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Unverhofft kommt oft

von

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Selbstbeherrschung auf der Probe

Kapitel 8 – Selbstbeherrschung auf der Probe
 

Zorro hatte seinen Glauben schon im Teenageralter abgelegt, unter großen Protesten seiner Eltern und Großeltern, die ihm klar zu machen versuchten, dass er damit einen großen Fehler beging und direkt in der Hölle landen würde. Dass Gott ihm den Austritt aus der Kirche tatsächlich übel nahm und mit der Bestrafung nicht erst bis zu seinem Tod warten wollte, wurde Zorro nun Tag für Tag vor Augen geführt, wenn er das Fitnessstudio betrat und dem personifizierten Grauen ins Antlitz blicken musste.
 

Sanji und Tashigi.
 

Wieso in drei Teufels Namen hatten sich diese beiden Loser bloß angefreundet? Nein – nicht bloß angefreundet, sie waren die allerbesten Busenfreundinnen geworden, die scheinbar kaum noch ohne den anderen auskamen, so dass sie sogar abends stundenlang miteinander telefonieren mussten. Und dass er mit einem unausgeschlafenen Sanji, der bis nachts um 12 an der Strippe hing, recht wenig beim Training anfangen konnte, konnte sich jeder Idiot ausrechnen. Und als wäre das noch nicht genug, mischte sich Tashigi mehr und mehr in ihr Training ein, ganz egal, wie oft Zorro ihr an den Kopf warf, dass Sanji ihm gehörte und sie genug eigene Kunden hatte, um die sie sich kümmern konnte und auch sollte. Aber diese Klette war nicht mehr abzuschütteln, und dass sie sich so ekelhaft gut mit dem Koch verstand, machte es nicht einfacher.
 

Zorro gab ja zu, dass Tashigi Ahnung von Gymnastik und Problemzonentraining hatte und ihnen in der Woche, in der Sanjis Knöchel geschont werden musste, recht nützlich gewesen war. Problemzonen hatte der Blonde schließlich genug, und die Trainerin hatte sich auch viel Mühe gegeben, einen individuellen Übungsplan für ihn aufzustellen, bei dem der lädierte Fuß nicht noch mehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Mittlerweile aber war Sanji wieder fit genug, dass sie die von Dr. Chopper empfohlenen „gelenkschonenden“ Sportarten betreiben konnten, was bedeutete: Morgens Schwimmen und nachmittags Radfahren. Und Muskelaufbautraining hatten sie auch wieder angefangen, nachdem der Arzt das OK dafür gegeben hatte.
 

Warum also musste diese Nervensäge nach wie vor zu allem ihren Senf dazu geben und so tun, als wäre sie mit verantwortlich für Sanjis Sportprogramm – was sie absolut nicht wahr?! Zorro hätte sich die grünen Haare raufen können, wenn er sah, dass Sanji schon vor der vereinbarten Zeit im Studio war und mit bisher nie dagewesenem Eifer und der schwarzhaarigen Schreckschaube an seiner Seite seine Übungen machte. Das Ganze gipfelte sogar darin, dass der Koch an den Tagen, an denen Tashigi nicht im Studio war, mit deutlich gedämpfter Stimmung und vor allem lustlos herumgammelte und den Arsch kaum hochbekam. Das durfte doch alles nicht wahr sein…
 

„Jetzt mach mal ein bisschen Dampf dahinten! Sanji ist ja total unterfordert bei dem Schneckentempo!“ Gut gelaunt drehte Tashigi sich auf ihrem Fahrradsitz herum und grinste ihn über die Schulter an. „Geht dir etwa schon die Puste aus?“ –
 

„Der Marimo betrachtet sich nur die schöne Landschaft und hofft, Artgenossen zu finden.“ meinte Sanji nicht minder frech, und die junge Frau fing an zu lachen.
 

„Marimo – das passt! Also los, Marimo, gib mal Gas oder wir überrunden dich gleich!“ –
 

„Das glaubt aber auch nur ihr… ihr Sparflammen.“ Mit nur mühsam unterdrücktem Zorn in der Stimme trat Zorro fester in die Pedale, um zu den beiden Jüngeren aufzuholen. Diese Fahrradtour allein war schon eine beschissene Idee gewesen, aber jetzt wo Tashigi sich ihnen aufgedrängt hatte, war es gleich doppelt ätzend. Scheinbar wurde es Zeit, dass er ein etwas schärferes Tempo vorlegte, dann kamen die beiden Mädels vielleicht nicht mehr so zum schwätzen und lästern. Tashigi sollte sich bloß nicht einbilden, er würde ihr schön die ganze Zeit hinterher radeln, während sie ihren knochigen Popo vor seiner Nase hin und her schwang.
 

Die grünen Augen des Trainers wanderten zu dem anderen Po, dem er nun schon eine Weile hinterher fuhr, und der wesentlich weniger knochig und alles in allem gar nicht mal so übel anzusehen war. Man konnte mittlerweile sehen, dass Sanji langsam aber sicher etwas muskulöser wurde, vor allem in eng anliegenden Klamotten. Natürlich war noch viel zu tun, an einigen Stellen hielt sich der Speck hartnäckig, und es würde weit mehr brauchen als einen Monat intensivem Training, um ihn athletisch aussehen zu lassen… aber sie waren auf dem richtigen Weg. Der ehemals platte Arsch wirkte heute schon recht vielversprechend.
 

„Zorro, Vorsicht!!!!“
 

Tashigis Stimme riss ihn sehr unsanft aus seinen Gedanken, und Zorro fokussierte hastig den Weg vor sich - doch es war leider zu spät. Dem großen Schlagloch, das sich vor ihm auftat, konnte er beim besten Willen nicht mehr ausweichen, bremsen war auch nicht mehr drin, also bretterte er mit Karacho darüber hinweg. Der Ruck, der dabei durch sein Mountainbike ging, reichte aus, um Zorro über den Lenker zu schleudern und ihn, zu seinem Glück, auf weichem Gras landen zu lassen. Für einen Moment sah der Grünhaarige leuchtend bunte Sterne vor seinen Augen tanzen. Dann drängten sich Tashigis und Sanjis Gesichter in sein Blickfeld, beide mäßig besorgt und auch ein wenig schuldbewusst.
 

„Zorro, ist alles ok? Siehst du mich?“ –
 

„Tut dir was weh? Wie viele Finger halte ich hoch?“

Der Angesprochene brummelte. „Ja, leider seh‘ ich dich, und das sind zwei Finger…“ gab er etwas heiser von sich und unternahm dabei den Versuch, sich auf die Ellenbogen aufzustützen. Die Sterne vermehrten sich schlagartig. „Ahrg… scheiße…“ –
 

„Bleib liegen, Idiot!“ Sanji drückte ihn bestimmt zurück ins Gras, und in seinen blauen Augen stand mehr Sorge als Zorro lieb war. Auch sein eben noch vor Anstrengung gerötete Gesicht war schlagartig blass geworden, während er sich über ihn beugte.
 

„Jetzt guck nicht so… ich werd nicht dran sterben. Bin ja kein Pienzbäckchen wie du.“ Der Ältere griff nach oben und kniff seinen Gegenüber einmal in die runde Wange hinein.
 

„Er hat recht, du solltest einen Moment liegen bleiben.“ Tashigi erhob sich und ging zu ihrem Rad, um das Erste-Hilfe-Set loszumachen und mit dem Kästchen zu ihnen zurück zu kehren. Nach einigem Suchen zog sie dann ein weißes Tuch hervor, welches sie mit Wasser aus ihrer Flasche tränkte. „Dein Knie ist aufgeschürft, ich werde es sauber machen. Halt bitte still…“ Mit leicht zittrigen Fingern legte die Trainerin den feuchten Lappen auf die Schürfwunde und rieb vorsichtig darüber.
 

„…!“ Zorro biss sich auf die Lippen, um ja keinen Klagelaut von sich zu geben, obwohl es doch ziemlich brannte. Das wäre ja noch schöner, wenn er jetzt anfing, wie ein kleines Kind zu jammern, und das nur wegen ein paar Kratzern! Tashigi schaute auch so schon panisch genug, er wollte sich lieber nicht ausmalen, was erst los wäre, wenn er anfing über Schmerzen zu klagen. Ganz davon abgesehen war es nicht unangenehm, von zwei Seiten umsorgt zu werden, wo er vorher die Zielscheibe von blöden Sprüchen gewesen war. Auf einmal waren die beiden Lästertanten lammfromm – das musste er ausnutzen. Nicht mal Sanji hatte aufgemuckt, als er ihn geneckt hatte.
 

„Sollen wir ins Krankenhaus fahren? Nicht dass du eine Gehirnerschütterung hast, damit ist echt nicht zu Spaßen.“ –
 

„Jetzt mach aber mal nen Punkt.“ Entschlossen richtete Zorro sich auf und nahm seiner Kollegin den Lappen aus der Hand, mit dem sie nun schon gefühlte 10 Minuten sein Knie abtupfte. „Mir geht’s gut, wir können gleich weiterfahren. Der Sturz sah spektakulärer aus, als er war.“ –
 

„Und vergiss nicht…“ Sanji stieß Tashigi den Ellenbogen in die Seite und grinste ziemlich spitzbübisch zu Zorro hinüber. „Wo nichts ist, kann auch nichts erschüttert werden. Und seine grüne Matte hat den Sturz mit Sicherheit gut abgedämpft.“
 

Die junge Frau bemühte sich, das Grinsen zurück zu geben, was ihr nur halbherzig gelang, während Zorros Miene sich schlagartig verfinsterte. „DU sei bloß still!“ fuhr er den Blonden ungehalten an. „Dass DU genug Knautschzone hast, um mit Tempo 100 in eine Betonwand zu fahren, kann man ja schon von weitem sehen!“ –
 

„Eben lagst du da wie der sterbende Schwan, aber scheinbar geht’s dir ja wieder bestens, wenn du so ätzend sein kannst!“ Mit ebenfalls bewölkter Miene richtete Sanji sich auf und stapfte zu seinem Fahrrad hinüber, um es vom Kiesweg zu zerren und schwungvoll zu besteigen.“Also, fahren wir weiter?“ –
 

„So ein Sensibelchen.“ murmelte Zorro grimmig, während er ebenfalls sein liegen gebliebenes Bike aufhob. „Austeilen, aber nicht einstecken können. So haben wir‘s gern. – Warte du Idiot! Du weißt doch gar nicht wo es lang geht!“ rief er dann, als Sanji einfach losradelte, den Blick stur geradeaus gerichtet. „HEY! ICH SAGTE WARTEN!!“
 

Tashigi sah den beiden schnell radelnden Männern perplex nach, die sich eben noch gut verstanden und dann so plötzlich angegiftet hatten. In ihrer Brust zog sich etwas schmerzhaft zusammen, als sie sah, wie viel Gas Zorro gab, bis er zu Sanji aufgeholt hatte, nur um weiter zu stänkern, während sie nebeneinander fuhren. Die beiden wirkten wie ein perfekt eingespieltes Team, wie sie sich ihren Schlagabtausch lieferten und einander wenig nette Kosenamen an den Kopf warfen. Man musste schon sehr unsensibel sein, um nicht mitzubekommen, wie es zwischen den so ungleichen Männern knisterte. Das war mehr als nur eine Zweckgemeinschaft, auch wenn die beiden das vermutlich noch nicht realisiert hatten.
 

Ein dicker Kloß saß der Schwarzhaarigen mit einem Mal in der Kehle, und er war hart zu schlucken. Schnell schwang sie sich auf ihr Fahrrad und trat ordentlich in die Pedale, um den Anschluss nicht zu verlieren, während es in ihrem Hals brannte. Irgendwie – sie hätte zu gerne gewusst wie – hatte Sanji in knapp 3 Wochen das geschafft, was ihr bis heute nicht gelungen war: Zorros Panzer aus Unnahbarkeit zu durchbrechen und ihn auf sich aufmerksam zu machen.
 

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Sanji war heilfroh, als der Tag endlich vorbei war und er seine Sachen packen konnte. Den ganzen Nachmittag hatten er und Zorro sich in den Haaren gelegen, bis es kaum noch auszuhalten war. Eine Stichelei jagte die andere, und mit Sicherheit wäre das den restlichen Abend so weiter gegangen, wenn Zorro nicht noch seinen Kurs zu leiten gehabt hätte.
 

Frisch geduscht - mittlerweile hatte Sanji sich mit den Duschkabinen im Studio anfreunden können – und in sauberen Klamotten saß der Blonde noch eine Zeit lang an der Bar und trank eine Apfelsaftschorle, in der Hoffnung, Tashigi nochmal zu sehen und sich von ihr verabschieden zu können. Es tat ihm leid, dass die Trainerin die miese Laune, die während der restlichen Fahrradtour vorgeherrscht hatte, so deutlich mitbekommen hatte. So geknickt, wie sie ausgesehen hatte, als sie wieder im Studio angekommen waren, und so schnell, wie sie sich ihren eigenen Projekten zugewendet hatte, mussten er und Zorro sich wirklich schrecklich aufgeführt haben.
 

Sanji seufzte leise und schob sein leeres Glas zurück. Scheinbar würde er sich morgen entschuldigen müssen, denn Tashigi ließ sich nicht blicken, wo sie sonst doch immer nach wenigen Sekunden angerannt kam, wenn er den Raum betrat. Verstimmt schulterte er seine Sporttasche, nickte dem Barkeeper nochmal zu und schlurfte in Richtung der großen Schiebetür zur Straße hin. Er war schon im Foyer angelangt, als jemand seinen Namen rief.
 

„Sanji, warte mal!“
 

Es war Tashigi, die mit einem Handtuch um den Hals aus dem Wellnessbereich gelaufen kam. Sanji blieb stehen und ließ die Sporttasche zu Boden gleiten.
 

„Hey… da bist du ja, ich dachte ich seh dich nicht mehr…“ –
 

„Ja… tut mir leid, ich… ich war vorhin etwas…“ Die Schwarzhaarige stockte, sah zu Boden, dann an Sanji vorbei, ehe sie ihre dunklen Augen wieder auf ihn heftete. „Können wir kurz reden?“
 

Ihr Tonfall und die gesamte Mimik, die ungewohnt nervös, beinahe schon schüchtern war, ließen Sanji sprachlos nicken. Eigentlich war er ja derjenige, der etwas zu sagen und sich zu entschuldigen hatte. Warum also blickte seine Freundin plötzlich so schuldbewusst drein, als hätte sie den Nachmittag mit Streit und Zankerei verdorben?
 

Tashigi schob den Koch ein Stückchen von der Eingangstür weg, zu zwei Sitzgelegenheiten, auf die sie sich niederließen. Es dauerte einen Moment, bis sie ihre Gedanken soweit geordnet hatte, dass sie sie in Worte fassen konnte.
 

Dann fing sie an zu reden, mit leiser und auch etwas zittriger Stimme. „Sanji… ich denke, ich muss dir etwas sagen. Vielleicht umsonst, vielleicht mach ich mir nur dumme Gedanken, aber es brennt mir schon den ganzen Nachmittag auf der Seele… nein, eigentlich schon länger. Die Sache ist die…“ Tiefes Luftholen, Ausatmen. „Ich mag Zorro. Schon eine ganze Weile. Ich… ich hab ihn wirklich sehr, sehr gern.“
 

Sanji schluckte, biss sich auf die Lippen, und aus unerfindlichen Gründen beschleunigte sich sein Puls.
 

„Ich weiß, er kann mich nicht ausstehen. Irgendwie mache ich alles falsch, er hält mich für unmöglich und würde am liebsten nichts mit mir zu tun haben. Vielleicht bin ich zu aufdringlich oder einfach nicht sein Typ. Ich stelle mich auch nicht sehr geschickt an… aber ich mag ihn trotzdem. Und er mag ganz offensichtlich dich. – Ich bin vielleicht etwas tollpatschig und doof, aber ich bin nicht blind.“ meinte sie schnell, als Sanji seinen Mund zum Protest öffnete. „Ich sehe doch, wie er dich anschaut. Und du… ich meine, du hast mir so viel von Ace erzählt. Du machst das alles hier für ihn. Aber… ich frage dich trotzdem: Empfindest du das gleiche für Zorro wie er für dich?“
 

Fest sah das Mädchen Sanji in die Augen, mit so viel Unsicherheit im Blick, soviel Sehnsucht, und Sanji erkannte sich selbst wieder. So musste er aussehen, wenn er von Ace sprach. Ihm wurde heiß und kalt zugleich, und in seinem Kopf schien keine einzige Gehirnwindung mehr zu sitzen.
 

„Wir kennen uns noch nicht lange, aber wir sind Freunde. Ich mag dich unheimlich gern, Sanji. Und wenn du Zorro ebenfalls magst, dann steh ich euch bestimmt nicht im Weg, wo es total sinnlos wäre. Falls es aber nicht der Fall ist, werde ich es weiter versuchen. Ich weiß nicht wie, aber… aufgeben werde ich Zorro nicht so leicht. Dafür empfinde ich zu viel. Kannst du das verstehen?“
 

Mehr als ein Nicken brachte der Blonde nicht zu Stande. Tashigis Geständnis traf ihn volle Breitseite, irgendwo zwischen Herz und Magengrube, und das schlimmste dabei war, dass er keine Ahnung hatte wieso. Sie mochte Zorro, sie war verknallt, so wie er in Ace verknallt war. Warum also verunsicherte ihre Frage ihn so dermaßen, dass ihm regelrecht übel davon wurde? Die Antwort war doch absolut klar: Er empfand nichts für den Grünhaarigen. Sie waren nur… naja… Trainer und Schüler eben. Sie stritten sich, ärgerten, stänkerten und hatten einen Vertrag, an dessen Ende eine Stange Geld und die Aussicht auf ein Date mit Ace stand. Das war doch von Anfang an klar gewesen.
 

„Ich… nein, ich… Zorro und ich, wir sind nur…“ stammelte er, mit heiserer Stimme und klopfendem Herzen. Er hatte das Gefühl, dass sich auf seiner Stirn das Wort „Lügner“ formte, während eine Stimme in ihm schrie, dass das doch Blödsinn war, warum um alles in der Welt er so unsicher war, diese Frage mit „Nein!“ beantworten zu können. Er liebte Ace, er tat alles für ihn, er quälte sich und schwitzte stundenlang und aß nur noch 1000 Kalorien am Tag, um ihm zu gefallen und sein Herz zu gewinnen. Zorro spielte dabei doch absolut keine Rolle, mal abgesehen davon, dass er ihm bei der Verwirklichung seines Zieles half. Oder?!
 

„Du musst nicht gleich antworten… denk in Ruhe darüber nach. Ich schaue Zorro jetzt schon seit einer Ewigkeit hinterher, da kommt es auf ein paar Tage nicht mehr an. Aber sei ehrlich mit deiner Antwort.“ Tashigi stand auf, umarmte ihn nochmal flüchtig und ging dann zurück, durch die Drehtür in den Sauna- und Massagebereich des Studios, von wo sie ihm nochmal knapp über die Schulter zu lächelte, bevor ihr schwarzer Haarschopf hinter einem Vorhang verschwand.
 

Sanji blieb wie versteinert zurück, mit in seinen Ohren wummerndem Herzschlag und einem Kopf voller Fragezeichen. Irgendwie wünschte er sich, dass er gar nicht erst Bedenkzeit bekommen hätte. Jetzt musste er tatsächlich darüber nachdenken, und allein schon der Gedanke daran machte ihm Angst.
 

‚Ace… denk an Ace. Du bist total verknallt. Und Zorro ist dein Trainer. NUR dein Trainer.‘
 

Wieder und wieder rief der Koch sich diesen Satz ins Gedächtnis, während er das Fitnesscenter verließ und den Weg nach Hause trottete. Sonst schaute er immer in die Geschäfte hinein, beobachtete die Menschen auf der Straße und dachte daran, welchen Film er sich abends ansehen konnte. Heute nahm er kaum etwas von seiner Umgebung wahr, so sehr war er durch den Wind.
 

Tashigi war nun die zweite Person, die ihm sagte, dass Zorro ihn so offensichtlich mochte. Auch Robin hatte es ihm gesagt, und obwohl er die Äußerung als lächerlich abgetan und schnell verdrängt hatte, kam sie jetzt wieder hervorgekrochen und hallte ihm in den Ohren nach. Was, wenn wirklich etwas dran war an der Behauptung? Was, wenn dieser arrogante, egozentrische, trainingssüchtige Mooskopf tatsächlich Interesse an ihm hatte?
 

Sanji rieb sich die Stirn und versuchte, das Chaos in seinem Kopf zu sortieren. Angenommen, es stimmte wirklich. Was bedeutete das für ihn? Machte es denn einen Unterschied? Das Pochen in seiner Brust beantwortete die Frage schneller, als Sanji überhaupt darüber sinnieren konnte. Aber wieso denn auf einmal? Die ganze Zeit hatte es nur Ace gegeben, niemanden anderes außer Ace, seinem großen Schwarm. Und plötzlich war da dieser Muskelprotz, von jetzt auf nachher, ohne dass er etwas davon gemerkt haben sollte? Was, wenn er sich das nur einredete, weil Robin und Tashigi es mal eben behaupteten? Robin hatte ja auch angedeutet, dass Sanji den Grünhaarigen zu mögen schien…
 

„Ahrg!“ Sanji hatte das Gefühl, dass sein Kopf der Überhitzung nahe stand und ihm längst schon Rauch aus den Ohren quoll. Als er den Blick hob, um im nächsten Schaufenster nachzusehen, dass noch alles in Ordnung war, fand er sich direkt vor Vivis Konditorei wieder.
 

Beinahe augenblicklich stieg ihm auch schon der süßliche Geruch von Kuchen und Gebäck in die Nase, und keine 3 Sekunden später knurrte sein Magen in ohrenbetäubender Lautstärke.
 

Nein… nicht auch das noch… das konnte er doch gerade gar nicht gebrauchen! Bei so viel Gefühlswirrwarr und Gedankenchaos und Hilflosigkeit angesichts seiner eigenen Unentschlossenheit trugen ihn seine Füße direkt dorthin, wo die Verlockung am größten war. Den betörenden Geruch immer noch in der Nase, starrte Sanji durch die Fensterscheibe und hätte bei dem Anblick, der sich ihm im Laden bot, fast angefangen zu sabbern. Was hätte er jetzt für ein Stück frischgebackenen Apfelkuchen gegeben? Oder ein mit Puderzucker bestäubtes Schokoladencroissant? Oder eins von Vivis handgefüllten Eclairs, deren Rezept sie partout nicht rausrücken wollte, egal wie oft und wie charmant er bettelte?
 

Vergeblich appellierte Sanjis Gewissen an seinen Magen, dass er sich zusammenreißen sollte, dass er doch schon so lange durchgehalten hatte, dass es doch nur noch 12 Tage waren, die er standhaft bleiben musste – seine Beine bewegten sich wie automatisch in den Laden hinein, immer diesem Duft hinterher, der in der Flut von Emotionen, die ihn gerade überrollte, wie ein Rettungsanker schien. Scheiß auf die Diät – er brauchte Zucker. Jetzt. Sofort!
 

„S-Sanji-san… ist alles in Ordnung? Du… du siehst so blass aus?“ Das blauhaarige Mädchen trat hinter der Theke hervor und fasste ihren Freund an den bebenden Schultern, kaum dass sie ihn gesehen hatte. „Ist was passiert?“ –
 

Sanji schüttelte den Kopf. „Nein… ja… egal! Vivi-chan, ich brauche was Süßes…“ Es war erschreckend, wie jämmerlich seine Stimme klang. Fast, als wäre er den Tränen nahe. Zu seinem eigenen Entsetzen stellte Sanji fest, dass das auch der Fall war. Er war komplett aufgelöst.
 

Vivis Miene verzog sich bei diesen Worten in eine Mischung aus Unwillen und Sorge. „Aber Sanji… ich dachte du bist auf Diät, ich dachte du darfst nicht! Ich meine, du hast mir doch selber gesagt, egal wie viel du jammerst, ich soll nicht nachgeben…“ –
 

„Das ist aber ein Notfall!“ –
 

„Ich weiß doch selber, wie hart das sein kann. Aber… ich finde, man sieht schon richtig was! Echt, du siehst toll aus!“ Ehrlich bemüht legte das Mädchen einen Arm um die schmalen Schultern des Kochs und versuchte, ihn ein wenig von der Theke wegzuschieben. „Komm, wir setzen uns kurz, ich mach dir nen Kaffee und…“ –
 

„Vivi-chan!“ Es hätte nicht viel gefehlt, und Sanji hätte geschrien. Jedenfalls erhob sich seine Stimme deutlich über den Level, auf dem er sonst mit einer Frau sprach. „Ich will keinen Kaffee, ich brauche Zucker, ich brauche Kuchen, ich brauche jetzt deine Hilfe also BITTE! Bitte… gib mir ein Stück.“
 

Der Blick auf den großen blauen Augen war so flehend, dass Vivis Widerstandsversuche wie Regen im Sand versiegten. „Ist gut. – Was möchtest du?“ Mit schlechtem Gewissen, aber sichtlich geschlagen, trat sie hinter ihre Theke zurück, griff sich einen Teller und den Kuchenschieber.
 

„Egal was… nein, irgendwas mit Sahne.“ nuschelte Sanji mit gesenktem Kopf, den er zwischen den Armen vergraben hatte.
 

Vivi schaute bei dieser Bestellung äußerst gequält drein. „Willst du nicht wenigstens Zitronenkuchen, der ist ohne Butter…“ Doch Sanjis Blick brachte sie zum Schweigen, und sie schob ihm ein großes Stück Himbeer-Tiramisu-Torte auf den Teller. Bevor sie es dem Blonden hinstellte, unternahm sie einen letzten verzweifelten Versuch, ihn von der Sünde abzuhalten. „Lass uns drüber reden, vielleicht finden wir eine Lösung, was auch immer dein Problem ist. Schmeiß doch nicht alles hin…“
 

Doch es war vergebens. Wortlos nahm Sanji ihr den Kuchenteller aus der Hand und griff nach der Gabel, die neben der puren Verführung auf dem Porzellan lag. Innerlich schämte er sich vor sich selbst für seine mangelnde Selbstbeherrschung. Er wusste, dass er gerade kapitulierte ohne sich gewehrt zu haben, und er konnte Zorros wütendes Gesicht förmlich sehen, wie es ihn anfunkelte, weil er schwach geworden war. Beinahe war es ihm, als könne er den Grünhaarigen sogar hören, seine tiefe brummige Stimme, die rief…
 

„WAG ES NICHT!!!“
 

Die Ladentür flog auf, und bevor die erste Gabel voll Torte seinen Mund erreichen konnte, wurde sie Sanji ziemlich unsanft aus der Hand gerissen. Ohne viel Federlesen warf Zorro das Besteck mitsamt dem großen Himbeer-Tiramisu-Happen auf den Teller zurück, den er Vivi mit grimmiger Miene zuschob. „Na los, weg mit dem Zeug, bevor noch ein Unglück passiert!“ schnauzte er sie an.
 

Vivi wurde blass, tat aber sofort wie ihr geheißen, während sie insgeheim dankbar dafür war, dass Zorro sich so heldenhaft zwischen Sanji und die Kalorienbombe geworfen hatte. Schnell verstaute sie den Teller in der Abstellkammer, wo sie Pause machen konnte, wenn gerade keine Kundschaft im Laden war. Sie würde sich der um ein Haar angeknabberten Torte widmen, sobald die beiden Männer wieder weg waren – auf den Schreck sozusagen. Als sie wieder hinter die Theke trat, wurde sie Zeuge einer der heftigsten Auseinandersetzungen, die sie jemals gesehen oder gehört hatte. Vor allem gehört. Liebe Güte, hatte Sanji eine Stimmgewalt!
 

„WIE KOMMST DAZU MIR EINFACH MEINEN KUCHEN WEGZUNEHMEN??!!“ schrie der Blonde seinen Trainer gerade an, mit sich fast überschlagender Stimme und zornrotem Kopf. Zorro jedoch schien sich davon kein Bisschen beeindrucken zu lassen und keifte ebenso laut zurück:
 

„WEIL ICH DAFÜR SORGE TRAGE, DASS DU IN FORM KOMMST!! WIR HATTEN EINE ABMACHUNG, SCHON VERGESSEN?! KEINEN SÜßKRAM MEHR! UND DANN KOMM ICH HIER VORBEI UND WAS SEH ICH?! DU ZIEHST DIR HIER EISKALT NE HALBE TORTE REIN!“ –
 

„ES WAR DOCH NUR EIN POPLIGES STÜCK!“ wehrte Sanji sich. Auch das ließ Zorro nicht gelten.
 

„AUS DEM EINEN STÜCK WÄRE DIREKT DANACH EIN ZWEITES UND DRITTES GEWORDEN!!ICH KENN DICH MITTLERWEILE! DU FINDEST KEIN ENDE! DESWEGEN HAB ICH GESAGT, ES GIBT NIX MEHR, AUCH KEINEN EINZELNEN KEKS ODER LÖFFEL VOLL EISCREME ODR SONSTWAS!“ –
 

„ICH BRAUCH ES ABER!!“ Jetzt klang der Blonde schon richtig verzweifelt und sah hinüber zu Vivi, als wollte er sie um Beistand bitten. Die junge Frau räusperte sich und rang mit den Händen.
 

„Ich… ich wollte es ja auch nicht, aber er schien so verzweifelt… irgendwas lag ihm auf der Seele, und wenn Sanji Kummer hat, dann braucht er…“ –
 

„Zucker. Ich weiß. Was bist du bloß für ein Weichei!“ Mit einem Schnauben fiel der Grünhaarige ihr ins Wort und verzog die Mundwinkel voller Verachtung. „SO kriegst du deinen Ace niemals in die Kiste. Glaubst du, mit ner Wampe voller Sahnetorte kannst du ihn hinterm Ofen hervorlocken? Der lacht dich genauso aus wie beim letzten Mal! Auf sowas steht kein Kerl, der bei Verstand ist!“
 

Sanjis Herz blieb bei diesen Worten fast stehen. Diese Aussage traf ihn mit voller Wucht, und es tat einfach nur verdammt weh. War das wirklich der Mann, der ihn angeblich mochte? Der laut Robin und Tashigi Gefühle für ihn hatte? Dieser Klotz war zu sowas wie Zuneigung doch nicht mal in der Lage! Fest biss der Koch sich auf die Unterlippe und schluckte tapfer die Tränen herunter. Nein – Zorro wollte ihn nicht, und Ace auch nicht, und überhaupt hatte er keine Lust mehr auf diesen ganzen Scheiß!
 

„Hau doch einfach ab und lass mich in Ruhe Kuchen essen.“ murmelte er mit gesenktem Blick, den Oberkörper von Zorro weggedreht. „Na los! WAS WILLST DU NOCH HIER?!“
 

Der Ältere runzelte die Stirn, als habe er nicht richtig verstanden. „Glaubst du allen Ernstes, dass ich tatenlos dabei zusehe, wie du hier all unser Training zu Nichte machst? Da kennst du mich aber schlecht!“
 

Sanji platzte fast der Kragen „UND WAS WILLST DU DAGEGEN TUN?! HÄH?! MICH ANKETTEN?!“ entfuhr es ihm voller Trotz und auch Verzweiflung. Im selben Moment bereute er die Frage auch schon. Er kannte Zorro mittlerweile, und er wusste, zu was für zweifelhaften Methoden der Grünhaarige zu greifen pflegte, um ihn in Schach zu halten. Und natürlich kam es, wie es kommen musste.
 

„Zu allererstmal hol ich dich aus der Gefahrenzone.“ erklärte der Trainer erstaunlich ruhig, ehe er ihn packte und sich über die Schulter warf. Sanji erstarrte, fing dann aber nach einer Schrecksekunde mit neuer Kraft an zu strampeln und auf den breiten Rücken einzuschlagen. Scheinbar hatte Zorro vor, es zu einem Standardritual zu machen, dass er den Koch durch die Gegend trug, wenn dieser nicht so wollte oder konnte wie geplant. Aber nicht mit ihm! So nicht! Er war doch kein Püppchen, dass sich jeder Muskelmacho einfach so über den Rücken schmeißen konnte, als wären sie im finsteren Neandertal!
 

„Sag mal hackts jetzt komplett?! LASS MICH SOFORT RUNTER! AUF DER STELLE! HÖRST DU MARIMO!! ICH HAB ES SATT DASS DU MICH TRÄGST! ICH HAB ES SATT, DASS DU MICH BEHANDELST ALS HÄTTE ICH KEINE EIGENEN FÜßE!! ICH KANN BESTENS ALLEINE LAUFEN UND EINEN FREIEN WILLEN HAB ICH AUCH NOCH UND…“
 

Zorro stieß die Ladentür notgedrungen mit dem Fuß auf, seine Hände waren viel zu sehr damit beschäftigt, den zeternden Blonden zu bändigen. „Sorry für die Störung.“ brummte er knapp in Vivis Richtung, die beeindruckt und auch etwas geschockt hinter ihrer Theke stand, und stapfte aus dem Laden hinaus. Selbst als die Tür schon ins Schloss gefallen war, konnte das Mädchen noch deutlich hören, wie sich Sanji Luft machte und Zorro aufs Übelste beschimpfte, dass die Ohren klingelten.
 

Mit klopfendem Herzen holte die Blauhaarige das Stück Torte aus der Abstellkammer und versenkte die Gabel darin. Wahnsinn… was für ein Auftritt! Das war ja fast wie im Kino! Jetzt hatte auch sie mal aus nächster Nähe erlebt, wie streng Sanjis Trainer war. Zorro zeigte vollsten Körpereinsatz, wenn es darum ging, dass Sanji sein Fitnessprogramm durchzog, sowas sah man auch nicht alle Tage… Und während sie so dastand und an dem Himbeer-Tiramisu kaute, dachte Vivi verträumt darüber nach, wie schön es sein musste, so einen energischen und gutaussehenden Trainer zu haben, der einen sogar eigenhändig aus der Konditorei trug, wenn die Verlockung zu groß wurde. Sanji konnte sich wirklich glücklich schätzen!
 

>>> >>> <<< <<<
 


 

„Sanji, das ist albern.“ –
 

„DU bist albern! Geh endlich von der Tür weg! Das hatten wir alles schon, und ich war wirklich immer tolerant gegenüber deinen Foltermethoden, aber heute langt es mir! Heute lass ich nicht alles mit mir machen!“
 

Schwer atmend stand Sanji im Flur seiner Wohnung und starrte Zorro an, der mit regungsloser Miene und vor der Brust verschränkten Armen die Eingangstür bewachte. Der Grünhaarige machte nicht den Eindruck, als würde er in näherer Zeit zur Seite weichen. Wie Zerberus persönlich stand er da, und Sanji beschlich der Verdacht, dass er solange seine Position halten würde, bis er ihm den Rücken gekehrt und sich in sein Schlafzimmer verkrochen hatte. Grimmig biss er die Zähne aufeinander. SO schnell würde er nicht aufgeben!
 

„Wenn es sein muss, warte ich die ganze Nacht.“ –
 

„Dann haben die Supermärkte zu.“ –
 

„Es gibt Tankstellen.“ –
 

„Ich geh hier nicht weg.“ –
 

„Irgendwann musst du aufs Klo!“ –
 

„Ich lass es halt laufen.“ –
 

„DER TEPPICH WAR TEUER DU TRAMPEL!“ zischte Sanji böse.
 

„Ein Date mit Ace ist unbezahlbar.“ –
 

„SCHEIßE NOCHMAL! GEH ENDLICH VON DER TÜR WEG!!“ In einem Anflug von Wahnsinn griff Sanji nach Zorros Kragen und schüttelte ihn heftig. „UND WENN DU NICHT GEHST, SPRING ICH AUS DEM FENSTER! ES IST NUR DER ERSTE STOCK! UND WENN DAS AUCH NICHT GEHT, SCHLAG ICH DIE TOILETTE KLEIN UND KRIECH DURCH DIE KANALISATION!! ALSO GEH… ENDLICH… endlich weg…“ Kraftlos und heiser lehnte der Koch seine erhitze Stirn an Zorros Brust, während die Arme nach unten sanken. Nur noch mit den Fingerspitzen hielt er den Kragen fest. „Ich brauch wirklich was Süßes…“ wimmerte er, gedämpft von dem Baumwollstoff über Zorros Oberkörper, und er hasste sich dafür, wie kläglich es klang.
 

Zorro verdrehte die Augen und legte beide Hände auf Sanjis bebende Schultern. „Bist du so auf Entzug, dass du deswegen anfängst zu heulen? Oder warum bist du plötzlich so fixiert auf Süßkram? Ist was passiert?“
 

Sanji schluckte und kämpfte mit seiner Beherrschung. Was für eine Frage – klar war was passiert! Ganz offensichtlich mochte er diesen Idioten, der sich in seinem Flur und Leben breit gemacht hatte! Obwohl dieser so ekelhaft zu ihm war! Und obwohl er doch in Ace verliebt war! Durfte man da nicht ein bisschen durch den Wind sein?
 

„Idiot, rede mit mir. Erzähl mir, was los ist. Gut, ich bin weder Hobbypsychologe, noch kenn ich mit Zuckerentzug aus, und von den Pienzproblemen, mit denen du dich herumschlägst, hab ich vermutlich auch keine Ahnung. Aber du wirst sehen, danach geht’s dir besser und der Schokojieper ist weg.“ murmelte Zorro und zwang seinen Gegenüber, ihm in die Augen zu sehen, in dem er sein Kinn mit der Hand nach oben schob. „Was ist los?“
 

Sanjis Augen trafen sich mit den grünen des Trainers, und schlagartig jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Seine Knie wurden weich, als dieser intensive Blick ihn förmlich durch bohrte. Es ihm erzählen… als wäre das so einfach! ‚Zorro, ich hab gesagt bekommen, dass du mich magst, und ich glaube ich mag dich auch, aber eigentlich liebe ich ja Ace. Das überfordert mich gefühlsmäßig, deshalb brauch ich was zum Naschen.‘ Etwa so? Oder vielleicht noch eine Spur dämlicher? Es war unmöglich, Zorro zu sagen, warum er sich gerade so mies fühlte, dass sein Körper nach Schokolade oder Vergleichbarem schrie, ohne sich dabei zum Affen zu machen. Und für eine detaillierte Erklärung, die ihn weniger peinlich dastehen ließ, würde der Grünhaarige keinen Nerv und vermutlich auch kein offenes Ohr haben.
 

„Schön, wie du willst.“ Zorro zog den Wohnungsschlüssel ab, stopfte ihn sich in die Hosentasche und sah Sanji dann in aller Seelenruhe an. „Da ich mir ja schlecht nen Pyjama von dir leihen kann, wirst du es gestattet, dass ich in meinen Boxershorts schlafe. Sind auch frische.“ –
 

„Du… was? Moment mal… hey!“ –
 

„Keine Sorge, ich weiß wo das Schlafzimmer ist.“ Fest umfasste der Größere das Handgelenk des Kochs und zog ihn mit sich, durch den Korridor am Wohnzimmer und der Küche vorbei, bis hinein in Sanjis Schlafgemach. „Na los, mach dich bettfertig.“ –
 

Der Blonde war so perplex, dass er sich nicht mal wehren konnte. „Sag mal spinnst du jetzt komplett? Willst du etwa mit mir schlafen?!“ –
 

„Fürs erste Mal nur ‚bei‘ dir. Den Rest heb ich mir für dann auf, wenn du endlich gut aussiehst und Ace sich als streng hetero rausgestellt hat.“ entgegnete Zorro mit all der Gelassenheit, die er aufbringen konnte, damit Sanji bloß nicht merkte, wie sehr ihm diese Frage eben den Wind aus den Segeln genommen hatte. Willst du mit mir schlafen… dachte der Idiot eigentlich mal vorher nach, bevor er den Mund aufmachte?!
 

Als Zorro sich seines T-Shirts und der Hosen entledigte, nachdem er seine Schuhe abgestreift hatte, dämmerte es Sanji, dass sein Trainer es absolut ernst meinte und tatsächlich bei ihm schlafen wollte. In seinem Bett. Während er daneben lag. Was zum Teufel bildete dieser dreiste Kerl sich eigentlich ein? Wie kam er dazu?! Genau das fragte er auch, ziemlich erbost.
 

„Ganz einfach – ich will nicht, dass du bei einem Fluchtversuch im Fensterrahmen oder im Abwasserrohr stecken bleibst. Also bleibe ich hier und passe auf. – Hast du keinen Pyjama?“
 

Sanji war einfach nur noch baff, wie eiskalt Zorro ihm das unter die Nase rieb. Und er hätte sich selbst in den Arsch beißen können, dass er bei ihrem vorangegangenen Streit so viel Mist gesagt hatte und Zorro damit eine 1-A Vorlage gab, hier zu bleiben und ihm eine vermutlich schlaflose Nacht zu bescheren. „Ich… nein ich…. Du erwartest doch nicht etwa, dass ich mich jetzt vor dir ausziehe, oder was?!“ fauchte er, weil ihm nichts besseres einfiel. „Außerdem schläfst du wenn überhaupt im Wohnzimmer und… hey! FLOSSEN WEG!!“
 

Zorro legte beide Arme um ihn und zog ihn praktisch aufs Bett, in eine feste Umarmung hinein. „Als hätte ich deine Schwabbelstellen nicht schon längst gesehen… aber schön, dann bleib halt hochgeschlossen.“ Und damit war für den Grünhaarigen das Gespräch beendet.
 

Sanjis Herz pochte bis zum Hals, und er bekam erneut Gänsehaut. Die zweite in 10 Minuten und ausgelöst durch Körperkontakt zu seinem Nemesis. Das war doch jetzt nicht wahr… wieso zum Teufel lag er jetzt in Zorros Armen, und das für die nächsten 9 Stunden?? Wie sollte er das denn überleben? Und war das jetzt tatsächlich nur, damit er nicht türmte und sich Nervennahrung besorgte, oder hatte Zorro dabei eiskalte Hintergedanken? Vorsichtig versuchte Sanji über die Schulter zu schielen und sah fassungslos, dass Zorro die Augen geschlossen hatte und sein Atem tief und regelmäßig ging.
 

Dieser Irre war tatsächlich eingeschlafen!! Sanji hätte es ja niemals zugegeben, aber irgendwie hatte er doch mit einem Annäherungsversuch gerechnet… wenigstens mit ein bisschen Fummeln… aber tote Hose! Anscheinend hatte er ja wirklich nicht viel Sexappeal, wenn der Ältere keine Minute brauchte, um mit ihm in den Armen einzupennen.
 

Zu all seiner Verwirrung nun auch noch gekränkt schloss Sanji ebenfalls die Augen und wusste jetzt schon: Eine der schlimmsten Nächte seines jungen Lebens stand ihm bevor. Und hätte er gewusst, was Zorro in diesem Moment dachte, hätte er wohl noch schlechter in den Schlaf gefunden, der ihn erst gegen 0 Uhr einholte.
 

‚Wieso bloß fühlt sich dieser dämliche Blondschopf SO gut an?‘
 

~ Ende Kapitel 8 ~
 

Ich weiß, ich weiß, das Kapitel war ewig lang, aber irgendwie wollte ich nicht zu abrupt den Schlusspunkt setzen... trotzdem vielen Dank fürs Lesen! >/////<



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  Trafalgar_D_Alina
2017-06-20T08:33:09+00:00 20.06.2017 10:33
Super Kapitel 👍😄
Vor allem das Ende 😁
Von:  ninchen_
2010-06-11T20:55:50+00:00 11.06.2010 22:55
*kreisch*
zorro ist ja hammer *__*
unbedingt sofort weiter machen!!!! :)))
ich find das soooo süüüüüss!!!
schnell bitte weiter machen :)

Von: abgemeldet
2010-06-10T12:00:41+00:00 10.06.2010 14:00
Das Kapitel ist keinesfalls zu lang. Meinetwegen können die folgenden Kapitel auch so einen Umfang haben. Ich freu mich schon wenns weiter geht. Dein Schreibstil ist echt flüssig und die Wortwahl ist gut getroffen. Eine echt super Story und dieses Kapitel war ja sooo süüüß ^^
Schreib bitte schnell weiter!!!!
LG Hebi
Von:  Suzi82
2010-06-07T16:46:49+00:00 07.06.2010 18:46
ich als Schokoholiker, versteh sanji mehr als genug. Mit dieser ff habe ich auch beschloßen meinen zuckkonsum runter zu schrauebn (wofür doch ff´s gut sein können xD) und es ist echt schwer nicht schwach zu werden.
Mich würde aber auch mal interesieren wie das dann klappen soll wenn der Monat um ist, so wie Sanji sich aufführt ist das ganze dann in 1-2 Tagen wieder drauf.
Oder will Zoro weiter über Sanji wachen indem er ins Restaurant kommt xD so ach dem motto "Junge ich habe dich im blick" xD
freu mich schon aufs nächste Kapi ^^

lg
Suzi
Von:  helenar
2010-06-07T13:34:30+00:00 07.06.2010 15:34
Hey,
ich bin gerade erst eingestiegen und muss sagen, dass mir deine FF gut gefällt. Dein Schreibstil ist sehr sicher und ich mag deinen Humor :-). Allerdings tut mir Sanji schon leid. Ich an seiner Stelle hätte Zorro ganz klar mit der Polizei gedroht, von wegen Freiheitsberaubung und Nötigung - zuckersüchtig wie ich bin ;-).
Aber was ich mich momentan frage ist Folgendes: was passiert nach den 30 Tagen? So wie Sanjis Ernährungs- und Trainingsplan momentan aufgebaut zu seien scheint, vepufft der sportliche Effekt danach ganz rasch wieder. Schließlich MUSS Sanji als Koch sein Essen probieren und wird die 1000 Kaloriengrenze niemals einhalten können. Wie also stellt sich Zorro den Punkt Nachhaltigkeit vor? Es hilft schließlich überhaupt nichts, Sanji jetzt den Süßkram zu verbieten, nur damit er ihn als Koch nicht nur zubereiten sondern auch kosten muss.... Außerdem scheint er Sanji den Spaß am Sport noch nicht so ganz rüber gebracht zu haben.
Ich bin jedenfalls gespannt wie es weiter geht und freue mich auf das nächste Kapitel.
Liebe Grüße,
Helena
Von:  blumenpups
2010-06-07T10:33:38+00:00 07.06.2010 12:33
Ach, i-wo, zu lang gibbet nicht! XDDDDDD

Der Retter kommt eben doch immer erst in allerletzter Sekunde XD
Zorros Auftritt war wirklich Kinoreif, da kann ich Vivi nur Recht geben ^^
Mann, der ist echt knallhart!
Und Sanji hat ihm so gar nichts entgegen zu setzen - genial! *^^*

Aw, Tashigi tut mir irgendwie Leid o___Ô
Obwohl ich ja sonst generell für sie bin: es wurde endlich mal Zeit, dass Sanji auch einsieht, dass er war für den Grünspan empfindet. So.
Soll er ruhig im Erdboden versinken vor Scham, Zorro hat ihn jetzt im Arm und basta.

Freu mich schon auf's nächste Kapitel =)
Liebe Grüße,
pups
Von:  Sanji
2010-06-06T18:43:57+00:00 06.06.2010 20:43
Oh man, der Schluss gefällt mir hier wirklich am besten. Zoro und Sanji, zuasammen in einem Bett XD
Sanjis Zuckersucht is wirklich niedlich und wie fertig er dann auch noch ist.
Aber nach dieser Nacht sind seine GEfühle vielleicht so aufgewühlt, dann ein Stück Torte nicht mehr reicht XD
Von:  AKIHIRO
2010-06-06T18:30:31+00:00 06.06.2010 20:30
Es war ganz und gar nicht zu lang *-*
Ich hätte noch viel mehr davon lesen können ~
Du schreibst einfach toll <3
Und uwaaah~ Sie kuscheln *_*

Weiter so *knuffz*


Ich werd auch mal versuchen, fleißiger zu sein XD
Von:  Shanti
2010-06-06T18:29:44+00:00 06.06.2010 20:29
hihihihihi

das war ein super süßes kappi xD. ich finde es schön das sanji sich zumindest eingestanden hat zorro zu mögen. und das beide jetzt in einem bett schlafen geilll ^^ büdde schreib ganz schnell weiter. bis dann^^


lg

shanti
Von:  MoiraMalice
2010-06-06T18:14:42+00:00 06.06.2010 20:14
*_* schreib ruhig weiter so lange Kapitel, da hat man wenigstens genug zu lesen.
*schwärm*
xD und jetzt warte ich brav und... wohl oder übel geduldig (;_;) auf die Fortsetzung. argh!


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