamte Dorf zählt auf dich.“, ihre langen Finger schlangen sich um Lunacias Hals und zeichneten die Rune Lhoryan nach. „Ich verlasse mich auf dich.“, nun stach sie dem jungen Ding vor ihr in das rechte Ohr, grinste und gackerte vor sich hin. „Wenn du mich enttäuscht...“, deutete sie bedeutungsvoll an und verfing sich mit ihren Fingern in Lunacias Haaren. „... werde ich dich finden...“, nun zupfte sie leicht an ihren Haaren, „... und dann wird dich nichts mehr retten!“, zischte sie ihr viel sagend ins Ohr. Lunacia stand starr da, so hatte die Schamanin noch nie mit ihr geredet. Es war normal, dass sie in Rätseln sprach oder Lunacia nicht verriet, was sie zu tun hatte, doch Heute wollte sie ihre Schülerin warnen und keine Lücken lassen.

Die Bucklige ließ sie los und stellte sich erneut vor Lunacia. Die Anwärterin zitterte leicht, musste darum kämpfen, die Fassung zu wahren. „Knie nieder, Lunacia.“, sprach die Alte ruhig und die Schülerin gehorchte. Anakteria tauchte drei ihrer Finger in ein Gläschen miet roter Farb. damit malte sie drei Zeichen auf Lunacias Körper nach. Zuerst Olypon, die Stärke, dann Elyum, das Durchhaltevermögen und zu Letzt Undarun, die Entschlusskraft. Dann näherte sich ihr Finger dem hübschen Gesicht des Mädchens und malte eine rote Umrandung um ihre Augen. Auch auf ihre Nase wurde ein roter Strich gezeichnet und zufrieden besah sich die Schamanin ihr Werk. „Gut, Lunacia, du bist bereit.“, säuselte sie begeistert. „Ich erwarte dich zurück. Vergiss meine Worte nicht.“, flüsterte sie ihr bedrohlich ins Ohr.

Das junge Mädchen richtete sich auf, warf noch einmal einen Blick auf die Alte Schamanin und ging dann geradewegs aus der Holzhütte hinaus. Der Wind streifte sie erneut und trieb ihren Blick in die Ferne. Der Weg den sie nun zu gehen hatte war Lunacia unbekannt, dennoch war sie frohen Mutes und voller Freude. Endlich würde sie von diesem Kerker entfliehen können und einen anderen Teil der Welt kennen lernen. Lunacia breitete die Arme aus und lief fröhlich lachend in den Wald hinein. Ihre Tage im Stamm der Niamph würden kommen, doch noch konnte sie die neu gewonnene Freiheit kaum glauben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Cyomoon
2010-05-05T17:26:40+00:00 05.05.2010 19:26
und natürlich muss ich jetzt auch was schreiben, wenn schon eine kakao die meine beste freundin gezeichnet hat hier zu anlass gegeben hat ^^
und ich muss sagen ich mag die namen >___<
wo nimmst du dir nur her?? o.o
und die runen, hast du dir die selbst ausgedacht??
*neugierig ist* weil ich kenn nur das 24 zeichen futhark ^^
ich frag mich schon, wer der typ ist und was sie als nächtstes erwartet >__<
oh und du hast am anfang zwei mal wUrden anstelle von wOrden geschrieben o.o aber egal ^^
Von: abgemeldet
2010-05-05T15:55:22+00:00 05.05.2010 17:55
Also ich kann mich Re-belle nur anschließen! Ich bin richtig begeistert, was du einfach nur aus Name und Bild gemacht hast. Und ich freue mich einfach nur, meinen Nick jetzt sogar in einer FF zu lesen <3 Die wird selbstverständlich demnächst in meinem Steckbrief verlinkt!
Auch den Anfang finde ich wirklich nicht schlecht. Für meinen Geschmack ging es etwas zu schnell, aber allein schon die Idee ist spannend.
Vielleicht hättest du aber die verschiedenen Szenen etwas außeinander ziehen sollen...Vor allem am Anfang, als Lunacia am Wasser sitzt. Evtl. ein paar Gedanken mit reinnehmen...ich weiß auch nicht so genau.
Und was mir aufgefallen ist..du benutzt seeeehr sehr oft ihren Namen. Manchmal sogar zwei- bis dreimal hintereinander! Lunacia ist..., Lunacia war....
Versuch Umschreibungen zu verwenden, das klingt flüssiger und abwechslungsreicher^^ Und nicht nur wie "das Mädchen". Du könntest auch "die Gezeichnete" oder so etwas wie "das bemalte Kind", "die zukünftige Schamananin" ... also da gibt es sicher ganz viele Möglichkeiten :)

Aber auf jeden Fall bin ich schon gespannt. Das kommt jetzt auf meine Favoriten-Liste!

Liebe Grüße
abgemeldet
Von:  Re-belle
2010-05-05T14:23:28+00:00 05.05.2010 16:23
ich finds super *_*
ich freu mich voll, dass du aus meiner kakao so eine tolle geschichte gemacht hast <3
und ich bin soooo gespannt wie es weiter geht O_O
ich les ja eigentlich keine fanfics hier... aber die... die is... echt super!!!! <3
*fav* :)



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