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Smoke and Crimson

von

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Kapitel 10

Zwanzig Minuten hatte ihm Sebastian letzten Endes gegeben, denn ihm wurde jedes Mal wenn er sich in Richtung Tür bewegte klar das das was er sich vorgenommen hatte zu sagen, nicht das richtige war. Am Ende hatte er gar nichts.
 

So kam es das Sebastian leise hinaustrat und die Hintertür nur einen Haarspalt breit hinter sich aufließ. Dann ging er vor Grell auf die Knie, welcher mit dem Rücken an den Türrahmen gelehnt saß und erdolchende Blicke in ein unschuldig aussehendes, in Leder gebundenes Notizbuch mit einem Totenkopf an der oberen rechten Ecke warf. Ein Déjà vu? Oh, das ohne Zweifel.
 

„Sprich niemals wieder so mit mir“, sagte Grell, seine Stimme wie ein loderndes Feuer. Er schloss das Buch und es verschwand. „Du hast keine Ahnung wie man mich in der Vergangenheit behandelt hat und so wie ich das sehe bist du der letzte dem ich es erzählen sollte.“
 

„Grell“, sagte Sebastian entschuldigend, wenngleich er nicht verstand warum er ihm eine schuldete. Da gab es zwar den Punkt das er offensichtlich Grells Gefühle verletzt hatte, aber warum ihre Unterhaltung Grell verletzt hatte war etwas das über Sebastians Verständnis hinausging, etwas das er wissen wollte. „Was willst du das ich tue?“
 

„Ich dachte das weißt du schon längst“, antwortete Grell ein wenig frech und noch ein bisschen mehr giftig. „Aber wenn du zu müde bist um vollständig unbegründete Annahmen über meine Gedanken zu machen, lass es mich dir sagen. Ich will das du gehst. Geh und komm niemals wieder“, sagte er bestimmt, auch wenn ihm bei den letzten Worten Tränen in den Augen glänzten. „Mir zu sagen das du mich liebst und das du mich nicht liebst ist das selbe, denn du glaubst das ich nicht aufhören werde es zu versuchen, nicht? Ich bin kein Idiot Sebby. Ich weiß das du hier bist weil du glaubst das ich ein sicherer Treffer bin.“ Grell starrte Sebastian an. „Ich kümmere dich doch gar nicht wirklich, du willst doch nur jemanden der – ich weigere mich von jemandem geliebt zu werden für den ich nur ein letzter Ausweg bin! Glaubst du eigentlich ich bin so verzweifelt? Wenn ich dir nicht gut genug bin, dann versuch nicht mich zu etwas zu machen das deinem Geschmack entspricht. Sag es einfach.“
 

„Wie es scheint, bin ich dann für dich auch nicht gut genug“, antwortete Sebastian. „Nichts was ich um deinetwillen tue ist gut genug, weil du immer so unendlich überzeugt davon bist das–“
 

„Was magst du an mir Sebastian?“
 

„Ich denke ich verstehe jetzt“, sagte Sebastian ruhig. „Hier geht es um deine Eitelkeit.“
 

„Nein, tut es nicht! Beantworte meine Frage, Sebastian Michaelis. Was an mir, mir allein, magst du?“
 

Und dann hielt Sebastian inne. Es endete jenseits dem Grad zwischen nachdenklich und vielsagendem Schweigen.
 

„Du hast keine Antwort darauf, oder?“, fragte Grell schwach. Er gab ein leises abgehaktes Seufzen von sich und sah hinab auf die Erde. „Das– das ist schon okay, nur– es hat einiges, nun, notwendiges... ich meine, es ist gut sowas von vornherein zu wissen, solche Dinge sind besser ausgesprochen, so dass beide Bescheid wissen wie es bei dem anderen ist und... Ehrlichkeit is eine gute Grundlage für jede–“
 

„Ich weiß was ich nicht an dir mag“, unterbrach ihn Sebastian. Es gab ein paar Dinge die er zu diesem Zeitpunkt schon sagen konnte. Er nahm davon jene Sache die ihm den meisten Ärger einbringen konnte. „Du wartest immer darauf das ich dir etwas schreckliches antue.“
 

„Du wirst mich verlassen“, sagte Grell tonlos. „Du wirst mich vögeln bis du mich müde bist und mich dann verlassen.“
 

„Wieso sollte ich das tun?“
 

„Wieso nicht?“, entgegnete Grell bestimmt. „Ich hab dich reingelegt und dich verlassen und...“
 

Und nun waren sie wieder am Anfang ihrer Unterhaltung aufgrund derer sie sich in erster Linie gestritten hatten, falls man das hier überhaupt einen Streit nennen konnte. „Ich denke–“, begann Sebastian, „ich denke du überschätzt wie viel Kraft ich für Rache aufbrauchen würde. Besonders Rache an jemandem den ich liebe.“
 

„Liebe?“, wiederholte Grell tonlos. Er versuchte weiter von Sebastian weg zu kriechen, musste jedoch einsehen das er schon längst dicht an die Wand gepresst dasaß. „Du weißt wie sehr ich dieses Wort mag.“
 

„Weil es das ist was du willst, ist es nicht so?“, wollte Sebastian wissen. „Komm von der Wand weg; sie hat nichts getan um deine Umarmung zu verdienen und ich kann mir nicht vorstellen das sie besonders gut im erwidern ist.“
 

„Liebe ist nichts was ich von dir haben kann, einfach weil ich es will!“, protestierte Grell. „Das würde mich– und danke mir geht es hier gut.“
 

„Aber wenn ich dich liebe, sollte ich dir nicht so oder so geben was du willst? Und wenn es Liebe ist das du von mir willst, also dann wirklich, bist du nichts weiter als grausam, wenn du mich abweist.“
 

Grell schüttelte seinen Kopf. „Ich kann nicht– Ich kann einfach nicht–“ Was auch immer er hatte sagen wollen ging im folgenden verloren. Die Worte zumindest gingen verloren. Was Grell gemeint hatte, war hinterher nicht schwer zu verstehen gewesen. Sebastian wappnete sich schnell, ließ letztlich aber doch zu das ihn Grell, kraftlos und neben sich, auf seinen Hüften sitzend zu Boden drückte. Sebastian starrte in Grells verzweifelten Blick, welcher sich in seinen purpurnen Iriden spiegelte. Als Grell seine Brille abnahm und sie ins dreckige Gras legte war sein Gesicht bedeckt mit Schatten und schwaches Sonnenlicht brach sich in seinem scharlachrotem Haar.
 

Es begann mit einem Kuss der Sebastian irritierte. Aber irgendwann ließ Grell von seinen Lippen ab und biss leicht unsanft in seinen Hals.
 

Grells bewegte seine Hände so flink das Sebastian kaum reagieren konnte, es machte ihn ein bisschen panisch falls, wenn überhaupt, es ihm behagen sollte. Doch Sebastian wollte Grell sagen das er langsam machen sollte, das es okay war und egal was für Wahnvorstellungen die Jahre der Einsamkeit dem Schnitter beschert hatten, er nirgendwo hin verschwinden würde. „Du warst alles was ich wollte Sebastian“, sagte Grell mit kalter Stimme als er sich zurück auf die Füße begab. Abwägend hielt er seine Kettensäge in den Händen und entschied sich dann dafür das er sie woanders haben wollte.
 

Auf einmal dachte Sebastian etwas, etwas sehr einfaches: 'Meine Güte.' Was verständlich war, wenn man bedachte das er sich auf keinen Fluchtweg vor den noch unbewegten Zähnen, welche an seiner Kehle lagen, der Kettensäge Grells besinnen konnte. Es war schließlich momentan sehr gut möglich für ihn enthauptet zu werden. Seine einzige wirkliche Möglichkeit, ein göttlicher Eingriff in die Situation, jedoch nicht.
 

„Ich war erstaunt das du dich mehr um deinen Meister, die Seele die du zu verschlingen gedachtest, mehr gekümmert hast als– sämtliche Hintergedanken der Welt waren dein und nichts weiter; du warst ein großartiger Schauspieler, aber jetzt bist du hier und versuchst es kaum. Ich nehme an ich bin kaum einen Bruchteil deiner Energie und deines Talentes wert.“
 

Und mit einem Mal wurde Sebastian klar das er es niemals gesagt hatte. Sebastian hatte irgendwie immer die richtigen Worte gefunden ohne sie in genau der Reinfolge auszusprechen die sich Grell am meisten wünschte. Jemand verzaubert von Gedichten und Worten hätte es bemerkt, hätte bemerkt das Sebastian das Wort 'Liebe' zwar gebrauchte, jedoch niemals „ich liebe dich“ gesagt hatte. Und jemand der ein Herzleid erwartete würde annehmen es wäre mit Absicht gesagt.
 

„Du hattest recht, weißt du: Ich wollte das du mir wehtust. Ich wollte das du etwas, irgendwas tust das deine Fassade, so attraktiv sie auch ist, zerbrechen lässt und mir zeigst das da noch etwas mehr ist als der schöne Glanz. Hinterher hätte ich mich von dir umgarnen lassen, davon überzeugen lassen das es dir leid tut. Es wäre das beste gewesen das mir jemals passiert ist.“
 

„Ich würde dir gerne meine Seele anbieten Sebastian, aber du willst sie nicht. Aber so wie du hier liegst, müsstest du sie nehmen, wenn ich sie dir in die Kehle hineinstopfen würde, oder nicht?“
 

Sebastian riss die Augen auf. Er gab nicht mal vor zu verstehen was Grell damit meinte, aber es ängstigte ihn trotzdem genauso sehr wie das Kettensägeblatt das an seinem Hals ruhte. „Hier ist ein Vorgeschmack, mein liebster Sebby. So ungefähr als du mit dem kleinen Jungen, der unangekündigt unser Treffen bestimmte, einen Vertrag geschlossen hast, gab es jemanden der jemand anderen zum spielen wollte, wen kümmerte ihn nicht. Aber das wusste ich nicht. Ich wusste nur das er nicht wollte das ich ihn berührte. Oder küsste. Selbst wenn wir allein waren. Wenn überhaupt, war er in der Öffentlichkeit noch viel strenger mit mir als zuvor schon. Und weil er mein Boss war konnte ich nichts sagen.“
 

Will? Nein. Ganz bestimmt nicht. Verzweifelt versuchte sich Sebastian das ganze vorzustellen. Jedoch versagte er, bei dem was Grell als nächstes sagte, kläglichst an dieser Aufgabe.
 

„Das erste Mal hat er– er hat meine Hände am Kopfende festgebunden, mich ausgezogen und kam in mir. Dann hat er mich losgemacht ohne ein Wort zu sagen und noch bevor ich mich wieder erholt hatte, hatte das heiße Wasser meine Geruch von seiner Haut gespült. Lange habe ich gedacht es wäre meine Schuld, das ich es wäre der sich besser benehmen müsste und er derjenige wär der litt, darauf wartete das ich... es war lächerlich–“
 

„Wenn du so verzweifelt“, unterbrach ihn Sebastian, „einen unbedingten Zuspruch des Wissens um meine Liebe brauchst, als etwas das in und für sich selbst geschlossen ist, gibt es nichts das ich tun kann um ihre Existenz für dich zu beweisen. Nein, es ist sogar für jeden anderen, selbst für mich, unmöglich zu beweisen das sie von Natur aus existiert.“
 

Ungläubig seufzte Grell und schüttelte seinen Kopf als er die Kettensäge anhob, so dass sie in der Luft hing. „Ich denke es kommt nicht jeden Tag vor das ein Dämon ehrlich zu jemandem ist...“
 

Sebastian griff nach Grells Hosenbund und zog ihn zu sich nach unten bevor dieser überhaupt reagieren konnte. „Aber du kannst das Feuer in meinen Augen sehen, wenn ich dich anschaue“, sagte er, wobei sein Gesicht nur wenige Zentimeter von Grells entfernt war, als er seine Hand in Grells Nacken legte. „Du kannst fühlen wie ich mich gerade an dich drücke. Du kannst meine Haut riechen und du kannst schmecken– was immer du willst. Und du kannst mich hören und meine Worte deuten und verstehen, wenn ich sage das ich dich liebe. Und ich liebe dich. Was ich vorhin zu dir gesagt habe tut mir leid. Hörst du mir zu, Grell? Oder bist du beschäftigt damit nach den Fehlern zu suchen?“
 

„Ich bin ein Dämon“, fuhr er fort, „aber so viel dazu. Stimmt das archetypische Bild eines Dämons in deinem Kopf mit dem dessen der unter dir liegt überein? Du passt so gar nicht in mein Bild eines Schnitter Tods – und ich will auch nicht das du es tust. Mich wie einen Dämon zu behandeln wäre...“
 

„Aber du klingst so sehr wie ein Mensch.“
 

„Ich–“, begann Sebastian und hielt inne. Seine Stimme war wie gelähmt; egal was er auch versuchte, sie weigerte sich zu funktionieren. Noch schlimmer, seine Hand die bisher sanft Grells Nacken gestreichelt hatte fror in ihrer Bewegung ein und wollte sich nicht bewegen, trotz innerlicher Drohungen seinerseits. Er blinzelte und war erstaunt das er das überhaupt zu Stande brachte.
 

„Sebastian?“
 

Jedoch war die Lähmung dazu gut Grell sanfter zu machen, als alles was Sebastian gesagt hatte. Zuerst sah Grell ihn eine lange lange Zeit an, doch dann legte er sich neben Sebastian ins Gras, welcher versuchte sich zu sammeln. Grell biss sich auf die Unterlippe, verlängerte den Moment für einen Augenblick. „Ich liebe die meisten Menschen, tu ich wirklich. Ich will ihre armen, ängstlichen Seelen bewerten und ihnen sagen das es in Ordnung ist, das der Tod sie nicht zu einem Fehler oder unbedeutend macht. Aber ich kann nicht. Das ist nicht unser Job. Du hast keinen Anteil daran, es sei denn du mischst dich in die Belange der Menschenwelt ein. Ich muss dich nicht lieben – und da gibt es nichts das mich aufhält es zu tun. Und Sebastian, ich denke es ist ziemlich grausam das das Wort 'Menschlichkeit' für die Menschen reserviert ist. Für uns ist es nicht fair, oder nicht?“
 

Woher kam das denn nun?
 

„Außerdem, wie könnte ich einem Gesicht, einem Körper wie deinem nur widerstehen? Und du bist so ein Romantiker.“
 

Es dauerte einen stillen Moment voller Anspannung für Sebastian um zu erkennen das so eines von Grells wirklichen Geständnissen klang, oder zumindest so nah an ein Geständnis kam wie Grell, nachdem er alles was Sebastian niemals über seinen Boss hatte wissen wollen vor ihnen ausgebreitet hatte, es zustande brachte. Unverwandt sah er in den mehr oder weniger bewölkten Himmel des Nachmittages, als ob das flackernde Sonnenlicht genug wäre um ihm zu helfen. „Grell... ich werde dir das nicht antun. Dich benutzen. So sehr ich es auch hasse in dieser Sache ehrlich zu sein, aber wenn ich das wirklich gewollt hätte, hätte ich es schon vor Jahrzehnten. Deine Meinung von mir kümmert mich ein wenig zu viel. Davon abgesehen, glaube ich nicht das 'romantisch' ganz das richtige Wort dafür ist“, fügte Sebastian behutsam hinzu. Eindringlich behutsam, aber es war der Gedanke der zählte.
 

„Du kannst mir das nicht so einfach sagen, nachdem du mir grad erzählst hast das ich dich nicht über das Wort 'Dämon' definieren soll–“, antwortete Grell beinahe im sing sang. „Vielleicht beinhaltet meine Definition von romantisch alles was du tust. Was dann?“
 

Es machte seine abgerundete Logik zu einem Fehlschuss. „Du bist verrückt.“
 

„Keine Ursache“, erwiderte Grell und meinte dann plötzlich, „Sebastian, ich hab grad dreißig Leute getötet, dreißig Leute die noch nicht hatten sterben sollen.“
 

„Kommst du jetzt in Schwierigkeiten?“, wollte Sebastian wissen.
 

„Nein. Das ist ja das schlimme.“
 

Und dann sagte Sebastian überhaupt gar nichts; er nahm einfach nur Grells rechte Hand und noch während Grell ihn verwirrt und vorwurfsvoll ansah, zog er ihm den schwarzen Lederhandschuh aus und legte ihn neben Grells Brille. Schließlich trug Grell immer noch die Kleidung in der er Heinrich Himmlers Männer abgeschlachtet hatte. „Ich muss zugeben, ich hab nicht erwartet das es rot ist“, kommentierte Sebastian was er sah.
 

„Was?“
 

„Deine richtige Haarfarbe. Ich war völlig überzeugt es sei braun, aber siehe da“, meinte er und hielt Grells Handgelenk hoch.
 

„Das ist schummeln!“
 

„Tut mir leid das ich ein Dämon bin“, lachte Sebastian.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2012-05-12T21:46:22+00:00 12.05.2012 23:46
wie hat er denn jetzt rausgefunden, dass grell rote haare hat??

Von: abgemeldet
2012-03-16T21:55:07+00:00 16.03.2012 22:55
grell gefällt mir in diesem kapitel besonders :)
mal nicht dieses chaotische , ich liebe es <3


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